Anforderungen an Keys in einem Tribute - Projekt

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So, ich komme Rollo mal zuvor und mache einen Thread dazu auf.

Dieser Thread soll die Anforderungen bei der Umsetzung von Keyboards in einem Tribute - Projekt behandeln.

Vielleicht erst mal: Wer von euch spielt denn schon in so ner Band oder hat es vor?
 
Eigenschaft
 
Ich, Gotthard!
 
Na, das ist doch schon mal was ausgefallenes... Gotthard-Tribute hab ich noch nie gehört..

Was sind die Anforderungen dabei? Welche Keys spielt der Keyboarder im Original live? Fantom X, Orgelexpander, was hat er unten als gewichtete Tastatur?

Ich denke, bei Gotthard sind die Gitarren und der Sänger das A und O. Da liegt das Hauptaugenwerk.
Gibt es da ausgeprägte Key-Soli? Ich höre da sehr viel Flächen, Orgel, Piano. Also typisches Rockbesteck... ;-)
 
P80 bei der letzten Tour mit Steve Lee.

Das meiste sind Orgeln, Piano und Flächen. Bisher habe ich das mit PC3 und VK8m abgedeckt. Jetzt mache ich das mit dem Kronos.
 
Tja, viele hier scheinen nicht in der Richtung unterwegs zu sein..

Also fangen wir doch mal an:
Tribute - Band ist ja bekanntlich eine einem einzelnen Künstler oder einer einzelnen Band zugewandte Coverband, die versucht, die Originale so genau wie möglich wiederzugeben.

Dazu zählt sowohl die musikalische Interpretation (Original-Sounds, Spielweise) wie auch der Look des Original-Acts.

Hier zählt also mehr als bei einer normalen Cover-Band: wie nahe komme ich an die Originale ran? Wobei diese sich durchaus rausnehmen dürfen, live ihre eigenen Werke mal völlig anders zu verwursteln, während dies in einer Tribute-Band keine Option ist...

Es gab in Deutschland und Europe vor einigen Jahren eine echte Schwemme solcher Bands, mittlerweile ist dies wieder etwas abgeklungen...
Sicherlich gibt es eine Reihe von Acts, die sehr gerne zum Vorbild genommen wurden:
- ZZTop (einfache Sache, Besetzung simpel, Musik keine allzu große Herausforderung)
- Bon Jovi (Mainstream-Rock, viele Hits)
- AC/DC (einfache Besetzung, keine Keys, allerdings stimmlich hohe Herausforderung)
- Police (stimmlich schwierig, ansonsten eher kleines Besteck)

Dazu gibt es aber dann auch ne ganze Menge Bands, die sich an echten Herausforderungen gewagt haben:
Queen, Supertramp, Pink, Robbie Williams, Manfred Mann, Pink Floyd, Abba, etc.

In den letzten Jahren ist die Welle etwas abgeebbt, aber es gibt auch immer wieder neue Acts.
 
Ich spiel in einer Doors Tribute Band - in Originalbesetzung, also ohne Bassisten. Den Bass übernahm der Keyboarder mit der linken Hand.

Ist natürlich was ganz spezielles für einen (Rock) Keyboarder, weil:
- spezielle Orgelsounds (Vox Continental, Gibson G101)
- während den Songs keine Hand frei weil die linke wegen Bassspiel immer an den Tasten klebt. Dafür muss man sich aber wenig Gedanken um komplexe Setups, Splits etc machen ;)
 
Ich war vor ein paar Tagen bei einer Genesis Tribute Band, den Carpet Crawlers. Das Setup des Keyboarders ist:

Roland A90
Kurzweil K2661
Kurzweil PC3

Damit war er zumindest so weit am Original, dass der Charakter der Stücke überwiegend sehr gut rüber kam. Viel entscheidender für den positivem Gesamteindruck war allerdings der Sänger, der die Stimme von Peter Gabriel sehr gut nachstellen konnte.
 
Ich spiel in einer Doors Tribute Band - in Originalbesetzung, also ohne Bassisten. Den Bass übernahm der Keyboarder mit der linken Hand.

Ist natürlich was ganz spezielles für einen (Rock) Keyboarder, weil:
- spezielle Orgelsounds (Vox Continental, Gibson G101)
- während den Songs keine Hand frei weil die linke wegen Bassspiel immer an den Tasten klebt. Dafür muss man sich aber wenig Gedanken um komplexe Setups, Splits etc machen ;)

Hast du einen Rhodes Bass auf der Bühne? Vox und Gibson ist ja eher klanglich poblemlos... da Schweineorgel-Sound. Den Rest macht der Rhodes Sound aus... Bass und halt der normale Rhodes Sound... womit machst du das?

Doors finde ich mal außergewöhnlich.. auch eher selten.

- - - Aktualisiert - - -

Ich war vor ein paar Tagen bei einer Genesis Tribute Band, den Carpet Crawlers. Das Setup des Keyboarders ist:

Roland A90
Kurzweil K2661
Kurzweil PC3

Damit war er zumindest so weit am Original, dass der Charakter der Stücke überwiegend sehr gut rüber kam. Viel entscheidender für den positivem Gesamteindruck war allerdings der Sänger, der die Stimme von Peter Gabriel sehr gut nachstellen konnte.

Carpet Crawlers gehören aber auch schon zur gehobene Klasse der Tribute Bands, meine ich... und der Keyboarder hat da auch noch was neben sich stehen... ;-)



Großartige Band! Obwohl der Sänger mit den Höhen teilweise etwas seine Probleme hat... Den Gabriel macht er super, aber Genesis hatte ja nunmal mehr als nur einen Sänger... was eins der grundlegenden Probleme bei vielen Bands ist..
 
Yep, was im Rack war, entzieht sich meiner Kenntnis. Zum Sänger meine ich, dass Phil Collins den Gabriel schlechter imitiert hat :rofl: (ich war damals bei der Trick of the Tail Tour im Konzert, da bestand der grössere Teil des Repertoirs noch aus den alten Songs).
 
Zunächst mal für die, die es nicht wissen: Ich spiele in keiner Tributeband. Ich habe es auch nicht vor. Denn momentan spiele ich in einer "normalen" Hobby-Coverband, habe aber jetzt schon streckenweise Ansprüche und Ambitionen, die an eine Earth, Wind & Fire-Tributeband erinnern, die aus welchem Grunde auch immer keine Bläser haben, wo das Gebläse also komplett von den Tasten kommen muß. (So bescheuert das auch klingt.) Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn ich in einer richtigen Tributeband landen würde, die nicht einfach nur 'n bißchen Piano, Rhodes und Hammond im Hintergrund braucht.

Tribute - Band ist ja bekanntlich eine einem einzelnen Künstler oder einer einzelnen Band zugewandte Coverband, die versucht, die Originale so genau wie möglich wiederzugeben.

