Wie glaubhaft sind Instrumententests?

  • Ersteller Bowhunter
  • Erstellt am
@blechgitarre Den Anspruch (Blindtest und so) finde ich schon sportlich. Erfüllst Du den in Deinem Beruf eigentlich auch? Ich frage nur, weil sich in Deutschland in den letzten Jahren (vielleicht ist es auch nur das WWW) diese Haltung breit macht und ich mich immer frage, "können die Leute eigentlich selbst diesen Standards genügen, die sie da immer verlangen?". Nichts für ungut.

Ich hoffe sehr keine Fähigkeiten zu behaupten, die ich nicht unter Beweis stellen kann.
wer behauptet teure alte Gitarren am Klang von neuen Billigkopien unterscheiden zu können, der sollte diese Fähigkeit nachweisen.
Der einzige echte Nacvhweis scheint mir ein Doppelblindtest.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Es fordert mich aber zugegeben schon ein wenig heraus, wenn derart vorurteilsbeladen/pauschalisierend/vereinfachend diskutiert

Die persönliche Überzeugung steht, muss nur noch die zugrundeliegende Analyse/Faktenlage zurechtgebogen werden*.

Jetzt hör aber mal, Hubsi, da verwehre ich mich doch entschieden.

Ich habe mir meine hier vertretene Meinung nicht aus Vorurteilen gebildet. Ich habe 30 km zum großen T und 20 zu einem exklusiven kleinen Laden. Ich habe sowohl die in Fachmagazinen besprochenen Teile nach dem Test mal selbst angetestet, als auch auf eigene Initiative im Laden Teile angeschaut, die ich danach im Magazin im Test gefunden habe.

Meine Meinung fußt auf einer stattlichen Anzahl an Zeitschriften-Tests von Gear, die sehr deutlich nicht im Einklang mit meinen Beobachtungen stehen. Da kriegt z.B. eine Gitarre 4 von 5 Punkten, die ein schlecht verarbeiteter Eierschneider (trotz bestem Setups) ist, da wird irgeneinem Multi das Gelbe vom Ei angedichtet, welches kaum mehr als "Mööh-Mööh" macht.

Ich habe sehr wohl verglichen, überprüft und selbst getestet. Das ist die Grundlage meiner Meinung. Wie ist das eigentlich mit dir? Hast du eine vergleichbar belastbare Basis? Soweit ich weiß, besteht deine Argumentation lediglich darin, dass du ein bestimmtes Magazin für verlässlich hältst.

Weiter tendierst du ein wenig dazu, mich oder andere einbinden zu wollen, deine Thesen zu stützen. Ich setze mich weder hin und durchforste mehrere Jahrgänge an Magazinen nach den geforderten "Gourmetgeschwafel" noch sehe ich eine Harley Benton-Kritik als das Maß der Dinge an. Ich für meinen Teil weiß, was ich gelesen habe. Ich muss niemanden überzeugen. Wenn jemand an meinen Worten zweifelt, schaue er bitte selbst in den Ausgaben nach.

Zum Hb-Test:
Es muss auch nichts zwingend falsch an Kritiken sein und trotzdem kann man die Realität verfälschen. Die oben genannten Original-Formulierungen enthalten bereits jede Menge an Euphemismen und Relativierungen (das Zwischen den Zeilen stehende, hier ist Detektivarbeit erforderlich).

Man könnte aber genauso gut ohne Umschweife schreiben, dass bei HB's die Bünde meist scharf sind, die Pickups mau, die Griffbretter rau, der Korpus aus bis zu 7 Teilen und häufig sind die baulichen Maße nicht eingehalten, so dass zb. eine Brücke längs oder quer versetzt montiert wurde und warum in aller Welt sollte (Zitat) der Vergleich mit der Gibson unfair sein?
Diese Dinge werden aber eher weniger oder gar nicht genannt, genauso wenig, wie dass die J******s derzeit ein Gelumpe sind und I****z seine Modelle qualitativ immer weiter abspeckt sie aber immer teuerer werden, und dieser B**s Amp frecherweise nicht abwärtkompatibel ist und dass S**r auch nur mit Wasser kochen und so weiter.

(In diesem Zusammenhang wollte ich noch sagen, dass ich weiß, dass Thomann wirklich immer mehr tut, um seine Eigenmarken qualitativ zu verbessern. Das sei auch mal gesagt.)

Aber was die Magazine angeht: Das genau ist die Methode "Eyes wide shut"; die Wahrheit liegt in den Punkten, die oft gar nicht angesprochen werden oder den Redakteuren gar nicht zugänglich gemacht wird. Letzteres wie folgt:

Viel richtiger ist doch weiterhin auch, dass es "kein Brot nicht frisst", mal eine HB gut zu beurteilen, damit ist doch noch lange nicht die klangliche und qualitative Rechtfertigung einer 7000,-€ Tele und deren verbale Beweihräucherung angegriffen. Zudem, ist es denn nicht so, dass alle Testobjekte von den Redaktionen zur Teststellung bei Herstellern oder Vertrieben angefragt werden? Immer eine gute Gelegenheit, die Gurken auszusortieren und das beste Exemplar einzureichen. Würde z.B. Michelin genauso testen, die Welt wäre voll mit 3-Sterne-Restaurants. Die Wahrheit hingegen erfährt der normal-sterbliche Kunde, der dann die Gurke zieht. Authentisch bedeutete, die Teile anonym zu kaufen.

Lieber @Kasper666 ,
ich habe jetzt mehrmals gesagt und argumentativ unterstützt, warum ich Instrumententests verschiedener Magazine und Medien sehr oft für "tendenziell" halte. Ich bin in diesem Forum, weil ich meine Meinung sagen möchte,
Ich bin nicht in diesem Forum, um meine Meinung endlos gegen Alle und Jeden verteidigen zu müssen. Oft kontert jemand meine Ansichten und ich gehe im Anschluss gar nicht weitergehend darauf ein. Warum? Weil jeder eine Meinung hat und es in einer pluralistischen Gesellschaft nicht zwingend Konsense braucht. Soll jeder denken, was er meint.

