Musikalisch aber nicht gut genug für ein Studium in dem Bereich

Wird sich weisen :engel:

Mal ein Schwenk in eine andere (forumskonformere^^) Richtung:
Man muss ja gar nicht so weit wie bis zu Instrumente an Kinder bringen und Instrumentalunterricht gehen.
Denkt man an noch frühere musikalische Einflüsse, bevor irgendein Schulsystem überhaupt greifen kann zwingt sich mir der Eindruck auf, dass in der heutigen Flut an heute Möglichen Musik immer mehr ins Hintertreffen gerät.

Als ich im Kindesalter war waren z.B. die "technischen Unterhaltungsmöglichkeiten" z.B. ja noch relativ beschränkt. Das Standard-Teil, was man etwa für Autofahrten in die Hand gedrückt bekam war ein Walkman. Wohl hauptsächlich mit Hörspielen, aber ansonsten konnte man damit nun mal nur Musik hören. Und selbst, wenn man einen Tag Disney-VHS-Kassetten geguckt hat, da waren allesamt Lieder drauf, die von meiner Generation heute noch die allermeisten singen können.
Weil auch, wenn in moderneren Sachen sicher auch gesungen wird, damals kam halt z.B. Der König der Löwen raus, fürs Kino waren wir alle sicher noch zu klein, aber als es die VHS-Kassetten gab hat den Film sicher jeder mehrfach gesehen- und selbst die unmusikalischsten meiner etwa gleichaltrigen Freunde können auch heute Hakuna Matata und Co eher in-und-auswendig als nur mitsingen.

Heute kann alles, was Musik abspielen kann auch noch drölfzig andere Sachen und was man an Medien konsumieren kann ist so breit, dass sowas wie ein "kollektives Liedgedächtnis" sich auch nur viel schwerer und eingeschränkter bilden kann. Was schlicht erst recht bedeutet: Wenn es den Eltern ein Anliegen ist, Kinder an Musik heranzuführen gibt es unendlich viele Möglichkeiten. Ist es ihnen kein Anliegen weil sie andere Einflüsse höher priorisieren (was ja beileibe nicht automatisch schlecht sein muss) gibt es unendlich viele andere Möglichkeiten- und Musik geht unter, heute vermutlich mehr als früher weil der See an Möglichkeiten, in dem sie untergeht eben entsprechen größer ist. Da kann man erst recht sagen, da werden die elterlichen Konventionen vererbt, ob man will oder nicht, und das wird kein System, wie auch immer es aussehen mag ändern.

Man könnte natürlich musikalische Früherziehung in der Krabbelstube fordern, aber da hab ich sowohl bezüglich Mehrheitsfähigkeit als auch prinzipieller Sinnhaftigkeit meine Zweifel.
 
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Da kann man erst recht sagen, da werden die elterlichen Konventionen vererbt, ob man will oder nicht, und das wird kein System, wie auch immer es aussehen mag ändern.
Das ist der Kern der Sache. Und um den wird man auch nicht herumkommen, egal was man versucht, und egal, ob man das nun gut oder schlecht findet.

Thomas
 
Da kann man erst recht sagen, da werden die elterlichen Konventionen vererbt, ob man will oder nicht, und das wird kein System, wie auch immer es aussehen mag ändern.
Es soll ja auch welche geben, die das elterliche Erbe ausschlagen…
 
(...) was man an Medien konsumieren kann (...)

Kein Konsum kann Dir die selbst-gemachte Musik ersetzen; selbstgemachte Musik streichelt die Seele, tröstet durch den Schulfrust und vor allem - hebt das Selbstbewußtsein des Kindes und ...

Da kann man erst recht sagen, da werden die elterlichen Konventionen vererbt (...)

... mit kostenlosem Unterricht in der Musikschule kann das Kind die elterlichen Ketten ablegen und seinen eigenen Weg ausprobieren.

Gruß, Bert
 
OK, allmählich wird es müßig :redface:

Wenn ich mir die Philharmoniker anschaue nennt man auch das Musikkonsum. Hängst du dich jetzt tatsächlich an deiner wohl höchstpersönlichen (nicht unbedingt mit dem Rest der Welt kompatiblen) Wortinterpretation auf?

