Musik oder Schulmusik?

  • Ersteller Klangbutter
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...Das klingt super. Wahrscheinlich ist der Unterricht an den Sonderschulen am Ende besser als an den überfüllten und überlasteten "Normal"schulen...
natürlich isses das, das darf man aber heutzutage nicht mehr sagen, weil Inclussion sein MUSS.

Die Förderschulen bieten den Raum den die Schüler benötigen um auf dem aufzubauen, das sie leisten können, sie lehren Toleranz gegenüber den Mitschülern, weil alle irgendwo ein Handicap haben.
Gerade an den Lernbehindertenschulen sind auch ganz viele Spätzünder, die schon während der Grundschulzeit zumindest aber zum Wechsel in die Hauptschule umgeschult werden.
Die waren nicht irgendwie "dumm", die sind einfach im Regelschulbereich zu dieser Zeit noch nicht klargekommen.

Alle, die heute Inclussion rufen, sind in keinster Weise bereit, dafür ausreichend Lehrer, Betreuer, Räumlichkeiten, kleine Klassen, etc. bereitzustellen - deshalb wird Inclussion in D niemals funktionieren, die bedauernswerten Kinder werden einer ideologischen Idee geopfert, daß es vereinzelt funktioniert ist kein Flächenbeweiss, wie immer wieder vorgebetet.



...aber wir schweifen vom Thema ab...
 
Grund: Schreibfehler
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Alle, die heute Inclussion rufen, sind in keinster Weise bereit, dafür ausreichend Lehrer, Betreuer, Räumlichkeiten, kleine Klassen, etc. bereitzustellen
Ich denke auch, dass das das Knackpunkt ist.

Außerdem haben wir ja schon Inklusion mit haufenweise Schülerinnen und Schülern, die nur rudimentär deutsch sprechen. Ich hoffe, dass das inwzischen wieder etwas besser geworden ist, aber hier an der Grundschule habe ich zwei Jahrgänge mitbekommen, wo nicht mal ein Drittel der Kinder deutsch konnten. Von den Verhaltensnormen mal ganz abgesehen.

Aber gerade für solche Klassen ist Musikunterricht doch auch wichtig.
 
Förderschulen haben den Vorteil, das im Normalfall die Klassengröße recht gering ist, vielleicht 15 Kids pro Klasse und das oft auch zwei Lehrkräfte im Tandem unterrichten.
Dort ist eine ganz andere Förderung möglich (und auch nötig) als an der Durchschnittsschule mit 30 Kinder pro Klasse (mittlerweile auch oft mehr..).
Bei Inklusion unterscheide ich sehr streng nach zielgleicher Inklusion und nicht-zielgleicher Inklusion.
Zielgleich ist z.B. der Fall: Ich habe einen Autisten im Unterricht, der hat nunmal ein paar ungewöhnliche Verhaltensweisen, braucht z.B. immer eine klare Gliederung des Unterrichts, muss vorab wissen was passiert etc, aber er schreibt alle Arbeiten regulär mit, wird ganz normal benotet und bekommt auch den gleichen Abschluss. Das funktioniert tatsächlich problemlos und er ist auch zum Teil in die Klasse gut integriert.
Nicht-Zielgleich ist der Fall: Da sitzt ein lernbehindertes Kind (LE), das dem regulären Stoff nicht folgen kann, weil das Tempo zu schnell ist, also bekommt es andere Aufgaben, andere Klassenarbeiten, wird hinterher auch nicht regulär benotet, sondern bekommt ein schriftliches Zeugnis, zumeist über das Verhalten etc. Das funktioniert überhaupt gar nicht. Weil die Kinder natürlich in den meisten Fällen total ausgegrenzt sind, weil sie sich auch teilweise gar nicht auf dem Niveau der anderen unterhalten können. Zudem haben sie immer eine Sonderstellung (andere Klassenarbeiten etc) was das Gegenteil von Inklusion ist..! Und viele kriegen irgendwann mit, dass sie eh keine Noten am Ende bekommen und nutzen das dann auch aus.. nach dem Motto "ich bekomme eh keine 5, kann nicht sitzen bleiben... warum soll ich denn noch irgendwas tun? Mache ich doch lieber Unsinn"
Natürlich gibt es da auch Kids, die sich bemühen etc, keine Frage, aber ich würde das wirklich relativ 50:50 ansetzen und ich hatte schon Klassen mit sechs solcher LE Kinder

