Was ist denn nur mit der Firma Weltmeister los?

[Wil_Riker]

Ich denke einfach, dass Weltmeister in diesem Markt der folklore / alpin Instrumente keine große Rolle mehr spielen wird.

Streiche "mehr" . Meiner Meinung nach hat das diese Marke bzw. dieses Modell ohnehin noch nie.

 

[Klangbutter]

Ich habe mehr und mehr das Gefühl, dass auch Geld bald wieder eine weniger wichtige Rolle spielen wird.

Woran liegt es, wenn Teile nicht geliefert werden (können)
Lässt sich das mit mehr Geld regeln?

Was bekommt man als Kunde, wenn man einer Firma "schwarz" richtig viel Kohle bietet?
Die Qualität, die Lieferzeit wird sich dadurch kaum verbessern.

Ohne ins Hobby-Philosophische oder ins Politische abdriften zu wollen.


Man bekommt auch bei Ärzten oder anderen überlasteten Stellen meistens keine Antwort, Akkordeonreparaturservice?
Ach lass mal lohnt sich nicht.

Auch bei Digitalakkordeons.

Wartenn auf ein neues Modell?
Fehlanzeige.

Ich habe neulich in Klingenthal Taschen bestellt, nach einigen Tagen kam immerhin die Antwort, dass es sich verzögern wird weil irgendetwas fehlt.
Mal sehen ob es 3 Monate werden, wie gerade bei einer Teilelieferung aus Italien.

Ebenso bei der Reparatur eines Hifi Moduls. (4 Monate ist das Gerät schon weg)

Ich frage mich, was können wir tun um nicht frustriert und passiv zuzuschauen?

 

[Balg]

Was ist bei Firma Weltmeister los? Wieder einmal die Firma Weltmeister geht in die Insolvenz. Gelesen in der Freien Presse Vogtland Datum 5.9.23.q Sollte ich mich darüber wundern - nein, keinesfalls.

Was ich erlebt habe, war so abartig, dass man es nicht in Worte fassen kann.

Gruß
Manfred

 

[Akkordeonengel]

Hallo,

die Firma Weltmeister geht in die Insolvenz

...was aus objektiver wirtschaftlicher Sicht, bitte Link:

https://www.northdata.de/Weltmeiste...H,+Klingenthal/Amtsgericht+Chemnitz+HRB+31189

VG, Vladimir

 

[diatoner]

Die Zahlen überraschen mich doch ein bisschen. Jetzt ist mir erst richtig klar wie klein der große Akkordeonbauer als Wirtschaftsbetrieb wirklich ist; ein klitzekleiner Mittelständischer Betrieb.

 

[Be-3]

Es sind schwere Zeiten für solche Betriebe.
Borsini hat es ja auch "erwischt".

Außerdem scheint der Akkordeon-Markt ziemlich gesättigt, die Instrumente sind extrem haltbar und es gab keine bahnbrechenden Neuerungen, so dass ein gut gepflegtes altes Instrument nicht schlechter ist als ein neues Instrument. Im Gegenteil werden alte Instrumente oft verherrlicht.

Was ich nicht verstehe, ist, dass Weltmeister mal gesagt hat, ein Hauptproblem bestünde in den alten Maschinen, die aus Geldmangel nicht ersetzt werden können.
Andererseits wird immer betont, dass Akkordeonbau im wesentlichen Handarbeit ist - deshalb sind sie auch so teuer.
Was man bräuchte, wäre ein Alleinstellungsmerkmal, um sich von der Konkurrenz abzuheben und eine tatsächliche Verbesserung gegenüber traditionellen Instrumenten.

Aber an einem solchen Alleinstellungsmerkmal und Fortschritt scheint kein Interesse zu bestehen - das zeigt doch die Geschichte um den berühmten "Prototypen" von @Balg überdeutlich.
Dafür interessiert sich kein Schwein. Und was Manfred privat im Hobbykeller baut, kann doch auch für einen kleinen Mittelständler kein unüberwindliches Problem darstellen.