... mit kostenlosem Unterricht in der Musikschule kann das Kind die elterlichen Ketten ablegen und seinen eigenen Weg ausprobieren.
Da sind wir an einem Punkt, wo sich die Diskussion nur noch im Kreis drehen kann. Wenn du auf alles, was man dazu sagt wenn man diesen Gedanken ein wenig weiter spinnt als ihn auf einen komplett idealistischen Satz zu reduzieren eben jenen Satz wiederholst ist das unvermeidlich.
 
Sind wir hier wirklich so off topic?
Ich erinnere an eine der Kernaussagen im ersten Posting:
Da ich (...) quasi alles autodidaktisch erlernt habe würde es aber halt für ein Musikstudium auf keinen Fall reichen.
  • Warum ist es zumindest schwierig (unmöglich ist es nicht, wie meine eigene Lernbiografie, und die etlicher anderer beweist), sich autodidaktisch auf ein MHS-Studium vorzubereiten? Liegt es an den Anforderungen der Eignungsprüfungen?
Das ist hier ausführlich und vielfältig, also auch kontrovers diskutiert worden.
  • Da liegt die Fragestellung nicht fern, warum autodidaktisches Lernen im Musikbereich für viele der einzige Weg ist, sich einen Zugang zur musikalischen Teilhabe zu "erkämpfen".
Bisheriges Fazit: Weil das formelle Bildungssystem kaum Alternativen zuläßt, sofern man nicht über die Mittel zu privat bezahltem Unterricht verfügt, und weil die gesellschaftlichen Verhältnisse nicht so sind, dass privater Unterricht für jeden erschwinglich wäre.
  • Gibt es weitere Parameter, die den Lernerfolg grundsätzlich beeinflussen?
Da ist häufig die Annahme vertreten worden, hier spiele das soziale Umfeld eine Rolle. Hier möchte ich ergänzend hinzufügen, dass auch "autodidaktische" Lernerfolge in ihrer Qualität vom Umfeld abhängig sein können, weil z.B. selbstorganisiertes Lernen in den Schulen nur unzureichend gefördert wird.

Die Berechtigung eines Threads kann ja wohl nicht davon abhängen, ob der TO daran noch teilnimmt. oder nicht.

... mit kostenlosem Unterricht in der Musikschule kann das Kind die elterlichen Ketten ablegen und seinen eigenen Weg ausprobieren.

Jau - alles klar! Hast du Traumtänzer eigentlich einen Schimmer davon, was - übrigends nicht nur im sozialen Souterrain - in manchen Elternhäusern abgeht, wenn der Nachwuchs "die elterlichen Ketten ablegt" und aufmüpfig wird?
Im günstigsten Fall muss sich dann der musikalisch interessierte, aber vom Papa frühzeitig zum Firmenerben auserkorene Sohnemann sein Studium als Straßenmusiker zusammenfideln, im ungünstigsten Fall gibt's so lange "auf die Fresse", bis sich die hochbegabte Tochter des kleinen Ladenbesitzers ihren Traum vom Mathestudium abgeschminkt hat und brav an der Discounterkasse sitzt - sofern sie nicht gleich durch elterlichen Zwang mit irgendeinem Dödel verheiratet wird.

Sorry, aber was nimmst du in deiner rosaroten Blase eigentlich für'n Zeug? Kiffen alleine reicht doch da schon gar nicht mehr.
Wenn die, denen es etwas besser geht, dermaßen realitätsfern die Augen vor den Verhältnissen verschließen, dann wird es denen, die weniger priveligiert sind, niemals besser gehen können - weil sie einfach ausgeblendet, und damit allein gelassen werden.
 
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Hier möchte ich ergänzend hinzufügen, dass auch "autodidaktische" Lernerfolge in ihrer Qualität vom Umfeld abhängig sein können, weil z.B. selbstorganisiertes Lernen in den Schulen nur unzureichend gefördert wird.
Das ist ein zentraler Aspekt, ein anderer ist die Feststellung von Qualität. Bei einer Matheaufgabe kann man schnell prüfen, ob diese richtig oder falsch ist, bei komplexeren Aufgaben kann man Zwischenschritte prüfen. - Selbst bei einem gut klingenden Anfangsergebnis aber ist nicht unbedingt klar, ob die Handhaltung so gewählt wurde, dass sie für spätere Aufgaben ausbaufähig oder eher hinderlich ist etc.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Es soll ja auch welche geben, die das elterliche Erbe ausschlagen…
Das passiert aber meist erst später ... (Ok, von dem Kram, mit dem uns unsere Zwerge "provoziert" haben, war "Schnappi" noch das beste...)
 