Rhythmicals im Unterricht um die Kinder aufzulockern sind für kleinere Kinder noch interessant und funktionieren auch manchmal.
Wenn ich das aber mit meinen 9. Klassen machen, lacht mich die Hälfte aus und die andere Hälfte hält mich für einen Idioten. Ist da aber auch gar nicht nötig, weil die meisten kapiert haben, dass sie gerade an ihrer Zukunft arbeiten.
Man muss aber bei solchen Geschichten immer abwägen, ob das nun zu mehr Ruhe führt oder zum Gegenteil. An der Gesamtschule wo ich unterrichte habe ich eine ganze Reihe Schüler, die bei sowas total ausrasten würden und hinterher noch mehr aufgedreht wären als vorher. Das allgemein gültige Heilkonzept gibt es da nicht.
Es ist auch immer eine Frage der Effektivität.
Beispielsweise:
In ihrer eigenen Klasse begann jede!!! Unterrichtsstunde (egal ob Deutsch, Mathe, "Religon") mit einer Rhythmuseinheit von max. 10 Minuten
Wenn man das mal hochrechnet: 10 Minuten sind fast 25% einer 45 Minuten Stunde.
Ich hab im Normalfall zwei Stunden Musik die Woche. 36 Wochen im Schuljahr. Also 72 Stunden.
Wenn ich jetzt also immer diese Rhythmicals am Anfang mache, dann ist das äquivalent dazu, dass ich statt den 72 Stunden nur noch 54 Stunden unterrichte. (-18 Stunden)
Das halte ich persönlich für einen signifikanten Unterschied und kann mir nicht vorstellen das an meinem Gymnasium zu machen. Dann würde ich auch überhaupt nicht ansatzweise mit dem Lehrplan durchkommen.
Die 18 Stunden, die dadurch wegfallen entsprechen einer kompletten Unterrichtsreihe.
Man müsste also quasi gewährleisten, dass diese 10 Minuten, die man da "opfert" dazu führen, dass ich dann 10 Minuten pro Stunde schneller arbeite. Das ist recht optimistisch gedacht. Bei etwa 20 Minuten Arbeitsphase bedeutet das, dass die SuS quasi doppelt so schnell arbeiten müssten..
Für Förderschulen etc mag das aber durchaus ein sinniges Konzept sein, weil (wie William ja erwähnt) auch andere positive Effekte, Richtung Sozialkompetenz, entstehen und die Kids noch ganz anders motiviert werden.
Am Gymnasium erwarte ich von meinen Schülern, dass sie sich so lange konzentrieren können. (Bei uns sogar 67,5 Minuten pro Unterrichtsstunde, funktioniert eigentlich problemlos)

Manchmal glaube ich, es ist eh alles umsonst.

