Ich habe bei meinem Vintage Modern mir einfach nen EQ in den Effektweg gehangen, und kann bei bedarf das Clean Signal was aus der vorstufe kommt bis auf +18db boosten[...]
Diese Methode verwende ich ebenfalls, allerdings habe ich bei mir das ganze von der anderen Seite angepackt und den EQ vor meinen Einkanaler gehängt. Ich stelle mir nun meinen Clean Sound direkt am Verstärker ein, wie ich ihn haben möchte. Anschließend wird der Gain gerade so weit aufgedreht, dass der Verstärker zunächst clean bleibt, wo der Gain Poti dann auch verharrt. Anschließend kann man den EQ als Booster verwenden. Das praktische daran ist, dass man den EQ gleich dafür verwenden kann, um auch den verzerrten Sound klanglich zu formen.
Die Methode einfach mit dem Volume-Poti zu arbeiten habe ich zunächst auch versucht, allerdings bin ich persönlich damit nie richtig zufrieden geworden, da das Volumen-Poti zum einen auch selbst den Klang der Gitarre beeinflusst und dann im cleanen einfach nicht genug mehr dem entsprach, was ich eigentlich wollte, und zum anderen hatte der Verstärker mit aufgedrehtem Volumen-Poti, trotz hard-clipping, zu wenig Gain. Die Gain-Bereiche lagen für mich persönlich also deutlich zu nah beieinander, was mit dem EQ aber wunderbar zu kontrollieren ist.
Der Grund, warum ich in meinem Fall übrigens einen EQ gegenüber einem Verzerrer bevorzuge, ist ganz einfach der, dass mir der Einkanaler gerade clean als auch verzerrt sehr gut gefällt. Mit dem EQ gehen entsprechend auch nicht die Zerreigenschaften des Verstärkers verloren. Wem das egal ist, wird wohl auch mit einem separaten Verzerrer zufrieden werden.
Ein anderes Problem stellt bei dieser Vorgehensweise allerdings auch die Art und Weise dar, wie ein Verstärker in die Sättigung geht. Da die meisten in diesem Forum, zumindest meiner subjektiven Warnehmung nach, Röhrenverstärker bevorzugen, gehen diese entsprechend auch weich in die Begrenzung. Viele sehen das ja als ganz klaren Vorteil, allerdings ist dann bei solchen Einkanalern mit Röhren eben schwer zu sagen, ab wann denn der Verstärker nun eigentlich verzerrt und ab wann er nun clean ist, der Übergang ist ja gerade fließend. Deswegen kommt es zu der Problematik, die in diesem Thema bereits angesprochen wurde, dass es mit dem Volumen-Poti entsprechend schwer sei, in den cleanen Bereich zu kommen, da ja bei Verstärkern mit soft-clipping Eigenschaften nicht nur der Grad an Verzerrung, sondern auch die tatsächliche Lautstärke mit dem Herunterdrehen des Volumen-Potis sinkt.
An dieser Stelle habe ich gerade hard-clipping sehr schätzen gelernt, denn die Sättigungsgrenze ist relativ schnell gefunden und man kann anschließend recht gut mit beiden Eigenschaften des Verstärkers umgehen, sei es mit dem Gain-Poti am Verstärker, dem Volumen-Poti an der Gitarre, verschiedenen Tonabnehmern oder mit zusätzlichen EQs/Boostern. Wichtig hierbei ist lediglich, dass man den Gain für den cleanen Bereich für einen Einkanaler auch möglichst ausschöpfen sollte, da ansonsten der Abstand zwischen cleanen und verzerrtem Sound zu weit außeinander liegt, was sich in einem mehr oder weniger deutlichen Lautstärkesprung äußert, da man beim Anheben des Gains zunächst die Lautstärke bis zu dieser Sättigungsgrenze anheben muss, bevor es anfängt zu verzerren. Ab der Sättigungsgrenze fängt es dann nur noch an zu komprimieren, weshalb die Lautstärken für verzerrte und cleane Sounds in etwa vergleichbar sein dürften.
Ansonsten wurde ja bereits angedeutet, dass man auch besonders mit verschiedenen Tonabnehmern arbeiten kann, da verschiedene Tonabnehmer unterschiedlichen output haben. Zum Beispiel habe ich eine Gitarre mit SSH-Setup. Den Gain am Verstärker habe ich nun wie bereits oben beschrieben so eingestellt, dass ich mit den Single Coils clean unterwegs bin. Wenn ich nun den Humbucker schalte, habe ich entsprechend eine leichte Verzerrung, die sich ganz gut für blues oder ähnliches eignet oder mit dem ich durchaus noch ganze oder gezupfte Akkorde spielen kann, ohne dass gleich alles in Verzerrung untergeht. Wenn es dann härter zur Sache gehen soll, schalte ich einfach den EQ als Boster dazu und habe dann wiederum mit dem Humbucker einen stark verzerrten Sound und mit den Single Coils einen weicheren Sound. Auf diese Art und Weise habe ich trotz Einkanaler bereits verschiedene Gainstufen realisiert.
Abschließend kann man feststellen, dass man auch mit Einkanalern super zurechtkommen kann, sofern man sich ein wenig Gedanken macht, wie man ihn am besten einsetzt, wobei natürlich klar sein dürfte, dass das trotzdem nicht unbedingt etwas für jedermann ist.