Umstieg von MIII-Taste nach MIII-Knopf (C-Griff)

Hallo,

Heute, viele Jahrzehnte später, will ich mich lieber auf die Pflege meines Repertoires konzentrieren, als die beschränkte Zeit auf das Erlernen eines neuen Griffsystems zu verwenden.

Ich auch...

Wenn das Knöpfi das Tasteninstrument ERSETZEN soll, dann ist das der richtige Weg. Ich will aber nicht ersetzen. Ich will ERGÄNZEN.
:great:

Lernen von verschiedenen (verschiedensten) Instrumenten (aber auch anderen kognitiven und motorischen Fertigkeiten) verbreitert und erweitert den "Mustererkenner", das hilft immer.
:great:

In den frühen Jahren des Akkordeonunterrichts wurden beide Systeme (Tasten+Knopf) in den 1950er Jahren an einigen Konservatorien in der ehemaligen Tschechoslowakei unterrichtet. Sehr bald wurde jedoch dieses "beides gleichermaßen"-Prinzip aufgegeben, denn es war sowohl Zeit- als auch kognitiv- aufwendig. Dann Kinder begannen nur auf einem der Systeme zu spezialisieren und hatten daher mehr Zeit für andere Schulfächer (oder Instrumente). Es gibt jedoch große individuelle Unterschiede zwischen den Menschen in dieser Hinsicht. Ich kenne die Ausnahmen:
  • einige wenige Leute, die das Spiel auf beiden Systemen gleichermaßen flüssig steuern.
  • Es gibt auch häufige sogenannte "Umsteiger" an den Musikhochschulen: Sie ersetzen seine Tasten durch Knöpfe, um zu wachsen und sich zu verbessern, eventuell um "gewinnen den Coupe Mondiale" ( :) ). Mehrere Lehrer und Spieler aus dieser Kategorie haben eine bemerkenswerte Sache bestätigt: Wenn man bis seine 18 Jahre nicht das neue (Knopf)-System wechselt, wird man nie mehr intuitiv mit dem System umgehen können. Einige Leute in dieser Kategorie nach dem Studienabschluss in ihrem weiteren Berufsleben wieder auf den Tasten beenden.
  • Ich kenne keine Leute, die als Kinder mit Knopf-System angefangen haben und später sie es durch ein Tasten ersetzt haben.
Also, jedem nach seinem Geschmack. Es ist wichtig, dass die Menschen die Freude am Spielen und den schönen Klang unabhängig vom System genießen.

Viele Grüße, Vladimir
 
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Danke, jetzt wird mir einigermaßen klar wie es Dir gerade geht.

Was den Bach betrifft - meinst Du nicht, dass 2 neue Systeme mit verschiedenen Fingersätzen und polyphoner Struktur nicht auch andere Schwierigkeiten bringen als nur z.b. das vergrößerte Greifen aufgrund Deiner Tastenerfahrungen?
Ich glaube, wenn Du schon komplexes Material spielst, ist einfach die Konzentration auf EIN neues Griffsystem schon enorm. Jetzt gleich Zwei.
Es ist so, als würde man Südchinesisch und Nordchinesisch hören, aber sie sprechen nicht etwa gleichzeitig das selbe oder nacheinander, sondern plappern ähnliches durcheinander. Eine ganz andere Anforderung... Dazu muss immer wenigstens ein System (oder eine musikalische Einheit von beiden) automatisiert sein. Das wird wohl mit dem M3 noch nicht durchweg so sein.

Deine Ausführungen zur Methodik sind schlüssig.
 
Wenn man etwas neues/anderes lernt, dann hat das immer "Nebenwirkungen". Es wird nicht nur das neu zu lernende "besser", es wirkt auch auf das schon erlernte. ..... Lernt ein Pianist Klarinette, verbessert sich nicht nur das Klarinettenspiel. Lernen von verschiedenen (verschiedensten) Instrumenten (aber auch anderen kognitiven und motorischen Fertigkeiten) verbreitert und erweitert den "Mustererkenner", das hilft immer. Bin mir sicher, dass sich das erlernen von "Knopf" auch positiv (wie auch immer) auf "Taste" auswirken wird (genauso wie (hier nachzulesen) sich schon "Taste" positiv auf "Knopf" ausgewirkt hat).

