So wenig Wiedererkennungswert!

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mytech
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Hallo,

ich schau mir ab und zu Covers von Liedern auf Youtube an. Mir fällt in letzer Zeit extrem auf, dass soviele Sänger sich so anhören wie 1000 andere. Die können alle Singen, klingt alles schön und gut, aber die haben keinerlei Wiedererkennungswert, keinen eigenen Stil, so 0815. Vor allem bei weiblichen Sängern kommt mir das öfters vor. Deswegen überspringe ich schon die Hälfte oder mach nach dem ersten Ton aus. die Wie denkt ihr?
 
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Hallo,

Mir fällt in letzer Zeit extrem auf, dass soviele Sänger sich so anhören wie 1000 andere. Die können alle Singen, klingt alles schön und gut, aber die haben keinerlei Wiedererkennungswert, keinen eigenen Stil, so 0815. Vor allem bei weiblichen Sängern kommt mir das öfters vor.

Wenn das mal nicht an diesen dummen Casting-Shows liegt wie DSDS...
 
Ich kann mir vorstellen das viele von denen noch nicht lange singen. Ich habe das Gefühl der Wiedererkennungswert steigt mit der Entwicklung der Stimme.

Wenn jemand seine Stimme kennt und richtig einsetzt ergibt sich schneller ein Wiedererkennungswert.

Meine Meinung :D
 
Hallo,

ich bin da ziemlich auf derselben Linie wie effjott. Da eifern einfach zuviele einem bestimmten Vorbild nach, egal, ob das jetzt im Soul- oder R'n'B-Bereich oder sonstwo ist. Speziell im Zusammenhang mit Castingshows ist ja auch das eigene Profil nicht unbedingt gefragt, da muß nur der schnelle Euro her. Die typische "Kellerband" mit Ochsentouren durch die Kneipen hat doch heute kaum noch eine Chance, groß zu werden, wenn da mal ein absolut "eigenes Ding" durchgezogen wird. Ausnahmen bestätigen, wie immer, die Regel...

Viele Grüße
Klaus
 
...Verschoben in die Plauderecke.

Zunächst:
Ich denke nicht, dass die Castingshows "schuld" daran sind. Auch, dass speziell dort bewusst nach 0815-Stimmen gesucht wird, ist so nicht richtig.
Woran aber die Castingshows "mit-schuld" sind ist, dass jeder zweite ein Sänger werden will und das auch zeigt. Früher waren Sänger selten - heute ist das total hip und jeder geht dank YouTube und Co mit seiner Stimme an die Öffentlichkeit. Und weil das "Mittelmaß" nun mal den gößten Teil der Bevölkerung ausmacht, wird uns einfach mehr bewusst, dass besondere Menschen eben doch selten sind..

Die typische "Kellerband" mit Ochsentouren durch die Kneipen hat doch heute kaum noch eine Chance, groß zu werden, wenn da mal ein absolut "eigenes Ding" durchgezogen wird. Ausnahmen bestätigen, wie immer, die Regel...

Sorry - aber das haben Alt-Mucker schon behauptet, als ich noch ganz klein war (und das ist seeehr lange her). Jetzt bin ich selbst Altmucker und finde, da hat sich rein gar nix geändert. Tourende Bands mit Gitarren aus Probekellern gab es schon immer und die Chancen sind heute wie gestern. Tatsächlich habe ich sogar den (subjektiven) Eindruck, dass Live-Konzerte auch von unbekannten Bands viel besser besucht sind als früher.. Aber auch hier ist und war das "klingt wie"-Mittelmaß eben am häufigsten vertreten. Der Unterschied liegt in den Feinheiten: "Eigenes Ding durchziehen wollen" ist eben erstmal nur eine Theorie und zudem auch kein Qualitätsmerkmal. Hinzu kommt bei vielen das fehlende Duchhaltevermögen. Der Rest ist Zufall, Timing und Glück - aber auch das ist heute nicht anders als gestern,


Ansonsten zum Thema:
Wenn ich beginne, mich für das Kochen zu interessieren, halte ich mich zunächst erstmal streng ans Kochbuch.

