Hallo,
ich habe mir ein Rack-Wah selber gebaut mit einer analogen Schnittstelle und einer MIDI-Schnittstelle.
Bauplan:
1. Ich habe mir ein CryBaby gekauft (
GCB95 - das Standard-Wah von Jim Dunlop).
2. Die Platine aus dem Pedal entfernt und in ein
19" 1HE Gehäuse gebaut.
3. Den Schalter und das Poti habe ich im Pedal gelassen und auf Platinenseite jeweils durch ein Relais und ein Digitalpoti ersetzt.
4. Ich habe den Mikrocontroller
Conrad C-Control M-Unit aus meinem ehmaligen Roboterprojekt in das Rack-Gehäuse gebaut.
5. Einer der (ich glaube insgesamt 8 waren das) Digitalausgängen des M-Units habe ich an den Digi-Poti angeschlossen.
6. Einen weiteren Ausgang des M-Unit habe ich mit einer Relais-Schaltung an das Relais angeschlossen, welches die Wah-Elektronik per Signal vom M-Unit aktiviert oder deaktiviert.
7. Nun habe ich eine mehradrige Leitung in das Pedal aus Gußeisen gelegt und an alle Kontakte gelötet (die vom Schalter und die vom Poti). Da ich mich um das wesentliche kümmern wollte, hab ich erstmal von einem sauberen Stecker-/Buchsensystem abgesehen und habe das Kabel halt direkt angeklemmt erstmal.
8. Am anderen Ende des Kabels bin ich an die Eingänge des M-Unit gegangen und habe dort den Widerstand des Potis und die Schaltposition des Schalters messen können.
9. Das Schaltersystem war einfach. Schalter aktiv => M-Unit erkennt Stromdurchgang => schaltet je nach dem das Relais durch oder lässt es abfallen.
10. Beim Potisystem musste im Basic-Code des M-Unit eine Rechen-Routine rein. Die sah wie folgt aus: maximaler Wert angeben/einlesen + minimalen Wert angeben/einlesen und anschliessend geteilt durch 255 rechnen. Im Vergleich zu MIDI, kann das M-Unit nämlich 255 Schritte bearbeiten bzw. das Digipoti 255 Stufen schalten und nicht bloß 127 wie das MIDI-Protokoll. Es handelt sich dabei um eine verdammt hohe Auflösung, die sich nicht vom menschlichen Ohr wahrnehmen lässt. Man stellt sich vor: Den Drehradius eines Potis in 255 einzelne Schritte einzuteilen.
11. Bevor ich weitergearbeitet habe, hab ich mich erstmal daran gemacht, das bereits geschaffte anständig zu befestigen. Ich habe die Klinkenbuchsen auf der CryBaby-Platine an die Rückseite des Rack-Gehäuses gelegt. Für eine einheitliche Stromversorgung der Komponenten gesorgt (CryBaby-Platine 9 Volt, M-Unit 6 Volt, Sonstige Stromversorgung für Relais, etc.).
12. Nun war es möglich, das Rack-Wah zu nutzen. MIDI war noch nicht fertiggestellt, aber die analoge Steuerung über das original Gußeisenpedal war möglich.
13. Ich musste eine Justier-Funktion in die Software vom M-Unit integrieren die ich mit 2 Tastern ansteuerte. Denn: die Stellung des Pedalpotis wurde ja über den Widerstand abgefragt. Und...nun, der Widerstand wird auch durch die Kabellänge des Pedals zum Rack ebenfalls beeinflusst. Es war also vor jeder Nutzung bzw. vor jedem Gig notwendig, einmal den maximalen Wert und den minimalen Wert abzufragen um eine saubere Einteilung in 255 Schritte zu erreichen.
14. Das M-Unit verfügt über eine serielle Schnittstelle (mit der unter anderem auch die Software reingeladen wird). MIDI ist auch seriell. Ich habe mir von einem Freund der etwas mehr Ahnung von Bits und Bytes hat, eine Art MIDI-Software schreiben lassen, und mir gleich auch eine MIDI-Schaltung löten lassen (für MIDI-Thru, damit ich MIDI auch für die anderen Geräte im Rack nutzen konnte). Die MIDI-Settings wollte ich über PIN-Blöcke regeln, die man per Jumper setzen kann (diese PINs und Jumper kennt jeder von Mainboards aus dem Computer). Soweit ist es aber nicht gekommen, wir haben es dabei belassen MIDI erstmal fix in der Software konfiguriert zu lassen.