Dies bitte ich mir auch von dir aus. Denn es scheint, als könntest du meine Meinung über genannte Publikationen nicht nur nicht teilen, sondern auch nicht gutheißen oder als solche stehen lassen. Da dies aber mein letzter Beitrag in dieser Sache war, wirst du es ab jetzt leider müssen!

:cool:
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 5 Benutzer
Ich habe sehr wohl verglichen, überprüft und selbst getestet


Für uns sollte es heißen, alles selber antesten und beurteilen.

das ist immer noch die beste Methode, wenn man ernsthaft eine Gitarre, usw., kaufen will.
Ich denke, man sollte dieses Thema hier nicht sooo tierisch ernst nehmen:rolleyes:, das wirkt für mich alles ein bißchen überbewertet.
Micky
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Hallo.

Es muss einfach verstanden werden, das es unmöglich ist für eine Zeitschrift, im Krieg mit eine der grossen Gruppen zu sein. Wenn du dich mit der Fender Gruppe anfeindest dann gibt es keine EVH, keine Jackson, keine Squier und Fender Tests mehr, bzw. musst du dann viel mehr arbeiten um einen Test zu machen. Da du Umwege nehmen musst um die neuen Gitarren austesten zu können. Und diese Zeit um umwege zu nehmen hast du nicht. Auch habe ich nicht erwähnt das die Werbungen im Magazin oder auf's Portal sehr wichtig sind. Feindest du dich mit den Topmarken an, kannst du monatelang keine Inserate mehr von denen haben. Deshalb muss die holzene Zunge benutzt werden, um sicherzustellen das der "Sponsor" nicht gekränkt wird.

In extremen fällen musst du sogar der Artikel am Marketing Team des getesteten Artikel wieder zurückschicken, damit diese mit dem Rotstift durchgehen können und die endverfassung lenken können. Deshalb seht Ihr immer wieder, einen Test das angekündigt war, aber er wird nicht publiziert für irgendeine Ausrede. Dass sind dann öfters die Tests die nicht so gut durchgekommen sind, und der Magazin nicht zu sehr verschönern wollte.

Gitarre, Videogames, Hifi... so funktionniert es in Frankreich bei allen.

Bei meiner Zeit als Hifi tester wollten mich einige Marken sogar verklagen und vesuchten den Portal zu nötigen damit sie meinen Namen rausrücken. Auch persöhnliche Attacken muss man in anspruch nehmen. Ich errinnere mich auf eine ziemlich lausige Performance einer ProAc Boxe, die ich auch so beschrieben habe. Und sofort war ich dann "untergebildet" weil meine Rechtschreibung nicht perfekt war, meine "Musikalisches Geschmack war sowieso sch_isse" und "der ist Arbeitslos und hat was gegen ProAc"... usw... Es ist viel einfaches gutes zu schreiben als etwas schlechtes. Denn für was schlechtes wirst du dich immer rechtfertigen müssen und man wird jede Lücke aussuchen um dir eine zu schmieren.

(sorry für mein Deutsch, ich hoffe es war verständlich)

Im grossen und ganzen hat mich das ganze Wischi Waschi auf den Portalen und in die Presse dazu veranlagt meine Geartester Karriere ins leben zu rufen. Damit Neulinge bessere Ratschläge erhalten als ich diese annodazumal hatte.

Bitte aber auch zur kenntniss nehmen. Die Internet Suchmachinen sind auch im System. Wenn du einen schlechten Artikel auf eine der Top Plattform schreibst, und dieser ist Positiv, dann wird dein Test in der erste Seite der bekanntesten Suchmaschinen landen. Du kannst sogar nur teilweise den Namen des Artikels reinschreiben... du wirst auf diese gute Bewertung(en) fallen. Falls du aber eine schlechte Bewertung schreibst, weil der Artikel schrott war, dann wird der, der deinen Test finden will, den genauen Namen des Geräts/Gitarre/usw.. samt Portalnamen, richtig buchstabiert, eingeben müssen, um auf den Test zu fallen. Dies ist nicht systematisch, aber dies passiert. Ob dies ein zu bezahlenden Service ist kann ich nicht beantworten.

Für die unter euch die gerne testen wollen :

