Warum nicht jeder (gut) singen kann

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Guten Morgen allerseits,
ich schreibe das mal in die Plauderecke weil es (evtl.) keine Fakten sind sondern nur mein persönlicher Eindruck/Meinung.

Also ich habe die Erfahrung gemacht, dass zum Singen nicht nur Stimme/Können/Talent(?) gehört, sondern (nicht zu vergessen die Gesundheit natürlich!) genauso auch Charakter, Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen.
Es ist toll wenn man schön singen kann und vielleicht auch noch dazu stimmliches Talent mitbringt. Aber all das bringt nichts, wenn man sich hemmt aus sich raus zu kommen, sich scheut mal laut(er) zu sein, von anderen gehört zu werden, sich ziert sich fallen zu lassen ohne darauf zu achten was andere davon halten usw. etc.

Wenn manche gesagt bekommen "du kannst kein Profisänger werden" oder ähnliches, denkt man vielleicht es liegt an der Stimme, man hat kein Talent, der Gesang ist nicht gut genug. Aber es gibt doch viele Gründe, die überhaupt nichts mit "schlecht sein" zutun haben, weshalb jemand nicht- oder nicht gut(-genug) singen kann. Oder was meint ihr?

Nicht jeder ist eben charakterlich, gesundheitlich, ... für ALLES geeignet. Das ist dann einfach so und auch garnichts schlimmes, wie ich finde. Nur, dann MUSS es ja nicht weiterhin Gesang sein (oder Gesang werden) wenn man eigentlich weiß dass man da nicht das Zeug für hat. Oder?

Bei mir persönlich ist es zumindest so. Ich kann schon gut singen, bringe auch etwas Talent/Feingefühl/Kreativität mit aber bei mir haperts am Charakterlichen. Das könnte ich zwar lernen/üben, möchte ich aber nicht weil ich dann nicht mehr ich wäre und ich fühle mich nunmal wohl so wie ich bin.
Ich werde hier und da bei Radioliedern oder meiner Lieblingsmusik ungezwungen mit"singen" Aber Gesang in Form von Unterricht, angestrebten Auftritten, Chorgesang etc. also als richtiges Hobbie, werde ich einrahmen und als Erinnerung an die Wand hängen.

Seit geraumer Zeit hab ich ja meine Okarina, mit der ich super glücklich bin und genau meinen Bedürfnissen entspricht. Musik machen ansich wird also nicht aufgegeben werden bei mir.

Einen schönen Tag noch
Wavel23.
 
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Also ich habe die Erfahrung gemacht, dass zum Singen nicht nur Stimme/Können/Talent(?) gehört, sondern (nicht zu vergessen die Gesundheit natürlich!) genauso auch Charakter, Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen.

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Bei mir persönlich ist es zumindest so. Ich kann schon gut singen, bringe auch etwas Talent/Feingefühl/Kreativität mit aber bei mir haperts am Charakterlichen. Das könnte ich zwar lernen/üben, möchte ich aber nicht weil ich dann nicht mehr ich wäre und ich fühle mich nunmal wohl so wie ich bin.

Mir scheint, du vermischst hier etwas. Selbstverständlich solltest du darauf achten, deine Wesensart, deine Persönlichkeit, also das, was dich als Person ausmacht, zu schützen und zu erhalten.

Aber wenn es dir, wenn ich dich richtig verstanden habe, zum Singen deiner Meinung nach an Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen mangelt, dann ist das doch etwas, an dem man arbeiten kann und auch soll. Das sind doch positive Werte, deren Stärkung dir auch auf allen anderen Gebieten des Lebens nutzt und dich nicht zuletzt dazu befähigt, deine Persönlichkeit davor zu schützen, sich von anderen "verbiegen" zu lassen.

