Nein, früher war NICHT alles besser !!!

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Der Witz ist ja, dass selbst augenscheinliche Charterfolge von Bands kaum noch Auskunft über deren tatsächlichen Erfolg geben.
Die Band Tokio Hotel (zu deren Fans ich nicht gehöre) kam mit ihrem letzten Album aus dem Jahr 2014 auf Platz 2
der offiziellen deutschen Albumcharts.

Trotzdem gilt es als Karrieretiefpunkt und erster großer Flop, der sogar das Weiterbestehen der Band in Frage stellt.
Das muss man sich mal vorstellen: Platz 2, trotzdem Flop.
Früher undenkbar.
Die Verkaufszahlen, die man für eine silberne, goldene und platin Schallplatte erreichen musste, wurden ja auch vor Jahren schon gesenkt, da
kaum noch Künstler die alten Zahlen erreichen konnte.

ich glaube vor einigen Jahren haben 4000-5000 verkaufte Alben gelangt um mindestens Top40 zu sein. Wäre früher auch undenkbar gewesen. Abes so ist es nun Mal.
Wenn die Industrie einfach zu hohe Vorschüsse zahlt und deren Bilanzen schon Millionengewinne ausweisen, bevor überhaupt eine CD verkauft ist - dann wird schon mal eine eigentlich gute Platzierung zum Flop.
Aber das ist ein generelles Problem - nicht nur im Bereich Musik. 300 Millionen Gewinn sind natürlich totaaal enttäuschend, wenn die Anleger 500 Millionen erwarten. Aber macht nichts. Man kann ja die nächsten 1000 Leute entlassen :-(


Das nächste große Ding sind seit einiger Zeit auch Gimmickbands, wie z.B. die unsägliche Band Santiano.
Das ist im Prinzip eine Art gecastete Boygroup für Männer über fünfzig.
Ein bisschen Rock, ein bisschen Irish, ein bisschen Pirat, ein bisschen Seefahrer-Romantik, rau und männlich - alles, was dem Vati gefällt! ;)
Gegen diesen Mummenschanz waren selbst Village People noch ein ernstzunehmendes Tanzensemble!

Da trifft dann Vision auf Realität. Am Ende macht eine Plattenfirma ihr Geschäft nicht aus romantischen Gründen - es ist eben Geschäft - und die Bands sind ein Produkt wie ein Fernseher oder eine Flasche Wasser.
Das war bei großen Labels schon immer so - ist aber inzwischen ausgeprägter. Früher saßen dort oft noch Leute aus dem Musikbereich an den Schalthelbeln. Heute ist alles nur noch mit BWLern oder Controllern besetzt. Deren einzige Kenntnis bezieht sich oft einzig auf Zahlen und das, was man ihnen als Dogmen in der Uni vorkaut. Das ist dann unverrückbar richtig. Auch hier wieder in allen Bereichen gleich.
Ich denke dass es ein Fehler ist, Leuten verantwortung zu geben, von dem sie keine Ahnung haben.

Aber auch hier wieder ist es ein gesellschaftliches Problem - und hier ist imho auch der "einzige" Punkt, bei dem man sagen kann, dass es früher besser war. Die Auswüchse des Kapitalismusses und das unsägliche Bestreben nach immer mehr Wachstum hat viel für die Allgemeinheit verschlechtert.



Alles sehr traurige Entwicklungen aus kultureller Sicht.
Klar: Mist und peinlichen Quatsch gab es immer schon, aber ich habe in den letzten Jahren das Gefühl, dass es gar nichts anderes neues mehr gibt - außer
in den erwähnten Nischen, die man sich selber erstmal erschließen muss.

Aber gerade die Nischen sind es, die es vorher in der Masse nicht gab. Das finde ich eher vorteilhaft

Vor ein paar Jahren noch habe ich diese Entwicklung noch anders gesehen, war so ein bisschen Piratenpartei-mäßig drauf - Kostenloskultur, alles frei
für jeden usw... Mittlerweile sehe ich aber die Schäden, die das alles angerichtet hat. Obwohl es andererseits natürlich auch nicht zu
verhindern gewesen wäre.

