Woher kommt der Schlankheitswahn bei Gitarren ?

  • Ersteller Gast252951
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ich behaupte mal, wenn eine saite möglichst lange schwingen soll, dann wäre es optimal, wenn die gitarre selbst möglichst wenig schwingt, den jede schwingung, erzeugt eine resoanz im gitarrenkorpus, was ggf. zu auslöschung, bzw. dämpfung der gitarrensaite führt.
ideal wäre somit eine gitarre aus beton. einem schwinungsarmen material mit hohem gewicht, daß eventuell die resoanzfrequenz bei 5-25Hz hätte.

insofern wäre schwere gitarren, mit tief liegender resoanzfrequenz, den leichten modellen (im extremfall aus balsaholz) im sustain überlegen.
 
Auf dem Gebiet wird soviel durcheinander geworfen, dass man kaum noch durchblickt. Ich habe immer den Eindruck, dass viele so ihre "Lieblings-Parameter" haben, an denen sie dann alles mögliche aufhängen. Gewicht ist dabei der beliebteste, weil am einfachsten zu messende.

Die Physik ist aber deutlich komplexer als das. Ein leichter, steifer Korpus kann mehr Sustain bringen als ein schwerer, weicher. Hölzer sind ja nicht einmal ein in sich homogener Stoff, sondern sie bestehen aus Fasern und Zellen mit Wänden und Wohlräumen, die leer oder mit was auch immer gefüllt sein können... Holz mit viel Restfeuchte ist auch schwerer, wir aber nicht unbedingt als hochwertig angesehen. Und da gehts nicht nur ums Verziehen. Ein Body aus drei Teilen kann aus drei verschiedenen Bäumen oder Baumteilen mit unterschiedlichen Eigenschaften stammen, was alle möglichen Wechselwirkungen bringt. Begriffe wie die innere Reibung von Festkörpern bei Verformung sind den meisten nicht einmal bekannt, undundund.

Ein schönes Beispiel ist aus der Korpus, der "gut schwingt". Damit wird meistens einer beschrieben, der schon trocken (ohne Amp) eine recht hohe Lautstärke produziert. Allerdings hängt diese Eigenschaft keineswegs von den gleichen Parametern ab wie zB das Sustain. Nicht ganz unwichtig ist auch das, was man heutzutage bei technischen Geräten als "Energieeffizienz" neben dem Preisschild beschrieben findet. Denn ein Korpus kann fleißig mitschwingen, recht effektiv darin sein, das an die Luft mitzuteilen, aber wenig Energie verbrauchen.

Man stelle sich einen Korpus aus Lehm vor (und dass die Befestigungsschrauben drin festhalten...): ordentlich schwer, nach dem Saitenanschlag vermutlich kaum zu hören, aber wie wird wohl das Sustain sein? Ich sage mal voraus, ein Korpus aus (vielleicht auch hohlem) Titan dürfte ihm da deutlich den Rang ablaufen, aber in Sustain und trockener Lautstärke ebenso deutlich vorne liegen...

Meine Meinung: Gewicht sagt nicht wirklich viel aus, am ehesten noch beim Quervergleich innerhalb einer Spezies. Mit superleichter Erle habe ich persönlich zB nicht so gute Erfahrungen gemacht, das war alles ein bisschen charakterlos (ob clean oder verzerrt) und setzte sich auch nicht durch. Bei Esche gefallen mir die leichteren Gitarren dagegen meistens besser, die schweren sind meisten sehr knallig und hart im Sound. Leichtes Mahagoni ist teuer und selten, aber solche Gitarren haben für mich meistens sehr gut geklungen. Das sind alles nur Tendenzen, aber eben aus ca. 35 Jahren Erfahrung.

Das mt dem Klopfen finde ich übrigens durchaus nachvollziehbar. Es geht ja um Schwingung, und beim Klopfen hört man eindeutig Unterschiede. Auch die Saite führt ja dem Korpus Energie zu, nur sehr viel weniger. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass ein langjähriger Gitarrenbauer die Erfahrung gewinnt, in welchem Zusammenhang die Klangfarben beim Klopfen zu denen beim Spielen stehen. Wenn man eine Melone aussucht, kann man aus dem Klang beim Anklopfen ja auch ihre Konsistenz raushören.

