Ist „Teuchert“ zeitgemäß und effektiv für Späteinsteiger?

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Hallo Musizierende,

Ich werde mir die Zeit nehmen und meine Western (nach zwei Jahren „nur mal so“), von Grund auf mit Basics und vom Lehrer lernen.
Musikalische Späterziehung mit 45 sozusagen. Es mangelt an vielem bei mir: Timing; Rhythmus, Takt…:redface:

Meine Finger schmerzen schon länger nicht mehr; Akkorde schrammeln geht … :cool:
Meine musikalischen Helfer sagten mir bei jeder Erklärung „mach was richtiges, bei mir hat sich so viel falsches eingeschlichen“.

Freitag Abend zur Probestunde und mit Freude hin. Ich bin danach das ganze Wochenende zwiegespalten.
Es war das erste mal, das ich so etwas wie eine Musikschule von innen gesehen habe und hatte natürlich meine Fragen.

Nun beginnt es auch bei Adam und Eva mit einzelnen Saiten anschlagen/Zupfen und (Hub)-Wege der Finger… Das will ich ja auch. :great:
Musiktheorie gerne! Verstehen sowieso. Ich will das durchziehen.

Frage 1: ich hab Probleme mit dieser 45 Grad- Zwischen den Beinen und Fußstützchengeschichte.:(
Klar, grad mal zwei Stunden versucht, aber ich bekomme keine entspannte Haltung für mich hin.
Irgendwo zwackt es immer, egal wie ich rücke und schiebe. Mal ist der Hals gefühlt zu weit Weg, dann die rechte Hand sehr nah am Steg….
Lohnt sich da eine Diskussion mit dem Lehrer nächsten Freitag oder nehm ich es als gegeben hin und arrangiere mich damit als ungewohnt und nehme es an?
Die zukünftigen Inhalte scheinen zu passen, aber ich will Folken, Bluesen, Finger klingen lassen und kein Jugend musiziert Wettkampf gewinnen und habe keinen Traum vom Konservatorium. Muss das IMMER so?

Dann das Material: Heinz Teuchert.

An der Methode will ich gar nicht meckern, wenn ich mich noch mal vom Ziel hab überzeugen lassen.

Aber: Es war mein bisher unlustigster Kauf im Musikladen. Es sieht aus wie ein Merkblatt vom Finanzamt und mit ganz wenigen Bildern,
die ahnen lassen, wo das „neue“ im Titel herkommt. Spätes Bilka, früher Kaufhof oder so.:eek:

Auf Vintage- Unterricht steh ich nicht, brauch ich nicht. Ich meine, es gibt überall neue – ja auch spaßige! Methoden in allen Lehrrichtungen.
Warum nicht beim 99%ig aus Freude betriebenen Musikhobby? Erwartet mich Unterricht wie dieses Heft oder reißen es die Lehrer raus?
Wenn damit ein Jugendlicher dranbleibt: Megarespekt.

Ich will meine Western spielen und weiter Spaß damit haben und mir es nicht versauen lassen.

Sind Gitarrenlehrer, welche diese Schule wählen Musiktaliban? „Ich musste es auch. Also bevor Du Spaß haben wirst: erst mal das“.
Bekommen sie mit anderen Methoden keine Fördermittel oder keine Zulassung? Ist das Deutschland? Immer megaperfekt,
aber zum umfallen ätzend, bis man mal ran darf?
Ich hatte spontan einen Flashback in die Lehre: Immer in perfekter Schrift buchen auf Tapeten von Konten und der PC stand einen Raum weiter.
Nützlich, aber nicht nötig.:confused:

Ich werde kein Musikprofi mehr. Ich hab einen schönen Job. Auch habe ich nicht mehr die Lebenszeit von einem achtjährigem:
Mit 20 bist Du froh, es so gelernt zu haben…

Was meint ihr: Es angehen und von Grund auf richtig oder weiter das kleine Lagerfeuerdiplom anstreben und mit Spaßworkshops
ausbauen und immer noch Grifftabellen wälzen, wo ich doch lieber selber den Ton finden will?