Kostenlos muss es nicht sein - auch hier geht es aber um Verhältnismäßigkeit. Wenn einzelne nicht alles wollen, kann es für die Mehrheit zu Vorteilen kommen.
Auf der anderen Seite muss man sehen, dass wir hier nur günstig konsumieren können, weil es in China extrem günstig hergestellt wird - auch hier zu Lasten der Chinesen. Kurzfristig.
Auf lange Sicht wird der Chinese aber auch mehr verdienen (wollen), und die Flecken Erde, in denen billig produziert werden kann wird es irgendwann nicht mehr geben - was gut ist.
Aber auch hier ist es wieder unfähige ( obwohl - es war ja keine unfähige Politik, es war ja so gewollt ), die es nicht geschafft hat VOR der Globalisierung Rahmenbedingungen zu schaffen, in Form von Mindeststandards. Dann wäre es für uns zwar nicht ganz sooo billig geworden wie es aktuell ist bzw. war - aber die Folgen ( Arbeitsplatzverlagerung etc ) wären nicht so schnell und drastisch gewesen.
Aber naja - darum ging es ja nicht, sondern darum, dass wieder wenige sich die Taschen vollmachen können.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Ein Stück weit Lebt das Genre "Liedermacher" auf, zumindest war das meinem Empfinden nach in den letzten Jahren so. Vielleicht auch, weil die Leute inhaltlose Musik irgendwie satt haben, weil Themen brach liegen im Inneren

Natürlich ist das Geschmacksache und eine Frage der persönlichen Sichtweise, aber ich brauche zum Beispiel nicht zwingend "sinnvolle Texte" in Songs.
Wenn ich etwas gehaltvolles will ( textlich ), dann lese ich.

Wobei das oft Genre debingt ist.
All die Musik, die meint mit Ihrer Musik etwas sagen zu müssen, ist oft nicht unbedingt mein Geschmack.

Insofern muss ich meine obige Aussage relativieren. Solange die Musik stimmt, ist ein gehaltvoller Text natürlich nicht schädlich.
Bob Marley oder NWA hatten auch Texte mit einer gesellschaftlichen Botschaft.

Wenn ich aber Reinhard Mey höre - dann wäre mir lieber, er macht keine Musik ;-)
 
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Also ich habe mich jetzt nicht durch alle Beiträge gelesen, möchte aber trotzdem etwas zum Anfangsfred sagen (auch wenn es vielleicht schon erwähnt wurde).

Es stimmt, dass von der technischen Seite aus betrachtet es für Musiker heute besser ist. Man bekommt tolle Instrumente zu günstigen Preisen. Man kann im eigenen (erschwinglichen) Homestudio CDs produzieren. (Ich weiß noch was das erste 4-Spur Kassettendeck gekostet hat und wie die Aufnahmequalität war.) Man kommt leicht übers Internet an Noten, Songsheets, Tabs oder auch Workshops, Unterricht etc. Das ist alles Richtig aber…
Aber „Früher“ war die Möglichkeiten mit seiner Band Auftritte zu bekommen ungleich einfacher als heute. Das hat jetzt erst einmal nichts mit der Qualität der Band zu tun, sondern daran, das sich die Möglichkeiten drastisch verschlechtert haben.

Z.B. hatte „Früher“ so gut wie jedes Dorf einen aktiven Jugendclub, der im Dorfgemeinschaftshaus ein- oder zweimal im Jahr eine Rockveranstaltung durchgezogen hat (und zwar bei vollem Haus) – ist heute fast nicht mehr vorhanden. Es gab auch viel mehr Kneipen in der Livemusik angeboten wurde – aus – vorbei. Die meisten haben inzwischen Auflagen, die es nicht mehr zulassen Band spielen zu lassen. In unserer kleinen Stadt sind von einst 6 Live-Clubs noch zwei die ab und an Bands spielen lassen. Hinzu kommt ja auch, dass ein DJ billiger ist oder zumindest weniger Aufwand betrieben werden muss. Und wenn man dann doch noch einen Live-Club findet wollen die zu 80% nur Cover-Bands. Das kann ich bei Kirmes, Volksfest etc. sehr gut verstehen aber bei Live-Clubs? Nun ja – wenn die Zuhörer den Wiedererkennungswert haben und mitgrölen können steigt natürlich der Getränkeumsatz. Ketzerisch gesagt, beißt sich hier die Katze in den Schwanz – wenn nur noch Coverbands gebucht werden, wird es irgendwann nur noch Oldiebands geben - Nachschub an Songs kann es nicht mehr geben denn Bands mit eigenem Material bekommen ja keine Auftritte mehr.:evil:

Ganz schlimm ist diese Situation natürlich für junge, aufstrebende Bands und Musiker. „Früher“ haben selbst die „blutigsten Anfänger“ die Möglichkeit gehabt sich Live zu erproben – heute haben selbst gestandene Profis Probleme mit Live-Musik über die Runden zu kommen. Ich kenne einige die erzählen wie schlecht es auch im Profibereich mit Auftrittsmöglichkeiten steht.

