So, hab' den JCM 800 nach Hause gebracht und angespielt. Nach fünf Minuten bin ich zum JVM 410H gegangen, hab' alle Kabel abgezogen, in den Karton gelegt und werde ihn morgen wieder zurückbringen...

Der JCM wird mein neuer Hauptamp!
Die Dynamik macht den Unterschied. Was ZeroFlash bereits gesagt hat, kann ich hundert Prozent unterstreichen. Ich hab den Gain auf 10 aufgerotzt und kann trotzdem nahezu clean spielen, wenn ich will (nur mit dem Anschlag, nicht mit dem Poti!), aber halt auch Brett. Das heißt natürlich im Umkehrschluss, dass jede Note sitzen muss. Wenn man mal eine Note unsauber spielt, dann stellt einen der JCM unnachgiebig bloß, dann kommt halt nur ein erbärmliches "pffffz" aus dem Amp. Andere Amps (auch der JVM) sind da viel, viel nachsichtiger mit Fehlern.
Wo's mir dann endgültig die Socken ausgezogen hat, war als ich einen Xotix BB Preamp (ähnlich wie ein TubeScreamer) und einen MXR 402 Linear Booster davorgeklemmt habe. Mit dem BB habe ich den Originalen Bon Jovi Living On A Prayer (nicht hauen, die Leute wollen's hören

) Sound hinbekommen. Dann komprimiert's natürlich viel mehr und man zähmt das Biest dann doch ein wenig. Mit dem MXR bekommt man den Sound, den man am Amp eingestellt hat einfach lauter, satter und mit mehr Gain, die Dynamik bleibt aber weitgehend erhalten.
Und dann hab' ich noch einen Trick für clean gefunden: 7-Band EQ vor den Amp, V-Stellung, nur den tiefsten Bass-Regler auf neutral, den Volume relativ weit runter, so dass er das Signal reduziert, Gain am Amp auf 10, Strat auf Hals oder Hals/Mitte et viola! Natürlich nicht ganz wie ein Fender-Clean Kanal, aber schon ziemlich brauchbar.
Getestet habe ich den Amp (wie auch den JVM vorher) an einer Marshall 4x12" 1960AV (also mit Celestion Vintage 30er - es gibt viele die sagen, dass die 1960A besser passt - nicht für meinen Geschmack), einer Gibson Les Paul VOS 1958 (2013 spec), Gibson LPJ 2014, Tokai FV130 Flying V, PRS DC-3, Gretsch Electromatic 540. War ganz spannend eine 4000 € Les Paul und gleich danach eine 650€ LPJ zu spielen. Klingt beides gut an beiden Amps...
Mein Fazit:
Der JVM hat einen etwas weniger aggressiven Groundsound als der JCM. Man bekommt mit dem JVM den Sound eines JCM fast hin. Mit dem JCM bekommt man aber keine der anderen Kisten hin, die der JVM macht. Wenn man den Grundsound des JCM nicht mag, dann Finger weg. Auch blutige Anfänger sollten den Finger vom JCM lassen, erstens weil zu teuer und zweitens ziemlich frustrierend.
Der JVM kann ein paar Sachen besser als JCM: Richtig Clean und Zimmerlautstärke. Bei letzterem kackt der JCM richtig ab. Unter Stufe 1 braucht man den JCM gar nicht laufen lassen (und das ist schon ordentlich laut). Mit einem Booster ist es bei Zimmerlautstärke ok, aber kein Vergleich zum JVM. Und dann natürlich die Vielseitigkeit. Da ist der JVM einfach besser, allein schon wegen des Clean-Kanals.
Der JCM kann eine Sache perfekt: ROOOAAAAR. Und da er so knochentrocken ist, ist er fast wie eine Leinwand, dessen Grundsound man mit vielen Farben - sprich Booster - anmalen kann. Sein Grundsound wird er aber nicht verleugnen. Löwe bleibt Löwe, auch wenn man ihn pink anmalt.
Wer einen absoluten no-frills-scheiße-laut-sau-geil-aua-Amp will, bei dem man alles mit den Fingern und dem Poti machen kann, dann ist der JCM sicher richtig.
Wie bereits angemerkt: Der Preis des JCM 800 Reissue ist natürlich auch ziemlich überteuert. Technisch ist er nix besonderes und handverdrahtet und mundgeblasen ist er ja auch nicht. Die Potis sind am Gehäuse verschraubt nicht auf dem Board, das ist schon mal gut, aber Für das Geld bekommt man schon den einen oder anderen Boutique Amp. Hier kann man eben sehr schön das gute alte Prinzip von Angebot und Nachfrage bestens studieren...