Frage 2:
Gibt es methodisch angenehmere „Schulen“/ Wege oder wird der mir durchaus sympathische Lehrer den Weg machen und das Papier ist nur ein Leitfaden?
Habt Ihr Empfehlungen für Hamburg Eimsbüttel? Genug gibts ja. Meine erste Wahl (unterschrieben ist noch nichts) ist nur dem kurzen Weg von 300m geschuldet.

Danke schon mal für Eure Erfahrungen und Meinungen.

Micha
 
Eigenschaft
 
hi,

langer Text würde eigentlich lange Antwort erfordern, ich versuchs nur mal anzuschneiden :)

Erst mal: ich versteh dich gut. Weder die Sitzhaltung noch das Buch würden mich begeistern. Und beides kann man auch anders machen.

So gesehen ist mein erster spontaner Eindruck, das wird da nichts. Such dir einen anderen Lehrer (womöglich privat), der mit dir das macht, was du willst, und der dir deine Haltung zwar verbessert aber nicht den totalen Klassiker aus dir machen will.

Andererseits muss ich auch sagen, du übertreibst es in der anderen Richtung auch ganz schön. Du solltest dir schon klarmachen, dass du dich an was Neues gewöhnen und umlernen musst. Ohne gleich in so Extreme zu verfallen wie "Jugend musiziert Wettkampf gewinnen", "Musiktaliban", "Ist das Deutschland? Immer megaperfekt,
aber zum umfallen ätzend, bis man mal ran darf?"
Das liest sich zwar lustig, ist aber letzten Endes auch ein Zeichen für deine völlige Abwehr. Und du musst schon annehmen wollen, was der Lehrer oder das Buch dir beizubringen versuchen. Einer der vielen Unterschiede zwischen dem 45- und dem 8jährigen, nicht nur das Zeitmanagement ;) du weisst schon genau worauf ich hinauswill. Also du musst denen auch ne Chance geben, egal mit welcher Methode.

Ich persönlich würd sagen: einfach so durchziehen würd ich es nicht. Mit dem Lehrer reden und Veränderungen anstreben, oder einen anderen Lehrer suchen. Gleichzeitig aber dich selbst mehr öffnen. Zum Beispiel: nur weil ein Buch grafisch langweilig aufgemacht ist, sagt das doch nichts über den Inhalt... ich hasse eher diese pseudo jugendlich aufgemachten Bücher/Webseiten mit lauter lustigen Comics auf jeder Seite...^^
Aber letztlich kommt es drauf an, was der Lehrer draus macht, und das ist ein Zusammenspiel zwischen euch beiden. Immer.

Gruß und viel Spaß^^ in Hamburg kenne ich leider nichts.
 
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Hallo,

erstmal Glückwunsch, Daß Du's richtig lernen willst, ist ' ne mächtige Aufgabe.

Zu Frage 1: Ich könnte inzwischen gar nicht mehr ohne Fußbank spielen. Du kannst die Höhe übrigens einstellen. Ansonsten wären noch eine Gitarrenstütze, z.B. von Ergoplay, oder das Dynarette-Kissen einen Versuch wert.

Zur Teuchert-Schule liefer' ich Dir hier mal meine unsortierten Überlegungen (langweiliger Sonntagnachmittag, ich hab' gerade zuviel Zeit):
Ich weiß nicht genau, welche Teuchert-Schule Du meinst, es gibt insgesamt wohl drei Schulen, der Mann war einfach sehr produktiv. Ich nehme an, ihr benutzt die Neue Gitarrenschule, die eigentlich sehr gut ist. Teuchert war wohl Professor für Klassische Gitarre an Dr Hochs Konservatorium in Frankfurt, hat sich damals in den 60ern und 70ern sehr für einen neuen, frischen Gitarrenunterricht eingesetzt, gerade auch für Amateure.

Guck' Dir einfach mal eine alte Gitarrenschule aus den 50ern und 60ern an, z.B. von Abel Carlevaro oder Emilio Pujol. Der Schüler soll dort erstmal 'zig Seiten Tonleitern und Arpeggien durchspielen, bevor es ein paar einfache Stücke von Carcassi oder Carulli gibt. Wer so ein Teil durchgeackert hat, verdient wirklich einen Durchhalteorden.
Die Sachen von Teuchert müssen damals wohl revolutionär gewesen sein, heute ist vieles daraus in anderen Lehrwerken Standard.