Das ist ein zentraler Aspekt, ein anderer ist die Feststellung von Qualität. Bei einer Matheaufgabe kann man schnell prüfen, ob diese richtig oder falsch ist ...

Deswegen ist das "inquisitorisch Abfragbare", z.B. stupider Tonleiterdrill mit Metronom oder bisweilen völlig absurdes deklaratives Wissen (Bestimme das Intervall "deses-fisis"!), bei einer bestimmten Sorte von Unterrichtenden ja auch im Musikunterricht so beliebt.
Deren liebstes Werkzeug ist der Smiley-Stempel, den gibt es dann für jede brav, aber mit ansonsten leerem Blick abgearbeitete Lehrbuchzeile.
 
Bei einer Matheaufgabe kann man schnell prüfen, ob diese richtig oder falsch ist
Das Ergebnis schon, ob sich allerdings der Weg dorthin in Form einer "Wenn-Dann" Mechanik gemerkt wurde oder die Fähigkeit vorhanden ist, diesen Weg auch selbst zu finden steht auf einem anderen Blatt.
Speziell wenn es noch nicht allzu komplex ist muss man das suchen weil man es nicht unbedingt vom Ergebnis her beurteilen kann. Im Einzelunterricht einfach, korrigiert ein Lehrer 25 Schularbeiten weiß er nicht, wie der Schüler auf den Ansatz gekommen ist- selbst erkannt weil voll umfänglich verstanden, auswendig gelernt (weil wir reden ja nicht von Differenzialgleichungen n-ter Ordnung, man kann Grundschulbeispiele auch so lange üben, bis man jeden Ansatz auswendig weiß) oder gar abgeschrieben (gut, letzteres fällt zumindest sofort auf wenn es entsprechende Parallelen zum Nachbarn gibt).

Allerdings: Man hat das idR. durchgehend vom 6. bis 18. Lebensjahr. Auch bei den Leidenden bleibt da zwangsläufig doch ein wenig was hängen. Und zwar leider, was ein wenig in der Natur der Sache liegt, während sie sich z.B. mit Gleichungsumformen quälen verstehen sie endlich voll umfänglich die Bruchrechenregeln, mit denen sie vor 2 Jahren gekämpft haben - was aber idR. belohnungslos bleibt.
Wäre bei Instrumentalunterricht in derselben Intensität wohl kaum anders (also wenn wir als Gedankenexperiment Mathe mal durch Klavierunterricht ersetzen)- es gibt ein paar wenige, denen fliegt es einfach zu, "Normalos" und ein paar, die sich wirklich quälen - und während sie sich durch ihre ersten zweihändigen Klavierstücke quälen erreichen viele auf der rechten Hand das Niveau, welches sie vor einem Jahr eigentlich angestrebt hätten. Sie hassen das Fach natürlich, weil das die Note vom Vorjahr nicht verbessert und die von diesem Jahr wohl auch ein harter Kampf werden wird.

Es gibt eigentlich erstaunlich viele Parallelen, ich kenne zumindest einige Beispiele von nach Noten guten Schülern (also " gut klingenden Anfangsergebnissen" wenn man so will), die trotzdem nichts davon wirklich verstanden haben. Was aber nicht aufgefallen ist, weil das Kind war ja immer so fleißig, hat Wochen vor der Schularbeit schon gelernt, die Noten immer gut, nur die Pauk-Strategie, die für jede Schularbeit so erfolgreich war war dann dem gesamten Abschlussstoff einfach nicht mehr gewachsen.
Oder war dem sogar gewachsen und dann saß er ein Jahr später auf der TU. Aber nicht lange.
 
