Übercovert – untercovert

  • Ersteller Martman
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Zu sagen, "mehr findest das Publikum nicht gut" halte ich persönlich für eine schlechte Einschätzung des Musikgeschmackes eines breiten Publikums.

Das habe ich nie behauptet. Ich habe nur gesagt, dass der Einheitsbrei funktioniert, darum machen es viele (ich auch).
Du kannst gern einen anderen Weg gehen und in 5 Jahre berichten wie es gelaufen ist.
 
So langsam dreht sich die Diskussion im Kreis.
Es ist vielleicht das Problem, dass manche verschiedene Erwartungshaltungen haben.

In unserer Gegend sind gerade in der Sommerzeit viele "Kerwas" (Kirchweih, Rummel oder wie immer man das auf hochdeutsch nennt ;) . Auf alle Fälle ist da ein Bierzelt und die entsprechende Musik. Wer da ein hochtrabendes musikalisches Erlebnis erwartet ist da wohl fehl am Platz. Party ist da angesagt, trinken, Spass haben, mitsingen (-gröhlen) - das ist der Grund warum man da hingeht. Die Musik muss deshalb nicht schlecht gemacht sein, aber es wird halt gespielt, was das Publikum erwartet und das will mehr oder weniger "Stimmungshits". Wenn ich vor allem wegen der Musik weggehe, gehe ich lieber in einen Club oder auf ein Festival o. ä.
Das sind für mich aber zwei Paar Stiefel, das hat aber nix mit Qualität zu tun sondern mit der Intension.
 
Hups,
hier im Coverband-Forum ist ja nach langer Zeit endlich mal wieder was los, super.

Geschmackvoll heißt, dass sich jemand Gedanken gemacht hat über die Zusammenstellung, dass die insgesammt stimmig ist und zum Anlass passt.
Das hat ja erstmal mit persönlichem Musikgeschmack wenig zu tun. Ein guter DJ kann ja auch eine geschmackvolle Musikauswahl treffen, selbst wenn kein einziges Stück seinem Geschmack entspricht - er braucht nur viel Ahnung und ein wenig Gespür.
Wenn ich mich an meine Oberstufenzeit zurückerinner mit all den durch den Jahrgang organisierten Partys waren da allermeistens Mittelklasse Coverbands. Also die, die für einen Vierstelligen Betrag ihre Anlage anliefern und spielen. Keine der ganz großen, aber auch keine Hobbybands mehr.

Die Musikauswahl war meistens grausam, weil nichts zueinanderpasst. Klar, mal eine Einheit mehr Rock, mal eine Ecke mehr Pop usw, aber bei jedesmal hat man gemerkt dass nur die Hits und Gassenhauer aus jeder Richtung gespielt werden, dass irgendwie kein Respekt vor den jeweiligen Genres da war.
Wenn man sagen wir mal eine Stunde lang härteren Rock spielt (Coverauftritte werden ja sehr oft in Blöcke unterteilt), dann kann man sich doch ein Konzept ausdenken, über bekanntere Stücke zu welchen hinleiten die so nicht jeder kennt bzw. wieder aus den Ohren verloren hat, die Stücke auch mal weglässt die Stimmungsgranaten sind, aber von der Band rein stimmlich nicht rübergebracht werden können, mal eine komplett eigene Version eines bekannten Stückes als Gag usw.
Das gibt es sicherlich auch, nur erlebe ich es selten. Mit der Konsequenz, dass ich alles was live und Covermusik ist weiträumig umgehe, einfach weil die Auswahl in den meisten Fällen unerträglich ist. Dann höre ich mir lieber eine unbekannte Band an von denen ich kein Stück kenne. Selbst wenn es nicht meine Musik ist, es ist wenigstens ein Konzept vorhanden.
Und das obwohl in den meisten Coverbands bessere Musiker spielen als in vielen "Normalen".

Danke, wir sind offenbar auf der gleichen Wellenlänge. Es geht uns wohl beiden um die Machart, um die Leidenschaft, den Einsatz, die Liebe zu dem, was dargeboten wird. Wie hochtrabend...:rolleyes:

Auf der einen Seite steht bei Covermusik ein Dienstleistungsgedanke, auf der anderen (hoffentlich) ein künstlerischer Anspruch. Wenn man beides verbinden kann, hat man etwas wirklich Gutes geschaffen. Das geht aber nur, wenn man das, was man auf der Bühne tut, gern tut.

Wer die Musik, die er/sie live spielt insgeheim oder sogar offen verachtet, wer darüber auch das "dumme Publikum" verachtet, verachtet irgendwann sich selbst.

Ich werde ganz kibbelig, wenn ich irgendwo höre: "Ja klar, ich mach' Mucke, aber nur wegen Kohle, ich hab da ja noch was eigenes am Start, das ist auch richtig geil, find aber keine Plattenfirma...."

Da denke ich: "Wenn er/sie da nicht zu stehen kann, soll er/sie es lassen und nur das eigene Zeug machen."


Ja, ja, die Songauswahl:

Die letzten 6 Jahrzehnte ergeben über 3.000 Wochen mit Charts. Das gibt einen riesengroßen Pool an No 1 HITS (und ein Fass ohne Boden an Top 10 Hits), die das Publikum im Ohr hat. Vergleiche beispielsweise das österreichische (Du darfst Dir gerne das deutsche suchen) Top 250 Ranking der Ö3 Hörer mit der gemeinsamen Setlist der hier zusammengetragenen "übercoverten" Songauswahl. Alleine daraus ergibt sich ein interessantes Delta, das den unterstellten Einheitsbrei nicht rechtfertigt! Darüber hinaus würden auch die Top 251 bis 1.000 (oder weiter) noch genügend weiteres Potential hergeben.

Bequemlichkeit und die Angst vor dem Risiko verhindern oft die Auswahl "anderer" Songs. Und die Midi-/Backing-Fraktion kann vielleicht auch kein Playback mehr auftreiben...;)

Zu sagen, "mehr findest das Publikum nicht gut" halte ich persönlich für eine schlechte Einschätzung des Musikgeschmackes eines breiten Publikums.
Oh ich hoffe mit Dir, dass es so ist. Abhängig von der Veranstaltung wird die Sachkenntnis und der Geschmack des Publikums variieren. Jetzt ist es an der Band die Veranstaltungen auszusuchen, die man spielen will.

Wenn mann das kann, hat man es geschafft. :great: Bis dahin müssen wir uns wohl auf das Publikum/den Veranstalter einstellen.....:p

LG Jörg
 
So langsam dreht sich die Diskussion im Kreis. Es ist vielleicht das Problem, dass manche verschiedene Erwartungshaltungen haben.

Sehr gut beobachtet. Wo darf ich diese Erkenntnis unterschreiben? ;)

Hups, hier im Coverband-Forum ist ja nach langer Zeit endlich mal wieder was los, super.

Hy Jörg, die vom Aussterben Bedrohten melden sich zurück! :D

Oh ich hoffe mit Dir, dass es so ist. Abhängig von der Veranstaltung wird die Sachkenntnis und der Geschmack des Publikums variieren. Jetzt ist es an der Band die Veranstaltungen auszusuchen, die man spielen will.