Sich zu trauen, vor anderen zu singen, ist etwas Wunderbares. Mich stärkt es jedesmal, und ich bleibe trotzdem der, der ich bin.:)
 
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Hi Wavel,
du hast schon nicht ganz unrecht.
Was aber mE viel wichtiger als alles andere ist, ist das Gefühl.
Man muss/sollte etwas vermitteln nämlich die Stimmung des Songs.
Wer hat dir gesagt das du nicht singen kannst ?
Solche Aussagen kommen oft von Leuten die weder Ahnung haben
oder dies auch nur halbwegs einschätzen können.
Desweiteren gibt es heutzutage schon krasse Helferlein mit denen selbst
der miesete Sänger sich wie ne Lerche anhören kann.
Ob jemand Talent für die Technik hat ist eins wie erwaehnt ist das rueberbringen
eines Songs für mich jedoch fundamentaler.Sich vorne hinzustellen faellt
vielen schwer mit der Zeit gewöhnt man sich dran.
Solltest du wirklich Bock drauf haben dann lass dich von den ganzen "profis"
welche oftmals im höchst Fall Karaoke gesungen haben nicht verunsichern.
Geh deinen Weg und freu dich das du Musik machen darfst wenn es denn soweit kommt.
 
Aber wenn es dir, wenn ich dich richtig verstanden habe, zum Singen deiner Meinung nach an Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen mangelt, dann ist das doch etwas, an dem man arbeiten kann und auch soll. Das sind doch positive Werte, deren Stärkung dir auch auf allen anderen Gebieten des Lebens nutzt und dich nicht zuletzt dazu befähigt, deine Persönlichkeit davor zu schützen, sich von anderen "verbiegen" zu lassen.

Dass man daran arbeiten kann, sage ich ja selbst auch. Da ich dieses "Problem" jedoch nur beim Singen habe (ich kann z.B. problemlos vor eine Gruppe Menschen treten und einen Vortrag halten, problemlos fremde Menschen anquatschen usw.) und es in dem Maß, wie ich daran arbeiten müsste damit es beim Singen hinhaut, für mein Empfinden zu sehr meine Persönlichkeit verändert, mach ichs nicht.

Wer hat dir gesagt das du nicht singen kannst ?

Niemand. Meine Lehrerin lobt mich, hab auch schon von meiner Mutter positive Rückmeldung bekommen usw. Ich selbst finde meinen Gesang auch nicht schrecklich, wenn auch ausbaufähig aber das ist wohl normal.
Ich selbst finde, dass das was ich noch charakterlich aufbringen müsste, nicht ich selbst bin und fühle mich auch unwohl damit.

Aber naja das ist am Ende ja eh eine rein persönliche Entscheidung von daher... bin zufrieden damit.

LG Wavel.
 
Du hast ne recht vernünftige Einstellung wie mir scheint.
Nur das mit dm verstellen seh ich anders.
Im Moment wäre es ein verstellen......sowas muss sich auch entwickeln.
Man kann natürlich zufrieden sein mit dem was man hat oder kennt.
Für mich heisst Leben sich ausprobieren sich zu entwickeln und sowas
schafft man schwerlich allein daheim.
Und mit der Zeit werden Dinge normal von denen wir nur geträumt haben und
dann verstellt man sich auch nicht......des gehört dann ganz normal
zu einem wenn man es denn zulässt.
Wenn es für dich ausreicht ganz allein für dich zu singen ist das natürlich auch ok.
Dachte du hast zu oft gesagt bekommen du kannst nix.
 
Also zum "Charakterlichen": Es kann auch einfach am Irrtum liegen, dass man nicht unbedingt das singen kann, was man gern möchte. Es gibt durchaus sehr schüchterne Sänger, die man sich trotzdem wunderbar anhören kann. Sie werden vermutlich keine Metal-Rampensäue und keine Ballermann-Könige. Aber mit den passenden Songs können sie durchaus viele Menschen berühren.

Dann fiel noch das Wort Talent: "Talent" ist ja ein Begriff für etwas Unerklärbares, etwas "Gottgegebenes" - und das ist natürlich Quatsch. Talent ist eine Ansammlung von Zufällen, Intuition, Sozialisation, Entscheidungen und ... Charakter. Das heißt: der Charakter ist ein Teilaspekt des Talents.