Dazu zählt sowohl die musikalische Interpretation (Original-Sounds, Spielweise) wie auch der Look des Original-Acts.

Hier zählt also mehr als bei einer normalen Cover-Band: wie nahe komme ich an die Originale ran? Wobei diese sich durchaus rausnehmen dürfen, live ihre eigenen Werke mal völlig anders zu verwursteln, während dies in einer Tribute-Band keine Option ist...
Trefflich beschrieben.

Live-Umarrangieren ist ein Thema für sich. Gerade bei komplizierteren Acts, deren Studioversionen live nur unter großen Schwierigkeiten umsetzbar sind, heißt es immer wieder: Spielt doch 'ne Liveversion!

Das Problem dabei ist: Nicht bei jedem Vorbild kennen die Zuschauer originale Liveversionen.

Ich zitiere mich mal aus einem anderen Thread über Tributebands:
Ich würde grundsätzlich unterscheiden zwischen vier Zuhörergruppen:
  • Der Gelegenheitshörer. Kennt die Originale hauptsächlich aus dem Rundfunk.
  • Der moderate Fan. Hat zumindest die wichtigsten Alben, kennt musikalisch also mehr als das, was im Radio läuft, sowohl reine Albumtracks als auch Albumversionen von Songs, die für den Singlerelease oder fürs Radio gekürzt wurden. Kann das eine oder andere Livealbum haben, muß aber nicht.
  • Der Hardcore-Fan. Hat mindestens alle regulären Releases, häufig zusätzlich Raritäten, definitiv auch diverse Livealben/-videos, und auch Konzertbootlegs finden sich in seiner Sammlung. Verfügt außerdem über ein umfassendes Wissen über das Original.
  • Der Musikerpolizist. Überlappt mit einem der drei obigen Typen, achtet aber zusätzlich auf das verwendete Equipment, die Spielweise der Musiker und je nachdem, welchem Instrument er sich normalerweise widmet, noch mehr auf die klangliche Authentizität als der Hardcore-Fan, weil er als Musiker hören und nachvollziehen kann, wie der Klang gemacht wird.
Mit Sicherheit mit Live-Versionen kriegt man nur die Hardcore-Fans, die diese Live-Versionen auch kennen. Bei moderateren Fans sind es vielleicht einige wenige, die die eine oder andere Live-Version kennen. Und unter den Nicht-Fan-Gelegenheitshörern ist das niemand. (Ausnahmen wie Blues Brothers oder Cheap Trick, wo manche Sachen nur in Live-Versionen bekannt sind, zählen hier mal nicht.)

Beispiel wäre The Musical Box, eine kanadische Band, die die Genesis der 70er nachspielt, vornehmlich aus der Zeit, als Peter Gabriel noch dabei war, und komplett prä-And Then There Were Three, als Steve Hackett noch dabei war. Ich wage mal zu behaupten, das Publikum von The Musical Box besteht zu mindestens 80%, wenn nicht 90% aus 70er-Jahre-Genesis-Fans, also Progheads. Einige gehen da hin, um die alten Genesis mal live zu sehen, aber ich schätze, mindestens 30% haben das als Hardcore-Fans schon – entweder sie waren selbst damals dabei, oder sie haben die entsprechenden offiziellen oder Bootleg-Livemitschnitte oft genug gesehen und wissen daher ganz genau, wie die Selling England By The Pound-Tour aussah.

Gelegenheitshörer spielen in so einem Publikum keine Rolle. Denen bringt es nichts, eine Band wie The Musical Box zu sehen, weil sie gar keine Vergleichsmöglichkeit haben. Ich meine, die alten Progsachen von Genesis laufen weder im Popradio noch im Schlagerradio noch im Oldieradio. Womöglich verirren sich diese Leute teilweise ins Konzert (Konzert, nicht Gig), weil sie Genesis gelesen haben und jetzt die Ab-1986-Invisible Touch-Poprock-Genesis erwarten, die sie aus dem Radio kennen, um dann festzustellen, daß sie nicht einen einzigen Song kennen, der da gespielt wird, und die Musik gar nicht nach dem klingt, was sie unter Genesis verstehen, sondern total kompliziert und verkopft ist. Und Peter Gabriel kennen diese Leute prä-Up! ("Sledgehammer") sowieso nicht.

Weil nun geschätzte 30-40% des Publikums die originalen Live-Versionen kennen und auch zuordnen können und der Rest auch Fan genug ist, um sich von Abweichungen der Live-Versionen von den Studioversionen nicht beirren zu lassen, und tatsächlich erwartet, daß The Musical Box ein tatsächliches Genesis-Konzert repliziert, statt eine Art Best of Genesis-Studioversionen auf die Bühne zu bringen, ist hier der Nährboden für den Erfolg von Live-Versionen vorhanden.

In vielen anderen Fällen hingegen ist das Publikum eventueller Live-Versionen nicht kundig/bewußt und wird mit Befremden darauf reagieren, wenn man Elemente (gerade Kompromisse, aber auch Arrangementänderungen) von Live-Versionen verwendet. Die kennen ihre Lieblinge aus Radio (Radio Edits, Single Edits, hinreichend kurze Albumversionen, 100% Studio), Fernsehen (Sendungen wie Top of the Pops sind 100% Playback, also auch wieder Studio; Livemusik kriegt man heute fast nur noch auf 3sat und ZDF Kultur) und Studioalben bzw. Studiodownloads. Sie haben aber keine Livekonserven. Folglich wissen sie nicht (jedenfalls nicht mit Sicherheit), was ihre Lieblinge live so machen, wie ihre Lieblinge live so klingen. Wenn die zu einer Tributeband gehen, wollen sie hören, was sie kennen. Und das sind die Studioversionen, Punkt.

Bei Gelegenheitshörern ist es schon schwierig genug, die sechsminütige Albumversion zu spielen, wenn sie aus dem Radio nur die dreieinhalbminütige Single- oder Radioversion kennen. Die Fans wiederum werden einem das übelnehmen, wenn man eine gekürzte Fassung spielt. Als ob man das Album nicht kennt und aus dem Radio nachspielt.


Für den Keyboarder heißt das in der Praxis nun: Kompromisse, die beim Original bei Liveversionen angewandt werden, sind in den meisten Tributebands tabu. Bei Tributebands, die eher in Arenen und auf der NDR-Bühne spielen als im Vorabendslot auf einer 8×6-Meter-Bühne auf einem kleinen Stadtfest als Vorprogramm zu einer Top40-Band, die Begriffe wie "Illusion" oder "perfekte Kopie" verwenden oder gar mit Superlativen um sich werfen, bedeutet das: Studioversion replizieren. Das ganze Arrangement und alle Sounds, und zwar nicht so ungefähr, sondern so nah am Original wie menschenmöglich. Im Falle von Queen hieße das: Die Prophet-5-Akkorde von "Who Wants To Live Forever" kommen vom Pro-12 ASB oder vom Origin, idealerweise von einem leibhaftigen Prophet-5 der richtigen Bauserie, aber ganz bestimmt nicht von einem Rompler.

Gerade in wirklich hochwertigen, der Perfektion verschriebenen Tributebands kommt dann auch noch die Diskrepanz zwischen originalgetreuem Sound, originalgetreuem Bühnenbild und dem technischen und preislichen Aufwand zum Tragen. Nehmen wir mal als abstraktes Beispiel die im Rockbereich üblichen Hammond und Rhodes.
  • Hammond plus Leslie und Rhodes kommen vom Rompler. Meinetwegen Roland Juno-Di. Ist billig, ist leicht zu transportieren, klingt aber nicht original (weil nur Festeinstellungen vorhanden sind und alles relativ einfach mit Samples abgewickelt wird) und sieht auch nicht original aus.
  • Hammond und Rhodes kommen vom roten Schweden, das Leslie ist ein Ventilator. Klingt schon viel näher am Original, ist aber teurer und sieht immer noch nicht original aus.
  • Echte Hammond B3, echtes Leslie 122, echtes Rhodes Mk II. Klingt absolut original, sieht absolut original aus, ist aber in Sachen Kosten (Hammond für 11.000 €, Leslie für 5.000 € usw.), Transport (Spezialflightcase für eine ungechoppte B3, die auch nur aufrecht transportiert werden darf) und Instandhaltung (Techniker und Ersatz für alle Verschleißteile werden vor Ort gebraucht) ein Alptraum.

Immer noch sind ABBA mein Lieblingsbeispiel für eine extrem schwer umzusetzende Band. Hier kommen Live-Versionen überhaupt nicht in Frage. ABBA leben von ihren Studioversionen, auch schon deshalb, weil das einzige Live-Album von ABBA drei Jahre nach der Auflösung der Gruppe und ohne deren Mitwirkung erschien und sogar noch nachbearbeitet wurde, und weil die Band schon so lange weg vom Fenster ist, daß kaum hochwertige Live-Bootlegs im Umlauf sein dürften. Somit ist der Anteil der Hörer, die man mit Live-Versionen verwirrt, relativ hoch. Und diejenigen, die sich darüber freuen, sind dieselben, die einen Nerdgasmus kriegen, wenn man einen der Songs einbaut, die ABBA live gespielt, aber nie auf ein Album gepackt haben, also die maximal 5% Hardcore-Übergeek-Fans, die besagte Songs bzw. besagte Live-Versionen innerhalb weniger Sekunden zweifelsfrei erkennen.

Die Frage, die man sich beim Replizieren von ABBA stellen muß, ist nicht: "Wie würden sich ABBA heute live anhören?" Auch nicht: "Wie haben sich ABBA 1980 live angehört?" Sondern: "Wie haben sich ABBA 1980 im Studio angehört?" Denn der Sound ist es, den die Leute kennen. Der ist es, den die Leute hören wollen.

Somit sind ABBA einerseits sehr, sehr schwierig umzusetzen. Andererseits verlangen ABBA geradezu nach Perfektion. Und als ABBA-Tributeband muß man sich ständig gegen viel hochwertige Konkurrenz behaupten können, die zu mehr als der Hälfte mit Superlativen um sich schmeißt und in Sachen Optik und Sound (vornehmlich Gesang) in die Vollen geht.

Ich möchte mich zu dem Thema noch einmal selbst aus dem oben schon einmal genannten Thread zitieren, denn ich denke, zu ABBA ist hier alles gesagt.
ABBA wurden hier genannt, und ein ABBA-Tribute (bzw. meine Äußerungen dazu) war auch in einem anderen Thread der Auslöser für diesen hier. ABBA sind meines Erachtens ein Sonderfall, weil sie an sich eine breite Hörerschaft ansprechen von der Hausfrau bis zum Synthesizernerd. Somit hängt es von der Tributeband und deren Konzept ab, wie weit sie gehen muß.

Im Gegensatz zu vielen anderen sehe ich den Synthesizerteil bei ABBA als sehr anspruchsvoll und nicht zu unterschätzen an. Gerade die Alben ab Arrival leben von einem dichten Elektronikarrangement und ganz besonderen Klängen, die eben nicht jeder x-beliebige Rompler aus dem Ärmel schüttelt. Diesen ganz besonderen Sound nimmt selbst der Nichtnerd, sogar der Nichtmusiker, unbewußt wahr und wird es sicherlich nicht negativ auffassen, wenn man schön nah an den Originalsound kommt. Noch dazu ist ABBA mit zwei Händen nicht spielbar. Wenn nun eine ABBA-Tributeband der gehobenen Mittelklasse die vier Frontleute optisch und stimmlich sehr treffend nachbildet, und dann steht da ein (1) Keyboarder und spielt auf einer Yamaha MOX8 eine schmerzhaft aufs Allerallernötigste kastrierte Fassung von Benny Anderssons einst so opulenten Arrangements, dann paßt das in meinen Augen nicht zusammen.

Auch wenn es wirklich schwierig ist, Bennys teilweise arg exotische und heutzutage immer noch nicht geklonte Synths (z. B. Moog Polymoog, Yamaha GX-1, NED Synclavier) überzeugend oder auch nur strukturell nachzuahmen, so sollte man trotzdem nicht vollends resignieren und sich aus absolute Minimum beschränken, wenn mehr als die Hälfte der Band auf Authentizität erpicht ist. Da sollte man schon mindestens den Aufwand betreiben, den man normalerweise einer Hammond mit Leslie oder einem Rhodes widmet.

Wohlgemerkt, das ist noch für ungefähr dieselbe Zielgruppe wie Mamma Mia. Noch schwerer hat es eine Tributeband, die die perfekte ABBA-Illusion bieten will, um im gnadenlosen Konkurrenzkampf der hochwertigen ABBA-Tributebands bestehen zu können, und neben Softoldiehörern und alten wie neuen ABBA-Fans sicherlich auch den einen oder anderen Synthfreak und/oder Angehörigen der Musikerpolizei anlockt, der sehen will, ob die Band hält, was sie verspricht. Zum einen braucht man entweder Zuspieler oder vier Keyboarder. Fünf, wenn der Bühnenbenny auch in die Tasten zu greifen gedenkt, denn manche Songs erfordern auch mal weit mehr als zwei oder vier Hände an Synthesizern, man kann nicht alles zweihändig spielen (als nicht klavierverdorbener Vollblut-Synthfreak schon gar nicht), und den Bühnenbenny kann man nicht überzeugend in eine Tastenburg setzen, die unter anderem ein bis zwei Arturia Origins oder gar einen Laptop enthält.

Denn das Equipment ist das andere Problem. Originalsound auf dem Niveau der besten Tributebands der Welt erfordert Originalequipment. Ausweichen auf ABBAs Livegear kommt nicht in Frage, weil von ABBA nicht so viele Liveaufnahmen, offiziell oder Bootleg, kursieren (es gibt genau ein offizielles ABBA-Livealbum), als daß auch nur die Hardcorefans, geschweige denn moderatere Fraktionen, sich an replizierten Original-ABBA-Liveversionen ergötzen würden, jedenfalls weniger als an den Albumversionen. Somit ist man als ABBA-Tributeband praktisch gezwungen, die Studioversionen zu spielen – zu replizieren, wenn man wirklich eine ABBA-Illusion auf absolutem Top-Niveau anstrebt.

Erstes Problem damit: Für die perfekte Replica auf dem Niveau der Australian Pink Floyd Show bräuchte man das Originalequipment. Und noch mehr Keyboarder, weil ABBA sich aufgelöst haben, bevor es MIDI gab. Das Originalequipment ist aber teilweise selten, teuer, schwer zu handhaben und anfällig. Der gern für Bässe eingesetzte Minimoog ist da noch am einfachsten zu kriegen und zu warten – wohlgemerkt, man braucht immer noch mehrere, weil es in einer Livesituation undenkbar ist, mal eben einen anderen Sound einzudrehen, weil 1971 die Synthesizer noch keinen Speicher hatten – man konnte froh sein, den Minimoog nicht mehr mit Patchcords verdrahten zu müssen –, und weil der Synthlauf in S.O.S. alleine schon drei Minimoogs benötigt. Das krasse Gegenteil ist die schon erwähnte Yamaha GX-1. Ein weißer Koloß im Gewand einer zweieinhalbmanualigen Konzertorgel. Ungefähr 13 (dreizehn) Stück haben Japan nur verlassen, vermutlich wurden weniger als 50 gebaut, und man darf eine mittlere bis hohe fünfstellige Summe in Euro zahlen, um eine zu erwerben, so denn mal eine zum Verkauf angeboten wird (Benny Andersson hat für seine um die 70.000 US-Dollar hingelegt). Der Spieltisch wiegt 300 kg, die Bank wiegt 67 kg, das Vollpedal wiegt 20 kg. Backstage müssen zwei schalldichte Kammern eingerichtet werden zum originalgetreuen Abmikrofonieren der beiden jeweils 141 kg schweren Yamaha-TX II-Röhrenkabinette. Das Ding ist vollanalog, 100% spannungsgesteuert, diskret aufgebaut (nix mit Chips oder so), und wenn sie nach einer Weile warm ist, darf man 36 Voicecards einzeln nachstimmen. Normalerweise sollte die GX-1 sich nach einem Temperaturwechsel zwei Wochen akklimatisieren. Und wenn mal was kaputtgeht, braucht man Yamaha-Techniker, um sie zu reparieren, und einen Schutzengel, der dafür sorgt, daß nichts kaputtgeht, wofür es keine Ersatzteile mehr gibt. ABBA sind (im Gegensatz zu Led Zeppelin) meines Wissens nie mit der GX-1 getourt, aber wir wollen ja keine Tour nachspielen, sondern die Studioversionen. Außerdem haben Abb Again wohl mal in Erwägung gezogen, tatsächlich eine GX-1 anzuschaffen, dann aber statt dessen die halbe Welt nach einem (mutmaßlichen) CS80 abgegrast.

Man könnte versuchen, dieses Problem mit realitätsnahen Emulationen zu umgehen. Minimoog-Klone gibt's genügend, sogar in reiner Hardware hat man die Wahl zwischen Arturia (Origin) und Creamware (Use Audio Plugiator, Creamware Noah, Creamware/Sonic Core Minimax ASB), die sind alle näher am Minimoog als ein Voyager. Origin deckt außerdem noch ARP Odyssey Mk I und Avatar (mit 2600-Teilen), Roland Jupiter-8, Sequential Circuits Prophet-5 (sofern Benny keinen V3 mit CEM-Chips hatte), und mit etwas Glück kann man aus (hauptsächlich oder ausschließlich) CS80-Modulen einige der GX-1-Sounds basteln, die dann nur noch eine überzeugende Röhrenampsimulation brauchen. Mellotron M400 und Yamaha CP80 dürften auch nicht schwierig sein, Yamaha GS-1 schon eher mit seiner Klangerzeugung mit zweimal vier FM-Operatoren (wirklich Frequenzmodulation, nicht die Phasenmodulation vom DX7). Die Stringmachine Yamaha SS-30 gehört dann zu den ersten Geräten, für deren Emulation ziemlich zwingend ein Computer gebraucht wird – auf Oktavteilern basierende Stringmachines können mit Samples nur sehr ungenügend und virtuell-analog überhaupt nicht nachgebildet werden. Vom Synclavier II (digital, sehr aufwendiger FM-Synth, kam zum Glück erst ab 1980 zum Einsatz) gibt es kein Modeling-VSTi, geschweige denn eine Emulation auf Modelingbasis in Hardware, da steht man also komplett im Regen. Ein ähnliches Problem gibt's beim Polymoog, von dem es nur Samples der Strings gibt und von der Vox Humana der zweiten Generation – beides für ABBA nutzlose Sounds. Das Synclavier-Problem kann man umgehen, indem man nichts aus dem letzten ABBA-Album The Visitors spielt, aber ohne wirklich überzeugendes Polymoog-Oktavteiler-Piano kein Eagle (derweil die Polymoog-Strings von Arrival mit 16 Instanzen eines polymoogbestückten, nicht einfach nur auf Kontakt aufsattelnden Stringmachine-VSTi nebst Amp-Simulation machbar wären). Und andere Moog-Emulationen können diesen charakteristischen Sound ebensowenig gut genug reproduzieren wie generische virtuell-analoge Synthesizer, von Samplern/Sampleplayern oder gar Romplern ganz zu schweigen.

Das Ganze nun auf die Bühne zu bringen im Rahmen einer ABBA-Show, die nicht nur eine akustische, sondern auch eine optische Illusion sein soll, stellt das nächste Problem dar. Wie gesagt, der Bühnenbenny ist mitnichten der einzige Keyboarder. ABBA hatten selbst schon mal vier Keyboarder gleichzeitig auf der Bühne (Benny nicht mitgezählt), somit wäre eine Keyboarderarmada denkbar. Aber die würden dann dastehen mit in Hardware gegossenen VSTis (optional), Laptops und Masterkeyboards – klanglich authentisch, optisch nicht. Origins, falls vorhanden (weil unnötig, wenn Laptops dabei sind) als Module statt als Keyboards, zusammen mit den anderen Modulen und den Laptops ab in den Backstage, Masterkeyboards vintagemäßig tarnen – sieht schon besser aus, klingt genauso, aber die Keyboarder haben auf ihre Gerätschaften keinen Zugriff mehr und müssen sie blind fernsteuern, wenn man nicht ein, zwei Synth-Techs im Backstage hat. Außerdem muß man irgendwie die eine oder andere Stagebox in den Backstagebereich legen. Backingkeyboarder nebst Equipment komplett in den Backstage – dann darf man dem Publikum erklären, wo die ganzen Synthsachen herkommen bei einer angeblichen (tatsächlichen) Live-Show, und dann ist da noch das Backstage-Stagebox-Problem.