Gruß, bagotrix
 
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Meine Meinung: Gewicht sagt nicht wirklich viel aus, am ehesten noch beim Quervergleich innerhalb einer Spezies.

Da schließe ich mich an, was die Auswirkungen auf den Ton betrifft an. Und genau das ist doch der Fall bei einer Kleinanzeige. Dort ist meinst das Holz bekannt und sei es nur, weil man eben weiß aus was Gibson oder Fender ihre Gitarren bauen.

Und dann ist da natürlich noch das Gewicht an sich: Eine leichte Gitarre belastet Schultern und Rücken im Stehen nun einmal weniger. Ganz egal wie es klingt.
 
@Darkstar: Richtig.... die Erfahrung hat aber vielfach gezeigt, dass es kein Problem ist eine Gitarre mit super Sustain mit einem Gewicht von 3 kg zu bauen. Ob das Material schwingungsfrei sein muss, bezweifle ich... das ist wahrscheinlich einer der Faktoren, die der Gitarre Charakter verleihen, in dem unterschiedliche Frequenzen von verschiedenen Materialien unterschiedlich stark gedämpft werden.

Ich habe immer den Eindruck, dass viele so ihre "Lieblings-Parameter" haben, an denen sie dann alles mögliche aufhängen.

Volltreffer... alles was gerade Plausibel scheint und dem Bauchgefühl entspricht ...
 
Zuletzt bearbeitet:
Denn ein Korpus kann fleißig mitschwingen, recht effektiv darin sein, das an die Luft mitzuteilen, aber wenig Energie verbrauchen.

Physikalisch ist das nicht möglich, alles was mitschwingt und Schwingungen an die Luft weitergibt ist für die Saitenschwingung verloren. Je mehr, desto mehr.
Auch eine Gitarre ist schließlich kein Perpeetuum mobile.
 
Physikalisch ist das nicht möglich, alles was mitschwingt und Schwingungen an die Luft weitergibt ist für die Saitenschwingung verloren. Je mehr, desto mehr.
Auch eine Gitarre ist schließlich kein Perpeetuum mobile.

Ja, der Erste Hauptsatz der Thermodynamik ist mir durchaus geläufig. Selbstverständlich kann keine Gitarre zusätzliche Energie erzeugen. Allerdings lässt Du die Energieverteilung völlig außer Acht, womit Du aber nicht alleine stehst. Es sind nämlich genau diese Vereinfachungen, die ich meinte, und die bei diesem Thema immer zu verkürzten Schlüssen führen.

Wer eine Saite anschlägt, bringt grundsätzlich nicht nur eine Saite zum Schwingen, sondern ein ganzes System von Teilen - von der Saite über die Hardware bis zu den Holzteilen. Alle haben ihre eigenen schwingungsmechanischen Eigenschaften und stehen in Wechselwirkung. Schwingungen wandern durch das System, werden intern reflektiert, erfahren Reibung an den Übergängen zwischen den Teilen und durch innere Reibung, heben sich gegenseitig durch Phasenverschiebungen auf, das ist alles schon ziemlich komplex. Die in der schwingenden Saite enthaltene Bewegungsenergie wird nach dem Anschlag jedenfalls immer geringer, so weit so richtig.

Die Frage ist aber doch, wohin die Energie geht, denn verschwinden kann sie nie (siehe besagtes physikalisches Gesetz). Hier wird nun immer gerne die akustische Lautstärke der Gitarre angeführt, nur - die der Luft mitgeteilte Schallenergie ist bei weitem nicht der größte Energiefresser, sondern nur der offensichtlichste, weil durch unsere Sinne wahrnehmbare. Die meiste mechanische Energie wird der Saite schlichtweg dadurch entzogen, dass sie in Wärme umgewandelt wird. Nichts anderes geschieht bei der Dämpfung durch "schlecht schwingende" Bestandteile des schwingenden Systems. Auch die Effektivität der Materialien dabei, die internen Schwingungen an die umgebende Luft anzukoppeln, ist durchaus sehr unterschiedlich. Überall an den Übergängen von einem Medium ins nächste geht Energie "verloren", sprich sie verlässt das System Gitarre in Form von Wärme. Dieser Anteil ist bei weitem höher als der, der die Luft zum Schwingen bringt.