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Kein Konsum kann Dir die selbst-gemachte Musik ersetzen; selbstgemachte Musik streichelt die Seele, tröstet durch den Schulfrust und vor allem - hebt das Selbstbewußtsein des Kindes und ...
Das halte ich anno 2021 (leider) für Wunschdenken. Ich traue mir durchaus zu, einen recht guten Querschnitt über Ideale, Werte und Interessen der heutigen Kinder- und Jugendgenerationen zu haben und sehe dieses Schiff, wie viele andere für mich erstrebenswerte, schon seit längerem sinken. Die Vorstellung sehe ich gespiegelt an der Realität recht verklärt.
... mit kostenlosem Unterricht in der Musikschule kann das Kind die elterlichen Ketten ablegen und seinen eigenen Weg ausprobieren.
Auch das sehe ich nicht, die "elterlichen Ketten" reichen weiter, als man sich das eingestehen möchte. Habitus/Verhaltensmuster, Werte, Interessen, soziale Strukturen & Kompetenzen usw. des Elternhauses prägen uns mehr, als uns das lieb ist. Dass ein 6-Jähriger das elterliche Korsett sprengt und entgegen der elterlichen Lebensrealität "seinen Weg" an der Violine geht, sehe ich nicht realistisch. Das kommt - wenn überhaupt - deutlich später und dann auch nicht so umfassend, wie der rebellierende Pubertierende das für sich sieht.
 
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Man könnte natürlich musikalische Früherziehung in der Krabbelstube fordern, aber da hab ich sowohl bezüglich Mehrheitsfähigkeit als auch prinzipieller Sinnhaftigkeit meine Zweifel.
Mehrheitsfähig ist das wohl schon, wird ja auch heute häufig schon gemacht. Allerdings auf sehr verschiedenen Levels. - Und sinnhaft allemal. Aber hier muss man auch überlegen, wohin es gehen soll. Das Ziel "ich lerne, mich gesund zu bewegen" im Sportunterricht ist ein anderes als "ich werde Leistungssportler*in". Auch das kann auf musikalische Früherziehung übertragen werden. Hören, aufeinander hören und Rhythmik sind auch unabhängig von "Jugend musiziert für Olympia" wichtig.
Oder war dem sogar gewachsen und dann saß er ein Jahr später auf der TU. Aber nicht lange.
Woher kennst du (Teile) meine(r) Studis?
Dass ein 6-Jähriger das elterliche Korsett sprengt und entgegen der elterlichen Lebensrealität "seinen Weg" an der Violine geht, sehe ich nicht realistisch. Das kommt - wenn überhaupt - deutlich später und dann auch nicht so umfassend, wie der rebellierende Pubertierende das für sich sieht.
Mit 6 vielleicht nicht, aber etwas später hat unser Sohn gegen seine das Schlagzeug favorisierende Mutti rebelliert und sich für die Violine entschieden... (ok, Klavierunterricht hatte er zu der Zeit schon).
 
Kein Konsum kann Dir die selbst-gemachte Musik ersetzen ....

Doch - zumindest kurzfristig, und selbst bei Musizierenden. Kommt auch darauf an, wie man Konsum definiert. Ein selbst gebackener Kuchen oder selbst angebauter Wein machen auch glücklich und stolz.
Zumindest streichelt der Schokokuchen oder die Flasche Wein die Seele bisweilen weitaus besser, als so manch dröge Czerny-Etüde ;) ...

Mit 6 vielleicht nicht, aber etwas später hat unser Sohn gegen seine das Schlagzeug favorisierende Mutti rebelliert und sich für die Violine entschieden...

Was meine Prophezeiung bestätigt, dass sich dereinst der Nachwuchs gegen seine, mit 40 immer noch im ACDC-Shirt herumlaufenden Eltern erheben wird, die aufgezwungenen E-Gitarren ("Kind, das ist doch cool - da können wir dann zusammen im Keller alte Stones-Hits spielen) verbrennt, und in rebellischer Geste mit Frack und Fliege zur klassischen Fraktion überläuft. Und wenn man zuvor die kleinen Racker mit TSS und "Macht kaputt, was euch kaputt macht" indoktriniert hat, dann hat man sich eben argumentativ selber den Teppich unter den Füßen weggezogen - shit happens .
 
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Woher kennst du (Teile) meine(r) Studis?
Ich hab mir als ganz junger Erwachsener regelmäßig was mit Mathenachhilfe dazuverdient.
Und da hab ich recht bald nur noch das angenommen, wo ich auch einen Sinn gesehen hab - hauptsächlich in zeitlicher Hinsicht, da wird man so verdammt oft gefragt, ob man nicht was machen kann, in ein-zwei Wochen ist die eine letzte Matheschularbeit oder gar letzte Prüfungsmöglichkeit, um positiv zu werden was jaaaaaa nicht schief gehen darf.......
Den Fehler, so ne Baustelle anzunehmen macht man nicht oft - allerdings hab ich mich dann idR. gleich für die dann wohl bald anstehende Nachprüfung empfohlen. Und sobald man ein paar mal sowas erfolgreich zusammengeflickt hat fängt deine Nummer offenbar an, ziemlich munter in diversen Elternnetzwerken zu rotieren - und Maturavorbereitung ist da insofern attraktiv, weil man da viel leichter an eher monatelange Verpflichtungen kommt, wo man auch wirklich was machen kann.

