Wenn man mehrere Knöpfe (mehrere Töne) drückt erklingt am Ende ein einziger mehrstimmiger Ton?
Wenn Du mit "einziger mehrstimmiger Ton" einen Akkord meinst - ja. Das ist ja bei jedem Akkordeon so: wenn man mehrere Tasten drückt, kommen gleichzeitig mehrere Töne.
Ich habe das Gefühl, Dir ist nicht ganz klar, wie eine Steirische aufgebaut ist, was die Logik hinter dem System ist und wie die Benennungen "GCFB" oder "FBEsAs" zustande kommen.
Aaaaalso:
Am Anfang war die einreihige diatonische Harmonika.
"Diatonisch" bedeutet hier, daß im Gegensatz zum chromatischen Akkordeon nur die zu einer bestimmten Tonleiter gehörigen Töne gespielt werden können.
Beispielsweise bei einem Instrument in C-Dur sind das nur C, D, E, F, G, A und H. Nichts dazwischen.
Hinzu kommt noch, daß diese einreihigen Instrumente wechseltönig waren, d. h. manche Töne kommen nur auf Druck, manche nur auf Zug.
Auf Druck sind bei einem C-Dur-Instrument die Töne des C-Dur-Dreiklangs, nämlich C, E und G.
Auf Zug sind die Töne D, F, A und H spielbar.
Man kann also eine vollständige C-Dur-Tonleiter spielen, muß aber ständig die Balgrichtung ändern.
Das entspricht prinzipiell einer Mundharmonika.
Ein Beispiel für ein solches einreihiges Instrument ist das Hohner-Modell 114.
Die gibt es in verschiedenen Stimmungen und zur Unterscheidung sind diese Modelle nach ihrer Grundtonart benannt. Unser
C-Dur-Beispiel wäre die 114
C.
Es gibt sie aber auch in D-Dur als 114 D. Diese enthält entpsrechend alle Töne der D-Dur-Tonleiter.
Der Schritt zur Steirischen
Grundsätzlich ist der Unterschied zwischen einer einreihigen und einer mehrreihigen Harmonika der, daß noch weiterer solcher diatonischer Reihen angefügt werden, die nach dem selben Prinzip arbeiten, nur in einer anderen Tonart.
Man kann eine Mehrreihige Harmonika also als mehrere Einreiher in einem Gehäuse betrachten.
Es hat sich bewährt, daß die Reihen voneinander immer einen Quart-Abstand haben.
Ein zweireihiges Instrument ist deshalb nach seinen beiden Tonarten benannt (bei Club-Harmonikas ist C/F am Verbreitetsten, es gibt aber auch D/G, F/B, B/Es usw.).
Ein Dreireiher hat entsprechend drei Reihen im Quartabstand und deshalb Namen wie C/F/B, G/C/F, D/G/C, F/B/Es usw.
Vierreiher schließlich - wer hätte es gedacht - bestehen aus vier Einreihern, auch wieder im Quartabstand, deshalb: C/F/B/Es, F/B/Es/As, D/G/C/F usw.
Mehrere Reihen bieten u. a. auch den Vorteil, daß man nicht immer wie wild die Balgrichtung wechseln muß, wenn man eine aufsteigende Tonleiter spielen möchte oder daß man auch chromatische Zwischentöne spielen kann, wenn man sie sich "aus einer anderen Reihe" ausleiht.
Außerdem kann man im Diskant Akkorde spielen, die auf der Einreihigen nicht möglich wären.
Bei unserem beispielhaften C-Dur-Einreiher kann man z. B. keinen F-Dur-Dreiklang spielen, obwohl F-Dur doch die Subdominante von C-Dur ist - also alles andere als exotisch.
Aber die Töne F und A sind nur auf Zug, das C jedoch nur auf Druck verfügbar. Pech gehabt!
Bei einer zweireihigen Harmonika in C/F lässt sich problemlos der F-Dur in der zweiten Reihe auf Druck spielen, nach Belieben und Bequemlichkeit kann das C auch in der ersten Reihe gespielt werden. Juhu!
Außerdem lassen sich mit jeder weiteren Reihe natürlich auch immer mehr Tonarten spielen.
Das war jedenfalls in Kürze das "Geheimnis" und Grundprinzip der Knopfbelegung und Benennung...
Viele Grüße
Torsten