Kürzungen und Zusammenlegungen Klick
Ich lese das tatsächlich so:
"Wir haben ohnehin nicht genug Kunst und Musik Lehrer.. lass uns zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Wir reduzieren den künstlerischen Unterricht, indem wir die Fächer zusammenlegen, sparen dabei die Kollegen ein, die wir eh kaum zusammenkriegen und öffnen dafür die Tür noch mehr Leute für Deutsch einzustellen, die es zu Hauf gibt und eventuell hat das sogar positive Nebeneffekte, schlimmer machen wird es das nicht"
Ansonsten ist meiner Meinung nach das Problem, das Kinder einfach mittlerweile zu wenig schreiben. Überall nur noch Lückentexte, Aufgaben zum Ankreuzen, Stichwörter etc. Diktate in der Grundschule wurden quasi abgeschafft. Die Kids brauchen unendlich lange um drei Sätze von der Tafel abzuschreiben, weil ihnen einfach die Übung fehlt.
Mein Lieblingsbeispiel ist das hier: Ich hatte einen Schüler, der hatte Probleme sauber zu schreiben. Also zum Teil auch motorisch bedingt, aber halt auch, weil er selten überhaupt irgendwas aufgeschrieben hat. Die Schrift war riesig, weil er Linien ignoriert hat etc. Die "Lösung" der Schule war, dass er einen Laptop bekommen hat, wo er dann tippen statt schreiben konnte. Wir Lehrer sollten dann alle Aufgaben für ihn immer digital auf nem USB-Stick dabei haben. Da frag ich mich dann: Wie soll er denn dann sauber schreiben lernen, wenn ihm jeglicher Sinn und Druck genommen wird sich damit auseinanderzusetzen? In welchem Beruf soll er denn später arbeiten, in dem man nie ein Formular ausfüllen muss oder sonst was? Statt das zu tun was sinnvoll gewesen wäre - das Schreiben fördern, die Eltern einbinden, dass sie mit ihm täglich nochmal ne Stunde zu Hause schreiben, Ziele setzen (Liniengröße etc), eine klare Erwartungshaltung formulieren, dass er das lernen muss, wenn er später mal irgendwie klarkommen möchte - tut die Schule das Gegenteil, sucht eine einfach Lösung für ihn und entbindet ihn von jeder Verantwortung das jemals zu lernen.
Aber ich bin ja nur ein kleines Rädchen im Getriebe mit der offenbar abwegigen Meinung, dass man Dinge die man nicht kann, dann einfach MEHR üben sollte, statt weniger. Also dieses wirre Konzept von "mein Kind kann nicht flüssig lesen.. also lese ich mit ihm gemeinsam jeden Tag eine Stunde" oder schreibe.. oder rechne.. oder kontrolliere die Hausaufgaben..
 
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Ansonsten ist meiner Meinung nach das Problem, das Kinder einfach mittlerweile zu wenig schreiben. Überall nur noch Lückentexte, Aufgaben zum Ankreuzen, Stichwörter etc.
Volle Zustimmung! Du hast es so gut ausgedrückt - aber das halte ich auch für ein essenzielles Versäumnis.

mit der offenbar abwegigen Meinung, dass man Dinge die man nicht kann, dann einfach MEHR üben sollte, statt weniger.
Aber warum ist unsere Pädagogik so verquer? Ich verstehe das nicht!

Mal ganz abgesehen von dem sinnlosen Ressourcenverbrauch für Arbeitsblätter, Kopien, bunte Arbeitshefte, in die nur noch ein paar Lückentexte eingetragen werden ... was ist schlecht daran, wenn wie früher eine Aufgabe im Lehrbuch steht, diese ins Heft abgeschrieben wird und dann dort bearbeitet?

Anekdote auch von mir: Mein Neffe sollte Mathe-Hausaufgaben machen, hat aber sein Arbeitsheft in der Schule vergessen. Ein Klassenkamerad hatte ihm ein Foto der Seite geschickt, Aufgaben mit leeren Kästchen für die Lösung, das wollte er drucken - der Drucker ging nicht. Als ich ihm vorgeschlagen habe, die Aufgaben doch einfach ins Heft abzuschreiben, hat er mich mit großen Augen angesehen - da wäre er nicht drauf gekommen. Und dann war er noch unsicher, ob die Lehrerin das akzeptieren würde.

Ich will um Gottes Willen nicht anfangen mit "früher war alles besser" - es gibt bestimmt vieles, was an der heutigen Pädagogik besser ist. Aber gerade das Schreiben halte ich auch für soo wichtig. Und das Üben. Womit wir wieder bei der Musik wären ;)
 
Wie ist denn das? Könnt ihr noch gut und unverkrampft schreiben wie früher? Bei mir hat das ziemlich nachgelassen. Wenn man diese Entwicklung als gegeben hin nimmt ist die "aktuell gängige Haltung" nicht so abwegig.
 