In der Software war zusätzlich folgendes geplant (wurde aber nicht realisiert):
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Auto-Wah hinzufügen. Ich wollte mir bei Conrad eine Signal-Pegel-Anzeige kaufen und anstelle der LEDs das M-Unit dranklemmen um die Signalstärke abzufragen und daraus dann die Resonanzfrequenz des Wahs zu bilden ("je stärker die Anschlagsdynamik, umso durchgedrückter das Pedal").
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Not-Bypass hinzufügen. Falls der Widerstand auf 100% sinken sollte oder die Steuerung ausfällt, sollte automatisch auf Bypass geschaltet werden über das Relais, damit man weiterspielen kann und nicht unterbrochen wird wegen Reparatur.
Ich muss betonen, dass es einwandfrei funktioniert hat. Es gab jedoch einpaar Gründe, weshalb ich es wieder zerlegt habe:
-Das 19" Gehäuse war - wie sollte es anderst sein - anderst als in eBay beschrieben. Genauergesagt durfte ich mir die einzelnen Teile (Bodenplatte, Seitenteile und Rack-Bügel) mit selbstschneidenden Schrauben zusammen montieren, dabei bin ich von einem Komplettgehäuse ausgegangen, welches sich nicht einfach so biegt.
-Ich kann leider nicht löten bzw. habe es nie richtig gelernt gehabt. Da es aber roadtauglich sein sollte, hab ich versucht alle Kabel und Adern, mit irgendwelchen Klemmen zusammen zu bekommen (Lüsterklemmen oder ähnliches) und im Endeffekt war mir das Risiko zu groß, meine restliche Gitarren-Anlage zu beschädigen durch einen Kabelbrand oder sonstigen Defekt.
Für die, die es mal versuchen wollen:
Am wichtigsten ist es, den Schalter und das Poti aus dem Pedal durch etwas zu ersetzen, was sich von einem Mikrocontroller steuern lässt. Das ist zum einen ein Relais mit der passenden Steuerschaltung und zum anderen ein Digitalpoti, kurz Digipoti. Ich habe das hier benutzt: EE-Poti X9C104 von Conrad Elektronik. Kostenpunkt rund 5 EUR.
Hat man alle analogen Schalter und Potis durch digitale Versionen ersetzt, braucht man einen Mikrocontroller. Ich habe das C-Control M-Unit genutzt, welches das zwar kann, aber im Nachhinein ein Fehlgriff war. Würde ich es erneut versuchen wollen, würde ich einen von ATMEL, AVR oder einen höheren von Conrad nehmen (C-Control 2 der auch C# und nicht nur Basic versteht). Hat man die Steuerung der Platine nun mit dem Controller verbunden, ist der Rest
eigentlich ganz einfach. Man kann Schalter, Taster, Potis und ähnliches an die Eingänge des Controllers klemmen und mit dem entsprechenden Controller-Programm diverse Schaltaufgaben regeln (Wah an, Wah aus; Digipoti betätigen; ...). Auch ohne MIDI ist es ein Genuss und ein Spaß. Vorallem wenn man gerade damit beschäftigt ist ein Programm zu schreiben und das Wah dann vom PC aus steuert

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Kostenpunkt bei mir lag bei ca. 150 EUR. Möchte man es übersichtlicher und mit Professionalität angehen, würde ich 100 EUR drauflegen, somit wären wir bei 250 EUR, was dann aber auch absolut alles beinhaltet (inkl. der Sachen, die ich hätte besser machen können).
Arbeitsdauer ist bei mir schwer zu sagen, da ich mir alles etappenweise bestellt habe. 2 Wochenenden für die Hardware und 4 Wochenenden für die Software könnten aber schon ziemlich passend sein, da ich mich erneut in BASIC einarbeiten musste und meine letzten Developerarbeiten schon verdammt lange her waren.
Da ist jetzt einiges an Text zusammen gekommen. Abschließend möchte ich noch folgendes sagen:
Ich bin kein Elektronik-Experte, für den Bau des Gerätes hat es aber gerade noch gereicht. Ich habe es seit ca. 1 Jahr zerlegt und die eine oder andere Kleinigkeit könnte von dem abweichen, wie es tatsächlich war. Ich wollte nur sagen, dass ein Eigenbau möglich ist, welcher funktioniert und sich per MIDI steuern lässt. Mein Problem war, dass ich es hauptsächlich alleine gemacht habe (bis auf die Software und das MIDI-Pass) und ich mir besser hätte jemand zur Seite holen sollen.
mfg. Jens