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  • Ersteller olaf_berlin
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Elektronien gehören aber nicht dazu. Stimmts?
 
Ich jedenfalls finde (fast) immer die Kombination von Akkordeon(-Orchester) mit anderen Instrumenten spannender als die reinen Akkordeonklänge.
Na klar, deshalb bin ich normalerweise auch nicht der große Fan von Akkordeonorchester.

Aber hier war ich wirklich überrrascht, wie viele Klangfarben das AO rüberbringt.
 
Elektronien gehören aber nicht dazu. Stimmts?

Die in Akkordeon-Orchestern oft eingesetzten Elektronien sind in meinen Ohren eine Perversion des Wohlklangs. Ich habe überhaupt kein Verständnis dafür, dass selbst ausgewiesene Dirigenten von Akkordeonorchestern solche Klänge in ihrem Klangkörper bewusst pflegen.

Mir kommt es vor, als ob mit der Elektronium-Anreicherung eines Akkordeonorchesters eine Demonstration eines Musikinstrumenten-Museums präsentiert wird.
 
Finde ich nicht.
Ich war in jenem Konzert des LAOH, aus dem der obige Clip stammt. Und gerade das Zusammenspiel von Klavier und Akkordeonorchester hatte etwas Besonderes. Ein Solo-Akkordeon zum Akkordeon-Orchester ist zwar auch hübsch :whistle2: aber das Klavier hebt sich vom Akkordeon-Hintergrund ganz anders ab.
Da gebe ich dir Recht.
Da muss immer ein Klavier mit rein bei Gershwin-Stücken. Er hat damals auch immer selbst gespielt und genau das war das Besondere an seiner Musik :)

Die in Akkordeon-Orchestern oft eingesetzten Elektronien sind in meinen Ohren eine Perversion des Wohlklangs. Ich habe überhaupt kein Verständnis dafür, dass selbst ausgewiesene Dirigenten von Akkordeonorchestern solche Klänge in ihrem Klangkörper bewusst pflegen.

Mir kommt es vor, als ob mit der Elektronium-Anreicherung eines Akkordeonorchesters eine Demonstration eines Musikinstrumenten-Museums präsentiert wird.
Ich gehe mal davon aus, dass das eine unangemessene Folge von versuchter Tradition ist.
Die ersten Elektronien, die eingesetzt wurden, hatten eine analoge Technik, die in diesem Klang exakt gewollt war in den entsprechenden original Stücken. Alles was es heute bzw schon eine geraume Zeit an Elektronien gibt, versucht diesen Klang nachzuahmen und gerät allenfalls ins Peinliche.
Ja, das ist nachvollziehbar, dass es ziemlich unpassend/unschön klingt.
 
...die in diesem Klang exakt gewollt war...
da habe ich ziemlich schwere Zweifel!
die haben es einfach nicht besser hinbekommen.

In Kombination mit Spielern, die das Teil bedient haben wie ein Akkordeon, war das grausig.
Gab auch andere Spieler (z.B. Häffner in Untergrombach), die kannten die zu nachahmenden Instrumente in+auswendig und haben auch einem analogen Elektronium bemerkenswerte Klänge entlockt, weil einfach die Tongebung, der Klangbogen, etc. gepaßt haben.
 
Gesetzt den Fall ihr seid Dirigenten eines AO...
In der Partitur sind Elektronien geschrieben, und zwar Cello.

Nachforschen, wie der Klang "Cello" auf alten Elektronien geklungen hat?

Einen sehr realistischen Klang organisieren, egal aus welcher modernen Soft oder Hardware?

Wenn man nahe am Original bleibt, gehört bei längeren Tönen zb. ein Vibrato zum Celloton, ohne dieses klingt es unrealistisch.

Nun stellt der Dirigent aber fest, dass das Cello mit Vibrato aus dem Rahmen fällt und sich so garnicht in die Akkordeons einfügt.

Was würdet ihr als Dirigenten tun?

Die alten starren Sounds ausgraben?

Mit dem Herausstechen leben?

Die Partiturbesetzung missachten?

Was würdet ihr als Spieler tun?
Elektronienspiel von vorn herein aus Pronzip ablehnen?

Versuchen, den schönsten Klang herauszukitzeln um Dinge zu tun, die mit den Akkordeons nicht möglich sind und stolz auf den Spezialauftrag sein, bzw sich dafür zu schämen?

Versuchen, unauffällig im Gesamtlklang zu verschwinden / verschmelzen, quasi Dienst nach Vorschrift zu schieben und Mäuschen zu spielen?

@Wil_Riker ich erwarte keine rege Beteiligung, deshalb hier.
Falls doch, kann das ab hier vielleicht rüber in den anderen Faden.
 