Jeder erntet, was er sät!

Ich sehe das „zusätzlich“ auch vom vertrieblichen und marketingtechnischen Standpunkt aus: wenn ich ein Set fahre, dass sich von der Masse absetzt – habe ich ein „Alleinstellungsmerkmal“ – und bin nicht sofort austauschbar. (Ich kenne auch Bands und Veranstalter, die auf der Ebene „was ihr macht, macht doch jeder“ aneinander scheitern!)

Wenn mann das kann, hat man es geschafft. :great: Bis dahin müssen wir uns wohl auf das Publikum/den Veranstalter einstellen.....:p

hat man es geschafft … oder muss nicht davon Leben – sondern spielt rein aus der Leidenschaft und Freude heraus - wie auch ich.

Da kann ich mir den „Luxus“ leisten zu tun, was ich will. Ich muss mich nicht auf jeden Veranstalter einstellen und kann diejenigen passenden Veranstalter herauspicken, die wir mit unserer Nische (nicht Einheitsbrei) bedienen können. Und wenn wir ein halbes Jahr an einer neuen Setlist arbeiten oder ein neues Konzept aufstellen und umsetzen, brauchen wir uns nicht vorm Verhungern zu fürchten.

Womit wir wieder bei Haensi und seiner Erkenntnis der unterschiedlichen Erwartungshaltungen angelangt wären.

Das habe ich nie behauptet. Ich habe nur gesagt, dass der Einheitsbrei funktioniert, darum machen es viele (ich auch).
Du kannst gern einen anderen Weg gehen und in 5 Jahre berichten wie es gelaufen ist.

Alles klar Thomas. Dass der Einheitsbrei funktioniert – und noch dazu populär ist – das ist unbestritten!

Dann hören wir uns wieder im Sommer 2013!? ;)

Greetz relact
 
Warum spielt man dann eigentlich vor Publikum? Dann kann man doch auch im Proberaum Spaß haben?
Weil es vor Publikum einfach mehr Spaß macht als im Probenraum "eingeschlossen" unter sich. Und weil doch im Grunde jede Band jede Woche in den Probenraum marschiert, um irgendwann mal einen Gig zu haben und dann fit zu sein.

Der Unterschied besteht hier zwischen Hobbybands und kommerziellen Bands.

Letztere gehen pro Wochenende auch schon mal auf ein halbes Dutzend Gigs, nicht selten in verschiedenen Städten, spielen aber auf jeden Fall zu 60-80% das Zeug, das alle spielen. Weil die Leute es hören wollen. Warum machen die Bands das? Weil die Musiker davon leben müssen (oder wollen) und somit auf das Geld angewiesen sind. Das ist das, was Heinz Strunk als "abliefern" bezeichnet. Ich wage mal zu behaupten, daß hinter der Gute-Laune-Fassade nicht selten sich der Frust über ein eigentlich eintöniges Repertoire und eine unbedingte Bindung an die Vorlieben der breiten Masse in Verbindung mit dem leistungsbedingten Streß versteckt. Ich glaub nicht, daß die alle Fans von Bryan Adams, Melissa Etheridge, DJ Ötzi und Christina Stürmer sind.

Erstere haben es nicht nötig, sich ans Publikum und an den Veranstalter bedingungslos zu verkaufen. Sie sind nicht aufs Giggen angewiesen und könnten theoretisch für Spritgeld und andere Unkosten spielen. Sie spielen aus Spaß am Spielen. Und somit können sie es sich erlauben, verstärkt eine persönliche Note einzuarbeiten und Songs nach eigenem Gusto auszuwählen. Sie können auch mal etwas riskieren, weil sie nicht viel zu verlieren haben.

Klar, letztere machen damit nicht unerheblich Geld. Die können es sich erlauben, für mehr als die Spesen zu spielen. So können sie sich auch besseres Equipment leisten. Wo z. B. bei der Hobbyband der Keyboarder sich einen X-50 auf die Schere stellt, hat der Profiband-Keyboarder zwei Tritons auf dem silbernen Ultimate stehen und noch zwei weitere als Backup. Aber ich wage zu behaupten, daß erstere mit mehr Spaß an die Sache gehen, weil sie nicht so starken Restriktionen unterliegen.

Die letzten 6 Jahrzehnte ergeben über 3.000 Wochen mit Charts. Das gibt einen riesengroßen Pool an No 1 HITS (und ein Fass ohne Boden an Top 10 Hits), die das Publikum im Ohr hat. Vergleiche beispielsweise das österreichische (Du darfst Dir gerne das deutsche suchen) Top 250 Ranking der Ö3 Hörer mit der gemeinsamen Setlist der hier zusammengetragenen "übercoverten" Songauswahl. Alleine daraus ergibt sich ein interessantes Delta, das den unterstellten Einheitsbrei nicht rechtfertigt! Darüber hinaus würden auch die Top 251 bis 1.000 (oder weiter) noch genügend weiteres Potential hergeben.

Zu sagen, "mehr findest das Publikum nicht gut" halte ich persönlich für eine schlechte Einschätzung des Musikgeschmackes eines breiten Publikums.
Ich halte das Ganze inzwischen für das Resultat von einer Art Schneeballeffekt, ausgelöst durch den Zwang, Setlists risikofrei mit möglichst großer Publikumsakzeptanz zu bauen. Ein, zwei Bands haben einen bestimmten Song mal ins Repertoire eingeflochten. Der Song kam beim Publikum gut an. Das sprach sich herum, und so nach und nach haben dann alle Bands diesen Song übernommen. Herrje, einige der Songs auf der Liste sind eigentlich überhaupt gar keine Partynummern. Aber sie müssen irgendwann mal bei irgendeiner Band und irgendeinem Publikum bombig angekommen sein... Wahrscheinlich war das dann eine der Hobbybands, die sich solche Experimente erlauben können.

Konkretes Beispiel: Die Leute könnten vielleicht durchaus abgehen bei AC/DC-Songs wie Whole Lotta Rosie oder It's A Long Way To The Top If You Wanna Rock 'n Roll (mit Dudelsacksolo vom Keyboarder, hrhr, hat auch nicht jeder). Aber bei Highway To Hell und T.N.T. ist vielfach bewiesen und somit sicher, daß die Leute abgehen. Die anderen, äh, obskuren™ Songs überläßt man Tribute-Bands wie Bon Scott, die diese Stücke sowieso auf der Setlist haben, und deren Publikum sowieso darauf aus ist, AC/DC rauf und runter geboten zu bekommen, und "Garagenbands", die für Spritgeld spielen und so ein "Risiko" einzugehen bereit sind.

Ich denke, es gibt genug Hobbycoverbands, die auch ihren eigenen Weg gehen. Die sieht man aber nur selten, weil die professionellen Bands mit ihren durchoptimierten Setlists die meisten Gigs bekommen und - das kommt noch hinzu - pro Gig auch mehr Publikum haben.


Martman
 
Auf die Idee, dass man beim spielen von "Summer Of 69" und "Smoke On The Water" auch Spass haben kann ist noch keiner gekommen?