Das kann ich bestätigen. Auch in anderen Bereichen ist es förderlich, verschiedene aber „artverwandte“ Dinge zu lernen.
Z. B. Verbessert Tanzen die Fähigkeiten als Kampfkünstler und umgekehrt.
Voraussetzung ist, dass man nicht trennt, sondern alles als Entwicklung versteht und ggf auch gezielt verschiedenes ausprobiert und bis zu einem gewissen Grad dazulernt.

Nur stellt sich bei mir die Frage nach der Kernkompetenz.
Denn ich bin in obigem Fall trotzdem im Kern ein Tänzer ODER ein Kampfkünstler. Nicht beides.

Nehmen wir das Akkordeonspielen ruhig mal als Beispiel:

Wenn also das Spielen verschiedener Systeme das Spielen allgemeine verbessert, dann wäre es ja sträflich, dies NICHT zu tun?

Jeder merkt, was ihn am besten liegt. Meist abhängig davon, was er am frühesten gelernt hat.

Angenommen ich bin Tastenspieler und lerne nun auch Knopf, weil ich damit bewusst mein Tastenspiel positiv beeinflussen würde.
Dann wäre Knopfspielen kein Selbstzweck sondern eine Art Training für das eigentliche Spiel auf Taste.
Und auch umgekehrt: es müsste dann ja auch für den Knopfspieler förderlich sein, auch Taste am Akkordeon zu lernen?

Ist das denn so?

Bei anderen Instrumenten wie Bläser, Saiten, Bass oder auch Drum lernt man rein MUSIKALISCH eine Menge: Gehör! Rhythmus, Timing, andere Körperbereiche sind beansprucht, ganz andere Klänge werden erzeugt etc

Das ist fast schon Pflicht, da mal reinzuschauen oder zusätzlich zu lernen.

Doch was wird dann mein Hauptinstrument sein letztlich?

Und was genau könnte ein anderes System mir als Tastenspieler als Benefit bringen?

Und mache ich es nur um auf Taste besser zu werden oder rein seiner selbst Willen und verzichte auf evtl Fortschritt in der Kernkompetenz?

Das Erkennen von Muster wie hier von @Bernnt gezeigt, ist ja überall möglich, wenn man denn Muster erkennen möchte. Das ist auf jeden Fall positiv, aber sonst?
Was lerne ich akkordeonistisch am Knopf mehr als wenn ich nur Taste spiele?
Artikulation, Skalen? (Da eher sogar weniger, wenn eh alles sich gleich spielt) Harmonie, Tonerzeugung, Dynamik?
Werden die Finger rechts beweglicher für Taste?....

Oder mal anders
Linke Seite:
Durch M3 Spielen wird die Hand wegen andersartiger Bewegungen mehr trainiert als durch reines M2 Spielen. Dadurch ist rein motorisch das M2 Spiel sicherlich leichter zu meistern. Kommt aber auch auf die Musik an, die mit M2 gespielt wird. Rhythmische, stilistische Begleitung wird durch M3 Spiel eher null gefördert.
Aber ansonsten?

Bin gespannt, wie es sich weiter entwickelt hier :)

Grüßle
 
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Nehmen wir das Akkordeonspielen ruhig mal als Beispiel:
Wenn also das Spielen verschiedener Systeme das Spielen allgemeine verbessert, dann wäre es ja sträflich, dies NICHT zu tun?
Eine weit verbreitete Methode, nicht nur in der Musik, ist es, die Schwierigkeit im Aufbau künstlich zu erhöhen, um anschließend das gewünschte Level als einfach zu empfinden.

Man stelle sich das beim Beispiel Knopfakkordeon Diskantseite folgendermaßen vor:

ein Handzuginstrument, Knöpfe auch da, auch keine erwünschte 6. Reihe, sogar die 5. fehlt.
Das Instrument erzeugt auf Zug und Druck nicht etwa die selben, sondern unterschiedliche Tonhöhen!
Das Instrument spielt in der Reihe auf Druck 3er-, auf Zug 4er-Gruppen!!
Dies führt dazu, dass "Griffe" in jeder Oktave anders angelegt sind. Ein Tonleiter auf c1 auf Druck verläuft anders als eine auf c2. Auf Zug nochmal anders!!!
Eine echte challenge!

