(A-Git) Gitarren vom Gitarrenbauer? Diskussion über Preise/Aufwand/Verarbeitung, Sinn und Unsinn

  • Ersteller Disgracer
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Macht mir halt Freude, ist ein Hobby. Andere kaufen sich 5000-EUR-Fahrräder ...
das ist mein Lieblingsbeispiel. Als Radfahrer werde ich ab und zu von anderen Radfahrern gefragt, was so eine Gitarre kostet.
Ich antworte dann: "etwa so viel wie ein Fahrrad."
Dann kommt meistens die Antwort, dass das ja doch drauf ankommt, dass man das so nicht sagen kann, ist ja alles sehr unterschiedlich usw.
Eben.
:D
 
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Interessanter Aspekt: Der Gitarrenbauer, der mehr über mich/mein Spiel weiß als ich.

Als ich dem Gitarrenbauer den Auftrag erteilt habe kannte er mich etwa zwei Stunden. Soviel wird er wohl auch nicht über mich gewusst haben.

Mein Spiel hat er glaube ich zuerst gehört als ich die Gitarre ein paar Monate später abholte. Es wurden dann noch kleine Korrekturen am Instrument vorgenommen und dann war ich wieder weg mit meiner neuen wundervollen Gitarre.

Der interessante Aspekt trifft also auf meinen konkreten Fall gar nicht zu. Aus heutiger Sicht kann ich aber sagen dass er durchaus vorhanden ist.

*
 
Der interessante Aspekt trifft also auf meinen konkreten Fall gar nicht zu. Aus heutiger Sicht kann ich aber sagen dass er durchaus vorhanden ist.

Den interessanten Aspekt gibt's ja auch andersrum: Ganz viele Leute gieren nach Vintage-Gitarren, sowohl akustisch als auch elektrisch. Bei einer alten Tele oder einer historischen Martin läuft mir auch das Wasser im Mund zusammen, das wäre schon was. Aber eben auch ... das Teil kommt "as-is", da kannste auch nichts Grundsätzliches ändern. Eine Vintage Tele mit 7.25" Radius und Vintage-Mini-Bünden ist halt so, und sollte auch so bleiben wenn man ein bisschen in Richtung Werterhalt bleiben will.

Und noch was Privates: Ich bin Linkshänder, meine Chancen irgendwelche Gitarren anzuspielen sind gering. Alle meine "richtigen" Gitarren habe ich un-angespielt gekauft. Manchmal war es Liebe auf den ersten Blick, manchmal musste ich mich auf das Instrument einstellen, in wenigen Fällen sind wir keine Freunde geworden und die Gitarre wurde verkauft. Meine Lieblingsgitarren sind eher klein vom Korpus, aber ich wüsste nicht mal welche Mensuren und Halsbreiten/-stärken da am Start sind, aber ich habe da schon ein breites Spektrum. Und siehe da ... es geht!

Und JA, auch meine Wandering-Boy-Gitarre, die am anderen Ende der Welt in Australien für mich entstanden ist, hatte ich nicht vorher in der Hand. Nicht mal ein Instrument dieses Bauers. Ist aber ein tolles Teil geworden, nur die Saitenlage ist "zu gut" für mein grobschlächtiges Spiel, aber das kann man ja justieren. Die wird also bleiben.

Ganz persönlich glaube ich also nicht an den Robin-Hood-Bogen oder das Artus-Schwert oder den Maßanzug bei Gitarren, also die Suche nach DEM EINEN INSTRUMENT das PERFEKT zu MIR und meinen VORLIEBEN und meiner SPIELWEISE und meinem KÖRPERBAU und meinem GESCHMACK passt ... ich glaube eher daran, dass man ein grundsolide gebautes gutes Instrument suchen sollte, das sich - WARUM AUCH IMMER! - gut anfühlt und einen dazu verleitet, es oft und gerne in die Hand zu nehmen. Ob mit Gitarrenbauer oder ohne.

Unbenommen - die "maßgeschneiderte" Gitarre macht viel Freude, und es gibt wenig Schöneres als ein tolles Instrument.
 
