Zwickmühle- Leben mit oder ohne Musik

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gitarrila
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Hallo,

ich weiß nicht ob ich hier richtig bin, aber ich wollte infach mal mit Musikern über das reden, was mich bedrückt und vielleicht ist ja auch jemand in der gleichen Situation...

Ich spiele schon seit meiner frühen Kindheit klassische Gitarre, auch sehr erfolgreich (gehör jetzt vielleicht nicht zu den top 10 deutschalnds aber bin schon recht begabt). Wurde Jungstudentin, habe Wettbewerbe gewonnen und jetzt studier ich im 1. Semester Gitarre.
Gitarre ist ein riesiger Teil meines Lebens. Ich kann mir echt kein Leben ohne Musik vorstellen. Es ist etwas was ich gut kann, worauf ich stolz bin, was einen großen Teil von mir ausmacht. Ich kann mir nichts schöneres vorstellen als ein ergreifendes Stück zu spielen und ich habe auch noch einige Ziele, was ich noch unbedingt spielen möchte.
In der Abizeit war ich richtig unglücklich weil ich keine Zeit hatte zu üben und es hat mich aufgeregt, dass ich so schlecht gespielt hab, wo ich wusste ich könnte viel besser sein.

Jetzt machich also nur das was ich will: Gitarre üben...

Aber ich zweifel.. meine Eltern sind auch beide Instrumentallehrer und ehrlich gesagt möchte ich nicht so enden... Ich will nicht den Rest meines Lebens Gitarrenunterricht geben (was zwangsläufig der Fall sein wird) auch wenns mir so als Nebenjob schon spaß macht. Man verdient wenig, man übt nicht viel, Konzerte sind eher eine Seltenheit (wer geht schon auf ein klassisches Gitarrenkonzert außer klassische Gitarristen und ins Orchester kann man ja schlecht).
So stell ich mir mein Leben auf jeden Fall nicht vor. Das ist mir zu wenig. Eingermaßen viel Geld verdienen ist mir wichtig und 40 Jahren meistens eher unmotivierten Kindern ein paar liedchen beizubringen stell ich mir jetzt nicht sehr erfüllend vor.

Jetzt hab ich mich nach anderen Studiengängen umgeschaut. Da gibts jetzt zwar nichts was mich vom Hocker reißt aber schon ein paar Studiengänge die mich interessieren würden. Kann mir aber nicht vorstellen mich in etwas anderem als Musik selbstzuverwirklichen.
Zudem weiß ich von meinen Freunden, dass man als Student nicht wirklich Zeit hat noch mindestens 2 stunden am Tag zu üben. Selbst wenn ich eine stunde täglich schaffen würde. Dann würde ich nicht mehr auf meinen vorherigen Niveau spielen können und das würd mich wirklich sehr sehr unglücklich machen :( also wenn ich Gitarre spielen will dann auch richtig gut!

Tja das ist meine Zwickmühle. Das Musiktudium macht mir zwar spaß, aber das was danach kommt nicht. Würde ich jetzt aber etwas anderes studieren (worauf ich auch lust hätte) müsste ich auf einen riesenriesengroßen wichtigen Teil meines Lebens verzichten. Hätte das gefühl ein teil meiner Identität zu verlieren.

Ich weiß einfach nicht was ich machen soll... Hab mir schon überlegt 2 sachen zu studieren, aber eigentlich hatte ich nicht vor mit 30 noch zu studieren und dann gibt es ja noch das finanzielle...

Vielleicht kann mir ja jemand einen Rat geben:)

Liebe Grüße
 
Eigenschaft
 
Ich hab zunächst mal ne Gegenfrage. Gehts dir um die Gitarre und die Gitarrenmusik allgemein, oder speziell um die Stilistik "klassische Gitarre"?
 
Also in erster Linie geht es mir schon ums Musik machen. Aber fitter man technisch ist, desto besser klingt die Musik ja. Ich habe immer im Kopf wie etwas klingen soll und das geht nur mit viel üben.. Und ich hab angst, dass ich mich am ende gar nicht mehr trau die Gitarre in die Hand zu nehmen, weil es mich unglücklich macht, dass ich es nicht so hinkrieg wie ich will und auch vom niveau her nicht mehr so hohe stücke spielen kann wie ich gern würde.. ich will keinen rückwärtsgang einlegen...
hmm hat das deine Frage beantwortet? ich war mir nicht sicher, wie du es meintest..
 