Wenn man die Auftrittsmöglichkeiten betrachtet war es „Früher“ besser. Was nutzt es mir, dass die Preis-/Leistungsqualität gewaltig verbessert wurde, wenn ich nicht öffentlich spielen kann?!

Gruß
 
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Man sollte vielleicht auch bedenken, dass (volkstümlicher) Schlager einfach nach wie vor ein sehr großes Publikum hat.


Das hatte es schon immer. Stell Dir mal vor Du sitzt in einem Festzelt auf dem Oktoberfest und es spielen die ganzen Tage irgendeine metalband... !?! Man sieht, es passt nicht. Die Besucher wollen ihre Haxen essen und dazu ein Maß trinken. Da paßt eben nur Volksmusik. Aber, darauf wollte ich jetzt hinaus, diese Musik hat sich auch geändert. Diese neue Volx-Musik kommt auch bei den Jüngeren an. Und hier stimmen wieder die gagen für die Musiker.

Wir haben es z.B. an den Schürzenjäger gesehen. Zuerst Volksmusik mit einem etwas anderen drive, dann mit härteren songs und plötzlich war es die Alpen-Rock-Band schlechthin. Immerhin waren so um die 50.000 Besucher bei ihrem jährlichen "Heimkonzert". Ich musste damals mal mit auf ein Konzert. Naja, dann schauste dir mal die Jungs an. Nach der Pause, wow, Rock vom Feinsten. Da ging echt der punk ab.
 
Jetzt hört mal auf zu jammern,deshalb wirds auch nicht mehr besser....:D:D
 
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...heute haben selbst gestandene Profis Probleme mit Live-Musik über die Runden zu kommen. Ich kenne einige die erzählen wie schlecht es auch im Profibereich mit Auftrittsmöglichkeiten steht.

Wenn man die Auftrittsmöglichkeiten betrachtet war es „Früher“ besser. Was nutzt es mir, dass die Preis-/Leistungsqualität gewaltig verbessert wurde, wenn ich nicht öffentlich spielen kann?!...

Vollkommen korrekt. Ein Gemisch aus Ablehnung / Übersättigung / Kostendruck / Überdrüssigkeit / Frust / Kohlemachen um jeden Preis ist sowohl auf seiten des Publikums als auch auf seiten vieler Veranstalter zu spüren. Selbst das Rekrutieren neuer Mitglieder für eine Band geht nicht mehr so einfach. Viel von dem, was man einst Enthusiasmus oder Idealismus nennt, ist verloren gegangen.

Sind halt moderne Zeiten heutzutage. ;)
 
Wenn ich aber Reinhard Mey höre - dann wäre mir lieber, er macht keine Musik ;-)

Ich meinte auch weder Reinhard Mey noch Hannes Wader noch Konstantin Wecker. Die sind der Grund, warum sich viele junge Liedermacher nicht "Liedermacher" nennen wollen.

Dota Kehr, Sarah Lesch, Bastian Band, Alin Coen, Lukas Meister… die Richtung.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Da paßt eben nur Volksmusik.

Bitte nicht Volksmusik und volkstümlichen Schlager verwechseln.

Spannend ist auch das Genre Schlager-Techno… wie schnell es Techno geschafft hat, von der revolutionären Bewegung mit eigener Drogenkultur in den Wohnzimmern der Otto-Normal-Bürger anzukommen, ist doch frappierend.
 
Das nächste große Ding sind seit einiger Zeit auch Gimmickbands, wie z.B. die unsägliche Band Santiano.
Das ist im Prinzip eine Art gecastete Boygroup für Männer über fünfzig.
Drei der letzten 4 Jahre den Echo "Beste Gruppe: Volkstümliche Musik". Erstaunlich. Ich hoere zum etsren mal von denen, offensichtlich ist der Verzicht auf deutsches Fernsehen keine schlechte Entscheidung :D
 
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Aber gerade die Nischen sind es, die es vorher in der Masse nicht gab. Das finde ich eher vorteilhaft
Find ich auch, in den Nischen-Bands finde ich heute meistens meine Knaller. Dazu muss man aber auch suchen oder lesen. Aber das macht mir z.b. Laune (auch dank Visions). Klar hör ich auch Mainstream, rockig, das sind aber eher die überbleibsel meiner Jugend, die über die Jahre auch (leider) Mainstream wurden.
 
