Kann hier auch nur noch mal in die gleiche Kerbe schlagen, die eh schon anklingt - 'n Halfstack mit 412er und evtl. Röhrentop ist vielleicht etwas "over the top"

Grade das Thema 412er spaltet die Gitarristenwelt wie wenig anderes, wirste schnell merken, wenn Du hier etwas querliest im MuBo
Meine bescheidene Meinung, als Gitarrist, Bassist UND Live-Mischer/Tech: 'ne 412er macht mehr Probleme, als sie löst. Ja, ich kenne unendlich viele Gitarristen, die sich bitter beklagen, dass ihnen nix anderes den gewünschten Druck, das satte Fundament und das geile Spielgefühl liefert. Nur, meine Meinung (aus zwei Jahrzehnten Erfahrung) dazu: Das Fundament machen Kick-Drum und Bass. Allein gespielt klingt die Gitarre ohne all das etwas dünn - im Bandkontext macht das aber null komma gar keinen Sinn. Sonst schlägt als nächstes der Basser im Bass-Unterforum auf mit "ich hör' mich nicht". Und lässt sich 'ne 810er mit 'nem Top der 1kW-Klasse empfehlen. Dann schlägt die ganze Band im Band-Sub auf mit "was stimmt mit unserem Bandsound nicht, keiner hört sich". Dann mit "nach der Probe pfeifen immer unsere Ohren, aber wir können nicht zu laut sein, weil wir uns trotzdem nciht hören". Usw. usf. ...

Auf der Bühne geht's weiter: Die Gitarristen reißen ihre Stacks mit der 412er auf. Weil's sonst ungewohnt dünn, für ihre Ohren "scheiße" klingt, bevor das Monitoring eingestellt ist. Und weigern sich, runter zu drehen, egal wie der Mischer sie bekniet. Scheißen die Bühne von beiden Seiten mit gebündelten Gitarrensound zu, so dass selbst leistungsfähige Monitorboxen nicht mehr durchkommen. Dann geht's los mit: Ich hör' den anderen Gitarristen nicht. Ich hör den Sänger nicht. Der Sänger hört sich nicht. Der Drummer hört gar nix. Dem Basser isses egal, weil er betrunken ist. Und alle Monitorboxen pfeifen, obwohl sie nicht laut sein können, weil ja keiner den anderen hört. Aber mein Gitarrensound war GEIL, also was will der Mischer-Typ mir erzählen ... Und dann schlagen sie alle im Live-Sub auf mit "Unser Mischer ist Scheiße" ...
Laaaanger Rede kurzer Sinn: MEINER bescheidenen Meinung nach ist - gerade für den Anfang, insb. die ersten Band- und Bühnen-Einsätze - 'ne 412er (mit ggf. entsprechend leistungsstarken Top) einfach too much. Zumal ihr bei Gigs, wo keine Backline gestellt wird, zwei dieser großen und schweren Kisten transportieren müsst (falls zwei Gitarren in der Besetzung). Zusätzlich zu 'ner entsprechend dimensionierten Bass-Anlage.
Gute Ansätze finde ich:
1) Kleiner Combo & ggf. PA-Unterstützung
Eine halbwegs vernünftige PA / Gesangsanlage braucht ihr eh im Proberaum, für zuhause sind selbst Combos mit 5W mehr als genug, und live hat inzwischen jedes JuZ halbwegs brauchbare Monitorboxen (und sonst kauft euch erst mal gute PA-Tops, die ihr für den Bandraum eh braucht, und die ihr live super als Monitorboxen nutzen könnt).
Die VOX VT Combos klingen übrigens super, hab' ich selbst lange gespielt, weit über meine ersten Gehversuche hinaus. Ich selbst hatte den 50er, der hat auch für kleine Clubgigs locker gereicht - heute würd' ich wahrscheinlich sogar zu 'ner kleineren Variante greifen. Für Proberaum & Bühne über Line-Out oder Mikrofonierung (nach Lust & Laune) in die PA, dann habt ihr sogar überall im Proberaum (und auf der Bühne) 'nen konstanten, ausgewogenen Sound ...
2) Größerer Combo
Klang ja oben schon an - ein Combo der 50-100W-Klasse mit einem oder gar zwei 12"-Speakern reicht für jede Lebenslage. 212 erschwert meiner Meinung eher den Transport, als dass es vom Sound massiv was bringt, aber das ist Geschmacksache