Na ja, es ist wohl schon so, dass viele Kollegen (auch ich) sagen, dass mit der Aufnahme einer regelmäßigen Unterrichtstätigkeit mit der Zeit auch etwas spieltechnische Fertigkeit verloren geht. Im Gegenzug verbessert sich aber oft auch die Sidereading Fähigkeit.

Zum Wirtschaftlichen Faktor:
Reich wird man vom Unterrichten nicht und um das ein Leben lang zu machen muss man vor allen Dingen die Schüler lieben, auf deren Motivation Rücksicht nehmen, (die wenigsten Gitarrenschüler sind klassisch Interessiert) und Verständnis dafür haben dass für diese die Gitarre oft nicht so einen hohen Stellenwert im Leben hat, wie wir es gerne hätten.
Um in so einem Beruf nicht zu versauern, muss man sich GERNE als Lehrer empfinden.

Ist dir das Spielen wichtiger und würdest du eh nur aus wirtschaftlichem Zwang unterrichten, lass es sein!

Aber: Rein als Musiker kann man heutzutage nur (über)Leben wenn man entweder Hungerkünstler, oder International erfolgreich ist. Dazu muss man brillant sein und dazu muss man raus und sich, beziehungsweise dass was man macht auch verkaufen. Wenn man dabei als "nur Klassiker" keinen Förderer, Mentor oder sonstigen Sponsor hat ist das kaum machbar. Niemand bezahlt allein dafür, dass man übt.

Bessere Chancen (und das ist der Hintergrund meiner ersten Frage) hat man, wenn man sich nicht nur als klassischen Gitarristen begreift, sondern als Musiker der Gitarre spielt. Dazu muss man aber außer Tarrega, Sor und co. auch andere Sachen spielen. Dann kann man in zwei oder drei Bands mitmachen und hat die Chance auch mal einen Studiojob zu bekommen oder sonst irgendwas das Geld bringt.
 
Danke für die Antwort.
Naja ich denke ich würde meinen Frust nicht an meinen Gitarrenschülern auslassen. Ich unterrichte jetzt schon ein bisschen und es ist jetzt nicht so, als würds mir nciht spaß machen, aber diesen Beruf für die nächsten 40 Jahre?!?!
Leider bin ich hier auch ziemlich engstirnig und habe überhaupt keine Lust auch auf Western- oder Egitarre umzusteigen.. Ich spiele schon lieber nur klassiche Musik...
Vielleicht würde mir auch einfach nur die Anerkennung fehlen, die ich mit der Gitarre manchmal krieg. Wüsste jetzt nicht welche anderen bewundernswerten Fähigkeiten ich noch hätte...

Ich denke ich werde noch was anderes studieren nach dem Vordiplom, auch wenn das erstmal einen großen Abschied für mich bedeutet... Vielleicht hab ich ja sogar nach dem Studium mehr Lust Gitarre zu üben, wenn ich den ganzen Tag als was anderes gearbeitet hab und nicht Gitarrenunterricht gebe.. Also meine Mutter z.B. kann abends keine Gitarrenmusik mehr hören...

Liebe Grüße
 
Also meine Mutter z.B. kann abends keine Gitarrenmusik mehr hören...

Geht mir auch manchmal so.

Denke daran dass die Gitarre auch ein wunderbares Hobby sein kann. Gerade wenn man beruflich mit etwas anderem beschäftigt ist, ist es sehr angenehm, sich ohne wirtschaftlichem Druck der Musik widmen zu können.
 
Wurde ja eigentlich schon alles gesagt. Kann nur zustimmen, dass man lieber kein Pädagoge werden sollte, wenn man es nicht mit Herzblut tut.

Als Musikpädagoge muss man denke ich Spaß an der pädagogischen Arbeiten an sich entwickeln. Sprich, was du da unterrichtest ist eigentlich in erster Linie gar nicht mal so wichtig. Du wirst schließlich immer Sachen unterrichten, die du eh schon kannst. Der Spaß kommt eher, durch das Arbeiten mit Menschen und Kindern und durch das entwickeln pädagogischer Konzepte und Lehrmethoden. Auch als guter Instrumentallehrer kann man seine Anerkennung bekommen. Schüler die dich mögen und die dein Können bewundern und zu dir aufschauen kann auch befriedigend sein. (Ich hatte mal einen Gitarrenlehrer der war wie ein Superstar für mich)
Ein guter Lehrer zu sein ist denke ich manchmal schwerer als eine schwere Bach Etüde zu lernen ;-) (Jetzt nicht falsch verstehen :-D). Vielleicht kannst du dich ja doch noch mit dieser Herausforderung anfreunden.

