Harmonik in der Rockmusik

  • Ersteller gitwork
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@RMACD
mach ich gerne wenn ich dazu komme, sitze aber gerade in Hamburg im Cafe und kann das ohne Instrument nicht gescheit raushören.
Auf den ersten Eindruck hört sich das für mich aber nicht sehr rocktypisch an. Ich bin mir auch sicher, dass man viele Beispiele finden kann, in denen die Kompositionen unterschiedlichen harmonischen Prinzipien folgen. In wie weit die typischen Rockharmonien wirklich vorherrschend sind, kann ich auch nicht sagen, dazu habe ich bisher zu wenige analysiert um das mit einer statistische Genauigkeit feststellen zu können. Auch deswegen habe ich diesen thread eröffnet, ich würde das gerne zusammen mit euch überprüfen.

Ich möchte aber gerne jetzt nochmal zusammenfassen was ich rausgefunden habe, damit alle wissen wovon ich spreche und ein paar Fragezeichen aus der Diskussion nehmen.

Ich könnte mir vorstellen, dass die Entwicklung so gelaufen ist:

Auf der Suche nach neuen, frischen Sounds und Harmonien gingen die klassischen Rocker von ihrer Lieblingstonleiter aus, die Mollpentatonik: 1 b3 4 5 b7

Sie stellten fest dass es gut klingt, wenn man die Töne nicht nur als Einzeltöne spielt, sondern harmonisiert. Am liebsten benutzten sie dazu Durakkorde, Mollakkorde gibt es zwar auch im Rock (auch eine Frage, wo und wann, wie oft?) zunächst überwiegen aber eindeutig die Durakkorde. In diesem Sinn ergibt sich eine enge Verwandtschaft zum Blues, wo auch die Mollpentatonik über Durakkorde gespielt wird.
Die beiden Bluenotes b3 und b7 sind die wichtigsten Klangfarben und wurden zu den wichtigsten Rockharmonien bVII und bIII. Die bVII findet sich natürlich auch in mixolydischen Stücken (Norwegian wood, Help!) und liefert in diesem Zusammenhang eine wichtige neue Klangfarbe als folkloristisches Element das wir schon aus der alten englischen Folklore kennen. (Folkrockphase der Beatles)
Sie ist aber auch ein überaus häufig anzutreffender Akkord im Rockzusammenhang, in Stücken die mit mixolydisch nichts zu tun haben. Ich hatte schon einige genannt, "Sympathy for the Devil" "Smoke on the water" und viele andere kann man hinzufügen.
Im weiteren Verlauf fand man heraus, dass auch die bVI und die II gute Klangfarben sind und somit hat man die mit Durakkorden harmonisierte äolische Molltonleiter vor sich: I II bIII IV V bVI bVII

Beispiele:
Purple Haze (Jimmi Hendrix)
I / bIII IV /

Locomotive Breath (Jethro Tull) Riff:
I / I bIII bVII

Brown Sugar (Stones)
Intro Riff
bIII / I / bVI bVII / I
vers
I / I / IV / IV
I / I / bVII / I
chorus
V / V/ I / I
V / V/ I / I

All along the Watchtower (Dylan, Hendrix)
I bVII / bVI bVII

Cocaine (J.J. Cale)

I / bVII / I / bVII /
I / bVII / I / bVII /
I / bVII / bVI / V /


Highwaystar (Deep purple)

intro
IV bIII
vers
I / I / I /bIII IV bIII /
I / I / I /bIII IV bIII /
pre Chorus
bVII / bVII / bVII /bVII IV bVI
V / V / V / V /
chorus
II / II / II / II /
II / II /IV V /IV V /
IV V / bVII I / II / II /


I'm the walrus (Beatles)

Intro
II / II I / bIII bVI / V / V7 / IV / IV7

Vers
I / bIII IV / I /
bIII / IV / I /
I I/b7 / IV/3 bVI bVII / I I/b7 /

bVI / V / V /

chorus
bIII / IV / V /

interlude
II I / bVII IV / V / V

...

Ein weiteres wichtiges Kennzeichen der Rockharmonik ist die plagale Ordnung. (IV-I statt V-I) Auch hier ergibt sich eine enge Verwandtschaft zum Blues, der genauso organisiert ist: (V-IV-I statt IV-V-I)

Klaus111 nannte das mal in einem anderen thread das "Subdominantische Prinzip" Der Quartfall wird zum wichtigen rockharmonischen Ordnungsprinzip und quasi ein Gegenentwurf zum Quintfall in der Klassik und im Jazz. (Faustregel: Quintenzirkel gegen den Uhrzeigersinn gespielt=Quintfall, im Uhrzeigersinn gespielt=Quartfall)

z.B.