Ich schreibe immer noch gern mit der Hand, obwohl ich beruflich wie viele auch 99% mit dem Computer tippe.
Stift und Papier haben für mich eine gewisse Ästhetik des Materials, um es mal etwas geschwollen auszudrücken ;)
 
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Aber warum ist unsere Pädagogik so verquer? Ich verstehe das nicht!
Beispielsweise ein Aspekt:
Wenn ich jetzt Aufgaben habe, wo viel geschrieben werden muss:
Dann hab ich vielleicht eine heterogene Klasse, d.h. Schüler 1 ist nach 5 Minuten fertig, weil er fix ist und schnell schreiben kann. Schüler 2 hat dann vielleicht das erste Wort abgeschrieben, weil er langsam ist und nicht schnell schreiben kann.
Als Lehrer muss ich ja Schüler 2 Gelegenheit geben die Aufgabe vernünftig zu bearbeiten... was mache ich also in der Zeit mit Schüler 1?
Ich muss also zusätzliche Arbeitsblätter bereit halten oder andere Aufgaben, die aber nicht voraus arbeitend gedacht sein dürfen, weil dann Schüler 1 ja ganz schnell mehrere Stunden voraus ist, also sind es irgendwelche "Beschäftigungsmaßnahmen". Oder ich erlaube dann Schüler 1 z.B., dass er in der Zeit etwas lesen darf oder malen etc. Dann entsteht aber mit der Zeit das Problem, dass Schüler 2 frustriert ist, weil Schüler 1 immer schöne Sachen machen darf, während er an den Aufgaben sitzt, für die er einfach länger braucht.

Als Lehrer kann ich so etwas umgehen, indem ich Aufgaben stelle, wo nicht so viel geschrieben werden muss, weil Schüler 1 und 2 dann nicht so weit auseinander laufen. Zeitlich betrachtet.
Bei nem Lückentext ist Schüler 1 vielleicht 1-2 Minuten schneller, bei einer Aufgabe wo man 150-200 Wörter schreiben muss, können das auch mal 20 Minuten sein.
Es ist also für die Lehrperson eine einfache Art den Unterricht zu kontrollieren und weniger zerfranst werden zu lassen. Denn ich kann nicht für jede Stunde 3-5 verschiedene Arbeitsblätter vorbereiten.
Außerdem st es auch einfach so, dass solche Arten von Aufgabenstellungen heute einfach massenhaft verfügbar sind. Wenn ich keinen Lückentext habe und den selbst erstellen müsste, ist das viel Arbeit, also werde ich das als Lehrer eher selten machen und die Kids schreiben dann halt selbst einen Text. Wenn ich aber auf Internetplattformen schnell nen Lückentext bekomme oder mir ChatGPT einen speziellen Lückentext für mich in 10 Sekunden erstellt und ich nur einmal kurz gucken muss ob das fachlich richtig ist.. hab ich den halt fix zur Hand.

Und es ist auch einfach viel anstrengender die Schüler zu "zwingen" viel zu schreiben. Ich höre regelmäßig an der Gesamtschule Sätze wie "Warum schreiben wir immer so viel?".. Und dann reden wir über vielleicht 50 Wörter in einer Doppelstunde.. Die Kids haben da einfach keine Lust drauf, sind es nicht mehr gewohnt, verbinden Schreiben mit Anstrengung und sehen die positiven Effekte für später nicht. Die Eltern achten weniger darauf und als Lehrer bin ich dann entweder derjenige, der sich unbeliebt macht und viel schreibt oder ich spare mir die ganze Anstrengung und mache Arbeitsblätter zum Ankreuzen. Manche so, manche so.

Wie ist denn das? Könnt ihr noch gut und unverkrampft schreiben wie früher? Bei mir hat das ziemlich nachgelassen.
Ich kann, wenn ich muss.
Natürlich schreibe ich viel weniger als in Schule oder Studium (Da hab ich teilweise 20 (sic!) Seiten in einer Vorlesung mitgeschrieben), aber es gibt immer mal wieder Gelegenheiten, etwa Protokolle von Konferenzen oder im mündlichen Abitur (da versuchen wir möglichst wörtlich mitzuschreiben was der Prüfling sagt), wo man wirklich viel in kurzer Zeit schreiben muss.
Und natürlich schreibe ich im Unterricht auch viel an und mit. Wobei da eher mit iPad und Stift, was auch noch mal anders ist.
Und so ähnlich unterscheide ich das auch im Unterricht:
Wenn mir jemand zeigt, dass er etwas kann, erlaube ich auch eher, dass er das nicht nochmal machen muss, denn wo ist dann der Lerneffekt?
Aber wenn jemand es nicht kann, sehe ich mich als Lehrer auch dazu verpflichtet möglichst viele Gelegenheiten zu geben, um das zu lernen.
 