So wie es sich ja momentan anhört, würde ich dann doch lieber einen anderen Weg einschlagen, aber die Musik wird dabei noch wesentlich kürzer treten müssen, als bei einem Intrumentallehrer.
 
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Also, bei deiner Biographie würde ich sagen: wenn du jetzt dein Gitarrenstudium aufgibst, wirst du dich in ~20 Jahren darüber ärgern, im besten Lern-Lebensalter dein Talent nicht optimal durch ein Studium unterstützt zu haben.

Daß du nicht so "enden" willst ;) wie deine Eltern, ist ja legitim. Es ist ja nirgendwo festgeschrieben, daß eine Tochter zweier Instrumentalpädagogen auch wieder Instrumentalpädagogin werden muss. Sie kann ja auch Musikerin werden. Natürlich ist es schwer, als klassische Gitarristin sich die notwendige Marktnische zu erarbeiten, sie zu besetzen und in reales Einkommen umzusetzen - aber es ist möglich.

Ich würde an deiner Stelle das künstlerische Gitarrenstudium durchziehen, ohne allzuviel Wert auf Pädagogik zu legen, wenn dir das nicht liegt. Wenn du mit dem Abschluss in der Tasche noch was anderes studieren willst, mach's...es gibt ja "benachbarte" Studiengänge wie z.B. Kulturmanagement, wobei man von einer künstlerischen Ausbildung profitieren kann.

Harald
 
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Danke für eure antworten, das war schon hilfreich, wobei ich immer noch hin und hergerissen bin..

Leider weiß ich, dass ich als Instrumentalpädadgogin enden werde... und selbst wenn nicht die wahrschienlichkeit ist so dermaßen gering, dass ich mich darauf jetzt nicht verlassen sollte... jeder gitarrist muss doch unterrichten, selbst wenn es an der uni ist.. und wenn sich die Konzerte s auf eine minimale anzahl beschränken, wie bei den meisten instrumentalprädagogen die ich kenne...

Grade tendiere ich eher dazu das studium nach dem vordiplom abzubrechen und etwas anderes zu studieren...

Aber heute zum Beispiel habe ich das grand solo von sor geübt und das macht sooooo spaß, es fühlt sich soo gut an sowas spielen zu können (naja noch nicht, aber bald hoffentlich :D) und es gibt noch so viele stücke, die ich noch spielen will, dann frag ich mich wieder wie ich das alles aufgeben kann..
und dann denk ich wieder, dass dies aber nun mal später nich mein alltag sein wird, irgendwelche tollen stücke den ganzen tag zu üben...

Bin mir leidernicht sicher, ob ich die entscheidung dann wirklich bis an den rest meines Lebens bereuen würde.. andererseits würd ich auch nicht wirklich glücklich nur mit einem Musikstudium sein glaub ich..
und dann frag ich mich wieder, zu dem anderen studiengang den ich mir rausgesucht hab, ob es da nicht genau sein kann.. da sstudium interessant und der beruf.. ich mein ich hab ja keine ahnung ob mir eine arbeit im büro liegt, ab sowas ja noch nie gemacht...

wie ihr seht.. en einziges kuddelmuddel in meinem Kopf ;) hab ja zum glück noch mindestens 1 Jahr zeit mich zu entscheiden...
freu mich wenn mir weiter jemand antwortet
 
Hey,
ich hab mir mal so meine gedanken gemacht...
Ich hab das "glück" nur zum Spaß zu spielen und noch einen Job zu machen der mir Irre viel Spaß macht.
So hab ich ein erfülltes Berufsleben und spaß an der Musik. Mich "zwinkt" nichts und niemand dazu, die Gitarre in die Hand zu nehmen und irgendwelche Stücke zu lernen die
mich nicht intressieren. Genau das würde dir als Lehrer wohl Blühen.
Nicht mehr frei wählen sondern nur noch die Stücke üben die deine Schüler wollen. Ständig "Hänschen klein" für die Anfänger spielen, und schlimmer:D hören!
Frustriert abends da sitzen und überlegen was man mit dem 15 jährigen Paul macht der definitiv keine lust hat etwas zu lernen sonder von seinen Eltern gezwungen wird in den Unterricht zu gehen.
Dazu hät ich auch keinen Spaß.