Hey Joe

C G D A E E E E = bVI bIII bVII IV I I I I

Die Hey Joe Changes kann man als eine rockharmonische Grundkadenz ansehen. Klassische Funktionsanalyse am ehesten wohl so:
Quartfallsequenz, Subdominantkette: SSSS SSS SS S T
Besonderes Kennzeichen: Aufhebung der Leittönigkeit V-I wird vermieden, jede Harmonie steht als eine Klangfarbe für sich. Die Kadenz wird aufgehoben Harmoniewechsel werden zu Klangfarbenwechsel.
noch ein Beispiel:
Jumping Jack Flash Chorus
bIII-bVII-IV-I

Wenn wir alle Funktionen hinzufügen erhalten wir folgende Rockkadenz in ihrer Longform:

bVI bIII bVII IV I V II (C G D A E B F#)

Einfach den Quintenzirkel im Uhrzeigersinn durchspielen. Merkt ihr wie die Harmonien sich sperrig und mit gewaltiger Power gegen diese Fortschreitung zu wehren scheinen? Wie jede Harmonie als kraftvoller Sound für sich steht? Das hat nichts mit der gefällig dahinfließenden Harmonik im Sinne des Quintfalls zu tun. Das ist eine andere Ästhetik, eine neue Sprache, eine Ästhetik des Widerstands, die Tonsprache der Rockmusik.


Das ist die spezielle Harmonik in der Rockmusik von der ich die ganze Zeit rede.

Über alle Harmonien passt die Mollpentatonik als Improskala. (z.b. Hey Joe e-moll penta)
Zur Dur I singt man meist b3 und b7 . Die 3 klänge viel zu glatt, würde als falscher Ton empfunden.
Typischer Akkord "Jimmi Hendrix Akkord" I7#9 (moll/dur Vermischung)
Das ist somit auch wieder sehr bluestypisch. Die Rockharmonik wirkt auf mich wie eine neue Interpretation des moll und Dur verschmelzenden Bluestonmaterials. (wenig überraschend diese Verwandtschaft)

Aber: Das ist keine Erfindung der Rocker. Hey Joe ist nicht von Jimmi Hendrix

Hey Joe ist der Titel eines US-amerikanischen Folksongs, wer das Original ursprünglich komponiert hat, ist bis heute umstritten. Musikhistoriker gehen überwiegend davon aus, dass William Moses "Billy" Roberts (siehe:choose your own Bluesname Starterkit) Komponist des Liedes ist. Er war ein kalifornischer Folksänger, der für seine vermutlich 1961 entstandene Komposition Hey Joe möglicherweise auf das von seiner Freundin Niela Miller 1955 verfasste Baby, Please Don't Go Down Town zurückgegriffen hat.
Die Geschichte basiert auf dem typischen Blues-Konzept und handelt von einem eifersüchtigen Mann, der seine untreue Frau erschießt (vermutlich in Memphis) und dann in Mexiko untertauchen will. Der Text des Stücks ist so angelegt, dass der Interpret in einem Frage und Antwortspiel die Rolle des Ehemannes und die des Kommentators übernimmt.
Ich denke jedem ist klar geworden, welcher musikalischer Tonsprache dieser Song angehört auch wenn er aus der Feder eines weissen Folksängers stammt. Und auch: Warum ihn Jimmi Hendrix als Rockklassiker etablieren konnte. Wiedermal hat der Blues seine Finger im Spiel und die Tonsprache der Rockmusik ist harmonisch betrachtet nur eine weitere Möglichkeit die Überwindung des Dur-Moll Konflikts die westafrikanische Sklaven mit ihren schiefen Gesängen bewirkt haben, zu interpretieren. Der Blues wirkte also wieder einmal revolutionär.
Die plagale Ordnung ist ein typisches Kennzeichen und entstand aus dem harmoischen Verschmelzen der funktionslosen Mollpentatonik aus Schwarzafrika mit der plagalen Akkordfortschreitung mittelalterlicher Kirchenmusik.

Die Rockmusik hat also nicht das Rad neu erfunden, sondern die Freiheiten die das Bluestonmaterial geschaffen hat für ihre Zwecke sehr effektvoll genutzt.

viele Grüße aus Hamburg
gw
 
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gitwork, dann hör dir doch mal dieses "Fundstück" der Rolling Stones an:

http://www.youtube.com/watch?v=3ycFKYWyNdM

und vllt. schreibst du was über die Stufen (kannst du viel besser als ich) - dann kann man identifizieren, ob und inwieweit rocktypische Wendungen in dem Stück enthalten sind und wie man das evtl. vom Jazz abgrenzen kann.

|| Eb | G7 | Ab | Cm |
| Cm | G7 | Ab | Bb7 ||

Double Time feel
|| Cm | % | % | Ab |
| Ab | Cm | G7 | Cm | G7 ||

Zu der Akkordprogression muss nicht viel gesagt werden. Es herrscht harmonischer Alltag. Absolut nichts Ungewöhnliches außer der wieder einmal krummen Form.

PS
Ist es ein Zufall dass (Sittin' On) The Dock of the Bay just im gleichen Jahr veröffentlicht wurde?
 
Will jetzt nicht den sehr ausführlichen Beitrag von gitwork zerpflücken, aber eine Sache möchte ich etwas näher ausführen.

Hey Joe ist der Titel eines US-amerikanischen Folksongs, wer das Original ursprünglich komponiert hat, ist bis heute umstritten.

Billy Roberts hat den song 1962 geschrieben.

leadsheet.jpg
http://heyjoeversions.wordpress.com/original-lead-sheet-lyrics/

Der song wurde in Clubs gespielt, unter anderem von Dino Valenti und The Byrds.

Die 1. nachweisbare Studioaufnahme stammt aber von The Leaves 1965.

Seitdem existieren mehrere Versionen unter anderem die von Jimi Hendrix, die zur erfolgreichsten wurde.
 
