Preisleistungsverhältnis bei Gitarren

  • Ersteller Eraser17
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jetzt müßte man natürlich erst einmal definieren, was "billig" und was "teuer" ist.

Das ist ja noch relativ simpel. Da einigt man sich auf eine Zahl. Und wenn man einigermassen einen Überblick über den Markt hat, kennt man schnell die typischen Preisgrenzen.

Bis hundert Euro: Dekostücke
bis ca. 250/300 Euro gehen die "El Cheapo"-Teile aus Fernost
bis 800: Mittelklasse
bis 2000: Profi-Gerät
bis 6000: Spielzeug für Zahnärzte und Rechtsanwälte (oder Top-Profis)

Aber jetzt frag mich mal:

Was ist denn "Leistung"??

Da geht das Problem doch erst los. Wenn ich in meiner Rockshow bei jeder Zugabe zur Publikumsgaudi eine Gitarre zerschrotte (Pete-Towshend-Hommage) ist eine Keiper o.ä. für 69,- Euro von Ebay im P/E kaum zu toppen.

Wenn ich mir was unter die Schlafzimmerdecke hängen will zum nächtlichen Abspritzen: PRS Private Stock würd ich sagen. Mal ganz dekadent 12000 Euro ohne Reue rausgeballert.

Alles dazwischen ist sehr von den individuellen Vorstellungen abhängig. Und dann kommt noch dazu, dass es auch unter den Gitarren individuelle Ausreisser nach oben und unten gibt. Eine gute Gebrauchsgitarre mit absolut zufriedenstellendem Klang für die Bühne kriegt man heute für 250 Euro.

Und dann zählt: Glück, persönlicher Geschmack und die Fähigkeit des Gitarristen, eine gute oder schlechte Gitarre überhaupt zu erkennen und ihr Potential auch rauszuholen.

Meine ganz persönlichen Erfahrungen:

Ich habe eine Gibson Les Paul, die mich 3 Mille gekostet hat und für mich persönlich das Nonplusultra darstellt. Sie klingt gut, sieht toll aus und erfüllt mir einen Jugendtraum. Das ist einfach mein Baby und ich verzeihe ihr deswegen auch die mässige Verarbeitung im Detail ("historische" Mechaniken, Binding-Kanten, anlaufende Hardware) . Ich bin nach drei Jahren immer noch verliebt - obwohl ich sie auf Konzerten oft nicht einsetze wegen Klau und Beschädigungsgefahr. P/L: fantastisch - die ist unersetzlich!!

Meine Highway 1-Strat (600 Euro) hat nur die Macke, dass der Lack eine "Auto-Aging" Option hat: fällt fast von allein vom Body. (Ich find's cool) Ausserdem sind die PU's mies und wurden ersetzt. Aber sie hat einen hervorragenden Ton und klasse Bespielbarkeit und ist meine Lieblings-Wohnzimmer-Übungsklampfe. Selten oder nie im Band-Einsatz, weil meine Kumpels sie nicht ausstehen können: zu "laut" :D. P/L: prima.

Umgekehrt isses mit der Duesenberg, 900 Euro. Die spiel ich nie zu Haus, weil ich die flachen Bünde nicht mag. Aber auf der Bühne ein Hit. Vor allem für die "dirty Jobs", wo ich die Paula nicht mitnehmen mag. p/l: prima. Arbeitstier.

Und jetzt wird's schwierig: Ich habe mir vor kurzen auf blauen Dunst eine STAGG (Jazzmaster-Kopie) bei ebay angelacht. Für 100Euro. Motto: kannmajanixfalschmachn. Ich bin, seit das Ding bei mir ankam, schockiert, wie GUT das Ding ist. Okay, die Mechaniken sind nicht der Hit (die von der Gibson auch nicht), und der Lack des Halses war nicht gut poliert (die Duesenberg hat auch 'ne Lackmacke), genau wie die Bünde (waren bei der Gibson auch nicht astrein). Aber das war mit 'ner halben Stunde Arbeit erledigt, das Holz ist gut (3-teiliger Body, die Fender hat 4 Teile), die Halskante ist absolut glatt abgerichtet, sie hält die Stimmung und die Tonabnehmer sind (das find ich am erstaunlichsten) wirklich gut. Und am wichtigsten: im Bandzusammenhang klingt sie besser als die Fender und genau so gut wie die Duesenberg. Mit der Paula kommt sie allerdings nicht mit.

Das heisst: für 'nen Hunderter gibt (mit viel, viel Glück, denke ich) heutzutage eine absolut brauchbare, professionell einsetzbare Gitarre, wenn man bereit ist, kleine Mängel nachzubessern. P/L: WOW!

Was ich mit dieser langen Geschichte eigentlich sagen will: ein "gutes P/L" ist individuell zu definieren. Wenn ich die Gitarre mag und sie tut, was sie soll: gut. Gibt es eine andere, die für weniger Geld das gleiche tut? Meist nicht. Jedes Gitarrenmodell hat individuelle Plus und Minus-punkte, Macken und Vorzüge, die andere nicht haben. Von einer emotionalen Bindung wg. Historie, Vorbildern oder Look mal ganz abgesehen. Auch innerhalb der Modell-Linien gibt's Individuen, wie unter uns Gitarristen (die wir ja nach allen möglichen Kriterien Equipment kaufen, aber aber wohl kaum nach rationalen oder "objektiven"). Es passt, oder es passt nicht. Und das ist ziemlich unabhängig vom Preis.

So, nu kommt Ihr.
 

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