Die Kids haben da einfach keine Lust drauf, sind es nicht mehr gewohnt, verbinden Schreiben mit Anstrengung und sehen die positiven Effekte für später nicht. Die Eltern achten weniger darauf und als Lehrer bin ich dann entweder derjenige, der sich unbeliebt macht und viel schreibt oder ich spare mir die ganze Anstrengung und mache Arbeitsblätter zum Ankreuzen.
Klar, Du als einzelner Lehrer hast nicht die Chance, das in Vertretung des gesamten Schulsystems durchzudrücken.
Ob es eine Begründung sein kann, dass die Kids keine Lust drauf haben ... da bin ich geteilter Meinung. Klar muss Lernen Spaß machen. Die Frage ist halt, ob wir eine Grundfertigkeit im Schreiben erwarten dürfen oder nicht.

Vielleicht ist es auch altmodisch, eine einigermaßen schöne Handschrift haben zu wollen. Ich hatte aber auch öfters gelesen, dass Sachen, die man übers Schreiben lernt, besser ins Gehirn gehen.
Wenn aber das ganze Schulsystem Handschrift nicht mehr wichtig findet, was soll man machen. Teilweise wird ja noch nicht mal Schreibschrift mehr unterrichtet. Wie die Kids dann mal Klausuren schreiben, keine Ahnung. Flüssig und schnell schreiben können hat ja auch Vorteile ...

weil Schüler 1 und 2 dann nicht so weit auseinander laufen. Zeitlich betrachtet.
Das ist ein echtes Argument, Schüler 2 wegen seiner Schreibschwäche nicht zu sehr auszubremsen.

Gibt es denn eigentlich Mindestanforderungen ans Schreiben? So und so viele Zeichen pro Minute oder ähnliches?
 
ich schreibe immer noch ziemlich viel von Hand, alles was "rausgeht" mit Füller, alles was ich intern benutze mit Bleistift.

Aber ich habe eine ganz andere Historie, ich habe schon vor PC-Zeiten Zeichnungen verkauft, handgeschrieben war erlaubt, wenn es exakte Normschrift war.
Ansonsten war zeitaufwendig mit Schablone zu schreiben - es hat sich also gelohnt die Normschrift von Hand zu üben und zu beherrschen.
 
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War bei mir auch noch so ... einer der letzten Jahrgänge, die in der Schule mit Rechenschieber gerechnet haben ... einer der letzten, die mit Tusche zeichnen mussten ... ;)
Hat alles Vor- und Nachteile :)

Ich habe auch noch ganze Klavierstücke von Hand abgeschrieben. Kopierer gab es nicht bzw waren verboten, Fotokopie teuer.
Seitdem habe ich auch eine ganz ordentliche Notenschrift. ;)
 
