verstärker überflüssig?

  • Ersteller guitar_anfaenger
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@ marshall-türme bei opeth

ja, das war bei der einen tour so, weil da der ausstatter nicht an die laneys rangekommen is - wer weiß warum auch immer

aber ich hab hier mehrere Interviews mit Mikael und Peter rumliegen, wo sie beide über die Signalkette reden und das geht "PRS Custom --> Boss GT-6 ---> Laney Head --> Laney Cabinet", "We just use the clean channel on our heads - all the distortion comes from the gt-6" usw. ;)

waren schon viele drüber "geschockt" - geht auch grade im Petrucci-Forum darum und da sitzen auch viele Röhrenamp-User da und bekommen vor lauter staunen den Unterkiefer nicht mehr hoch und fluchen darüber - "I always wanted a Laney VH100R because of Opeth and now I hear they never use the preamp distortion??? damn you opeth...." :D :D :D
 
hör dir Opeth an - auch wenn sie ab und an ma im Studio nen Rectifier benutzen kommt der größte Teil ihres Sounds aus nem Boss GT-6 was sie in nen cleanen Laney VH100R spielen. Sogesehen ein Modeler an ner Röhrenendstufe...

Ehrlich gesagt finde ich, dass genau das der einzige Kritikpunkt an den Opeth-Liveshows ist. Wobei der GT-Sound in echt noch nicht so negativ auffällt, wie auf der Lamentations-DVD. Die klingt imho ziemlich nach Modeller, was die Gitarren betrift, irgendwie so "durchgekaut" und nicht so offen im Sound wie echte Amps, und es wäre meiner Ansicht nach eher ein Negativbeispiel für Modellersound, da gibt es durchaus bessere (Meshuggah z.B.).

Dabei könnten die Opeth-Jungs doch auch alles andere haben, was sie wollen, um ihren Livesound hinzubiegen. Man liest immer, dass der Herr Akerfeldt einen möglichst natürlichen Sound bevorzugt, aber ich finde, Live stecken die diesbezüglich zu Gunsten der Vielseitigkeit eines GT-8 ordentlich zurück. Aber ich sage euch, es würde mich überhaupt nicht wundern, wenn die demnächst komplett mit Rackequipment auf Tour gehen, und die LANEY-Amps zu Hause lassen. Immerhin stehen die Amps jetzt schon hinter der Bühne säuberlich in ein Flight-Case einsortiert. Da ist der nächste, fast zwangsläufige Schritt nicht mehr weit. Alles natürlich wilde Spekulation, aber ich könnte mir in den Opeth-Rigs z.B. Setups aus Rocktron Prophesy II, Boss GT-Pro und vielleicht Marshall 9200 gut vorstellen...
 
es gibt unmengen möglichkeiten, aus einem röhrenamp mehr als ein, zwei sounds rauszuholen. das tu ich auch. allerdings bezweifel ich den sinn, möglichst genau an alle möglichen sounds bekannter (pop)rockbands heranzukommen - außer ich würd in einer hochzeitstanzband spielen, da is sowas natürlich praktisch.

Und wie holst Du die vielen Sounds aus Deinem Röhrenamp? Mit Bodentretern? Na dann hoff ich aber schwer, dass die mit Röhren funktionieren...:D

Hm...verstehe, für ne Hochzeitstanzband sind Modeller also ok. Ich persönlich spiele hauptsächlich Classic und Hardrock und auch in diesen Bereichen ist es überaus praktisch, von nem Jazz Chorus über nen Fender Blackface zu nem Marshall Plexi oder Recti wechseln zu können.
 
Und wie holst Du die vielen Sounds aus Deinem Röhrenamp? Mit Bodentretern? Na dann hoff ich aber schwer, dass die mit Röhren funktionieren...:D

Hm...verstehe, für ne Hochzeitstanzband sind Modeller also ok. Ich persönlich spiele hauptsächlich Classic und Hardrock und auch in diesen Bereichen ist es überaus praktisch, von nem Jazz Chorus über nen Fender Blackface zu nem Marshall Plexi oder Recti wechseln zu können.

mein hauptdistortionsound kommt aus einem tube factor, der funktioniert mit röhren :)
hab noch einige andere, die natürlich nicht mit röhren den sound formen (big muff, tubescreamer, etc). das signal geht aber immer noch in den clean-kanal des preams, wo die röhren den klang mitbestimmen. das ist gar kein unwesentlicher anteil am sound. es gibt ja durchaus amps, an denen bestimmte bodentreter besser klingen als an anderen amps. außerdem hab ich eh nie behauptet dass distortion unbedingt nur aus röhren kommen muss um geil zu klingen.

