Zahl möglicher Kompositionen - endlich?

  • Ersteller nullnullsieben
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Ich las mal einen Auszug aus einer Rede von Stockhausen.
Dort beschrieb er folgendes Prinzip:
Wenn man einen Rhythmus z.b. auf einer Tischplatte klopfe, z.b. 10 Sekunden lang den dann in einer Endlosschleife abspiele, dass dann z.b. 10 Stunden lang aufnehme und die Geschwindigkeit dieser Aufnahme dann wieder so beschleunige, dass sie wieder nur ein paar Sekunden dauere, ergebe sich daraus ein Ton mit einer ganz eigenen Klangfarbe.
Man könne den Rhythmus nicht mehr als solchen wahrnehmen, nur noch als Klangfarbe.
Wenn man einen anderen Rhythmus auf diese Art bearbeite, ergebe sich eine andere Klangfarbe.

Daraus ergibt sich, dass auch die oben so bezeichneten Unendlichstel hörbar gemacht werden können. Das war auch das, was ich mit Organisation der Klangfarbe meinte.
 
Aus diesem Gedankenspiel ergibt sich aber letztendlich die Begrenzung für eine immer feinere Unterteilung: Wenn eine bestimmte Frequenz (~20 Hz) überschritten wird, nimmt unser Ohr diese als Ton und nicht mehr als Rhythmus wahr.
 
Wenn man einen Rhythmus z.b. auf einer Tischplatte klopfe, z.b. 10 Sekunden lang den dann in einer Endlosschleife abspiele, dass dann z.b. 10 Stunden lang aufnehme und die Geschwindigkeit dieser Aufnahme dann wieder so beschleunige, dass sie wieder nur ein paar Sekunden dauere, ergebe sich daraus ein Ton mit einer ganz eigenen Klangfarbe.
Man könne den Rhythmus nicht mehr als solchen wahrnehmen, nur noch als Klangfarbe.
Wenn man einen anderen Rhythmus auf diese Art bearbeite, ergebe sich eine andere Klangfarbe.

Daraus ergibt sich, dass auch die oben so bezeichneten Unendlichstel hörbar gemacht werden können. Das war auch das, was ich mit Organisation der Klangfarbe meinte.

Das ist ähnlich, wie der bekannte Grundton mit seinen Obertönen. Der Grundton besteht ja aus sich selbst und all den Tönen, die sich aus seiner Frequenz * k (k ist ganzzahlig) ergeben, Obertöne genannt.
Der Unterschied ist bloß, dass die "Unendlichstel", die dann gemeinsam als ein Ton wahrgenommen werden, nicht zwangsläufig ganzzahlige Vielfache der Tonfrequenz sind. Das Prinzip der Klangfärbung ist aber das gleiche.
 
Aber da man so nun mal unendlich Möglichkeiten kriegt um die Klangfarbe zu kontrollieren, und diese Klangfarben dann als ein Parameter unter vielen sehen kann, gibt es praktisch unendlich Möglichkeiten ein Musikstück zu komponieren.

Was Töne unter 20 hz angeht denke ich, dass auch sie in die Komposition mit einbezogen werden können. Zum einen müssten ja trotzdem noch einige Obertöne im Hörbaren liegen, was ich mir interessant vorstelle, da dann ja quasi der Grundton fehlt und zum anderen wirkt sich Infraschall ja obwohl man ihn nicht hört, in einer anderen Art und Weise als die hörbaren Frequenzen, trotzdem auf den "Hörer" aus.
Ich bekomme z.B. ein beklemmendes Gefühl, wenn ich Infraschall ausgesetzt bin.
Ich kann mir schon vorstellen, dass ein Stück was vorwärtsstrebend klingen soll, diesen Effekt noch stärker hervorruft, wenn man es mit Infraschall unterlegt, da das beklemmende Gefühl automatisch mit dem Musikstück assoziiert würde, was ja im Prinzip den unbewussten Wunsch erwecken kann, dass das Stück schnell ein Ende findet, wobei es natürlich bei anderen Personen einen gegenteiligen Effekt erzielen könnte, da sie sich zwar ein schnelles Ende wünschen, es ihnen aber aufgrund dessen langsamer vorkommt, als es eigentlich ist.
Das sind jetzt spontane Vermutungen, die ich über die möglichen Auswirkungen von Infraschall aufgestellt habe, aber ich denke, auch wenn diese speziellen Auswirkungen nicht auftreten, ist es auf jeden Fall möglich mit Frequenzen außerhalb des Hörbaren zu arbeiten und diese Sinnvoll in die Komposition einfließen zu lassen.
 
ich denke, auch wenn diese speziellen Auswirkungen nicht auftreten, ist es auf jeden Fall möglich mit Frequenzen außerhalb des Hörbaren zu arbeiten und diese Sinnvoll in die Komposition einfließen zu lassen.

Genau genommen mit Noten, deren Grundfrequenz im für Menschen unhörbaren Bereich liegen. Jedenfalls, wenn Du davon sprichst, dass ihre Obertöne gehört werden sollen.

Des Weiteren müsste man tiefe Frequenzen, insofern sie vom Lautsprecher wiedergegeben werden, auch spüren.
 
Die Wahrscheinlichkeit, daß eine bestimmte Melodie unabsichtlich ein zweites Mal komponiert wird, wird natürlich jeden Tag größer. Das bezieht sich aber immer auf einen bestimmten Tonraum - heutzutage in der westlichen Welt in erster Linie die sogenannte Durmolltonalität, also alle Halbtöne von C bis H, verpackt in Dur- oder Molltonleitern, in allen hörbaren Oktaven. Bei nur 12 Tönen gibt es da schon 12^(72) Möglichkeiten ungeachtet der Tonlängen, Rhytmik und Pausen. Das ist schon eine beachtliche Zahl (mit 77 Stellen), die man noch mit der Zahl der möglichen Begleitungen multiplizieren könnte, mal der Zahl der möglichen Texte. Indische Musik teilt die Oktave in noch wesentlich mehr Töne auf, da explodiert die Zahl gleich wieder.

Wenn man nun festlegt, daß eine Komposition nur so lang sein darf, daß sie von einem einzelnen Menschen innerhalb seines (vermutlich einzigen) Lebens fertiggestellt werden kann, ist die Musik begrenzt. Sie wäre auch begrenzt, wenn das Stück von allen Menschen während der gesamten Menschheitsgeschichte komponiert werden dürfte. Dann sind aber Wiederholungen nicht möglich, da es danach keine Menschen mehr gibt, die diese schreiben könnten.

Aber selbst, wenn man die obige Zahl um 99% verringern würde (vielleicht wäre das die Anzahl der musikalisch sinnvollen Möglichkeiten), ist das nicht ganz wenig und die Musik ist und bleibt enorm vielfältig. Der Gedanke, Musik könnte irgendwann nicht mehr innovativ sein, braucht uns also im Alltag nicht zu belasten ;)

PS: Die Zahl möglicher Kompositionen ist natürlich eigentlich nicht durch das Tonmaterial begrenzt sondern durch die Zeit, in der Komponisten überhaupt existieren können.
 
Indische Musik teilt die Oktave in noch wesentlich mehr Töne auf, da explodiert die Zahl gleich wieder.

In doppelt so viele, genau gesagt.
Wir unterscheiden Töne bekanntlich in Halbtonschritten. In den arabischen Ländern kennt man aber sogar Vierteltöne.
Vom Grundton zu dessen Halbton findet sich eine Differenz von 100 Cent (wer schon mal mit einem guten Stimmgerät gearbeitet hat, kann mit dem Begriff "Cent" etwas anfangen). Vom Grundton zum Viertelton sind es (dementsprechend) 50 Cent.
Das heißt, was bei uns z.B. ein schlecht gestimmtes c ist (wobei wir das schon als sehr mies empfinden würden), ist bei denen schon wieder ein anderer Ton.

MfG
 
Aber da man so nun mal unendlich Möglichkeiten kriegt um die Klangfarbe zu kontrollieren, und diese Klangfarben dann als ein Parameter unter vielen sehen kann, gibt es praktisch unendlich Möglichkeiten ein Musikstück zu komponieren.

Das ist der erste Punkt, der mir beim Lesen der Frage kam.

Wenn man jedoch die 12-Tönigkeit als einzigen musikalische Ordnungparameter angibt, ist sie endlich. Sie wird um so endlicher, je weiter man sich auf die Pentatonik/7-Tönigkeit und als Folge dessen den Einsatz der Funktionstheorie zubewegt.

Hier in der Diskussion wird "Komposition" synonym mit dem Begriff der 12-Tönigkeit verwendet.

Der Frequenzbereich ist aber beliebig einteilbar. Es gab bereits Systeme mit 30 Tönen innerhalb einer Oktave, genannt werden kann auch die orientalische Vierteltönigkeit, wobei die moderne o.V. bei näherer Betrachtung als eine Modifikation der 12-Tönigkeit betrachten muß, wird lediglich die kleine Sekunde einen Viertelton tiefer gestimmt.

Theoretisch ist jedoch jede beliebige Teilung möglich, mathematisch auch, weil ja der Zahlenraum und dessen Kehrwert unendlich ist.

Man darf aber auch die Frage nach dem Klang nicht vernachlässigen. Neue Sounds, neue Stile. Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Musikgeschichte. Jedes neue Instrument eröffnet neue Möglichkeiten, z.B. folgt auf die Erfindung der Streicher die Komposition eines Streicherkonzerts.

Oder einfach ganz klar verständich: Ohne E-Gitarre kein Jimmy, ohne Jimmys Gitarrensound keine Rockmusik. Ohne Synthesizer keine Techno. Ohne Computer nicht so viel belanglose Musik...? :D)

Mit der Weiterentwicklung der Spieltechniken verhält es sich nebenbei genauso.

Die Frage dürfte sich nun beantwortet sein.

Man könnte nochmal spasseshalber ausrechnen, wieviele Möglichkeiten sich ergeben, wenn man die Parameter einschränkt, z.b. auf die charakteristischen Merkmale der Rochmusik, des Jazz, der Klassik usw.

Aspekte wie Artikulation und Ausdruck als Aspekte bei diesen Berechnungen in Betracht zu ziehen, muß am praktischen Beispiel als völlig absurd betrachtet werden:

Bachs Musik. Im Original gibt es keine Artikulationszeichen, was wir heute kennen, sind alles - manchmal historisch begründete - Interpretationen.
Egal, wie man eine Fuge spielt, man kann das Zeitmaß, das Tempo, die Tonart ändern, man kann sie verjazzen, verpoppen, vertechnoen, egal, Bach bleibt Bach.

Der Faktor Melodie wäre dagegen sehr interessant, schränkt sich doch die Verwendung auf wenige Töne die Anzahl der Möglichkeiten sehr schnell ein. Wenn man dann noch bedenkt, das es Kombinationen für die Schlußwirkung gibt (Hindemith), sinkt die Anzahl deflationär.

Der Effekt ist jedem bekannt, wenn er einen neuen Pop-Song hört:
Wo hab´ ich bloß diesen Song schon einmal gehört?!?

Das sind die Anfänge, die zeigen, wie begrenzt die Anzahl an Kompositionsmöglichkeiten wirklich ist. Ganze Phrasen werden da in neue Lieder übernommen, auch die Besetzung ist mitentscheidend, sind doch die Instrumente selbst in ihren Möglichkeiten beschränkt ("Hey Drummer, spiel mal A-Dur...").

Vielleicht hat ja mal einer mit einer besonderen Gabe der Mathematik Lust und Laune, da rumzurechnen und das hier zu veröffentlichen?
 
Also, das auszurechnen ist wohl sehr schwer. Aber mir ist ein gedanke gekommen: die zahl Pi hat unendlich viele sich nicht periodisch verhaltende zahlen hinter dem komma. So kann man auch unendlich viele Töne nehmen (von Noten zu sprechen ist in diesem fall dumm: man kann auch 18tel töne oder 10548365934648tel röne spielen, also quasi stufenlos) und zu einer Unendlichen Melodie zusammensetzen (theoretisch). Und wenn man bereits eine Unendliche Melodie hat, heißt das, dass es (thoretisch) unendlich viele, unendlich lange Melodien geben kann. Weil allein eine schon Unendlich ist ohne sich zu wiederholen. So kann man Jede Stelle um einen Ton ändern, und erhält somit Unendlich viele Kompositionen. Theoretisch.
 
A
  • Gelöscht von metallissimus
  • Grund: Spam
Interessante Idee von CrackSpidersBitc:
Wenn ich also die Nachkommastellen einer beliebigen reellen Zahl als Basis meiner Komposition betimme, dann gibt es überabzählbar unendlich viele Kompositionen.

Hurra, die Frage ist geklärt! :)

Macht zwar keinen praktischen Unterschied, ob es nun 10^100 oder abzählbar unendlich viele oder überabzählbar unendlich viele gibt ... aber alleine darüber nachzudenken macht Spass!

Grüße
Roland
 
A
  • Gelöscht von metallissimus
  • Grund: Spam
Wieso nur fällt mir dazu das Infinite Monkey Theorem ein.
Bei Beschränkung auf einen bestimmten 'Wortschatz' (hier: Notenlängen,Tonhöhen,Phrasierungen, wieviele Töne zusammen (Akkorde) usw.) und natuerlich der Länge (sonst könnte man ja immer noch 'nen Ton 'ranhängen) und unter vielleicht noch anderen Bedingungen, die ich jetzt gerade vergesse(Instrumentierung usw.), ist sicher die mögliche Anzahl an Kombinationen endlich (und somit auch die der musikalisch sinnvollen). Aber um welche Größenordnung das da geht hat schon vor mir jemand ganz gut geschrieben:
Zitat von Roland Kramer :
Wenn man also pro Sekunde eine Milliarde dieser Melodien anhört, braucht man ungefähr so lange, wie das Universum existiert.

Man kann sich Gedanken drüber machen ... und man könnte Heerscharen von Schimpansen auf die Bestsellerlisten/Hitparaden der Welt loslassen.

Oder eben nicht.

Gruß,

_MAN
 
Liebe Leute, so kann man nicht rechnen. Thema völlig verfehlt, aber so dermaßen, Freunde...

Wenn wir von Kompositionen sprechen, dann hat ja schon das Wort allein eine Aussage, nämlich daß ein Stück zusammengestellt werden soll, und das nach vernünftigen Gesichtspunkten.

Musik nur auf Schwingungen zu beschränken, ist genauso beschränkt, wie wenn ich mich nur auf das Tempo beschränken würde, denn da sieht das nicht anders aus: Ein Stück ist immer noch das gleiche, wenn ich ein Stück schnell oder langsam spiele.

Die Sache mit dem Teiler ist ja richtig peinlich, denn das entspricht mathematisch einfach der Umkehrung der Unendlichkeit der Zahlen - völlig hirnrissig, wenn man bedenkt, daß kein Mensch 1/10 Cent Abweichung von einem Ton ohne den Originalton unterscheiden kann, die Mehrheit kann ja nicht einmal eine chromatische Tonleiter singen (wozu auch...).

Oder so: Ist ein Song, der 3 Cent höher gestimmt ist, ein neuer Song? Nein, natürlich nicht, selbst wenn er in eine völlig andere Tonart transponiert ist, ist er der gleiche.

Man zeige mir auch mal, wo eine Melodie mit einem Tritonus endet und eine Schlußwirkung erzeugt hat...

Selbst ein Stück, das ursprünglich im 4/4 Takt steht und als 6/8 Stück bearbeitet ist, ist eigentlich das gleiche...

Und wenn ich die Form betrachte, siehst noch einmal düsterer aus für Neuerfindungen...

Also laßt mal die Kirche im Dorf, das was ihr da gerade besprochen habe, habe ich längst in meinem Post begründet ausgeklammert.