Auf was man da teilweise stößt wenn man ein wenig an der Oberfläche kratzt war regelmäßig atemberaubend......
 
Im günstigsten Fall muss sich dann der musikalisch interessierte, aber vom Papa frühzeitig zum Firmenerben auserkorene Sohnemann sein Studium als Straßenmusiker zusammenfideln, im ungünstigsten Fall gibt's so lange "auf die Fresse", bis sich die hochbegabte Tochter des kleinen Ladenbesitzers ihren Traum vom Mathestudium abgeschminkt hat und brav an der Discounterkasse sitzt - sofern sie nicht gleich durch elterlichen Zwang mit irgendeinem Dödel verheiratet wird.

Das mag es zu meinen Schulzeiten vereinzelt gegeben haben, aber heute haben Kinder In Deutschland Rechte, und vermögende Eltern sind unterhaltspflichtig, auch wenn das Kind einen anderen Beruf/Studium wählt, als die Eltern vorschlagen. Für Jugendliche aus finanziell schwachen Familien gibt es BAföG.

Meine Vorschläge betrachten jedoch die frühere Lebenszeit der Kinder - Kinder zwischen 5 und 15 Jahren brauchen einen freien Zugang zur musikalischen Bildung; besonders für Kinder aus finanziell schwachen und bildungsfernen Elternhäusern ist diese Starthilfe notwendig, damit sie ihre natürlichen Fähigkeiten nutzen können und aus dem Bildungsloch, in das sie geboren wurden, herauskommen.

Gruß, Bert
 
besonders für Kinder aus finanziell schwachen und bildungsfernen Elternhäusern ist diese Starthilfe notwendig, damit sie ihre natürlichen Fähigkeiten nutzen können und aus dem Bildungsloch, in das sie geboren wurden, herauskommen.
So ein Kind bekommt idR. aber auch keinen Nachhilfelehrer, wenn es Probleme beim Rechnen hat und wenn es z.B. unter Legasthenie (alleine das trifft auf ~ jedes 25. Kind zu) oder sowas leidet wird es idR. noch schlimmer.

Es gibt regelmäßig Fälle, wo bei Kindern erst in der Schule festgestellt wird, dass sie eine Brille brauchen weil sie die Zeichen auf der Tafel nicht richtig sehen - das geht dann wenn's blöd kommt schon mit einem nicht reparablen Sehverlust einher weil dem Hirn die ersten 6 Jahre ein scharfes Bild gefehlt hat.

Dann stelle man sich mal ein Kind vor, dessen Eltern vielleicht nicht mal ordentlich Deutsch sprechen und es aber doch ganz gut in die Oberstufe schafft - und dort dann irgendwelche völlig normalen Lernprobleme hat, aber daheim kann niemand auch nur irgendwie helfen.

Ein Kind, dessen Eltern quasi nichts in das Kind investieren können braucht (und bräuchte, leider) zuerst mal viele andere Sachen von der öffentlichen Hand, bevor man über ein Instrument auch nur nahzudenken braucht. Alleine das eine Regal an Kinder- Jugend- und einfachen Sachbüchern, welches ich in diesem Zeitraum gelesen habe und längst an andere aufgeteilt wurde, hätten es meine Eltern mir nicht ermöglicht, ich hätte garantiert Faktor 10 weniger gelesen.
Und, Instrumente sind ja doch etwas für "etwas speziellere Freaks". Den meisten Kindern tut es wohl wesentlich mehr weh, wenn ihre Klassenkollegen erfahren, dass sich ihre Eltern den Zuschuss für die Klassenfahrt/Schulskikurs/.... nicht leisten können (Plus natürlich dem Umstand, daran nicht teilnehmen zu können). Oder sie erfinden gar Geschichten, warum sie nicht mitfahren können.

Diverse andere Korrelationen- Wohnraum, fehlende Privatsphäre (da werden Instrumente schnell zum Konfliktherd!), ggf. diverseste Probleme der Eltern (nicht jeder Arme hat ein Herz aus Gold, da ist man auch schnell in dem Bereich, wo regelmäßig das Jugendamt vorbei schaut).