Einfach den Quintenzirkel im Uhrzeigersinn durchspielen. Merkt ihr wie die Harmonien sich sperrig und mit gewaltiger Power gegen diese Fortschreitung zu wehren scheinen? Wie jede Harmonie als kraftvoller Sound für sich steht? Das hat nichts mit der gefällig dahinfließenden Harmonik im Sinne des Quintfalls zu tun. Das ist eine andere Ästhetik, eine neue Sprache, eine Ästhetik des Widerstands, die Tonsprache der Rockmusik.
Ja, auch eines von vielen Merkmalen. Aber auch wieder eines, welches nicht direkt in der Rockmusik "erfunden" wurde. Ein anderes sehr prägnantes Beispiel für so eine Quintenzirkelgeschichte ist `Take a bow´ (im 6/8 ;)) von Muse http://www.youtube.com/watch?v=aU02FSndbLY und hier noch mal mit einer Schüppe drauf live http://www.youtube.com/watch?v=EJrYnckyYz8
Muse (auch wenn Take a bow ein "Dur"-Stück) spielt sehr viele Songs in Moll. Verzerrt :)

Meiner Meinung nach gab und gibt es keine festen Regeln in der Rockmusik. Weder harmonisch noch was die Arrangements angeht. Vieles ist einfach durch Zufall entstanden. Sei es durch mangelnde oder fehlende musikalische Ausbildung, durch vorgegebenes Equipment, durch fehlerhaftes Kopieren anderer Stücke, usw. Diese Einflusskette ist endlos. John Lennon hat nicht seine Art Rhythmus zu spielen "erfunden". Das ist das was seine Mutter ihm auf dem Banjo vorgespielt hat. Townshend selbst sagt und schreibt, dass er vom Flamenco inspiriert wurde. Und wenn man Pinball Wizard u.a. hört, will man ihm das gerne glauben. Keith Richards hat auch nicht ein neues Tuning erfunden. Das hat ihm ein anderer Gitarrist gezeigt (ich glaub Gram Parsons war´s) Und von diesen Sachen gibt´s ganz viele. Um bei Richards zu bleiben, der mit diesem "neuen" Tuning viele neue Songs schrieb, die er wahrscheinlich nicht geschrieben hätte, wenn er Gram Parsons nicht begegnet wäre.
Ähnlich war es bei Roger McGuinn, der seinerzeit den Beatlesfilm A Hard Day´s Night im Kino sah und völlig verrückt nach der 12saiten Rickenbacker war. Seitdem ist Roger McGuinn ohne diese Gitarre gar nicht mehr denkbar. Aber diese Gitarre hat ihn zu vielen Stücken inspiriert.
Brian May. Er sah damals Rory Gallagher, der widerum mit einem VOX AC30 unterwegs war. May fand den Amp klasse, holte sich auch einen, aber nutzte "nur" den Normalchannel und ließ sich von John Deacon einen Booster bauen. Das kombiniert mit der selbsgebastelten Gitarre und fertig war der amtliche Queensound. Ich will damit sagen, dass da überhaupt kein richtiges System hinter steckt. Genauso wenig wie es ein typisches harmonisches System in der Rockmusik gibt. Es existieren viele Merkmale. Sehr viele Merkmale, die alle wunderbar miteinander kombinierbar sind. Es gibt (fast) überhaupt keine Grenzen. Alles ist erlaubt, solange es einem selbst gefällt. Und wenn es sich dann auch noch verkaufen lässt umso besser ;)

Ist es ein Zufall dass (Sittin' On) The Dock of the Bay just im gleichen Jahr veröffentlicht wurde?
Nein ;)
Und von diesen "Zufällen" gibt es gerade bei den Stones eine ganze Menge.
Aber gut geklaut ist halb gewonnen. Und das betrifft nicht nur die Stones. Da haben auch andere Bands schamlos bei den Kollgen abgekupfert.

Billy Roberts hat den song 1962 geschrieben.

Anhang anzeigen 274893
http://heyjoeversions.wordpress.com/original-lead-sheet-lyrics/

Der song wurde in Clubs gespielt, unter anderem von Dino Valenti und The Byrds.

Die 1. nachweisbare Studioaufnahme stammt aber von The Leaves 1965.

Seitdem existieren mehrere Versionen unter anderem die von Jimi Hendrix, die zur erfolgreichsten wurde.
:great:
Die Leaves-version war die schnelle, nicht wahr? Es gab auch noch eine sehr schöne von Mink de Ville. Das ist einfach ein großartiger song :)
 
|| Eb | G7 | Ab | Cm |
| Cm | G7 | Ab | Bb7 ||

Double Time feel
|| Cm | % | % | Ab |
| Ab | Cm | G7 | Cm | G7 ||

Zu der Akkordprogression muss nicht viel gesagt werden. Es herrscht harmonischer Alltag. Absolut nichts Ungewöhnliches außer der wieder einmal krummen Form.

PS
Ist es ein Zufall dass (Sittin' On) The Dock of the Bay just im gleichen Jahr veröffentlicht wurde?

Ich höre (bereits im Intro) von der Gitarre eine VI (Melodieton), im Wechsel mit bVI. Und später auf jeden Fall F7(+). dh. ich weiß nicht ob der F7 ein F7Maj ist. Harmonisch gut hineinpassen würde auch ein #IVm7b5 , finde ich.