Ich find den Mainstream geil und spiele/höre das auch gern.
OMG was bin ich nur für eine Kommerzsau, muß ich mich jetzt schämen?
 
Auf die Idee, dass man beim spielen von "Summer Of 69" und "Smoke On The Water" auch Spass haben kann ist noch keiner gekommen?

Ich find den Mainstream geil und spiele/höre das auch gern.
OMG was bin ich nur für eine Kommerzsau, muß ich mich jetzt schämen?

Nur, wenn Du diese Titel vergewaltigst:D
 
Hallo Martman,

Du als Threadsteller tust mir fast ein wenig leid momentan, weil sich das hier ja völlig von Deinem Ursprungsthema weg entwickelt hat. Ich gebe deshalb mal meine Meinung ab:

Übercovert sind für mich überhaupt keine Nummern, wenn sie mit Herz und musikalischem Können vorgetragen werden.

Untercovert ist für mich natürlich all dass, was ich toll finde und so gut wie nie höre: Kansas, Journey, Toto (ausser Hold the line), Survivor (ausser Eye of the Tiger), Giant, Southern Sons, Vertical Horizon, Dizzy Miss Lizzy, It Bites, und, und, und... Die Leute würden denken, das wäre alles von uns, weil's so gut wie keiner kennt.

Aber die Gemüter werden offenbar von anderen Fragen bewegt:

Welches Selbstverständnis haben wir als Cover-Musiker?
Muss man sich als Cover-Musiker schämen?
Gibt es einen künstlerischen Anspruch oder ist man nur Dienstleister (Mucker-Nutte)?
Kann man selbst beeinflussen -Programm, Konzept, Qualität, optisches, Klamotten- dass man gebucht wird?
Kann man so beeinflussen für welcher Publikum / welchen Veranstalter man spielt?
Macht man es aus Spaß oder muß man davon die Miete zahlen?
Kann es nicht trotzdem Spaß machen?
Muß man immer alles bedienen können (abliefern)?
Wie verändert sich die Einstellung zur Covermusik, wenn man nicht nur 2 Gigs im Monat sondern 15 Gigs im Monat spielt?

Jeder erntet, was er sät!

Ich sehe das „zusätzlich“ auch vom vertrieblichen und marketingtechnischen Standpunkt aus: wenn ich ein Set fahre, dass sich von der Masse absetzt – habe ich ein „Alleinstellungsmerkmal“ – und bin nicht sofort austauschbar. (Ich kenne auch Bands und Veranstalter, die auf der Ebene „was ihr macht, macht doch jeder“ aneinander scheitern!)

Hallo relact,

ich bin absolut derselben Auffassung wie Du. Genau deshalb haben wir auch unsere "Special Hit" Abteilung.

Das hat bisher aber lediglich beim Publikum in Form von Lob und Begeisterung Wirkung gezeigt. Wir müssten aber viel öfter vor vielen Leuten spielen, um Veranstalter von uns überzeugen zu können und einfach bekannter zu werden. Die interressiert unser "Alleinstellungsmerkmal" nämlich nicht die Bohne (ebenso ein Supersound, und dass wir alles live machen ist den meisten egal). Die wollen einen zugkräftigen Namen!!!

Es besteht hier bei uns im Norden (Schleswig-Holstein=nördlich von Hamburg) nicht gerade ein Überangebot an Gigs, die man überhaupt machen kann (wir sind als Septett nicht eben klein und gehen auch nicht für ein "Appel und ein Ei" los).

5-6 schon lange (ca. 20-30 Jahre) etablierte Bands mit "Namen" beherrschen hier die Szene. Ich wage zu behaupten, dass diese Bands ohne Angst haben zu müssen, nicht mehr gebucht zu werden, alle mal vom "immer Gespielten" abweichen könnten. Machen sie aber nicht!!

Warum?

Ich denke es ist genau der Grund, warum auch Coca Cola nicht mal was wagt und etwas ändert: Never change a running system!

Bis zu einem gewissen Grad spielt auch die Austauschbarkeit der Musiker eine Rolle:

Wenn bei uns eine/r ausfällt ist fast immer Sense mit Gig. Nummern von Journey, Saga, Don Henley, Nik Kershaw etc. haben nicht viele auf dem Zettel.

Umgekehrt:

Ich kann wiederum nicht in Bands mitspielen, die auf kompromisslose Stimmungskanone machen:

Hatte da gerade eine Anfrage von so einer Band. Mal eben einspringen, ohne Probe. Da kannte ich nicht mal die Hälfte des 150 Nummern-Programms (Rotes Pferd, Finger im Po usw.). Spielen konnte ich grade mal 20 Nummern. Wenn man aber sowas drauf hat, kann man eben auch schnell mal hier und dort einspringen und so noch mal 'n Euro extra machen. Wenn man davon lebt, u.U. bedenkenswert....

Trotzdem denke ich, dass man auch einfach durch Beharrlichkeit und langes "auf der Szene bleiben" einiges bewirken kann. Ich will standhaft bleiben!!!

LG Jörg
 
[...]
Wenn bei uns eine/r ausfällt ist fast immer Sense mit Gig. Nummern von Journey, Saga, Don Henley, Nik Kershaw etc. haben nicht viele auf dem Zettel.

Umgekehrt:

Ich kann wiederum nicht in Bands mitspielen, die auf kompromisslose Stimmungskanone machen:

Hatte da gerade eine Anfrage von so einer Band. Mal eben einspringen, ohne Probe. Da kannte ich nicht mal die Hälfte des 150 Nummern-Programms (Rotes Pferd, Finger im Po usw.). Spielen konnte ich grade mal 20 Nummern. Wenn man aber sowas drauf hat, kann man eben auch schnell mal hier und dort einspringen und so noch mal 'n Euro extra machen. Wenn man davon lebt, u.U. bedenkenswert....
Das ist ein Argument das ich gar nicht bedacht hab und das sicher ein großer Faktor ist. Quasi ein ähnliches System wie die Jazz-Standards, mit denen jeder in jeder Session sofort einsteigen kann.

Ich muss dazu sagen, dass ich genau 0 von diesen Standard Coversongs so spontan spielen könnte. Ich wäre also der Albtraum-Ersatzmann. ;)
 
Untercovert ist für mich natürlich all dass, was ich toll finde und so gut wie nie höre: Kansas, Journey, Toto (ausser Hold the line), Survivor (ausser Eye of the Tiger), Giant, Southern Sons, Vertical Horizon, Dizzy Miss Lizzy, It Bites, und, und, und...
Dann musst du sie halt selber spielen. Hast du (komerziellen) Erfolg werden die Nummern von vielen Coverbands in deiner Gegend gespielt werden. Wetten...