Einige Insider werden inzwischen das Instrument auch erkannt haben.

Wie sich dies im hier viel zitierten Hirn schon bei kleinsten Motiven abspielt, habe ich vor ein paar Tagen hier geschildert, war mir der Relevanz, ja Brisanz des Themas aber nicht bewusst.

und nun wieder zurück zur ernsthaften Diskussion
 
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Wenn man bis seine 18 Jahre nicht das neue (Knopf)-System wechselt, wird man nie mehr intuitiv mit dem System umgehen können.
Ich schätze dich sehr, @Akkordeonengel und hoffe gleichzeitig, dass du nicht recht hast. Ich probiere es mal mit einer Frage: Was versteht man unter "intuitiv mit dem System umgehen können"? Intuitiv umgehen kann ich mit einer Sache, wenn ich Erfahrungen damit gesammelt habe. Alle von uns können wahrscheinlich Auto fahren. Wir haben gelernt, Geraden zu fahren und Kurven zu lenken. Irgendwann kann man das intuitiv. Man weiß, wie stark man das Lenkrad einschlagen muss. Allerdings machte ich die Erfahrung, dass das nicht so einfach auf andere Autos übertragbar ist. Wenn man zum ersten Mal in einem Kart sitzt oder einen Rennwagen lenken muss oder einen VW-Bus fahren darf, fühlt sich die Sache fremd an. Das ist immer so, weil wir keine Erfahrungen damit haben. Wenn Deine Aussage stimmen würde, gibt es einen Zustand, dass man prinizipiell und immer "intuitiv mit einem System umgehen kann". Bei einem Auto wäre das Auto wohl das System. Wie ich gezeigt habe, kann das aber nicht stimmen (zumindest ist das bei mir so). Intuitiv lenken kann ich etwa einen Passat, weil ich so ein Auto gerade fahre und damit viel gefahren bin. Um die Sache abzukürzen: Man kann das intuitiv, womit man konkrete Erfahrungen gemacht hat. Erfahrungen prägen die Intuition.

Das gilt auch für das Umsteigen. Mache ich Erfahrungen mit dem Knopfinstrument, präge ich meine Intuition aus. Die Frage ist dann nur noch, wie die Erfahrungen aussehen müssen, dass eine gute Prägung funktioniert. Es gibt in diesem Zusammenhang einen Fakt, den man nämlich berücksichtigen muss: Das Hirn bleibt prägbar bis ins Alter, wenn es normal funktioniert und wenn es nicht krank ist.

Einige Leute in dieser Kategorie nach dem Studienabschluss in ihrem weiteren Berufsleben wieder auf den Tasten beenden.
Da stellt sich dann die Frage, warum das so ist. Ich fantasiere einmal:
1. Die Leute hatten keine richtige Motivation. Die Motivation hat nach gelassen, weil keine schönen erstrebenswerten Ziele formuliert wurden.
2. Eine Erfahrung: Man kann mit Tasten prinzipiell dasselbe spielen. Warum sollte man dann umsteigen? Hier stellt sich die Frage nach der Literatur.
3. Man vergleicht ständig das Tastenspielen mit dem Knopfspielen. In diesem Zusammenhang gehören die Erfahrungen, die teilweise auch hier schon formuliert wurden. In diesem Fall scheint es sich um ein pädagogisches Problem zu handeln. In einem Bild: Die Leute haben nicht erst im Sand mit Händen gebuddelt, dann eine Schaufel benutzt, sondern wollten die Kinder-im-Sandkasten-Zeit überspringen, um gleich Bagger fahren zu lernen (Coupe Mondiale gewinnen!!!). Das kann nicht gut gehen. Das führt dazu, dass kein solides Fundament gebaut wird, auf dem man aufbauen kann.