Solange sich die "Neuerungen" auf lustige Lackierungen und vermeintlich modernes Design beschränken, kann man wohl niemanden dazu bewegen, sein existierendes (gutes) Instrument durch ein neues zu ersetzen.
Und solange die Leute nicht wissen, wie sie ihre Miete, ihr Benzin oder die Heizrechnung bezahlen sollen, wird sich niemand ohne Not ein neues Akkordeon kaufen.

Vielleicht übersehe ich auch wesentliche Dinge, ich kenne mich da zu wenig aus.

Viele Grüße
Torsten

 

[waldklang]

Oje, ich habe eine neues Akkordeon bestellt über einen Händler und freue mich schon sehr. Während ich warte, lese ich hier und da über die Firma Weltmeister.
Jetzt habe ich ein eher flaues Gefühl im Bauch. Das klingt alles andere als aufbauend. Wie oft möchte man als Firma denn Insolvenz anmelden? Das ist doch für alle Beteiligten eine ungute Situation.
Nachtrag: Ich überlege ernsthaft, die Bestellung zu widerrufen. Im schlimmsten Fall ist man sein Geld losgeworden und bekommt nichts.
Was meint ihr?

 

[opa_albin]

Nachtrag: Ich überlege ernsthaft, die Bestellung zu widerrufen. Im schlimmsten Fall ist man sein Geld losgeworden und bekommt nichts.

Hast Du etwa schon bezahlt?

 

[waldklang]

Eine Finanzierung wurde genehmigt, aber noch ist kein Geld geflossen.
Habe am Sonntag, den 27.08 bestellt.

 

[opa_albin]

Na dann zahlst Du erst, wenn Dein Instrument angekommen ist. Wieso hast Du da Angst, dass Du nichts bekommst?

Ob Du den Vertrag widerrufen kannst, weiß ich nicht, da musst Du mal in die Bedingungen gucken.
Wenn das Ding für Dich gebaut wurde, dann nicht. Wenn es von der Stange ist und nichts weiter drin steht, dann als Endverbraucher normalerweise ja.

 

[waldklang]

Ich denke @Balg bezieht sich auf folgenden Artikel. https://www.freiepresse.de/vogtland...klingenthal-geht-in-insolvenz-artikel13034299
Habe den folgenden Absatz gelöscht, weil ich den Verfasser des Artikels angerufen habe, um nachzufragen. Er bestätigte mir die Insolvenz.

 

[versteher]

ja schade um weltmeister - dann wird es nun wirklich nichts mehr mit dem akkordeon von manfred, zumindest bei weltmeister. wahrscheinlich wird es wieder irgendwie weiter gehen. aber von den volltönig verkündeten neuerungen wird nichts übrig bleiben (internationales entwicklerteam, die beste - zumindest teuerte supita - aller zeiten, digitalisierung mit der uni leipzig, forschung mit dem institut in zwota und so weiter).

ich hatte ja sogar gehofft, irgendwann mal ein convertor-instrument mit diesem herrlichen bass-cassotto von weltmeister zu spielen. ich glaube die hätten damit sogar den italienern konkurrenz machen können.

aber irgendwie ist das auch alles nicht verwunderlich, nachdem was ich dort vor zweieinhalb jahren für einer räuberpistole erlebt habe. das hätte ich mir nicht mal ausdenken können. aber passt gut zu meinen landsleuten im erzgebirge.

herzliche grüsse an manfred - nicht aufgeben!

 

[waldklang]

...aber irgendwie ist das auch alles nicht verwunderlich, nachdem was ich dort vor zweieinhalb jahren für einer räuberpistole erlebt habe. das hätte ich mir nicht mal ausdenken können. aber passt gut zu meinen landsleuten im erzgebirge.