Mit "Berechnen" meinte ich, daß die Anzahl der "vernünftigen" Melodien berechnet werden kann, und zwar unter dem Aspekt der Anwendung der Musiktheorie.

Wie gesagt, es geht in der Frage nicht um Töne, sondern um "KOMPOSITIONEN"!

Und wenn man sich das mal genau anschaut, muß man unser jetziges Urheberrecht in Frage stellen, weil es nicht sein kann, daß einzelne Menschen - selbst 75 Jahre über den Tod hinaus - über diese begrenzte Anzahl an Stücken verfügen darf.

Andererseits sind die Menschen, die kreativ mit den vorhandenen Kompositionen umgehen - sprich: Interpreten - unverhältnismäßig benachteiligt, weil deren Recht 50 Jahre nach der Einspielung (nicht Tod!!!) endet, geben sie jedoch den Stücken oft ihren unverwechselbaren Charakter.

Was passiert, wenn ein Unternehmen hergeht und sämtliche vernünftige Melodien (ggf. mit Satz) automatisch errechnen läßt und bei der Gema einreicht?!?

Dann ist Sense für alle...
 
Wenn wir von Kompositionen sprechen, dann hat ja schon das Wort allein eine Aussage, nämlich daß ein Stück zusammengestellt werden soll, und das nach vernünftigen Gesichtspunkten.

Und wer legt fest, was vernünftig ist?
Und wer legt fest, was mal in der Zukunft mal vernünftig sein könnte und was nicht?
Warum ist die Wahl der Tonhöhen nach den Nachkommastellen von Pi unvernünftig? Die Wahl ist doch höchst rational!

Oder Du musst den "Suchraum der gültigen Kompositionen" einschränken.
Dann hängt aber die Endlichkeit oder Unendlichkeit von den Parametern Deiner Einschränkung ab. :)



Zum Thema "Thema verfehlt":
Wie wäre es mit einer anderen Richtung?
Ist die Kreativität des Menschen unendlich, gibt es auch unendlich viele Kompositionen.


Grüße
Roland
 
Und wer legt fest, was vernünftig ist?
Und wer legt fest, was mal in der Zukunft mal vernünftig sein könnte und was nicht?
Warum ist die Wahl der Tonhöhen nach den Nachkommastellen von Pi unvernünftig? Die Wahl ist doch höchst rational!

Weil du auch reziprok arbeiten kannst, wozu braucht man da die Zahl Pi?!?

Oder Du musst den "Suchraum der gültigen Kompositionen" einschränken.
Dann hängt aber die Endlichkeit oder Unendlichkeit von den Parametern Deiner Einschränkung ab. :)

Was sag´ ich denn die ganze Zeit...? Die Parameter kannst du auch schon festlegen, nämlich die der Musiktheorie, die funktionieren recht gut...

Zum Thema "Thema verfehlt":
Wie wäre es mit einer anderen Richtung?
Ist die Kreativität des Menschen unendlich, gibt es auch unendlich viele Kompositionen.

Wie heißt es so schön:
"Nichts Neues unter der Sonne..."

Die Kreativität ist immer dann erschöpft, wenn die "Materie" begrenzt ist.
Wenn es nur eine gewisse Anzahl an Variationsmölichkeiten gibt, kann es nur eine noch geringere Anzahl an Kreativmöglichkeiten geben, ergo ist die Kreativität ebenso beschränkt.

Ein Brute-Force-Methode als "Kreativ" anzusehen, halte ich für mehr als gewagt (= Wir nehmen jeden mathematisch möglichen Ton...).

Daher sagte ich, daß der Interpret eine größere Rolle einnimmt, als ihm durch Gema und Konsorten zugestanden wird. Macht er doch durch seine Einzigartigkeit erst ein Stück zu einem Stück (oder auch nicht - das ist eben der entscheidende Unterschied...).
 
Die Parameter kannst du auch schon festlegen, nämlich die der Musiktheorie, die funktionieren recht gut...

There lies the hare in the pepper buried ... :)

Welche Musiktheorie?
Unser westliches, auf Harmonien basierendes System?
Oder Blues?
Oder indische klasssiche Musik (Ragas und Co)?
Oder traditionell japanische?
Welche Grenzen darf ich akzeptieren, welche nicht?
Was ist mit Free Jazz, der in seiner Quintessenz sowas besagt wie: "Wir können uns beliebig Grenzen entledigen, oder uns beliebige Grenzen setzen. Wir sind frei in der Wahl."
Schau doch mal, welche ehemals "feste" Regeln der Musiktheorie im 20. Jahrhundert gebrochen, redefiniert, überarbeitet wurden.

Ich behaupte mal frech:
Musiktheorie ungleich Musik.
Musiktheorie ist wichtig, aber nicht alles.

Äh, ja, ich bin übrigens Theoriefreak ... :)

Grüße
Roland
 
Welche Musiktheorie?
Unser westliches, auf Harmonien basierendes System?
Oder Blues?
Basieren beide auf 12 Tönen mit den systemeigenen Regeln.

Oder indische klasssiche Musik (Ragas und Co)?
Die ist mindestens so reglementiert wie die Charts-Musik, wenn ich den künstlerischen Aspekt nicht berücksichtige und hier nur einen Systemvergleich ziehe.

Oder traditionell japanische?
Da bin ich nicht so fit, jedoch benützt auch diese Musik (mindestens) eine Tonleiter...

Welche Grenzen darf ich akzeptieren, welche nicht?
Die eines Tonsystems.

Was ist mit Free Jazz, der in seiner Quintessenz sowas besagt wie: "Wir können uns beliebig Grenzen entledigen, oder uns beliebige Grenzen setzen. Wir sind frei in der Wahl."
Auch diese Musik basiert auf dem 12-Ton-System. Schon allein wegen der Instrumente und weil das Ohr das so einteilt.
Zumal selbst Coleman und Konsorten nicht den 12-Ton-Raum wirklich verlassen haben. Wenn man genau zuhört, erkennt man sehr wohl die Regeln der klassischen Harmonielehre, nur abstrahiert eben.

Schau doch mal, welche ehemals "feste" Regeln der Musiktheorie im 20. Jahrhundert gebrochen, redefiniert, überarbeitet wurden.

Du verwechselst da was: Ich rede von einem System, mit dem man die Endlichkeit der Kreativität untersuchen kann. Und dazu muß man einfach das Tonmaterial genauer anschauen. Und wenn es nur 12 Töne sind, ergeben sich daraus gewisse "physikalische" Begrenzungen. Selbst wenn du das System erweiterst, ergibt sich eine Endlichkeit der Variationsmöglichkeiten.

Ich behaupte mal frech:
Musiktheorie ungleich Musik.
Musiktheorie ist wichtig, aber nicht alles.

Ein Klavier ist auch keine Musik, ein Saxophon nicht - da brauche ich nicht mal was zu behaupten - für wahre Musik hingegen braucht es die Hand eines Meisters...
Wobei ein Notenblatt durchaus...:screwy:

Äh, ja, ich bin übrigens Theoriefreak ... :)
Setzer oder Komponist? ;)

Falls Setzer: Wie oft hast du neue Akkordverbindungen "erfunden"? Waren sie wirklich neu?
 
Hallo!

Ohne jetzt alles auseinanderzupflücken und zu jedem einzlenen Punkt Stellung zu nehmen, hier nochmal komprimiert meine ultimativ subjektive Meinung:

a) Es gibt Musik diesseits und jenseits der Funktionsharmonik.
b) Es gibt Musik diesseits und jenseits unseres in der mitteleuropäischen Musik verankerten Schemas von 12 Tönen.
c) Es gibt Musik, die das Konzept "harmonischer Zusammenklang" anders löst als wir mit unserem 12-Ton-System. Sie benutzen andere Obertonstrukturen.
d) Es gibt Musik, die auf das Thema "Harmonie" verzichtet, evtl. zugunsten anderer Konzepte.
e) Unserer klassische mitteleuropäische Musik ist hochentwickelt im Bereich Form und Harmonik, und unterentwickelt im Bereich Improvisation und Rhythmus.
f) Der Begriff "Komposition" ist für die Ausgangsfragestellung zu schwammig. Warum ist eine "Komposition", die auf den Nachkommastellen von Pi beruht, weniger wert als der Schneewalzer? :)
g) Es gibt Musik, die auf das Konzept "Töne" verzichtet.

Also, die Ausgangsfrage ... ist die Zahl möglicher Kompositionen endlich?

Ich denke, das ergibt sich daraus, wie Du Komposition definierst. (Mozart definiert sie möglicherweise anders als John Cage oder *hust* Dieter Bohlen.) Je enger die Grenzen und Regleln, desto kleiner der Suchraum für mögliche Kompositionen.

Macht es überhaupt einen praktischen Unterschied, ob die Anzahl möglicher Komposition sehr gross oder unendlich ist? (Optimistische Antwort: Nein, sonst hätte man es bereits gemerkt. Pssimistische Antort: Ja, hat man bereits bemerkt.)



OT:
Warum ich Theriefreak bin?
Weil es überall hilft:
Vomblattsingen, Improvisation, aus dem Gehör nachspielen, Orientierung (Big Band Noten mit vielen Pausen ... wenn man hört, was abgeht, dann kriegt man seinen Einstaz, ohne 32 Takte stump Pausen zu zählen), Komposition (tut bei mir zu kurz kommen tun), Begleitung, ...



Grüße
Roland


PS:
Und wer mal im vollen Stereobreitbandpanorama die Vögel im Wald singen hört ... das ist Musik, das einem das Herz aufgeht ... aber ist's eine Komposition!?
 
Also, die Ausgangsfrage ... ist die Zahl möglicher Kompositionen endlich?

Ich denke, das ergibt sich daraus, wie Du Komposition definierst. (Mozart definiert sie möglicherweise anders als John Cage oder *hust* Dieter Bohlen.) Je enger die Grenzen und Regleln, desto kleiner der Suchraum für mögliche Kompositionen.

Etymologisch gesehen hat Komposition wenig mit Zufall zu tun. Also sind Regeln notwendig, denn ohne die wäre die Bedingung einer Komposition überhaupt nicht erfüllbar.

Macht es überhaupt einen praktischen Unterschied, ob die Anzahl möglicher Komposition sehr gross oder unendlich ist? (Optimistische Antwort: Nein, sonst hätte man es bereits gemerkt. Pssimistische Antort: Ja, hat man bereits bemerkt.)

Für Dieter ist es sicher kein Unterschied... - er würde, was seine Kompositionen betrifft, sicher die erste Antwort bejahen, wobei der erfahrenen Musiker das so sicher nicht sehen kann...

Man kann es auch so sehen: Je ungebildeter man ist, desto mehr erscheint einem etwas fremd... - das erinnert mich irgendwie an eine Alterskrankheit...

OT:
Warum ich Theriefreak bin?
Weil es überall hilft:
Vomblattsingen, Improvisation, aus dem Gehör nachspielen, Orientierung (Big Band Noten mit vielen Pausen ... wenn man hört, was abgeht, dann kriegt man seinen Einstaz, ohne 32 Takte stump Pausen zu zählen), Komposition (tut bei mir zu kurz kommen tun), Begleitung, ....

So ist es, Theorie ist überlebenswichtig, wenn man nicht ein Ausnahmetalent ist. (Und ich glaube, daß diese Talente meist noch mehr Theorie einsetzen)

PS:
Und wer mal im vollen Stereobreitbandpanorama die Vögel im Wald singen hört ... das ist Musik, das einem das Herz aufgeht ... aber ist's eine Komposition!?

Vögel lernen voneinander, am Meisten in ihrem ersten Lebensjahr. Dazu kommt, daß nur wenige Vögel ein besonderes Gesangstalent haben und überaus viele Muster/Licks singen können. Ich bin mir sogar sicher, daß auch Vögel komponieren können, zumindest die intelligenteren unter ihnen.

Krähenvögel und Papageien sollte man gesondert betrachten...
 

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