[Gitarre] Gibson Les Paul Studio 2012 mit Granadillo Fretboard ohne Coil-Splitting

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Gibson Les Paul Studio 2012 - WR GH

Gibson_Les-Paul-Studio-WR-GH_2580.jpg

«Vorbemerkung»
Ich stell Euch hier meine Gibson Les Paul Studio in WR GH vor, die ich mir im August mit dazugehörigem Koffer gekauft habe. Ich habe ziemlich lange überlegt, ob ich meine Eindrücke hier posten soll. Es gibt viele Musiker, die bei LP Modellen deutlich größere Kompetenz vorweisen können und wesentlich mehr Erfahrung haben. Auch ist die Les Paul so populär und auf der Gibson Homepage exzellent beschrieben, dass sie wohl nicht auf einen Erfahrungsbericht meinerseits angewiesen ist. Und dennoch, diese neue Les Paul Generation begeistert mich – einen langjährigen Stratliebhaber – so sehr, dass ich Euch meine Begeisterung unbedingt mitteilen muss und meine magisch-mystische Begegnung der 3. Art aus Sicht eines untypischen LP-Spielers schildern möchte.

«Background»
Meine ersten intensiven Kontakte mit der Les Paul gehen zurück auf das Jahr 1992. Damals lernte ich einen sehr guter Freund und in Folge langjährigen Bandkollegen kennen, der Les Paul Liebhaber ist. Seit damals wurde ich von ihm begeistert, habe gelegentlich geliebäugelt, immer wieder mal angespielt, aber letztlich nie den entscheidenden Schritt getan. Die LP blieb eine still und heimlich Verehrte aus der Ferne.

Aufgrund des sensationell guten Preises der Gibson LP Studio Worn bin ich heuer im Sommer wieder mal virtuell stöbern gegangen. Erst dabei ist mir aufgefallen, dass die neuen LP Studio Modelle nun mit Granadillo Fretboard hergestellt werden. Diese Neuerung hat mich förmlich elektrisiert. Und da meine Lieblingsoptik Winered/Goldhardware - ohne Coil-Split - gerade auch noch unter der magischen 1.000 Euro Schwelle angeboten wurde, hab ich impulsiv zugeschlagen und per Mausklick bestellt. Ohne sie je angespielt zu haben. Auch auf die Bestellung zehn gleicher Modelle zur Auswahl der Besten habe ich wagemutig verzichtet. In draufgängerischem Vertrauen, sie ist es. No risk, no fun!

«Spezifikationen»
Die detaillierten Spezifikationen finden sich sehr schön beschrieben und anschaulich bebildert auf der Gibson Homepage, hier die wichtigsten Specs im Überblick:
- Korpus: Mahagoni (new modern weight relief: Chambered Body)
- Decke: Ahorn
- Hals: Mahagoni
- Griffbrett: Granadillo
- Anzahl Bünde: 22
- Halsform: Schlankes ’60s-Style Profil
- Griffbrettradius: 12" Radius (305 mm)
- Sattelbreite: 1.69” (43 mm)
- Mensur: 24.75" (628,7 mm)
- Halsbefestigung: eingeleimt
- Pickup-Konfiguration: H/H
- Neck PU: Gibson 490R
- Bridge PU: Gibson 498T

«Innovation»
Die herausragende Innovation der neuen Gibson Les Paul Studio Modelle ist (neben dem Coil-Splitting) das Griffbrett aus Granadillo: Wood that sings ... auf dem Fretboard einer Les Paul, die legendär dafür ist, dass sie singt ... das passt für meinen Geschmack perfekt. Was jene, die schon mal ein Marimba gehört haben und wie ich ebenfalls davon überzeugt sind, dass das Holz des Fretboards einen deutlichen Einfluss auf die Soundcharakteristik der Gitarre hat, sicher gut nachvollziehen können. Wer meint, dass der Tone aus den Fingern kommt, der legt vielleicht auch besonderes Augenmerk darauf, welchem Holz die Finger den Tone entlocken. Das waren in etwa meine Gedanken, meine hohe Erwartungshaltung und der Anstoß meines Hals über Kopf getätigten Impulskaufs.

Bei Savagewoods wird die Ton-Qualität von Granadillo so beschrieben: "In South America, it is highly regarded as the best tonewood choice for marimba and xylophone bones and is often referenced as “La Madera Que Canta” (“wood that sings”). Granadillo has been said to have a ringing, bright tap tone and is gaining popularity amongst American instrument makers."