Aber es gibt bestimmt auch positive aspekte.
Ich könnt mir vorstellen, mein kleines Schüler Quartet... auftritt bei "irgend ein Musikwettbewerb einfügen" und dank meiner Arbeit den ersten Platz gemacht.
Die 9 jährige Lisa die mit meiner Hilfe Asturias runter spielt als währe es nichts.
Der 26 jährige neu Schüler der immer 5 mal mehr macht als ich ihm zur Hausaufgabe mit gebe und der mich jede woche neu überrascht.
Einfach die entwicklung von Menschen zu sehen die ich mit beeinflusse...
Das könnte schon intressant sein:gruebel:

An deiner Stelle würde ich Studium auf jedenfall weiter machen.
Nach dem Abschluss kannst du ja sehen ob es dir gefällt. Wenn du merkst "okay ich werde in die Lehrer ecke gedrängt und ich will das nicht" kannst du immer noch neue wege gehen.
z.B. könntest du einfach noch ne Lehre beginnen... als Metzger, Dachdecker, Kaufmann... was dir eben spaß macht.
Du bist doch bestimmt noch jung und die Zeit sollte noch kein hinderniss für dich sein, oder?

Als kleine Geschichte:
Der Vater meiner Freundin, hat damals einen Beruf gelernt ist dann hin und hat klassische Gitarre studiert, dannach noch ein studium zum Ingenieur im Maschienen Bau.
Und "unglücklich" über seinen Werdegang ist der nicht.
Okay, im moment vielleicht etwas neidisch auf mich, weil ich (trotz stressigen Job) mehr zeit für die Gitarre habe:D aber sicher deshalb nicht unglücklich;)
 
Ich verstehe nicht so ganz warum die nach dem Vordiplom wechseln willst. Entweder wechsel so schnell wie möglich damit du nicht so viel Zeit verlierst oder zieh dein Musikstudium komplett durch und schau danach ob du noch was anderes studierst (wenn es finanziell möglich ist)


Man sollte aber bedenken dass man auch andere Studiengänge ohne Begeisterung für das Thema nur schwer durchsteht - und einige von denen fressen auch durchaus mehr Zeit als ein Musikstudium.
Sprich, such dir etwas an dem du wirklich Spaß hast, wenn du es von Anfang an als etwas auffasst dass du aus der Not geboren machst wirst du es wahrscheinlich auch nicht zuende bringen und wenn doch im Job dann auch nicht mehr Freude haben.
 
Ich würde an deiner Stelle auch das Musikstudium durchziehen. In der Zeit kannst du versuchen, die nötigen Kontakte für eine Musikerkarriere zu knüpfen und dir überlegen, was du beruflich machen willst, wenn es nicht klappt. Ein Bachelor oder eine Ausbildung dauern ~3 Jahre, das ist jetzt auch nicht die Welt, wenn du 40 Jahre lang arbeiten willst.

Das alles gilt natürlich nur unter dem Vorbehalt, dass du das finanziell gestemmt kriegst. Wenn du durch Nebenjobs den kompletten Lebensunterhalt verdienen musst, wird die Wahl der Studienfächer wieder arg eingeschränkt.
 
Hallo, danke für die Antowrten.
So da bin ich wieder.. und auch nicht viel schlauer als vorher..

An manchen Tagen bin ich höchstbegeistert und denk mir: wow es gibt doch nichts schöneres als Gitarre zu spielen auf der Welt und dann kommen wieder Tage an denen ich total unmotiviert bin und überhaupt keine Lust mehr auf das Studium hab..
an manchen Tagen denk ich es gibt nichts sinnvolleres als Musik zu machen und andere Berufe kommen mir so untiefgründig und sinnlos vor (falls das jemand nachvollziehen kann). an anderen ist mir das studium einfach zu einseitig und ich sehne mich zurück an fächer wie biologie oder politik in der schule und würde da gern noch mehr lernen.

Ja stimmt, eigentlich ist es sinnlos bis zum Vordiplom zu warten.. ich mache nur im winter erst mal ein auslandssemester, das heißt bis nächsten frühlng studier ich sowieso auf jeden fall noch gitarre... dann hab ich 2 semester.
Also leider gibt es nichts von dem ich denk: wow das muss ich machen. Ich will unbedingt z.B. Tierärztin werden. weiß nur, was ich auf nicht will.

also eine Möglichkeit wäre ich beende das studium (mehr oder weniger glücklich, für einen Beruf den ich vielleicht gar nicht ausüben will in Zukunft). Und dann hab ich gesehen, kann man in musiktherapie einen master machen (ist jetzt auch nicht mein ding). aber gibt es vielleicht andere masterstudiengänge, die man nach einem Musikstudium machen kann ohne ganz von vorne anzufangen???