Ein einfaches Experiment: Nimm eine Solid Body, die nicht am Amp hängt und und spiel ein paar Akkorde. Jetzt befestige an ihr mit Schraubzwingen eine große, aber dünne Platte aus hartem Material wie Metall oder Holz. Es wird Dich vermutlich nicht überraschen, dass sie jetzt wesentlich lauter ist. Im Gegensatz zu dem, was aus Deiner Theorie folgen müsste, wird sie allerdings keinen hörbaren Sustainverlust erleiden. Denn Du hast in erster Linie die Effizienz der Schallerzeugung erhöht, die für das Sustain wichtigen Parameter jedoch so gut wie gar nicht verändert.

Fazit: die rein akustische Lautstärke einer E-Gitarre steht in so gut wie gar keiner Beziehung zum Sustain. Ein Gummikorpus zB wäre ziemlich leise, aber deshalb noch lange nicht sustainfördernd.

Gruß, bagotrix
 
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Ein einfaches Experiment: Nimm eine Solid Body, die nicht am Amp hängt und und spiel ein paar Akkorde. Jetzt befestige an ihr mit Schraubzwingen eine große, aber dünne Platte aus hartem Material wie Metall oder Holz. Es wird Dich vermutlich nicht überraschen, dass sie jetzt wesentlich lauter ist. Im Gegensatz zu dem, was aus Deiner Theorie folgen müsste, wird sie allerdings keinen hörbaren Sustainverlust erleiden. Denn Du hast in erster Linie die Effizienz der Schallerzeugung erhöht, die für das Sustain wichtigen Parameter jedoch so gut wie gar nicht verändert.

Wer sagt denn, dass die Gitarre mit dem per Schraubzwinge befestigtem Holzklotz (wahlweise auch auf einen Tisch gelegt) überhaupt lauter wird?
Das ist schon wieder kein Perpetuum mobile, bei dem bei vergrößertem "Schwingkörper" und gleichem Energieeinsatz plötzlich mehr Lautstärke herauskommen soll.
Selbst bei einer Akustik ist der Korpus kein Lautstärkeerhöher, er wandelt lediglich die vorhandene Energie in Luftschall um.

In deiner Aufzählung, was die Saitenschwingung beeinflusst, hast du den Anfang übersehen: Der Luftwiderstand, dem die schwingende Saite ausgesetzt ist.
Auch reflektiert da nichts mehr im Holz und dem Rest der Konstruktion, zumindest nichts, was irgendwie wieder in die Saitenschwingung käme und am Amp hörbar wäre. Dazu müsste es nämlich mehr als die Saite schwingen und das ist konstruktionsbedingt wohl ausgeschlossen.

Fazit: die rein akustische Lautstärke einer E-Gitarre steht in so gut wie gar keiner Beziehung zum Sustain. Ein Gummikorpus zB wäre ziemlich leise, aber deshalb noch lange nicht sustainfördernd.

Die unverstärkte Lautstärke einer E-Gitarre weisst sehr wohl darauf hin, wieviel Energie nicht in den Saiten bleibt, wobei für den elektrischen Klang nur deren Schwingung zählt.
Dein Gummikorpus passt zu gar nichts, weil er nicht die nötige Stabilität mitbringt, um über Hals+Sattel/Brücke überhaupt die Saitenschwingung gut zu reflektieren. Sehr wohl aber die Eisenbahnschiene, die Les Paul verwendete. Bei der war der unverstärkte Klang wahrscheinlich ziemlich ernüchternd, das Sustain aber hervorragend, entspechend gut klang das Teil dann auch verstärkt.
 
Die unverstärkte Lautstärke einer E-Gitarre weisst sehr wohl darauf hin, wieviel Energie nicht in den Saiten bleibt, wobei für den elektrischen Klang nur deren Schwingung zählt.

Nein, wenn statt den Saiten der Korpus bzw. die Pickups schwingen wird auch ein Ton erzeugt.
 
Der PU "misst" allein die Relativbewegung zwischen sich und der Saite, und bei extremer eigener Absolutbewegung auch diese (wenn zB die Wicklung sich *in sich* bewegt).
Für das mittlerere Sustain ist die Dämpfung des gesamten schwingenden Systems verantwortlich, je weniger desto weniger Schwingung wird unnötig früh/schnell in Wärme umgewandelt. Die Dämpfung ist natürlich frequenzspezifisch, d.h. nicht überall gleich.
Für den "guten, ausgewogenen Ton" ist eine möglichst gleichmäßige Verteilung der tatsächlich angeregten Resonanzen verantwortlich, vor allem was den Hals angeht. Der kann etliche Eigenresonanzen haben, aber nur die welche auch angeregt werden (abhängig von Frequenz und Ort der Anregung) haben effektive Auswirkung -- in Form von dead-spots.
Eine Gitarre ohne Dämpfung und Eigenresonanzen klingt nicht mehr wie eine Gitarre, sondern eher wie ein Piano (kann für ne Slide-Gitarre sinnvoll sein).
Der akustische Klang kann Indizien liefern, erlaubt aber keine direkten Rückschlüsse.
 
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Nein, wenn statt den Saiten der Korpus bzw. die Pickups schwingen wird auch ein Ton erzeugt.

Ton schon, aber auch der landet nicht im Amp, sondern direkt in der Luft.
Die Pickups sollen genauso wenig/gering schwingen wie der Body, nämlich am besten gar nicht, ansonsten drohen unerwünschte Rückkopplungen.
 
Der PU "misst" allein die Relativbewegung zwischen sich und der Saite, und bei extremer eigener Absolutbewegung auch diese (wenn zB die Wicklung sich *in sich* bewegt).
Für das mittlerere Sustain ist die Dämpfung des gesamten schwingenden Systems verantwortlich, je weniger desto weniger Schwingung wird unnötig früh/schnell in Wärme umgewandelt. Die Dämpfung ist natürlich frequenzspezifisch, d.h. nicht überall gleich.
Für den "guten, ausgewogenen Ton" ist eine möglichst gleichmäßige Verteilung der tatsächlich angeregten Resonanzen verantwortlich, vor allem was den Hals angeht. Der kann etliche Eigenresonanzen haben, aber nur die welche auch angeregt werden (abhängig von Frequenz und Ort der Anregung) haben effektive Auswirkung -- in Form von dead-spots.
Eine Gitarre ohne Dämpfung und Eigenresonanzen klingt nicht mehr wie eine Gitarre, sondern eher wie ein Piano (kann für ne Slide-Gitarre sinnvoll sein).
Der akustische Klang kann Indizien liefern, erlaubt aber keine direkten Rückschlüsse.

Genau, und um eine genaue Aussage über den Klag einer Gitarre zu treffen (natürlich ohne sie anzuspielen - wer würde DAS denn tun?) müsste man messen, wie sie auf die Anregung über eine bestimmte Frequenz reagiert und eventuelle Eigenfrequenzen bestimmen. Das geht durch eine so genannte Modalanalyse. Dabei werden Beschleunigungssensoren an mehreren Stellen der Gitarre angebracht. Dann wird die Gitarre mit einem kleinen Hammer mit einem Kraftmesssystem zum Schwingen über einen breiten Frequenzbereich angeregt. Man misst dann die Bewegung der Sensoren an den jeweiligen Positionen und kann vergleichen, was mit welcher Energie rein und raus geht und wie die einzelnen Teile relativ zu einander schwingen. Haben schon einige gemacht, ich verweise auf meinen früheren Post in diesem Artikel. Interessant wäre dann natürlich eine systematische Untersuchung vieler und insbesondere besonders gut klingender Gitarren.
Dann könnte der Relic-Builder nachweisen, dass seine Gitarre wie die Les Paul von Peter Green/Gary Moore/Kirk Hammet klingt - oder eben nicht. Oder man könnte Tonabnehmer mit einem zum "Saitenschwingungsdämpfungsverhalten" passenden Voicing nehmen. Oder man lebt damit, dass man den Klang nicht genau prognostizieren kann und spielt die Gitarre vor dem Kauf an. Dann weiß man, ob das ganze gut klingt und der Rücken nicht von der "hohen" Last (3 bei einer leichten Gitarre vs 4 kg bei einer schweren) durchbricht.
 
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@Pleasure Seeker:
George B hat's noch genauer erklärt. Dat is einfach so. Beim Plattenspieler ist's auch egal ob der Magnet (MM) oder die Spule (MC) schwingt.

@Knispler: Ja, aber das wird wahrscheinlich nie jemand machen, weil diese Analyse genau für den einen Korpus gilt, und für den nächsten nicht mehr. Dafür ist Holz einfach zu inhomogen.
 
Hallo zusammen,

ich würde dann auch noch meine persönliche Meinung kundgeben:
Ich hatte schon einige Gitarren die leicht und schwer waren. Darunter viele Gibson Les Paul Standards und auch aus dem Custom Shop. Meine erste richtige Gitarre war eine Studio von 93. Ich wusste damals noch nicht wirklich was Studio, Standard, geschweige denn, ob eine CC was gutes oder schlechtes ist. Nunja ich hing mir die Studio (ca. 4,5 kg) um und es war vollkommen okay weil ich ja auch keinen Vergleich zu anderen Gewichten hatte und weil ich nicht wusste, dass 3,8 kg zur Zeit total das "must have" ist. Für mich klang diese Gitarre einfach wahnisnnig gut, musste aber weichen für einen späteren G.A.S. Anfall.

Später folgten weitere Gitarren (Standard gechambert 3,6 kg/ nicht gechambert 4,7 kg, 58er 3,92 kg, Tele 3,2 kg) und es war was vollkommen anderes. Total anderes Gefühl und auch, achtung! Der Sound. Luftiger spritziger und und und.
Man fühlte sich, als hätte man gar keine Gitarre umgehangen. Das wiederum für mich, übertrug sich auf das Spielgefühl und auch wie die Gitarre einen inspiriert. Ich übertreibe jetzt mal, es ist was am Ende bei den Leuten auf der großen Bühne ankommt, was einen ja wieder beflügelt, bla bla bla. :D

Fazit was das Gewicht für mich angeht. Ich mag es lieber was leichter, aber das heißt nicht das schwere Les Pauls oder auch andere Gitarren dann schlechter klingen. Sie klingen einfach anders.

Zum Gewicht einer bestimmten Ära: Ja das kann ich bestätigen, dass zum Beispiel Gitarren aus den 80er bis mitte 90er meiner Erfahrung nach, schwer waren.

Frage zum Gewicht: Hatte ich schon mehrmals den Fall auf Kleinanzeigen, dass recht schnell auch nach dem Gewicht gefragt wird. Was ich aber auch nicht schlimm finde, da ich es auch selber machen würde.
Dass Les Paul-artige Gitarren nur 3 kg wiegen, hab ich noch nie gesehen, aber wer weiß was noch kommt.

Das Gewicht eines Basses: Nehmen wir mal an Bass wiegt 10 kg. Heißt nicht dass es 3,33 mal schlechter klingt, als eine superleichte Les Paul. Ich denke eher, dass ein Bass ein bestimmtes Gewicht vorweisen muss/sollte, weil es eben ganz andere Frequenzen abbilden muss. Dazu kommt noch einfach die geometrische komponente, das kann einfach nicht so leicht wie eine Les Paul artige Gitarre sein. Wenn ich mich hier irre, bitte Bescheid! :fear:

--------

Aber, ich bin sicher was dieser ganze Zauber mit dem Gewicht auf sich hat, ist auch ein klitzekleines Bisschen meiner Meinung nach, den sozialen Netzwerken geschuldet. Jeder kann hier posten und sagen, es klingen Gitarren geiler, die wenig wiegen. Wenn das nur zwei drei glauben, die dann im Anschluss nach Session laufen und auf Olli treffen, dann sind es schon mal drei die sowas dann wieder weiter in die Welt tragen. Über die Jahre hinweg, entwickelt sich dann so ein Glaube.

Abschließend, es ist nicht schlimmes daran wenn man es lieber was schwerer mag, oder eben ein leichtes Exemplar favorisiert. Wichtig ist es, dass es am Ende mega für einen selber klingt :rock:

Viele Grüße
 
Da hast du ja den richtigen Thread eröffnet.