Was genau ist damit gemeint? Ich habe das schon öfter gelesen, aber ausgeführt hat es noch keiner.

 

[versteher]

eigentlich müsste manfred die geschichte erzählen - ich könnte dies dann bestätigen oder ergänzen. man muss ja keine namen nennen.

 

[Klangbutter]

nachdem was ich dort vor zweieinhalb jahren für einer räuberpistole erlebt habe.

Klingt für mich wie
"kauf oder stirb".

Kann ich mir garnicht vorstellen, hab dort immer nette Leute erlebt.

Hast Du mal einen Link zu den "volltöigen Ankündigungen"?
Das habe ich irgendwie nicht mitbekommen.

Man hört ja ganz grundsätzlich, dass es für Innovationen und Investitionen in Deutschland total schwer geworden ist.
Habeck sagte neulich wohl zu Lanz, für 50 km Stromleitungen müssen 19000 Seiten Papier beackert werden, Strompreise, deutsche Arbeitslöhne usw...

Wenn jemand wirklich etwas neues machen will, tut er gut daran, so lange wie möglich allein und schlank zu bleiben.

Erst wenn klar ist, dass der Rubel rollt, steigen Investoren ein.

Es ist irre schwer, jemanden davon zu überzeugen. Und Weltmeister ist schon lange klamm, wo soll da die Power herkommen?

 

[versteher]

beispielsweise:

https://www.zdh.de/themen-und-posit...ktur-klingenthal-macht-akkordeon-wieder-sexy/

www.youtube.com/watch?v=pmvozl9e7m8 mdr einfach genial "in der ältesten akkordeon-manufaktur der welt" ab minute 6.30, kann man nicht direkt starten link muss man zu youtube rüberkopieren.

https://www.deutschlandfunk.de/3d-vermessung-des-akkordeons-100.html

ja wir befinden uns in einer umbruchzeit, da haben es alle schwer - nicht nicht nur wir im reichen deutschland. ja und wir stehen uns gern selbst einmal im weg, aber ich bin jetzt nicht so german angst-mässig drauf.

aber auch im kleinen - glaube ich - wie beispielsweise im akkordeonbereich kann man dinge verändern, wenn man will. vielleicht müsste man dazu auch einmal über tabu-brüche nachdenken und beispielsweise mit den nachbarn von hohner und delicia reden, sonst endet man wahrscheinlich wie victoria in italien?

 

[Balg]

Hallo Waldklang,

ich melde mich in Kürze zu diesem Thema.

Gruß
Manfred

 

[Akkordeonengel]

Hallo,

vielleicht müsste man dazu auch einmal über tabu-brüche nachdenken und beispielsweise mit den nachbarn von hohner und delicia reden

Ich glaube, die Geschichte lässt sich nicht wiederholen, denn die örtlichen Gegebenheiten sind immer unterschiedlich und spezifisch. Also Delicia:

• 1920 kehrte Josef Kebrdle aus Wien heim und gründete in seinem Geburtsort Hořovice bei Prag das erste Unternehmen zur Herstellung von Komponenten für Heligonkas. 15 Jahre später beschäftigte er 42 Mitarbeiter und exportierte seine Produkte in die ganze Welt.
• Kebrdle starb im Jahr 1941.
• 1948 kam es zum Totalitarismus und das Unternehmen wurde verstaatlicht.
• Die Produktion wird unter der Marke "Lignatone" fortgesetzt.
• Die Marke "Delicia“ ist seit 1963 eingetragen.
• In den 1970er und 1980er Jahren produzierte das Unternehmen bis zu 30.000 Instrumente pro Jahr, hauptsächlich für den Export (...vor allem für sozialistische Länder). Quantität geht vor Qualität...
• 1989 stürzt das sozialistische Regime in der Tschechoslowakei. Das Unternehmen wird privatisiert. Delicia stellt Instrumente für die Firma Hohner her. Nach der Auflösung des Vertrags mit Hohner befindet sich das Unternehmen in einer existenziellen Krise.
• Im Jahr 2005 wurden die Marken Delicia und Lignatone von der Akkordeon-Reparaturfamilie Koutný gekauft (sie verfügen über eigene Räumlichkeiten, die ursprünglichen riesigen Produktionshallen, die inzwischen baufällig sind, haben sie nicht gekauft...).
• Seit 2017 lautet der Name des Unternehmens Delicia accordions s.r.o. Das Unternehmen ist immer noch mit Reparaturarbeiten beschäftigt, es werden nur ein paar Hundert Instrumente pro Jahr gebaut, aber das ist mehr als genug. Sie haben heute etwa 20 Mitarbeiter.