Was würdet ihr als Spieler tun?
hm...
ich habe mal "aushilfsweise" bei zwei Konzerten in einem Orchester Elektronium gespielt (kannte den Dirigenten, der mich gebeten hatte). Das war allerdings, bevor ich mir dank dieses Forums Gedanken über solche Fragen machte. Deshalb tat ich, was wahrscheinlich der Großteil der Elekspieler in "mittelmäßigen" (nicht böse gemeint) Orchestern tun wird: ich nahm das Instrument, nahm die Noten, legte das vorgeschriebene Register ein und spielte, wie ich es mit dem Akkordeon auch getan hätte.
Herausgekommen ist (auch wenn er sich auf die alten Elektronien bezog und ich ein neueres hatte) vermutlich das, was WilliamBasie meinte mit
In Kombination mit Spielern, die das Teil bedient haben wie ein Akkordeon, war das grausig.
Aber Spieler(in - in diesem Falle ich) und Dirigent war es egal. Ich wusste es nicht besser und der Dirigent - immerhin ein Absolvent des Hohner-Konservatoriums - sagte nichts dazu.

Vor längerer Zeit habe ich mal bei einem Projekt Elektronium gespielt - Musik von Stefan Hippe unter seiner eigenen Leitung. Bei der Anmeldung hatte ich angegeben "wenn nötig, würde ich auch Elek spielen, habs aber noch nie getan". Beim ersten Zusammentreffen hat er zwar sichtlich geschluckt, als ich ihm erzählte, ich sei Anfängerin auf dem Elek (die Info aus der Anmeldung war nicht an ihn weitergegangen), er überspielte es aber recht cool und wies mich auf die zweite Elekspielerin hin (eigentlich die erste, ich hatte Elek 2), die erfahren war und mir dann Tipps zur Handhabung gab. Aber ich schreibe bewusst "Handhabung", denn Spieltipps wie "spiel so wie das Originalinstrument" oder so gab sie mir nicht.
Stefan war der Klang durchaus wichtig, er hatte die beiden Eleks selbst mitgebracht, da er wert darauf legte, die alten Instrumente zu haben. Aber auch er gab keinerlei Hinweise zur Spielweise ...

Was will ich damit sagen? Dass sich Stefan Hippe keine Gedanken über die Ausführung seiner Komposition machte, kann ich mir nicht vorstellen. Ich vermute eher (ist aber halt nur Vermutung), dass er sich der Einschränkungen des Elektroniums gegenüber den Originalinstrumenten durchaus bewusst war, aber ebenso bewusst Elek einsetzte und nicht die Originalinstrumente, da er zwar einen ähnlichen Klang wollte aber nicht unbedingt eine Kopie des Originals.
 
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Genauso ist es. Als ich mit meinem Verständnis fürs Cellospiel aufwartete (Portamento, Vibrato, großer Esspresso), winkte der Dirigent ab und verbat sich diesen Schnickschnack. Andererseits, spielst Du den Sound an, es steht da "Horn", fragt er einen Hornspieler im Orchester "klingt ein Horn so?" ... "nein". Aber es blieb dabei.
Also, wie man es macht ist es falsch. Eigentlich bin ich stolz auf gute Sounds, aber unter einem Dirigenten wird man so begradigt, dass ich es nicht gern vor Publikum präsentiere, weil dann genau dieser vorherrschende Eindruck entsteht:
Die Dinger taugen nichts und versauen den schönen Natursound.
 
Elektronium an sich kann ich gar nicht beurteilen, weil ich die Dinger nie selbst in der Hand hatte.

winkte der Dirigent ab und verbat sich diesen Schnickschnack. Andererseits, spielst Du den Sound an, es steht da "Horn", fragt er einen Hornspieler im Orchester "klingt ein Horn so?" ... "nein". Aber es blieb dabei.
Also, wie man es macht ist es falsch
Ich sehe da nichts, was Du falsch gemacht hast, sondern einen Dirigenten, der keine Klangvorstellung vom Ergebnis hat.
Er muss doch den Klang gestalten, natürlich nach den Möglichkeiten der Instrumente und der Musiker(in). Und dafür natürlich Ahnung haben, wie die Instrumente klingen können und wie man das rausarbeiten kann im Sinne der Gesamtperformance.

Genau das macht doch ein (guter) Dirigent im Sinfonieorchester auch.
 
Darauf wollte ich nicht hinaus, der Dirigent kann auch nichts dafür. Es gibt aber einen Grund, warum Arrangeure und Dirigenten den veralteten Sound wollen, weil dieser sich nämlich besser einbetten lässt. Solo wird er allerdings als künstlich und unter Akkordeonfans auch eingebettet als störend empfunden. Das ist ein Dilemma bei dem man nur verlieren kann.
Die ketzerische Frage ist natürlich, warum überhaupt das Ganze? Meiner Meinung nach gehören auch verstärkte Bassakkordeons dazu.
 