2. Möglichkeit nach meinem auslandssemester brech ich ab und fang was anderes an. nur was? (ok ihr seid kein berufsberatungsforum..).

Das Problem ist auch, dass ich das Studium vielleicht auch beenden würde, wenn ich alle zeit der welt hätte. aber ich will auswandern, also schon seit jahren (da bin ich mir ziemlich sicher ausnahmsweise ;)) und das noch bevor ich 30 bin... eigentlich direkt nach meinem Studium...
Und das mit dem geld könnte auch ein problem werden, aber das weiß ich noch nicht..

Ich habe jetzt Klavier angefangen (nicht als nebenfach, sondern einfach so) und es macht mir total spaß auch wenn ich natürlich noch nicht wirklich was kann.. einfach ungezwungen musik machen..

Weiß eigentlich gar nicht, wie ihr mir noch helfen könnt, die ultimative Lösung gibts wohl nicht. Ich hab gedacht ich schreib einfach mal, vielleicht hat ja doch noch jemand was dazu zu sagen, würde mich freuen :)

Liebe Grüße
 
Aus all deinen Äußerungen ergibt sich für mich ein Bild von dir.

Da sehe ich einen Menschen der schwankt.
Und das, obwohl er seine Bestimmung kennt.

Du willst unbedingt Klassische Gitarre spielen und tust es mit Freude.
Manchmal bist du melancholisch und deine Liebe zur Gitarre wird fast zum Hass.
Nicht auf die Gitarre, sondern auf dich selbst.
Warum?
Und vor allem wozu?

Aber unbedingt Klassische Gitarre willst du spielen.
Und niemals nicht ne Akustische oder schlimmer gar eine Elektrische.
Was ist mit Saxophon, Glasharfe, Triangel und Basstuba?
Steeldrums und Harfe?
Orgel und Mundharmonika?

Und unterrichten ist dir ein Graus.
Ob es wirklich für dich ein Graus ist, liegt im Nebel.
Das könnte auch einfach das Abnabeln sein.

Damit hast du dich schon ganz schön unter Druck gesetzt.
Aber das genügt dir nicht.

Überhaupt keine Zeit hast du, weil du ja unbedingt sofort auswandern musst.
Mein Lieblingssprichwort: Machet einen Plan und er wird zunichte. (jüdisch)
Nichts und niemand zwingt dich schnell auszuwandern.
Und wenn doch: Warum scheinst du zu glauben, in anderen Ländern könne man nicht auch Musik studieren oder andere Berufe erlernen?

Wie auch immer.
Ein paar Balken hast du dir schon ziemlich fest vor die Augen geschraubt.
Keinesfalls ist es möglich mit Klassischer Gitarre viel Geld zu verdienen.
Denkst du. Beweisen kannst du das nicht.
Statt daran zu verzweifeln, wäre es doch besser schlicht das Gegenteil zu beweisen, oder?

Dann kannst du dir vorstellen etwas mit Politik zu machen.
Eine so ehrliche Haut in der Politik?
Gelächter.
Da wird sich dann deine Tätigkeit auf NGOs beschränken.
Dort viel Geld?
Das gibt es nur in der richtig harten Politik.
Gleichwohl du dort bestimmt schnell einen Dr. suma cum fraude zusammenpasten könntest, und von daher die "Ausbildung" nicht allzu lange dauern würde, das ist wohl nicht dein Ding.
Nachdem, was ich von dir gelesen habe, streich das einfach.
Oder eben NGOs zwar mit viel Befriedigung, aber wenig Geld.

Biologie? Tierärztin?
Mach doch einfach.
Da bleibt dir schon Zeit abends mal ein Liedchen zu klimpern.
Alle paar Monate einmal....
Jedenfalls, wenn du damit viel Geld machen willst.

Egal welche Argumente du bringst,
sie dienen ausschließlich dazu, dich selbst möglichst effektiv an allem zu hindern.
Es brachten schon einige Vorredner gute Vorschläge.
Undurchführbar.

Du drehst dich im Kreis.
Bis es dir richtig schlecht wird.

Das ist nicht wirklich sinnvoll.
Weder für ein erfülltes Berufsleben, noch für viel Geld.
Wozu willst du denn unbedingt viel Geld?
Was soll dir viel Geld an Befriedigung verschaffen können?
Das Gefühl jedes sinnlose Ding und jeden moralfreien Menschen kaufen zu können?

Ich rate dir einfach:
Lass alles einfach sein.

Du brauchst auch kein Studium der klassisches Gitarre.
Wozu auch?
Du willst es nicht lehren und bist fälschlicherweise überzeugt, dass man damit auch kein Geld verdienen kann.
Und Zeit hast du ja eh keine.

Mädel!!
(und ich darf das sagen, ich bin ziemlich alt....)

Lass diesen selbstzerstörerischen Unsinn.
Beende dein Studium.
Und werde vor allem locker.
Bis zum Ende deines Studiums wirf all deine Vorurteile über Bord.
Es sind Vorurteile.
Probiere nebenbei Dinge aus.
Scheitere sooft du willst. Bittere Erfahrungen sind sehr, sehr kostbar.

Und spiele einfach deine Musik.

Ob du es glaubst, oder nicht:
Jeder Mensch ändert sich ständig.
Wer das nicht tut, ist schon in jungen Jahren in Bitternis erstarrt.
Da geht es den Toten deutlich besser. "Leben" nenne ich das nicht.
Wenn du aufhörst dich selbst niederzuargumentieren und dir schlicht Zeit lässt,
wirst auch du dich ändern.
Und das ist gut.

Denn dann werden sich von ganz alleine völlig neue Perspektiven auftun.
Auch Dinge, die dir jetzt absolut verrückt erscheinen müssten, aber dir Erfüllung bringen.

Egal, was du nur wirklich tust:
Höre nicht auf deine Musik zu machen.
Und lasse es auch zu zu scheitern, mal einen Rückschritt zu machen.
Denn auch das ist notwendig.
Um dann umso mehr nach vorne stürmen zu können.
Gleichmass gibt es nur in toten Dingen.
Der Rest ist ein Hin- und Her.
Hin- und Her kann man auch schwingen nennen.
Und das ist Musik.
(sei sie erträglich oder nicht)

Wenn du mit ständig trüben Gedanken durchs Leben schlurfst,
verbaust du dir die Momente, in denen dir die Dinge begegnen, die wohltuend für dich wären.
Denn du siehst sie nicht, wenn sie vorübergehen, weil dein Blick betrübt am Boden hängt.

Also werde locker, gräme dich nicht und beende dein Studium.
Und bis dahin gehe erhobenen Hauptes und freudigen Blickes durchs Leben.
Probiere alles, was dir über den Weg läuft.
Geniesse das Scheitern.

Aber lass um Himmels willen diese trüben Gedanken.
Das ist das einzige, was dich wirklich hindert.

Befolge dieses Rezept und in zehn Jahren werden wir hier von einer außerordentlichen Gitarristin lesen, die nur Privatkonzerte gibt, auf irgendeiner Privatinsel wohnt und sich mit dem Privatjet zum Shoppen fliegen lässt.
Und mehrfache Doktorin soll sie auch sein, munkeln sie.
Genaues weiß man nicht...

Ich wünsche Dir alles Gute.
Aber beende dein Studium.
Die Gitarre ist deine Berufung.
Höre!

and don't forget:
Have fun!
 
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hmmm.
Du möchtest Meinungen - hier kommt meine.
Zum ersten gebe ich den Vorschreibern recht, die darauf hinweisen, dass zum Unterrichten mehr pädagogische Fähigkeit und motivation gehört als können am Instrument. Ich hatte da schon mit jugendlichen Opfern von erzwungener Klassik zu tun...

Ich habe nicht ganz verstanden, worin Dein Glück in der Gitarre liegt, dass sich in einen Broterwerb und eine Auswanderungsbasis (wohin?) umsetzen liesse. Hast Du denn Freude daran, vor Menschen zu spielen? Also Konzert-Lust, Rampenfreude... es klingt eher so, als hättest Du die reine Freude am schönen Spiel toller Stücke mit Dir selbst - was bei Gott kein Fehler ist.
Mal das Gegenteil angenommen, könntest Du sonst mal in der Fussgängerzone testen, was Mensch Dir täglich für Deine Kunst zahlt. Das ist jetzt weder Platt noch doof gemeint, wenn Du die Leute mit Deiner Musik ansprechen kannst und Dich das Glücklich macht, bleib dabei! Dann wirst Du mit der Zeit vielleicht aus Zuneigung zum gemeinen Volk auch das ein oder andere spielen, dass Du heute zu einfach oder zu fern der klassik findest, wie ebenfalls von einigen Vorrednern angedacht.

Ich habe es nie bis an den Anfang eines Musikstudiums gebracht, auch wenn ich ähnlich sicher bin/war, das die Musik mir das liebste ist, wie Du. Wenn ich Dir eines ernstlich raten kann: Wenn Du etwas anderes machst und daneben noch Zeit für Dich und Deine Musik haben, such Dir auf jeden Fall was, was ORDENTLICH GELD BRINGT damit Du eventuell mit einer halben Stelle hinkommst! Da Du Dir ja keine Illusionen über Deinen finanzbedarf zu machen scheinst, mach nicht den Fehler zu denken, jedes Studienfach ausser Musik würde in einem lukrativen Job enden. (soviel zum Thema Berufsberatung).
Halte Deine neuen Erfahrungen am Klavier im Auge - an der Gitarre hast Du handwerkszeug erlernt - mach Kunst am Klavier :)
Ich hab diesen Weg eingechlagen, spiele inzwischen 3,5 Instrumente mit Spass und keins auf top-niveau, hab dafür nen festen Job und Themen wie Familie und Eigenheim schmerzfrei im Visier... Und beim Sitztanz mit den Omas im Altenheim lass ich dann mal für drei minuten meine rhythmische Begabung einfließen und kann drüber grinsen.

Viel Glück auf Deinem Weg
 
Aus all deinen Äußerungen ergibt sich für mich ein Bild von dir.
[...]
and don't forget:
Have fun!

Bester Beitrag hier ;-)! Steckt alles drin! Besonders das mit dem Locker werden. Man glaubt du tust so als dürftest du keinen Tag verschwenden. Wer weiß wie du dich entwickelst während des Studiums. Versuch einfach Spaß zu haben an dem küntlerischen Wissen, welches das Studium dir bietet. Ich studiere selbst Musik und ich tue das eigentlich nicht wegen einem Abschluss sondern nur weil ich einfach jeden Tag krass viel neues über Musik lerne, total egal was eigentlich später aus mir wird ;-), aber momentan ist eben Musik angesagt
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo,
danke baechlein, dass du dir die Mühe gemacht hast mir so ausfürhlich zu antworten, wobei ich manches nicht so wirklich vertsanden hab. Z.B. :

"Aber beende dein Studium.
Die Gitarre ist deine Berufung.
Höre!"

War das jetzt ernst gemeint?
Also vielleicht ist das ja hier falsch rübergekommen. Ich bin wirklich kein trübsinniger Mensch. Aber wo ihr Recht habt ist, dass ich sehr "unlocker" an die Sache rangehe. Das ist bei mir immer der Fall wenn es um Entscheidungen geht. Immer habe ich Angst mich falsch zu entscheiden und mach mir ewig einen Kopf, selbst wenn es nur um ein Tshirt geht.. Und das hier ist ja eine richtg große Entscheidung.

Also wenn das mit dem im Ausland studieren so einfach wäre, wäre ich schon längst weg. Würde gern nach Amerika auswandern (ich liebe das Leben da einfach), aber niemals werde ich mir das Studium da leisten können!!! Gegen Australien hätte ich auch nichts, aber da ist es ja auch nicht grad billiger..
achso und es geht mir jetzt auch nicht primär ums Einkommen, ich weiß, dass kein Studium garantiert, dass man später mal reich wird. Aber meine Eltern verdienen beide wirklich sher sehr wenig (na gut, sie haben auch viel mehr Ferien, als ein normaler Arbeiter.. alle Schulferien)

So neuester Stand meiner stundenlangen Kopfzerbrecherrei: versuchen Musik und einen anderen Studiengang (hab da schon was im Kopf) gleichzeitig zu studieren. Ich kenne eine die macht das und es scheint zu klappen. Ich würde dann (wenn das irgendwie möglich ist) nach dem Vordiplom mit dem anderen Studiengang anfangen.
So drück ich mich vorm Entscheiden und hab beide Wege offen. Kann später unterrichten , aber kann auch einen anderen Beruf ausüben, ohne 100 Jahre lang zu studieren und mich um die Finanzierung vom 2. Studiengang zu sorgen...
Ich informiere mich da jetzt mal nach den Möglichkeiten :)
 