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Ja, sehe ich auch so, man muß sich bei jeder Gitarre auf das Instrument einstellen, Wobei es in meinem Fall um eine
wertvolle Gitarre vom Gitarrenbauer schade wäre da ich viel zu gerne daran rumbastle. So habe ich jetzt ein paar Biilliggitarren die ich selbst für mich angepasst habe und mit denen ich happy bin und auch genug Abwechslung habe.
Aber ich verstehe jeden dem es gefällt und der Wert darauf legt /ich habe selbst schon mal mit dem Gedanken gespielt mir eine
27.000€ Konzertgitarre zu kaufen und ich finde auch den Preisbereich von 10k-30K für ein qualitativ hochwertiges handgefertigtes
Instrument durchaus als angemessen.
 
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Ich erzähle mal, wie es früher war. Meine Gitarre ist Bj. 1983. So eine Meistergitarre kostete ca. soviel wie ein brauchbares Rennrad, also ca. einen Monatsnettolohn eines Postarbeiters inkl. steuerfreier Schichtzuschläge.
Das amerikanische Original wäre doppelt so teuer gewesen (Wechselkurs, usw.). Man musste blind bestellen. War immer alles ausverkauft. Gefertigt hatte der Mann seine Bautypen in Kleinserien, also ca. 12 Stück. Lieferzeit 6-9 Monate.
Die einfache Modelle kosteten etwas über die Hälfte des innenlackierten Models.
Der Klang und die Spielfreude sind fantastisch.
Kennengelernt hatte ich ihn, weil meine erste Gitarre einen Halsschaden erlitten hatte. Den hat er fast umsonst für mich als Jugendlicher repariert. So wurde ich Kunde und hatte ihm Kunden beschafft.
Sorry, wenn ich in Arbeiter-Monatsgehältern denke. Der einfachste Gitarrenverstärker: fast ein Monatslohn, eine E-Gitarre fast 2,5 Gehälter netto (Original USA) (1974).
Das hat sich alles geändert.
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Aktuell kostet ein brauchbares Rennrad 1500€ und eine brauchbare Gitarre ebenfalls. Das hat sich nicht geändert!
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Klar, geht auch gut doppelt. Schadet nichts.
 
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Ja, sehe ich auch so, man muß sich bei jeder Gitarre auf das Instrument einstellen, Wobei es in meinem Fall um eine
wertvolle Gitarre vom Gitarrenbauer schade wäre da ich viel zu gerne daran rumbastle. So habe ich jetzt ein paar Biilliggitarren die ich selbst für mich angepasst habe und mit denen ich happy bin und auch genug Abwechslung habe.
Aber ich verstehe jeden dem es gefällt und der Wert darauf legt /ich habe selbst schon mal mit dem Gedanken gespielt mir eine
27.000€ Konzertgitarre zu kaufen und ich finde auch den Preisbereich von 10k-30K für ein qualitativ hochwertiges handgefertigtes
Instrument durchaus als angemessen.
Oh Gott. Das wäre absolut unangemessen. Soviel kostet ein Konzertflügel. Aber eine Gitarre …
 
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Flügel war jetzt vielleicht etwas übertrieben. Aber für ein gutes Klavier reichen 30000 schon.
Ich wollte damit auch nur sagen, dass an ein Tasteninstrument wesentlich komplexer ist.
Was was soll denn den Preis bei einer Gitarre rechtfertigen? Material? Arbeitszeit?

Mein bekannter Gitarrenbauer Roy Fankhänel, bei mir um die Ecke, fertigt wirklich sehr aufwändige und hochwertige Konzertgitarren und E-Gitarren. Konzertgitarren gehen bei ihm bei 4000 Euro los und übersteigen auf keinen Fall 10000 EUR. Die Odem-Gitarren liegen ebenfalls bei 4-5 K. Er schafft pro Monat 1 Konzertgitarren. E-Gitarre ist weniger zeitintensiv.
 
Was was soll denn den Preis bei einer Gitarre rechtfertigen? Material? Arbeitszeit?
Das ist es ja eben, genau das ist die seltsame Argumentation: der apodiktische Atommensch geht davon aus, dass X aus Gutheit viel Geld ausgeben muss, damit Y seine Miete zahlen kann; so funktioniert kein mir bekanntes Wirtschaftssystem.
Dazu kommt die Tatsache, dass es nicht um "kalkulierbares" Handwerk geht, sondern um Kunst, und bei Kunstwerken scheint es auch eine "je teurer, desto besser"-Regel zu geben.
:nix:
 
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Sorry, wer lesen kann, ist im Vorteil. Ich hatte wohl gerade geistigen Darmverschluss. Danke für den Hinweis @dubbel :great: .
 