Generell, sollte ein Tester probieren zu sagen "so und so bin ich, dass und dass mag ich -> und dass habe ich geliebt weil..." so funktionniert es in meinen Augen am besten. Der Leser weiss wo du stehst, was du magst, und er kann besser deine Gefühle interpretieren. Gerade bei Instrumenten kann man schwierig den subjektiven vom objektivem trennen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 5 Benutzer
in folgenden Puplikationen lese ich GERNE Tests und die Pro/Contra entsprechen doch schon der Realität.
- Gitarre & Bass
- Guitar Magazin
- Bonedo
- Amazona
... die Realität besteht aber häufig auch (gerade bei Gitarren) im Fokus des Autors. Ich habe lange G&G gelesen und ziehe die alten Ausgaben gerne mal für Produktinfos zu Rate, aber die Bewertungen und deren Richtung hat man nach 20 Ausgaben drauf: ich erinnere mich an Autoren, die bei jedem Singlecoil Instrument beklagten, die Abschirmung sei aber mangelhaft (und das bei Instrumenten, die ich inzwischen aus eigener Praxis gut kenne ... der Tester MUSS direkt vor dem Amp gehangen haben jedes Mal :D ), andere bemängeln regelmäßig Mumpf oder zu grelle Höhen, ausgefallene Designs werden als mutig oder zu gewöhnungsbedürftig eingestuft, letztlich eine ordentlich Portion eigener Geschmack eben, was ja auch menschlich ist, aber mit der Zeit auch klar macht, dass man wenig davon hat, wenn man seinen eigenen Geschmack nicht im Verhältnis zu dem des Autors einschätzen kann.
Fazit: die Einschätzung im Titelbeitrag ist weder neu noch unwahrscheinlich. Meine Kaufentscheidung entsteht nicht durch die Einschätzung anderer Musiker, es gibt aber etliche, deren Geschmack sich mit der Zeit als meinem verwandt gezeigt hat, sowas lese, sehe oder höre ich dann aufmerksamer. Es gibt aber eindeutige Trendschweine und Nurverkäufer, denen ich nicht vom Plektrum bis zum Daumen traue, manche davon sind durchaus trotzdem unterhaltsam (diese beiden Briten ... ) andere nur nervig (session ...)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
Da hat der @Bowhunter ja was gestartet...
zur "Gretchenfrage":
In wie weit wird euer Kaufverhalten von Testberichten beeinflusst?
Als erstes wird möglicherweise mein Kaufinteresse für ein Produkt geweckt, über das ich durch einen Testbericht gestolpert bin, für das ich mich vielleicht nicht interessiert hätte, weil ich es nicht auf dem Schirm hatte.
Dies führt dann aber im weiteren erst einmal dazu, dass ich mich weiter informiere. Ich suche nach weiteren Details auf der Herstellerseite, schaue mir User-Bewertungen und -kommentare auf Verkaufsplattformen an, suche auch nach weiteren Testberichten, und wenn ich dann wirklich interessiert bin, teste ich es im Laden, oder beschaffe es mir mit der Option einer Rückgabe. Manchmal bekomme ich auch selber die Möglichkeit, es zum Testen zu bekommen.
Es passiert sehr selten, dass ich ein Produkt nach dem Lesen eines Testberichtes direkt kaufe.
Natürlich sollte es jedem klar sein, dass es den objektiven Testbericht nicht gibt, ob der nun 'gesponsert' wurde oder nicht. Jeder hat seine eigenen Anforderungen, Ansprüche, Anwendungen, seine persönlichen Mimimis oder steht unter bestimmten Einflüssen, dass bestimmte Geräte oder Marken gar nicht in Frage kämen.
Natürlich muss man auch immer die Relationen wie z.B. den Preis berücksichtigen. Lese ich einen Test über eine 4000EUR Gitarre, dann sind meine Erwartungen völlig anderes, als wenn ich einen Test über eine 150-Euro-HB lese. Bei einer 4000EUR Gitarre muss ich a. erst einmal für mich schauen, ob die überhaupt jemals realistisch in Frage käme, und natürlich erwarte ich da absolute Perfektion.
Unser Gitarrist hat tatsächlich mal für 150EUR eine Nile Rodgers Signature Tele gekauft, weil er sie einfach interessant fand, und außerdem noch keine Tele in seinem Portfolio hatte. Viel erwartet hatte er nicht, und einen Testbericht hat er auch nicht geschrieben. Hier wäre man aber schon als Tester ganz anders herangegangen, wie auch Konsument des Reviews auch andere Erwartungen hätte als bei dem Review der 4000EUR Gitarre.
Er hatte sich schon mehr oder weniger drauf eingestellt, nach und nach Pickups, Mechaniken, Elektrik zu tauschen, musste aber am Ende lediglich die Bünde nacharbeiten und einen nicht sauber eingeleimten Holzstreifen, der nicht exakt in der Mitte der Klampfe lag. Ansonsten war er bei dem Preis überwiegend positiv überrascht.
Und ich denke, dass ist genau das, was man als interessierter Konsument auch lesen möchte. Bekomme ich für das Geld tatsächlich eine brauchbare Gitarre? Welche Einschränkungen muss ich hinnehmen? Ist das für mich relevant? Kann ich so etwas wie Bünde nacharbeiten selber erledigen?

Im Falle unseres Gitarristen, der BTW sehr penibel ist, was seine Instrumente angeht, wäre so ein Review definitiv ehrlich und unbeeinflusst.
Genauso unbeeinflusst sollte man Reviews in einem Forum wie dem MB sehen, wobei hier auch immer wieder unterstellt wird, dass die Tester geschmiert sind. Ist mir selber schon passiert, als ich mal ein 150EUR Mikro zum Testen hatte, dass mich sehr positiv überrascht hat, und ich das dann auch genauso geschrieben habe.

Für mich gilt hier wie allgemein im Umgang mit Presse:
Lesen -> Gegenlesen, mit anderen Quellen/eigenen Erfahrungen abgleichen -> Meinung bilden
:great:
Als ich das gelesen hatte:
Hier im Board gibt es z.B. regelmäßig Werkstattbesuche von u.a. @hack_meck bei Klein(st)herstellern:
...
...dachte ich erst, jetzt kommt ein Vorwurf, dass hier User geschmiert werden, war aber dann doch nicht so gemeint, und...
ich bin oft mein erstes (Konsum-)Opfer :)
Ist leider häufig ein Problem bei vielen 'Testern' bzw. denen, die sich gerne informieren und Dinge genauer unter die Lupe nehmen, dass man sich dann doch irgendwelche Teile kauft, die man eigentlich gar nicht unbedingt bräuchte, weil man sie aber zum Ausprobieren oder zum Anfassen in den Händen hatte, und dann so geil fand, dass man sie am Ende doch kaufen musste.
 
Fall 1:
Ich lese einen Test im G&B oder Guitar - Das kann in mir Interesse wecken oder auch nicht

Fall 2:
Ich interessiere mich für ein Produkt, weshalb auch immer. Danach recherchiere ich Pint, Online und Youtube Tests.


ALL das Zusammen gibt mir ein Bild für einen Kauf oder auch nicht - Ergo: Das ist TOLL, dass ich mich so über Produkte informieren kann

und JA, durch all das wissen und lesen durch verschiedene Tests kann ich mir ein gewisses Bild machen - Und JA, das darf mich gerne zur VORAUSWAHL beeinflussen .......

Denn jetzt checke ich live das Produkt ......

gefällt mir ;)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Wie in allen Bereichen des Fachjournalismus gibt es halt einfach eine für die Unabhängigkeit der Berichterstattung sehr gefährliche Nähe in Form von finanzieller Abhängigkeit und auch persönlichen Bekanntschaften innerhalb der Branche. Auch wenn die Hersteller von einer guten Berichterstattung natürlich profitieren, ist die Abhängigkeit des Fachjournalismus von der Industrie ungleich größer und unmittelbar gegeben.