Damit will ich nicht widersprechen und auch nicht behaupten, dass jeder singen kann. Ich will nur sagen, dass es einen Unterschied gibt zwischen "gut singen" und "das Geeignete singen". Und wer eine Ausdrucksform findet, die seinem Charakter entspricht, der wird besser klingen als jemand, der auf Teufel komm die neue Whitney Houston sein will.
 
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Damit will ich nicht widersprechen und auch nicht behaupten, dass jeder singen kann. Ich will nur sagen, dass es einen Unterschied gibt zwischen "gut singen" und "das Geeignete singen". Und wer eine Ausdrucksform findet, die seinem Charakter entspricht, der wird besser klingen als jemand, der auf Teufel komm die neue Whitney Houston sein will.

Wunderbar ausgedrückt.

Nicht jeder kann (und will) mit seinem Gesang zu Weltruhm gelangen. Um das zu erfahren, muss man sich nur mal eines dieser unsäglichen Casting-Formate anschauen. Da sind eine Menge Leute dabei, die an sich ne gute Stimme haben, aber oft mit Stücken aufwarten, die sie überfordern. In einem für seine Stimme passenden Rahmen sind eine ganze Menge Leute in der Lage, angenehm zu singen. Manche sind besser im Chor aufgehoben, andere eignen sich zum Solisten.

Das ist aber auch etwas, das sich mit der Zeit entwickelt. Man muss Bühnenpräsenz, Sicherheit und Routine bei Auftritten auch erst einmal entwickeln.
Bei meinem ersten kleinen Auftritt vor nem halben Dutzend Leute (ausnahmslos Freunde) war ich ziemlich nervös. Aber ich habe daraus gelernt und trotzdem ein gutes Feedback, aber eben auch konstruktive Kritik bekommen.

Man muss seinen eigenen Weg für sich finden - und dabei in erster Linie auch auf das hören, was man selbst will. Bloß weil ein paar Leute sagen, "Hey, du kannst total schön leichte Songs mit Herz singen", muss man das noch lange nicht machen. Zumal, wenn man selbst lieber epische Arien singen oder ein Rock-Konzert geben möchte. Da ist dann natürlich auf die stimmlichen Möglichkeiten zu achten. Aber diese richtig einzuschätzen, braucht eine ganze Zeit Erfahrung und sollte zudem regelmäßig durch einen ausgebildeten Lehrer kontrolliert werden.
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, weder in Bezug auf Gesangstechnik, noch auf sonst einen der essentiellen Bereiche. Klar kann man bei bestimmten Dingen besonders talentiert sein, aber man kann auch vieles erlernen.
Und am Beispiel so mancher Leute in den heutigen Charts merkt man, dass man keine wirklich großartige Stimme braucht, um weltweiten Erfolg zu haben ...

Wenn man mit einer durchschnittlichen Stimme ein Gesangsstar werden kann, sollte sich ein Hobby-Musiker nicht entmutigen lassen, wenn es an manchen Ecken und Enden etwas länger dauert, Dinge zu erlernen.
Jeder hat sein eigenes Tempo - und das ist auch gut so.
Denn es hat ja auch jeder seine eigene (gottgegebene) Stimme :)
 
Ich möchte zu dem Thema "sich verstellen" auch noch was sagen:

Etwas zu ändern oder sich zu ändern beinhaltet eine gehörige Bandbreite. Um nicht auszuufern picke ich hier nur den Aspekt "sich weiterentwickeln" aus all den möglichen Änderungen heraus.

An einer Stelle zu stehen und eine andere Stelle anzustreben und zu erreichen, an der man einen persönlichen Gewinn gegenüber der Aussgangsstelle hat, ist die Veränderung durch Weiterentwicklung. Weiterentwicklungen sind ein wesentlicher Aspekt unseres Lebens. Gut, der eine ist schon am Ende seines Weges angekommen, wenn er sich von Limonade zu Bier "weiterentwickelt" hat - allerdings ist das wohl eher ein Fall falsch verstandener Weiterentwicklung bzw. keine Weiterentwicklung, sondern eine (für meine Ausführungen hier) sonstige Änderung.