Welches Selbstverständnis haben wir als Cover-Musiker?
Hab ich mir nich nie Gedanken darüber gemacht. Mir ist solche "Hirnwixerei" nicht wichtig
Muss man sich als Cover-Musiker schämen?
Sicher nicht. Für jede Anwendung sein Werkzeug
Gibt es einen künstlerischen Anspruch oder ist man nur Dienstleister (Mucker-Nutte)?
Wurscht. Ist man Künstler wenn man seine eigenen Sachen nur im Proberaum spielt, weil es keier hören will....wie hasse ich philosofische Fragen
Kann man selbst beeinflussen -Programm, Konzept, Qualität, optisches, Klamotten- dass man gebucht wird?
Kann man so beeinflussen für welcher Publikum / welchen Veranstalter man spielt?
Aber natürlich, ist sogar das Um uns Auf
Kann es nicht trotzdem Spaß machen?
Und wie, und es gibt sogar noch Kohle dafür. In welch wunderbaren Welt lebe ich
Muß man immer alles bedienen können (abliefern)?
Je mehr desto besser, warum? Siehe eine Frage weiter oben
Wie verändert sich die Einstellung zur Covermusik, wenn man nicht nur 2 Gigs im Monat sondern 15 Gigs im Monat spielt?
Dann ist es Arbeit und die Fragen obsulet. Wenn du lieber straßenkehren gehst als auf der Bühne zu stehen kannst du wieder oben zu lesen beginnen und anfangen darüber nachzudenken.
Arbeiten tut man um Geld zu verdienen Punkt
 
Das ist ein Argument das ich gar nicht bedacht hab und das sicher ein großer Faktor ist. Quasi ein ähnliches System wie die Jazz-Standards, mit denen jeder in jeder Session sofort einsteigen kann.

Genau so. Das ist übrigens etwas, das mich am Jazz sehr fasziniert. Da gibt es natürlich Combos, in die man nicht so ohne weiteres einsteigen kann, aber die Standards sind für alle weitgehend spielbar.

"An der Nordseeküste" ist so gesehen das "Autumn Leaves" des Covermusikers...:D

Doch im Ernst:
Wenn man das professionell betreibt, muß man eben möglichst viele Gigs machen können. Da muss man im Prinzip einfach eine B-Besetzung haben können.

Ein Beispiel:

Ich kenne eine mMn gute Cover-Band aus Hamburg, die heissen Max & Friends. Die habe ich noch nie in der gleichen Besetzung gesehen. Die einzigen Konstanten sind der Pianospieler (das ist der Max) und sein Saxofonist. Der Rest ist Rotation. Trotzdem machen die immer einen guten Eindruck auf mich:

Alle vermitteln gute Laune und Spaß. Es wird nicht sklavisch das Arrangement nachgeahmt, sondern nach Jazz-Band-Art arrangiert: Jedes Instrument hat seinen "Naturklang".
Max verwendet fast nur seinen Pianosound. Bei "Streetlife" z.B. wird das markante Stringslick eben von der Gitarre gespielt.
Die spielen nur ultrabekannte Nummern, fast nie etwas Aktuelles und es geht trotzdem ab.

Man merkt, die haben verstanden, wie Musik funktioniert und haben Spaß dabei. Natürlich können die alle gut spielen, aber manchmal höre ich schon, wie ein Schluss "mit 50 eingeparkt" wird. Aber das ist der Preis für die Rotation...:D

Das ist natürlich nicht die PAADY-Mucke fürs Bierzelt sondern mehr so für BMW und Proseccostand (50% der Nummern spielen wir auf Tanzveranstaltungen auch, die anderen 50% gehen noch mehr in die funky/soul/jazzy Richtung, da würden wir 'ne Rocknummer spielen). ABer das ist genau so ein Beispiel dafür, dass man vielleicht doch nicht jeden Job annehmen und nicht alle Gröhle-Hits draufhaben muß. Trotzdem sind das Profis (sie wirken zumindestens so auf mich).

Für mich ein faszinierendes Konzept...

LG Jörg
 
Dann musst du sie halt selber spielen. Hast du (komerziellen) Erfolg werden die Nummern von vielen Coverbands in deiner Gegend gespielt werden. Wetten...
Mach ich ja teilweise....

Hab ich mir nich nie Gedanken darüber gemacht. Mir ist solche "Hirnwixerei" nicht wichtig
Ho, mein Brauner.... Scheinbar haben einige ja damit ja ein Problem dazu zu stehen, dass sie Covermusik machen. Du bist eben gefestigt...
Sicher nicht. Für jede Anwendung sein Werkzeug
Du siehst Dich als Werkzeug???

Wurscht. Ist man Künstler wenn man seine eigenen Sachen nur im Proberaum spielt, weil es keier hören will....wie hasse ich philosofische Fragen

Hurra, ich bin ein Philosoph!!!:D

Ich will auf jeden Fall die Leute erreichen, so gesehen ist eine Band, die nicht auftritt sinnlos für mich. Im Bereich der ganzen Kulturförderung, Kulturkritik usw. haben jedoch Coverbands keinen künstlerischen Stellenwert. Eine aus dem Realbook abtutende Jazz-Combo (wenn das mal kein covern ist) aber schon. Das schmerzt mich eben manchmal.
Ich sehe es aber schon mal als Erfolg an, wenn wir auf Stadtfesten nicht mit Wünschen wie "spiel doch mal Schneewalzer" o.ä. konfrontiert werden. Das merkt das Publikum schon, das sie sowas nicht fragen brauchen...

Aber natürlich, ist sogar das Um uns Auf

Na, das ist doch mal ein Statement...


Und wie, und es gibt sogar noch Kohle dafür. In welch wunderbaren Welt lebe ich
Herrlich für Dich.

Je mehr desto besser, warum? Siehe eine Frage weiter oben

...also keine Skrupel, "Finger im Po" zu spielen?


Dann ist es Arbeit und die Fragen obsulet. Wenn du lieber straßenkehren gehst als auf der Bühne zu stehen kannst du wieder oben zu lesen beginnen und anfangen darüber nachzudenken.
Arbeiten tut man um Geld zu verdienen Punkt

Man ist (weitgehend) das, was man tut. Wir verbingen mehr Zeit mit Arbeiten, als mit unseren Familien. Und diese Zeit soll nur dazu dienen, Geld zu verdienen? Egal, ob Du es liebst, hasst oder es Dir gleichgültig ist? Das kann ja wohl nicht Dein Ernst sein! Ich bevorzuge, in meinen Tätigkeiten einen Sinn zu sehen.

Mit Arbeit hat übrigens noch nie einer Geld verdient. Damit überlebt man lediglich. Die, die Geld verdienen, lassen arbeiten....

LG Jörg
 
Mach ich ja teilweise....
Du siehst Dich als Werkzeug???