Weltmeister Akkordeon Manufaktur:

• hat heute etwa 64 Mitarbeiter (dreimal mehr als Delicia)
• befindet sich (laut Fotodokumentation) in den ursprünglichen Räumlichkeiten (= hohe Wartungs- und Energiekosten)
• konzentriert sich immer noch hartnäckig hauptsächlich auf die Produktion und den Export von Akkordeons.

Langfristig betrachtet kann es (mit der WA-Manufaktur) nicht gut ausgehen – nur meine bescheidene Meinung... Übrigens, "zwischen den Zeilen" schrieb ich auch meine Meinung zur Zusammenarbeit beider Fabriken mit dem zweitältesten deutschen Hersteller von Akkordeons, von dem im Grunde hat heute auch nur ein Markenzeichen (in den Händen von chinesischer Investoren) geblieben... Ansonsten tut mir persönlich diese Situation in Klingenthal sehr leid.

Gruß Vladimir

 

[Klangbutter]

Die Ankündigungen sind kein Widerspruch und passen ins Bild.

Der Wille ist bei einigen Leuten durchaus vorhanden, aber wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen...? Was soll eine Kooperation mit einer anderen Firma bringen, die im selben Dilemma steckt?
Annder Verschlankung der Betriebe wird die Situation doch vollkommen klar. Den Massenmarkt gibt es nicht mehr, daher müssen die Preise steigen, was die negative Spirale noch mehr antreibt.

Eine Supita in einer noch nie da gewesenen Qualität zu einem Preis von 4000-8000 Euro. Das wäre evtl. ein Verkaufsschlager.
Aber wie soll das gehen?
Teuer kann die Konkurrenz auch.
Und wie will man besser werden als die Konkurrenz, ohne phantastische Preise aufzurufen? Am besten noch in Handarbeit?
Und wenn nicht Handarbeit, dann eben mit Maschinen, die Unsummen verschlingen.

Bose hat zb. einen Lautsprecher gebaut, der klein, einfach, praktisch, vielseitig, ungeheuer wohlklingend und mit Akku ausgestattet ist.
Merkmale, die die Konkurrenz weit hinter sich lassen.
Der Preis ist nicht höher, einige Konkurrenten mit schlechteren Daten sind sogar teurer.
Das Teil wurde mit 1400 Euro innerhalb von 1-2 Jahren der Hit.
Und was ist jetzt passiert?
Als ob das nicht genug wäre, hauen sie das Ding jetzt für 500 weg.

Ein Todesstoß für alle anderen.

Brutal

Aber wie geht das?

Ich glaube es liegt daran, dass der Markt überhaupt da ist. Man hat mit anderen Produkten schon ganz gut verdient und die Entwicklung läuft. Es gibt Perspektiven, vielleicht auch Überproduktionen aufgrund vorübergehender Engpässe, sinkende Preise für Batterien usw.

 

[opa_albin]

Als ob das nicht genug wäre, hauen sie das Ding jetzt für 500 weg.

Ein Todesstoß für alle anderen.

Brutal

Aber wie geht das?

Entweder purer Preiskampf (was Bose glaube ich nicht nötig hat) oder über große Stückzahlen.

Welchen meinst Du, den S1 ?