Gleichmäßige Verstimmung beider Stimmzungen auf der Stimmplatte

Akkordeonengel
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Guten Tag!

Zunächst meine Bitte an die Moderatoren: Ich konnte keinen passenden Thread zu diesem Thema finden und habe daher dieses separate Thema erstellt. Wenn es jedoch bereits irgendwo erwähnt wurde, fügen Sie es dort bitte hinzu…

Befindet sich das Instrument technisch in einem guten Zustand (Wachs noch in Ordnung, Ventile funktionieren noch, usw.), kommt es zu Tonverstimmungen meist:
  • zufällig, über den gesamten Tastaturbereich und hauptsächlich in den meiste Fällen
  • "einseitig“ = das heißt entweder nur für Zug oder nur für Druck
  • und das meist in kürzerer Zeit.
Diesen drei Eigenschaften ist es zu verdanken, dass auch ein Laie eine unerwartete Verstimmung (wie auch mir beispielsweise passiert hat- bitte klicken HIER) bemerken kann. Ich würde diese Art der Verstimmung nennen: ZEP (zufällig, einseitig, plötzlich). Die überwiegende Mehrheit der Beiträge beschäftigt sich mit dieser Art der Verstimmung. Dies ist verständlich, da es leicht zu beobachten ist: Unterschiedlicher Ton für Druck/Zug. Das erkennt auch ein Laie.

Bei hochwertigen Instrumenten ist mir eine viel interessantere Art der Verstimmung aufgefallen:
"Zufällig, doppelseitig, allmählich" (ZDA), weil:
  • Verstimmung entsteht zwar zufällig, jedoch sehr langsam und über einen längeren Zeitraum,
  • beide Stimmzungen auf derselben Stimmplatte sind symmetrisch und gleichmäßig verstimmt
Für weniger erfahrene Spieler ist dies eine schwierigere Situation: Immerhin hört es ja sich bei Druck und Zug gleich an, also dürfte es wohl auch so sein. Aber das ist nicht der Fall. Ich füge ein schönes Beispiel an: beidseitig verstimmtes cis´´ (ca. +6 Cent) im Diskant-Register 16':



Ich wiederhole die technischen Umstände:
  • hochwertiges Instrument
  • tipo-a-mano Stimmzungen
  • einwandfreies Wachs
  • voll funktionsfähige Ventile
  • letzte Nachstimmung im 2019 (zuvor im 2015):
Diskant 16 Basson.jpg

Ich denke, dass diese allmähliche, "versteckte" Verstimmung oft der Grund dafür ist, dass Spieler das Gefühl haben, ihr Instrument sei für ein bestimmtes Stück nicht geeignet. Konzertinstrumente mit großem Diskantumfang sind hier im Vorteil: Wechseln Sie das Register und versuchen Sie, es mit einem anderen Chor zu spielen...;)

Haben Sie Erfahrungen mit so etwas?

Herzliche Grüße, Vladimir
 
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Hallo Vladimir,



Deine Frage hab ich so verstanden: Gibt es Erfahrung mit gleichzeitig beidseitigem Verstimmen ? So wie Du es spezifizierst, hab ich keine. Aber... hier zwei Beispiele von konstruktiv bedingten Verstimmungen von ganzen Stimmstockseiten:

Ungewollte aber nicht versteckte Verstimmungen.

Ein Beispiel ist ein Cavagnolo Model um 1980 (Bild 1). Das Ziel war, zwei Klänge - unisono, Schwebung - mit einem Zungensatz zu erreichen. Die Frequenzverwerfung betrug einige Cent, unregelmässig über die Zungenpaare verteilt. Dieser Vorschlag konnte sich demzufolge nicht verbreiten.

Ein anderes Beispiel ist das ungewollte Verstimmen auf dem Bassstimmstock der Pigini Sirius dreichörig auf M3. So um 1990. Um einge mm Breite zu sparen, wurden die Registerschleifen schräg eingebaut. Dies bewirkte eine Resonankammer für beide eingeschaltete Chöre die sich etwa halbierte wenn nur eins der Chöre benutzt wurde (Bild 2). Die, wenn auch nur kleine, auch unregelmässige, Verstimmung, war trotzderm untragbar für solche Konzertakkordeons.

Die Stimmstöcke wurden bei Bedarf ausgetauscht. Das war und ist noch immer s..ehr teuer. Massgebend war und ist, das Hörpotenzial der Ohren der Benutzer. Das berufliche Können des Intonatörmeisters kann keine Wunder bewirken.

Soweit mir bekannt, kann man die Frequenz einer Stimmzunge beeinflussen durch Aenderung seines Resonators,beeinflussen. Hauptsächlich dessen Volumen und den Dimensionen seiner Austrittsöffnung(en).

So werden auch beide Zungen gleich verstimmt. Siehe

https://www.geogebra.org/m/ejv99hnk



MFG

slam
 

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Hallo @smal

vielen Dank für die interessanten Beispiele und Deine tollen Bilder! :hat: Im Wesentlichen ähnlich wie die oben erwähnte Doppelkammer von Sirius funktionierte auch der Stimmstock für die tiefste Oktave der beiden Bass-Chöre (8´+4´) beim Hohner Morino VIM. Allerdings war es in diesem Fall von Vorteil, dass es sich immer um tiefe Töne handelte. Und bei tiefen Tönen ist das menschliche Gehör deutlich toleranter gegenüber Verstimmungen. Wenn beispielsweise die fis´´ um ca. 6 Cent verstimmt ist, kann man sie sicher hören. In der Kontraoktave können die Kontra-Fis durchaus eine Abweichung von +12 Cent aufweisen und den Spieler stört das nicht. Daher denke ich, dass diese guten alten Modelle, was eine Verstimmung angeht, kein Problem damit hatten/haben. Anders verhält es sich mit der Meinung, dass diese Lösung den Tonansprache von die größere der beiden Stimmzungen verbessern sollte. Damit bin ich nicht einverstanden. Denn wenn sich beide 8´ und 4´ Stimmplatten im selben Raum der Kanzelle befinden, konkurriert die kleinere 4´ - Stimmzunge mit der anderen 8´ größeren Stimmzunge hinsichtlich des Luftverbrauchs, was ihn im Wesentlichen sogar bisschen verlangsamt. Dieses Modell ist aus meiner Sicht hervorragend und konsequent als Universalmodell konzipiert, mit Betonung des Melodiebasses in der 4´- Lage, jedoch mit dem Bemühen um einen volleren Bass im Falle eines Stradella-Basses. Und da ist es wichtig, dass beim Drücken des Knopfs möglichst schnell ein Ton ertönt. Unabhängig von seiner Höhe. Dennoch frage ich mich, ob einer der Morino VIM-Spieler Probleme mit der Verstimmung der großen (tiefsten) Oktave im 4´ Register hatte. Das würde ich irgendwie erwarten... Dies zeigt auf schöne Weise, dass kein Akkordeon jemals (technisch) perfekt sein wird. Aber es ist gut, wenn die Hersteller es versuchen.😊

Herzliche Grüße, Vladimir
 
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