Nö, war nur ein Vergleich

...also keine Skrupel, "Finger im Po" zu spielen?
Schwachsinniger als Anton und Hol das Lasso raus wirds auch nicht sein. Zum Glück spielen wir den allergrößten Scheiß nicht. Auch ums Rote Pferd bin ich rumgekommen. Würds aber spielen wenn das Publikum dabei abgeht. Geht das Publikum an, geh ich auch ab. Ich brauch das...
Wir verbingen mehr Zeit mit Arbeiten, als mit unseren Familien. Und diese Zeit soll nur dazu dienen, Geld zu verdienen? Egal, ob Du es liebst, hasst oder es Dir gleichgültig ist? Das kann ja wohl nicht Dein Ernst sein! Ich bevorzuge, in meinen Tätigkeiten einen Sinn zu sehen.
Erzähl das mal deiner Putzfrau...
Schön natürlich wenn der Job mehr ist als nur zum ernähren
Mit Arbeit hat übrigens noch nie einer Geld verdient. Damit überlebt man lediglich. Die, die Geld verdienen, lassen arbeiten....
Da hast jetzt du wieder recht, auch (oder gerade weil) es deiner obigen Aussage widerspricht
 
Kommen wir mal etwas zurück zum AUsgangsthema!
Gerade gestern abend haben wir uns ein paar Gedanken gemacht, welche Titel wir in nächster Zeit ins set nehmen wollen. Natürlich kommt in diesem Zusammenhang wieder die Diskussion auf, welchen stilistischen Weg wir weitergehen wollen. Im Prinzip sind wir uns einig, Rock in allen Facetten mit Einflüssen aus Pop, Funk und Blues.
Wir wollen nicht: Extremen Metal (eigentlich gar keinen Metal), Rap, HiPHop, R&B, Schlager, Volksmusik und schon gar nicht Top40.
Andererseits wollen wir Nummern spielen, die auch ankommen und zumindestens einen gewissen Wiedererkennungswert haben.
Also schlug einer "Fairytale gone bad" von Sunrise Avenue vor, relativ neu und daher bekannt, extrem simple und innerhalb von einer oder zwei Proben erlernbare Nummer, passt grob in unser Schema, also eigentlich alles gut!
Oder auch nicht, denn jetzt kommen die persönlichen Geschmäcker der Einzelnen hinzu und schon waren wir wieder in der DIskussion, ob wir uns mit einer solchen Nummer nicht prostituieren würden, nur um den Massengeschmack zu treffen, denn das wollen wir doch eigentlich auch nicht.

Ein Teufelskreis! Naja, übertrieben, dennoch eine Schwierigkeit, mit der wir hie und da zu kämpfen haben. Wie löst Ihr dieses Problem?
 
Wie löst Ihr dieses Problem?

Einfach darüber reden und evtl. abstimmen. Wenn's die Mehrheit will wird gespielt.

Wir machen bei solchen Entscheidungen immer Song-Vorschlagslisten. Das funktioniert so:

Jedes Band-Mitglied darf eine bestimmte Anzahl Songs vorschlagen. Diese bekommt jeder als Mp3 und kann sich das in Ruhe anhören und darüber nachdenden (Oft erkennt man erst beim zweiten oder dritten intensiven hören ob es einem wirklich (nicht) gefällt).

Danach trägt jeder eine vorher besprochene Punkt-Wertung in eine Excel-Sheet ein und zum Schluß werden die Siegersongs geprobt. Klingt das dann gut, wirds ins Programm aufgenommen, wenn nicht fliegt es wieder weg.

Das machen wir so 2 - 3 x pro Jahr - damit hat jeder die Möglichkeit sich einzubringen.

Ausnahmen: 1. Wenn einer ein Stück aus innerer Überzeugung nicht spielen will/kann,
kann er es durch VETO verhinden (kam aber bisher seeehr selten vor)

2. Wenn einem das Herz dran hängt irgendein Stück zu spielen, obwohl die
anderen nicht so begeistert davon sind, wirds zumindest mal geprobt und
dann nochmals darüber dikutiert. Da hat man schon Überraschungen
erlebt.. :D

ciao

bluebox
 
@BumTac
Eure Playlist gereicht jeder Wald und Wiesen Coverband zur Ehre. Ist ja ein sehr gefälliges (massentaugliches) Programm. Da würde ich mir über prostituieren keine Gedanken mehr machen...sind ja sowieso schon viele (im Geiste dieses Strangs) No Go´s dabei, unter anderem die 3 S die ich so liebe.
Um es klar zu sagen: Ich find eure Playlist geil...bin aber auch 0815 Covermucker

Wollt ihr nicht mehr spielen, es müssten doch mehr als die paar Gigs drin sein?
 
:) Die drei S werden aber so gut wie nie gespielt, es sei denn, Sie werden explizit gefordert!
Wir sind beruflich und privat kaum in der Lage, mehr als 5 oder 6 Gigs im Jahr zu machen, das ist das Kreuz des Älterwerdens, der 50-60h Arbeitswoche und der Familie mit bis zu 5 Kindern!
Außerdem sind wir rel. groß und brauchen immens viel Platz, des es selten gibt...
 
Hallo Martman,

Du als Threadsteller tust mir fast ein wenig leid momentan, weil sich das hier ja völlig von Deinem Ursprungsthema weg entwickelt hat.
Is nich tragisch. Im Prinzip hat sich die Diskussion ja doch sehr interessant entwickelt und einige "Abgründe" der Covermukke aufgedeckt.

Untercovert ist für mich natürlich all dass, was ich toll finde und so gut wie nie höre: Kansas, Journey, Toto (ausser Hold the line), Survivor (ausser Eye of the Tiger), Giant, Southern Sons, Vertical Horizon, Dizzy Miss Lizzy, It Bites, und, und, und... Die Leute würden denken, das wäre alles von uns, weil's so gut wie keiner kennt.
Toto außer Hold The Line? Wie ist das mit Africa? Gottlob ist das ja keine Stimmungsmusik. (Ich frag deshalb, weil wir das spielen.) Oder Stop Loving You?

Aber die Gemüter werden offenbar von anderen Fragen bewegt:

Welches Selbstverständnis haben wir als Cover-Musiker?
Also, ich spiel Covermusik, weil ich so Musik spielen kann, die mir gefällt, ohne sie erst komponieren, texten und arrangieren zu müssen - und in der Hoffnung, daß jemand, der mir zuhört, die Musik auch mag, ohne sie erst kennenlernen zu müssen. Ich meine, wieviele "Originalkünstler" gibt's da draußen, die ihre Songs auch nicht selbst schreiben, oder zumindest oft genug nicht? Die einzigen Unterschiede zur Coverversion sind, daß diese nicht vom Interpreten geschriebenen Songs nicht vorher von jemand anders aufgeführt wurden, und daß sie in den meisten Fällen (aber auch nicht immer) für diesen Interpreten geschrieben wurden.

Muss man sich als Cover-Musiker schämen?
Da gibt's viele Abstufungen. Wer ein Pink-Floyd-Konzert bis ins letzte Detail repliziert, verdient natürlich Respekt. Umgekehrt kommt man sich als Covermukker in einer Gruppe von Indie-Alternative-Singer/Songwritern mit hochanspruchsvollen Texten schon komisch vor. Aber: Joe Cocker und Manfred Mann zum Beispiel hatten etliche Hits mit Coverversionen. Und in den 60ern haben sich die Soul-Künstler lustig gegenseitig kreuz und quer gecovert.

Gibt es einen künstlerischen Anspruch oder ist man nur Dienstleister (Mucker-Nutte)?
Wir können es uns erlauben zu spielen, was und wie wir wollen. Wer uns nicht buchen will, weil wir nicht wie jede x-beliebige Partykapelle spielen, soll es sein lassen.