Sorry, ich glaube du hast eine sehr geschönte Vorstellung davon, was die Probleme von Kindern aus finanziell schwachen und bildungsfernen Elternhäusern sind bzw. sein können. Was bringt da ein Instrument wenn man sich Sorgen machen muss, ob sie jemals sinnerfassend lesen können?? Und dein Argument ist tatsächlich, sie mittels günstigen oder freien Musikunterricht aus dem Bildungsloch holen zu wollen???
Aus diesem Betrachtungswinkel: Ja, musizieren ist Luxus. Leider. Ist aber so.
 
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Kinder zwischen 5 und 15 Jahren brauchen einen freien Zugang zur musikalischen Bildung; besonders für Kinder aus finanziell schwachen und bildungsfernen Elternhäusern ist diese Starthilfe notwendig, damit sie ihre natürlichen Fähigkeiten nutzen können und aus dem Bildungsloch, in das sie geboren wurden, herauskommen.
Damit unterstellst Du, dass diese Kinder den ureigenen Drang haben diese Angebote zu nutzen, dabei gegen den nicht unwahrscheinlichen Gegenwind ihres Umfelds bestehen und die weiteren oben schon ausreichend dargelegten Hindernisse überwinden. Das ist eine Traumwelt.
Der Faden dreht sich damit wieder im Kreis, das erneute Wiederholen der immer gleichen Wunschwelt führt zu nichts mehr.
 
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Auf was man da teilweise stößt wenn man ein wenig an der Oberfläche kratzt war regelmäßig atemberaubend ...

Wohl wahr. Manchmal ist man mit der angekratzten Oberfläche bereits im Keller finsterster Ahnungslosigkeit.
Montags der Anruf "Unser Sohn hat am Freitag (sic!) Prüfung im Leistungskurs Musik - da wackelt es aber inhaltlich noch ein bißchen."
Ich habe ihn dann sofort antanzen lassen, und versucht, mit jeweils 3 Stunden pro verbleibendem Tag zu retten, was eigentlich nicht mehr zu retten war. Mein einziger Gedanke war anschließend: Wenn DAS Leistungskurs-Niveau ist, wie sieht es dann mit dem Rest aus?

... vermögende Eltern sind unterhaltspflichtig, auch wenn das Kind einen anderen Beruf/Studium wählt, als die Eltern vorschlagen.

In der Praxis sieht es aber eher so aus, dass insbesonders Studierende aus "vermögenden Elternhäusern" oftmals so zur Eigenverantwortung erzogen wurden, dass sie sich lieber mit Aushilfsjobs durchkämpfen, als zu Hause zu Kreuze zu kriechen, oder gar einen Rechtsstreit vom Zaune zu brechen.
Dass klassische Szenario sieht hier eher so aus, dass der Vater den Geldhahn zudreht, die Mutter heimlich Fresspakete schickt, und am Ende alle stolz wie Bolle sind, weil der Nachwuchs Charakter und Durchhaltewillen bewiesen hat - Tugenden, die in manchen Kreisen nicht nur geschätzt, sondern auch erwartet werden.

Kinder zwischen 5 und 15 Jahren brauchen einen freien Zugang zur musikalischen Bildung;

Oder überhaupt erst mal zur Bildung, selbst wenn sich diese nur durch die rudimentäre Beherrschung der elementarsten Kulturtechniken definiert - man wird ja irgendwann diesbezüglich sehr anspruchslos.
Aber wir leben nicht in Utopia, und so manch begabte Muslima kann sich schon glücklich schätzen, wenn sie mit 15 noch nicht bereits als künftige Ehefrau verschachert wurde.
Lassen wir es also - im echten Leben unterhalte ich mich ja auch nicht mit meiner Teflon-Pfanne, und Realitätsblindheit verweigert sich eben nicht nur der Wirklichkeit, sondern auch dem Diskurs darüber ...
 
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Sorry, ich glaube du hast eine sehr geschönte Vorstellung davon, was die Probleme von Kindern aus finanziell schwachen und bildungsfernen Elternhäusern sind bzw. sein können.

Die von Dir geschilderten Probleme mögen in einigen Familien vorkommen, es ist aber nicht die Regel. Daß aber die Familien-Finanzen einen kontinuierlichen Musikinstrument-Unterricht in einer Musikschule nicht hergeben, kommt in unserem Land sehr häufig vor.