Zudem weiß ich von meinen Freunden, dass man als Student nicht wirklich Zeit hat noch mindestens 2 stunden am Tag zu üben. Selbst wenn ich eine stunde täglich schaffen würde. Dann würde ich nicht mehr auf meinen vorherigen Niveau spielen können und das würd mich wirklich sehr sehr unglücklich machen :( also wenn ich Gitarre spielen will dann auch richtig gut!
Das stimmt nicht unbedingt. Viele Studis klagen über die zeitliche Belastung durch das Studium, aber oft ist das ein subjektiver Eindruck, der mit dem tatsächlichen Zeitaufwand wenig zu tun hat. Durch dein Juniorstudium während der Schulzeit bist du vermutlich daran gewöhnt, deine Zeit sinnvoll zu nutzen und sitzt nicht 4 Stunden am Tag vor dem Fernseher.

Das parallele Zweitstudium wäre natürlich eine Möglichkeit, allerdings dürfte sich dadurch auch dein Erststudium ausdehnen. Ob es sinnvoller ist, ein zweites Fach parallel oder später zu studieren, hängt von individuellen Details ab (Finanzierung (Bafög?), Unterstützung durch die Eltern).

Hast du schonmal über ein Schulmusikstudium nachgedacht? Als Musiklehrerin an einem Gymnasium hättest du ein ordentliches Einkommen und mir würde das Singen, Klavierspielen und Unterrichten von Theorie in der Schule auch nicht den Spaß an der Gitarre in der Freizeit nehmen. Aber auch das ist natürlich wieder individuell verschieden. Bei dir kommt erschwerend noch die Frage hinzu, ob der Abschluss im Ausland anerkannt wäre.

Du ziehst die Möglichkeit in Betracht, für das Erlernen eines (anderen) Berufs die Musik in den Hintergrund treten zu lassen. Das finde ich sehr gut!
Natürlich wünsche ich dir, der Musik so viel Zeit geben zu können, wie du möchtest. Musik ist aber nicht das Einzige im Leben und inzwischen habe ich zu viele Leute kennengelernt, bei denen die Entscheidung, sich stark auf die Musik zu fokussieren, nach hinten los gegangen ist.
 
Hmm Schulmusik wäre glaub ich nicht so meins... Ich glaube das liegt mir nicht, auch wenn das sonst bestimmt eine gute Option wäre.

Also mit der Entscheidung wenn möglich nach dem Vordiplom 2 Sachen gleichzeitig zu studieren bin ich grad ganz zufrieden :) Das wird hlt sehr viel zu planen!! Weiß gar nicht wo ich anfangen soll... aber ich hab mal ein bisschen gegooglet, anscheinend bin ich nicht die einzige, die das macht, es ist also möglich :)

Und stimmt, ich war immer sehr fleißig ;) Allerdings war es dann schon so, dass in der Jugend Musiziert zeit die Schule vernachlässigt wurde und in der Abizeit die Gitarre... aber es hat doch ganz gut geklappt :)

Ich würde am liebsten Gesundheitstourismus oder etwas in die Richtung studieren und das gibts nur an FHs in gaaanz wenigen Orten in Deutschland und irgendwie muss da ja auch noch eine Musikhochschule in der Nähe sein. Und dann mss ich noch bei beiden genommen werden.. Wenn nicht müsste ich mir einen Studiengang überlegen, den ich an einer Uni studieren kann, ich glaub da wäre das ganze etwas einfacher..
Ich glaub ich gehe mal zur Berufsberatung damit und informier mich da mal...

Jetzt bin ich erst mal erleichtert :)
 
Das lese ich gerne!
Weiter so.

zu deiner Frage:
Das war exakt so gemeint, wie es geschrieben war:
Aus all deinen Zweifeln und Überlegungen ragt weit über alles deine Liebe zur Klassischen Gitarre heraus.
Da ist dein Herz, deine Seele.
So höre auf sie. Und tue es.
Weil du dich halt nicht entscheiden Kannst/konntest, ist die Empfehlung einfach:
Mach dein Gitarrenstudium solange weiter, bis dein Herz deinen Beruf gefunden haben wird.

Lasse Umwege zu.
Der kürzeste Weg führt immer in die Hölle.
Viele Fehler und Umwege bringen dir Lebenserfahrung.
Weiten dein Herz und schenken dir Gelassen- und Weisheit.

Also: werde locker.
Zwinge nichts.
Zwang erzeugt nur elend Not.
Und lerne das Scheitern zu lieben.

Dein Schreiben jetzt liest sich aber schon viel, viel besser.
Weiter so.
 

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