[OT]
Vielleicht interessant für alle akademischen Leser einer Musikhochschule: Wenn ich Musikprofessor oder - Dozent wäre, würde ich mich schnellstmöglich mit einem Sportprofessor unterhalten, der früher Methoden entwickeln musste, um die Ski-Springer vom Parallel-Sprung auf den V-Sprung-Stil umzuschulen. Da wurden nämlich valide Kenntnisse erworben, formuliert, Tests durchgeführt, ausgewertet und schließlich Trainingsmethoden entwickelt, um das zu ermöglichen. Diese basierten auf körperlicher und mentaler Ertüchtigung. Soweit ich weiß, existiert für das Phänomen des Umsteigers von Taste auf Knopf nichts. Es gibt keine Untersuchungen der Probleme. Und es gibt keine fundierten Anleitungen, die darauf fußen. Hier gäbe es also was zu tun. Toll daran ist, dass man hier interdisziplinär arbeiten kann. Man kann Musikpädagogik einbeziehen, Sportwissenschaften und Neurowissenschaften.
[/OT]
 
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Was gibt es in der Musik anders als Selbstzweck (also einen ausgedachten (von mir oder von anderen))?
Welches Ziel kann es geben, außer ein mir selbst gestecktes, von mir akzeptiertes?

Muster zu erkennen ist die Art wie unser Gehirn arbeitet, Muster können viel allgemeiner sein als nur ein Griff oder eine Griffkombination. Alles was wir kennen, erkennen, alles was wir denken sind Muster wir sind Mustererkenner, das ist die Art unserer Intelligenz, jede Art den Mustererkenner zu erweitern ist ein Fortschritt (wenn auch nicht unmittelbar).

Ich persönlich habe durch den Wechsel von Klavier auf Knopf das "Schlagwerk" in Klavier und Akkordeon entdeckt, genauso wie ich das "Fühlen" der Tasten/Knöpfe zur Orientierung lernte und das blinde Springen im Klavier der linken Hand (hätte nie gedacht dass das geht, aber die Hand erinnert sich).

Bei Klavier/Keybord bin ich nur sehr rudimentär unterwegs und kenne da nur zuwenig üben, aber vom Singen kenne ich auch die "gläserne Decke" und da kann man schonmal verzweifeln, egal was da hilft, Hauptsache es hilft um den Kopf mal darüber zu bringen um einen Blick zu erhaschen.

Was hilft bei Mathematikschwäche? Richtig, ein Instrument lernen (vor allem das Üben des Unbekannten, die Muster (im Zeit/Frequenzdiagramm den Noten)) zu erkennen und dann umzusetzen, komplexe Zusammenhänge optisch und akustisch erfassen ...).
 
Das wird wohl mit dem M3 noch nicht durchweg so sein.
Nein, natürlich nicht, @Klangbutter. Die Frage ist aber, welches Niveau man erstrebt. Ich fühle mich mit meinen sechs Bachinventionen ganz gut und hatte, bevor ich den Tasten-Knopf-Rappel hatte angefangen, die Sinfonien zu studieren. Die d-moll Toccata kann ich und den Vivaldi kann ich greifen, leider passen die Bellowshakes nicht so, wie man die wohl auszuführen hat. Ich würde mir also ein solides Niveau bescheinigen. Für eine Autodidakten kann ich ganz zufrieden sein.

Viel interessanter ist es, wo die Fahrt auf den Knöpfen hingehen soll. Für mich habe ich zunächst einmal folgendes formuliert:
1. Ich möchte zunächst einmal typische Stücke aus meinem "Repertoirekreisen" spielen können: typische Bluesnummern, typische Jazznummern, Volksmusik-Hits, Jazz, Musette und verschiedenes von Bach, Scarlatti und Mozart, was ich schon beherrsche. Vielleicht kommen noch einfache Klezmer-Nummern und russische Sachen dazu.
2. ich möchte mit den Möglichkeiten experimentieren, die ein vergleichsweise leichtes chromatisches Knopfakkordeon im Vergleich zu den großen Tastenkonvertern bietet (Tango-Artikulationen a la Piazzolla, bestimmte Glissandi-Techniken die auf Tasten nicht gehen, Spielen von Läufen mit nicht genau definierten Noten auf dem Griffbrett...). Und ich möchte diese Erfahrungen mit meinen Improvisationsmöglichkeiten verknüpfen. Damit hätte ich nämlich den Mehrwert, den mir ein Knopfakkordeon gegenüber einem Tasteninstrument bietet. Jetzt schon führt das Experimentieren (also die Fehler die man macht ;):):D), zu total spannenden Ergebnissen.
 
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Ich glaube dass es als "Erwachsener" einfach schwer ist, genau soviel Zeit zum üben auf zubringen wie ein Schüler oder Student. Das mit der Intuition hat m.E. nur bedingt mit dem Alter zu tun. Es dauert halt lang und man muss viel spielen.