Ich selber hab' nach dem Klingenden Gitarrenlehrgang - mit Schallplatte! - gelernt, dazu dann noch die Klingende Folklore mit Fingerpicking. Beides fand ich damals schon sehr gut und sehr ansprechend, gerade wenn man's zum Beispiel mit dem Gitarrenbuch von Peter Bursch vergleicht, wohl ein Standardwerk für die Westerngitarre.
Der Klingende Gitarrenlehrgang fängt allerdings auch erstmal mit langweiligem Melodiespiel an, bevor es an Liedbegleitungen mit Akkorden geht. Dafür erhält man dann aber auch eine Einführung in die Möglichkeiten der Konzertgitarre und man kann auch schon ganz gut Noten lesen. Ich bin dann später auf E-Gitarre umgestiegen und hatte nie Probleme mit Notenlesen in den höheren Lagen. Hab' auch nie 'ne Grifftabelle gebraucht.
Man muß sich auch darüber im Klaren sein, daß Liedbegleitung halt begrenzt ist im Vergleich zu klassischen Stücken, die halt viel mehr verlangen. Fast alle Schulen für Konzertgitarre führen auch früher oder später zur klassischen Musik hin.
Danach hab' ich dann die alte Gitarrenschule durchgeackert. Führt halt zur Klassik hin, hat eigentlich kaum Liedbegleitungen, dafür aber - besonders im zweiten Band - reichlich professionelle Übungen zu Aufschlags- und Abzugsbindungen, chromatischer Tonleiter, Intervallen, Arpeggien, Lagenspiel und Tonleitern. Die eigentlichen Stücke stammen vorwiegend aus dem Barock und der Wiener Klassik, Tarrega ist da schon modern. Da fängt dann das Jammern erst eigentlich an. Das ist dann auch der Zeitpunkt, zu dem viele die Gitarre hinschmeißen, weil`s einfach viel Arbeit für wenig Wirkung verlangt.

Die neueren Schulen sind auch nicht viel anders aufgebaut: Tonbildung, Melodiespiel, Liedbegleitung mit Akkorden, irgendwann dann einfache Stücke aus der Klassik, die auf Akkordbrechungen aufbauen, später dann richtig hartes Zeug. Die neuen Bücher mögen zwar lustiger aufgemacht sein, mit mehr Bildern und Comics und so, aber der Spaß muß letztlich daher kommen, daß Du Musik machst, sonst nützt Dir die bunteste Schule nichts.

Der langen Rede kurzer Sinn: Du mußt einfach wissen, wo Du hin willst. Ich denke, an Basics wie ergonomischer Haltung, Tonbildung, Melodiespiel, Notenlesen, Tonleitern und Arpeggien wirst Du nicht vorbeikommen. Letztendlich profitieren Deine Technik wie auch Dein musikalisches Verständnis davon.
Wenn Du mit dem Lehrer klarkommst, würd' ich erstmal dabei bleiben. Nichts ist leichter als einen neuen Lehrer zu finden, der keine Anforderungen stellt und bei dem Du keinen Fortschritt machst. Ich denk', Dein Lehrer wird wohl mal etwas moderneres in den Unterricht einstreuen. Wenn Du keine Lust mehr auf Teuchert hast, kannst Du vielleicht auf eine moderne Schule wechseln, z.B. Gitarrre spielen - mein Hobby oder Gitarre spielen von Wolfgang Ruß.

Hoffentlich hab' ich dich jetzt nicht abgeschreckt.

Gruß

Arthur Milton

Nachtrag: Sehe gerade, daß Teuchert nicht totzukriegen ist:

http://www.amazon.de/gp/bestsellers/books/1204642/ref=pd_zg_hrsr_b_3_4_last
 
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Hallo und Danke,

es beruhigt mich etwas, das so eben der Standard aussieht.

Der erste Probekontakt mit einer Musikschule war anscheinend ein Kulturschock bei mir und löste vielleicht aus mangelnder Gewohnheit Unwohlsein im Bauch aus.

Ich bin gern bereit nach Methode zu lernen, eben weil ich sehe, das mir Strukturen und vieles dahinter fehlt.

Ich bin entschlossen! Probiert hab ich genug, um zu wissen was ich will.

Mich hat im nachhinein verwundert, das die meisten "populären" der Welt auf dem rechtem Bein spielen und nun 45 Grad und Fußbank als das grundlegendste Muss vermittelt wird.