Sittin' on the dock of the bay ist ein sehr guter Song, aber dass die Rolling Stones hier harmonisch abgekupfert haben sollen, kann ich nicht glauben. Dass beide Songs Richtung "Songwriter-Song" gehen, will ich ja gar nicht bestreiten. Gleiches Genre ok. das heißt doch noch lange nicht, dass bei Melodie/Harmonie abgeschrieben wurde.
 
Zuletzt bearbeitet:
Meiner Meinung nach gab und gibt es keine festen Regeln in der Rockmusik. Weder harmonisch noch was die Arrangements angeht. Vieles ist einfach durch Zufall entstanden. Sei es durch mangelnde oder fehlende musikalische Ausbildung, durch vorgegebenes Equipment, durch fehlerhaftes Kopieren anderer Stücke, usw. Diese Einflusskette ist endlos. ......
Ich will damit sagen, dass da überhaupt kein richtiges System hinter steckt. Genauso wenig wie es ein typisches harmonisches System in der Rockmusik gibt. Es existieren viele Merkmale. Sehr viele Merkmale, die alle wunderbar miteinander kombinierbar sind. Es gibt (fast) überhaupt keine Grenzen. Alles ist erlaubt, solange es einem selbst gefällt. Und wenn es sich dann auch noch verkaufen lässt umso besser ;)

Wie gesagt, ich bin Theoriedödel, aber dieser Ansatz von Mod-Paul ist mir einsichtiger.

Ich bin ein ziemlich frühes Baujahr und habe die Musikrevolution während meiner Schulzeit live miterleben können.:D
(bin ich inzwischen auch richtig stolz drauf, denn sowas gab es bisher nie wieder.)

Es war eine total experimentelle Zeit, gegen den ganzen musikalischen Mief. Und die se neue Musikrichtung nannte sich damals einfach Beatmusik. Das bezeichnet ja schon, daß es vor allem der Beat war, der prägte. Nicht mehr Klatscherei auf 1 und 3.
Die ganzen - inzwische Subgenres - liefen eine ganze Weile ziemlich gleichberechtigt nebenher. Beatles, Led Zep, Manowar, Flowerpower, AC/DC.......bis sich dann der Mainstream in Pop verwandelte.

Musik wurde von Leuten gemacht, die anfangs überhaupt nicht wußten, was Harmonien sind und kaum/nicht Noten lesen konnten. Es ging eher darum, was "gegen den Strich zu bürsten". (Halt so aufsässig wie Punk vielleicht, als hinkender Vergleich.)
 
Die Leaves-version war die schnelle, nicht wahr? Es gab auch noch eine sehr schöne von Mink de Ville. Das ist einfach ein großartiger song :)

Genau, die schnelle Version der Leaves ging so
http://www.youtube.com/watch?v=KWv03Wgz0PQ

Dann Jimi Hendrix 66/67
http://www.youtube.com/watch?v=BAWcjX6Jqfo

Deep Purple 1968 (Billy Roberts)
http://www.youtube.com/watch?v=-f5A5vMRrsg

Und Willy Deville ChaCha Mexican Style ;)
http://www.youtube.com/watch?v=2kcN0aQ7TsE
 
das ist ja gerade die Besonderheit auf die ich hinweisen will. In der Rockharmonik sind das alles Durakkorde. Mit dem Aufkommen der Verzerrer werden die Durakkorde durch Powerchords ersetzt.
Aber damit verschwindet die Besonderheit wieder. Powerchords sind ja diatonisch in Moll (wenn man mal von II5 absieht) und damit harmonisch nicht außergewöhnlich.

Meiner Meinung nach gab und gibt es keine festen Regeln in der Rockmusik. Weder harmonisch noch was die Arrangements angeht. Vieles ist einfach durch Zufall entstanden.
Ich glaube nicht, dass es gitwork darum geht Regeln aufzustellen im Sinne von "alle Rocksongs haben die und die Harmonik und wer davon abweicht, macht keine Rockmusik". Er hat sich die Harmonik von diversen frühen Rocksongs angeschaut und dabei eben Gemeinsamkeiten gefunden. Das sagt über deren Entstehung erst mal gar nichts aus. Die meisten der frühen Rockmusiker haben diese Regeln beim Komponieren sicher nicht bewusst angewendet.
 
Der Sound ist aber in der Rockmusik nicht zu unterschätzen. Man denke da an Queen, bei denen sich vieles in ganz klassischer Harmonik abspielt(e). Die Stücke von Freddy Mercury jedenfalls. Und trotzdem klangen sie nach Rock.

Oder nehmen wir ein peinliches Beispiel: Tote Hosen. Übelste Kinderliederharmonik. Sie geben sich ja gern selbst in Punk-Attitüde, aber wenn man die Lieder anders intrumentieren würde und einen Sänger mit Stimme nähme, gingen sie auch beim Mutantenstadl durch. Aber trotzdem klingt es ein bisschen nach Rock.
 
Na klar gibt es viele Faktoren, die Rockmusik ausmachen. Trotzdem ist doch die Frage interessant, inwiefern sich harmonische Gemeinsamkeiten finden lassen.
 
klar, das will ich auch nicht kleinreden. Wollte nur darauf hinweisen, daß es nicht nur die Harmonik ist, was hier manchmal so klingt.
 
Ich versuche einmal mich mehr am Thema Harmonik zu orientieren und greife mal etwas heraus:

Meiner Meinung nach gab und gibt es keine festen Regeln in der Rockmusik. Weder harmonisch noch was die Arrangements angeht. Vieles ist einfach durch Zufall entstanden.