Wood that sings ... well known from the Marimba ... auf einer Les Paul ... das muss einfach neugierig machen ... eine verlockende Verheißung!

Granadillo_Marimba.jpg

«Verarbeitung, Bespielbarkeit, Optik»
Die neue Gibson Les Paul Studio hat den schon bekannten Chambered Body aus Mahagoni, der die Les Paul mit 3,4 kg sogar leichter als so manche Fender Strat macht, und eine gewölbte Ahorn-Decke. Außerdem das legendäre und von mir favorisierte 490R/498T PU-Pärchen und dieses neue und innovative Marimba-Holz am Mahagonihals. Sie kommt ohne Coil-Splitting aus, was mich persönlich weniger interessiert, aber in Hinblick auf Soundvielfalt natürlich von jedem gründlich überlegt und individuell entschieden werden sollte. Der Koffer ist robust, sauber verarbeitet, wirkt hochwertig, passt massgeschneidert und ist mit dem bekannten Aufdruck «Gibson USA» versehen. Einziges Manko: Überdosierung an Vanille für Schnüffelfreaks! Vorsicht Suchtgefahr. Für alle Sinne!

Meine, per Mausklick gekaufte, Studio ist erstklassig verarbeitet und liegt - wie man es von einer modernen LP kennt – sehr gut in der Hand. Der 12" Griffbrettradius und das schlanke ’60s-Style Profil sind sehr angenehm zu bespielen. Die LP kam perfekt eingestellt: Top in Saitenlage, Oktavreinheit und PU-Einstellung. Auf den Punkt gebracht: Plug & Play! Die beigefügten Unterschriften im Qualitätszertifikat sind nicht nur Werbestrategie. Da passt einfach alles perfekt. Was abgeht ist lediglich eine Ölung des Griffbretts, was ich beim ersten Saitenwechsel nachholen werde.

«Sound»
Wie klingt sie nun? Ist die Ablöse Palisander durch Granadillo tatsächlich zu hören?

Für meine Ohren hat die neue LP Studio einen wunderschön warmen und für eine Les Paul sehr klaren und perkussiven Tone mit sensationell ausgeprägten Höhen und Hochmitten. Und sie singt tatsächlich - sie singt, singt, singt ohne Ende ... sensationell, so wie man sich das von einer Les Paul erträumt! Sustain vom Feinsten, wie es dem Ruf der LP alle Ehre macht! Ich war vom ersten Ton weg sehr angetan und die Begeisterung hat nach Wochen des Näherkommens und Kennenlernens sogar noch zugenommen. Alles in allem ist das Granadillo-Fretboard für meinen Geschmack ein Geniestreich von Gibson. Auch optisch empfinde ich das rötliche Holz am Griffbrett sehr passend zum weinroten Body und der Goldhardware. Die Studio ist optisch naturgemäß weniger aufwendig und schlichter als eine Standard. Was für meinen Geschmack gerade der LP Studio WR GH sehr gut steht.

Als erstes hab ich eine meiner alten Studioaufnahme von 1995, die mit einer 94er Studio eingespielt ist, hergenommen und hab die 2012er direkt verglichen. Die 2012er hat in der (etwas unfairen) Gegenüberstellung weniger Bässe und klingt auch weniger fett, aber niemals matschig, muffig oder dumpf, sondern im Gegenteil wundervoll brilliant, transparent und sehr knackiger. Leadparts sind darum durchsetzungsfähiger im Gesamtmix als die verwendete 94er Referenz. Die 2012er ist hervorragend geeignet für rockig bluesige Leadparts, für die ich sie verwende, und kommt in diesem Genre sehr smooth, sahnig und ausdrucksstark in bluesigen Spielfeinheiten, die ich so liebe.

Der 498T an der Bridge liefert den typisch drückenden LP-Sound mit satten Bässen (mit etwas Abstrichen), ausgewogenen Mitten und ausgeprägten Höhen, die nie schrill oder unangenehm wirken. Der 498R am Neck klingt naturbedingt voluminöser und bringt bei voller Höhenregelung sehr beeindruckende, klare Höhen.

«Soundbeispiele und visuelle Impressionen»

1) Soundbeispiel 498T: While My Guitar Gently Weeps (Lukather/Toto Version)

So geil würde Lukather mit einer Les Paul klingen, zugegeben, er macht dieses Manko spieltechnisch dafür deutlich wieder wett!