Ich glaube, Enkin Fled hat sich eher über die zitierten 27k bzw 30k gewundert
 
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Da hast Du vollkommen recht. Ich lösche meinen Quatsch.
 
der apodiktische Atommensch geht davon aus, dass X aus Gutheit viel Geld ausgeben muss, damit Y seine Miete zahlen kann

Können wir derartige Strohmannargumente einstellen? Danke.


Was was soll denn den Preis bei einer Gitarre rechtfertigen? Material? Arbeitszeit?

Kannst du dir das wirklich nicht selbst beantworten (das Material ist sekundär). Was rechtfertigt den Preis einer Solistengeige (ca. 20k Eur) ggü. einer Wald- und Wiesengeige?


Oh Gott. Das wäre absolut unangemessen. Soviel kostet ein Konzertflügel. Aber eine Gitarre …

Typisch deutsche Sichtweise - die Gitarre als Instrument erfährt hier einfach keine allzu große Wertschätzung. Bei Solistengeigen staunt auch keiner über einen Preis von 20k.
 
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Das amerikanische Original wäre doppelt so teuer gewesen

Die von mir oben beschriebene Gitarre kostete 1979 genau so viel wie eine Martin D 35 die hier in Dortmund bei Musik Jellinghaus vorrätig war.

Die D 35 kostet aktuell bei Thomann 4299,- €

Bei Solistengeigen staunt auch keiner über einen Preis von 20k.

Ich schon, denn die Violinisten die ich so kenne spielen Instrumente für deren Wert man sich auch ein schmuckes Eigenheim kaufen könnte. 20k sind da glaube ich eher so der Einstieg.

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Typisch deutsche Sichtweise - die Gitarre als Instrument erfährt hier einfach keine allzu große Wertschätzung. Bei Solistengeigen staunt auch keiner über einen Preis von 20k.
... nur bei Bratschen ... (gibt's die überhaupt solistisch? ;-)

Ich habe aber den Eindruck, dass die Sicht einerseits nicht "typisch deutsch", sondern eher allgemein ist, und andererseits sich die "akzeptierten" Preisregionen für neue Konzertgitarren in den letzten 10 oder 15 Jahren deutlich nach oben entwickelt haben.
 
Ich schon, denn die Violinisten die ich so kenne spielen Instrumente für deren Wert man sich auch ein schmuckes Eigenheim kaufen könnte. 20k sind da glaube ich eher so der Einstieg.

OK, ich meinte Preise für neu angefertigte Instrumente von renommierten Geigenbauern.

Du sprichst vermutlich von älteren Instrumenten von "Promi-Geigenbauern"?
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Ich habe aber den Eindruck, dass die Sicht einerseits nicht "typisch deutsch", sondern eher allgemein ist, und andererseits sich die

Ich nehme den US-amerikanischen Markt und die Diskussionen im entsprechenden Forum ganz anders wahr (Acoustic Guitar Forum) als es hier der Fall ist. Da wundert sich keiner über Preise > 10k.

Was auch nicht unbedingt verwundert - ist doch die Steelstring deren Volksinstrument.
 
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Ich habe jetzt mal interessehalber geschaut wieviel beim Th. die teuerste Konzertgitarre kostet, sind auch 28k.
Und ja, günstige Yamaha-Flügel gibts auch ab 10k.
Was ich aber überhaupt nicht nachvollziehen kann sind die Preise von Strat- und LP Sammlerstücken.
 
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Und ja, günstige Yamaha-Flügel gibts auch ab 10k.
... und die günstige Yamaha C40-Nylongitarre für 136€ - wobei ein Stutzflügel auch kein "richtiger" Konzertflügel ist, sondern eine gekappte Ausführung für "kleine" Zimmer (was man halt so "klein" nannte). Yamaha definiert den "Konzertfügel" bei den Modellen CF*. Da geht's mit dem CF4 - und der ist auch kein großer Konzertflügel, sondern ein kleiner - bei ca. 90k€ los.
Was ich aber überhaupt nicht nachvollziehen kann sind die Preise von Strat- und LP Sammlerstücken.
dto.
 
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