hochzeitsband war nur ein beispiel für ne anwendung, wo man an möglichst viele sounds bekannter bands rankommen muss, weil man diese eben covert. in einer "echten" band, wo eigene songs geschrieben werden, wo ein eigener sound und stil gefunden werden soll, ist eine so riesige vielfalt völlig unnötig, imo. wenn du es unbedingt brauchst, dann benutz halt einen modeller, niemand will dir das verbieten.

ps.: wegen deiner signatur - wenn man endstufenröhren paarweise rauszieht, ändert sich die gebrauchte impendanz am aü trotzdem :p
 
die sahningen leads sind aber nicht dauer-präsent

ich empfehle "The Grand Conjuration" oder "Deliverance" (speziell ab 9:56min sind beim zweiten sehr tighte Hi-Gain Blasts zu vernehmen ;) )

nun ja so fett sind die stellen jez auch wieder net. und blasten kann nur das schlagzeug ;)
ausserdem wofür wenn nich für solche stellen ham sie wohl den von dir angesprochenen recti im studio. auf jeden fall gehts mit röhrenamp + tubescreamer noch einiges fetter als bei opeth
 
Wenn ich die Diskussion mal so revue passieren lasse:

Es erstaunt mich immer wieder, dass Leute geneigt sind, aus Sachentscheidungen eine persönliche Auseinandersetzung zu machen. Tatsache ist: Verstärkungskonzepte sind so unterschiedlich wie Musiker - absolut individuell. Keines ist besser oder schlechter als ein anderes. Die entscheidende Frage ist nur: ist dieses Konzept für MICH und MEINE Musik richtig?

Und "richtig" muss nicht heissen: "vernünftig". Ich meine: wir reden über Musik, oder? Hier geht's nicht um Vernunft, sondern um Gefühl. "Inspiriert mich" oder "macht mich geil" oder sind absolut legitime und ernstzunehmende Argumente. Rock ist Posing - zu 90% oder mehr. Tattoos, Frisuren, Klamotten, Autos, Gitarren, Amps, Texte, Lautstärke: Pose! Und auch die Entscheidung: "ich will keinen Amp, ich nehm den Multieffekt" ist u.U. eine Pose: wenn man sich einen Ast drüber freut, dem staunenden Mitmucker erklären zu können, dass der Megasound "aus dieser kleinen Büchse" kommt.

UND DAS IST OKAY SO!

Mit Verstand betrachtet: Im Recording ist die Digitalsimulation konkurrenzlos, weil sie immens Zeit und damit Kosten spart. Das ist Business, da redet man über Geld. Mit einem Amp (oder mehreren) darf da nur noch jemand anrücken, der als Vollprofi bekannt ist und GENAU weiss, was er tut, und wie er welchen Sound erzeugt. Oder er wird für genau diesen, seinen Sound gebucht.

Im Live-Betrieb ist die Digital-Simulation auch überall dort konkurrenzlos, wo es darum geht, viele verschiedene Sounds zu angemessenen Kosten (auch Transport, Aufbau, etc.) band-dienlich zu präsentieren. Im Bereich Pop, Tanzmucke, Coverband, Gala etc. muss man für den Einsatz eines Röhrenamps schon wirklich gute Gründe haben. Mir fällt keiner ein.

In beiden Fällen ist der Anspruch des "Kunden" (Publikum, Veranstalter, Produzent) für die Wahl des Werkzeugs entscheidend. Als Mucker stellt man seinen eigenen Geschmack hinter das Preis-Leistung-Verhältnis - und damit sein eigenes Einkommen - zurück.

In anderen Bereichen gelten aber andere Gesetze. Wer Musik nicht reproduktiv, sondern kreativ angeht, wer sich als Amateur in erster Linie selbst verwirklichen will, wer nicht sein Portemonnaie, sondern sein Gemüt befriedigen will, der kann in einem Röhrenamp absolute Erfüllung finden. Sogar, wenn er nur einen Sound hat, an schlechten Tagen brummt wie ein Maikäfer, sechs Tonnen wiegt und eigentlich für alles zu laut ist.

Dazu kommt, dass in bestimmten Bereichen auch ein Röhrenamp ganz schlicht und spiessig die Erwartungshaltung des Publikums, der Mitmusiker, etc. erfüllt. Im Blues, Punk, Hardrock, Metal und anderen Bereichen gehören die Dinger einfach auf die Bühne, sonst fehlt was. Meinetwegen nennt es auch Imponierhaltung, Schwanzverlängerung, Ego-Booster oder Posing - es gehört dazu. Paradoxerweise auch in der Verweigerung - siehe oben.