2) Soundbeispiel 490R: Impro Rock Ballad




3) Soundschnipsel 498T: Ein Audioschnipsel mit einem Soundbeispiel des 498T aus der Dimension eines Strat-Fans

http://soundcloud.com/relact/therelact-gibson-les-paul-studio-498t


4) Soundschnipsel 490R: Ein Audioschnipsel mit drei Soundbeispielen des 490R
- 1. Turn: Tonregler auf ca. 6
- 2. Turn: Tonregler 0
- 3. Turn: Tonregler auf 10

http://soundcloud.com/relact/therelact-gibson-les-paul-studio-490r


«Mein persönliches Fazit»
Ich bin von der 2012er Les Paul Studio begeistert und sie hat meine ohnedies hohen Erwartungen noch übertroffen. Sie liefert einen sensationellen Tone, den ich liebe. Ich hab ihn ihr meine Les Paul fürs Leben gefunden. Ich werde Sie in meinen Händen behalten ... while my guitar gently weeps ... bis ans Ende meiner Spielfähigkeit!

Keep on Bluesin' & Rockin'!
relact
 
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Toller Bericht - vielen Dank dafür :great:!

Eines verwirrt mich jedoch... vielleicht hab ich es auch falsch verstanden. Haben nicht ALLE Studio 2012-Modelle das Coil splitting? Auch der Preis von unter 1000€ würde doch eher dafür sprechen, dass du das Vorgängermodell hast....

Außerdem haben die neuen Studiomodelle in Winered alle cremefarbene Schlagbretter - das schwarze kenne ich nur von dem Vorgänger.

Edit: Hast du diese hier? Die dürfte so eine Art Hybrid zwischen altem und neuem Modell sein, wenn sie wirklich Granadillo als Griffbrettmaterial hat. Vielleicht wurden die letzten Modelle der alten Variante schon mit diesem Holz hergestellt. Ursprünglich waren die Griffbretter glaube ich aus Palisander.
 
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Danke Luckyreds! :) Die Verwirrung kann ich leider auch nicht gänzlich aufklären. Aber sachdienliche Hinweise liefern, wie Du hoffentlich Licht ins Dunkel bringen kannst.

Die von Dir gepostete LP unterscheidet sich meinem oberflächlichen Verständnis nach "nur" im Granadillo Fretboard von der Vorgängerserie. Die neue Serie hat zusätzlich das Coil-Splitting und außerdem anstelle des 59 Les Paul Profil der Vorgängerserie nun das ’60s-Style Profil, stimmt das? Weitere Unterschiede konnte ich nicht feststellen, bzw. habe ich übersehen.

Gekauft habe ich hier diese Serie, mittlerweile ist sie deutlich teurer geworden und sogar geringfügig über dem Niveau der 2012 Coil-Split Serie bei Thomann, die es scheinbar mit Goldhardware dort gar nicht gibt.

Meine Serial Number ist 9stellig, der Decoder spuckt folgendes aus:

Guitar Info
Your guitar was made at the Nashville Plant, TN, USA
January 13th, 2012
Production Number: 101

Gibson: Nashville
Gibson’s Nashville plant was opened in Tennessee 1974. All electric models and some acoustic models currently made at this factory. This facility has an average production rate of 220 guitars a day. Each guitar is built by hand and takes about 4 to 6 weeks to complete. Note: Most hollow and semi-hallow body guitars are made at a separate plant in Memphis Tennessee. This facility has an average production rate of 40 guitars a day.
 
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Alles klar, danke für die Infos :)!

Es dürfte anscheinend wirklich so sein, dass Ende 2011/Anfang 2012 dieser Wechsel nicht abrupt sondern fließend stattgefunden hat. Da hast du anscheinend was Besonderes erwischt, wovon es nicht wirklich viele Modelle gab :great:! Auf der Gibsonhomepage scheint nämlich dein Modell in der Konstellation nicht auf.

Die Verlinkte von Musik Produktiv wurde im Dezember '11 hergestellt:

Guitar InfoYour guitar was made at the
Nashville Plant, TN, USA
December 15th, 2011
Production Number: 191
 
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Herrlich!