Die Entwicklung der Rockmusik hat zwar viel mit Befreiung und experimentieren zu tun, doch die harmonische Entwicklung war andererseits auch nicht regellos.

Die Rock-'n'-Roll-Songs, mit denen die für Jugendliche produzierte Musik begann, lassen sich hauptsächlich zwei Kategorien aufteilen:
1. Blues-Schema
2. Turnarounds (u.a. aus der Folk-Tradition)
Es gibt bemerkenswerterweise kaum Beispiele, in denen beide Kategorien in einem Song verbunden sind.

Nach dem Rock-'n'-Roll kamen die Beatles, die bekannt wurden, durch ihre Experimentierfreude mit Akkorden. Natürlich waren Sie auch vom Rhythm & Blues (Chuck Berry u.a.) begeistert.

Den Durchbruch erzielten sie mit Songs, die harmonisch vom üblichen abwichen und teilweise auch Blues-Einflüsse zeigten:

1. Love me do (mixolydisch -> kein herkömmliches Dur oder Moll)
2. Please Please Me (enthält die bIII-> Der Akkord kann zwei Blue Notes harmonisieren)
3. From Me to You enthält S7 und auch in der Melodie die b3-> beides aus dem Blues bekannt)
4. She Loves You (III-V7-I: -> III vor der V7 ungewöhnlich; T-Tp-s: direkter Einsatz der Mollsubdominanten ungewöhnlich, in der Folkmusik findet normalerweise S-s Verwendung).
5. I Want to Hold Your Hand (Modulation in die Subdominate im Mittelteil - über vermollte V)

Songs im Blues-Schema wurden von den Beatles oft nur gecovert.

Eine wichtige Innovation der Beatles, Rolling Stones und The Who war m.E., daß sie Blues- und Folkelemente in einem Song vereingen konnten. Bei den beiden letzteren Bands war der Blues-Bezug allerdings viel stärker ausgeprägt als bei den Beatles.

Beispiele:

I'm Down (Beatles):
Verwendet die Septimen aus dem Blues (Melodie bzw. drei Akkorde), aber übernimmt nicht das Blues-Schema, Gitarrensolo von Harrison bluesig.
Daytripper (Beatles):
Bluestonleiter im Riff, aber keine Verwendung des Blues-Schemas

Satisfaction
(Rolling Stones):
Die bVII im Riff kann als Harmonisierung der "Blue Note" (kleine Septime) angesehen werden. Die Melodie verwendet, in Anlehnung an den Blues, die kleinen Septimen zur I und IV - jeweils auf dem betonten Taktteil. Da die V7 als Begleitakkord auftaucht, haben wir im Chorus die bluestypischen Septakkorde.
Weiterhin taucht ein bluestypischer Clash bei "I can't GET no" auf: Die Dur-Terz (Begleitakkord) und die Moll-Terz (Gesang) erklingen gleichzeitig.

Jumpin Jack Flash (Rolling Stones):
bVII, wie in Satisfaction
bluestypischer Clash u.a. bei "I was BORN...": Dur-Terz (Begleitakkord) und die Moll-Terz (Gesang)
Dann plötzlich konsequente Harmonisierung der Blue Notes: But it's all (bIII) right (bVII) now, gefolgt von der IV und I.
(Es sind natürlich keine echten Blue Notes, sondern sie werden quasi fixiert und harmonisiert. Eigentlich genial, daß zur glatten Harmonisierung gerade die Worte fallen: "But it's all right now")
Es wird der harmonische Zusammenhang eines Quintanstiegs hergestellt, also eine Verbindung zwischen westlicher Harmonielehre und der Bluestonleiter. Doch es wird der schwerere Weg des Anstiegs gewählt, der mehr Energie fordert, aber auch für mehr Energie steht.
Die Quinte fällt natürlicherweise, wegen unserer Hörerfahrung der Obertonreihe. Letzere erleben wir ständig, schon vor der Geburt, durch die menschliche Stimme. Folge: Klingt eine Quinte zusammen, nehmen wir den unteren Ton als Grundton an.

Kein Wunder also, wenn Jimi Hendrix den Song Hey Joe aufgreift. Mit der Quintanstiegsfolge kann die Bluestonleiter gut harmonisiert werden und die spielt er über E-Dur - mit bluestypischem Clash zwischen Dur-Terz (Begleitakkord E) und der Moll-Terz (Sologitarre).

My Generation (The Who):
Im Song wird die Bluestonleiter gesungen, und die "Blue Note" b7 mit bVII harmonisiert: Talkin' about my GENeration
Wieder wurde in einem Song Blues und akkordisches Denken, das über T, D, S hinausgeht, vereinigt.

Warum gerade die Affinität der damaligen Jugend zum "schwarzen" Blues?

Eine Antwort steckt in "My Generation": People try to put us down... ...hope I die before I get old...
Dieses Gefühl betraf mehr oder weniger die ganze westliche Jugend, bewirkte eine kulturelle Revolution und hatte auch großen politischen Einfluß.

