E-Bass mit dem Sound eines Kontrabasses?

  • Ersteller Warenschild
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Nach meinem Eindruck gibt's mindestens zwei Wege. Entweder mit einem Instrument, wie es Stefan Rademacher spielt: http://www.stefanrademacher.de/deutsch/Equipment.html (das viersaitige Teil auf dem Bild - ich hab ihn mal damit gesehen und gehört und war von dem Klang angetan :great:):

Oder (billiger) indem man
ziemlich viele Kleinigkeiten
versucht.
Das hat bei meinem Baß immerhin soweit geklappt, daß ein Gitarrist letzte Woche bei einer Duo-Probe meinte: "Der klingt aber jetzt wirklich wie ein Kontrabaß." Natürlich höre und spüre ich die Unterschiede zu meinem geliebten Kontrabaß sehr deutlich, aber ich beschreib's trotzdem mal ;).

Man nehme einen alten Squier JV Jazz Bass (an den man mit mehr Glück als Verstand gekommen ist ;) ), den der Vorbesitzer zum Fretless hat umbauen lassen.
Er hat also ein Palisandergriffbrett - ziemlich weiches Holz, aber dadurch hat er schon nicht mehr
ein nahezu unendliches Sustain.
Das Problem ist, daß der Fretless-Ton bei einem Ebenholz- oder ähnlich hartem Griffbrett schon kurz nach dem Anschlag länger "laut stehen bleibt" als beim Kontrabaß.:gruebel: Bei letzterem fällt die Lautstärke schneller ab.
Da hilft das besagte Palisandergriffbrett schon mal ein bißchen.
Natürlich nutzt es sich schneller ab als ein hartes Griffbrett, man muß es öfter abrichten lassen, aber so isses nun mal.

Nächster Schritt war bei meinem: Saitenlage rauf, auch wenn's am Anfang (buchstäblich) wehtut. Meinen Halsstab würde ein "normaler" Bassist eine Viertel- bis halbe Umdrehung anziehen. Aber nach meinem Eindruck trägt der (eeeeetwas weniger spitze) Winkel, mit dem die Saiten auf das Griffbrett treffen, zum k-baß-ähnlicheren Klang bei.

Nächster Punkt:
zurest mal eine Piezo-Bridge als Abnehmer-System montieren und das Signal durch einen (Onboard-) Preamp leiten.
Das wäre sicher die teurere Methode :). Möglicherweise auch die bessere, aber da kenn ich mich nicht aus.
Meine Billigmethode entstammt einem Artikel aus Gitarre&Bass, als das Heft noch "Musiker" hieß ;) - Oktoberheft 1988: ein billiger passiver Rockinger-Piezo (für damals 18 Mark) kommt zum Einsatz. Allerdings nicht (wie es in Rockinger-Bässen gemacht wurde) unter der Brücke, sondern in der Elektronikfräsung.
Man drückt den Piezo dort so fest wie möglich an das Korpusholz - und zwar am besten an die "untere Wand" der Fräsung, möglichst weit weg von der Brücke und dem "Draht" der Saiten. Dann schaltet man ihn parallel zu den (beim Jazz Bass bekanntlich passiven) Magnet-TAs. Am besten macht man den Piezo an-/abschaltbar, in meinem Falle mit einem Schalter an einem der Potis.
Jetzt steuert der Piezo die hochmittigen und höheren Frequenzen bei, die vom Holz kommen. Für das Pfund und den Großteil des Klangs sorgen weiter die normalen Magnet-TAs.
Falls einem der Piezo tatsächlich mal zuviel Holziges liefert, kann man ihn mit der Höhenblende dämpfen. Wenn der Piezo zu leise ist, nimmt man den Magnet-TA (bei mir meist nur der an der Brücke) ein bißchen zurück.

Die Umbauerei reicht allerdings noch nicht; die Anschlagstechnik kommt noch dazu:
Man sollte die Saiten zwischen Griffbrettende und Hals-TA anschlagen (ungefähr da, wo man landen würde, wenn der Baß die gute alte Fender-Daumenstütze oberhalb der Saiten hätte). Apropos anschlagen: Beim echten Kontrabaß braucht man einiges an Fingerfleisch und Kraft, und genauso sollte man das hier auf dem E-Baß auch machen. Also Verstärker leiser drehen und dafür die Saiten kräftiger bearbeiten :great:.
Apropos Saiten: Bei meinem klingen Roundwounds am besten - übrigens bevorzugt alte ;) - ganz neue Saiten haben auf meinem Baß für den Kontrabaß-Clon-Klang zuviel "Draht".
Ein Moosgummistreifen direkt an den Saitenreitern filtert metallische Obertöne weg.
Damit hab ich auch mal experimentiert: Schaumstoff direkt an den Saitenreitern zwischen Saiten und Korpus. War ganz nett, in erster Linie wegen der Wirkung auf das Sustain. Die besagten metallischen Obertöne kommen aus meinen Uralt-Saiten ohnehin nicht mehr so raus ;).

Ach ja: Bei meinen Versuchen klangen 12-Zoll-Lautsprecher am besten - 10er waren zu "glatt", und 15er matschten. Eine kleine EQ-Anhebung in der Gegend von 250-400 Hz (für das warme Singen) und jenseits der 8 kHz (für das holzige Schnarren) kann auch noch helfen.

Michael
 
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Reaktionen: 2 Benutzer
Ich bin letztens auf die Kristall Bässe gekommen und der gute Mann hat anscheinend einen fretless E-Bass entwickelt, der wie ein Kontrabass klingt:



Dachte mir, dass das für euch vielleicht ein bisschen interessant ist.
 
Dieses Video finde ich gar nicht mal gut, aber auf der Homepage kristallbass.com gibt's Samples des "Room"-Basses, die tun echt nach Kontrabass. Kraß.

Da muß ich mir doch glatt die Anschaffung meines neuen Sofas nochmal überlegen und nach hinten schieben ... :D

der Omnimusicus
 
Videos und Samples sind halt immer so ne Sache.... sicher ist immer nur Anspielen.
Von Ulm nach München ist es ja auch nicht so weit ;-).
 

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