Kann man selbst beeinflussen -Programm, Konzept, Qualität, optisches, Klamotten- dass man gebucht wird?
Mit Chance. Zumindest hat man Einfluß. Siehe oben. Außer natürlich, man spielt bei so einem Krauterveranstalter mit ollem B*hr*ng*r-Pult und 15 Jahre alten selbstgezimmerten ex-Disco-Boxen (Qualität).

Kann man so beeinflussen für welcher Publikum / welchen Veranstalter man spielt?
Ich denke schon. Man wird mit einem gewissen Selbstanspruch und entsprechender Musik/Show sicherlich nicht gebucht für eine Meute, die nur darauf wartet, "HÖLLE! HÖLLE! HÖLLE!" oder "DU ALTE SAU!" zu brüllen - zu Schlagern, die schon gut zwei Jahrzehnte alt sind. Auf eine gewisse Weise finden meistens Band und Publikum passenderweise zusammen, es herrscht ja nicht gerade so ein Bandnotstand, daß man als Veranstalter zwangsweise was Unpassendes buchen muß.

Macht man es aus Spaß oder muß man davon die Miete zahlen?
Kann es nicht trotzdem Spaß machen?
Wir machen es aus Spaß, und wenn es uns die eine oder andere Raummiete einbringt, ist das natürlich ein netter Bonus. Und ich zweifel ja auch nicht an, daß es auch mal vorkommt, daß z. B. die Band SOTW voll geil findet, die Sängern zufällig ein Etheridge- oder Juli-Fan ist oder der Sänger sich mit DJ Ötzi identifiziert. Nur halte ich persönlich es für unwahrscheinlich, daß das in allen Bands dieser Art der Fall ist.

Muß man immer alles bedienen können (abliefern)?
Kommt drauf an. Als Hobbyist nicht unbedingt, aber wenn man von der Musik lebt und auch noch viel Konkurrenz hat, versucht man natürlich, jeden, aber auch jeden Gig zu kriegen, den es irgendwo zu kriegen gibt. Und dann muß man alles abliefern können. Wenn man es allerdings nicht nötig hat, kann man sich mehr spezialisieren. Gute Veranstalter buchen einen dann auch für ein passendes Publikum, vielleicht weniger oft, aber häufiger angenehm.

Wie verändert sich die Einstellung zur Covermusik, wenn man nicht nur 2 Gigs im Monat sondern 15 Gigs im Monat spielt?
In der Situation bin ich nicht; eigentlich bin ich in keiner der beiden Situationen. Aber sagen wir's mal so: Irgendwann kommt man da an, wo man nicht mehr für Spritgeld spielt. Das heißt, die Gigs fangen an, wirklich Geld abzuwerfen. Dann ist die Probenraummiete drin, dann ist der Ausbau des Equipments drin, dann ist auch mal Gage für die Musiker drin. So, je häufiger man giggt, desto mehr nimmt man damit auch ein. Und wenn man oft gebucht wird, kann man auch "ein bißchen" mehr verlangen, und in die Taschen der Mukker wird noch mehr Geld gespült. Da kriegt man schon mal Dollar- oder Eurozeichen in den Augen und will natürlich mehr Geld einnehmen. Einige kündigen vielleicht sogar ihre frustrierenden Jobs und machen die Mukke zum Haupterwerb, und die sind dann sogar darauf angewiesen, oft und gut "abzuliefern". Spätestens dann gibt's kein Zurück mehr, man kann sich nicht mehr nach eigenen Vorlieben richten, sondern muß sich der Masse anpassen, egal wie schrottig deren Musikgeschmack sein mag. Dann heißt es Augen zu und durch. Das Ergebnis kann man in FIMG nachlesen (ungeachtet der Tatsache, daß Tiffanys keine 15 Gigs im Vierteljahr zusammenbekommen zu haben scheinen).

Meine Bandkollegen haben übrigens erklärt, daß sie gar nicht so oft giggen wollen. 5-10 Gigs pro Jahr vielleicht. Und wir machen auch nicht alles; seit der Umformung der Band 2006 oder 2007 (da war ich noch nicht dabei) hatten wir erst einen Gig und mindestens einen weiteren abgesagt, obwohl wir alle gekonnt hätten.

Und große Tributebands haben allein wegen des Aufwands keine 15 Gigs im Monat. "Normale" Tributebands, wie man sie hierzulande findet, giggen vielleicht etwas öfter. Aber die ganz Großen, die um die Welt touren, z. B. The Musical Box oder The Australian Pink Floyd Show, die sind dazu überhaupt nicht in der Lage. Ganz zu schweigen davon, daß es schwierig wird, so viele Locations zu finden, und daß solche Bands etwas so Besonderes sind, daß sie nicht dreimal hintereinander in dieselbe Location gebucht werden bzw. sich buchen lassen.

ich bin absolut derselben Auffassung wie Du. Genau deshalb haben wir auch unsere "Special Hit" Abteilung.

Das hat bisher aber lediglich beim Publikum in Form von Lob und Begeisterung Wirkung gezeigt. Wir müssten aber viel öfter vor vielen Leuten spielen, um Veranstalter von uns überzeugen zu können und einfach bekannter zu werden. Die interressiert unser "Alleinstellungsmerkmal" nämlich nicht die Bohne (ebenso ein Supersound, und dass wir alles live machen ist den meisten egal). Die wollen einen zugkräftigen Namen!!!
Das ist natürlich ein komplett neuer Aspekt bei der Betrachtung "übercoverter" Songs: Die Veranstalter verlangen, daß man dieses "Zeugs" spielt. Sie lassen einen nicht von diesem Coverband-Mainstream abweichen.

5-6 schon lange (ca. 20-30 Jahre) etablierte Bands mit "Namen" beherrschen hier die Szene. Ich wage zu behaupten, dass diese Bands ohne Angst haben zu müssen, nicht mehr gebucht zu werden, alle mal vom "immer Gespielten" abweichen könnten. Machen sie aber nicht!!

Warum?

Ich denke es ist genau der Grund, warum auch Coca Cola nicht mal was wagt und etwas ändert: Never change a running system!
Siehe oben. Die "dürfen" vielleicht auch nichts anderes spielen. Ich kann mir kaum vorstellen, daß die etablierten Bands das Repertoire vorbestimmen und die Veranstalter von allen Newcomern erwarten, genau das auch zu spielen.

Bis zu einem gewissen Grad spielt auch die Austauschbarkeit der Musiker eine Rolle:

Wenn bei uns eine/r ausfällt ist fast immer Sense mit Gig. Nummern von Journey, Saga, Don Henley, Nik Kershaw etc. haben nicht viele auf dem Zettel.
Ist bei uns genauso. Zumal wir uns nicht immer 100% an die Originalarrangements halten, sondern auch mal was umarrangieren - manche Songs wachsen auf fast die doppelte Originallänge an. Da wir außerdem ein eher ungewöhnliches (wenngleich erfolgversprechendes) Repertoire haben, dauert es Monate, bis sich bei uns ein neuer Musiker eingespielt hat. Und nicht 20 Minuten. Bei einem Repertoire von gerade mal knapp 30 Songs, dies sei nebenbei bemerkt.