Das mit den Mustern und Phrasen finde ich super. Ich bin durch die Gitarre auf die Idee gekommen: ich habe Gitarre nur nach Gehoer und Griffbildern gelernt, kann ein paar Akkorde, Barree, die Pentatonik und Bluesskala - damit kommt man ziemlich weit. Ich habe mich bei Impros auch viel freier gefühlt wohl weil ich nicht wusste welche Töne ich spielte...

.Dieses Prinzip, bei Gitarristen weit verbreitet, übertragen wir hier aufs Akkordeon: Phrasen, Griffe, Bilder und gutes Gehör. Für "Gebrauchsmusik" reicht das und ist vielleicht sogar besser. Klassik / "EMusik" geht damit aber natürlich nicht...

Ich habe daher auch schon öfter über eine vergleichbare Notation nachgedacht. Siehe mein thread zu lefthand voicings im MIII ...

Achja und die voicings funktionieren jetzt natürlich auch rechts :)

Cheers, Seb.
 
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Das mit den Mustern und Phrasen finde ich super. Ich bin durch die Gitarre auf die Idee gekommen: ich habe Gitarre nur nach Gehör und Griffbildern gelernt, kann ein paar Akkorde, Barree, die Pentatonik und Bluesskala - damit kommt man ziemlich weit. Ich habe mich bei Impros auch viel freier gefühlt wohl weil ich nicht wusste welche Töne ich spielte...
Genau so ist das. :great: Nichtwissen macht frei.:cool: Wir wissen nicht Akkordeon, sondern wir spielen Akkordeon. Nee, eigentlich ist es viel cooler: Wir spielen nicht nur Akkordeon, wir spielen mit dem Akkordeon. Wir sind total kindisch. Kinder können bei manchen Spielen aber ganz schön weit kommen. Wenn ich an das Alter der Bälger denke, die mich beim Schach wegputzen... Darum wundert es mich nicht, dass Du auf der Gitarre recht weit gekommen bist...

Der Weg auf der Gitarre ist ja deshalb so nett, weil man einfach anfängt, man früh was damit machen kann und sich dabei schön langsam steigern kann. Erst mal D-Dur und G-Dur, später A-Dur und C-Dur dazu, alles noch in den ersten drei Bünden. Wenn man dann noch E-Dur hinkriegt und H7, kann man schon ordentlich am Lagerfeuer mitmachen. Dann die Powerchords, einfache Improvisationen im 5. oder 7.Bund und man kann nicht mehr aufhören. Alles Weitere ist dann eine Frage des Ehrgeizes.
 
Witzigerweise fängt Hans Günther Kölz in Trossingen auch damit an, Improvisation ohne Skalenkenntnis / Notenkenntnis zu unterrichten, weil das teilweise stark ausbremsen würde.

Eigentlich bin ich auf nem ähnlichen Weg bloß auf Taste :)
 
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Wir schweifen ab, aber Genau!

Ich glaube viele Instrumentalisten sind technisch und musikalisch seeeehr viel weiter als im freien Spiel und im Hören.

Deswegen sollte man m.E. schon bei Kindern mit Improvisation anfangen. 5 Töne, Call and Response, Blues und fertig...

Seb.
 
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Tag 18. Heute stand eine Reise nach Argentinien an. Will heißen: Ich habe verschiedene Tangos probiert, eigene Stückchen gespielt, variiert und natürlich auch die ersten Übungen wiederholt. Anbei ein Geschmack von dem, wie sich ein Tango nach ca. drei Wochen Knopf-Praxis bei mir anhört. Nach wie vor alles ohne Fingersatz, nur mit Griffen, bei denen sich die Fingerchen abwechseln. Jetzt sind schon drei Welten abgedeckt: Blues, Alpen, Tango. Das MIII-Manual lächelt mir schon manchmal zu und sagt, dass es jetzt auch ins Spiel gebracht werden will. Gleichfalls wollen die Iren Gehör finden. Mal gucken, wem mein Gefühl zuhören möchte.

Aber zuerst einmal ein Tango:



 

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Wow, genial!

Darf ich fragen, ob das jetzt ein bestimmtes Stück war oder ist das aus typischen Stilmerkmalen zusammengesetzt? Hört sich sehr schön und tanzbar an!
 