Kurz und bündig und endlich mal was anderes als diese ewig langweiligen Strats! :D

Auch wenn ich Gold-HW absolut nichts abgewinnen kann, so erinnert mich das an meine allererste alte LP Studio in WR mit Chrome-HW, die ich mal hatte.

*Bewert*

LG MM
 
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Sehr gut... kann dich leider noch nicht wieder "bekeksen"...
 
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schönes review schöner sound.

hatte gestern eine 2012 Studio in der Hand und war sehr enttäuscht. war eine mit coil splitting. 60s hals und new weight relief... wahrscheinlich lags genau daran.
 
endlich mal was anderes als diese ewig langweiligen Strats! :D

Diese Impro über der Rock Ballade hab ich soundtechnisch mit Strat über Modeler nie zufriedenstellend hingekriegt. :bang: Da war ich mit dem Sound immer nur über Röhrenamp in Kombi mit dem Carl Martin Plexitone zufrieden. Mit der Les Paul ging's auf Anhieb so wie es mir gefällt! :great:

Das mit der Antipathie gegen Goldhardware hab ich überlesen! :D

hatte gestern eine 2012 Studio in der Hand und war sehr enttäuscht.

Wovon genau? Ich les das gelegentlich mal, dass jemand unzufrieden beim Anspielen war und die gleiche Gitarre dann in einem anderen Zusammenhang doch gefiel! Sound ist ja eine Kombination aus Gitarre, Effekten und Amp/Modeler. Vielleicht war die Kombi in der Anspielumgebung suboptimal? Ob der Split-Coil ungeteilt sehr viel anders klingt als der Nicht-Splittbare PU kann ich nicht sagen, würde mich aber überraschen.
 
Ist auf die Startseite geschaltet. ;)
 
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Sehr gut geschriebenes Review und eine sehr leckere Gitarre hast du da gekauft! :great:
 
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Sehr, sehr schöne Gitarre. Fühle mich als Les Paul Liebhaber wieder einmal bestätigt :)
 
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Das gefällt mir natürlich! Danke für den ausführlichen Bericht und auch weiterhin viel Spaß mit der Gitarre!
 
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Der Sound von den Sound Beispielen ist genial

Dein Bericht ist auch super !! =D
 
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Jep

Nettes review und noch gleich mal was über granadillo gelernt.
Mit soundbeispielen kommt s nochmal so gut.
Bin ja mal gespannt ob sich die "neuen" griffbretthölzer in Zukunft durchsetzen
 
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Danke für Eure Rückmeldungen!

Bin ja mal gespannt ob sich die "neuen" griffbretthölzer in Zukunft durchsetzen

Falls nicht, hab ich in ein paar Jahrzehnten eine klasse und wertige Rarität. :great: Ich könnt jetzt nicht behaupten, dass mich das großartig stören würde! ;)
 
Top Review!
Bestätigt mal wieder, dass die Les Paul Studio eine absolut professionelle Gitarre ist, die absolut keine Kompromisse macht. Fehlende Bindings muss ja optisch kein Nachteil sein ;)
Finde deine schön so, wie sie ist. (Spiele eine Studio von 2010 in Alpine Weiß mit Goldhardware und schwarzem Schlagbrett).

Eine 2012 reizt mich, denn ich hätte manchmal gerne Single Coil Sounds für ruhigere Ambient Musik. Aber eine Strat fühlt sich nicht so gut an für mich, wie eine Les Paul. Da kann ich ja zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen was Flexibilität angeht.

Danke für den GAS Anfall ;)
 
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Mit der Platymiscium Yucatanum Rarität auf der 2012 LP wird's wohl nichts. :bang: Die 2013er LP USA-Modelle sind zumindest schon wieder mit Granadillo-Fretboard angekündigt :rock: - hab ich im Les Paul User Thread erfahren.

Momentan scheint Gibson der einzige Hersteller zu sein, der Granadillo verwendet. Ich wollte mir so ein Griffbrett auf einem Ahorn-Hals für meine Customized-50s-Strat bestellen, aber auch bei Warmoth gibt es dieses Holz nicht. Bloodwood und Purpleheart sind interessante Alternativen, sehen optisch sehr gut aus, es ist für mich aber aus der Entfernung sehr schwer zu beurteilen, wie die sich klanglich unterscheiden. Bloodwood kommt im Instrumentenbau bei Didgeridoos sehr prominent zum Einsatz, Novax baut sehr interessant klingende Gitarren mit Purple Heart.
 

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