Ob es eine Begründung sein kann, dass die Kids keine Lust drauf haben ... da bin ich geteilter Meinung. Klar muss Lernen Spaß machen. Die Frage ist halt, ob wir eine Grundfertigkeit im Schreiben erwarten dürfen oder nicht.
Ich bin da total bei dir. In dem Sinne bin ich auch "altmodisch", aber zumindest von meinen Gymnasiasten erwarte ich eine ganze Menge. Auch, dass man sich mal "durchbeißen" muss und Dinge nicht so viel Spaß machen.
Natürlich bemühe ich mich meinen Unterricht interessant zu gestalten, abwechslungsreich, interaktiv, mit vielen Medien, verschiedenen Arbeitsformen, gerne auch projektorientiert (großer Freund! Sowohl ich, als auch die Kids), aber es gibt eben Grenzen. Und ab und zu müssen wir halt auch mal nen Aufsatz schreiben und Formulierungen üben oder längere Fachtexte lesen oder mit 10 Seiten Partitur klarkommen. Auch, wenn dann der Spaß in den Hintergrund tritt.
Ich sehe das immer so ein bisschen im Vergleich zum Studium, wo ich teilweise vorbereitend Texte von 30-40 Seiten lesen durfte. Da sind 1-2 Seiten in der Schule jetzt echt mal nicht die Herausforderung.
Gibt es denn eigentlich Mindestanforderungen ans Schreiben? So und so viele Zeichen pro Minute oder ähnliches?
Nein.
Es gab früher z.B. Richtlinien wie viele Wörter Diktate in der Grundschule haben sollten und wie viele Fehler welcher Note entsprechen.
Das wäre im Grunde das: Man hat eine bestimmte Zeit (so oft, wie vorgelesen wird) und muss dann 80 oder 100 Wörter richtig schreiben.
Aber es gab große wissenschaftliche Untersuchungen, wie sehr die Kinder dadurch unter Druck gesetzt werden und dass man das nicht mehr machen sollte und das Ministerium (zumindest in NRW) folgt dieser Idee.
Genauso wie kooperatives Arbeiten ein großer Fokus der letzten 10-20 Jahre ist, wo Kinder nicht mehr alleine arbeiten, sondern immer in Partner- oder Gruppenarbeit.
Und natürlich stärkt das soziale Beziehungen, bereitet Team-Work im Beruf vor etc, aber es "kostet" dann eben auch individuelle Leistung, weil sich die schwächeren Kids immer an einen stärkeren Partner/Gruppe anlehnen können. Kann positiv sein, im Sinne von "dann verstehen sie im Endeffekt mehr", kann aber auch negativ sein, im Sinne von "sie lernen nicht selbstständig zu arbeiten oder zu denken".
In meinem Referendariat hatte ich eine Kernseminarleitung die sagte, dass sie ihren gesamten Unterricht kooperativ gestaltet. Also auch Stundenwiederholungen ect.
Ich persönlich halte das für eine der dümmsten Ideen, die mir in meiner Ausbildung untergekommen ist. Und da gab es einige. (Entsprechend war auch ihr Seminar, was ich als total oberflächlich empfunden habe, weil die Gruppenarbeiten (alles unbenotet) hat natürlich niemand ernst genommen und quasi immer in den letzten 5 Minuten improvisiert. Das war viel Geschwafel und Herumgewerfe mit lustigen Fachwörtern, aber über die praktische Umsetzung hat da selten jemand geredet und wenn man sie gefragt hat, war die Antwort immer sowas wie "Ja, das müssen sie im individuellen Fall dann entscheiden und entsprechend anpassen"..)