Dies nimmt mit dem Anteil der Anzeigenfinanzierung am wirtschaftlichen Konzept der jeweiligen Publikation klar zu, weil es einfach kaum eine Marke gibt, die gerne Anzeigen in dem Medium schaltet, das ihre Produkte verreißt. Dass man deren Produkte dann nicht mehr zum Testen bekommt ist auch ein Problem, aber das ist fast noch das kleinere übel - da gäbe es notfalls ja auch noch andere Möglichkeiten, auch wenn man dadurch oft weniger aktuell wäre.

Dass Fachjournalisten aktiv mit Geld bestochen werden dürfte die absolute Ausnahme sein. Das wäre dann doch in vielen Fällen zu plump. Ein Grenzfall sind dann schon eher geldwerte Leistungen, vor allem Einladungen zu bestimmten Events (gerne mit schönem Essen, Hotel, usw.). Da werden dann auch oft persönliche Bekanntschaften geschlossen, ein vermeintlich weicher Faktor, aber man möchte ja auch ungerne den/die nette(n) Michael/John/Sarah/... enttäuschen. Das wären die Faktoren, die an der Person des Journalisten recht unmittelbar zum Tragen kommen.

Mittelbarer sind dann der implizite (in manchen Redaktionen vielleicht auch explizite und klar geäußerte) Druck innerhalb des Mediums, auf negative Berichterstattung zu verzichten, da diese die Anzeigenkunden verärgert. Diese drohen manchmal durchaus auch unverhohlen, aber selbst wenn sie es nicht tun: Die ausbleibenden Anzeigenaufträge nach einem kritischen Bericht sprechen auch für sich, ohne dass man das direkt ansprechen muss...

Fachjournalismus profitiert einerseits in Form von Informationen/Know-How und Ressourcen von der Nähe zur Industrie, er ist aber auch so sehr mit ihr verbandelt, dass Kritik nur in gewissen eng gesteckten Grenzen möglich ist. Je kleiner, familiärer und auch in der Auswahl der Anzeigenkunden kleiner die Branche ist, desto härter sind diese meist davon betroffen. Insofern sind z.B. die Gitarrenmagazine meiner Meinung nach auch ein echter Witz in Sachen Unabhängigkeit. Ich finde sie durchaus unterhaltsam zu lesen hin und wieder, aber die Testberichte sind nur eingeschränkt ernst zu nehmen.

Trotzdem finde ich den Vorwurf im Startbeitrag zu harsch/sensationalistisch, denn ein "Schmieren" im klassischen Sinne muss gar nicht stattfinden, um diese Unabhängigkeit auszuhebeln. Die sprichwörtliche "Schere im Kopf" zensiert oft schon genügend, als dass man hier auf plumpere Weise nachhelfen müsste!
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
Oder noch besser, die "Gretchenfrage": In wie weit wird euer Kaufverhalten von Testberichten beeinflusst?
Mit 15 habe ich alle Gitarrenzeitschriften auswendig gekannt und hätte mir gerne alles gekauft. dass mit 1 benotet wurde. Glücklicherweise war ich dazu nicht in der Lage.

Mit Ende 50 interessiert mich das Geschreibsel der Journalistenbande nicht mehr. Entweder das Instrument oder das Gerät überzeugen mich im Musikgeschäft oder eben nicht. Der Weg dorthin war aber mit mindestens 15K behaftet.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
@LimboJimbo: Ich finde Deine Beschreibung allgemein betrachtet absolut zutreffend.

Da werden dann auch oft persönliche Bekanntschaften geschlossen, ein vermeintlich weicher Faktor, aber man möchte ja auch ungerne den/die nette(n) Michael/John/Sarah/... enttäuschen.

Ich würde gerade diesen Faktor nicht unterschätzen, meiner Meinung nach funktioniert Lobbyismus auf politischer Ebene genau über die "menschliche Komponente": Da vertritt der Pharma-/Rüstungs-/Finanz-was-weiß-ich-Lobbyist zwar aus Sicht des/der jungen, aufstrebenden Politikers/Politikerin vielleicht die "böse Seite" - aber er ist gleichzeitig auch eine charmante, charismatische Person mit einem ähnlichen Bildungshintergrund und "Kommunikationsniveau", wie der/die zu überzeugende Politiker/Politikerin. Sich mit denen auseinanderzusetzen, ist dann vielleicht durchaus angenehmer, als dem "Prekariat" im Wahlkreis Rede und Antwort zu stehen (die den eigenen Einsatz für sie ohnehin nicht verstehen/korrekt bewerten können ...) So entstehen Beziehungen und "Netzwerke" ...

ABER: Ich bin nach wie vor der Meinung, dass sich diese Mechanismen nicht 1:1 auf unser Thema hier übertragen lassen, da sehe ich schon Unterschiede, z.B. schreibst Du:

(...) weil es einfach kaum eine Marke gibt, die gerne Anzeigen in dem Medium schaltet, das ihre Produkte verreißt. Dass man deren Produkte dann nicht mehr zum Testen bekommt ist auch ein Problem,(...)

Wir haben aber gerade mal zwei Fachmagazine für Gitarren etc. (die "Grand Guitars" ist mir zu sehr Nischenprodukt, als dass ich sie diesbezüglich dazurechne), die Dutzenden Gitarren- und Bass-Herstellern, Dutzenden (oder sind das auch schon Hunderte?) von Amp-Herstellern und gefühlt Tausenden von Effektherstellern gegenüber stehen.

Ich glaube, dass die G&B besser damit leben könnte, wenn bspw. Fender oder Gibson (um mal zwei prominente Namen zu nennen) nicht mehr in ihr vertreten wäre, weil es einfach noch hunderte andere aktuelle Produkte gibt, über die man schreiben kann - das wäre umgekehrt viel schlimmer, wenn - selbst etablierte - Namen plötzlich nicht mehr in den Printmedien stattfinden.

Tatsächlich haben ja auch die Magazine eine gewisse Macht. Anfrage: "Ihr könnte auch mal wieder über unsere neue Produktlinie berichten" - "Yep, und ihr könnt auch mal wieder eine Anzeige bei uns schalten". Das ist sicher ein gegenseitiges, gut eingespieltes Geben und Nehmen, also mehr eine gegenseitige Abhängigkeit.