Damit unterstellst Du, dass diese Kinder den ureigenen Drang haben diese Angebote zu nutzen (...)

Sicherlich nicht alle, aber viele. Es soll auch keine Pflicht sein, sondern ein Angebot - so wie Bücher in der Öffentlichen Bibliothek; man kann teilnehmen und Bücher kostenlos ausleihen, man muß aber nicht.

Meine Tochter wollte von sich aus bereits mit 4-5 Jahren Musikunterricht; ich habe sie in der Musikschule angemeldet und sie hat in einer kleinen Rhythmus-Gruppe (trommeln und "tanzen", etwa 5 Kinder mit einer Musiklehrerin) angefangen. Spaß gemacht. Später hat sie dann Musiktheorie, Notenlesen und mehrere Instrumente und Gesang gelernt, aber sie wollte Musik nie beruflich machen, sondern nur in der Freizeit. Und das macht sie heute noch.
Ihre Freundin (da waren sie vielleicht 17 Jahre) war zwar keine gute Schülerin, dafür aber eine begeisterte Musikerin, aber ihre Eltern (keine Musiker, kein Abi) konnten ihr nur gelegentlich ein paar Stunden bei einem Musiklehrer finanzieren, mehr Geld hatten sie nicht. Das Mädchen hat sich auch viel autodidaktisch beigebracht und wollte unbedingt Musik studieren. Also - sie jobbte an Wochenenden in Gärtnereien, um den Musiklehrer, der sie auf die Aufnahmeprüfung vorbereitete, bezahlen zu können, und dann tatsächlich an der Musik-Hochschule studiert und bis zum Abschluß erfolgreich absolviert.

Viele solche Mädchen (natürlich auch Jungs), die nicht so hartnäckig sind, bleiben musikalisch auf der Strecke, weil das Geld nicht da ist. Und das muß nicht sein.

In der Praxis sieht es aber eher so aus, dass insbesonders Studierende aus "vermögenden Elternhäusern" oftmals so zur Eigenverantwortung erzogen wurden, dass sie sich lieber mit Aushilfsjobs durchkämpfen, als zu Hause zu Kreuze zu kriechen, oder gar einen Rechtsstreit vom Zaune zu brechen.

Ja, auch solche sind mir begegnet, dennoch bildeten sie eine vernachlässigbare Minderheit unter meinen Kommilitonen. Die Regel war: Unterhalt von zu Hause oder BAföG, bei den Hochbegabten dann Stipendien oder Begabtenförderung.

Gruß, Bert
 
Die von Dir geschilderten Probleme mögen in einigen Familien vorkommen, es ist aber nicht die Regel.
Sagt wer? Du?

Ich investiere mal 2 min in Googlearbeit:
https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/studie-20-prozent-der-viertklaessler-koennen-nicht-richtig-lesen-15325389.html
https://www.uniklinik-ulm.de/filead...020-06-27_Faktenblatt_Gewalt_gegen_Kinder.pdf
https://www.volkshilfe.at/fileadmin...rary/PDFs/Sonstiges/4_Faktensammlung_0205.pdf

(und dreimal darfst du raten, womit der Anteil der dort aufgeführten Kinder gut korreliert. Richtig, mit dem gesellschaftlich/wirtschaftlichen Status der Eltern)
(Abgesehen davon, der regelmäßig Konsum eines Mixes aus zumindest halbwegs seriösen Medien ist wohl nicht so ganz deines?? Ist ja nicht so als würde sowas nicht regelmäßig thematisiert werden, halt nicht unbedingt immer am Titelblatt....)

Aber Hauptsache freier Musikunterricht....

Sorry, du lebst in einem Elfenbeinturm.

Egal. Die Standpunkte denke ich sind klar, ein weiterer Austausch diesbezüglich wohl überflüssig. Wenn du meinst, das es uns allen so gut geht, dass zur Sicherung der Bildungs- und Entfaltungszukunft der nächsten Generation freier Musikunterricht die naheliegenste Baustelle ist und es keine wichtigeren Probleme gibt solls so sein- dann sei mir aber gestattet anzumerken, dass ich recht froh darüber bin das du mit dieser Meinung selbst innerhalb eines Musikfachforums wohl relativ alleine dastehst.
 
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