Umgekehrt:

Ich kann wiederum nicht in Bands mitspielen, die auf kompromisslose Stimmungskanone machen:

Hatte da gerade eine Anfrage von so einer Band. Mal eben einspringen, ohne Probe. Da kannte ich nicht mal die Hälfte des 150 Nummern-Programms (Rotes Pferd, Finger im Po usw.). Spielen konnte ich grade mal 20 Nummern. Wenn man aber sowas drauf hat, kann man eben auch schnell mal hier und dort einspringen und so noch mal 'n Euro extra machen. Wenn man davon lebt, u.U. bedenkenswert....
Das ist die nächste Sache. Nicht nur die Bands werden austauschbar, sondern auch die Musiker. Damit werden Bands "unausfallbar", weil sie sich notfalls Backupmusiker von anderen Bands ausleihen können, die zu der Zeit vielleicht keinen Gig haben. Die Musiker, die von der Mukke leben, werden's ihnen danken.

Trotzdem denke ich, dass man auch einfach durch Beharrlichkeit und langes "auf der Szene bleiben" einiges bewirken kann.
Ja, zum Beispiel, daß die Songs, die man selbst als Spezialität spielt, beim Publikum gut ankommen, daß die Veranstalter und die großen Bands das merken, und daß spätestens zwei Jahre später alle™ diese Songs spielen.

Auf die Idee, dass man beim spielen von "Summer Of 69" und "Smoke On The Water" auch Spass haben kann ist noch keiner gekommen?
Ist ja nicht auszuschließen. Mutet aber ungewöhnlich an, daß so dermaßen viele Bands auf so dermaßen viele Songs gleichermaßen Bock haben.


Martman
 
Hi Martman,

ist ja herrlich, ich glaube, wir verstehen uns...:)

Toto außer Hold The Line? Wie ist das mit Africa? Gottlob ist das ja keine Stimmungsmusik. (Ich frag deshalb, weil wir das spielen.) Oder Stop Loving You?

Also Africa hört man ja ab und zu, aber Stop loving you oder Child's Anthem und I'll be over you (spielen wir alles) ist mir von einer normalen Coverband noch nicht untergekommen. Renne jetzt aber auch nicht zu jeder Veranstaltung mit Coverband...:D

Also, ich spiel Covermusik, weil ich so Musik spielen kann, die mir gefällt, ohne sie erst komponieren, texten und arrangieren zu müssen – und in der Hoffnung, daß jemand, der mir zuhört, die Musik auch mag, ohne sie erst kennenlernen zu müssen. Ich meine, wieviele "Originalkünstler" gibt's da draußen, die ihre Songs auch nicht selbst schreiben, oder zumindest oft genug nicht? Die einzigen Unterschiede zur Coverversion sind, daß diese nicht vom Interpreten geschriebenen Songs nicht vorher von jemand anders aufgeführt wurden, und daß sie in den meisten Fällen (aber auch nicht immer) für diesen Interpreten geschrieben wurden.

Ist bei uns exakt genau so. Wir haben von '87 bis '94 unsere eigenen Sachen gemacht und hatten auch unsere Erfolge (Hörfestsieger 88, Deutscher Rockpreis 89, Lennon Talent Award 91). Aber mit der Profikarriere wollte das nie so richtig.

Unsere einzige Möglichkeit gute Musik, die uns gefällt, live zu spielen, ohne genial kreativ sein zu müssen (keine Zeit wg. Familie u./o. Beruf), ist eben genau diese Coverband.


Da gibt's viele Abstufungen. Wer ein Pink-Floyd-Konzert bis ins letzte Detail repliziert, verdient natürlich Respekt. Umgekehrt kommt man sich als Covermukker in einer Gruppe von Indie-Alternative-Singer/Songwritern mit hochanspruchsvollen Texten schon komisch vor. Aber: Joe Cocker und Manfred Mann zum Beispiel hatten etliche Hits mit Coverversionen. Und in den 60ern haben sich die Soul-Künstler lustig gegenseitig kreuz und quer gecovert.

Ich weiss nicht, ob ich es schon genug zum Ausdruck gebracht habe: Ich finde, jeder Künstler, der sein Ding mit Herz und Können macht, egal ob selber ausgedacht oder nicht, egal ob "hochwertiger Jazz" oder eben Bierzelt-Mucke, muss sich meines Erachtens überhaupt nicht schämen!! Schämen muss sich der, der das, was er da gerade dem Publikum präsentiert insgeheim verachtet!! Und wer nicht dazu stehen kann Covermusik zu machen, soll sich doch anderen Tätigkeiten zuwenden!!!


Wir können es uns erlauben zu spielen, was und wie wir wollen. Wer uns nicht buchen will, weil wir nicht wie jede x-beliebige Partykapelle spielen, soll es sein lassen.

Wir sehen das ähnlich, haben aber das Gefühl, dass unsere Qualitäten, die uns auch öfter bestätigt werden, nicht soo durchschlagen, wie wir es gerne hätte.


Ich denke schon. Man wird mit einem gewissen Selbstanspruch und entsprechender Musik/Show sicherlich nicht gebucht für eine Meute, die nur darauf wartet, "HÖLLE! HÖLLE! HÖLLE!" oder "DU ALTE SAU!" zu brüllen – zu Schlagern, die schon gut zwei Jahrzehnte alt sind. Auf eine gewisse Weise finden meistens Band und Publikum passenderweise zusammen, es herrscht ja nicht gerade so ein Bandnotstand, daß man als Veranstalter zwangsweise was Unpassendes buchen muß.

Im Augenblick habe ich das Gefühl hier oben wird eher wieder ein DJ genommen als eine Band. Und ich spreche nicht von kleinen Veranstaltungen....

Wir machen es aus Spaß, und wenn es uns die eine oder andere Raummiete einbringt, ist das natürlich ein netter Bonus.

Bei uns ist Spaß Bedingung, aber nur Spaß ist es auch schon nicht mehr. Wir konkurrieren preislich und von der Qualität mit den Top-Bands der Branche. Nur, dass wir da nicht von leben müssen und somit freier sind.


Gute Veranstalter buchen einen dann auch für ein passendes Publikum, vielleicht weniger oft, aber häufiger angenehm.

Es gibt nur so wenig "gute Veranstalter" in unserem Sinne. Einer bucht uns seit 2005 jedes Jahr für den Tanz in den Mai. Inzwischen kommen die Leute wegen uns, aber wer hält das solange aus?
Es läuft doch meistens so:
10 mal Hütte voll, ein mal so lala, weg vom Fenster..


Irgendwann kommt man da an, wo man nicht mehr für Spritgeld spielt. Das heißt, die Gigs fangen an, wirklich Geld abzuwerfen. Dann ist die Probenraummiete drin, dann ist der Ausbau des Equipments drin, dann ist auch mal Gage für die Musiker drin.

Da bin ich schon angekommen. Ich habe das letzte Mal mit meiner o.a. Rockband "ohne" Gage gespielt. Seit ich covere (fing '94 mit einem Akustik-Duo an), gibt es Geld. Ich gehe nicht mehr für "Spritgeld" los. Das habe ich nicht nötig und es verdirbt die ohnehin schon besc... Preise.