Für mich bleibt die Anforderung nach "objektiven Tests" in diesem Kontext einfach nicht sachgerecht, weil wir über höchst objektive Eindrücke sprechen. Sich dies zu vergegenwärtigen führt meiner Meinung nach zu einer entscheidend anderen Haltung als zu sagen: "Test können deshalb nicht objektiv sein, weil die Magazine gekauft/abhängig sind".

Ja, und doch etwas lässt meinen Puls bei dem Thema komplett im Ruhebereich bleiben: Wo droht Gefahr? Ist wer gezwungen, sich aufgrund eines "überragenden Testergebnisses" ein bestimmtes Produkt blind zu kaufen? Und wäre er dann im Anschluss gezwungen, dies zu behalten und zu benutzen, obwohl die eigene Wahrnehmung dann nicht mit der des Testers übereinstimmt? Wäre mir neu.

Sorry: Wem das mehr als einmal oder gar regelmäßig passiert, also ein Blindkauf allein aufgrund eines einzigen Textes (!) der hat einfach einen wichtigen Lernfortschritt noch nicht erzielt. Aber daran sind dann nicht die Magazine schuld.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 3 Benutzer
Ich drehe die Reihenfolge der Zitate einmal um, da ich denke, das wird der Argumentationsstruktur eher gerecht, denn erst einmal grundsätzlich.

Ja, und doch etwas lässt meinen Puls bei dem Thema komplett im Ruhebereich bleiben: Wo droht Gefahr? Ist wer gezwungen, sich aufgrund eines "überragenden Testergebnisses" ein bestimmtes Produkt blind zu kaufen? Und wäre er dann im Anschluss gezwungen, dies zu behalten und zu benutzen, obwohl die eigene Wahrnehmung dann nicht mit der des Testers übereinstimmt? Wäre mir neu.

Sorry: Wem das mehr als einmal oder gar regelmäßig passiert, also ein Blindkauf allein aufgrund eines einzigen Textes (!) der hat einfach einen wichtigen Lernfortschritt noch nicht erzielt. Aber daran sind dann nicht die Magazine schuld.

Das kann man so sehen und ist mit Sicherheit eine vernünftige Haltung. Daher möchte ich in diesem Punkt gar nicht mal widersprechen. Aber da das Thema hier ja nun einmal war, wie es um "Objektivität", oder sagen wir einmal Unabhängigkeit (dazu der Punkt unten), im Fachjournalismus am Beispiel der Gitarrenmagazine bestellt ist, finde ich führt dies vom eigentlichen Thema weg.

Betrachtet man die Gitarrenmagazine als Entscheidungshilfe, so ist es schon sehr wesentlich, ob sie in Anbetracht der Sachzwänge eine möglichst große Unabhängigkeit anstreben. Und da habe ich schon das Gefühl, dass man es sich manchmal etwas zu "gemütlich" macht mit den Herstellern. Ich denke auch, dass es legitim ist, diese Entscheidungshilfe zu erwarten, da ja dieser Anspruch von Seiten der Magazine durchaus auch erhoben wird.

Man kann jetzt wieder sagen, es sei naiv das zu glauben, aber erhebt ein Medium gegenüber seinen Käufern einen Anspruch, den es aber nicht einlösen kann, ist das zumindest sachliche Kritik wert. Die würde ich auch weiterhin äußern wollen, wenn auch nicht so reißerisch wie im Startbeitrag des Threads.

Insofern: Ich persönlich würde mich auch nicht auf Tests verlassen und stimme Dir somit aus einer persönlichen Sicht zu, ich würde aber die Berechtigung der Vorwürfe auch nicht einfach so wegwischen wollen. Ich weiß nicht, ob Du das wolltest, aber zumindest liest es sich ein Stück weit so für mich, vor allem wenn Du sagst:


Für mich bleibt die Anforderung nach "objektiven Tests" in diesem Kontext einfach nicht sachgerecht, weil wir über höchst objektive Eindrücke sprechen. Sich dies zu vergegenwärtigen führt meiner Meinung nach zu einer entscheidend anderen Haltung als zu sagen: "Test können deshalb nicht objektiv sein, weil die Magazine gekauft/abhängig sind".

Ja, und doch etwas lässt meinen Puls bei dem Thema komplett im Ruhebereich bleiben: Wo droht Gefahr? Ist wer gezwungen, sich aufgrund eines "überragenden Testergebnisses" ein bestimmtes Produkt blind zu kaufen? Und wäre er dann im Anschluss gezwungen, dies zu behalten und zu benutzen, obwohl die eigene Wahrnehmung dann nicht mit der des Testers übereinstimmt? Wäre mir neu.

Eine Forderung nach objektiven Tests wäre tatsächlich nicht zielführend, da - und da stimme ich Dir zu. Allerdings kann man andere Ansprüche stellen, zumindest als Ideal: Sich mit dem einzigen Anspruch den Leser nach besten Wissen und Gewissen zu informieren, vermittelt durch die eigenen, selbstverständlich subjektiven Erfahrungen.

Die Unmöglichkeit eines objektiven Urteils sollte meiner Meinung nach keine Rechtfertigung für schlechte Rezensionen sein. Wenn von vorneherein feststeht, dass eine wirklich schlechte Rezension aus bereits diskutierten Gründen eigentlich keine Option ist, dann ist das eine schlechte Rezension.