Dazu muss man aber auch suchen
Klar! Und das Gute ist: Dieses Suchen war noch nie so einfach wie in der heutigen Zeit.
Früher war es schon sehr "Zufall" eine klasse Nischenband zu finden. Heute dagegen kommt man schon fast automatisch vom Einem zum Anderen. ;)
 
Dito Michael Jackson. Laut mehreren Quellen ging sein Workflow so:
- Mehrspur-Recorder mit Mikrophon
- Drums beatboxen
- Bassline drübersummen
- Melodien (evtl. mehrmals) drübersingen
- Gesang druff

und dann mit allem zum lieben Onkel Quincy Jones, der hat dann ein "echtes" Arrangement draus gebaut.

Noten lesen kann MJ auch nicht, angeblich lediglich leidlich Klavier und Bass klimpern. Hat gereicht um zum "King Of Pop" berufen zu werden, und es spricht ihm auch keiner ab, dass er Musiker ist. Und war einer der finanziell ergiebigsten Musiker des ausgehenden 20. Jahrhunderts.

Aber lange Rede, kurzer Sinn: viele Menschen die musikalisches Gespür besitzen können mit den heutzutage verfügbaren technischen Möglichkeiten und der sich dadurch ergebenden Vereinfachung viel leichter ihre musikalischen Ideen festhalten und zum fertigen Song "materialisieren"

Ich rede hier von Grooveboxen oder Software, denen man die Tonart oder den Grundton und die Art der Tonleiter vorgibt, gleiches sinngemäss mit Akkorden, Tonleitern und Arpeggios auf dem Klavier stundenlang üben bis man es drauf hat (hat nach wie vor seine Existenzberechtigung) ist nicht mehr zwingend notwendig. Und alles in allem finde ich diese Entwicklung richtig toll.

Leute, ich schrieb von Begabung, damit meinte ich nicht das virtuose Spielen eines Instruments!

Menschen wie MJ waren ja wohl ohne Frage hochbegabt.

Die heutigen technischen Möglichkeiten sind einfach irre, da konnte man vor kurzem noch von träumen, keine Frage.

Nur:

"viele Menschen die musikalisches Gespür besitzen können mit den heutzutage verfügbaren technischen Möglichkeiten und der sich dadurch ergebenden Vereinfachung viel leichter ihre musikalischen Ideen festhalten und zum fertigen Song "materialisieren"


Das müsste so sein, klar. Mir fällt aber kein einziges Beispiel ein von Jemanden, der da wirklich hochwertigst etwas produziert. Das ist alles so halb- und viertelbegabt und dann eben überhaupt erst mit heutigen (Hilfs-) Mitteln erstellt. Gerade Männer haben offenbar in großer Zahl eine gewisse Neigung zu Technik, was dann allzu häufig die im Grunde mangelnde Musikalität übertünchen soll... .
 
Leute, ich schrieb von Begabung, damit meinte ich nicht das virtuose Spielen eines Instruments!

Menschen wie MJ waren ja wohl ohne Frage hochbegabt.

Die heutigen technischen Möglichkeiten sind einfach irre, da konnte man vor kurzem noch von träumen, keine Frage.

Nur:

"viele Menschen die musikalisches Gespür besitzen können mit den heutzutage verfügbaren technischen Möglichkeiten und der sich dadurch ergebenden Vereinfachung viel leichter ihre musikalischen Ideen festhalten und zum fertigen Song "materialisieren"


Das müsste so sein, klar. Mir fällt aber kein einziges Beispiel ein von Jemanden, der da wirklich hochwertigst etwas produziert. Das ist alles so halb- und viertelbegabt und dann eben überhaupt erst mit heutigen (Hilfs-) Mitteln erstellt. Gerade Männer haben offenbar in großer Zahl eine gewisse Neigung zu Technik, was dann allzu häufig die im Grunde mangelnde Musikalität übertünchen soll... .


och naja - ein Song muss nicht hochtechnisch sein, vertrackt oder kompliziert um ein sehr guter Song zu sein.
Alleine das Gespür für Melodien und Arrangement sind für einen guten Songs viel wichtiger als eine Begabung am Instrument.

