(A-Git) Gitarren vom Gitarrenbauer? Diskussion über Preise/Aufwand/Verarbeitung, Sinn und Unsinn

  • Ersteller Disgracer
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Ich kenne, in fast allen Bereichen, bisher nur den Hinweis "Anfertigungen oder Sonderwünsche sind von Rückgabe und Umtausch ausgeschlossen".

Wenn jemand, wie von Dir geschrieben, sagt "Du mußt sie nicht nehmen", dann nenne ich das "maximal Kundenorientiert". Solche Gitarrenbauer empfiehlt man natürlich gerne und bedenkenlos für alle Arbeiten rund um die Gitarre weiter, da sich diese Kundenorientierung wohl auf alle Leistungen erstreckt.
 
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"du mußt sie nicht nehmen", ich fand aber beide Gitarren sehr gut und bin voll auf zufrieden. Wie andere Gitarrenbauer das handhaben, weiss ich natürlich nich
Die Gitarren, die ich mir bauen ließ, sind nach meinen Vorgaben hergestellt worden, also Specs, Farbe, Halsprofil, etc... da sagt man ungern "nee, nehme ich nicht". Mal davon abgesehen waren die wirklich super und ich bin froh, diese Gitarren zu besitzen.
 
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Ein guter Bekannter von mir ist ebenfalls Gitarrenbauer und seine Arbeit ist jeden Cent wert. Seine Preise sind hoch, ja. Aber ich bezahle ihn gerne. „Ein guter Arbeiter ist seines Lohnes wert.“

ZUm Thema „Ist Arbeit vom Gitarrenbauer es wert?“ Ich selbst besitze eine alte LOWDEN von 1985…die waren damals schon teuer. Warum? Damals war die Manufaktur in Irland noch klein. Aber die Qualität hat überzeugt! George LOWDEN hat sich bewährt und seine Gitarren werden auf den Bühnen dieser Welt gespielt! Die Gitarre ist optisch weniger opulent als meine SJ 200 von Gibson, aber trotzdem teurer! Warum? Die LOWDEN ist objektiv gesehen nicht hochwertiger gebaut oder künstlerischer gestaltet...

Ich finde, dass ab einem gewissen Preispunkt der ideelle Wert den sachlichen eindeutig übersteigt. Ob einem das Instrument das Geld wert ist, entscheidet der Spieler! Ich bin mit DEM Sound der LOWDEN glücklich - also ists mir das auch wert. Ich habe einige SJ 200er in Händen gehabt und immer dankend abgelehnt, bis ich „DIE EINE“ hatte. Instrumente sind IMMER Einzelstücke - und sie sprechen uns eben an, oder nicht!

Ich besitze eine alte Strat, die mal die Werkbank eines jungen Nick Page verlassen hat…und sie ist grandios. Sofern jemand mit Zeit und Lust ans Werk geht, entsteht meist etwas gutes dabei!

Meine Meinung daher: -> Bezahlt daher eure Gitarrenbauer gut, damit ihnen die Lust nicht vergeht!!! Denn nur wer frei (kein Druck…Zeit, Geld, Auftragslast, Unzufriedenheit, Konkurrenzkampf, …) ist, kann auch entspannt arbeiten und kreativ sein und sich in sein Werk hingeben.
 
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Ich habe im NAMM Thread ein paar Rückmeldungen der Gitarrenbauer-Front hinterlegt. Diskussionen dann bitte wieder hier :) ...

#93

Gruß
Martin
 
Nachtrag:

Ich konnte vor einigen Wochen ein Instrument von eine Meister begutachten, der ca. im Preisbereich 3k-5k verkauft. Die Verarbeitungsqualität war aus meiner Sicht arg verbesserungswürdig, bspw.:

- sehr inhomogene Porenfüllung an Hals und Korpus
- tlw. kleine Gaps zwischen Binding und Decke / Boden
- Zusammentreffen der Bindings mehrere mm außermittig
- tlw. noch Bleistiftmarkierungen unter der Politur zu sehen
- ordentlicher Spalt sichtbar zwischen Steg und Decke
- inhomogener Materialaufbau der Schelllackpolitur am Hals/Korpusbereich

