Habe mal einen Artikel über Digitalpulte geschrieben, da ich auch vor der Entscheidung stand. Jetzt habe ich beide Yamaha 01V und DDX.
Ich hau den Artiklel mal rein:
Digitales Mischpult wer`s jetzt nicht kauft ist selber Schuld. ?
Digitalmixer zum Schleuderpreis.
Ob der Papst im Petersdom eine Messe liest, oder die Pausenmusik im Weserstadion eingespielt wird. Im Thüringischen Staatstheater stehen 2 davon und bei Starlight Express verstaubt einer als Havariemixer
Der Digitalmixer DDX3216 von Behringer.
Was ist das eigentlich? Was kann ein Digitalmischer? Worin besteht der Unterschied zum Analogmischer?
Eine komplette Programmierung und damit eine Automation sämtlicher Parameter eines Mischpultes ist nur mit digitalen Mischpulten möglich. Die Verarbeitung aller Signale finden in der digitalen Domäne statt, wie bei Hall, Effekt und Klangbearbeitungsgeräten. An jedem Audio-Eingang befindet sich ein Analog/Digital-Wandler, an jedem Ausgang umgekehrt. Dazwischen findet nur digitale Bearbeitung statt. Dieses macht Abspeichern, Recall und Automation möglich. Ein Analogpult bietet den direkten Zugriff, da jeder Parameter einen eigenen Regler besitzt. Beim Digitalmischer werden die Regler erst definiert.
Stelle Dir vor: Musik- Festival in der Stadthalle. 4 Gruppen, und ein Kinderchor. 800 Zuschauer.
Insgesamt also 5 verschiedene Mikrofonierungen, 5 x Klangeinstellungen, 5 mal 12 Songs. Und ein Moderator.
Der Aufbau des (analogen)Mischpultes und der Hallgeräte, Compressoren, Equalizern, Gates und Klangverarbeitungsgeräte benötigen mehr Raum und Zeit als bei einem Digitalpult.
Mischpult: Ideal wäre ein Pult mit reichlich Kanälen, also 4 x je Anzahl der Gruppenmikrofone plus Abnahmemikrofone für den Chor plus Moderatorenmikro.
Da kommen schnell 26 Kanäle zusammen. Der Techniker wird im Soundcheck schon mal alle erforderlichen einzelnen Klaneinstellungen vornehmen, da er ja im Konzert nicht alles neu umregeln kann. Dies geht nur, wenn er für jedes der Mikrofone einen eigenen Kanal zur Verfügung hat. Sonst werden Kanäle mehrfach belegt und die individuellen Einstellungen fallen allgemeiner aus.
Die Effekteinstellungen und sonstigen Erfordernisse schreibt er sich dann auf und regelt in der Umbaupause die Peripheriegeräte neu ein.
Das etwa 140cm breite Mischpult wird mit Klebestreifen beschriftet und das Siderack (120cm Hoch) mit seinen Hallsimulatoren, Equalizern gut für den schnellen Zugriff vorbereitet.
Dann beginnt eine konzentrierte 6 stündige Konzertmischung der Techniker auf der ca. 80 Kg schweren Maschinerie am Mischplatz. (FOH)
Ein guter befriedigender Job.
Wenn dies nun alles einfacher und automatisch ginge? Z.B. so:
1. Song 1. Gruppe. Mikrofone einregeln, Sängerin 1 mehr in den Vordergrund, Bass mehr Druck, etwas Echo auf die backings. Insgesamt mehr Höhen. Abspeichern als Szene 1/1 Nächster Song der mit der Telefonstimme am Anfang.... und zum Schluss dieser Operneffekt...abspeichern Szene 1/2 usw. . Und wenn das Konzert im nächsten Jahr wiederholt wird? kein Problem, alle Einstellungen sind gespeichert.
Beim Konzert dann nur noch die einzelnen Szenen abrufen und bei Bedarf locker nachregeln. Das Ganze wird mit möglichst wenig Reglern realisiert, die je nach Bedarf den Funktionen zugeordnet werden.
Alle Zusatzgeräte zur Klangbeeinflussung sind bereits eingebaut und man spart Verdrahtung, Gewicht und Platz.
Das genannte Digitalpult ist klein (das bekannte 19 Format) 15 Kg schwer und alle mechanischen Bedienelemente sind mehrfach belegt.
Die Regler (Motorfader) springen automatisch in die voreingestellte Position und Parameter für Hall, Echo, Compressor, Feedbackkiller, Panorama, und Routings kann abspeichern und automatisieren.
Seit vielen Jahren entwickeln die Hersteller diese Pulte und in den Studios sind sie Standart. Es gibt Konsolen für ¼ Millionen Euro in Theatern und Musicalhallen und auch im Tourneebetrieb haben sie teilweise die analogen Kollegen ersetzt.
Auf 2 dieser Chipgespickten Wunderkisten will ich hier mal näher eingehen, da sie in der A-Cappella-Beschallung sinnvolle Dienste tun können.
Anlass dieses Artikels ist der: Seit Jahresbeginn kostet das Digitale Mischpult DDX von Behringer unter 1000, -. -Dies ist der Preis eines kleinen Analogpultes welches in seinen Funktionen und Umfang aber nicht vergleichbar wäre. (Das DDX beinhaltet für seine 32 Kanäle,4 mächtige Effektgeräte mit Reverb, Delay, Chorus, Pitch, Tremolo uvm, 32 Kanäle, vollparametrische Equalizer, 100mm Motorfader, Pegelanzeigen für alle Kanäle, fast lückenloses In/Out Routing, Compressoren, Gates und Delay für alle Eingangskanäle und sogar eine 5.1 Surround Ausspielmöglichkeit)
Wie kommt also ein so niedriger Preis zustande? Ist dieses Pult eine billig zusammengehauene Schrottkiste?