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Darf ich fragen, ob das jetzt ein bestimmtes Stück war oder ist das aus typischen Stilmerkmalen zusammengesetzt?
Nee @Malineck. Es besteht aus typischen Tango-Phrasen. Dabei habe ich aber versucht, den einfachen Dur- und Moll-Akkordeon aus dem Wege zu gehen und habe munter Quarten und Sekunden rein gemischt. Ziel war es, einen etwas moderneren Tango etwas in Richtung Piazzolla zu bekommen. Schön, dass es Dir gefällt.

Tango war gestern. Tag 19 ist heute. Genug von Phrasenschweinen - ob blau, von den Alpen oder aus Argentinien. Heute geht's um Phrasenschafe, um iro-schottische Phrasenschafe. Vor einiger Zeit hatte ich einmal für eine befreundete Flötistin dieses Stück geschrieben, das jetzt für mich selber Gold wert ist. Denn man kommt mit ihm in die iro-schottische Musik hinein. Es hat einen süffigen Titel, ist flott, enthält Triolen und bringt unser Hirn mit seiner Bass-Begleitung etwas durcheinander, so dass man sich nicht zu sehr auf den Diskant konzentrieren kann:

19 - Stand this round.png






Interessant dabei ist, dass es praktisch nur mit den Grundgriffen funktioniert. Fingersatz also weiter Fehlanzeige. Wenn man nicht genug kriegen kann, kann man es in einer ausgefalleneren Tonart probieren. Vorsicht Ohrwurmpotential.
 

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bringt unser Hirn mit seiner Bass-Begleitung etwas durcheinander
anhören tut sich's wie ne jig. Wenn es eine ist (iro-schottisch?), würde ich's noch mal in 6/8 schreiben, so wie es musescore ja auch spielt
 
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würde ich's noch mal in 6/8 schreiben
Ah. Auf die Idee bin ich gar nicht gekommen. Das liegt daran, dass ich Iroschottisches nur nach Gehör spiele und nicht nach Noten. Ich schau mal, ob's besser wird, wenn man's in 6/8 packt. Vielen Dank für Deinen Hinweis, @klangtaucher.

Eigentlich wird es noch mit einem Schellenkranz gespielt. Die Schläge sind immer betont (lang) und kurz - kurz. In meiner Notation (wenn man den Auftakt als Takt 1 zählt) auf T.2 (c)!! lang, kurz auf Takt 3,Schlag 1, kurz auf Takt 3, Schlag 2.
 
Interessant dabei ist, dass es praktisch nur mit den Grundgriffen funktioniert. Fingersatz also weiter Fehlanzeige.
Du meinst durch Verschieben von Griffmodellen, also ohne solche Tricks wie z. B. Untersetzen? Auch wenn Du Dich immer zierst, von Fingersätzen zu sprechen - Dein Fingersatz bei diesem Stück würde mich schon interessieren!
 
Tag 20. Vormittagsübung. Irgendwann hatte ich im Ratespiel-Thread mal nach dem Produkt gefragt, das mit dieser iro-schottischen Musik beworben wurde. Die Seife hört sich - mit zwei Fehlern - auf dem Knopferl so an:





Noten hatte ich keine. Alles nur Gehör.

Du meinst durch Verschieben von Griffmodellen, also ohne solche Tricks wie z. B. Untersetzen?
Der olle Holzschuh hatte erkannt, dass "einfache" Musik meistens mit einer Handspanne zu spielen ist. Viele Melodien brauchen vor allem einen Fünftonraum. Da muss man tatsächlich nichts über- oder untersetzen. Manche Melodien wie die irischen Stücke funktionieren mit zwei Handspannen, die oft freilich miteinander verschränkt sind. In solchen Fällen verschiebe ich tatsächlich blind meine Griffe, ohne mir über den Fingersatz Gedanken zu machen. Wichtig ist, dass die Finger blind auf den fünf Knöpfen landen wie sie im Standard vorgesehen sind, denn die Intervalle zwischen diesen Fingern sind bei mir bereits alle automatisiert. In diesem Fall wage ich nicht von Über- oder Untersetzen zu sprechen. Es ist einfach Springen, freilich nicht blind, weil die Finger durch die Berührung ja orientiert sind. Vielleicht würde Frau Moser von einer "Wurfübung" sprechen.