Sorry, wenn ich abwertend rüberkam. Ist nicht gewollt. Mir kam der sinngemäße Spruch, "Hier nach Teuchert und nichts Anderes" quer. Mit autoritärem Stil im Sinne einer Sache hab ich nach 89 eben so meine handfesten Probleme. ...

Danke für die Hintergründe der "neuen" Lehre.

Ihr habt mir schon geholfen.

Man liest sich.
 
Wenn du eine grosse dreadnought spielst, halte ich die klassische haltung auf linkem bein mit fussbank für nicht zielführend, gar kontraproduktiv, wenn du nicht mindestens ein zweimetermann bist. Auch sonst ist die haltung durch den hals-korpus-übergang am 14. bund nicht ideal. Ich würde da deinen lehrer nochmal darauf ansprechen und vielleicht auf eine beinstütze umstellen, mit der eine einigermassen "klassische" haltung einer western machbar ist. Sowas müsste dein lehrer aber schon drauf haben, denn richtige gitarrenhaltung ist eine wichtige disziplin, für genau die man eben einen gitarrenlehrer am anfang oft dringender braucht als für fingerübungen.

Gruss, Ben
 
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Hallo Ben,

danke. Gerade mit der entspannten Haltung auf dem linken Bein will es noch nicht so recht klappen. Es ist eine Western vom normalen Ausmaß (Hummingbird). Meine alternative Gitarre aus China hat so ziemlich exakt die gleichen Maße, bis auf die kürzere Mensur. Ich bin 176 Standardmaß ohne Wampe.

Der Korpus (hinten) hat eben Maße, bei dem irgendwie das rechte Bein "im Weg" ist, wenn Du verstehst was ich meine. Irgendwie kommt meine rechte Hand nicht entspannt in der Nähe des Schallochs runter, sondern am Ende der Saiten. Vielleicht auch nur Übung und Gewöhnung.

Aber klar.... Ich werd mit ihm reden, kontrollieren lassen und versuchen. Dafür geh ich ja da hin.

Micha
 
Ich werde mir die Zeit nehmen und meine Western (nach zwei Jahren "nur mal so"), von Grund auf mit Basics und vom Lehrer lernen.

Wenn Du das möchtest, dann solltest Du Dir auch als 45jähriger die Zeit dafür nehmen. Da ist Teuchert nicht schlecht, wie ArthurMilton schon schrieb. Was schwebt Dir sonst vor? Andere Stücke? Bunte Fotos? Interpretiere es enfach als ein Qualitätsmerkmal des Teuchert, dass es ihn immer noch gibt. (Ein Problem vieler neuer Musiklehrbücher ist, dass sie sich einfach von den alten abheben müssen, um überhaupt eine Berechtigung zu haben. Im Bereich der Instrumentalpädagogik für Kinder hat sich da eine Menge getan, aber aus dem Alter, motiviert werden zu müssen, bist Du offenbar heraus, Du möchtest ja von grundauf lernen.)

Tatsächlich ist eine Dread, wie BenChnobli schrieb, auch nicht unbedingt das Instrument, das man so hält wie eine klassische. Vielleicht könnt Ihr das mal "ausdiskutieren".

In Eimsbüttel kenne ich nur "Abenteuer Musik".
 
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Wahnsinn.
Hatte Deinen ersten Satz, daß Du auf 'ner Western spielst, überlesen.

Mit 'ner Dreadnought - benannt nach 'ner Klasse von Schlachtschiffen - ist die Fußbank keine gute Wahl, dann würde ich eher zu einer Gitarrenstütze wie z.b. der Ergoplay raten. Das dicke Ende einer Westerngitarre ist einfach ... zu dick, es drückt ständig gegen das rechte Bein. Mit der Gitarrenstütze stehen beide Füße auf dem Boden, und Du kannst du einen größeren Winkel zwischen den Beinen aufspannen.

Dein Lehrer weiß hoffentlich, daß die Schule von Teuchert für Nylonstrings gedacht ist? Auf 'ner Steelstring die Grundlagen der klassischen Gitarre zu lernen ist 'ne ziemliche Quälerei und führt auch nicht zum Ziel. Da würde ich eher Garantiert Gitarre Lernen von Norbert Roschauer empfehlen.
 