Weiterentwicklungen gibt es nicht nur beim Wissen, bei den Möglichkeiten und Fähigkeiten, sondern auch beim Charakter und bei der Persönlichkeit. Ohne Weiterentwicklung wäre man immer im - ja was denn eigentlich? - embryonalen Stadium, oder früher oder später: Säugling, Kleinkind, Grundschüler, ... Wenn Weiterentwicklung grundsätzlich die Aufgabe der eigenen Persönlichkeit bedeuten würde, wäre niemand mehr er/sie selbst. Es ist ein Wesenszug der lebenden Natur, Weiterentwicklung nicht nur zuzulassen, sondern anzustreben.

So, und nun sagst Du, "hier bin ich und hier bleib ich, weil ich sonst nicht mehr ich bin". Entweder ist das traurig oder Quatsch. Traurig, wenn Du schon am Ende Deiner persönlichen Weiterentwicklung angekommen wärest - davon ist in der Realität bei Deinen Interessen (insbesondere der Kommunikation) nicht auszugehen. Bleibt also nur "Quatsch". Vielleicht bis Du im Moment aus psychischen Gründen nicht in der Lage, Weiterentwicklung anzugehen oder auch nur zuzulassen, aber dann gibt es einfach Hemmnisse, und die stehen nicht nur der Weiterentwicklung, sondern Deiner gesamten Persönlichkeit, also Deinem Ich, im Weg. Wenn Du gerade davon sprichst, dass Du keine Probleme "vor Publikum" hast, außer wenn Du singst, dann wäre es doch eine höchst positive Weiterentwicklung, die "gesangliche Auftrittshinderung" zu überwinden. Du würdest nicht Deine Persönlichkeit aufgeben, sondern sie weiterentwickeln.

Womöglich brauchst Du Zeit für die entsprechende Erkenntnis ...
 
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Ich glaube, dass Wavel23 etwas verwechselt.

In der Regel ist das Singen vor Publikum eine reine Routinefrage. Unsicherheiten und Lampenfieber blieben meisten - sind teilweise sogar willkommen als "Kick".
Das kräftige und laute Singen kann man lernen - ohne dabei ein anderer Mensch zu werden. Aber man muss es schon wollen.

Vielleicht hast du einfach keine Lust, Energie und Zeit darin zu investieren. Dann ist das keine "Charakterfrage", sondern ganz schlicht und einfach eine Frage der Prioritäten und des Engagements.
 
Also ich habe die Erfahrung gemacht, dass zum Singen nicht nur Stimme/Können/Talent(?) gehört, sondern (nicht zu vergessen die Gesundheit natürlich!) genauso auch Charakter, Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen.

Ich glaube wie antipasti, dass der Charakter ein ganz wichtiger Teil des "Talentes" ausmacht.

Wenn wir die verschiedenen Faktoren die den guten Sänger vom schlechten trennen mal etwas auseinanderbröseln, sähe meine Hypothese etwa so aus:

1) Der Aufbau von Kehlkopf und Stimmbändern ist bei allen plusminus gleich, gibt zwar die Stimmhöhe vor, wohl aber nicht so sehr die Klangqualität.
2) Kopf- und Gesichtsformen können aber wohl einiges ausmachen. Gerade hinsichtlich Resonanzräumen gibt es da sicher bessere und schlechtere anatomische Voraussetzungen. Das wäre dann also etwas Naturgegebenes, womit wir einfach leben und das beste daraus machen müssen.
3) Technik (zumindest die klassische) ist plusminus von jedem erlernbar (zumindest bis zu einem gewissen Grad). Es braucht dazu aber den passenden Lehrer und, von Seiten des Schülers, viel Fleiss, Biss und Durchhaltevermögen.
Bleibt 4) das ominöse "Talent", für mich ein Sammelsurium von ganz verschiedenen Dingen:
Körpergefühl: bis zu einem gewissen Punkt trainier- resp. verbesserbar (geeignete Sportarten, Yoga, etc)
Musikalität: bedingt durch: teils genetisch, teils Prägung und Entwicklung im Kindesalter; Teilaspekte davon, wie Rhythmusgefühl oder Gehör, sind aber auch später noch verbesserbar
Charakter: gesundes Selbstbewusstsein, Vertrauen in sich selbst, Sensibilität, Lust am sich ausdrücken und mitteilen (Rampensau), etc. An so einigem kann man sicher auch hier noch arbeiten, so dass es sich positiv auf den Gesang auswirkt. Wenn man jemand dafür aber charakterlich total umkrempeln müsste, wirds wohl schwierig und ich finde es dann ehrlich gesagt auch etwas heikel! Wer soll das auch tun, wenn es der Sänger nicht von selber schafft? Ein GL, ein Psychologe :gruebel:

Aber so alles in allem, finde ich gibt es doch viele Punkte, die sich zum Bessern verändern lassen. Hoffnung für all jene, die von der Natur nicht mit Bestvoraussetzungen fürs Singen beschenkt wurden :)

Es gibt durchaus sehr schüchterne Sänger, die man sich trotzdem wunderbar anhören kann.

Da würde ich jetzt allerdings noch ein bisschen differenzieren und sagen: für klassischen Gesang geht "schüchtern singen" nicht. Auch beim absolutesten Pianissimo oder wenn Text/Handlung des Stückes ein "in sich selber versinken" vorgeben, muss die Phrase sehr expressiv, mit ganz viel Willen sich auszudrücken gesungen werden.
Zwar kenne ich Sänger, die im wirklichen Leben durchaus eher der schüchterne introvertierte Typ sind. Sobald sie aber zu singen beginnen, legen sie den Schalter um und von dieser Schüchternheit ist nichts mehr zu spüren!
 
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Da würde ich jetzt allerdings noch ein bisschen differenzieren und sagen: für klassischen Gesang geht "schüchtern singen" nicht.

Das ist schon klar - zumindest Ausdrucksmöglichkeiten sollte jede Stimme schon haben. Auch in der Unterhaltungsmusik

Ich dachte beim Begriff "schüchtern" eher an die Stimmen, die ohne Firlefanz, ohne drei Oktaven-Arpeggios, Geschrei, Gegröhl usw auskommen und auch keine tanzenden Rampensäue sind. Leonard Cohen, Lou Reed usw. - die im Rahmen ihrer Range und ihrer Möglichkeiten die passende Musik gefunden haben.

Und gerade Lou Reed ist ja eigentlich kein Vorzeigesänger, sondern eher ein Storyteller. Hätte er gern Musical- oder Soulsänger werden wollen, hätten ihm dafür vielleicht einige Anlagen gefehlt und er hätte sich gedacht: Oh - ich habe wohl nicht den passenden Charakter zum Sänger.:)

So, und nun sagst Du, "hier bin ich und hier bleib ich, weil ich sonst nicht mehr ich bin". Entweder ist das traurig oder Quatsch.

Dein gesamter Beitrag erinnert mich ein bißchen zu stark an diese Personality-Coaching-Argumentation. Persönlliche Weiterentwickling ist eine Option - aber keine Verpflichtung. Meistens passiert sie von ganz allein durch ein Interesse.

Nicht jeder sieht aber seine persönliche Weiterentwicklung zwingend in der Musik. Ich kann ein wunderbarer, leidenschaftler "Dusch-Sänger" sein, aber trotzdem keine Bühnenambitionen haben. Und dann ist es nur recht und billig, zu sagen: Ich bin nicht der Typ für die Bühne. Ich sammle lieber alte Stofftiere und singe nur zuhause.

Daher ist es - wie gesagt - nicht immer eine Frage des Charakters oder der Weiterentwicklung, sondern eine Frage der Prioritäten. Ich zeichne zum Beispiel gern: aber es reicht mir, wenn ab und zu mal jemandem zum Geburtstag was hinkritzle und mit einem Gruß versehe. Ich muss nicht gleich ne Ausstellung machen oder ein Bilderbuch herausbringen. Dazu fehlt mir der Ehrgeiz und die Lust.
 