Jetzt gibt es natürlich Melodien, die sechs Töne (eine Sexte Abstand zwischen dem tiefsten und dem höchsten Ton) brauchen. Oft wird einer ausgelassen. Damit sind wir wieder bei einem Fünffingergriff. Sollte man tatsächlich sechs Töne brauchen, setze ich über - entweder am tiefen Ende oder am hohen Ende des Griffs. Ich habe gemerkt, dass das bisher immer drei Knöpfe betrifft, die ein Dreieck auf dem Griffbrett bilden. Ob das immer so ist, weiß ich nicht. In diesem Fall kommt es tatsächlich zu dem, was man Unter- oder Übersetzen nennt.

Anderes ist mir praktisch bisher noch nicht untergekommen, aber mir ist klar, dass das wohl an meiner Stückauswahl liegen muss.:gruebel: "La Campanella" wird damit nicht funktionieren, weil wir da ja Oktaven haben.;):D

Dein Fingersatz bei diesem Stück würde mich schon interessieren!
Ok, dass du nachfragst. Ich habe aber Angst, dass das eine Tausendfüßler-Frage für mich werden könnte. Normalerweise hat dieses Tierchen ja keine Probleme mit der Fortbewegung. Nur als ihn jemand fragt: "Irre, wie du das machst. Mich würde interessieren, wie du die Bewegung der Füße Nr. 665 und 666 koordinierst?", achtet er drauf und stolpert er.:evil: Sorry, dass ich diese Frage bei diesem Stück darum nicht beantworte. Blind bin ich glücklich.;) Wichtig ist nur, die Fingerchen abzuwechseln und nicht mit ein und demselben über das Griffbrett zu huschen. Ich hab allerdings heute morgen auch mit dem Krieger-Menuett auf MIII angefangen. Du hattest mir ja in Sachen MIII geraten, ich solle möglichst links und rechts einen ähnlichen Fingersatz verwenden, um nicht durcheinander zu kommen. Bei dem Stück ist mir zum ersten Mal aufgegangen, wie unterschiedlich die Herangehensweise über Griffe und Fingersätze sein kann. Diese werde ich posten, damit man vergleichen kann, wie die Ergebnisse in dem ein oder dem anderen Fall aussehen.

Und noch ein kurzes Zwischenfazit. Was habe ich mit dem Umstieg bisher erreicht?
1. Ich habe ein wesentlich kompakteres und leichteres Instrument, so dass mein Publikum mehr von mir sehen wird als wenn ich hinter einem großen Tastenkonverter sitze. Mein Hauptantrieb für den Umstieg.
2. Wegen der Knöpfe und der Griff-Technik kommt der kleine Finger wesentlich häufiger ins Spiel. In gewisser Weise gewinne ich damit einen Finger und damit wahrscheinlich auch an Geschwindigkeit.
3. Ich kann Griffe verschieben und oft ohne Probleme zwischen den Tonarten wechseln.
4. Es gibt Techniken, die auf Tasten nicht gehen (umgekehrt dürfte das wohl auch gelten), was mein Spiel bereichert. Fehler sind hier super, weil sie die Grundlage neuer Möglichkeiten der Improvisation bilden.
5. Dadurch, dass die Handspanne auf dem Diskant mehr Töne umfasst, ist die Kleine Fuge von Bach in g-Moll prinzipiell möglich.
6. Die Piginis sind natürlich auf dem Diskant dünner und heller, was viele nicht mögen, aber die Konverterbässe können sich sehen lassen. Sie sind kräftig und springen schnell an.

Herausforderungen gibt es natürlich auch:
1. Jazzakkorde wollen auf dem Diskant neu gelernt werden.
2. Das Repertoire. Ich werde mich jetzt dransetzen müssen, um mein altes Repertoire wieder zu erarbeiten.
3. Die Koordination zwischen links und rechts muss insbesondere beim MIII-Spielen demnächst neu drauf geschafft werden.
4. Ich muss herausfinden, was mein Akkordeon "für ein Typ ist". Was will es spielen? Bei welchen Registern lebt es auf? In welchen Lagen will es gespielt werden? Darauf ist dann das neue-alte Repertoire abzustimmen.