Die Schwarzen der USA hatten ihrem Konflikt mit den Weissen und deren Kultur im Blues Ausdruck verliehen. Dieser bildet den Konflikt musikalisch dadurch ab, indem er versucht, die Bluestonleiter mit den Hauptfunktionen der westlichen Musik zu vereinbaren. Das geht ebenfalls nicht ohne Konflikte, wie die Clashes zeigen. Offenbar haben die Christliche Botschaft (Spiritual, Gospel) und die Amen-Kadenz (plagal) versöhnlich gewirkt. Jedenfalls lässt sich die Bluestonleiter von der subdominantischen Seite her gut harmonisieren. Die Folgen V-IV-I und IV wurden wichtig. Der in der westlichen Harmonik bedeutendste authentische Schluss V-I findet durch die Bluestonleiter keine Unterstützung, den diese enthält keinen Leitton.

Vereinfachtes Fazit: Die Integration der Bluestonleiter in die westliche Populärmusik hat die "alten" Harmonien in ein neues Licht gerückt, quasi wiederbelebt bzw. umgekrempelt. Die "Alleinherrschaft" der Grundkadenz und des Leittons wurde beendet.
Die Rockmusik steht dabei eher in der Tradition der mehr bluesorientierten Rolling Stones und The Who, die Popmusik eher in der Tradition der Beatles, welche maßgeblich Akkordreichtum in der Populärmusik durchsetzten.

Edit: Die Kraft der musikalischen (auch soziokulturellen und politischen) Bewegnung bestand in einer Zusammenfassung/Integration von Strömungen. Man konnte ohne weiteres gleichzeitig Fan von Bob Dylan, den Beatles, Rolling Stones, The Who. Kinks, Beach Boys, BeeGees usw. sein. Die Aufspaltungen kamen erst später.

Viele Grüße

Klaus
 
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... die Popmusik eher in der Tradition der Beatles, welche maßgeblich Akkordreichtum in der Populärmusik durchsetzten.
Weil es an dieser Stelle so gut passt, sei noch der Hinweis auf ihren Produzenten George Martin ergänzt.

Er ist studierter klassischer Musiker und war maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Ideen der Beatles im Studio eine immer raffiniertere musikalische Realität werden konnten.
http://de.wikipedia.org/wiki/George_Martin

Wie die Piccolo-Trompete in Penny Lane kam, ist eine sehr nette Anekdote, hier ganz authentisch erzählt:
http://www.youtube.com/watch?v=OxO4nODCGD0

Trotzdem ist doch die Frage interessant, inwiefern sich harmonische Gemeinsamkeiten finden lassen.
Ein Buch dazu ist von Rikky Rooksby, How To Write Songs...(auf deutsch bei Voggenreiter), der die Frage anhand Rock/Pop-Harmonien an unzähligen Beispielen von den 1950er Jahren bis in die 1990er untersucht und benennt. Die Amazon-Leserkritiken dazu finde ich in diesem Fall recht passend.
http://www.amazon.de/How-To-Write-Songs-Guitar/dp/3802404580/ref=cm_cr_pr_product_top

Gruß Claus
 
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Eine der Kritiken schreibt, daß in dem Buch "Entstehungsursprünge bewusst gemacht werden, wie sie eben nur von der Gitarre her zu erklären sind".
Das wäre doch mal eine weiterer Ansatz. Das zentrale Instument der Rockmusik ist ja nunmal die Gitarre.
 
... Hinweis auf ihren Produzenten George Martin ...

Der "fünfte Beatle" war zwar maßgeblich für den Sound und das Arrangement der Beatles verantwortlich, doch hatte er wohl kaum Einfluss auf die hier interessierende Harmonik. Er bekam m.E. auch nie Tantiemen als Komponist von Beatles-Songs, er durfte sie lediglich "veredeln".

"Entstehungsursprünge bewusst gemacht werden, wie sie eben nur von der Gitarre her zu erklären sind"

Klar ist das zentrale Instument der Rockmusik die Gitarre - die E-Gitarre! Hier soll aber nicht die Entstehung der Rockmusik im allgemeinen im Focus stehen, sondern die Harmonik der Rockmusik.

Die E-Gitarre kommt aber der oben angesprochenen Entwicklung der Rockharmonik mehr entgegen, als jedes andere Instrument. Durch die Spieltechnik des Bending eignet sie sich ausgezeichnet zum Spielen der Blue Notes des Blues. Als Akkordinstrument war auf ihr andererseits eine Musik mit reicher oder ungewöhnlicher Harmonik leicht zu realisieren.

Die elektrische Verstärkung sorgte in Fortführung von Rock'n'Roll/Rhythm & Blues für die notwendige Power und auch die Härte, mit der sich auch die neue Generation Gehör verschaffte. Auch Effekte wie Fuzz und Wah-Wah unterstützten, wie vieles andere, die neue musikalische Sprache.

Am interessantesten dürfte hier m.E. die weitere Entwicklung der Harmonik der Rockmusik sein, belegt durch Beispiele. Zu einem etwas späteren Zeitpunkt außerdem das Aufzeigen von Entwicklungslinien, die zur Harmonik der heutigen Rockmusik führten.

Viele Grüße
Klaus
 
... doch hatte er wohl kaum Einfluss auf die hier interessierende Harmonik.
Das sehe ich anders und zitiere dazu der Kürze halber nur eine Stelle aus der Literatur, zum Titel Because (Abbey Road) heißt es bei Ian MacDonald:
"...the harmony ist one of the most complex on any of the group's records and, even under the guidance of George Martin, took them some time to learn" (p. 365f.)
Quelle: Ian MacDonald, Revolution in the Head, 3rd revised edition, Vintage Books, London 2008.