Vor einigen Jahren brachte Yamaha ein 19 Gerät (48cm Normmaß für Einbauracks) auf den Markt, welches eine Road- und Wohnzimmerversion der großen Digitalpulte war das 01V. Entwickelt und ausgereift waren die Teile schon, und man brauchte sie nur für das kleinere Gehäuse zurechtstutzen.
Das Aktuelle Yamaha Digitalpult von Yamaha ist das 01V96. (Die 96 weist auf das interne digitale Processing in 24-bit/96 kHz hin, sozusagen die Megapixel in der Tonverarbeitung)
Das Yamaha kostet weit über 2000, -. Es ist vergleichbar mit dem DDX von Behringer.Bei den beiden Konkurrenzprodukten gibt es Unterschiede im Handling und der Bedienungsarchitektur, bei den Effektmaschinen und in bezug auf Steuerung und Einbindung externer Geräte wie PC und Aufnahmemaschinen.
Für den Live-Betrieb sind intuitive Bedienung und Klang von primärer Bedeutung.
Mal so ausgedrückt: Beide Geräte geben messbar alles was sie sauber reinkriegen sauber in einer Auflösung (48 kHz) besser als CD Qualität (44,1kHz) wieder aus. Der Frequenzbereich geht über den hörbaren Bereich hinaus. (20 20000Hz)
Intern läuft das Eingegebene Tonsignal nun über Prozessoren, die das Signal erst einmal von analog in digital umwandeln dann bearbeiten, entzerren, aufteilen und dann wieder umwandeln. Die Ausgabe erfolgt dann wieder analog.
Dieses Prozessing hinterlässt Spuren. Und da kommt dann das Empfinden des geschulten Ohres ins Spiel.
Die typischen Äußerungen bei Diskussionen über Digitalpulte sind:
Es klingt so .... kalt...., es klingt fast wie ein Analoges..., das Behringer macht mehr Bauch......, das Yamaha klingt einfach besser..... den Preisunterschied kann man nicht hören...,besser als die mulmigen Analogpulte, ...äh... irgendwie klingt es schlechter..., geh mir weg mit diesen Chipkisten.... usw.
Bei einigen Technikern und Musikern hat die deutsche Fa. Uli Behringer ein Billigimage. Nun, Behringer kopiert, verbessert und entwickelt was das Zeug hält und lässt in Fernost in riesigen Stückzahlen sehr kostengünstig produzieren.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis aller Behringer Produkte ist unschlagbar und die Produktpalette ist gewaltig.
Auch in erstklassigen Tonstudios und bei professionellen Beschallern sind Behringer Produkte im Einsatz. Eben da, wo auch teurere Geräte keine klangliche Verbesserung erzielen würden. Das ist durchaus professionell.
Wie kommt also konkret dieser Preisunterschied zustande, denn Yamaha wird natürlich ebenfalls in Fernost zusammengeschustert und die Bauteile sind teilweise die gleichen?
Das DDX ist in gewaltigen Stückzahlen produziert worden, es muss abgesetzt werden, bevor ein Nachfolgeprodukt das DDX ablösen kann. Die Verfallzeit elektronischer Geräte ist kurz.
Außerdem- wer ein Behringer kauft, der geht der Fa. Yamaha durch die Lappen, - der Kampf um Marktanteile.
Ist das DDX nun eine Billigkiste. ? Ja, aber erst seit 2 Monaten, denn das Teil gabs auch schon mal für 2000, dann für 1400, - und jetzt für 700.
Ich habe das Yamaha und das Behringer im Einsatz.
Beide Geräte haben Ihre Vorteile: Das Yamaha gilt am Markt als das Wertigere. Es ist teurer und viele User sehen im Klang eine Verbesserung zu den Yamaha Vorgängern und auch zum Behringer.
Display, Einbindungsmöglichkeiten in die PC Umgebung und Studio sind umfangreicher. Das Behringer hat bei der Ausstattung allerdings auch einige Vorteile: Erst einmal gibts in jedem Kanal eine LED Kette zur Pegelanzeige -komfortabeler als die Aussteuerung über das Display. Sinnvoll sind auch die Drehregler pro Kanal, die für unterschiedlichste Parameter sofort und intuitiv zur Verfügung stehen ebenfalls mit LED Kränzen. Damit liegt es schon ein bisschen näher an der Bedienung eines herkömmlichen Mischers, bei dem ja für jede Funktion ein eigener Poti oder Fader zur Verfügung steht.
Der Preisunterschied von 1400 macht einen Vergleich auch schwierig, einen amtlichen Gewinner gibt es nicht.
Es gibt Beschallungsaufgaben, bei denen ich sofort das Digitalalpult einpacke: Immer da, wo schneller Aufbau, wenig Platz, und die Anforderungen an Mikrofonie und Effekte unspezifisch sind. Oft ist auch ein dezenter Aufbau gewünscht und sinnvoll.
Nach wie vor bediene ich mich aber meiner feinen Analog-Konsole und schleppe mein Rack mit der mir lieben Peripherie-Zusammenstellung an, wenn es um kreative, hochwertige Konzertbeschallung geht, bei der ich als Tontechniker aktiven Einfluss haben soll.
Irgendwie äh - klingt es besser. !
Gerne kann ich Euch die Geräte in der Praxis vorstellen.
Gerd Mikol