Es gibt eine Menge hochbegabter Instrumentalisten - die aber nicht in der Lage sind einen guten Song zu schreiben - wobei "gut" hier relativ ist.

Ist er "gut" weil er hochkomplexe Chordstrukturen vorweist ?
Ist der "gut" weil er vielen Leuten gefällt ?
Ist er "gut" wenn er nicht so platt ist wie DJ Bobo und trotzdem vielen Leuten gefällt ?

Pharrell z.B. spielt glaube ich etwas Schlagzeug, etwas Gitarre und etwas Klavier - ist aber sicherlich kein Virtuose im eigentlichen Sinne. ABER - ein grandioser Songschreiber.
Nile Rodgers ist sicher auch kein "Gitarrengott" im Sinne von "unfassbarer Solist" - aber er hat ein tierisches Gespür für Melodien und Songwriting und Produktion.

Und ganz im Ernst - man muss auch nicht gut Klavier oder Gitarre spielen können um einen guten Song zu schreiben, dass ist ein Irrglaube.
Die Gitarre ist nur ein Hilfsmittel - genau wie der Computer.

Am Ende geht es imho NUR um die Melodieführung und das Arrangement - der Rest darunter ist vollkommen egal. Ein guter Song funktioniert in seiner Grundstruktur auf dem Klavier, auf dem Banjo, auf der Ukulele und die Chords sind im Normalfall nur ein Hilfmittel um die Melodie zu harmoniesieren.

Ich würde sogar so weit gehen, dass bei einem großen Teil sehr bekannter Songs ZUERST die Melodie vorhanden war - und für die Melodie brauche ich NICHTS - nur die Idee - und die kommt nicht davon ob ich ein Instrument beherrsche ...
 
DAS ist wirklich besser als früher - die Wahl des Infoirmationsmediums !
Die Zwangs GEZ ist leider eine grundlegende Verschlechterung
ÖR ist in Spanien Steuerfinanziert, man beschränkt sich allerdings hierbei auf ein Grundangebot mit 2 Staatsweiten ÖR-Sendern mit regionalen Auskopplungen, die vom Angebot spartanisch aber ausgewogen sind, und die Sender in den Autonomiegebieten werden von der jeweiligen Autonomieregierung aus ihrem Etat finanziert.

Die Privatsender kann man vergessen, die Qualität der Inhalte ist unter jeder Sau.

Qualitativ ansprechendes Fernsehen kosten in Spanien GELD. Ich habe im andalusischen 2000-Seelen-Kuhdorf Glasfaser-Anschluss (ist verbreiteter als man von einem Land wie Spanien annehmen mag) mit TV, VoD-Inklusiv-Paket, Spocht, Filmen satt, Discovery und Konsorten, 7-Tage Mediathek, kann also sehr selektiv fernsehen, fast so gut wie Netflix, das ist mir das Geld auch wert!
 
och naja - ein Song muss nicht hochtechnisch sein, vertrackt oder kompliziert um ein sehr guter Song zu sein.
Alleine das Gespür für Melodien und Arrangement sind für einen guten Songs viel wichtiger als eine Begabung am Instrument.

Es gibt eine Menge hochbegabter Instrumentalisten - die aber nicht in der Lage sind einen guten Song zu schreiben - wobei "gut" hier relativ ist.

Ist er "gut" weil er hochkomplexe Chordstrukturen vorweist ?
Ist der "gut" weil er vielen Leuten gefällt ?
Ist er "gut" wenn er nicht so platt ist wie DJ Bobo und trotzdem vielen Leuten gefällt ?

Pharrell z.B. spielt glaube ich etwas Schlagzeug, etwas Gitarre und etwas Klavier - ist aber sicherlich kein Virtuose im eigentlichen Sinne. ABER - ein grandioser Songschreiber.
Nile Rodgers ist sicher auch kein "Gitarrengott" im Sinne von "unfassbarer Solist" - aber er hat ein tierisches Gespür für Melodien und Songwriting und Produktion.

Und ganz im Ernst - man muss auch nicht gut Klavier oder Gitarre spielen können um einen guten Song zu schreiben, dass ist ein Irrglaube.
Die Gitarre ist nur ein Hilfsmittel - genau wie der Computer.

Am Ende geht es imho NUR um die Melodieführung und das Arrangement - der Rest darunter ist vollkommen egal. Ein guter Song funktioniert in seiner Grundstruktur auf dem Klavier, auf dem Banjo, auf der Ukulele und die Chords sind im Normalfall nur ein Hilfmittel um die Melodie zu harmoniesieren.