Es ist zwar Jahre her, dass ich aus den Nagra Reels ausführlich gehört habe. Aber ich habe als Eindruck daraus gut in Erinnerung, dass da ein gut ausgebildeter Mastermind den Herren auch harmonisch erheblich unter die Arme gegriffen haben muss, um aus den Ideen jene Musik werden zu lassen, die wir kennen.
http://www.youtube.com/watch?v=lpBOP6VN8AI
 
"...the harmony ist one of the most complex on any of the group's records and, even under the guidance of George Martin, took them some time to learn" (p. 365f.)
Quelle: Ian MacDonald, Revolution in the Head, 3rd revised edition, Vintage Books, London 2008.

Took them some time to learn ...
Ich denke auch, denn parallel zu den Beatles ging es harmonisch auch ganz schön zur Sache.

Ich habe mich zum Beispiel bei Michael Giles immer gefragt von wem er das wohl gelernt hat, er war ja als Drummer verankert im Jazz und als er mit Robert Fripp 1969 die Band King Crimson gründete und mal eben so ein Album wie "The Court of the Crimson King" veröffentlichte, da konnte einem schon die Spucke weg bleiben.

Alle hatten eine Sache gemeinsam, Erfahrung und Prägung durch Jazz, George Martin und Pink Floyd ebenfalls.

Martin war anfangs ja nicht mal von den Beatles als Musiker überzeugt und der Drummer wurde sofort nach Hause geschickt.
Das war eine Zeit voller Experimente, auch mit Studiotechnik und ich denke auch, dass George Martins Kenntnisse aus der Klassik enorm geholfen haben ein guter Arrangeur zu sein.

Er ist ja nicht ohne Grund neben Quincy Jones ein absoluter Ausnahme Produzent.
 
... und das Album "The Court of the Crimson King" veröffentlichte, da kann einem schon die Spucke weg bleiben

Ja, genau so ging es mir als jungem Kerl, als ich damals die Musik von King Crimson, Brian Auger, Pink Floyd, Colosseum, Deep Purple oder Soft Machine (zuerst die "Third" mit Robert Wyatt) kennen lernte.
Das ging über samstags TV-Beat-Club gucken (mit leichten Kollateralschäden TOP-Mist) und sonst durch Konzertbesuche und stöbern im Plattenladen. Deep Purples Black Night oder Black Sabbaths Paranoid konnte ich Ende 1970 ansonsten einmal pro Woche hören, in der BR-Radio-Hitparade...

Mit dem leider bereits verstorbenen Ian Wallace und unbedingt hörenswert ist diese Reminiszenz an King Crimson, vielleicht als schönes Beispiel für "Reharmonisation von Kompositionen der Rockmusik":
http://www.amazon.de/King-Crimson-S...550697&sr=8-1-spell&keywords=king+crmson+jazz
 
Eine wichtige Innovation der Beatles, Rolling Stones und The Who war m.E., daß sie Blues- und Folkelemente in einem Song vereingen konnten. Bei den beiden letzteren Bands war der Blues-Bezug allerdings viel stärker ausgeprägt als bei den Beatles
Nein. Zum einen gab es durchweg immer Beatlesstücke, die sehr stark an den Blues angelehnt waren. `Yer Blues´, `Revolution´, `Darling´ usw und zum anderen haben sich die Beatles und The Who eher als die Stones für sich die "Welt der Harmonien" entdeckt.
Songs im Blues-Schema wurden von den Beatles oft nur gecovert.
Eines der sehr deutlichen Beispiele, wo die Beatles in eigenen Songs Bluestonleiter verwendet haben ist das Thema von `I want you´:)
Nach dem Rock-'n'-Roll kamen die Beatles, die bekannt wurden, durch ihre Experimentierfreude mit Akkorden
Und jetzt wird´s interessant :)
Diesem "Experimentieren" lag kein System oder keine harmonisch spezifischen Vorgehensweise zugrunde, sondern einfach "nur" das aneinanderreihen von Harmonien, die willkürlich mit Melodien versehen wurden. McCartney erzählt, dass wenn immer einer von beiden (Lennon oder er selbst) einen neuen Akkord "aufgeschnappt" hat, sofort ein neuer Song drumherum komponiert wurde. Die hier vorgenommen harmonischen Analysen sind alle korrekt. Aber daraus lässt sich kein harmonisches System der Rockmusik ableiten. Aus dem einfachen Grunde, weil es keins gab. Es gibt und gab - wie oben schon mal bemerkt - sehr viele harmonische Merkmale, die aber nicht zwingend bindend sind. D.h. ein Rocksong kann z.B. genauso gut auch ohne ein bVII auskommen. Es gibt zig Beispiele dafür. Natürlich gibt es auch harmonische Gemeinsamkeiten zwischen einzelnen Rocksongs und ich finde das Analysieren auch sehr interessant, aber wenn man sich allein die vielen harmonischen Spielwiesen der Beatles und The Who anschaut, wird einem schnell klar, wie vielfältig die Rockharmonik sein kann.

