Impro-Workshop Nr. 1: "All of me"

Jay
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So, nachdem einiges Interesse angemeldet wurde und sich keiner gegen diesen Song ausgesprochen hat, startet hiermit unser Improvisationsworkshopprojekt. :)

Song Nummer eins ist "All of me", eine traditionelle Swingnummer, 32-taktige Form (AB). Da ich das Lied vorgeschlagen habe, will ich auch Taten folgen lassen und das erste Solo liefern. Bitte schön:

(2,8 MB - 1:56 min)

Das Solo geht über zwei Chorusse, wobei ich zugeben muss, dass das für mich als komplett unerfahrenen "Solo-Solisten" ohne Bandunterstützung ganz schön lang ist, weshalb besonders im zweiten A-Teil meiner Meinung nach zuviel Ideenlosigkeit herrscht. Als Skala habe ich fast komplett in C-Dur gespielt. Kann man bei dem Stück so machen, finde ich, da es mir doch zu "sauber" klang, wenn ich nur die akkordeigenen Töne genommen habe. Zumal ich mit der linken Hand passend zum Stück sehr traditionelle Voicings gespielt habe, also jeweils 1-3-5-7.

Tempo ist etwa 140, also moderat. Spielerisch hängts ein bisschen, wie man hört. Wie gesagt, ohne Band habe ich sowas eigentlich noch nie(!) gemacht und alle Hände voll zu tun mit zählen, linke Hand Rhythmus, usw.. Da bleibt der eine oder andere Ton schonmal auf der Strecke, ich bleibe aber in der Form (glaube ich :redface: ), und das zählt. :)

So, konstruktive Krititk, Diskussionen und weitere musikalische Beiträge sind willkommen.

Gruß,
Jay
 
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Erstmal Danke, Jay, für Deine Initiative und den musikalischen Beitrag!

Sorry, ich kenne "All of me" nicht, und deswegen:

- das Original kenne ich nicht :-( Gibt es das irgendwo oder noch besser ein vereinfachtes midi-file quasi als "gemeinsame Basis" zum downloaden? Oder eine genauere "Versionbezeichnung" (Interpret/Orchester oder so).
(Du hast zwar die Noten beigefügt, aber ich bin nicht so gut vom Blatt und zum Eintippen fehlt mir grad die Zeit)
Btw. zuerst hatte ich gedacht, der Titel ist was altes vom Elvis Pressluft, aber den Tönen nach denn doch wohl nicht.

- die Originalmelodie kann ich aus Deiner Improvisation nicht ableiten. Ist wohl auch zuviel (besser: falsches) verlangt, aber führt zu der Frage: Improvisation wozu?

-- der Barpianist bringt die "Erkennungsmelodie" bisserl verfremdet athmosphärisch adaptiert als Hintergrundmusik

-- der Stagepianist hat seinen Part innerhalb eines Stückes (denke ich mal, kaum Ahnung), in dem er sich "austoben" darf, natürlich angepaßt an Harmonie, Rhythmus, Atmosphäre ... aber nicht unbedingt nochmal dieselbe Melodie vie vorher.

Kurzum: wenn wir von Improvisation sprechen: was meinen wir damit - müssen wir unterscheiden?

Greez,
mirGefällts
 
mirGefällts schrieb:
- das Original kenne ich nicht :-( Gibt es das irgendwo oder noch besser ein vereinfachtes midi-file quasi als "gemeinsame Basis" zum downloaden? Oder eine genauere "Versionbezeichnung" (Interpret/Orchester oder so).
Willkommen in der wunderbaren Welt des Jazz. ;) Die Urheber des Stücks stehen auf dem verlinkten Blatt rechts oben (komplett heißen die beiden Seymour Simons und Gerald Marks). Aufnahmen gibts mit Sicherheit viele verschiedene von allen möglichen Interpreten. Es wäre schon hilfreich, wenn du dir den Song auf einem wie auch immer gearteten Weg besorgst, weil natürlich mein Solo auch im entsprechenden Feeling gespielt ist (ganz grob).

mirGefällts schrieb:
- die Originalmelodie kann ich aus Deiner Improvisation nicht ableiten. Ist wohl auch zuviel (besser: falsches) verlangt, aber führt zu der Frage: Improvisation wozu?
Das wäre auch verwunderlich, denn ich hab die Originalmelodie in keinster Weise gespielt. Bei der Aufnahme handelt sich rein um das Solo über die Changes des Originals. Diese Beschreibung ...

mirGefällts schrieb:
-- der Stagepianist hat seinen Part innerhalb eines Stückes (denke ich mal, kaum Ahnung), in dem er sich "austoben" darf, natürlich angepaßt an Harmonie, Rhythmus, Atmosphäre ... aber nicht unbedingt nochmal dieselbe Melodie vie vorher.
... triffts ganz gut (*). Beim vollständigen Stück (egal ob als Solist oder mit Band) würde natürlich am Anfang und am Ende das Originalthema gespielt werden.