Erst wenn ich die einzelnen Zutaten kenne und die Auswirkungen auf den Geschmack einzuschätzen weiß, kann ich beginnen zu experimentieren. Beim Gesang ist das nicht anders. Solange ich mich ans Kochbuch halte, bin ich auf der sicheren Seite. Kann aber auch nicht erwarten, selbst ein Spitzenkoch zu werden. Und viele bleiben eben lieber beim Rezept aus dem Kochbuch, um nichts falsch zu machen und weil es gut bei den Gästen ankommt.

Und dann kommt natürlich noch hinzu, welche Qualität die Zutaten haben. Industriesalz gibt es für 20 bis 30 ct in jedem Supermarkt. Für Fleur de Sel muss man weit gehen und das 10fache ausgeben. Genauso gibt es halt besondere Stimmen nicht an jeder Ecke. Das kann man sich leider nicht immer ganz bewusst aussuchen.

Und hier wieder der Bezug zu oben: Es ist falsch zu denken, dass es heute mehr 0815-Künstler gibt als früher und nur der Markt daran schuld ist. Richtig ist nur, dass einem das Mittelmaß eben ständig ins Auge (oder in die Ohren) springt. Natürlich wird ein erfolgreiches Konzept (bzw Rezept) erstmal zig-fach von der Industrie kopiert, um es relativ risikofrei richtig schön auszuschlachten. Aber auch das war schon immer so und ist kein neuzeitlches Phänomen. In der Regel bleiben die Trittbrettfahrer aber Eintagsfliegen. Nena gibt es noch, Fräulein Menke spielt ab und zu mit Markus nachmittags auf Stadtfesten. Elvis lebt, für Ted Herold interssiert sich kein Schwein... das lässt sich sicher bis Mozart zurück belegen.


...
 
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Ich denke nicht, daß man's einfach auf Bohlen und seine Schergen abwälzen kann - obwohl's die sicher ihren Anteil dran haben. Aber dieses Problem gab's auch schon vor dem ganzen Casting-Humbug.
Mir ist das zuerst bei Liveauftritten von Coverbands aufgefallen, sogar noch bevor youtube in aller Munde war. Ich kann mich, ganz ehrlich, nicht an eine Coverband erinnern, bei der die Sängerin nicht gegen jede x-beliebige einer ähnlichen Band austauschbar gewesen wäre. Bei den männlichen Vertretern der Zunft ist das nicht so kraß. Gerade vor kurzem hab' ich einem Auftritt einer regional ziemlich bekannten Band beigewohnt (also nur halb, wir sind in der Pause gegangen, aus eben diesem Grund), die drei Sängerinnen hat. Und sobald man die Augen schloß, konnte man nicht mehr sagen, wer da eigentlich gerade singt - obwohl der Sound durchaus differenziert und die Band an sich nicht schlecht war.
Ich finde so etwas sehr schade, weil oftmals einiges an Potential vorhanden ist und dann geht's halt doch als Dutzendstimme im allgemeinen Sumpf unter...