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Hallo Wavel32, ich glaube, es ist wichtig für sich selbst zwischen einem "Ich mag das nicht." und einem ehrlichen "Ich würde es gerne machen, aber ich traue mich nicht" zu unterscheiden. Letzteres ist eine Hemmung und die zu akzeptieren ist nicht charakterliche Größe, sondern meiner Ansicht nach ein Verharren in Angst.
Ich habe neulich was interessantes gelesen; es ging dabei um die Frage, was Menschen auf dem Sterbebett am meisten bereuen.
Und erstaunlicherweise waren das weniger die Entscheidungen, die sie mit sich selbst im reinen getroffen haben und die sich dann später als nachteilig erwiesen haben, sondern vor allem die Dinge, die sie unterlassen haben aus mangelndem Mut, also z.B. aus Angst vor Ablehnung oder Versagen oder weil sie dachten, dass es andere von ihnen erwarteten.
Bezogen auf Lampenfieber wäre es also vlt. besser zu entscheiden, was Dein echtes, Dein ureigenstes Bedürfnis in Bezug auf das Singen ist und je nach Ergebnis das dann nicht zu verleugnen, sondern zu überlegen, was es für einen Weg geben könnte, das auch zu leben (dass das schwer ist und nicht von heute auf morgen geht, will ich gar nicht beschönigen).
Und ganz ehrlich... so abgehakt scheint das Thema bei Dir ja noch nicht zu sein, sonst würdest Du Dir darum keine Gedanken mehr machen und sogar hier im Forum davon erzählen.
 
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Und ganz ehrlich... so abgehakt scheint das Thema bei Dir ja noch nicht zu sein, sonst würdest Du Dir darum keine Gedanken mehr machen und sogar hier im Forum davon erzählen.

Das war auch mein erster Gedanke :)

Das Ganze klingt sehr nach einer proklamierten Entscheidung. Normalerweise würde doch jemand, der nicht ambitioniert singen will, es einfach lassen.
 
Dein gesamter Beitrag erinnert mich ein bißchen zu stark an diese Personality-Coaching-Argumentation. Persönlliche Weiterentwickling ist eine Option – aber keine Verpflichtung. Meistens passiert sie von ganz allein durch ein Interesse.

Nicht jeder sieht aber seine persönliche Weiterentwicklung zwingend in der Musik. Ich kann ein wunderbarer, leidenschaftler "Dusch-Sänger" sein, aber trotzdem keine Bühnenambitionen haben. Und dann ist es nur recht und billig, zu sagen: Ich bin nicht der Typ für die Bühne. Ich sammle lieber alte Stofftiere und singe nur zuhause.

Daher ist es - wie gesagt - nicht immer eine Frage des Charakters oder der Weiterentwicklung, sondern eine Frage der Prioritäten. Ich zeichne zum Beispiel gern: aber es reicht mir, wenn ab und zu mal jemandem zum Geburtstag was hinkritzle und mit einem Gruß versehe. Ich muss nicht gleich ne Ausstellung machen oder ein Bilderbuch herausbringen. Dazu fehlt mir der Ehrgeiz und die Lust.

Ich sagte nicht, dass die Pflicht zur Weiterentwicklung besteht, sondern dass eine Veränderung des "ich bin wie ich bin" ((auch) auf dem Gebiet der Musik) eine Weiterentwicklung sein kann - danke für's "Verstehen-Wollen" ;)
 
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Ich sagte nicht, dass die Pflicht zur Weiterentwicklung besteht, sondern dass eine Veränderung des "ich bin wie ich bin" ((auch) auf dem Gebiet der Musik) eine Weiterentwicklung sein kann - danke für's "Verstehen-Wollen" ;)

Ich habs versucht. Aber dein voriger Beitrag war auch weniger Präzise ;)

Ich denke, alle haben recht und keiner. Dazu müsste man wavel23 einfach besser kennen. Ich weiß halt nicht, ob sie gerade nur "Frust schiebt", weil es nicht so weiter geht, wie sie es sich vielleicht irgendwann mal gewünscht hat, oder ob es ihr einfach tatsächlich nicht so wichtig ist und ihr das "Radiomitsingen" einfach reicht :nix:

Das Thema ist im Prinzip einfach zu persönlich, um da was Konkretes dazu zu sagen. Aber die These, man sänge nicht gut genug, weil einem der "Charakter" dazu fehle, finde ich zu tatsächlich auch "Quatsch". Denn zwischen Laienchor, Tanzband, Singer/Songwriter und Megastar gibt es doch viele Facetten des Sängerdaseins.
 