Also: Gezwungen ist niemand, nein. Aber wenn Test darüber steht, sollte man es auch an diesem Anspruch messen. Und daran gemessen sind es in der Regel keine guten Tests in den deutschen Gitarren-Fachmagazinen. Es ist vollkommen ok, diese Tests als Produkt-Teaser oder unterhaltende Texte zu rezipieren. Ich finde es aber nur fair herauszustellen, dass die Textform ihrem Anspruch nicht gerecht wird und auch gut, darüber zum Beispiel in diesem Forum mal gesprochen zu haben. :)

Ob man die deshalb nicht mehr lesen will, wie schlimm man das findet oder was das nun für Musiker bedeutet - das sind alles ganz andere Fragen, die aber glaube ich nur jeder für sich beantworten kann.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Betrachtet man die Gitarrenmagazine als Entscheidungshilfe,
das sollte man eben nicht, da informiert der Tester doch nur lediglich aus seiner Sicht (hoffentlich).
legitim ist, diese Entscheidungshilfe zu erwarten, da ja dieser Anspruch von Seiten der Magazine durchaus auch erhoben wird.
Unabhängig davon, welchen Einfluss etwaige Hersteller auf die Beurteilung ihrer Gitarren haben, wissen wir doch alle, daß jeder zu anderen Einsichten bei Gitarren kommt. Was ich auch immer wieder lese, ist, "antestenswert", nicht" kaufenswert", sprich, die Tester appellieren da auch an die eigenen Urteilsfähigkeiten von uns Gitarristen. Das heißt letztlich, über einen, für mich, schon vorhandenen Unterhaltungswert, kommen solche Magazine (Videos usw.) nicht hinaus. Da irgendeinen Anspruch an solche Medien herzuleiten, kann ich nicht nachvollziehen.
 
Eine Forderung nach objektiven Tests wäre tatsächlich nicht zielführend, da - und da stimme ich Dir zu. Allerdings kann man andere Ansprüche stellen, zumindest als Ideal: Sich mit dem einzigen Anspruch den Leser nach besten Wissen und Gewissen zu informieren, vermittelt durch die eigenen, selbstverständlich subjektiven Erfahrungen.

Ja, nur objektive Tests wären dem typischen Leser von Gitarren-Magazinen zu trocken, glauben würden sie diese eh nicht, wenn sie nicht in ihr Meinungsbild passen. Objektive Test bestünden nämlich nur aus Messergebnissen, z.B. Gewicht, Saitenhöhe am x.-ten Bund, Frequenzgang, etc. Das subjektive Geschwurbel in Gitarrenzeitschriften bringt auch niemanden weiter, und ist höchsten bis zur ersten oder zweiten Wiederholung der immergleichen Plattitüden amüsant. Hifi-Magazine finden da eher ein brauchbaren Kompromiss...
 
Im Grunde wird es immer schwierig, wenn eine wechselseitige Abhängigkeit besteht.
Selbst unabhängige Reviewer werden ( ggf. unterbewusst ) irgendwann korrumpiert, denn am Ende sind sie auch darauf angewiesen, dass die Hersteller ihnen Testmaterial zur Verfügung stellen. Wer hat schon das Geld sich alles zu kaufen, nur um es zu testen ? Je besser diese Beziehung dann wird, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Berichte gefärbt sind - sogar wenn man es gar nicht will.

Außerdem finde ich es ohnehin schwer - denn alles ist so subjektiv.

Aber - das Netz und die dort zu findenden Reviews sind auch ein Grund dafür, dass Messen immer weniger Zuschauer haben. Als erste Infoquelle und Unterhaltung ist das schon ok
 
Hallo Leute, ja ja die Testberichte, sind für mich eine Information. So war es vor ca 25 Jahren ,ich wollte einen neuen Amp
hatte schon eine Weile mit den Boogies geliebäugelt, da erschien der Test zum DC5 , hab dann noch ein Wenig mit dem
Marshall 6101 LTD rumgemacht und es wurde der Boogie. Dann Thema Firebird , ich hatte schon mal eine FB V und habe sie
verkauft , im G&B wurde die Firebird Studio mit sehr blumigen Worten vogestellt, dachte mir , die mußt du mal testen
FB gekauft ist seit langer Zeit immer noch bei mir. Und ja Tests gibt es überall, mein Vater sagte mal " Du mußt auch zwischen
den Zeilen Lesen" . Aber ich denke mir dass ich nicht nur auf die Magazine oder Internetgeschichten höre sondern mir immernoch
meine eigene Meinung bilde. So sind in meinem Fuhrpark auch Gitarren die günstiger waren Cort , Ovation beide Korea oder auch
eine Behringer Transe ,ist zum Üben sehr gut.
 
Ich denke auch, dass es legitim ist, diese Entscheidungshilfe zu erwarten, da ja dieser Anspruch von Seiten der Magazine durchaus auch erhoben wird.

Ich finde diese Entscheidungshilfe - nämlich dabei, welche Instrumente/Geräte für mich überhaupt interessant sein könnten. Ich bekomme durch die Magazine Anregungen, womit ich mich vielleicht mal näher befassen könnte - in Form von weiterer Recherche (dann meistens online) und letztlich einem persönlichen Antesten, idealerweise zu Hause/im Proberaum. Erst dann weiß ich, ob das Gerät für mich taugt. Das kann mir kein noch so kompetenter, unbestechlicher "Experte" abnehmen.

Mehr kann eine "Entscheidungshilfe" für mein Verständnis doch nicht sein!? Eine Entscheidungshilfe in Form von "diese Testaussage ist so objektiv, dass jetzt jeder Interessant bestellen kann und garantiert damit glücklich wird" halte ich für nicht erfüllbar.

Die "Tests" ermöglichen eine erste grobe Einordnung, von da aus muss sich selbst schauen ... Das ist meiner Meinung nach der Eigenanspruch der Magazine, mehr nicht. Und den erfüllen sie.

Wenn von vorneherein feststeht, dass eine wirklich schlechte Rezension aus bereits diskutierten Gründen eigentlich keine Option ist, dann ist das eine schlechte Rezension.

So formuliert gebe ich Dir ja recht - nur beruht das auf der Annahme, dass es genügend "schlechte" Geräte gibt, vielleicht sogar mehr als "gute", die man mit Recht verreissen könnte. Wenn man sich traute. Das ist mir zu vage, können wir an der Stelle mal konkreter werden?

Hast Du z.B. schon einmal die Erfahrung gemacht, dass etwas, dass Du gekauft hast, so schlecht war, dass Du sagen kannst: "Dieses Gerät ist nicht nur so schlecht, das ich damit unzufrieden bin - ich halte es sogar für so schlecht, dass ich es für undenkbar halte, dass irgendein anderer Musiker damit zufrieden sein könnte."?