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...aber ich will Folken, Bluesen, Finger klingen lassen und kein Jugend musiziert Wettkampf gewinnen...

Für mich hört sich das ganz eindeutig so an, als wärst du beim falschen Lehrer gelandet. Über die Gitarrenschule kann ich nix sagen, ist nicht meine Ecke, aber wenn du auf einer Hummingbird folken und bluesen willst, ist die klassische Haltung ganz sicher kompletter Quatsch:mad:, egal ob mit Fußbänkchen oder Ergoplay. Die Klampfe gehört auf den rechten Oberschenkel, beide Füße auf den Boden und fertig.

Ich sag das mal jetzt so kategorisch, auch wenn es sicher ein paar Beispiele geben mag, die auch eine Jumbo mit Fußbänkchen spielen. Aber wie Ben und andere oben schon erwähnt haben, ideal ist das nicht. Wenn dein Lehrer das anders sieht, vermute ich mal, dass er es auch nicht so wirklich mit dem Folken und Bluesen hat. Deshalb würd ich mich freundlich bei ihm bedanken und mir jemanden suchen, der mir das beibringt, was ich wirklich lernen möchte. Das mag bei Musikschulen möglicherweise gar nicht so leicht sein, aber vielleicht gibt es per Inserat etc. ja noch andere Möglichkeiten, dir eine Lehrer zu suchen.

Gruß

Toni
 
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Ich war mir auch nicht sicher, ob beim
folken und bluesen
der Teuchert nun gerade so richtig ist, aber ich ließ mich von den "Basics" leiten.

Das Problem ist, dass es beim Folken und Bluesen wenig "allgemein gültige Basics" gibt, dafür sehr viel individuelle Spielweisen: Mal Daumen + 2 Finger, mal Daumen + 3 Finger, mal wird der kleine Finger auf der Decke aufgesetzt etc. Mal mit, mal ohne Pick. (ok, auf der klassischen haben wir Kuppen- und Nagelspieler)

Dagegen ist die Spielweise auf der klassischen deutlich kanonisierter. Slides, HammerOns und PullOffs gibt's da auch - die heißen nur anders (Glissandi, Aufschlags- und Abzugsbindungen). Und, was ich ganz spannend finde: In der Regel legen die "klassischen" Lehrer mehr Wert auf die Tonbildung.

Für Blues, Folk und Ragtime finde ich trotz - oder gerade wegen - der zahlreichen neuen Schulen die alten aus dem Stefan Grossmann Guitar Shop und Pete Seeger immer noch sehr spannend. Weshalb? Weil's die Originale sind. (Die sind aber auch nur in schwarzweiß...) Von Grossmannn gibt es die Radio Lessons auch kostenlos zum Download. Allerdings löst das noch nicht das Problem des (dafür fehlenden) Lehrers.

Nachtrag: Modernere Spieltechniken (Tapping, ....) sind nicht unbedingt Folk- und Blues-orientiert, die könnte man später lernen.
 
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Unabhängig vom Teuchert (der gut ist!) passt vielleicht dein Gitarrenlehrer nicht in dein Anforderungsprofil. Auch wenn Du die musiktheoretischen Grundlagen lernen willst, bezweifle ich, dass Du dein Glück bei einem Lehrer finden wirst, der Dir die Haltung für eine Konzertgitarre aufzwingen will, OBWOHL Du in eine andere (Steelstring- / Blues-/Rock/ ) Richtung gehen willst und NICHT das entsprechende Instrument besitzt. Wenn Du ihm dies bereits hinreichend deutlich gemacht hast, und er Dir das trotzdem empfohlen hat, wäre es an der Zeit sich einen anderen Lehrer zu suchen.