Ich würde sogar so weit gehen, dass bei einem großen Teil sehr bekannter Songs ZUERST die Melodie vorhanden war - und für die Melodie brauche ich NICHTS - nur die Idee - und die kommt nicht davon ob ich ein Instrument beherrsche ...

Nichts anderes habe ich geschrieben. Lest ihr überhaupt nicht was ihr zitiert?

Eine wirklich gute Melodie erschafft praktisch Niemand. Meist kommt strenggenommen nicht einmal ein Song heraus. Mir zumindest fällt da kein einziges Gegenbeispiel ein... .
 
Hi,

interessante Diskussion!

Bin Jahrgang 1966 und spiel seit ich 15 bin in Bands.

Was meiner Meinung nach damals katastrophal war war die Situation der sagen wir mal unter 18 jährigen Kundschaft in einem Musikgeschäft.
Wir hatten bei weitem nicht den Informationsstand wie heute und wurden vom Verkaufspersonal nach Strich und Faden übern Tisch gezogen.
Diese "hey Jonger, ich zeig dir jetzt mal ne super Gitarre-sowas spielen die PROFIS"- Nummer war in der Situation Standard. Und so kaufte auch ich mit ca. 14 meine erste vollschrott-Western (Marke "Profielf") für satte 250 DM, ein Teil das ich heute nicht mal vom Sperrmüll mitnehmen würde...

Dass es quasi unmöglich war an richtig gutes Equipment zu kommen sorgte allerdings für angemessene Wertigkeit besserer Sachen.

Ich gehöre nach der Zeit eher zu den "Anwendern" für die eine Gitarre eben nur ein Werkzeug aus Holz ist. Die "Entzauberung" von "Top Gear" kann eben auch positiv sein und das penetrante Hochhalten ihres Zauberimages vieler sogenannter "Edelmarken" als verkrampftes Marketing demaskieren.

Und dennoch: es war zu der Zeit (Anfang-Ende 80er) als junge Band mit Jugendhausproberaum möglich in allen Jugendhäusern im Umfeld mit Leichtigkeit nen Gig zu bekommen. Man kannte auch fast alle Bands aus der Region und ging zu deren Konzerten-so gabs ne gute Gemeinschaft und jedes WE war was los mit der Mischung aus selber spielen und zu anderen Bands gehen...das fühlte sich gut an!

Einwandfrei besser sind heute natürlich die technischen Möglichkeiten.
Ich möchte hier den Bereich Recording hervorheben.
Seit Anfang der 2000er nehme ich nun mit 16Kanal Digital Multitrackern auf, am Anfang reichte mir als Zubehör ein Grossmembran- und ein Kleinmembran - Mikro, Hifi Amp und zwei halbwegs gute Monitorlautsprecher.
Vergleichbar brauchte man für ähnliches Arbeiten in den 80ern: Bandmaschine, Mastermaschine, Mischpult, Effektgeräte und und und, und vorallem viel Geld dafür, auch für die teuren Bänder!

Nun gut, alles zu seiner Zeit, früher war`s halt anders-es ist trotzdem gut wie`s heut ist-nicht besser oder schlechter als früher.

Gruss,
Bernie
 
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Unterm Strich hat jede Medallie 2 Seiten:
- Jeder kann heute sehr günstig Semiprofessionelle Aufnahmen und Videos machen. Nachteil: jeder kann es // Vorteil: du auch
- Auch erschwingliches Equipment hat nahezu unbegrenzte Möglichkeiten, das ist ein Riesen Vorteil. Nachteil daran ist die Auswahl ist jetzt auch schwieriger
- auch schon angesprochen Qualität, ein riesen Vorteil. so richtig schlechte Instrumente gibt es nicht mehr, sogar ein Bass/Gitarre für 200 euro ist heutzutage Bundrein
- viele jugendzentren haben mittlerweile ein X32 Pult oder zumindest ein Analogpult mit onboard effekten und mehr als 6 Inputs und 2 Monitorwegen, Nachteil kann halt nicht mehr jeder Laie bedienen.
- vernünftige Leistungsfähige Bassvertärker sind billig und passen heutzutage teilweise sogar in den Gigbag.


Die Liste kann beliebig fortgesetzt werden und klar nicht jede Neuerung schmeckt jeden, wichtig ist halt was man daraus macht.
was etwas nervt ist halt, dass jetzt jeder von Großen Ruhm mit seiner Band träumt und dafür möglichst nix außer Facebook und Videos investieren möchte und dass auch viele richtig schlechte Bands jetzt auf die Bühnen "stürmen". kacke ist auch, dass Bands teilweise super professionelle Videos und Aufnahmen haben aber das ganze nicht im ansatz live umsetzen können, was meiner meinung nach auch zum ausbleiben des Publikums beiträgt.

Aber die Frage ist halt auch die: warum macht ihr musik? bei mir ist es tatsächlich so ne Art Hassliebe, manchmal bin ich richtig angepisst weil musikalisch manches nicht so funktioniert wie ich möchte, aber unterm strich mache ich das als Hobby und weil es mir Spaß macht. Klar ist dann ein bisschen Erfolg eine super Motivation, aber meiner Meinung nach sollte die Musik die Hauptmotivation sein und der Erfolg eher eine untergeordnete Rolle spielen ;-)
 
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Klar! Und das Gute ist: Dieses Suchen war noch nie so einfach wie in der heutigen Zeit.

Korrekt.
Aber auch getreu dem Motto: "Das Internet hilft einem, Probleme zu beseitigen, die man ohne es gar nicht hätte"


Wenn ich dran denke, wie ich auf Malmsteen gekommen bin....bahahaha:
Ich gehe in einen Musikladen und sehe eine Platte mit einem Langhaarigen Bombenleger auf dem Cover der eine Vintage-White Strat durch die Luft wirbelt. Weil die Klampfe aussah, wie meine hab ich mir die Scheibe gekauft und das hat(te) mich angefixt :D
 
Nichts anderes habe ich geschrieben. Lest ihr überhaupt nicht was ihr zitiert?

Eine wirklich gute Melodie erschafft praktisch Niemand. Meist kommt strenggenommen nicht einmal ein Song heraus. Mir zumindest fällt da kein einziges Gegenbeispiel ein... .

das musst du mir erklären. Ein gute Melodie erschafft niemand ?

Die Welt ist voll von (guten) Melodien
 
ich glaube vor einigen Jahren haben 4000-5000 verkaufte Alben gelangt um mindestens Top40 zu sein. Wäre früher auch undenkbar gewesen. Abes so ist es nun Mal.
Wenn die Industrie einfach zu hohe Vorschüsse zahlt und deren Bilanzen schon Millionengewinne ausweisen, bevor überhaupt eine CD verkauft ist - dann wird schon mal eine eigentlich gute Platzierung zum Flop.
Aber das ist ein generelles Problem - nicht nur im Bereich Musik. 300 Millionen Gewinn sind natürlich totaaal enttäuschend, wenn die Anleger 500 Millionen erwarten. Aber macht nichts. Man kann ja die nächsten 1000 Leute entlassen :-(

.....
Ich glaube Du überschätzt die Größe der Musikindustrie. Die dt. Musikindustrie hat 2015 gerade mal 1.5 Mrd direkten Umsatz gemacht (weltweit knapp 7 Mrd), wieviel macht VW oder Daimler jeweils alleine oder Bayer und co, Aldi oder Lidl? Das war übrigens schon immer so, sieht man vom kurzzeitigen Hoch in den 90'ern wegen CD-Doppelverkäufen ab. Fakt ist, dass durch I-net und co, sowie gefühlten Tausenden von Radiosendern im Autoradio sich die Rahmenbedingungen geändert haben. Jeder kann jede Musik an allen Orten zu allen Zeiten hören, das war früher ganz anders. Dampfradio, dann Fernsehen mit Beatclub und "Disco" , Rockpalast usw. MTV? ist als Musiksender so gut wie tot. Mal sehen, wann die MTV-Awards in "Spotify" Awards umbenannt werden.

Die starke Präsenz der Musikindustrie in unserem Bewußtsein ist hart erkämpft und wird weiter verteidigt. (Nicht, dass ich sie verteidigen würde...) Die üblichen Wege der Bewußtmachung neuer Mucke wie Radio, Fernsehen, Zeitschriften funktionieren lange nicht mehr so gut wie noch vor 20 Jahren. Unsere Aufmerksamkeit (Stichwort: Aufmerksamkeitsökonomie) ist viel mehr verteilt und man hat den Eindruck dass Musik - bei den meisten- vom ersten Moment an gefallen muss, sonst fällt sie gnadenlos durch das Aufmerksamkeitsraster des Konsumenten. Ich nehme mich davon nicht aus obwohl ich auch oldschool bin. Das hat zur Folge, wie schon richtig beschrieben, irgendein Rapper eine Woche auf Platz 1 kommt weil er nur 10.000 Alben verkauft hat und die nächste Woche auf Platz 120 landet weil seine Klientel die Mucke jetzt schon hat. Das hat zur Folge dass immer mehr Mainstream an unsere Ohren kommt, denn Mainstream verkauft sich prinzipiell besser als Nische. Sollte die Crowd dann doch einmal was neues hypen, gibt es einen Labelvertrag und ein paar Nachahmer. Heute geht kaum noch jemand in der "Industrie" ein Risiko ein. Wenn du nicht 1 Million an Followern irgendwo hast bist du uninteressant ... Sprich: Die Aufbauvermarktung macht der Mucker jetzt selbst :)

Weitere Entwicklung soweit ich sie überblicke:

Bis in die 2000er wurden die Musiker über Plattenverkäufe finanziert, Tourneen (siehe weiter oben irgendwo) waren nur das Vehikel zum Verkauf der Platten /CD's.
Danach gingen die Zahlen deutlich zurück, jedenfalls in der Breite. Teilweise selbst verschuldet, weil andere Plattformen für neue Musikbeschaffung aufgebaut hatten (iTunes z.B.) und die Preise diktierten was gleichzeitig dafür sorgte dass der Umsatz trotz in etwa gleichbleibenden Absatzes sank. Kurz: Neue Absatzmöglichkeiten wurden schlicht verschlafen. Spotify und ähnliche Streamingportale geben dem Musikern 0,001cent per gestreamten Song - wie oft muss ein Song gehört werden damit mehr als ein Nasenwasser in die Kasse kommt? Bei Youtube konnte man jahrelang - bis heute teilweise - Musik umsonst hören und sehen.

Daraufhin tourten die bekannteren Bands weils die Verträge mit den Labels noch ermöglichten. Die Ticketpreise zogen an, weil, von irgendwas muss man ja leben und das Risiko trägt oftmals der lokale Veranstalter der dann entsprechende Preise ansetzen muss. Danach hat die Musikindustrie in neuere Verträgen nicht nur eine Tourbeteiligung eingebaut (Preise stiegen weiter) sondern auch noch (ganz oder teilweise) das Merchandise-Geschäft vereinnahmt. Und trotzdem kommen die kaum einen grünen Zweig, eher jene, die den Bestand an guter oder jedenfalls gefälliger Musik derzeit ausbeuten.

Folge: Soweit sie es sich leisten können, verzichten Musiker auf einen Vertrag mit einem großen Label und verkloppen ihr Zeug und ihre Mucke selbst - erinnert sich jemand an die ganzen plakativen Give-aways bekannter Bands? Songs werden per Download als Teaser verschenkt, U2 ließ ein ganzes Album über iTunes verschenken ... sicherlich gegen Entlohnung von iTunes.

Wieder: Aufmerksamkeitsökonomie: Es muss die Aufmerksamkeit des Konsumenten errungen werden, über Youtube, spotify etc., Geschenke. Damit gibt es aber gleichzeitig weniger Umsatz.

Früher wurde für Mucke anders oder vielleicht sogar mehr Geld ausgegeben, da der Konsument gar nicht anders konnte: Zu Bands gehen die im Radio nicht gespielt wurden oder nicht oft genug ;) Platten kaufen, Cassetten etc. Heute ist spotify nur einen Klick entfernt und kostet in der werbefreien Version 10 Euro / Monat. Dafür wird man - in der Werbe-Version oder "Pro-" mit genau der Musik beschallt die man mag oder die man glaubt zu mögen oder mögen zu müssen. Kein Plattenkauf, kein Konzertbesuch mehr nötig. Tanzen geht auch mit DJ.

Heute ist es schlicht anders, weder besser noch schlechter.

Mit der Musik wird auch heute noch Geld verdient: Viele Pro- und Hobbymusiker haben heute einen Gerätepark der vor 30 Jahren ein echtes Vermögen gekostet hätte. Die Preise sind extrem gesunken, aber die Anzahl der Konsumenten ist deswegen weit höher gestiegen, weswegen heutzutage mit dem Gerät deutlich mehr Geld verdient wird als mit der Musikproduktion und deren Konsum.
 
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