Das ist jetzt nur eine Theorie, aber es scheint daran zu liegen, daß Marlene Musterstimmchen zwei wichtige (vielleicht die wichtigsten) Aspekte der Musik nicht begriffen oder vielleicht auch nie davon gehört hat. Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Jungs diesbezüglich schlauer wären - wahrscheinlich unterscheiden sich Männerstimmen einfach etwas mehr...
Erstens: Sobald man singt oder ein Instrument spielt (außer zu Üb- und Lernzwecken natürlich) geht es nicht um Techniken jedweder Art, die müssen im Hintergrund automatisch ablaufen, sie stellen sozusagen den Werkzeugkasten dar. Es geht um "being in the moment" - wenn ich das mal neudeutsch so sagen darf, da mir gerade keine wirklich treffende Formulierung in deutsch einfällt - will sagen, es geht darum, das zu tun, was der Song genau in diesem Moment braucht. Die meisten spulen halt einfach irgendwas ab, was sie gepaukt haben und jetzt als Schema F über jeden Song drüberstülpen - wie eine Art Sachbearbeiter, anstatt sich wirklich in den Moment hineinzuversetzen und ihn zu interpretieren.
Und zweitens fehlt es sehr häufig am notwendigen Fundus. Wenn ich nur ________________ (hier bitte eine Chartband eigener Wahl eintragen) höre und singe, werde ich dementsprechend geprägt und in meinem Werkzeugkasten ist dann eben auch nix anderes drin. Jeder richtig gute Musiker mit dem ich es je zu tun hatte, hat sich mit allem möglichen beschäftigt, genre-, geschlechter-, äraübergreifend etc.
Je mehr Musikstile ich kenne, desto mehr Gewürze stehen mir zur Verfügung, um den großartigen Billy Ward frei zu zitieren.
Alle wollen immer ihren eigenen Stil haben, aber wo soll der denn bitteschön herkommen, wenn ich mich immer mit demselben Schmus umgebe? Wenn ich nur einen Buchstaben kenne, weil ich mich nur für eben diesen einen Buchstaben interessiert habe (oder mein Lehrer mir nur diesen einen gezeigt hat!), dann kann ich hinterher nur "Aaaaaa aaa aa aaaaaaaaa aa aaaa aaaaa" sagen und vor allem denken. Je mehr Buchstaben ich lerne, desto mehr Worte kann ich bilden und irgendwann kann ich dann zum richtig versierten Sprecher werden. Bleibe ich aber ausschließlich beim A, gebe mich damit zufrieden und umgebe mich mit lauter Leuten, die auch nix anderes sagen - dann stimmen wir zwar immer bestens überein, interessant werden die Gespräche aber wohl eher selten sein :gutenmorgen:
Und da ist natürlich der Bohlen-Faktor mit drin. Die Leute lassen sich halt von dem berieseln (und somit prägen), was um sie herum ist, schauen somit nicht mehr über den Zaun hinaus und suchen sich keine anderen Einflüsse - womit sie dann eben auch zum Berieslertum verdammt sind.

Umso leichter ist es dann aber auch, die Rosinen herauszupicken, weil sie einen quasi sofort anspringen.
 
Antipasti, Küblböck sollte nicht gewinnen- er war nur der Exot, der für Schlagzeilen gesorgt hat.
Wegen seiner Stimme ist der nicht so weit gekommen, sondern weil er die Sendung interessanter gemacht hat und polarisiert hat. Jemand mit seiner Stimme und einem langweiligen Auftreten wäre sofort rausgeflogen.
Und Schumacher ist auch kein gutes Beispiel, weil es vor allem die Pseudo-RnB/Pseudo-Soul-Sängerinnen sind, die so langweilig sind, und von genau denen gibt es halt gerade sehr viele. Bei den Männern fällt mir das auch nicht so auf, ich weiß nicht recht warum.

Gerade diese Sängerinnen langweilen mich besonders- es hört sich an, als hätten alle den selbern Lehrer und die selbern Vorbilder, und es klingt immer nach dem "abrufen technischer Fähigkeiten", aber selten nach "singen mit Gefühl".

Der neuseste Trend scheinen ja nun eklig-klebrig-niedliche Kaugummistimmchen zu sein, das finde ich fast noch schlimmer, weil es klingt wie "Musik für Pädophile".

Da gibts einfach keine Kanten, und das nervt mich schnell. Dazu kommt dann das oft gut heraushörbare AutoTune, das den ganzen Brei noch zusätzlich plättet.

Wenn man sich dann an die zurückerinnert, die einen wirklich beeindruckten, sind solche Leute garantiert nicht drunter, sondern eben Amy Winehouse, Janis Joplin oder Beth Gibbons.

Oder bei den Männern...warum kennt heute noch jeder Lindenberg, Grönemeyer, Jagger oder Axl?
Wegen dem Wiedererkennungswert, nicht wegen der...perfekten Technik. Schumacher kennt nächstes Jahr kein Schwein mehr.
 
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Ich auch nicht...aber ich glaube Antipasti, daß er existiert. Der einzige, der mir im Gedächnis haften geblieben ist , ist Alexander Klaws, und das auch nur wegen seinem Kinn. Und der Cicero, weil er eben ganz was anderes macht als Standard-Pop.
Dabei sehe ich mir diese Castingshows tatsächlich manchmal an, und es bleibt einfach nichts hängen davon...zumindest vom Gesang.
 