Andererseits. Gib ihm ne Chance - vielleicht. Sag ihm was DIR wichtig ist und dass Du vllt. gerne mehr Bezug auf dein Instrument/die Moderne hättest und frage ihn, warum er Dir die Haltung wie beschrieben empfohlen hat obwohl das im Blues-/Rock-Bereich niemand so hält. Eine Dreadnought hat nun einmal auch unterschiedliche Maße. Wie Du bereits schriebst, kann es nicht schaden darauf hinzuweisen, dass Du keine fünf mehr bist, sondern näher an den 50 und du keineswegs vorhast, "Jugend-musiziert" Wettbewerbe zu bestreiten :D
 
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Ich nur bestätigen: Die Teuchert Gitarrenschule ist für Nylonsaitengitarren.
Teuchert liefert vor allem einen zeitgemäßen Einstieg in die klassiche Gitarre, dafür ist die Schule super geeignet.
Für Stahlsaiten ist das die falsche Wahl. Die Beispielstücke haben wenig mit dem zu tun was man auf so einer Gitarre spielt. Technisch bewegt man sich auch auf Abwegen z.B. die klassische Haltung mit Fußbank, der angelegte Anschlag, die Haltung der rechten Hand...

Die "Meister" der Stahlsaitengitarre machen vieles anders. Interessante Konzepte wie z.B. Bendings, Slide (Edit: also Bottleneck), Fingerpicks und Flatpicking fehlen bei Teuchert, weil man das auf einer klassischen Gitarre so nicht macht. Klassische Gitaristen benutzen Daumen, Zeige-, Mittel- und Ringfinger zum Anschlag. Für Fingerstyle auf der Westerngitarre ist wohl Daumen, Zeige- und Mittelfinger am üblichsten. Dabei hält man das Handgelenk eher gerade, und nicht abgewinkelt wie bei der klassischen. Beim Arrangieren der Stücke (Bassführung, Polyphonie vs. Akkordzerlegung) herschen auch ganz andere Gepflogenheiten. Und so weiter...

Wenn du diesem Lehrer erklärt hast was für Musik du machst und er dir mit Fußbank und Teuchert daherkommt, würde ich dir definitiv raten einen anderen Lehrer zu suchen. Verfügte er über ein Verständnis für die Unterschiede zwischen Klassik und Folk/Blues, hätte er spätestens als er die Gitarre gesehen hat mit der du da angerückt bist, sich mal mit dir über deine Lernziele unterhalten sollen. Ich ordne ihn jetzt also mal pauschal der Gruppe von klassischen Gitarristen zu die meinen, die klassische Gitarrentechnik sei die richtige und grundlegende Technik für alle Spielweisen. Ich bin der Meinung so jemand wird dir nur über mühselige Umwege helfen können das zu erreichen was du eigentlich willst.

Wenn du also Folk und Blues lernen willst, suche dir einen anderen Lehrer, der sich auch damit auskennt. Der sollte dir dann auch nicht Carcassi und Carulli Stücke vorsetzen, sondern meinetwegen Zeug von Reverend Gary Davis, Bob Dylan, Doc Watson, bzw. Musik die du tatsächlich spielen möchtest! Es gibt heute durchaus Musikschulen und Einzellehrer die sowas draufhaben, auch mit darauf ausgerichteter Theorie.
 
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Klingt für mich eher seltsam die Geschichte.
Bei Blues und Folk auf ner Western, denke ich nicht wirklich als erstes an Teuchert..
Generell find ich das Prinzip "Hier ist die Gitarrenschule mit der ich meinen Unterricht mache" nicht so wirklich zielführend.
Mal aus meiner Perspektive, wo ich selbst Unterricht gebe:
Ich hab ungefähr ein Dutzend Schulen hier rumfliegen und kopier mir zusammen, was ich grad brauche. Und trotzdem erstelle ich einen guten Teil meiner Unterrichtsunterlagen noch selbst, oftmals spontan im Unterricht, weil es für die Situation passt.
Der Unterricht sollte sich auch zu einem guten Teil am Schüler orientieren. Wenn du Blues machen willst, wäre vielleicht "Blues you can use" ein geeigneterer Einstieg, das ist ein recht populäres Buch, mit einem (mMn) ziemlich steilen Schwierigkeitsanstieg, dass man aber gut und flexibel ergänzen kann, weil es bestimmte Bereiche in weiten Teilen ausgrenzt. (etwa das Thema Akkordspiel)

Und es spielt auch keine Rolle, ob man Spielweisen, wie Abzüge nun an einer klassischen Etüde, oder einem Blues-Stück lernt, abgesehen von der Motivation des Schülers.