Schätze, bei ehrlicher und fachkundiger Betrachtung würde es bei vielen Wald- und Wiesen-Gitarrenbauern ähnlich verhalten (Ausnahmen bestätigen die Regel) und bestätigt mich nochmals darin, mit den vorigen Ausführungen richtig zu liegen. Auch kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass mein zweiter Eigenbau qualitativ in nahezu allen Aspekten verarbeitungstechnisch weitaus besser ist. Und das ist "nur" der zweite Versuch eines Amateurs!
 
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Und welche Unterschiede im Klang hast Du herausgefunden?
(nur darauf kommt bei so einer Akustik an, der Rest ist doch eher zweitrangig)
VG, Christian
 
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Nachtrag:

Ich konnte vor einigen Wochen ein Instrument von eine Meister begutachten, der ca. im Preisbereich 3k-5k verkauft. Die Verarbeitungsqualität war aus meiner Sicht arg verbesserungswürdig, bspw.:

- sehr inhomogene Porenfüllung an Hals und Korpus
- tlw. kleine Gaps zwischen Binding und Decke / Boden
- Zusammentreffen der Bindings mehrere mm außermittig
- tlw. noch Bleistiftmarkierungen unter der Politur zu sehen
- ordentlicher Spalt sichtbar zwischen Steg und Decke
- inhomogener Materialaufbau der Schelllackpolitur am Hals/Korpusbereich

Schätze, bei ehrlicher und fachkundiger Betrachtung würde es bei vielen Wald- und Wiesen-Gitarrenbauern ähnlich verhalten (Ausnahmen bestätigen die Regel) und bestätigt mich nochmals darin, mit den vorigen Ausführungen richtig zu liegen. Auch kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass mein zweiter Eigenbau qualitativ in nahezu allen Aspekten verarbeitungstechnisch weitaus besser ist. Und das ist "nur" der zweite Versuch eines Amateurs!
Aha da war dann also nicht nur seine Ausbildung umsonst, sondern er hat noch nicht mal soviel handwerkliches Geschick wie ein Amateur beim 2. Versuch. Hmmm und verkauft trotzdem Gitarren für über 3k?

Ich hab 3 Gitarren vom Gitarrenbauer und bin sehr zufrieden. Abgesehen davon auch eine vom Amateur die jetzt an der Wand als Deko hängt und kaum anständig zu bespielen ist.
 
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(nur darauf kommt bei so einer Akustik an, der Rest ist doch eher zweitrangig)
Nein, es kommt bei einem hochwertigen Instrument nicht nur auf den Klang an.


sondern er hat noch nicht mal soviel handwerkliches Geschick wie ein Amateur beim 2. Versuch.
Entweder das oder keine Motivation / Anspruch an die eigene Arbeit. Denke es ist eher eine Einstellungsfrage, also eher letzteres (hatte ich oben auch schon mal ausgeführt).
 
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Ist es nicht am Ende des Tages eigentlich völlig hupe wer die Gitarre gebaut hat?

Zumindest dann, wenn es nur nach dem subjektiven Empfinden geht. Wenn man mal nicht über Preise, "Werstabilität", Kunstobjekte, Marken, Billiglohnländer, etc., nachdenkt? Was zählt denn am Ende? Bei mir ist das immer noch die Musik.

Das geht oft irgendwie unter, vor lauter Begeisterung für irgendein Instrument. So wirkt das zumindest oft auf mich. ;-)

Es gibt Gitarrenbauer als "one man show", die tolle Gitarren bauen, oder auch kleinere und größere Firmen, die halt etwas mehr produzieren.

Ich selbst erwarte in gehobener Preisklasse natürlich auch eine angemessene hohe Qualität, was die Fertigung betrifft und auch hochwertige Materialien. Wobei ich auch schon oft (positive) Überraschungen bei relativ günstigen Gitarren erlebt habe.

Alles Andere ist doch eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Wobei das mit der Qualität auch bei hochpreisigen Gitarren aus gößerer Produktion auch nicht immer so dolle ist. ;-)

Ich kenne da z.B eine Collings :whistle: , bei der irgendein Mitarbeiter wohl die Fasern des Holzes der Decke leicht mit angeschnitten hat, als der Lack entfernt wude um die Brücke aufzuleimen. Das hat natürlich irgendwann nicht mehr gehalten. War auch etwas doof zu reparieren. (ging aber) Ein kleiner, aber sehr erfahrener, deutscher Gitarrenbauer hat das dann bestens erledigt. Eine auch nicht ganz günstige Martin mochte ihr Binding irgendwann nicht mehr. Kommt übrigens häufiger vor.

Der Gitarrenbauer als Einzelkämpfer hat natürlich andere Herausforderungen als eine größere Bude. Beachtlich finde ich es, wenn sich ein "kleiner Gitarrenbauer" alleine durch die Qualität seiner Arbeit und nur durch Mund zu Munde Propaganda einen guten Ruf aufbaut. Auch Firmen, die später etwas gewachsen sind, wie z.B. oben genannt die Firma "Lowden" haben ja auch mal ganz klein angefangen. Meine Lowden F-25c war übrigens objektiv sicher auch eine klasse Gitarre, keine Frage, aber trotzdem habe ich sie dann doch wieder gegen eine Andere gewechselt.

Bei einer größeren Produktion sollte die grundsätzlche Qualität natürlich auch stimmen, aber wenn es um den kommerziellen Erfolg geht, da ist halt vieles schlicht auch einfach "Marketing". Das muss auch so sein, sonst funktioniert das nicht. ;-)

Der Gang zum Gitarrenbauer wäre für mich eher damit verbunden ganz konkrete und individuelle Vorstellung umgesetzt zu bekommen. Ansonsten spiele ich halt die Gitarren mit denen ich mich wohlfühle.

"Die eine Gitarre", die gibt es für mich so oder so nicht. Deshalb habe ich ja quch mehr als eine. ;-) Wobei es bei mir schon Gitarren gibt, die nimmt man kurz in die Hand, spielt ein wenig und man möchte sie nicht mehr loslassen. Bei meiner Larrivee war das z.B. so. Dass ist aber immer ein sehr subjektives Empfinden.

Ob da jetzt bestimmte Gitarrenbauer, Käufer , Sammler, die hre Gitarren eher als Kunstobjekte oder Wertanlage sehen, dass interessiert mich persönlich weniger.
Wobei das natürlich genau so ok ist. Jeder Jeck ist anders.

Ich selbst will ja "eigentlich" einfach nur Musik mit den Dingern machen.

Und die meisten meiner Gitarren sind besser als ihr Spieler. ;-)
Sicher ist da auch bei mir immer eine gewisse Begeisterung für schöne und gut klingende Instrumente dabei.

Aber ich sehe das heute doch alles eher recht "unaufgeregt".
Ich habe im Laufe meinem schon etwas längeren Leben schon so einige wunderbare Gitarristen/innen kennenlernen dürfen und durfte hier und da auch schon auf deren Instrumenten spielen. Klar sind das zum Teil auch "Gitarren-Freaks" und die haben auch ihre Vorlieben und individuellen Vorstellungen was ihre Gitarren betrifft, aber was diese Künstler und ihre Musik ausmacht, dass sind ganz sicher nicht deren Instrumente.
 
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ein Instrument von eine Meister begutachten, der ca. im Preisbereich 3k-5k verkauft. Die Verarbeitungsqualität war aus meiner Sicht arg verbesserungswürdig,
OK, die Beobachtung und Einschätzung sind valide. Aufgrund Deiner eigenen Kenntnisse und Erfahrungen kannst Du solche Dinge detektieren und bewerten. Die Folgerung aus dieser Beobachtung ist für aber mich nicht hundertprozentig fair. Weißt Du denn mehr über dieses spezielle Instrument, das Du in der Hand hattest, und die Rahmenbedingungen der Entstehung? Handelt es sich beim Hersteller um einen Ein-Mann-Betrieb oder hat besagter "Meister", dessen Name auf dem Label steht, eine Reihe von Angestellten oder Lehrlingen? Sind gar Zulieferer im Spiel? Oder gab es übermäßig scharfe zeitliche Vorgaben von außen, so dass sich der Punkt im magischen Dreieck (Kosten-Zeit-Qualität) ungünstig verschoben hat?
 