Antipasti, Küblböck sollte nicht gewinnen- er war nur der Exot, der für Schlagzeilen gesorgt hat..

Das ist aber wieder ein anderes Thema... bitte kein pro/kontra DSDS aus diesem Thread machen - davon haben wir schon etliche. Das lässt sich alles aber auch auf Zeiten vor Castingshows anwenden. Castingshows bieten ledigllich einen guten, komprimierten Einblick, wie kommerzielles Musikbusiness (auch) funktionert.

Was ich eigentlich sagen will ist: Das ist alles kein neuer Trend - Einheitsbrei gab es schon immer. Auf die Beatles folgten viele kleine Beatles, auf Elvis viele kleine Elvis-Imitate und Aguilera eben viele kleine Aguilera-Nacheiferer. Die Charts vor 30-40 JAhren waren sicher nicht abwechlungsreicher als heute.

Was aber sicher wahr ist, ist dass es heute weitaus schwieriger ist, etwas wirklich neues zu erfinden.

Ein Lindenberg zB ist sicher nicht nur wegen des hohen Wiederkennungswertes seiner Stimme im Gedächtnis geblieben - sondern weil er etwas gemacht hat, was es zur Zeit in genau der Art eben noch nicht gab. Es gab keinen richtigen Rock mit guten Deutschen Texten. Ähnliches gilt für fast alle, die uns im Gedächtnis geblieben sind - sie waren halt neu - und das zum richtigen Zeitpunkt. Heute ist es allerdings nicht gerade einfach, eine eigene Nische zu finden.

Und das unterstützt meine These, dass es nicht daran liegt, dass niemand etwas neues machen will und alle nur Einheitsbrei hören wollen - sondern dass etwas Besonderes und einmaliges, was nebenbei auch noch gut ist und den Geschmack von Massen zum richtigen Zeitpunkt trifft, eben nicht an Bäumen wächst. Da spielen neben dem Wiederkennungswert der Stimme noch viele andere Faktoren ein Rolle. Das hat auch demoskopische Gründe

..
 
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...das geht mir nun etwas zu weit. Ich denke nicht, daß es gleich darum geht, etwas neues aus dem Boden zu stampfen. Es geht einfach um Stimmen mit Charakter und Ausdruck. Man muß das Rad ja nicht laufend neu erfinden. Es gibt viele Sänger/Musiker, die nichts neues, aber trotzdem was gutes machen - man nehme nur einmal den Blues-Bereich. Da gibt's seit Jahrzehnten kaum wirklich neues, aber gut sind trotzdem viele. Das sollte man so nicht in einen Topf werfen. Oder nimm' die Jazzleutchen. Wenn man sich da von 'ner Sängerin eine Platte kauft, dann sind da die gleichen Songs drauf, die schon auf 1000 anderen Platten drauf sind - Standards eben - und trotzdem sind sie nicht alle gleich. Ein "Twisted", "Summertime" oder "Fever" klänge sowohl bei Annie Ross, als auch bei Nina Simone klasse - nichts neues, aber völlig anderer Charakter. Und das obwohl beide im gleichen Genre tätig waren...
Ansonsten stimme ich Dir zu, nur muß es eben nicht gleich was Einmaliges, Neues oder Abgedrehtes sein. Gutes, solides Handwerk täte es auch schon :)


p.s. nicht, daß ich was gegen Abgedrehtes hätte :cool:
 
...das geht mir nun etwas zu weit. Ich denke nicht, daß es gleich darum geht, etwas neues aus dem Boden zu stampfen.

Das ist völlig richtig - aber wenn hier beispielhaft ein paar DSDS-Sternchen den Dinosauriern wie Lindenberg und Co gegenübergestellt werden, dann hinkt der Vergleich eben schon - worauf ich halt eingehen wollte: dass es bei solchen Parade-Beispielen nicht nur um den Wiedererkennungswert der Stimme geht sondern eben wieder ein anderes Thema ist...