(*) = Formell musst du dich an gar nix halten, daher stammt ja der Freejazz. Da das aber eine traditionelle Swingnummer ist, also aus einer Zeit, wo man sich noch recht genau an bestehende Regeln gehalten hat, ist natürlich das Solo auch entsprechend. Also wie oben schon erwähnt "konservative" Voicings in der linken Hand, ohne 9, 13, u.ä. Außerdem spiele ich genau die Original-Changes, ich habe nur so zwei- dreimal einen Durchgangsakkord hinzugefügt.

Dazu sei gesagt, dass es mir persönlich nix bringen würde jetzt hier wilde outside-inside-Spielchen zu treiben, wo ich mit dem reinen inside, also rhythmisch korrektem Spiel, genug Mühe habe. Zumal dieser Song harmonisch noch nicht sooo anspruchsvoll ist. Deswegen habe ich das Lied ja vorgeschlagen: Für mich ists schwer genug, aber machbar, so dass ich hier am Solieren arbeiten kann. Und wer besser ist, kann natürlich ein wesentlich anspruchsvolleres Solo drüberspielen. ;)
 
Ich find die Idee cool und würde mich gerne mit einem eigenen All Of Me-Solo-Beitrag anschließen. Hab sogar schon einen eingespielt. Was mir nur jetzt irgendwie fehlt ist Webspace um die Datei (mp3-file, 1,63 MB) ins Netz zu stellen. Kann mir da vielleicht irgendwer helfen?
 
Hallo Jay,
tausend Dank für diesen Start und das tolle Engagement (<- richtig geschrieben??)
Habe mir die Sache mal runtergeladen und werde versuchen, Deine Improvisation und die Noten ein wenig zu analysieren, soweit ich das als Impro-Laie eben geistreich hinkriege. Brauche aber ein kleines bischen Zeit, um zu verstehen, was Du da schreibst, wie gesagt, Ihr mit Eurer modernen Terminologie :redface:
werde mich aber bestimmt melden.

Ach ja, nochwas: Damit ich eventuell auch mal was aufnehmen kann: Ich weiß. Du hattest schon mal versucht, mir dabei zu helfen, war aber bisher immer noch vergebens. Wie genau hast Du aufgenommen? Versuchs bitte genau zu beschreiben :redface:
Du hattest mir schonmal zu "Ace of Wav" geraten. Habe es runtergeladen, aber es ist mir noch nie gelungen, damit überhaut was aufgenommen zu kriegen.
(zu meiner Entschuldigung, habe die letzten 30 Jahre nur Holztasten gedrückt :( und zwar nicht die vom MPx)
Hoffentlich jetzt nicht zuviel verlangt,
Wolf
 
Juhu :D es beginnt zu laufen!!
 
ich meine den Thread ............ nicht miene Aufnahmetechnik :mad:
 
Hi,
ich komme ja eigentlich vom Sax und habe mich hierher eigentlich nur verirrt.
Ich finde aber, das es sich anhört, als ob du etwas zu Stur an den Changes bleibst und dich etwas von ihnen gefangen lässt.
Also immer an die "regeln" denkst, also: "Oh shit jeza kommt ja die 1 da muss ich ja wieder an die Linke Hand denken" und dadurch irgendwe nichso wirklich ins Spielen kommst!!

Klingt aber auf jeden Fall Top! Schade dass es nicht erlaubt ist, auch das Thema mit zu zeigen, dann wäre es durchgängiger geworden!

Grüße

Chris
 
kryz schrieb:
Hi,
i....Schade dass es nicht erlaubt ist, auch das Thema mit zu zeigen, dann wäre es durchgängiger geworden!

wieso ist das nicht erlaubt?? Oder was sehe ich hier schon wieder nicht?
 
@kryz: Ich glaube schon, dass es erlaubt ist, das ganze Lied auch mit Melodie hier online zu stellen. Wir benutzen ja nur eigene Aufnahmen und vor allem: Wir verdienen kein Geld damit. Aber schließlich geht es hier ja um die Improvisation und nicht ums Thema, deswegen ist das schon Absicht, dass nur Soli gepostet werden. Und wer sich einigermaßen mit Jazz beschäftigt hat, hat das Thema von "All Of Me" wahrscheinlich sowieso im Ohr.


In Kürze wird Jay meinen Beitrag auf seiner Homepage online stellen (Nochmal herzlichen Dank für die Zurverfügungstellung des Webspace:great: ).

Als Tempo habe ich auch ein gemütliches Medium gewählt. Ich finde es gar nicht leicht über so eine "einfache", traditionelle Nummer ein interessantes Solo zu spielen. Ich habe vor allem im zweiten Chorus eher bluesiges Tonmaterial verwendet, was meiner Meinung nach bei der Nummer ganz gut passt, und vielleicht hin und wieder einen chromatischen Durchgang verwendet.

Auf Wunsch kann ich auch auf das verwendete Tonmaterial ein bisschen näher eingehen.