Mit 15 habe ich alle Gitarrenzeitschriften auswendig gekannt und hätte mir gerne alles gekauft. dass mit 1 benotet wurde. Glücklicherweise war ich dazu nicht in der Lage. Mit Ende 50 interessiert mich das Geschreibsel der Journalistenbande nicht mehr.
Mal kurz nachgerechnet (ca. 58 - 15 = 43): Welche (vielen) Gitarrenzeitschriften gab es denn ca. 1974? Ich kann mich an die "Musiker" (Vorläufer von Gitarre&Bass) und das "Fachblatt Musikmagazin" erinnern, da habe ich als (ebenfalls 15-jähriger) so um 1987 die ersten Exemplare gekauft - und da gab es pro Ausgabe vielleicht 2-3 Tests von Gitarren, es gab ja im Vergleich deutlich weniger Auswahl.


Das subjektive Geschwurbel in Gitarrenzeitschriften bringt auch niemanden weiter, und ist höchsten bis zur ersten oder zweiten Wiederholung der immergleichen Plattitüden amüsant. Hifi-Magazine finden da eher ein brauchbaren Kompromiss...
Ja, guck, da sind wir wieder beim subjektiven Empfinden: All das, was hier z.B. der Gitarre&Bass vorgeworfen wird und ich dort nicht nachvollziehen kann, erkenne ich genau in "Audio", "Stereoplan" und "Stereo" (die ich zeitweise auch regelmäßig gelesen habe) wieder...

Dort lese ich (wohl mangels klarer/objektiv belegbarer Klangunterschiede zwischen messtechnisch identischen, da absolut ausgereiften Gerätekategorien dann das gefürchtete "literarisches Geschwurbel". Ironischerweise gibt es dort dazu dann dennoch - offensichtlich dem Wunsch des Lesers nach "objektiver" Vergleichbarkeit (der ja auch hier in unserer Diskussion deutlich wird) geschuldet - die "Bestenlisten" gibt: Komisch nur, dass dort ein Gerät immer äquivalent zu seinem Preis eingeordnet wird, also findet sich ein Lautsprecher für 950,- im "Ranking" zwischen dem für 900,- und dem für 1000,- wieder ... Dort "lernt" der Leser dann: Mit jedem mehr investierten Hunderter mehr bekomme ich dann auch einen "Klangpunkt" mehr ... Ganz objektiv belegt. Durch das Ranking...
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
So formuliert gebe ich Dir ja recht - nur beruht das auf der Annahme, dass es genügend "schlechte" Geräte gibt, vielleicht sogar mehr als "gute", die man mit Recht verreissen könnte. Wenn man sich traute. Das ist mir zu vage, können wir an der Stelle mal konkreter werden?

Hast Du z.B. schon einmal die Erfahrung gemacht, dass etwas, dass Du gekauft hast, so schlecht war, dass Du sagen kannst: "Dieses Gerät ist nicht nur so schlecht, das ich damit unzufrieden bin - ich halte es sogar für so schlecht, dass ich es für undenkbar halte, dass irgendein anderer Musiker damit zufrieden sein könnte."?

Ich will gerne versuchen konkreter zu werden, allerdings reden wir glaube ich ein Stück weit aneinander vorbei. Daher möchte ich das vorher noch einmal abstrakter einordnen.

Einigkeit besteht ja darüber, dass es objektive Tests - vor allem im Bereich Musikinstrumente - nicht gibt. Bzw wenn Sie objektiv sind (Wie viel wiegt das Instrument? Wie groß ist es? ...) sind die Infos nicht viel wert. Was aber sehr wohl einen Unterschied macht, ist die möglichst weitgehende Abwesenheit von Einflüssen auf den Tester, die nicht dahin wirken, dass er möglichst authentisch seine Meinung über das Produkt abgibt. Vielleicht sind das bessere Worte dafür.

Diese Abwesenheit von anderen Interessen sehe ich aber strukturell als zu wenig gegeben. ich schreibe zu wenig, da klar ist, dass es niemals eine komplette Abwesenheit dieser geben wird, genau so wenig wie eine komplette Abhängigkeit - natürlich haben auch die Magazine eine gewissen Macht, ich denke allerdings am Ende eine geringere als die Hersteller. Dazu die Herleitung in meinem ersten Post hier (persönliche Beziehungen in der Industrie, Beziehung zu Werbekunden, ...).

Um konkreter zu werden:
Es ist schwer in einem Einzelfall aufzuzeigen, wo sich das niederschlägt. Schließlich kann ich nicht nachweisen, dass ein Autor es hätte anders sehen müssen.

Beispiele für Fälle die mich irritiert haben, habe ich allerdings schon:

Anfang-Mitte der 00er Jahre gab es von Harley Benton die Neck-Through Tele HBT2000 mit Nobel-Anmutung. Die wurde damals in der G&B als Mega-Schnäppchen abgefeiert und über den Klee gelobt. Die Gitarre sah auch edel aus und kostete damals um die 200 Euro meine ich. Abseits der Optik war das aber ein lebloser Klotz von Gitarre mit trotz der Konstruktion sehr mäßigem Sustain und Schwingungsverhalten, von Spritzigkeit auch keine Spur, die PUs habe ich Idiot damals mit meinem Vater zusammen noch getauscht für SD Hot Rails. War auch nicht besser.

Vor ein paar Jahren gab es schon einmal eine Fender Starcaster Reissue aus China. Auch die wurde durchaus wohlwollend besprochen, hatte aber an gleich 2 Exemplaren, die ich mal im Music Store gesehen habe wackelnde Potis und an einer von beiden auch Lackfehler. Vielleicht einfach nur Pech, aber dazu wurde kein Wort verloren.

Ein anderes Beispiel ist der Peavey JSX, den ich als Top besitze. Der wurde im Test ziemlich pauschal als eierlegende Wollmilchsau abgefeiert, wobei er in Wirklichkeit meiner Erfahrung nach eher polarisiert - denn auch ich würde sagen, dass er oftmals klingt wie ein Laserstrahl. Präzise, druckvoll, aber eben auch mit Hang zu Sterilität. Will sagen: Man kann ihn durchaus mit Recht super finden (mir gefällt er ja auch), aber das sehe nicht nur ich so, da kann ein erfahrener Tester auch mal darauf hinweisen. Ich finde z.B., dass der Amp mit Les Pauls richtig scheinen kann, mit einer Start ist es aber eher meh. Dabei wird im Test wenn ich mich recht entsinne, noch darauf verwiesen, wie gut er doch auch damit harmoniert.