Eine der Kritiken schreibt, daß in dem Buch "Entstehungsursprünge bewusst gemacht werden, wie sie eben nur von der Gitarre her zu erklären sind".
Das wäre doch mal eine weiterer Ansatz. Das zentrale Instument der Rockmusik ist ja nunmal die Gitarre.
Das ist ein zentraler Punkt, auf dem ich bisher nur in einem Nebensatz eingegangen war. Die Gitarre (vorallendingen die E-Gitarre in Verbindung mit Amp und Effekten) hat einen maßgeblichen Anteil an der Entwicklung der Rockmusik. Ganz wichtig auch der Sound, der mit E-Gitarre erzeugt werden konnte. Hendrix war nicht bei the Who im Studio um sich anzuschauen oder anzuhören, wie Townshend spielt, sondern er wollte wissen was für ein Equipment Townshend zu dieser Zeit hatte. Townshend bauchte für seinen Sound und seine Feedbacks imense Lautstärke. Also ging er zu Jim Marshall und ließ sich einen "großen" Amp bauen.
Zitat: "Ich wollte eine Waffe, mächtiger als alle, und Marshall sollte sie mir bauen."
Und Marshall baute :) Hendrix besorgte sich auch die Marshalls und war nun in der Lage mit seiner Strat seine eigenen Sounds zu produzieren. Zu dieser Zeit schrieb Townshend aber schon Stücke wie Pictuers of Lily, I´m a boy und andere, die harmonisch stark von dem abwichen was z.B. die Stones spielten. Auch die Beatles preschten mit Songs wie Yesterday, She´s leaving home usw in andere harmonische Gefilde und ließen anderen Gruppen damit weit hinter sich.
Zur gleichen Zeit begab es sich, dass die 2. LP von The Who fertig werden sollte aber noch 10 Minuten Spielzeit fehlten und man von Townshend verlange diese mit 3 Stücken zu füllen. Towsnhend hatte aber nur ein paar kleine Versatzstücke, die dann der Einfachheit aneinandergereiht wurden und somit war die erste Mini-Oper geboren. Der Schritt zu Tommy war dann nur noch ein weiterer. Auch hier stand der Zufall Pate und nicht die feste Absicht einen Song länger als 2:30 schreiben zu wollen. An diesem Beispiel wird auch schön deutlich wie "komponiert" wurde. Man hatte eine handvoll Akkorde, kombinierte diese mit einer Melodie und einer anderen handvoll Akkorde. Dabei war es völlig schnuppe, ob diese Akkorde einen erklärbaren harmonischen Zusammenhang hatten, oder schon mal im Blues verwendet wurde oder was auch immer. Sondern es ging darum, dass diese Akkorde irgendwie gut zueinander passten. Vielleicht hatte man noch das eine oder andere schöne Riff (das war K. Richards Domäne), welches man noch damit verbinden konnte und fertig war der neue Song :)

Der "fünfte Beatle" war zwar maßgeblich für den Sound und das Arrangement der Beatles verantwortlich, doch hatte er wohl kaum Einfluss auf die hier interessierende Harmonik. Er bekam m.E. auch nie Tantiemen als Komponist von Beatles-Songs, er durfte sie lediglich "veredeln".
Und das auch "nur" in der Anfangszeit und bei Orchesterarrangements. Später schwammen sich die Beatles produktionstechnisch frei. McCartney war hier sehr federführend, allerdings unter der Aufsicht des genialen Geoff Emerick :)
Klar ist das zentrale Instument der Rockmusik die Gitarre - die E-Gitarre! Hier soll aber nicht die Entstehung der Rockmusik im allgemeinen im Focus stehen, sondern die Harmonik der Rockmusik.
Nur lässt sich das eine von dem anderen nicht trennen. Jeder, der Gitarre spielt, lernt am Anfang Grundakkorde. Häufig Cdur, Gdur, Ddur, Adur, Edur. Ich habe jetzt bewusst nur erst einmal diese Akkorde genannt. Dem geübten Auge fällt natürlich sofort auf, dass es sich hierbei um den Quintenzirkel handelt. Wenn man als Anfänger nur diese Akkorde zur Verfügung hat, ergeben sich automatisch die teilweise hier schon analysierten Stücke. Wer noch etwas fitter auf der Gitarre war und noch einige Mollakkorde spielen konnte (oft amoll, dmoll, emoll) war in der Lage z.B. die ersten Beatles- oder Stones-Stücke zu spielen. Bei The Who war es etwas komplizierter. `I´m a boy´ hört sich bis zum Mittelteil einfach an. Dann wird´s lustig ;)
Am interessantesten dürfte hier m.E. die weitere Entwicklung der Harmonik der Rockmusik sein, belegt durch Beispiele. Zu einem etwas späteren Zeitpunkt außerdem das Aufzeigen von Entwicklungslinien, die zur Harmonik der heutigen Rockmusik führten.
Und ich glaube, dass die harmonsiche Entwicklung von Band zu Band unterschiedlich war und man diese nicht vergleichen kann (auch wenn es hin und wieder Parallelen gegeben hat)

Der Sound ist aber in der Rockmusik nicht zu unterschätzen. Man denke da an Queen, bei denen sich vieles in ganz klassischer Harmonik abspielt(e). Die Stücke von Freddy Mercury jedenfalls. Und trotzdem klangen sie nach Rock.
Klar. Mein Reden :) Muse ist auch dafür ein sehr gutes Beispiel.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Eins versteh ich immer noch nicht: wieso immer nur Dur. Emoll und Amoll lassen sich auf der Gitarre leichter greifen.
Eigentlich liegt sogar die Folge Amoll - Asus2 extrem nahe.
 

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