Ganz ohne Zuspieler kommt man nicht aus. Um einen wirklich authentischen ABBA-Sound zu kriegen, braucht man mehr als nur vier Gesangsstimmen. Ich denke dabei an Songs wie Lay All Your Love On Me oder Move On.

Daß eine solche Produktion nichts für Stadtfestbühnen ist, nicht mal für eine große NDR-Bühne (es sei denn, das ist der einzige Auftritt auf der Bühne den Tag), dürfte klar sein. Die paßt eher in Hallen und Arenen, wo die entsprechend hochwertigere, leistungsfähigere PA dem Soundaufwand gerechter wird.

Kurzum: Der Weg, den praktisch alle ABBA-Tributebands gehen (1 Keyboarder mit 1-2 Romplern), wird dem Perfekte-Replica-, ABBA-Illusion- und "Die beste ABBA-Tributeband..."-Anspruch nicht mal in Ansätzen gerecht. Alles, was diesem Anspruch mindestens ansatzweise gerecht werden würde...
  • 4 Keyboarder mit Masterkeyboards und Laptops on stage
  • 4 Keyboarder mit Masterkeyboards on stage und Laptops backstage
  • mindestens 4 Keyboarder mit Original-Studioequipment on stage
...hat jeweils seine eigenen Probleme. Und...
  • 4 Keyboarder mit Original-Liveequipment on stage
...ist ein Aufwand, der mangels Bekanntheit und somit Akzeptanz unter den Zuhörern das Ergebnis nicht rechtfertigt.


Martman
 
Du vergisst aber, dass ausnahmslos alle Leute, die gehörmäßig in der Lage sind, einen echten Prophet von einem Samplesound unterscheiden zu können, durchaus auch wissen, dass die Studioversionen von ABBA weder von ABBA selbst noch von einer Tribute-Band live 1:1 umsetzbar sind.

Und mal ehrlich: Eine ABBA-Tribute-Band, bei denen 8 Leute auf der Bühne rumturnen, fände ich nun wieder ziemlich wenig originalgetreu - und ein Livegig, bei dem irgendwo hinterm Molton noch Instrumentalisten versteckt werden, finde ich nochmal ätzender. Das hat mich bei Toto schon gestört, und ich bin froh, dass der zweite Keyboarder jetzt wenigstens mit auf der Bühne steht...


Ich gebe dir recht, dass manche Dinge einfach zum Standard gehören, d.h. als Hammond-Ersatz gehen Samples nunmal gar nicht. Bei analogen Originalen kommt es sehr drauf an, was gespielt wird - einen ehemals analogen "Jump"-Sound kann man schon durchaus so überzeugend mit Samples nachbauen, dass im Bandkontext keiner den Unterschied merkt - ein MMEB-Solo-Sound schon wieder eher nicht.

Ich stelle dir gerne die Tage mal ein paar Soundbeispiele zum Thema ABBA und Queen hier ein, und du kannst mal sagen, ob das deinen Ansprüchen genügen würde. Danach löse ich dann gerne auf, wo die herkommen...

Deine Argumentation in allen Ehren, aber ich glaube, das ist alles relativ akademisch. Eine ABBA-Tribute-Band wird letztlich nicht daran gemessen, ob wirklich jedes Detail aus dem Studio-Arrangement enthalten ist, sondern an einer überzeugenden, mitreißenden Performance - und da steht der Gesang ganz weit vorne. Beim Rest haben selbst die Hardcore-Fans (solange sie selbst nicht Musik machen, und selbst dann...) zu 99% die Songs nicht analytisch auseinanderklamüsert und im Kopf die Partitur mit 40 Tracks mitlaufen. Vom Gelegenheitshörer ganz zu schweigen. Wichtig ist dann, dass die wesentlichen Hooklines wiedererkennbar (auch soundmäßig) sind, und dass man als Zuhörer mit Fachverstand das Gefühl hat "die haben sich wirklich Mühe gegeben und nicht nur irgendwas hingerotzt".


Abgesehen davon finde ich größtmögliche Authentizität bei Instrumenten auch nur dann sinnvoll (optisch wie akustisch), wenn das Instrumente sind, die als solches einen ziemlich prägenden Charakter für die gecoverte Band haben. Sei es das Wurli bei Supertramp, die Paula bei Gary Moore, die Hammond bei Deep Purple, und meinetwegen der gesamte Fuhrpark bei Jarre. Bei allem anderen wird es ambitioniert bis utopisch, jeweils das Original spielen zu wollen.
Denn mal ehrlich: Es ist ja nicht damit getan, 5-10 Synthesizer einer bestimmten Studioproduktion auf die Bühne zu stellen - damit erschlägt man ja gerade mal einen Song. Wenn eine Tribute-Band 30 Jahre des Originals abdeckt, dann müssten da streng genommen auch 30 Jahre Synthesizergeschichte auf der Bühne stehen. David Paich z.B. dürfte über die Jahre so ziemlich alles an Synths gespielt haben (im Studio) was es jemals gab. Das geht nicht.
 
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Lieber Martman,

ich lese den Großteil Deiner Beiträge mit großem Erschrecken! Die Arroganz und Überheblichkeit, mit der Du die Arbeit und Mühe anderer (Tributeband-) Keyboarder hier in diesem Forum bezüglich ihrer Soundgestaltung/Equipmentwahl abwertest, geht mir mächtig auf den Senkel! Es würde schon ein wenig helfen, wenn Du Deine abgehobenen Ansichten wenigstens nicht als allgemeingültig darstellen würdest, sondern als Deine eigene exklusive Meinung! Denn das ist sie! Danke!!!

Viele Grüße,
Jo
 
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Danke für den Beitrag giovanni... Vor allem gehen Anspruch und Wirklichkeit ja offenbar stark auseinander, wenn Martman selbst dann synthetische Bläser spielt - man würde geneigt sein, die abgehobenen Ansprüche wesentlich ernster zu nehmen, wenn er selbst meintewegen tatsächlich mit einem eigenen 7.5t-LKW voll Equipment bei einem Jarre-Coverprojekt oder einer ABBA-Tribute-Band anrückt und somit weiß, wovon er spricht.
So hat das immer etwas von "Wunschdenken" - und das kenne ich selbst zur Genüge, weil ich mir meinen Traum von der echten B3 immer noch nicht erfüllt habe. ;)
 
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Mal unter uns,

ich gebe Johannes mehr als recht. Man liest in meinen Augen von einem Theoretiker und vielen Wünschen, aber das war es auch.
Dieser Typ ist zwar kein Tribute Mensch, aber eigentlich macht er so was ähnliches, oder?


Und so schlecht ist es nicht.
 
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Martman - wie so oft finde ich es sehr interessant, was du schreibst, denn deine Ansichten zeugen von viel Beschäftigung mit der Materie. Allerdings ziehst du einige Schlüsse, wo ich nicht dabei bin:

In vielen anderen Fällen hingegen ist das Publikum eventueller Live-Versionen nicht kundig/bewußt [...] Folglich wissen sie nicht (jedenfalls nicht mit Sicherheit), was ihre Lieblinge live so machen, wie ihre Lieblinge live so klingen.

Und genau da beginnt der Ermessensspielraum der Tribute-Band. Da kann sie live anders klingen, als die Studio-Version: denn der Hörer kennt die Studioversionen aus seiner heimischen Stereoanlage, vom MP3-Player oder aus dem Autoradio. In keinem Fall hat der Durschnittshörer die Hörerfahrung, wie z.B. ABBA live in einem Stadion oder über eine Riesen-PA klingt. Selbst, wenn die Studioaufnahme von CD im ganzen Stadion wiedergegeben würde, würde der Hörer sie anders erleben, als bei sich zu Hause - denn Musikhören findet im Raum statt und ist abhängig vom Raum. Ausserdem ist Musikhören extrem vom sozialen Umfeld abhängig - genau deswegen gehen wir ja mit 10.000 anderen Leuten zu einem Livekonzert, anstatt zu Hause die MP3-Kopfhörer aufzubehalten.

Mein Punkt 1 ist also: weil die Hörsituation eine andere ist, ergeben sich neue Gestaltungsspielräume für eine Tribute-Band. Schon deswegen, weil evtl. leise Dinge der Originalaufnahme sowieso live nicht hörbar wären (Frage am Rande: muss man als extrem gewissenhafter Tribute-Band-Keyboarder auch Dinge spielen, die live garantiert nicht hörbar sind, z.B. ganz leise Pads im Hintergrund?).

Jetzt kommt Punkt 2: Musikalische Laien hören ganzheitlich, nicht analytisch. Solange alle wesentlichen musikalischen Strukturen da sind, sind musikalische Laien zufrieden. Natürlich muss man überlegen, ob man wirklich für Laien oder für Kenner spielt, und wie weit das analytische Hören im Publikum verbreitet ist. Meine These ist aber, dass der Anteil von bewusst analytisch geprägten Hörern so verschwindend gering ist, dass sie den Aufwand nicht rechtfertigen (auch hier ein Punkt am Rande: die Wahrnehmungshierarchie musikalischer Laien ist erbarmungslos: der Sänger/die Sängerin wird bewusst wahrgenommen und bleibt vielleicht noch im Gedächtnis, aber alles war im Hintergrund werkelt, wird so gut wie nie bewusst wahrgenommen).


Meine Folgerung aus diesen zwei Punkten: man kann natürlich maximal originalgetreu spielen, aber es ist ein aussichtsloses Unterfangen. Die letzten 10% Originaltreue, um auch diese kleine Gruppe der Kenner zufriedenzustellen, würden dann z.B. 90% der Vorbereitungszeit und 90% der Kosten (z.B. für Originalequipment) verschlingen. Eine solche Situation dürfte wiederum für 99% aller Keyboarder praxisfern und daher indiskutabel sein. Höchstens unter dem Gesichtspunkt "Historische Aufführungspraxis in der Popularmusik" könnte maximale Originaltreue Sinn machen.

Harald
 
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Dieser Typ ist zwar kein Tribute Mensch, aber eigentlich macht er so was ähnliches, oder?
Das ist streng genommen schon eher "Queen Tribute feat. Brian May" als "Queen & Paul Rodgers", stimmt schon. Und man sieht in dem Video auch sehr schön, dass der Kronos dann sogar schön in einem Gehäuse verpackt ist, wo außen für's Publikum "Korg M3" draufsteht... ;)

Ich wette mal, wenn in einer DP-Coverband ein Nord Electro in ein Holzgehäuse mit gedrechselten Beinen verpackt wird, merken das 99% der Zuschauer/Hörer nicht... sondern denken, da steht eine B3 ;)
 
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Wenn man nach Martman geht, könnte/dürfte es eigentlich überhaupt keine ABBA Tribut geben. Da frage ich mich nur, warum gibt es so viele und viele auch noch so erfolgreich, obwohl sie alle ohne das Originalequipment von Benny ausgekommen sind... The Real ABBA Tribute, Sweden4ever, Abba Gold, Waterloo etc. Warum gehen da so viele hin, obwohl bei keiner ein GX1 auf der Bühne steht? Frevel!! Wir sollte eine Petition starten, dass alle Besucher der Konzerte ihr Geld zurückbekommen, weil sie ja verarscht worden sind!

BTW: Interessieren würde mich mal, wie sie das beim Musical Mamma Mia hinbekommen haben. Da war ich übrigens auch, obwohl schon fast wieder 10 Jahre her, und obwohl ich die Abba Songs sicherlich alle weitestgehend im Ohr hatte, ist mir überhaupt nicht aufgefallen, dass da soundtechnisch irgendetwas gefehlt hat.

@Ambrosia:
So, ich komme Rollo mal zuvor und mache einen Thread dazu auf.
Bist du allerdings tatsächlich. Ich hab den an anderer Stelle aufgemacht, aber auch erst 4 Tage später als Du ;)
Dafür ist dieser hier eher Keyboard-orientiert.
 
Ich war vor ein paar Tagen bei einer Genesis Tribute Band, den Carpet Crawlers. Das Setup des Keyboarders ist:

Roland A90
Kurzweil K2661
Kurzweil PC3

Der Keyboarder ist anscheinen auch im Cunka-Forum unterwegs und schreibt dort, dass er mittlerweile (auch?) einen Kronos einsetzt. Die Band finde, was ich so auf dem Video sehen kann, sehr gut.

OT: Apropos Genesis Tribute: kennt ihr schon "Genesis Revisited II" von Steve Hackett? Da sind ein paar sehr schöne Neuinterpretationen seiner Genesis-Ära drauf. Besonders gut gefällt mir "The Lamia" mit Nik Kershaw (!) als Sänger.
 
Danke für den Beitrag giovanni... Vor allem gehen Anspruch und Wirklichkeit ja offenbar stark auseinander, wenn Martman selbst dann synthetische Bläser spielt - man würde geneigt sein, die abgehobenen Ansprüche wesentlich ernster zu nehmen, wenn er selbst meintewegen tatsächlich mit einem eigenen 7.5t-LKW voll Equipment bei einem Jarre-Coverprojekt oder einer ABBA-Tribute-Band anrückt und somit weiß, wovon er spricht.
So hat das immer etwas von "Wunschdenken" - und das kenne ich selbst zur Genüge, weil ich mir meinen Traum von der echten B3 immer noch nicht erfüllt habe. ;)
Ist es so schlimm, wenn sich der eigene Horizont über das erhebt, was man im Probenraum stehen hat?

Zumindest gehe ich nicht damit hausieren, daß ich in einer EW&F-Replica-Tributeband spielen würde. Oder daß ich das Authentizitäts-Nirvana schon erreicht hätte oder zu erreichen im Begriff wäre. Denn beides ist nicht zutreffend.

Ich weiß, daß ich für meine eigenen musikalischen Ansprüche trotz einer eigentlich viel zu opulenten Gear-Anhäufung technisch unterausgestattet bin. Und ich gebe es auch gern zu. Denn Equipment, das meinen sowohl klanglichen als auch ergonomischen Ansprüchen genügen dürfte, kann ich mir kurz- bis mittelfristig nicht leisten, und ich habe dafür auch keinen Platz im engen Probenraum. So ist es, ich kann es nicht ändern, und das verschweige ich auch nicht.

Aber ich hole aus dem, was ich habe, heraus, was ich in der mir zur Verfügung stehenden Zeit kann. Nun gut, dem halben Keyboardbereich stößt auch meine Spielweise sauer auf. Es scheint, als würde ich in einer Hobby-Coverband einen um ein Vielfaches höheren Aufwand betreiben, als jeder halbwegs normal denkende Synthesizerspieler mit einem Vielfachen meines Budgets in einer professionellen Toto-, Saga- oder Eurythmics-Tributeband mit noch so perfektionistischen Authentizitätsansprüchen auch nur in Erwägung ziehen würde.

Sollte ich nun dafür kritisiert werden, daß ich zu wenig mache, wo ich vorher von allen Seiten dafür kritisiert wurde, daß ich zuviel mache?

In einer Tributeband werde ich niemals spielen wollen. Ich würde da nur noch höhere Ansprüche an mich selbst stellen und mich womöglich hoch verschulden, um das Equipment zusammenstellen zu können, das ich zum Erfüllen dieser Ansprüche brauche, um dann pro Song noch länger als heute zu brauchen, bis er nach meinem Ermessen hinreichend spielfertig ist. Ganz zu schweigen davon, daß ich alle anderen Bandmitglieder mit meiner Akribie nerven würde, selbst in einer absolut perfektionistischen, hochpeniblen XXX-Illusion-Tributeband.

Und genau da beginnt der Ermessensspielraum der Tribute-Band. Da kann sie live anders klingen, als die Studio-Version: denn der Hörer kennt die Studioversionen aus seiner heimischen Stereoanlage, vom MP3-Player oder aus dem Autoradio. In keinem Fall hat der Durschnittshörer die Hörerfahrung, wie z.B. ABBA live in einem Stadion oder über eine Riesen-PA klingt. Selbst, wenn die Studioaufnahme von CD im ganzen Stadion wiedergegeben würde, würde der Hörer sie anders erleben, als bei sich zu Hause - denn Musikhören findet im Raum statt und ist abhängig vom Raum. Ausserdem ist Musikhören extrem vom sozialen Umfeld abhängig - genau deswegen gehen wir ja mit 10.000 anderen Leuten zu einem Livekonzert, anstatt zu Hause die MP3-Kopfhörer aufzubehalten.

Mein Punkt 1 ist also: weil die Hörsituation eine andere ist, ergeben sich neue Gestaltungsspielräume für eine Tribute-Band. Schon deswegen, weil evtl. leise Dinge der Originalaufnahme sowieso live nicht hörbar wären (Frage am Rande: muss man als extrem gewissenhafter Tribute-Band-Keyboarder auch Dinge spielen, die live garantiert nicht hörbar sind, z.B. ganz leise Pads im Hintergrund?).
Ich meinte es eher so:

Wenn eine Tributeband eine Live-Version nachspielt, wird der Hardcore-Fan sie als authentisch identifizieren (so sie authentisch genug ist) und erkennen. Er hat die ABBA live, er hat sie oft genug gehört, er hört sie inzwischen nicht mehr, weil er Bootlegs hat, die nicht im Studio nachbearbeitet wurden, aber er kennt sie, und er kennt die Bootlegs. So kann er dann sagen: "Hey, genau so haben die dann-und-dann da-und-da gespielt! Das paßt sogar zum Bühnenbild! Geil!" Genau darauf beruht der Erfolg von TAPFS, Brit Floyd und The Musical Box.

Selbst wenn es Stückwerk aus verschiedenen Versionen ist, wird der Hardcore-Fan vielleicht das Stückwerk an sich kritisieren und sich wünschen, man hätte sich konsequent an eine (1) Fassung gehalten. Aber er erkennt, woraus das zusammengestückt wurde, weil er auch hier wieder die Live-Originale kennt.

Weil der Gelegenheitshörer besagte Live-Originale nicht kennt, fehlt ihm die Identifikationsreferenz für die Versionen, die da von dieser Tributeband gespielt werden. Es klingt so ähnlich wie das, was er von ABBA kennt, aber eben nur so ähnlich. Das kann Laune machen, aber eine akkurat replizierte Studioversion sorgt garantiert für mehr Entzücken bei der Identifizierung, weil der Gelegenheitshörer die im Ohr hat.

Um deine Nebenfrage zu beantworten: In einer Tributeband, die sich die perfekte Replica auf die Fahnen geschrieben hat und mit Superlativen bezüglich Authentizität und Illusion um sich wirft, hat der Keyboarder auch das mitzuspielen, ja. In dieser Preisklasse weiß man nie, ob man nicht mal an eine wahrhaftige High-End-PA in einer Konzert- oder Mehrzweckhalle gerät, die im Gegensatz zur Stadtfest-PA das noch auflösen kann.

Jetzt kommt Punkt 2: Musikalische Laien hören ganzheitlich, nicht analytisch. Solange alle wesentlichen musikalischen Strukturen da sind, sind musikalische Laien zufrieden. Natürlich muss man überlegen, ob man wirklich für Laien oder für Kenner spielt, und wie weit das analytische Hören im Publikum verbreitet ist. Meine These ist aber, dass der Anteil von bewusst analytisch geprägten Hörern so verschwindend gering ist, dass sie den Aufwand nicht rechtfertigen (auch hier ein Punkt am Rande: die Wahrnehmungshierarchie musikalischer Laien ist erbarmungslos: der Sänger/die Sängerin wird bewusst wahrgenommen und bleibt vielleicht noch im Gedächtnis, aber alles war im Hintergrund werkelt, wird so gut wie nie bewusst wahrgenommen).
Vielleicht hört der Laie nicht analytisch raus, was jetzt genau womit gespielt wurde. Aber ich glaube nicht, daß er es gar nicht wahrnimmt. Der originale Gesamtsound ist jemandem, der diese Musik einigermaßen gut genug kennt und vielleicht gar damit etwas assoziiert, ins Unterbewußtsein gebrannt. Selbst wenn er sagt, die GM-Panflöte mit den GM-Streichern als Leadsound für Gimme Gimme Gimme klingt wie damals: Spiel das Ganze noch einmal mit möglichst akkurat emulierten Originalsounds, und er wird nach einem noch intensiveren Schwall von Nostalgie seine vorherige Aussage revidieren.

Auch über eine PA fühlt sich eine Stringmachine anders an als Analogsynth-Streicher oder Orchesterstreicher.

Wenn man nach Martman geht, könnte/dürfte es eigentlich überhaupt keine ABBA Tribut geben. Da frage ich mich nur, warum gibt es so viele und viele auch noch so erfolgreich, obwohl sie alle ohne das Originalequipment von Benny ausgekommen sind... The Real ABBA Tribute, Sweden4ever, Abba Gold, Waterloo etc. Warum gehen da so viele hin, obwohl bei keiner ein GX1 auf der Bühne steht? Frevel!! Wir sollte eine Petition starten, dass alle Besucher der Konzerte ihr Geld zurückbekommen, weil sie ja verarscht worden sind!
Wenn ihr Ziel ist, Leute mit ABBA-Musik und Frontleuten in ABBA-Klamotten zu unterhalten, ist das okay, wobei man das auch nicht vollkommen schleifen lassen und gerade eben den Aufwand betreiben darf, daß man nicht ausgebuht wird.

Wenn sie hingegen den Anspruch erheben und großspurig damit werben, die ultimative, in allen Punkten absolut perfekte ABBA-Illusion zu bieten, die ABBAs Originalsound bis ins kleinste Detail akribisch und kompromißlos repliziert (also "The Australian ABBA Show"), und dann steht da ein einzelner Tastenmann mit einer einzelnen Workstation, dann hat das mit den blumigen Versprechungen herzlich wenig zu tun. Noch viel weniger, wenn es klingt, als wenn man Dreamer mit einem MKS-20-Samplesound aus alten JV-Zeiten oder Maid Of Orleans mit einem GM-Geigensound spielen würde. Oder Child In Time mit einem Orgelpreset eines MM6 (keine Zugriegel!).

Wenn da dann Authentizität und Akribie vier Synthesizerleute notwendig machen, dann ist das eben so. Denn ABBA hatten damals tatsächlich vier Keyboarder auf der Bühne. Fünf mit Benny. Es wäre für ein realistisches Bühnenbild also sogar von Vorteil.

Leider schmücken sich gerade ABBA-Tributebands oft und gern mit solchen hochtrabenden Superlativen.

Und auch wenn Originalinstrumente so nicht machbar sind, so sollte man in einer Tributeband mit derartig hochtrabenden Ansprüchen zumindest einen leistungsfähigen Laptop mit authentischen Plugins einsetzen. Im Bühnenbild sieht der auch nicht so wesentlich schlimmer aus als eine Fantom-G oder Motif XS.

Das, oder man nimmt bitteschön die Superlative aus den Werbetexten und tut nicht so, als wäre man von ABBA nicht mehr zu unterscheiden.

BTW: Interessieren würde mich mal, wie sie das beim Musical Mamma Mia hinbekommen haben. Da war ich übrigens auch, obwohl schon fast wieder 10 Jahre her, und obwohl ich die Abba Songs sicherlich alle weitestgehend im Ohr hatte, ist mir überhaupt nicht aufgefallen, dass da soundtechnisch irgendetwas gefehlt hat.
Mamma Mia ist keine ABBA-Illusion und will keine sein. Mamma Mia ist nicht für den Hardcore-Fan, der innerhalb von zweieinhalb Sekunden die offiziellen Live-Versionen auf der ABBA Live unterscheiden kann von den originalen, nicht mit E-Drums nachbearbeiteten Live-Versionen exakt derselben Songs von exakt denselben Konzerten, die er als Bootleg hat, sondern für die Hausfrau, die ABBA sonst auf NDR1 hört. Ich schätze mal, mindestens die Hälfte der weltweiten ABBA-Tributebands wirbt mit mehr Authentizität, als Mamma Mia es tut.

Andererseits hat Mamma Mia den Vorteil, ein Musical zu sein und somit eine stationäre Produktion, die weniger Kompromisse notwendig macht als eine Tributeband. Es gibt keine kurzen Changeover-Zeiten, das Equipment wird im Idealfall nur alle paar Jahre mal bewegt und nicht x-mal die Woche in einen Sprinter geschmissen und durch die Gegend gegurkt, und die Musiker gehören nicht zum Bühnenbild, so daß man als Keyboarder durchaus einen zwölfkernigen Mac Pro mit tonnenweise Plugins spielen könnte und sich die Produktion weder auf einen Keyboarder beschränken noch auf Zuspielungen verzichten muß.

Man könnte sagen, bei Mamma Mia hätte der Keyboarder weniger die Verpflichtung, aber eher die Möglichkeit, einen recht kompromißarmen ABBA-Originalsound zu fahren, als in einer typischen Tributeband.


Martman
 
...die sache ist die:
von ein und der selben band gibt es nach deiner definition zu bezeichnende "hardcorefans" vielleicht 100 weltweit?!

sorry wenn ich das im folgenden mal ganz unverblümt loswerden muss:
die australischen pink floyds und musical box etc haben ihren erfolg ganz sicher nicht dadurch, dass sie den ansprüchen von solch wahnsinnigen , jedes einzelne konzert auswendig kennenden authisten fans genügen.
das was du immerwieder beschreibst können nichtmal die originale so liefern
UND
wer genau das als fan will, DER bleibt daheim und hört sich eben genau diese aufnahmen an. SOLCHE fans würden sich niemals mit einer tribute-band abgeben.. eher würden sie sich bei schon verstorbenen künstlern die kugel geben, um sich im jenseits deren konzerte anzuhören.
spaß beiseite
das von dem du glaubst, das es erfolg ausmacht oder nötig wäre umzusetzen entspricht meiner erfahrung nach absolut nicht der realität.

und an dieser stelle sollte ich mich outen
ich bin keyboarder einer tribute band, die sehr viel wert auf ihren sound legt und recht akribisch die original arrangements kopiert - dennoch spiele ICH die keys und drücke meinen stil hinein
und genau dadurch wirke ich auch auf der bühne
und das ist es was eine live band machen muss - WIRKEN

zu philosophisch? genau das will ich

irgendwo geht es für mich nämlcih um emotion und nicht nur greifbares beim musizieren
 
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