Nur um das klarzustellen: Natürlich ist jemand nicht doof, nur weil er das anders sieht als ich (aber auch andere Personen, die ich kenne) - aber ich wollte nur damit ausdrücken, dass ich schon viele Beispiele kenne, die zeigen, dass man halt deutlich lieber etwas abfeiert als auch mal kritisch zu sein. Denn auch in Anbetracht der mittlerweile guten Qualität finde ich das Verhältnis von gefühlt 9.5 aus 10 positiven Reviews zu 0.5 verhalten kritischen Reviews für etwas fragwürdig.

Klar muss man immer selbst antesten, aber wenn ich in der immer gleichen Variation lesen muss: Klingt super, spielt sich toll, super verarbeitet, ... Finde ich das zu unkritisch im Sinne von: Zu wenig Bereitschaft, auch das sehen zu wollen, was vielleicht neben all dem berechtigten Lob auch mal als Warnung angebracht wäre.

Nochmal: Damit widerspreche ich Dir ja gar nicht in dem Punkt, dass es Objektivität nicht (sinnvollerweise) geben kann, auch nicht, dass man selbst antesten sollte. Aber ich vermisse halt schon den Willen, mit offeneren Augen und Ohren auch für kritische Aspekte an Reviews zu gehen. Und dahinter vermute ich halt durchaus die genannten Gründe.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer
nur als Anmerkung, das letzte Zitat ist nicht von mir, (wie passiert sowas eigentlich:rolleyes:??), sondern von Kasper666.
Allerdings stimme ich seiner Argumentation zu.
Ich kann mich an die "Musiker" (Vorläufer von Gitarre&Bass) und das "Fachblatt Musikmagazin" erinnern, da habe ich als (ebenfalls 15-jähriger) so um 1987 die ersten Exemplare gekauft - und da gab es pro Ausgabe vielleicht 2-3 Tests von Gitarren, es gab ja im Vergleich deutlich weniger Auswahl.
Ich glaube, daß war früher auch gar nicht so von Interesse, es gab ja auch gar nicht diese Vielfalt an Auswahl. Ich lese solche Zeitschriften erst seit 4/5 Jahren, Internet gab es sowieso nicht. Daher rührt wahrscheinlich auch meine Einstellung, daß man Gitarren immer selber antesten und beurteilen sollte. Eigentlich ging es früher auch gar nicht anders, wenn man sich eine neue Gitarre zulegen wollte:rolleyes:.
solong
 
Kann mich noch erinnern an die frühen 70er ,da gab es die UR-UR UR Oma von G&B : RIEBE,S FACHBLATT
Dieter Rösberg wurde interviewed ,er spielte damals noch bei SATIN WHALE
 
Da ich selbst 20 Jahre lang als leitender Redakteur tätig war, plaudere ich gerne mal aus dem Nähkästchen. Hat man einen fetten Anzeigenkunden in Blatt, wird man den nicht unbedingt durch schlechte Bewertungen seiner Produkte vergraulen. Will man einen fetten Anzeigenkunden ins Blatt holen, bietet man ihm begleitend, (aber unseriös) redaktionelle Berichterstattung an. Will der potentielle Kunde immer noch nicht, fällt u.U. ein Testbericht zu einem seiner Produkte weniger günstig aus. Ja, die Macht der Presse spüren nicht nur die Weintrauben. Instrumententests werden davon abgesehen immer subjektiv bleiben - bis auf das Wenige, das man über die handwerkliche Qualität der Produktion sagen kann wie z.B. schlecht abgerundete oder überstehende Bundstäbchen.

Ein Beispiel aus der Praxis. Nehmen wir an, ein Pharmahersteller erhält die Zulassung für ein neues Präparat, das den Darm bei Durchfall beruhigt und Krämpfe mildert, bzw. abstellt. Nun gibt es aber ein etabliertes Konkurrenzprodukt im Markt - nennen wir es PCMC oder ausgeschrieben Polycystosinmethylchlorid. (Diese chemische Bezeichnung des Wirkstoffs habe ich soeben frei erfunden.)

Was macht nun der Hersteller mit seinem Produkt? Er beauftragt eine Pharmaagentur damit, Berichte über eine Studie in den Medien zu verbreiten, in denen nachgewiesen wurden, dass PCMC überdosiert zu Alpträumen und Halluzinationen führt. Von diesen Berichten gibt es mehrere unterschiedliche Versionen für ärztlichen Fachzeitschriften und Kundenzeitschriften in Apotheken, Yellow-Press und Boulevardblätter, elektronische Medien usw. In denen wird natürlich immer nur die chemische Bezeichnung des Wirkstoffs genannt und nicht die Handelsbezeichnung der/des Konkurrenzprodukte(s).

Im zweiten Schritt streut die Agentur nun Studien zur Wirksamkeit des neuen Produkts, das signifikant besser ist: weniger magenbelastend, schneller resorbierbar usw. durchaus ohne Nennung des Handelsnamens eben nur mit der Bezeichnung des chemischen Wirkstoffs. Im dritten Schritt erfolgt die Anzeigenschaltung des Herstellers entweder über eine eigene Marketing bzw- PR-Abteilung oder wieder über eine Agentur.

So läuft das Geschäft häufig, natürlich nicht immer ab. Oft reichen auch redaktionelle Artikel z.B. über die verschiedenen Arten von Kopfschmerzen aus, denen dann auf der übernächsten Seite (ja, ich komme vom Print) eine ganzseitige Anzeige über ein Schmerzmittel folgt. Das ist zwar jetzt alls etwas offtopic, aber ich kenne mich halt im Gesundheitsbereich aus. Ähnlich läuft es aber auch in anderen Bereichen. Man sehe sich nur mal einige Special-Interest-Blätter an.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 1 Benutzer

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben