Ein Clubbesitzer hat mir gesagt, dass seine größte Angst nach jeder neuen Band ist, dass es den Kunden zu laut war. Zu laut für ein Konzert, bei dem man laut als Kunde sowieso laut erwartet.
Will man also Kunden - sprich Gigs - dann sollte man es auch so machen wie es ihnen gefällt. Aber sage das mal dem 100 W Fullstack.
Ich weiß sehr gut, was du meinst.
Dazu kommt gerade auch seit Jahren dieser neue Trend zum "Loudness War" (auch auf Studioproduktionen). Der Sound wird überladen bis zum geht nicht mehr (da gibts auch immer weniger das von dir genannte "Freistellen") und der Dynamikbereich (laut/leise) wird immer geringer oder ist zum Teil gar nicht mehr vorhanden. Solche Sounds sind auch bei vergleichbar niedrigeren Lautstärken schon für viele sehr "nervig" (Ear Fatique), man wird im wahrsten Sinne des Wortes "zugedröhnt". Ich kann mir aus dem Grund z.B. die allermeisten neueren Metal-Produktionen, oder das, was sich jetzt "Hardcore" oder "Djent" nennt, nicht mehr anhören. Der Trend beim Equipment geht leider auch in die Richtung. Kaum einer spielt noch ohne TS/808 vor seinem "eh-schon-Metal"-Amp, dazu dann noch Noise-Gate, um die Nebengeräusche bei noch mehr Gain in den Griff zu kriegen und dann muss noch ein Maximizer her, damit der Wahnsinn perfekt ist. Ok, ist alles Geschmackssache, mir gefällts halt nicht. Ich mag auch keine Drummer, die selbst mit fetten Kopfhörer spielen und NUR so laut wie möglich spielen können (die meisten sagen dann eh, sie "wollen" es so).
Ein erstmal massiv geschädigtes Gehör kann sich nicht so leicht erholen, da wir ständig massiven Umweltgeräuschen ausgesetzt sind, und gerade die Kits mit ständig Vollbeschallung (Kopfhörer) unterwegs sind.
Ein massiv geschädigtes Gehör erholt sich gar nicht mehr. Das ist ja das Problem.
Wenn die Sinneshärchen im Innenohr mal abbrechen (Knalltrauma), sind sie kaputt, da wächst auch nichts mehr nach. Beim Lärmtrauma besteht eine Chance auf Besserung.
Es wird natürlich bei jedem akuten Tinnitus (oft verbunden mit einem Hörsturz) empfohlen, das Gehör erstmal zu schonen - damit ist aber nur gemeint, dass man sich nicht gleich wieder "Lärm" aussetzt (der erst dazu geführt hat (mal abgesehen von anderen Ursachen wie Stress, da ist es dann die Folge von Durchblutungsstörungen und meist reversibel).
Das Beste ist aber, sich in dem Fall trotzdem einer moderaten Geräuschkulisse auszusetzen, um sich vom Tinnitus abzulenken. Das ist wie mit dem von mir bereits beschriebenen Ticken der Wanduhr in ruhiger Umgebung, wenn du dich drauf konzentrierst, nimmst du es wahr, wenn du nicht drauf achtest, kannst du es "ausblenden". Das Ausblenden ist dann immer das Ziel, entweder durch Ablenkung oder halt durch "Kaschieren" durch andere Geräusche, die das überlagern. Wenn das nicht gelingt, können sich diese Ohrgeräusche auch vereinfacht gesagt ins Gehirn einbrennen und neue neuronale Bahnen ausbilden. Das geht dann soweit, dass in Extremfällen vollständig taube Patienten, die an Tinnitus litten, denen man den Hörnerv durchtrennt hat in der Hoffnung, sie endlich vom quälenden Pfeifen zu befreien, diese dennoch nach dem operativen Eingriff weiter diese Ohrgeräusche wahrgenommen hatten.
Mir hat auch mal ein HNO Arzt erzählt, dass von jedem - auch noch so kleinem Hörsturz - ein bleibender Schaden zurückbleibt. Auch, wenn er demjenigen gar nicht auffällt. Wenn sowas halt häufig vorkommt, dann summiert sich das und irgendwann stellt man fest, dass man schlechter hört.
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Wenn es nur ihres wäre ...
Ich finde es schade gehen zu müssen, weil auf mein Gehör keine Rücksicht genommen wird. Immerhin bin ich der (König) Kunde.
Das Problem ist auch, dass es dafür nach wie vor kaum Akzeptanz gibt, wenn jemand sagt, er möchte ein Konzert besuchen (oder einfach in einem Club feiern) und erwartet, dass es dort nicht ZU laut ist. Dann heißt es doch immer "ja dann mach halt Ohrstöpsel rein". Wenn dann jeder dritte schon diese Dinger drin hat, sollte sich der Veranstalter auch mal überlegen, was er da macht. Auch hinsichtlich dessen, dass es rechtlich durchaus möglich ist, wenn dort gewisse Pegel überschritten werden, dass jemand, dessen Gehör dadurch geschädigt wird, Anzeige erstattet (und das mit Erfolg - kam schon vor!).