Ich schweife ab.. aber ja: Es gibt durchaus einige Dinge, die früher besser waren oder anders formuliert: Es gibt einige Entwicklungen (Heyho Internet und Handys, Medienkonsum) auf die Schule und Ministerium in vielen Fällen noch keine vernünftige pädagogische Antwort gefunden haben. Es ist ein sehr langsames System, das sich an vielen Stellen selbst im Weg steht und Entwicklungen behindert.
Es ist auch gar nicht klar, was denn eigentlich genau das Ziel sein soll, auf das wir die Kinder hin ausbilden:
Ist es heute überhaupt noch sinnvoll reines Wissen zu vermitteln? Ist es für meine Kids wichtig zu wissen wann Mozart und Beethoven geboren und gestorben sind? Soll ich sie das auswendig lernen lassen? Oder ist es nicht wichtiger dieses Wissen zu verknüpfen und an Epochen und musikalische Entwicklungen anzubinden, so dass sie verstehen, wieso die beiden so zentrale Personen sind?
Soll ich den Kindern beibringen dass das Sampling von Kraftwerk Songs ein zentraler Punkt in der Geschichte des Hip Hop war oder ist es nicht wichtiger, dass ich ihnen beibringen, wie sie solche Konzepte selbst recherchieren können, aufbereiten und präsentieren? Oder sich selbst irgendwie sichern?
Ein Kollege sagte auf einer Fortbildung: Die Generation, die wir unterrichten, wird später in den meisten Fällen nicht mehr in einem Beruf ihr Leben lang arbeiten. Berufe sterben aus, Ansprüche verändern sich und viele werden später alle paar Jahre ihre Berufe wechseln. Ergäbe es nicht viel mehr Sinn ihnen beizubringen, wie sie sich selbst schnell Wissen erarbeiten und organisieren können, als etwas irgendwelche physikalischen Formeln auswendig lernen zu lassen, die sie später auch einfach problemlos bei Wiki nachgucken können, wenn sie die brauchen?
Aber so etwas ist überhaupt nicht Teil des Lehrplans: Struktur, Organisation, Kategorisierung von Wissen. Ein bisschen Recherche und PowerPoint kommt vielleicht mal vor. Aber hier spielt z.B. auch mit rein, dass (geschätzt) 90% der Lehrpersonen auch noch nie eine wirklich gute PowerPoint-Präsentation gesehen haben. Ich hab vor ein paar Jahren dieses Video gesehen und es war ein Augenöffner:
View: https://www.youtube.com/watch?v=Iwpi1Lm6dFo
Aber bei vielen (Lehrern und Schülern) scheitert es schon daran Dateien ordentlich zu benennen oder ein ordentliches System auf ihrem Rechner/iPad zu haben. Stattdessen gibt es da tausende Unterordner und die Leute finden nix wieder.. Wie viele Dateien ich von Schülern bekommen habe, die "Musik" hießen... statt "Präsentation zum Thema xyz von Max.Mustermann am 28.2.2024 Musik Q1GK2 Disgracer".
Und für viele Lehrer gilt das genauso..
Da sind einfach massive Lücken in Aus- und Fortbildung und Ideen und Konzepte, die Jahre hinterher hängen..
Dafür hab ich im Studium Roussous Emile besprechen dürfen.. eine lustige pädagogische Idee, die davon ausgeht, dass ich genau kontrollieren kann, welche Informationen mein Zögling bekommt (Emile lebt alleine im einer Hüte im Wald und hat keinerlei Kontakt zur Außenwelt) und ich ihn dann erlebnispädagogisch die Welt erleben lasse, indem ich ihm Gegenstände in seine Lebenswelt gebe... ... Enter: The Internet. (dazu gab es natürlich keine Vorlesung, denn aktuelle pädagogische Konzepte sind ja nicht erprobt noch relevant..)
 
Schon Sokrates hat über die Jugend gejammert. Jede Generation ist der Meinung, dass sie die Beste sei und ihre Erziehung und Bildung genau die Richtige und einzig Wahre war. Alle nachkommenden Generationen sind enttäuschend und werden nie das Niveau erreichen, usw. Ich hoffe ich habe das ausreichend zusammengefasst, damit dieser Off-Topic beiseite gelegt werden kann. ;)
 
Ich hoffe ich habe das ausreichend zusammengefasst, damit dieser Off-Topic beiseite gelegt werden kann. ;)
Der Unterschied ist, dass wir Recht damit haben ;)
Nachweisbar sind die Kinder im 20. Jahrhundert immer schlauer geworden, wenn man den Durchschnitts-IQ misst, etwa 3 IQ-Punkte pro Jahrzehnt. Wir nennen das den Flynn-Effekt.
Der Höhepunkt war um das Jahr 2000. Seitdem werden die Kinder wieder dümmer und der Durchschnitt-IQ sinkt wieder. Der negative Flynn-Effekt.
Ich merke auch bei mir selbst, wie ich immer dümmer werde... :( oder älter.. oder beides..
 
Und ich dachte immer, dass der IQ den Durchschnitt einer Messegruppe abbildet: Auch wenn in der gemessenen Bevölkerung alle Menschen absolut betrachtet schlauer werden, liegt der durchschnittliche IQ bei 100.
 
Das kenne ich auch so, es kommt halt wie immer drauf an, was Du mit was vergleichst.
Für einen "Längsschnitt" (zeitlich) müssten halt die gleichen bzw vergleichbare Aufgaben gestellt werden und mit dem Mittelwert der Gesamtheit verglichen werden.

Edit: Habe grade nochmal nachgelesen, wie immer lohnt es sich, etwas zu den Hintergründen zu lesen ...
 
Zuletzt bearbeitet:
Und ich dachte immer, dass der IQ den Durchschnitt einer Messegruppe abbildet: Auch wenn in der gemessenen Bevölkerung alle Menschen absolut betrachtet schlauer werden, liegt der durchschnittliche IQ bei 100.
Interessanter könnte deshalb der Modus (häufigster Wert) sein und natürlich, mit welchem "IQ-Test" genau die Daten überhaupt erhoben wurden, um auch Angaben zur Zuverlässigkeit und Gültigkeit des Test zu erhalten.