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Sehe ehrlich gesagt in keinem der genannten Punkte eine Rechtfertigung dafür, durchwachsene Qualität abzuliefern.

Am Ende klebt der Zettel mit dem Namen des Erbauers im Instrument. Damit macht er ein Statement, welchen Anspruch er an die Qualität seiner eigenen Arbeit hat.

Ich zitiere dazu auch noch mal sinngemäß aus den bereits verlinkten Videos von Goodall und Greenfield.

Goodall: "Exzellenz ist kein Detail."

Greenfield: "Kein Instrument verlässt meine Werkstatt, wenn ich nicht davon überzeugt bin, dass es das Beste ist, wozu ich in der Lage bin."

Diese Einstellung spiegelt sich in den Instrumenten wider.

Dann noch ein Gedanke zum Thema Klang vorrangig, Verarbeitung nachrangig:

Wer nicht die gebotene Akribie bei der Verarbeitung an den Tag legt, der wird es in der Regel wohl auch nicht bei der klanglichen Abstimmung tun. Von daher denke ich, dass sich beides bedingt.
 
Wer nicht die gebotene Akribie bei der Verarbeitung an den Tag legt, der wird es in der Regel wohl auch nicht bei der klanglichen Abstimmung tun. Von daher denke ich, dass sich beides bedingt.
Hmm, das möchte ich etwas relativieren bzw. in einen Kontext stellen. Mitte / Ende der1970er war die Qualität bei Martin und Gibson ziemlich durchwachsen. "Der Markt" reagierte darauf, indem einerseits "die Japaner" mit herausragender Verarbeitungsqualität große Marktanteile bekamen, europäische Hersteller wie Lowden und Fylde mit eigenen Konzepten gute Instrumente auf den Markt brachten und in den USA "Boutiquehersteller" auf den Markt kamen. Einer der ersten von ihnen war Michael Gurian. Seine Instrumente sind mit (sehr) wenigen optischen Gimmicks "komplett auf Sound gebaut" (erstklassige Hölzer und gute Intonation), aber die Innenverarbeitung ist in heutigen chinesischen Anfängerinstrumenten oft besser (Leimreste). Nevertheless - im Vergleich zu "den großen" US-Herstellern der Zeit waren die Gurians eher besser verarbeitet. Ach ja: Und das Logo war ein billiges Abziehbild:) Als ich meine erste kaufte (Listenpreis in D damals auf Grund eines hohen Dollars ca. knapp 3000 DM, schätzte sie jemand, der die Marke nicht kannte, auf Grund des optischen Eindrucks auf 300 DM...)
Vielleicht hat es sich in den letzten 40 oder 50 Jahren etwas geändert (meine Güte, bin ich alt geworden), aber ich habe den Eindruck, dass es früher primär um die handwerkliche Herstellung guter Handwerkszeuge für die Musik ging. Instrumentenbauer waren Handwerker. Heute begreifen sie sich meiner Beobachtung nach eher als Künstler oder Kunsthandwerker, mit viel (mehr) Liebe zu Details und mehr Lust am theoretischen Background. Und häufig kommen sie auch nicht traditionell aus dem Instrumentenbau. Das passt auch zu Deiner Beobachtung: Du bist kein gelernter Instrumentenbauer, Michael Gurian und Jose Romanillos waren es ebenfalls nicht, sondern kamen aus dem Möbelbau, haben dadurch vielleicht ein ganz anderes Selbstverständnis (gehabt). Andere kommen erst in späteren Jahren als sehr bewusste Entscheidung in das Handwerk hinein, und nicht, weil sie zufällig im Musikwinkel oder in Nazareth/PA geboren wurden.
 
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