Ich als Paula Spieler, und meine ist wirklich schwer kanns nicht verstehen. Ich mag mein Steinbrocken.

Wenn die Gitarre zu leicht ist wackelt die doch auch im Arm hin und her. Ich kann mich auch nach 10 Stunden arbeit noch hinstellen und mir mein Stein umhängen, das juckt mich nicht. Ich finde eine Paula rastet richtig schön ein, unterm Arm, unterm Bierbauch und die Finger auf dem Hals und bei verrückten Rythmen macht sie schön mit und hält sich wie ein Auerochse beim Feld roden standfest leicht mitschwingend in der Ackerfurche.

Rückenschmerzen bekommt man von jeder Arbeit aber nicht vom Gitarrenspielen. Ich mach die Paula aber auch schön hoch, cool unten hängen lassen ist nur was für Machos :)
 
Wer sagt denn, dass die Gitarre mit dem per Schraubzwinge befestigtem Holzklotz (wahlweise auch auf einen Tisch gelegt) überhaupt lauter wird?
Das ist schon wieder kein Perpetuum mobile, bei dem bei vergrößertem "Schwingkörper" und gleichem Energieeinsatz plötzlich mehr Lautstärke herauskommen soll.

Hat wieder nichts mit einem Perpetuum Mobile zu tun. Die Summe der Energie im schwingenden System wird natürlich nicht erhöht. Durch die größere Effizienz der "Konstruktion" wird aber der Anteil der Energie erhöht, der in Schall umgewandelt wird. Denn eine zusätzliche dünne Platte koppelt das schwingende Medium (Korpusholz) schlichtweg besser an das umgebende Medium (also Luft) an. Ich mach Dirs noch einfacher: nimm eine beliebige Gitarre, schlag die Saite an. Danach stellst Du die Gitarre mit einer Kante auf einen Holztisch und tust das gleiche. Der einzige Grund, das nicht auszuprobieren, wäre die Realität nicht kennen zu wollen.
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Selbst bei einer Akustik ist der Korpus kein Lautstärkeerhöher, er wandelt lediglich die vorhandene Energie in Luftschall um.

Ah ja, und das hat dann keine Lautstärkeerhöhung zur Folge...?

In deiner Aufzählung, was die Saitenschwingung beeinflusst, hast du den Anfang übersehen: Der Luftwiderstand, dem die schwingende Saite ausgesetzt ist.

Keineswegs. Im luftleeren Raum würde die Saite eine Kleinigkeit länger schwingen. Nur bringt das für unser Thema keinerlei Erkenntnisgewinn. Denn der Luftwiderstand ist immer da und immer gleich, unabhängig vom Korpusmaterial. Ohnehin ist jedoch der Energieanteil, der durch innere Reibung der Saite, durch Dämpfung im Korpus und an den Übergängen zwischen den Materialien in Wärme umgewandelt wird, deutlich höher als der Verlust durch den Luftwiderstand der Saite.

Unser Ausgangspunkt waren aber ganz andere Fragen; zunächst mal, ob ein stärker mitschwingender Body zwangsläufig auf Kosten des Sustains geht, und dann die, welcher Zusammenhang zwischen "Schwingfreude" und akustischer Lautstärke besteht.

Auch reflektiert da nichts mehr im Holz und dem Rest der Konstruktion, zumindest nichts, was irgendwie wieder in die Saitenschwingung käme und am Amp hörbar wäre. Dazu müsste es nämlich mehr als die Saite schwingen und das ist konstruktionsbedingt wohl ausgeschlossen.

Auch hier vereinfachst Du zu sehr. Ich fürchte, Du hängst hier an den idealisierten Modellrechnungen aus dem Physikunterricht. Da hängt die Saite zwischen zwei im Raum starr verankerten mathematischen Punkten. Für die Erklärung der Grundprinzipien mag das hingehen. Nur leider (oder zum Glück) ist in der Realität gar nichts starr. Der Korpus schwingt immer mit, und Schwingung ist nichts anderes als eine beständige, rhythmische Veränderung der Abmessungen des schwingenden Körpers. Bei jedem Ausschwingen dehnt sich die Saite, komprimiert dabei aber auch minimal den Korpus durch gestiegende Zugkräfte - auch wenn das fürs menschliche Auge natürlich nicht wahrnehmbar ist. Es entsteht jedenfalls eine unüberschaubare Wechselwirkung zwischen allen Teilen der Gitarre.