Musste ausprobieren!
Wenn es dir vor allem auf den Clean-Sound ankommt, Du sonst mit Effekten und ggf. externer Zerre arbeiten willst, da gibt's unter 200€ gebraucht exzellente Lösungen. Kuck' mal hier, da hat neulich schon wer nach gefragt:
https://www.musiker-board.de/thread...p-für-proberaum-und-kleine-gigs.623645/page-2 ...
3) Multi-FX mit Endstufe und Box
Wenn Du eh ein Multi wie das kleine Boss hast, Du die integrierte Ampsimulation nutzen willst, dir der Sound gefällt, und Du das weiter verwenden willst - ab damit über 'ne Endstufe in die Box der Wahl. Ich empfehle 'ne gute 112er oder 212er Box, das reicht meiner Meinung locker, lässt sich gut transportieren, und Du kreigst für vergleichsweise wenig Geld 'ne qualitativ hervorragende Box. Hier ist nicht nur teuer gut - die Boxen der deutschen Hersteller Palmer oder Tube-Town kriegst Du mit jeder erdenklichen Speaker-Bestückung, sie sind extrem preiswert, und brauchen sich vor doppelt so teuren Boxen auch nicht verstecken
Die Luxus-Klasse sind die Orange PPC und Engl 112er oder ggf. 212er - die 112er hatte ich beide schon im Einsatz, die lehren jede Billig-412er das Fürchten
Bei der Endstufe - die elctro harmonix Bodentreter-Endstufen, insb. die Magnum .44, machen schon gut laut, und klingen ordentlich. Alternativ 'ne gebrauchte Rocktron Velocity, 'ne Hughes & Kettner CF, 'ne Marshall 8004/8008 usw. usf. - da gibt's einige durchaus professionelle Optionen schon um die 150€ ... Neu ist die neue Palmer Macht 402 'nen Versuch wert ...
4) Transistor-(oder Hybrid-)Top mit Box
Transistor oder Röhre, das ist auch so 'ne Glaubensfrage. Mein Fazit, nachdem ich x Varianten beider Technologien durch habe: Röhre und Transistor klingen schon minimal unterschiedlich, unterscheiden sich auch leicht in Ansprache und Spielgefühl. Aber es gibt für mich da kein Gut oder Schlecht. Es gibt nur gute oder schlechte Amps, und da ist's egal, ob Röhren drin stecken oder Halbleiter!
Transistor-Amps sind leider als "Billig-Amps" verschrien, weil es da in den 80ern und 90ern einige grausame Vertreter ihrer Art im Low-Budget-Segment gab. Und 'n guter Tranistor-Amp ist preislich gleichauf mit 'nem Mittelklasse-Röhrenamp, da lässt sich das nicht wirklich verkaufen. Insofern ist das Angebot an richtig guten Transistor-Amps überschaubar. Positiv zu vermerken ist die PCL Vintage-Amp Stagemaster Serie - die sind aber recht selten, die wird kein Laden zum Testen da haben ... Aber auch das Orange CR120 Top kann echt was!
Gebraucht gibt's für kleines Geld aber tolle Optionen, egal ob rein Transistor oder Hybrid (wartungsarme Röhre in der Vorstufe, pflegeleichte und unkomplizierte Transistor-Endstufe). Peavey Supreme, Marshall 8100 / VS100, Hughes & Kettner Attax 100 / Tour Reverb uvm. - alles professionelle, gut klingende Teile, die man gebraucht für schon um die 150€ hinterher geschmissen kriegt.
5) Röhren-Top mit Box
Quasi die "Luxus-Klasse" ... Auch da würde ich persönlich immer zu 'ner guten 112er oder 212er Box greifen, siehe oben. Hier gibt's grade für den angepeilten Sound einige gute Amp-Optionen: Orange Dark Terror, Laney IRT 15 / Studio, Engl Gigmaster 15 - das wären Tops der 15W-Klasse. Davon nicht abschrecken lassen - die Watt-Angabe bezeiht sich auf die cleane Leistung. Darüber hinaus ist bei Transistor-Endstufen Schluss, die clippen dann, das klingt grausam. Bei Röhrenamps wird's da aber erst richtig interessant - die fangen ab dieser Leistung an, harmonisch zu zerren und zu komprimieren. Richtig clean geht mit 15W Röhrenwatt ggf. im lauteren Bandkontext nicht mehr, aber verzerrt können sie von der Leistung locker mit Transistoramps mit 50 und mehr Watt mithalten!
Wenn mehr Clean-Headroom gefragt ist, also auch bei lauter aufgerissenem Amp der Sound nicht leicht zu zerren beginnen soll - dann in der 30-50W-Klasse umschauen. Der Engl Gigmaster 30 wäre da spannend, von Orange der TH30 oder der Dual Terror, gebraucht geht da noch viel mehr - der Engl Screamer ist da z.B. meiner Meinung schwer zu toppen, aber auch von Marshall gibt's tolle Optionen, usw. usf. ...
Das jetzt nur mal so als Input, hoffe, es ist nicht too much

Wie Du gaaaaanz vielleicht schon gemerkt hast, bin ich halt generell kein Freund von 412ern, auch nicht im Metal, und ganz besonders nicht für den Einstieg in die "Band-Karriere" ... Zuhause sowieso nicht, aber auch auf der Bühne und im Proberaum find' ich persönlich as Format nicht ideal. WENN Du mal unbedingt 'ne 412er haben willst, dann sind Engl und ggf. Orange schon ziemlich die Luxus-Klasse, neben den Mesa Boxen und dem "Evergreen" Marshall 1960. Das sind aber alles "Charakter-Boxen" mit massiv prägendem Sound, unbedingt antesten und direkt vergleichen (mit dem Amp der Wahl!), falls Du dir wirklich so was hinstellen willst

Nicht jeder Amp klingt mit jeder Box gut, also keinesfalls erst mal irgend 'ne Box kaufen, und dann später Amp aussuchen gehen ...
Ich mein', ich kenn' das ... Ich wollte seinerzeit - vor vielen, vielen Jahren

- auch unbedingt 'nen fetten Halfstack haben und auf der Bühne cool aussehen. Hab' mir 'nen (übrigens richtig guten) Hughes & Kettner Attax 100 Halfstack (die damalige Hybrid-Serie mit der silbernen Front) geholt. Sah ganz gut aus, jau, aber war Kacke zu transportieren mit 'nem kleinen VW Polo, zu laut für die Bühne, schwierig im Proberaum, und ich hab' halt immer noch Scheiße gespielt

Hatte mir dann den Attax 100 Combo geholt und den Stack vertickt, und war ungleich glücklicher damit ....
Und auch wenn ich die Lust, was tolles Neues zu kaufen, voll verstehen und nachvollziehen kann ...

Wahrscheinlich würd' dir dein kleiner VOX Combo auch für die Band mit entsprechender PA-Unterstützung noch lange reichen, und im Bandsound besser klingen als so manche andere Option. Aber teste dich ruhig mal durch die genannten Alternativen und such ' dir das raus, was für dich am besten funktioniert! So lernst Du auch viel über Verstärker, über Sound und Sound-Abstimmung usw. usf. - das ist auch viel wert. Scheu' dich nicht davor, durch die Läden zu ziehen und alles auszuprobieren, auch über und unter der anvisierten Preisklasse! Und lass' dich da nicht von genervten Verkäufern abschrecken
Zu guter Letzt' - wenn dir klar ist, wo's hingehen soll - ruhig den Gebrauchtmarkt checken, da ist für wenig Geld ungleich professionelleres, bessere Equipment drin. Und auch preiswerte Geräte ggf. nicht als "billig" abtun - grade die Palmer Boxen beweisen, dass das mitunter 'n (teurer) Fehler ist