Was ich machen würde wäre folgendes: Nochmal Rücksprache mit dem Lehrer halten, ob die Ziele bei ihm auch angekommen sind, und wie er den Unterricht gestalten will.
Es kann ja durchaus sein, dass er den Teuchert z.B. dafür nutzen will, erstmal grundlegend ein Vokabular aufzubauen, und zu erklären, wie eine Gitarre überhaupt funktioniert: Tonnamen, grundlegendes Notenlesen, Buchstaben/Zahlen für die Finger, quasi die Basics, damit man später versteht, worüber man redet.
Aber er sollte auch wissen, dass du dich da unwohl fühlst, bezüglich der Sitzhaltung etc. Er kann ja auch nicht in deinen Kopf gucken.
Ich hab z.B. einen älteren Schüler, der hat (tschuldigung) so dicke Finger, dass es ihm schwerfällt beim Greifen keine anderen Saiten abzudämpfen. Da haben wir auch länger mit Sitz- und Armhaltung experimentiert, und nutzen jetzt sogar ein Kapodaster, weil das hilft. Das steht in keinem Buch, und wegen sowas nimmt man ja Unterricht.
Nur Lieder aus einem Buch nachspielen, kann man auch alleine. Das Feedback macht den Unterschied.

Von daher: nicht verzagen, ruhig den Lehrer drauf ansprechen, und dabei vllt nicht genau die Worte nutzen, die du hier benutzt hast. Glaube, wenn mich jemand einen "Musiktaliban" nennt, weil ich ein bestimmtes Lehrwerk nutze, und derjenige keine Ahnung hat, was meine Intention dahinter ist, wäre ich da nicht umbedingt begeistert..
 
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Hallo,

danke euch allen! Ihr habt mir mehr geholfen, als ihr vielleicht denkt.

Klar, das Gespräch suche ich. Schon wegen des kurzen Weges. Sensible, zielführende Krisengespräche habe ich zum Vergleich mit Gitarre schon 20 Jahre lang im Projektgeschäft geübt.

Ich hab das Wochenende genutzt und mich auf den ersten Seiten des Teucherts "eingespielt", wenn man das in diesem Stadium sagen darf.

Wenn ich eine für mich angenehme und ergomische Haltung mit ihm zusammen rausarbeiten kann, hab ich auch nichts gegen Volkslieder oder die Vorlagen aus dem Teuchert zum Spielen üben. Das der Lehrer mir viel und effektiv das Korrekte beibringen kann, denke ich auf alle Fälle. Meinen Unmut erzeugte ICH mir selber im nachhinein, weil ich die ersten Schritte unkommentiert mitgemacht hatte, mich aber nicht so recht wohl fühlte dabei. Die Zusage für Blues hab ich mir aber schon abgeholt ;-). Es war ja erst mal nur die Probestunde... Nächsten Freitag kann ich mehr berichten.

Leider sitz ich schon wieder auf gepackten Koffern und sehe meine Gitarre erst am Freitag wieder. Aber mit dem Frühling ändert sich das wieder, wie jedes Jahr. Davon lasse ich mich aber nicht mehr abhalten, ernsthaft und richtig zu üben (lernen).

Micha

Edit:Ja, die Wortwahl ist wohl mit mir durchgegangen und Ironie klappt eben nicht so gut in Schriftform.
Ich werde berichten.
 
und Ironie klappt eben nicht so gut in Schriftform.

Ja, das kenn ich:rolleyes:. Meistens wirst du da miss oder gar nicht verstanden.

Und ja, auch ich habe eine angeborene Aversion gegenüber Autoritäten und dem Spruch "du musst".

Aber wenn du
von Grund auf mit Basics und vom Lehrer lernen.
willst

dann musst du da durch;)
 
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Du kannst dich die nächsten paar Jahre "Stressen" und was neues lernen und mit 50, Talent vorrausgesetzt, super vom Blatt spielen und die Freunde oder Bekannte begeistern (wenn die noch nicht genervt sind) oder Du hast weiterhin Spass, lernst ab und zu mal was neues, hast mehr Zeit für Freunde und Familie die nach ein paar Drinks, Dein Gitarrenspiel so wie so super finden.

D.h. alles nicht so ernst nehmen und mach, was Dir jetzt Spass macht :D
 
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Ui, mit dem Teuchert habe ich vor ziemlich genau vierzig Jahren auch mal gearbeitet. Ich weiß jetzt nicht, obs da Neuauflagen gibt, ansonsten kommt das sicherlich etwas old-fashioned daher. Schau doch mal ob Peter Bursch nicht was für Dich ist.