Es ist auch ein Fehlschluss, dass der Korpus stärker schingen müsste als die Saite, um diese zu beeinflussen. In der Schwingungsmechanik gilt keineswegs, dass die energetisch stärkere Schwingung alle anderen, schwächeren Schwingungen überlagern und quasi auslöschen würde. Wäre das so, würde eine Gitarrensaite immer nur einen einzigen, definierte, Sinuston erzeugen. Es verhält sich vielmehr so, dass die Grundschwingung in sich moduliert wird durch Partialschwingungen, sodass ein komplexes Muster entsteht - und genau das ist der Sound. Sichtbar wird das Prinzip bei Wasser. Du kannst in einem Becken große Wellen erzeugen, und wenn Du dann einen kleinen Stein reinwirfst, kommen kleinere Wellen dazu. Und am Rand des Beckens kannst Du auch beobachten, wie die Wellen reflektiert und zurückgeworfen werden, was das Muster noch komplexer macht. Nicht anders funktioniert Schwingungsausbreitung in Festkörpern.

Die unverstärkte Lautstärke einer E-Gitarre weisst sehr wohl darauf hin, wieviel Energie nicht in den Saiten bleibt, wobei für den elektrischen Klang nur deren Schwingung zählt. Dein Gummikorpus passt zu gar nichts, weil er nicht die nötige Stabilität mitbringt, um über Hals+Sattel/Brücke überhaupt die Saitenschwingung gut zu reflektieren. Sehr wohl aber die Eisenbahnschiene, die Les Paul verwendete. Bei der war der unverstärkte Klang wahrscheinlich ziemlich ernüchternd, das Sustain aber hervorragend, entspechend gut klang das Teil dann auch verstärkt.

Der Gummikorpus sollte natürlich nur ein Gedankenexperiment darstellen. Im Grunde bestätigst Du aber nur, was ich damit ausdrücken wollte: er würde, wenn man ihn denn bauen würde (nehmen wir mal an, es wäre Hartgummi, dann könnte man das sogar real), nur sehr leise klingen, aber trotzdem kein besonders gutes Sustain liefern. Ein gleich schwerer Body aus hartem, schweren Holz hätte zweifellos ein viel besseres Sustain und zugleich eine höhere akustische Lautstärke zur Folge. Nichts anderes wollte ich mit all dem sagen: weder das Gewicht noch die akustische Lautstärke ohne Amp stehen in einem direkten, proportionalen Verhältnis zum Sustain der Gitarre.

Gruß, bagotrix
 
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Unser Ausgangspunkt waren aber ganz andere Fragen; zunächst mal, ob ein stärker mitschwingender Body zwangsläufig auf Kosten des Sustains geht, und dann die, welcher Zusammenhang zwischen "Schwingfreude" und akustischer Lautstärke besteht.
Nichts für ungut Leute, aber eigentlich war der Ausgangspunkt die Frage nach dem Ursprung des Schlankheitswahns bei E-Gitarren.
 
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Nichts für ungut Leute, aber eigentlich war der Ausgangspunkt die Frage nach dem Ursprung des Schlankheitswahns bei E-Gitarren.
Das war der Titel. Die eigentliche Frage war:

Wer hat denn in die Welt gesetzt, dass nur Federgewichte gut klingen ?
Und diese Frage war bereits eine Interpretation.

Also erstens höre ich viel häufiger das Gerücht, je schwerer desto besser.

Und zweitens würde ich unter schlank eher verstehen daß der Hals schmaler, dünner wird,
und der Body immer kleiner, oder dünner ? .. was ich am Markt so nicht ablesen kann.

Also war doch wohl allein das Gewicht der Ursprung der Frage. (?)
 
Es gab mal einen ausfühlrichen wissenschaftlicher Beitrag zu dem Thema Physik der Gitarre vom Joanneum in Graz. Dort finden sich viele Dinge, die bagotrix erklärt hat in aufgearbeiter Form. Ich finde es aber momentan nicht. Scheint vom Netz genommen worden zu sein.
 

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