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bei mir haperts am Charakterlichen. Das könnte ich zwar lernen/üben, möchte ich aber nicht weil ich dann nicht mehr ich wäre und ich fühle mich nunmal wohl so wie ich bin.

Als Sänger (wie auch jeder andere Musiker) spielst Du eine Rolle. Das bist dann nicht mehr Du im Privatmodus. Ich gehe so weit zu behaupten, dass der größte Teil der Rampensäue außerhalb ihrer Show-Rolle ganz andere Persönlichkeiten sind. Diese Show-Rolle aber muss man halbwegs definieren und trainieren. Auch da gilt: nicht jedem nimmt man jede Rolle ab. Aber wenn man seine Rolle einmal gefunden und erfunden hat, schlüpft man da rein wie in seine Lieblingsjeans. Diese Rolle ist ein Schutz. Du selbst bist unangreifbar, weil es ja Deine Rolle ist, die Du offenbarst und preis gibst. In der Rolle hast Du Freiheiten, Dinge zu tun, die Du sonst niemals tun würdest. Aber damit das funktioniert musst Du wirklich _richtig_ in diese Rolle hinein schlüpfen. Bei Musik ist das so schon einfach, weil es da so leicht ist in die Stimmung des Songs hineinzusinken. Machst Du das nur halb, dann wirds zum Fremdschämen, dann stell Dich lieber in schmutziger Unterhose hin.
Apropos Lieblingsjeans und schmutzige Unterhose: Eine - vielleicht auch nur symbolische - Verkleidung hilft. Ein Hut, eine Sonnenbrille, vielleicht auch bloß ein Kettchen oder sowas. Für mich ist das übrigens das Instrument selbst. Mit der Verkleidung legst Du dann auch die Rolle an und verankerst Dich in ihr.
Wie oft hab ich nach Auftritten schon gesagt bekommen, dass ich kaum wieder zu erkennen wäre!
 
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Sehe ich wie langhaarrocker: als Sänger bist du bis zu einem gewissen Punkt immer auch Schauspieler.
 
Ich weiß ja gar nicht, ob Wavel23 überhaupt schon mal vor Publikum aufgetreten ist, aber hier ein bißchen was aus dem Nähkästchen - so als kleiner Ansporn:

Jedesmal, wenn ich eine Auftritt habe - egal ob vor 50 Leuten oder vor 1500 - geht mir das Herz in die Hose und ich denke: Warum kann ich nicht jetzt wie andere Leute vorm Fernseher sitzen und "Wetten, dass..." gucken. Wie schön das wäre. Kein Stress, gemütlich, alles wäre super. Ich bin dafür nicht geschaffen - das ist mir alles viel zu aufregend.

Spätestens nach der dritten Zugabe weiß ich wieder, warum ich nicht vorm Fernseher sitze und "Wetten, dass" gucke.

Man kann also gar nicht wissen, ob man "charakterlich" dafür gemacht ist, wenn man es noch nie getan hat. Streng genommen ist von Natur aus niemand dazu geboren, sich dauerhaft solchem Druck auszusetzen. Es gibt kaum jemanden, der das mit links wegsteckt. Trotzdem kann es einem auch viel geben, solange man es nicht übertreibt.
 
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Jedesmal, wenn ich eine Auftritt habe - egal ob vor 50 Leuten oder vor 1500 - geht mir das Herz in die Hose und ich denke: Warum kann ich nicht jetzt wie andere Leute vorm Fernseher sitzen und "Wetten, dass..." gucken. Wie schön das wäre. Kein Stress, gemütlich, alles wäre super. Ich bin dafür nicht geschaffen - das ist mir alles viel zu aufregend.

Du Rampensau?! :eek:
 
Wustest du nicht, dass die meisten Rampensäue in echt schüchterne Häslein sind? Daher trinke ich vorher auch immer so viel Bier oder Wein. ;)
 

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