Do Re Mi ... warum??

  • Ersteller Burndown
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Klingt doch cool.

Bei Rock und Blues dürfte es doch eigentlich nicht soo kompliziert sein mit den Harmonien. Das schaffst Du. Ist jedenfalls meine laienhafte Sicht auf dieses Genre ;)
 
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Also ich kenne das nicht aus Brasilien, aber schon noch aus meiner Schulzeit.
Das musste man auswendig können. Da half nix.

Fand ich als Kind auch etwas seltsam, aber das ging mir in der Schule damals ja oft so. ;-)
 
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Das selbstverständlich, aber braucht es dazu die Kodaly-Methode?
Die Kodaly-Methode ist nur eine unter vielen anderen, die sich einer relativen Solmisation bedienen. Die Tonhöhen nicht absolut, sondern relativ zu betrachten, so dass praktisch jeder Ton als Ut/Do zum Ausgangspunkt einer (ionischen/Dur-)Skala werden kann, war schon immer verbreitet, wenn nicht sogar üblich seit der Erfindung und Benennung von Tonsystemen. Im Grunde handelt es sich dabei um nichts anderes, als um die Transposition einer bestimmten Intervallfolge. Eigentlich logisch und erwartbar in einer Zeit, als es noch keine Standardisierung oder Normierung einer Bezugstonhöhe (wie den Kammerton A´=440 Hz), also der Zeit des Guido von Arezzo (um 100) und noch lange danach.
Hier nochmal der weiterführende Link mit vielen Informationen dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Solmisation

Und du meinst, dass das gute Singen an der Do-Re-Mi-Methode bzw an den Handzeichen liegt?
Irgendwie scheint mir das etwas weit hergeholt.

Ich habe das nie bei irgendjemandem gesehen. Auch nicht bei ungarischen Bands, dass die sich auf der Bühne irgendwelche Handzeichen geben. Mein Eindruck ist, dass das nur was für Musikpädagogen ist.
Die Kodaly-Methode ist eine Lehrmethode, die von Kodaly und seinen Schülern in Ungarn entwickelt wurde und dort im Musikunterricht, aber auch in den Musikstudiengängen etabliert ist. Mit beachtlichen Erfolgen meiner Kenntnis nach.
Die Handzeichen unterstützen das Lernen von Melodien, Intervallen usw. wohl sehr gut. Es handelt sich aber nicht um Dirigiertechniken oder ähnlichem. Ich hatte auch nichts dergleichen behauptet. Bei Aufführungen würde man diese Handzeichen vielleicht mal bei Schul- oder Laienchören finden als Unterstützung, aber wie gesagt dienen sie dem Unterricht und den Lernprozessen.

so verstehe bzw. kenne ich das system auch. insofern wundert es mich auch, dass in brasilien do = C, re = D etc. ist.
das widerspricht imho dem eigentlichen sinn der sache.

ABER: ich glaub' dass die RELATIVE Solmisation durch ist, das war glaube ich was im Mittelalter.
Hier ist La, also A, genau 440 Hz definiert.... Soundchecks sind alle präzise... gib mir La, gib mir Fa, gib mir Do...

Es nervt mich nur ein bisschen, dass ich alle englischen/deutschen Quellen umdenken muss, oder umgekehrt...
Das ist vielleicht die Schwäche der romanischen Tonsilben, die für Verwirrung sorgt, dass sie in den romanischen Sprachen für das Benennen sowohl absoluter als auch relativer Tonhöhen identisch verwendet werden. (wobei das aber auch nicht immer so gehandhabt wird).

Aber letztlich muss jeder, der sich tiefer mit Musik und vor allem Musiktheorie beschäftigt, sowieso beides beherrschen: absolute und relative Strukturen verstehen und erkennen.
Wer nur immer relativ denkt, wird vielleicht vom Quintenzirkel verwirrt sein, wer nur absolut denkt, wird möglicherweise beim Erkennen von identischen Strukturen auf unterschiedlichen Tonhöhen Probleme haben. Ein Dominantseptakkord oder ein Maj7 hat immer dieselbe prinzipielle Struktur, egal auf welchem Grundton er fußt.
Modulationen hingegen würden verschleiert in der Analyse, wenn ich den Grundton der jeweils neu erreichten absoluten Tonart stets wieder als "Do" setzen würde. Auch würden die Beziehungen der Tonarten (z.B. Modulation in die Dominant-Tonart, in eine Mediant-Tonart usw.) in der Analyse verwischt wenn nicht unkenntlich gemacht.

Insofern ist es absolut sinnvoll, sowohl absolut als auch relativ denken zu können in der Musik.
Spätestens wenn es atonal wird kommt man nur mit absoluten Benennungen durch.
 
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🦈 Da ich zu Beginn der 1970er Jahre in Deutschland die Grundschule besucht habe und hier eine musikalische Frühförderung genossen habe, wurde uns zuerst die Solmisation beigebracht. Für Kinder eigentlich ein guter Einstieg zur Stimmschulung, da Sprache mit Bewegung mehrere Sinne trainiert. Danach wurde allerdings die übliche Notation gelehrt. Allerdings wurde Anfang der 70er auch noch viel mit uns experimentiert - z.B. die Mengenlehre:stars:
 
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Die Kodaly-Methode ist eine Lehrmethode, die von Kodaly und seinen Schülern in Ungarn entwickelt wurde und dort im Musikunterricht, aber auch in den Musikstudiengängen etabliert ist. Mit beachtlichen Erfolgen meiner Kenntnis nach.
Welche Erfolge meinst Du? Um den Erfolg dieser Methode im Vergleich zu anderen zu belegen, bräuchte es Bewertungskriterien (was ist besser/schlechter) und Vergleiche mit Kontrollgruppen hinreichender Größe über viele Jahre - ich bezweifle, dass das mal jemand gemacht hat.
Wenn die Verfechter der Methode selbst behaupten, dass sie super ist, ist das eher kein Beweis ;) und es hat sich zumindest in ehemals DDR nicht durchgesetzt, obwohl es vielfach unterrichtet wurde.

Natürlich könnte man die Silben anstelle von I. Stufe, II. Stufe und so weiter benutzen. Dann hat man eben einen Namen für jede Stufe, es gibt ja auch noch geänderte Vokale für erhöhte oder erniedrigte Töne, statt "b6" sagt man dann eben "Lu" "Le" oder "Li". Nachteil wäre, dass man ein weiteres System lernen muss, als Vorteil sehe ich nur, dass man es singen kann. Nur versteht Dich dann eben keiner außer die Eingeweihten. Und so trivial ist es scheinbar nämlich auch nicht, solche Beschreibungen wie die folgende finde ich jedenfalls nicht gerade einladend ;)
während Baberkoff-Montag dem System nach Zoltán Kodály (tiefalterierte ›Gasttöne‹ mit Endvokal -a bzw. -o, falls die Grundsilbe schon auf -a endet) gefolgt war, von anderen Referenten aber auch schon eine einheitliche Variante (Endung auf -u) angedeutet worden war, bevorzugten die Jazzer (aus stimmstilistischen Gründen?) die Endung -e (bzw. -a bei tiefalteriertem »re«) für erniedrigte Töne. Zudem sorgte die jazzspezifische Akkord-Skalen-Denkweise dafür, dass Helmbold bei jedem Akkord in eine andere Skala wechselte, das »do« also immer dem jeweiligen Akkordgrundton statt dem gleichbleibenden Grundton der Tonart zugeordnet war – sicherlich einleuchtend, wenn die Solmisationssilben als klangliche Stellvertreter der im Akkordsymbol zu notierenden Zusatztöne (eine b9 über G als V. Stufe in C-Dur ist dann eben ein »ra« als Alteration von »re« und kein »le« als Alteration von »la«) verstanden und als solche repräsentiert werden sollen.
(quelle)

Also hier wird genau das Problem bei allen Stücken beschrieben, die auch nur kurz modulieren, bzw. beim Denken in Skalen - nehme ich das Doremi der Grundtonart oder des gerade klingenden Akkords? Was ist eine #11 der Subdominante als Silbe? Ich muss ständig entscheiden, ob wir gerade in der Grundtonart sind oder kurz moduliert sind. Eine harmonische Analyse müsste also vor dem Musizieren gemacht und durchdiskutiert werden. Da das nicht immer eindeutig ist, gibt es da auch keine eindeutige Benennung. Das ist aus meiner Sicht nicht praktikabel.
Oder man benennt alle Ton-Silben immer nach einem festen Grundton. Das ergibt aber auch keinen Sinn.
Jedenfalls versteh ich nicht, wie das praktisch gehen soll. Und wo der Vorteil liegt. Ihr?

Die Handzeichen unterstützen das Lernen von Melodien, Intervallen usw. wohl sehr gut.
Meine eigene Erfahrung als ca. Sechsjähriger aus dem Rundfunk-Kinderchor: Vorsingen bringt mehr. Mit den Handzeichen konnte keiner was anfangen, und später hat es eh keiner mehr benutzt.
Intervalle haben wir über Liedanfänge gelernt, Melodien durch Hören.
Es handelt sich aber nicht um Dirigiertechniken oder ähnlichem. Ich hatte auch nichts dergleichen behauptet.
Ich auch nicht. Sondern dass diese Handzeichen meines Wissens nach von keinem Musiker in der Praxis benutzt werden.
Bei Aufführungen würde man diese Handzeichen vielleicht mal bei Schul- oder Laienchören finden als Unterstützung
... nie gesehen ... glaube auch nicht, dass ein Laienchor, wenn er beim Konzert durcheinanderkommt, mit diesen Handzeichen wieder reinkommt.
aber wie gesagt dienen sie dem Unterricht und den Lernprozessen.
Siehe oben. Aus meiner Sicht einfach nur eine unbelegte Behauptung.

Aber wer es machen will, soll es machen. Kinder würde ich damit nicht unterrichten. Aber ich habe ja auch keinen statistischen Beweis, dass es NICHT besser wäre ;)
Am Ende führen viele Wege zum Ziel, und es kommt immer drauf an, was man dann damit anfängt.

--
EDIT: Wer alternativ noch die Tonwörter nach Nägeli, Eitz und Kühn und eine sehr interessante Diskussion über die fortgeschrittene Solmisation anschauen möchte, wird hier fündig.
 
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Ich war auch Anfang der Siebziger in der Grund- und Musikschule (in Westdeutschland). Verschwommen kann ich mich daran erinnern dass der Lehrer diese Zeichen zu den Solmisationssilben gemacht hat.
Nicht erinnern kann ich mich dass wir Melodien mit #11 gesungen hätten :engel:
 
Nicht erinnern kann ich mich dass wir Melodien mit #11 gesungen hätten
Naja, in unserem Alter ist es kein Wunder, dass man sich nicht an alles erinnern kann.

Aber im Ernst, es wird ja im oben zitierten Artikel beschrieben, wie das System mit alterierten Tönen funktionieren soll. Ein System, was nur bei Kinderliedern funktioniert, ergäbe ja noch weniger Sinn.
 
@LoboMix
aber wie gesagt:
hier, und ich denke im gesamten romanischen Sprachraum herrscht Solmisation, aber absolute Solmisation:
La = A = 440 Hz / Si = B = ~494 Hz / Do = C = ~523 Hz etc...

mir ist niemand bekannt, ausser dem Oppa von der Worschipgruppe aus der Grage von nebenan vielleicht, der noch nach Gehör stimmt und dann in relativen Schritten weiter... oder Musikwissenschaftler die Mittelalter studieren, oder ganz verrückte Jazzisten wie Leute wie Hermeto Pascoal oder Naná Vasconcelos vielleicht?

Ich glaube man muss sich hier einfach strikt an andere TonhöhenNamen gewöhnen...
dafür sind dann andere musikalischen Begriffe (für uns) eingängiger: segunda, terça, quarta, quinta... maior, menor... aumentada, diminuída, perfeita, etc...

mir wäre A - B - C aber lieber als La - Si - Do
 
Welche Erfolge meinst Du? Um den Erfolg dieser Methode im Vergleich zu anderen zu belegen, bräuchte es Bewertungskriterien (was ist besser/schlechter) und Vergleiche mit Kontrollgruppen hinreichender Größe über viele Jahre - ich bezweifle, dass das mal jemand gemacht hat.
Wenn die Verfechter der Methode selbst behaupten, dass sie super ist, ist das eher kein Beweis ;) und es hat sich zumindest in ehemals DDR nicht durchgesetzt, obwohl es vielfach unterrichtet wurde.
Ich möchte kein Streitgespräch führen über die Kodaly-Methode oder überhaupt über (relative) Solmisationsmethoden. Selber habe ich keine davon gelernt und daher auch nie praktiziert. Die Kodlay-Methode habe ich nur als ein Beispiel für eine relative Solmisation angeführt, mehr nicht. Diese kenne ich immerhin ein wenig vom Hörensagen und wie erwähnt von einer (schon länger zurück liegenden) Konzertreise nach Ungarn. Begegnet bin ich zudem einigen Menschen, die von dieser Methode sehr geschwärmt haben.
Bist du denn sicher, dass du seinerzeit in der DDR mit der Kodaly-Methode ´traktiert´ wurdest? Meines Wissens nach dominierte in der DDR die "Jale-Methode" (die schon 1930 von Richard Münnich veröffentlicht wurde).
Hier im Westen dominierte lange Zeit die Orff-Methode. Für die dabei vorzugsweise verwendeten Orff-Trömmelchen konnte ich mich aber nie begeistern.

Bei allen diesen relativen Solmisations-Methoden gibt es mehr oder weniger große Überschneidungen, Handzeichen benutzen wohl auch die meisten. Einen wirklichen Überblick über alle diese Methoden habe ich nicht, da ich keine davon nutze, ist das Thema für mich auch nicht sonderlich wichtig. Erstaunlich ist es schon, wie viele verschiedene ´Süppchen´ auf dem Gebiet gekocht werden, und bekanntlich meinen ja in der Tat viele, dass sie gerade das Rad neu erfunden haben, jetzt aber viel besser als alle vorherigen. Ob Kodaly ähnlich dachte, weiß ich nicht, nehme aber zu seinen Gunsten und weil ich ihn als seriösen Menschen einschätze an, dass seine musikpädagogischen Intentionen dabei völlig integer waren.

Grundsätzlich halte ich die Systeme der relativen Solmisation für limitiert in ihrer Reichweite da sie vom Prinzip her vereinfachen. In Unterrichten wie z.B. der Früherziehung, überhaupt in der Arbeit mit Kindern, Schülern und Laien, die nicht oder nicht richtig Noten lesen können, das auch nicht vertiefen wollen, ist das sicher eine sinnvolle Sache, da geht es in der Regel auch nicht um komplexere Musik. Wenn darüber ein schöner und einfacher Einstieg ins Musizieren möglich gemacht wird, auf dem später gut aufgebaut werden kann, erfüllen diese Methoden aber auf jeden Fall ihren Zweck.

Dass diese Methoden spätestens ab einem gewissen semi-professionellen oder gar professionellen Level an ihre Grenzen stoßen und nicht mehr hilfreich sind, sehe ich auch so. Kein Dirigent, Profi-Klassiker, Profi-Jazzer usw. wird dann noch darauf zurück greifen.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

hier, und ich denke im gesamten romanischen Sprachraum herrscht Solmisation, aber absolute Solmisation:
La = A = 440 Hz / Si = B = ~494 Hz / Do = C = ~523 Hz etc...
Ist schon klar, die Verwendung der romanischen Tonsilben "Do/Re/Mi ..." meint heute standardmäßig die absoluten Tonhöhen, wie bei uns "C/D/E ...".
Erwähnt habe ich die relative Solmisation zum einen wegen des historischen Hintergrunds und deren Entwicklung, und weil diese Silben in den entsprechenden pädagogischen Systemen oft Verwendung fanden und finden.

mir wäre A - B - C aber lieber als La - Si - Do
Denke einfach, dass es zum Portugisisch-Lernen dazu gehört, im Spanischen und Portugisischen heißen die Töne nun mal so :)
 
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... im Italienischen auch... 🤔

Portugiesisch muss ich nicht mal überlegen, ... A - B - C, Intervalle und Skalen schon.... und Solmisation dann naürlich auch!

Naja, meine frühesten Kindheisterinnerungen mit Solmisation waren hier:


View: https://www.youtube.com/watch?v=drnBMAEA3AM
 
Das ist vielleicht die Schwäche der romanischen Tonsilben, die für Verwirrung sorgt, dass sie in den romanischen Sprachen für das Benennen sowohl absoluter als auch relativer Tonhöhen identisch verwendet werden.
interessant. Ich dachte, der Gebrauch wär ausschliesslich relativ.
Wieder was gelernt.

Aber letztlich muss jeder, der sich tiefer mit Musik und vor allem Musiktheorie beschäftigt, sowieso beides beherrschen: absolute und relative Strukturen verstehen und erkennen.
Wer nur immer relativ denkt, wird vielleicht vom Quintenzirkel verwirrt sein, wer nur absolut denkt, wird möglicherweise beim Erkennen von identischen Strukturen auf unterschiedlichen Tonhöhen Probleme haben.
daher meine Annahme, relative Geschichten via Do, Re, Mi, und absolute Strukturen mit C, D, E.
 
Hab jetzt im Tread auf die schnelle nix gefunden - wie solmisiert (?) Man eigentlich Molltonleitern?
 
Ich möchte kein Streitgespräch führen über die Kodaly-Methode oder überhaupt über (relative) Solmisationsmethoden.
Das war auch nicht meine Absicht. Du hast das schön zusammengefasst.

Dass eine gute Intention dahinter steht, ist selbstverständlich. Ich bin nur immer etwas neugierig, wenn behauptet wird, diese oder jene Methode hätte sich als hervorragend geeignet erwiesen, was man natürlich mit nichts belegen kann als mit der eigenen Überzeugung.
 
komisch nur dass hier Do = La#

Wieso komisch?
Bei relativer (!) Solmisation ist Do einfach der Grundton jedweder Dur-Tonleiter.

Komisch ist höchstens, wie Du auf "A#" kommt, außer Du bist extrem masochistisch veranlagt: ;)

1688000881085.png


Viele Grüße
Torsten
 
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Bist du denn sicher, dass du seinerzeit in der DDR mit der Kodaly-Methode ´traktiert´ wurdest? Meines Wissens nach dominierte in der DDR die "Jale-Methode" (die schon 1930 von Richard Münnich veröffentlicht wurde).
Ganz sicher bin ich nicht, aber ich glaube, wir hatten "Do Re Mi" und nicht "Ja Le".
Zu dem JaLe-System hab ich mich grade nochmal bei Wikipedia belesen.
Es ist schon spannend, was sich diese Musikwissenschaftler da für Gedanken gemacht haben, um ein möglichst in sich stimmiges und logisches System zu entwickeln. Das muss man erstmal anerkennen.

Man könnte philosophieren, warum sich das nicht durchgesetzt hat. Ich vermute, es ist einfach zu komplex, und man braucht es nicht wirklich als drittes System; dazu die Doppeldeutigkeit relative/absolute Notennamen.
- Absolute Notierungen macht man mit Noten.
- Für die relative Denkweise hat man ja die Stufen I, II, b IV usw., damit kann man alles ausdrücken.

Die Zahlen nochmal mit Silben zu codieren, macht die Sache nur komplexer. Musikalisch erfassen muss man es sowieso, also welche Intervalle/Töne konsonant/dissonant klingen, wohin sie sich auflösen, wie Intervalle klingen und wie man sie vom Blatt singt. Das scheint mir alles über Zahlen (Stufen) einfacher als ein zweites Notennamensystem.

Als einziger sinnvoller Anwendungsfall erscheint mir, dass man einem Chor mit Handzeichen eine Melodie zeigen kann. Bloß müsste der dann auch die Intervalle singen können. Und bei Melodien mit Modulationen geht es nur, wenn man alles vorher festlegt.

Aber vielleicht gibt es doch jemand, der das irgendwie nutzt? Würde mich interessieren. Vielleicht hänge ich ja auch nur geistig in dem System fest, das ich kenne.

=== EDIT ===

Ich habe eine recht ausführliche Arbeit eines Herrn Buchholz zu dem Ja-Le gefunden, wo der Autor beschreibt, wie man mit Modulationen im Volkslied umgeht (dort häufig in die Dominante oder die Mollparallele).

Auf Seite 37 unten schreibt er, es sei "relativ einfach, wenn man die Veränderung des Ni der Ausgangstonart ... erkannt hat". Hm. Alles ist einfach, wenn mans kann ;) Aber lassen wir das mal dahingestellt sein.

Gleich danach kommt folgender Abschnitt:
1688027209935.png


Also um das System verwenden zu können, muss ich
1. eine harmonische Analyse machen
2. da es viele Varianten gibt, brauche ich eine Tabelle.


Damit ist es aus meiner Sicht auf elementare Melodien beschränkt und - wie der Autor auch schreibt - hauptsächlich für das Singen mit Anfängern geeignet, um Noten auch im wörtlichen Sinn mit den Handzeichen "greifen" zu können. Auch wer parallel ein Instrument lernt, braucht das nicht.

Was mich auch hier generell stört, ist, dass er wieder mal die Vorteile der Methode postuliert, ohne irgendwelche Belege dafür anzuführen. Zudem behauptet er auch noch (in der Einleitung) die Gründe zu kennen, warum viele Menschen nicht sicher singen können.
Die Gegner sind politisch motiviert oder kommen "immer aus einem Lager, wo auch sonst in Sachen musikalischer Praxis wenig zu erwarten ist." Da klingt schon etwas Frust durch. Aus meiner Sicht setzt sich eine Methode schon durch, wenn sie praktisch gut ist.

Richtig spannend fände ich mal eine Untersuchung, in der größere Gruppen Kinder mit und ohne das System Singen lernen, und das dann ordentlich ausgewertet wird. Kennt vielleicht jemand einen Prof oder wissenschaftlichen Mitarbeiter/in an einer Hochschule, die sich dafür interessieren würden?

Also nach allem, was ich jetzt so gelesen habe, scheint es mir doch ein ziemlich verkopftes, sehr beschränktes System zu sein. Würde mich aber auch gern vom Gegenteil überzeugen lassen.
 

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komisch nur dass hier Do = La#
Relative Solmisation ist so ähnlich wie ein Kapodaster (oder wie Umstimmen) auf der Gitarre.

Mach den Kapodaster auf den 10. Bund und spiele den bekannten C-Dur-Anfängergriff. Es erklingt Bb-Dur. Der gegriffene Akkord ist relativ, der klingende Akkord ist absolut. Du denkst also den Do-Griff, es erklingt aber der La#-Akkord (bzw. der Sib-Akkord).

Oder Du stimmst die Gitarre z.B. um einen Ganzton tiefer, also auf DGCfad', und greifst den normalen C-Dur-Griff: Es erklingt wieder Bb-Dur, also La# (bzw. besser Sib).

Oder Du nimmst eine Ukulele, die eine Quart höher gestimmt ist als die Gitarre, und spielst und denkst die Gitarrenakkorde. Du denkst z.B. C-Dur und es erklingt F-Dur.

Oder Du nimmst ein Tenorsaxophon, das in Bb gestimmt ist, oder ein Altsaxophon das in Eb gestimmt ist. Jedesmal erklingen andere Töne als Du greifst.

Oder Du hast ein Klavier, das sich nicht mehr auf Kammerton stimmen läßt, sondern einen Halbton tiefer. Oder Du nimmst ein Keyboard und benutzt die Transponierfunktion, damit Du nur auf weissen Tasten spielen mußt, der Sänger aber in seiner Tonart singen kann.

Oder Du nimmst Hendrix, der seine Gitarre einen halben Ton tiefer gestimmt hat, aber trotzdem die normalen Griffe gedacht hat.

Diese Relativität ist in der Musik eigentlich allgegenwärtig.

Die Zahlen nochmal mit Silben zu codieren, macht die Sache nur komplexer.
Der wichtige Unterschied ist, daß Du die Silben singen kannst, bei Zahlen ist das eher schwierig. Und Du kannst die Silben auch mit Kleinkindern singen, die noch nicht zählen können.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Der wichtige Unterschied ist, daß Du die Silben singen kannst, bei Zahlen ist das eher schwierig. Und Du kannst die Silben auch mit Kleinkindern singen, die noch nicht zählen können.
... und auch noch nicht lesen können. Bewegungen oder Handzeichen entsprechen dem "ganzheitlichen" Lernen. Es hilft Kindern Musik zu visualisieren, wobei es auch andere Methoden gibt, die Bewegungen mit Musik kombinieren.
 

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