Es gibt noch viel zu tun, macht aber Spaß und geht gut von der Hand. Ich bin gespannt, wie es weiter geht.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Ok, vielleicht war ich zu harsch, ich habe gerade noch einmal nachgesehen. Das Stück geht tatsächlich nur mit zwei Pfeilgriffen - Nummer 1 auf f, Nummer 2 auf c'. Bei Nummer 2 gibt's im zweiten Teil aber eine 6-Fingerspanne, wobei ein Ton ausgelassen wird. Ist also alles ganz easy. Ich spiele nur faul die Griffe runter. Über- oder Untersetzen gibt es überhaupt nicht. Wozu auch?
 

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  • 20 - Irische Seife.mp3
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Ok, vielleicht war ich zu harsch, ich habe gerade noch einmal nachgesehen. Das Stück geht tatsächlich nur mit zwei Pfeilgriffen - Nummer 1 auf f, Nummer 2 auf c'.
Kapiere ich nicht, bin allerdings mit Deinem "Pfeilgriff" auch nicht vertraut :)
Sei doch so nett und schreib die Fingersätze für die ersten 4 Takte auf damit mein Hirn mitkommt :)
 
Ich erkenne wieder eine Parallele @Bernnt

Ich habe bei Workshops und Unterricht von einem virtuosen Tastenspieler den eindringlichen Tipp bekommen, (auch auf Taste) in "Griffen" zu denken.
Das heißt den Raum von 5 Tönen möglichst zuerst mal abzugreifen und einzuprägen und dann erst zu spielen. Da Stücke in der Regel über weit mehr Töne verfügt, gilt es, sich diese aus mehreren Griffmustern zusammenzustellen, diese extra zu üben und dann die Übergänge von einem Griff zum nächsten anzueignen.
Eine gute Herausforderung ist es nämlich auch, innerhalb jeglicher Griffmuster alle Finger völlig unabhängig voneinander bewegen zu können, wozu es ja unendlich viele gute Etüden gibt, die jeweils unterschiedliche Finger stärken oder isolieren.

Das hilft erstens, die Schwierigkeiten zu minimieren (einzig schwierig sind dann meist nur die Übergänge, und auch die kann man sich ökonomisch gestalten.
Zweitens erhöhnt es die Treffsicherheit stark. (Viel besser ist es, innerhalb eines Griffmusters zu spielen, wenn man es denn getroffen hat :) als sich sozusagen von Ton zu Ton zu "hangeln" und jedesmal Gefahr läuft, etwas nicht zu treffen)
Und drittens hilft dies auch enorm dabei, Stücke abzuspeichern (als EIN weiteres Kriterium neben anderen)

Hab das gerade mal mit der irischen Seife kurz gemacht (Taste) und wieder festgestellt, wie unwahrscheinlich schnell sich die Muster einprägen und wie wenig "Läufe" dann vorkommen. In dem Stück praktisch gar keiner. (Natürlich braucht man auch generell "Läufe", aber auch die sind nichts anderes als Bewegungsmuster, die es anzureihen gilt)

Ich wende diese Art des Aneignens erst seit wenigen Wochen an und auch nur bei neuen Stücken und auch noch zu inkonsequent.

Deine Herangehensweise zeigt mir, bzw. erinnert mich daran, wie man sich Dinge vereinfachen bzw. ein wenig systematisieren kann.

Der Vorteil von Knöpfen ist hier vor allem die relative Tonartenunabhängigkeit. Der Vorteil der Taste ist aber vielleicht genau der scheinbare Nachteil, nämlich, dass man viel mehr Griffmuster und Läufe braucht, die sich teils nur marginal unterscheiden, die aber, WENN man sie dann mal irgendwann drin hat, gleich ein Bewegungsgefühl zu zugehörigen Klang auslöst.
Du schriebst ja anfangs dass dich das einfache Versetzen von C auf Cis klanglich so irritiert hat, dass du dich bei gleichem Griff verspielt hast, weil du einen anderen Griff erwartet hast.

Ich bin gespannt, wie die Mischung bei dir verläuft und bin mit Begeisterung dabei, deine Beobachtungen, die du mit uns teilst, an der Taste nachzuvollziehen und da neue Lernimpulse zu bekommen.

Danke
 
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