So, je häufiger man giggt, desto mehr nimmt man damit auch ein. Und wenn man oft gebucht wird, kann man auch "ein bißchen" mehr verlangen, und in die Taschen der Mukker wird noch mehr Geld gespült.

Bedingt: Es gibt eine Band hier bei uns, von der ich ahne, dass sie ihre Gigs über den Preis kriegen. Die spielen öfter als wir, aber haben deswegen nicht mehr Geld. Wenn die mehr verlangen, bucht die kaum einer...


Einige kündigen vielleicht sogar ihre frustrierenden Jobs und machen die Mukke zum Haupterwerb, und die sind dann sogar darauf angewiesen, oft und gut "abzuliefern". Spätestens dann gibt's kein Zurück mehr, man kann sich nicht mehr nach eigenen Vorlieben richten, sondern muß sich der Masse anpassen, egal wie schrottig deren Musikgeschmack sein mag. Dann heißt es Augen zu und durch. Das Ergebnis kann man in FIMG nachlesen (ungeachtet der Tatsache, daß Tiffanys keine 15 Gigs im Vierteljahr zusammenbekommen zu haben scheinen).

Es ist ein Teufelskreis: Job frustrierend, Mucke macht Spaß, Job kündigen, Mucke zum Job machen, Mucke anpassen, Mucke wird frustrierend...

Da hat man ja auch noch das verloren, was einem mal Spaß gemacht hat...

Meine Bandkollegen haben übrigens erklärt, daß sie gar nicht so oft giggen wollen. 5-10 Gigs pro Jahr vielleicht. Und wir machen auch nicht alles; seit der Umformung der Band 2006 oder 2007 (da war ich noch nicht dabei) hatten wir erst einen Gig und mindestens einen weiteren abgesagt, obwohl wir alle gekonnt hätten.

Unsere Grenze liegt bei 20-25 Gigs im Jahr. Erreichen wir lange nicht. Für mich könnte es mehr sein...:rolleyes:

Und große Tributebands haben allein wegen des Aufwands keine 15 Gigs im Monat. "Normale" Tributebands, wie man sie hierzulande findet, giggen vielleicht etwas öfter. Aber die ganz Großen, die um die Welt touren, z. B. The Musical Box oder The Australian Pink Floyd Show, die sind dazu überhaupt nicht in der Lage. Ganz zu schweigen davon, daß es schwierig wird, so viele Locations zu finden, und daß solche Bands etwas so Besonderes sind, daß sie nicht dreimal hintereinander in dieselbe Location gebucht werden bzw. sich buchen lassen.

Über diese Kategorie brauchen wir uns gar nicht zu unterhalten...:p


Das ist natürlich ein komplett neuer Aspekt bei der Betrachtung "übercoverter" Songs: Die Veranstalter verlangen, daß man dieses "Zeugs" spielt. Sie lassen einen nicht von diesem Coverband-Mainstream abweichen.

Ich glaube, der Veranstalter als solches guckt sich die Playlist gar nicht so genau an. Spielst Du viel, kennt man Dich, hat er Vertrauen, wirst Du gebucht. Ob Du dann neben dem obligatorischen (Celebration/I'm so excited/Time of my life/Sexy/...) auch mal was von Journey spielst, ist dem völlig egal, wenn die Leute das fressen..

Bisher hat jedenfalls noch nie ein Veranstalter ein konkretes Stück verlangt oder abgelehnt. Privat-Veranstalter ausdrücklich ausgenommen: Die haben oft ganz konkrete Wünsche....



Siehe oben. Die "dürfen" vielleicht auch nichts anderes spielen.

Siehe oben: Glaube ich nicht....


Ist bei uns genauso. Zumal wir uns nicht immer 100% an die Originalarrangements halten, sondern auch mal was umarrangieren – manche Songs wachsen auf fast die doppelte Originallänge an. Da wir außerdem ein eher ungewöhnliches (wenngleich erfolgversprechendes) Repertoire haben, dauert es Monate, bis sich bei uns ein neuer Musiker eingespielt hat. Und nicht 20 Minuten. Bei einem Repertoire von gerade mal knapp 30 Songs, dies sei nebenbei bemerkt.

Das ist ja erst der richtige Spaß, wenn man so in die Nummern einsteigt, dass sie quasi "eigene Stücke" werden. Wir spielen auch mal bewusst eine Nummer anders (z.B. das anscheinend übercoverte Like the way I do) im sicheren Gefühl: So wollte Melissa das eigentlich. Sie hat sich nur nicht getraut...:D


Das ist die nächste Sache. Nicht nur die Bands werden austauschbar, sondern auch die Musiker. Damit werden Bands "unausfallbar", weil sie sich notfalls Backupmusiker von anderen Bands ausleihen können, die zu der Zeit vielleicht keinen Gig haben. Die Musiker, die von der Mukke leben, werden's ihnen danken.

Für eine Profi-Mucke darf es keinen Gig-Ausfall geben, das ist wahr. Nur geht es erstens auch trotzdem charakter- und seelenvoll (siehe mein Posting zu Max & Friends) und zweitens fahren viele dieses langweilige Konzept obwohl sie keine Profis sind!!!

Wir haben mal Sänger und Sängerin ersetzten müssen (wenigstens die kann man mal ersetzten). Die beiden haben ihren Job auch gut gemacht, aber man ist doch nicht die gleiche Band. Die Seele fehlt ein bisschen...

Zudem spürte ich bei den beiden eine Heidenangst, gewisse Nummern von uns könnten "floppen". Es gingen aber gerade die gut, vor denen sie so Angst hatten....


Ja, zum Beispiel, daß die Songs, die man selbst als Spezialität spielt, beim Publikum gut ankommen, daß die Veranstalter und die großen Bands das merken, und daß spätestens zwei Jahre später alle™ diese Songs spielen.

Einfach mal Boys of summer/Who's crying now/Stop loving you/On the loose nachspielen? Klingt vielleicht überheblich, aber ich kann's mir nicht vorstellen... Zu viel Arbeit: Da muß man die Nummern schon lieben!

Also nochmal in aller Deutlichkeit mein Standpunkt: Ich finde nichts Schlimmes am ewig Gleichen, wenn es den mit dem entsprechenden Herz und angemessener Fähigkeit, vielleicht auch mit Eigencharakter rüberkommt. Öde wird es für mich dann, wenn ich Kalkül und Verachtung für Musik und Publikum spüre. Diese Einstellung: "Ich muss ja.."


So, nu bin ich aber neugierig auf Eure Kapelle geworden. Gibt es mal die Möglichkeit was von Euch zu hören/sehen???

LG Jörg
 
Immer wieder schön, dass Musiker die 20 mal in 10 Jahren auf der Bühne vor 50 Leuten stehen, den Bands mit 5 bis 6 stelligen Umsätzen sagen was sie alles fasch machen.

Seht es ein, das sind 2 verschieden Paar Schuhe und haben miteineder nicht viel gemein...
 

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