Dummerweise gibt es allerdings auf dem Gebiet der Intelligenzforschung ausgeprägte finanzielle Anreize wie Interessen. Nachdem der Ethos von Forschern naheliegend dem der nicht forschenden Bevölkerung entspricht, finden sich daher auch genügend "maßgeschneiderte" Ergebnisse. :D

Gruß Claus
 
finden sich daher auch genügend "maßgeschneiderte" Ergebnisse.
Dafür sehe ich hier keine Anhaltspunkte. Woraus schließt Du das?

Es empfiehlt sich aber immer, Forschungsergebnisse nicht nur auf dem Niveau eines Zeitungsartikels oder Webseiteneintrags zu beurteilen. Da wird leider sehr oft stark vereinfacht und mit möglichst reißerischen Überschriften gearbeitet, die am Ende an Falschdarstellungen grenzen. Das ist aber nicht auf die Forschung, sondern auf schlechten Journalismus zurückzuführen.
 
Dafür sehe ich hier keine Anhaltspunkte. Woraus schließt Du das?
Aus Sachkenntnis, die mir ein abgeschlossenes Hochschulstudium in Psychologe vermittelt hat. Dazu aus Erfahrungen mit den "wohlmeinenden Vorschlägen" meines Profs in Besprechungen zu meiner empirischen Abschlussarbeit sowie studienbegleitender Arbeit als "HiWi" an einem Forschungsinstut, mein Job war dort Quellenforschung und Abstracts für die Veröffentlichungen zu verfassen.

Für den Einstieg ohne Vorkenntnisse kann man sich einen in Fachkreisen legendären Skandal anschauen, der Sir Cyril Burt betraf.
Burt hatte über Jahrzehnte enormen Einfluss auf die Intelligenz- und Zwillingsforschung mit ganz praktischen Folgen für das englische Schulsystem.

Gruß Claus
 
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ein abgeschlossenes Hochschulstudium in Psychologe
Dann bist Du tatsächlich näher dran am Thema ;)
Für den Einstieg ohne Vorkenntnisse kann man sich einen in Fachkreisen legendären Skandal anschauen, der Sir Cyril Burt betraf.
Trotzdem sehe ich die Gefahr, dass man die Wissenschaft als Ganzes in Zweifel zieht, weil es einzelne unrühmliche Vertreter gab.
Ein gesundes Misstrauen ist immer angebracht, sicherlich. Das zeigen ja auch diverse "Doktorarbeiten" von Politikern.
Aber Forschern pauschal mangelndes Ethos zu unterstellen ... da wäre ich vorsichtig ... aber vielleicht bin ich auch zu blauäugig ... ;)
 
Näherdran kann ich gar nicht sagen, denn ich habe in den 90ern das Berufsfeld komplett gewechselt, das aber nach einigen Jahren in der klinischen Arbeit.

Einen Eindruck davon, worum es im Wissenschaftsbetrieb geht und mit welchen Mitteln gearbeitet wird, zeigt die Berufsbiografie der großartigen Katalin Karikó, die mit ihrem Kollegen Drew Weissman letztes Jahr den Nobelpreis in Medizin für deren Forschung zu "mRNA vaccines against COVID-19" erhielt.
Der Wiki-Artikel formuliert die Behinderung ihrer Arbeit durch "skeptische" Kollegen samt handfest-diskriminierender Maßnahmen der Universität noch dezent, man findet im Netz vermutlich mehr dazu. Ich selbst erfuhr über einen Radiobeitrag des bayerischen Rundfunks anlässlich der Verleihung des Preises davon, wie mies mit ihr über Jahre umgegangen wurde.

Einem guten Teil des "Wissenschaftsbetriebs" unterstelle ich durchaus Verantwortungsbewusstsein und sauberes Arbeiten in der Forschung, für "normal" halte ich das angesichts der seit den 70ern m.E. weitgehend verschlimmbesserten Arbeitsbedingungen und entsprechender Karrieremechanismen allerdings nicht.

Gruß Claus
 
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