Beste Grüße
Harald
 
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Klingt für mich eher seltsam die Geschichte.
Bei Blues und Folk auf ner Western, denke ich nicht wirklich als erstes an Teuchert..
Der Unterricht sollte sich auch zu einem guten Teil am Schüler orientieren. Wenn du Blues machen willst, wäre vielleicht "Blues you can use" ein geeigneterer Einstieg, das ist ein recht populäres Buch, mit einem (mMn) ziemlich steilen Schwierigkeitsanstieg, dass man aber gut und flexibel ergänzen kann, weil es bestimmte Bereiche in weiten Teilen ausgrenzt. (etwa das Thema Akkordspiel)

Das kann ich auch nur nochmal unterstreichen.
Wenn ein Lehrer sein Ding durchzieht ohne darauf von Beginn an einzugehen, was der Schüler eigentlich für Ziele hat, finde ich den Unterricht vielleicht sogar kontraproduktiv.
Weil dann frustriert dich die Gitarre in einem halben Jahr und es motiviert dich nicht mehr - bloss weil dein Lehrer sein Pflichtprogramm durchziehen wollte.
d.h. im Schlimmsten Fall verlierst du die Möglichkeit ein tolles Instrument für dich entdeckt zu haben.

Blues you can use! Nehm ich auch mit meinen Blues affinen Schülern zu Hand. Tolles Werk - als Beginner empfehle ich auch unbedingt einen Lehrer dazu...
 
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Hallo,

danke Euch allen. Ich habe nach der heutigen Stunde wieder viel gelernt. Jede Begegnung lehrt uns eben etwas.

Wir (Lehrer und ich) haben statt an Details zu arbeiten uns Zeit genommen, um das Grundsätzliche Ziel und den Weg zu besprechen.
Bei der Probestunde war ich wohl zu lieb und hab ihn mehr reden lassen und trotzdem nicht richtig das Gesagte aufgenommen.

Er mag auch Blues und unterrichtet später mal auch in die Richtung, wenn gewünscht. ABER nur mit klassischer Haltung und nach dem Einstieg über die Teuchert- Methode.
Er lehrt nur den Weg über diese fundierte Herangehensweise und meint, das bei der Probestunde deutlich rüber gebracht zu haben. Diese korrekten Grundtechniken sollten nach seiner Meinung
auf jeder akustischen so gelernt werden.

Er möchte als Lehrer auch keinen K(r)ampf mit seinen Schülern, weswegen er das immer von vornherein klarstellt.
Hab ich gehört, aber wohl nicht die Bedeutung erkannt. Mein Fehler. Diese Situation ist ihm auch nicht unbekannt und er steht zu seiner Ansicht.

Wir sind nett auseinandergegangen.

Ich sehe mich weiter um und weiß nun besser, wie ich mich auf eine Probestunde vorzubereiten habe.

Was hab ich gelernt: Bei einer Probestunde die richtigeren Fragen und Wünsche präzise zu äußern. Gleich Offenlegen, wenn mir etwas im Bauchgefühl nicht behagt.
Seine Lehrer selbst zu wählen, wird für mich aber ein komisches Gefühl bleiben. Werde ich alt, bei solchen Gedanken?

Aber keine Mißverständnisse: Wenn ich mich aufgehoben fühle, halte ich durch. Auch wenn ich drei Monate lang auf zwei Saiten rauf und runter "trainieren" soll.
Nach Lust und Laune, mal links - mal rechts, hab ich durch und das bringt mich nicht weiter. Wie ihr mir schon geraten habt: Auf das Wesentliche bei der Auswahl achten.
Nur das ich bisher nicht so recht wußte, was das sein kann.

Danke noch mal. Und Entschuldigung für harte Worte weiter oben. Würde ich heute nicht mehr so schreiben.

Micha
 
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Schade, daß es mit Deinem Lehrer nicht geklappt hat, war aber eine gute und richtige Entscheidung von Dir.

Hätte gern mal gehört, wie Dein Lehrer Stücke von Carulli und Carcassi auf 'ner Westerngitarre spielt.:D
 

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