Da sind wir wieder am Anfang: Wer anfängt, kopiert erst mal, was er gut findet. Einige wenige schaffen es, daraus eine eigenen Ausdrucksform zu entwickeln, viele aber nicht. Zumal es ja auch eine Zeit dauert, eine eigene Künstler-Persönlichkeit zu entwickeln. Die hat nicht jeder Normalo einfach so mit 15-20. Viele haben sich oft schon für einen ganz anderen Weg entschieden, bevor sie überhaupt an diesen Punkt kommen.

Fazit:

  • Eine besonderer Sänger mit einem hohen Wiederekennungswert ist einfach nicht jeder
  • ist man nicht von Geburt an, sondern es braucht auch ein Stück Reife, muss sich entwickeln
  • daran ist - und dabei bleibe ich - nicht unbedingt die Industirie schuld. Auch wenn die natürlich einen bestimmten Trend eine Zeit lang unterstützt, um ein Stück vom Kuchen abzubekommen. Qualität "mit dem gewissen Etwas" setzt sich auch ohne die Industrie irgendwann durch.
 
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Man darf auch eines nicht vergessen, nur weil hier mehrmals Coverbands erwähnt wurden: es gibt eine Erwartungshaltung vom Zuhörer bei Stücken, die er kennt. Wenn man nun hergeht und einem Song, den jeder kennt, liebt und mitgröhlen will, seinen eigenen Stempel aufdrückt, löst das (je nach Anlass zumindest) eher Befremdung aus und so ein "Warum machen die das nicht wie es sich gehört?"-Gefühl bei den Leuten. Starke Nähe zum Original ist für solche Coverbands, die auf Parties und Festen spielen wollen, sehr wichtig, das habe ich selbst erfahren müssen. Noch dazu werden solche Bands ja häufig gebucht, um im Hintergrund zu spielen, sei es zur Berieselung, sei es, dass getanzt werden kann. Da geht es nicht darum, dass das Publikum andächtig lauscht und von der Individualität des Frontmann/ der Frontfrau beeindruckt ist.
 
Da geht es nicht darum, dass das Publikum andächtig lauscht und von der Individualität des Frontmann/ der Frontfrau beeindruckt ist.

Das ist natürlich richtig und da sollten wir hier auch streng unterschieden. Reine "Nachspiel-Bands" machen einen großen Anteil im Live-Musik-Geschäft aus und da ist die Nähe zum Original bzw der Verzicht auf Eigenständigkeit eine bewusste, ja gewollte Sache. Wenn ich eine ACD / CD Coverband für ein Stadtfest buche, dann MÜSSEN die klingen wie AC/DC. Und wenn ich eine Tanzband mit buntem, abwechslungsreichem Programm für jedermann auf meiner Hochzeit spielen lasse, dann dürfen die Interpretationen nicht zu individuell sein.

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Genau da liegt oft die Krux - Sänger/innen in Coverbands werden eher als Stimmenimitatoren denn als individuell klingende Stimmen geschätzt.
Außerdem ist es nun einmal so, dass geschätzte 80% aller Sänger durchaus gute, aber eben doch nur durchschnittliche Stimmen haben, die sich nie groß aus der Masse herausheben werden. Darum bewundern wir ja auch die einzigartigen Stimmen und horchen auf, wenn jemand eben NICHT nach 08/15 klingt. Das ist leider nicht jedem gegeben !
 