Ich selbst find's zum Beispiel geil, meinen Röhren-Einkanaler, der einen Wahnsinns-Ton raushaut, markentechnisch völlig unkenntlich gemacht zu haben. Wenn die Abordnung der Muckerpolizei verstohlen drumrumläuft und versucht, das Ding zu identifizieren, geht mir einer ab. Das ist vielleicht kein guter Charakterzug und hat nix mit Vernunft zu tun, aber es stachelt mich zusätzlich an, gibt mir eine Beziehung zu meinem Amp und vermittelt mir ein besonderes Gefühl für meine Musik. Bei anderen mag das für "ihren" Marshall, "ihren" Bassman, "Ihren" Rectifier etc. gelten. Und wenn's ein Grossserienteil ist, das auf jeder dritten Bühne steht, dann ist es vielleicht sogar die Anpassung und das Mitschwimmen mit der Masse, die ein gutes Gefühl vermitteln. Auch okay.

"Vernünftige" Gründe für Röhrenamps mit mehr als 50 Watt gibt es nicht. Das sind Dinosaurier, die für alles andere als den heutigen Musik-Betrieb konzipiert sind. Das Pendant zum Marshall-Fullstack ist in der Auto-Industrie ... sagen wir mal: der Opel Admiral. Zu seiner Zeit respektabel und aufsehenerregend. Heute eher was für Liebhaber und aus gutem Grund vom Markt verschwunden. Der Unterschied zwischen Marshall und Opel ist, das Marshall die alten Konzepte immer wieder hervorkramen kann und den Oldtimer-Markt mit Neuauflagen bedient. Opel kann das nicht. Erstens, weil keiner so dumm wäre, ein Auto mit Sechziger-Jahre-Technik zum Neuwagenpreis zu kaufen. Zweitens, weil das Teil keinerlei Sicherheits-, Abgas-, etc.- Normen mehr erfüllen würde. Komischerweise funktioniert es aber bei uns Musikern.

Wir Amateure können es uns leisten, über Geschmack zu streiten. Aber bitte nicht immer über den der anderen. Ich find's fairer, wenn man dabei bleibt, sich zu fragen: "Gefällt's MIR?" anstatt Entscheidungen anderer grundsätzlich zur kritisieren oder in Frage zu stellen. Und ehrlicher, wenn man dazu steht, dass manche Dinge - grade unter Künstlern!! - nicht über den Kopf entschieden werden. (Eigentlich werden Entscheidungen nur sehr selten mit Hilfe des Verstandes getroffen, sondern im Normalfall nur nachträglich rationalisiert. Gelernte Verkäufer und Werber wissen das und nutzen es aus - aber das ist eine andere Geschichte.)

Letztlich sind wir alle ständig auf der Suche.
 
Wow! Was ein toller Beitrag! Gefällt mir wirklich sehr gut!

Zur künstlerischen Freiheit gehört auch die freie Wahl der Mittel, mit denen man seine Visionen verwirklicht.

Bei uns in der Band ist es sogar so, dass ich total auf neues digitales Zeugs stehe - unser 2. Gitarrist hat da aber eine vollkommen andere Einstellung und spielt ausschließlich über einen Röhrenamp. Und was unglaublich ist: Wir verstehen uns immer noch! Vor allem deshalb, weil ich ihm zugestehe, dass er seinen Sound auf andere Art und Weise erzeugen will - und er gesteht mir dasselbe zu.
 
Ja, dem Post von LostLover sollte man eine Ehrung geben!

weil ich ihm zugestehe, dass er seinen Sound auf andere Art und Weise erzeugen will - und er gesteht mir dasselbe zu.

Das ist der Punkt, ich hab keine Probleme mit Multis oder sonstiger Digitaler Gitarrentechnik, aber ich hab trotzdem einen Röhrenamp, wegen dem Sound und wegen dem Gefühl.
Ich meiner Röhrencombo einfach das Gefühl, da arbeitet was, um meinen Sound zu erzeugen, man sieht die Röhren glühen und das ist immer wieder ein schönes Gefühl, wo man sich denkt, wie schön, dass diese Dinger für mich arbeiten und den Sound liefern den ich haben will.
Wer dieses Gefühl nicht braucht, muss sich dann ja auch nicht umbedingt ne Röhrencombo anschaffen.
Die Röhren haben einfach das gewisse etwas, was mir fehlen würde, auch wenn ich weiß, dass sie teilweise total überteuert sind.

MFG
Fungi
 

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