Die ketzerische Frage ist natürlich, warum überhaupt das Ganze? Meiner Meinung nach gehören auch verstärkte Bassakkordeons dazu.
Tja, aber wo ist dann die Grenze`?

Ich bin überhaupt kein Spezi für Akkordeonorchester. Aber ich finde, ein Akkordeonorchester kann bei aller Mühe nicht mit Naturklängen die Vielfalt eines Sinfonieorchesters abdecken.

Nun kann man verschieden rangehen - entweder man macht "ehrlich" auf Natur, oder man greift eben auf Verstärkung zurück.
Es gibt ja hier nicht die "reine" Tradition. Beim klassischen Sinfonieorchester würde wohl niemand auf die Idee kommen, z.B. die Kontrabässe zu verstärken, damit es besser klingt, auch wenn man mit sowas bestimmt interessante Aspekte auch klassischer Werke herausholen könnte.

Beim Akk.-Orchester würde ich da in die Richtung tendieren "erlaubt ist, was gut klingt".
Und das wieder ist nun ne Frage der jeweiligen Interpretation.

Allen wird man es eh nicht recht machen können. Also klar, verstärkte Bässe können super sein. Vielleicht auch Elektronium, wenn es gut eingesetzt wird. Der Gesamtklang muss halt passen.
 
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Beim klassischen Sinfonieorchester würde wohl niemand auf die Idee kommen, z.B. die Kontrabässe zu verstärken, damit es besser klingt,
im Prinzip schon: sie verstärken durch die Anzahl der Instrumente. Im Sinfonieorchester sind (laut hier) die Streicher folgendermaßen besetzt:
  • 16 erste Violinen
  • 14 zweite Violinen
  • 12 Violas
  • 10 Celli
  • 8 Kontrabässe
Dazu kommen Holz- und Blechbläser und Schlagwerk. Würde da ein einzelner Kontrabass oder auch ein einzelnes Cello sitzen, hätte es ohne elektronische Verstärkung keine Chance gehört zu werden. Damit sie gehört werden können, müssen eben 10 Celli und 8 Kontrabässe her. Ein Akkordeonorchester, das mehrere Bässe besetzen könnte (die unisono spielen, nicht unterschiedliche Bassstimmen) müsste sie auch nicht verstärken (nehme ich an - ausprobiert habe ich es logischerweise nicht).
 
im Prinzip schon: sie verstärken durch die Anzahl der Instrumente.
Darum ging es doch nicht, sondern um elektronische Verstärkung.

(Davon mal abgesehen, was ist das für ein Komponist, bei dem ein Sinfonieorchester standardmäßig 10 Celli und 8 Kontrabässe hat?! :oops: Da fällt mir nur ein: "Wer soll das bezahlen, wer hat das bestellt" ;) )

Natürlich sind mehrere Bässe lauter als einer. Aber Mahler und Bruckner sind nicht deshalb größer besetzt als Beethoven, damit sie lauter sind. Es geht da auch / vor allem um den Klang, mehrere Streicher klingen einfach voller und weicher.
2 Instrumente sind ja auch nicht doppelt so laut wie eines, von daher hat dieses "System" auch Grenzen.
(Zum Glück schreiben zwei Babies auch nicht doppelt so laut wie eines ...)

Mit elektronischer Verstärkung kannst Du auch am Klang was schrauben, z.B. ne Oktave tiefer dazu mischen. Das machen ja auch manche A-Capella-Gesangsgruppen (Prinzen, Take 6 z.B.), teils dezent, teils ganz "offiziell", damit der Bass als solcher richtig wirkt.

Warum also nicht im Akkordeonorchester ... wenn es musikalisch gut eingesetzt wird, hätte ich kein Problem damit. Man darf es natürlich nicht nur dem Techniker überlassen, der sonst die Dorfdisko beschallt ... ;)
 
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Ich wollte nur mal kurz reinhören, mußte aber bis zum Ende bleiben.
Für Freunde der Diatonischen und des Folksgesangs.
 
Ich weiß nicht wurde dieses werbeVidio hier schon gepostet, ich fand es aber sehr interessant und veranschaulichend. .
 
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Thomas Bauer, Dirigent vom Sakkoh (Sinfonisches Akkordeon Orchester Hessen) erklärt hier ganz gut, wie sich der Klang des Orchesters für ihn als Dirigent und Arrangeur zusammensetzt - er nimmt auch Bezug auf den Einsatz der Elektroniums (Elektronen???) Ganz am Anfang des Clips ist übrigens der "Totentanz" von Franz Liszt zu hören und zu sehen (es war das Konzert 2018, ich war im Publikum)

 
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John Spiers hat einen "Squeezebox Advent Kalender" auf Youtube, auf dem er alle seine Instrumente von innen, außen und mit ihrer Geschichte vorstellt in 24 Videos vorstellt. Einziger Nachteil vielleicht ist, dass alle Videos auf Englisch sind.

 
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