...umso leichter ist es ja dann für uns Nicht-08/15er :great:
So kommen wir der Sache auch schon näher. Ich kenne das Problem mit dem Zwang, so originalgetreu wie möglich zu klingen, auch. Als ich damals anfing, war genau das in meiner ersten Coverband ein Riesen-Streitpunkt. Damals hatte ich noch keine Ahnung von irgendwas und hab' mich angepaßt. Aber diese Einstellung kam immer von den Mitmusikern, nie vom Publikum. Ich hab' auch schon AC/DC Songs gecovert, und der Einzige, dem's etwas unangenehm war, nicht wie Scott oder Johnson zu klingen, war ich. Vom Publikum hab' ich da nie Kritik gehört, was mich nach wie vor selbst etwas wundert. Aber ich erkläre mir das zumindest teilweise so, daß beim Publikum, wenn man einen bekannten Song anspielt, eher die CD bzw. das Radio im Kopf mitläuft und sie deshalb gar nicht so genau auf die Detailtreue achten. "Highway To Hell" ist halt "Highway To Hell" und wenn man's nicht völlig versemmelt, haben die Leute da auch ihren Spaß dran. Das ist zumindest meine Erfahrung...
Und bei der Band, die ich oben beispielhaft anführte, handelt es sich ausdrücklich um eine Band, die ihre eigenen Versionen macht. Sie haben auch viele Songs, die ursprünglich von Männern gesungen wurden z.B. - und da erwarte ich dann schon etwas Charakter im Gesang...

Ich kann Antipasti's vorletztem Beitrag nur zustimmen. Bei dem "Wer anfängt, kopiert erstmal...." möchte ich nur hinzufügen, daß das ja auch völlig richtig ist. Nur sollte man nicht immer nur ein und denselben kopieren, sondern eben auch ein wenig breiter gefächert drangehen - dann kommt am Schluß auch automatisch ein eigener Stil raus - und nicht nur ein Abklatsch. Die Leute, die gegen's kopieren sind, weil sie von vorneherein ihr eigenes Ding machen wollen, sind meiner Ansicht nach auf dem totalen Holzweg. Kopieren ist in! Aber eben mit Köpchen, Weit- und Rundumblick.


p.s. zu Bell*: Wenn mal nunmal eine Dutzendstimme hat, ist das zwar nicht zu ändern. Aber man hat doch auch noch andere Möglichkeiten, um sich hervorzuheben. Der Kreativität sind ja keine Grenzen gesetzt. Dann phrasiere ich eben auf eine spezielle Art (das ist z.B. bei Grönemeyer wohl typischer als der Klang der Stimme selbst) oder mache sonst etwas auf meine eigene Art. Der eigentliche Stimmklang ist ja nur einer der Faktoren....
 
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Es stimmt schon - der größte Druck, so originalgetreu wie möglich zu klingen, kommt meistens von den lieben Mitmusikern, ich habe das auch zur Genüge erlebt.

Als Gesangslehrerin fällt mir aber seit langem auf, dass es (besonders unter den jungen Mädels) eine wachsende Schar von Aguilera/Beyoncé/Alicia Keys/etc.-Klons gibt. Und dass es eine Weile dauert, bis man ihre echte, eigene Stimme freigelegt hat. Da wird auf der Bruststimme herumgedrückt und -geröhrt, was das Zeug hält (bei manchen ist die Kopfstimme schon so hinüber, dass ein zweigestrichenes d oder e zur Herausforderung wird), da werden alle möglichen Verzierungen original nachgesungen, nur halt etwas schief und unsauber - und ich glaube, dass dieses Phänomen sehr wohl auch mit den Casting-Shows zu tun hat, denn sie haben eine Vorbildfunktion und etwas anderes als Stimmklone kriegt man dort kaum noch zu hören.
Zum anderen sagt es natürlich auch viel über den Musikkonsum aus - chartstauglicher Pop klingt jedenfalls in meinen Ohren so eintönig und gleichförmig, dass ich manchmal auch nicht mit Sicherheit sagen könnte, wer da gerade singt.
Natürlich kann ich von einer Sechzehnjährigen keine künstlerische Eigenständigkeit erwarten, es sei denn, es handelt sich um ein Ausnahmetalent, aber die sind absolut selten. Diese Individualität hat tatsächlich etwas mit Reife zu tun, wie antipasti schon sagte. Wenn die Vorbilder allerdings alle massentauglich sind und ich mich immer nur am Mainstream orientiere, kann die Kreativität ziemlich auf der Strecke bleiben.
Und vielleicht liegt es auch an der Übersättigung mit Musik, mit Medien im allgemeinen. Ich höre auch nur noch wirklich hin, wenn mich eine Stimme fasziniert, es passiert aber zugegebenermaßen immer seltener.
 
