Zum Thema Hörer/Follower bei Spotify noch eine kleine Anekdote - ich finde das als Indikator ja durchaus gut und nachvollziehbar, aber solange da so viel manipuliert wird, ist das echt gruselig. Eine befreundete Band hat mir unverblümt gesagt, dass deren Agentur (!) bewusst Zahlen einkauft, um ein besseres Standing bei Veranstaltern zu erhalten.
Traurig, dass das offenbar immer noch so einfach geht...
Also ich würde sagen dass das als Indikator nicht besonders aussagekräftig ist, zumindest nicht in diesen Regionen.
a) bei größeren Nummern ist das für Veranstalter sicherlich eine Hilfe. Wenn eine Band in einer Stadt (plus dem Umkreis aus dem Leute zu einem Konzert abends ankommen) 5.000 Streams im Monat hat, eine andere hingegen "nur" 1.000, dann würde ich die Wahrscheinlichkeit dass mir Band A den 1.000er-Club vollmacht auch höher einschätzen als bei Band B. Und dennoch: so aussagekräftig wie CD-Verkäufe früher sind diese Zahlen auch nicht mehr. Eine CD war der Beweis dass der Zuhörer zumindest einmal in der Vergangenheit bereit war für diese Band Geld auszugeben - das ist bei Spotify nicht der Fall.
b) 50 regelmässige Hörer im Monat? Wie beeinflussen die für mich als Veranstalter ob das Festival ein Erfolg wird/ich genug Karten absetze? Da würde ich überschlägig rechnen "60% sind persönlich mit der Band verbunden oder haben sie auf einem Konzert gesehen. So oder so werden die 400-500 Kilometer von meinem Festival entfernt wohnen, der Rest kann weltweit verteilt sein und bringt mir im Vorverkauf oder Abendkasse erstmal nix.
c) OK, wenn das kein Hinweis ist dass die Band Publikum "zieht", dann ist es doch zumindest ein Qualitätsmerkmal dass die Musik eine bestimmte Zielgruppe erreicht - wenn ich als Veranstalter für ein Festival eine unbekannte Band buche, dann will ich dass die zum Erfolg des Konzerttags beiträgt. Musik die (im Rahmen des Genres) eingängig ist und gern gehört ist dafür sehr hilfreich, aber nicht alleine ausschlaggebend. Die Bühnenshow/-präsenz etc. ist ebenso wichtig, und darüber sagen Streamingzahlen nichts aus.
Also das war mein ungefragter Sermon zu dem Unterthema, und zum großen Thema:
die relevante Betrachtungsweise ist die von Mr. Pickles, wieviel a) KANN und b) WILL der Veranstalter zahlen, also a) wie hoch sind die möglichen Gesamteinnahmen und b) wie will der Veranstalter diese auf seine diversen Kostenpunkte aufteilen? Da wird kaum soviel übrigbleiben dass es für Euch kostendeckend wird.
die noch relevantere Sichtweise ist: wollt Ihr das in Kauf nehmen? Meine Sichtweise dazu wäre: ist das Festival geil? Wäre es für Euch als Band ein cooler Ausflug? Dann machen. Wenn nicht dann halt nicht - und freut Euch darüber dass Ihr den Veranstalter so überzeugt habt dass Ihr so weit weg von zuhause auftreten könntet. Ich könnte mir vorstellen dass es im Metalbereich viele Bands gibt und im Vergleich (zu) wenige coole organisierte Auftrittsmöglichkeiten.
Und um mal über die Genre-Grenzen hinaus zu schauen:
ich spiele in einer Amateur-BigBand. Wir bekommen Gagen wenn wir bei Weihnachtsmärkten/Stadtfesten etc. auftreten, die gehen aber komplett in die Vereinskasse für Dirigenten-/Aushilfsgagen, Notenanschaffungen, Technikequipment etc. Auszahlungen an Musiker oder Spritgeld etc. gibt es nicht und fragt auch niemand nach.
Bei Amateur-Sinfonieorchestern ist's noch krasser, da sind die Auftrittsmöglichkeiten noch dünner gesät, da fließt erst Recht kein Geld - höchstens in die andere Richtung als Mitgliedsbeitrag etc.
Bei beiden ist es aber so: die Auftritte sind das Highlight im (Hobby-)Musikerleben und das Ziel der Probenarbeit. Klar, wenn man eigene Stücke entwickelt, dann ist das in sich noch befriedigender und die Erfüllung in der Arbeit im Proberaum ist von anderer Qualität. Dennoch: es geht darum vor anderen Leuten zu spielen, und sich das zu versagen weil man denkt "für die Proben Geld ausgeben ist OK, für einen Gig nicht", ich persönlich finde das schade.