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und ich glaube, dass dieses Phänomen sehr wohl auch mit den Casting-Shows zu tun hat, denn sie haben eine Vorbildfunktion und etwas anderes als Stimmklone kriegt man dort kaum noch zu hören.

Dass junge Menschen ihre Idole imitieren halte ich eigentlich nicht unbedingt für ein Phänomen. Und sie imitieren ja nicht die Klone, sondern die Vorbilder.

Dass wir diese Imitationen nun überall sehen müssen und die auch noch "gepusht" werden, das hat - gebe ich zu - ganz sicher etwas mit den heutigen Unterhaltungsformaten zu tun, wo das "private, normale" zur Öffentlichkeit wird. Schlüsselloch-TV.

Bei Castingshows geht es eben auch nicht um Musik, sondern darum, normalen Menschen beim (Über)lebenskampf zuzusehen. Genau wie bei "Deine Chance", "Dschungelcamp". "TopModel" usw... und das wissen auch die Zuschauer. Demenstprechend uninteressiert ist jener Zuschauer dann, wenn dieser Kampf zuende ist.

Deswegen können die Shows nicht schuld an der angeblichen Gleichheit in der Musik sein: schließlich wird doch immer wieder - und hier sogar gestern noch - unterstrichen, dass sich niemand für diese "Stars" interessiert und sie SOFORT in Vergessenheit geraten und sie ÜBERHAUPT keine Chance auf dem Markt haben. Die Vorbildfunktion und der Einfluss kann also nicht ganz so mächtig sein. Oder wie nun?


....
 
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Jein :D

Ich denke schon, daß solche Shows einen Anteil haben, eben weil sie das Ganze forcieren und auf die Spitze treiben - und weil sie so ziemlich jeden überall erreichen. Ich persönlich habe seit knapp 4 Jahren gar keinen TV-Empfang mehr und weiß trotzdem, wenn auch sehr vage, was los ist.
Schuld am Phänomen sind sie jedoch sicher nicht, weil es das alles vorher auch schon gab.
Interessant wird es, wenn man sie als eine Art Vergrößerungsglas betrachtet. Eine Lupe für das Medien-Soziotop sozusagen. Ich finde es immer wieder faszinierend (zuweilen auch erschreckend), wie viele Leute tatsächlich dran glauben, daß man dort zum Star wird und daß der Beste gewinnt etc. So wie's ja bei den ganzen Quizshows auch ist...
Leute neigen eben dazu, etwas zu glauben, nur weil's im Fernsehen läuft (erinnert mich gerade an "Wag The Dog", dicker Filmtipp !!!) und werfen alle Logik sofort über Bord. Das geht's wohl eher um den Wunschglauben, ohne Arbeit vom Tellerwäscher zum Millionär zu werden :rolleyes:

Es ist übrigens gerade bei Mädels ausgesprochen schwierig, am Anfang geeignete Songs für den Unterricht aufzutreiben, habe ich festgestellt. Man findet kaum eine Sängerin, die ihre Melodien nicht in Geschnörkel ersäuft. Ich mußte schon häufig auf Songs von Männern ausweichen, um den Gören die Verzierungsflusen auszutreiben. 15 Töne pro Sekunde? Kein Problem! 1 Ton pro Sekunde? Keine Chance! Und wieder fehlt mir ein genervter Kopfschüttelsmiley...
 
Es ist übrigens gerade bei Mädels ausgesprochen schwierig, am Anfang geeignete Songs für den Unterricht aufzutreiben, habe ich festgestellt. Man findet kaum eine Sängerin, die ihre Melodien nicht in Geschnörkel ersäuft.

Ich habe mir mittlerweile einen eigenen Songfundus für diese Klientel angelegt - darunter sind viele Klassiker aus den Sechzigern und Siebzigern. Da wurde schnörkelloser gesungen ;) Oft stellt sich heraus, dass es gar nicht so einfach ist, einem einfachen, schnörkellosen Song wie z.B. "You´ve got a friend" Leben einzuhauchen, ihn mit Emotion und Ausdruck zu singen - aber ohne dieses gekünstelte Pathos der endlos dahinleiernden Pop-Koloraturen.
 

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