Ach ja: Bitte um weitere Beteiligung an dem Projekt!!!
 
Ich glaube, um die GEMA brauchen wir uns keine Sorgen zu machen, wenn wir es nichtkommerziell hier selbst "einspielen". Das Zeigen gedruckter Noten unterliegt aber gewissen Regeln: Noten darf man laut Gesetz nur kopieren, wenn man sie "abschreibt". Wenn man sich also auf das Thema beschränkt wäre das auch ein Lösung (Notensatzprogramme sind ja auch als Freeware im Umlauf).

@mirGefällts: Danke für den Link :great:

Greetings,
Wolf
 
Aufnahme von cordesavide: Klick (1,7 MB - 1:47 min)

pille schrieb:
Ihr mit Eurer modernen Terminologie :redface:
Das gehört unmittelbar zum Jazzersein dazu, dass man auch ausdrücken kann, wie man die richtigen Voicings zu den Changes im Chorus oder Vamp findet, ohne die Cues von den Sidemen zu verpassen. :D Wegen der Aufnahmesache schreib ich noch 'ne PM.

kryz schrieb:
Ich finde aber, das es sich anhört, als ob du etwas zu Stur an den Changes bleibst und dich etwas von ihnen gefangen lässt.
Also immer an die "regeln" denkst, also: "Oh shit jeza kommt ja die 1 da muss ich ja wieder an die Linke Hand denken" und dadurch irgendwe nichso wirklich ins Spielen kommst!!
Da hast du recht. Nur ist das Problem, dass ich die Form verliere, wenn ich anfange, wildere Sachen zu machen. Das ist ja, was ich oben meinte. In der Band kannste einfach mal j.w.d. irgendwo rumspielen, und über die Harmonien der anderen und das Schlagzeug findet man schon wieder zurück. Aber alleine? :confused:

Das mit dem "Thema dazu" ist rechtlich gar nicht so einfach. Das fällt unter die Kategorie Coversongs, weil die Standards bei der GEMA eingetragen sind, und ist somit hier verboten (s. Hörprobenforum). Uns wird aber wahrscheinlich keiner den Kopf abhacken, wenn wir am Anfang und Ende ein paar Takte Thema hängen. Das reicht ja dann um den Übergang mitzunehmen.

So noch ein paar Worte zu cordesavides Aufnahme. Bis auf den einzelnen Ton hab ichs noch nicht durchgearbeitet, nur schnell ein paar Sachen, die mir so auf Anhieb aufgefallen sind: Den Einstieg finde ich sehr gut gelungen, und auch super gespielt, dein Stück. :great: Aber du bist ursprünglich Klassiker, stimmts? ;) Du hast teilweise sehr geile Licks drin, auch über die Bluesskala gut umgesetzt, und dann ein paar Stellen, die mehr nach Beethoven klingen, z.B. bei 0:18, 0:40, 1:02 und 1:33. Und das Ende kommt dann sehr abrupt. :eek:
 
Ich hab auch mal was aufgenommen:
allofme

Ich hab 3 Chorusse gespielt (1. Melodie 2. Impro 3. Impro / Mel) und habe die Melodie auch etwas "verimprovisiert" (gehört ja auch dazu;))
Ich hoffe auf Verbesesrungsvorschläge (offensichtlich falsche Töne seien mir vergeben:redface:)
 
MisterZ schrieb:
Ich hab 3 Chorusse gespielt (1. Melodie 2. Impro 3. Impro / Mel) und habe die Melodie auch etwas "verimprovisiert" (gehört ja auch dazu;))
Ich hoffe auf Verbesesrungsvorschläge (offensichtlich falsche Töne seien mir vergeben:redface:)
Das ist ja mal 'ne geile Nummer. Da machst du dir noch über einzelne Töne Gedanken? :eek: :D Stilistisch ist das dann die bluebox-Variante, mit Walking Bass. :great:
 
Jay schrieb:
Den Einstieg finde ich sehr gut gelungen, und auch super gespielt, dein Stück. :great:

Danke fürs Lob.

Jay schrieb:
Aber du bist ursprünglich Klassiker, stimmts? ;) Du hast teilweise sehr geile Licks drin, auch über die Bluesskala gut umgesetzt, und dann ein paar Stellen, die mehr nach Beethoven klingen, z.B. bei 0:18, 0:40, 1:02 und 1:33.

Naja, nach Beethoven klingen die Stellen ja nicht wirklich. Interessanterweise hast du eigentlich alle Stellen bezeichnet, wo ich irgendwie das Pedal einsetze. Ich glaube schon, dass man auch Jazz teilweise so spielen kann aber vielleicht ist es ein bisschen problematisch, eher romantische Passagen mit einer sonst recht trockenen, bluesigen Spielweise zu mischen. Würde mich auch interessieren, was da Andere darüber denken.

Jay schrieb:
Und das Ende kommt dann sehr abrupt. :eek:

Stimmt. Das liegt daran, dass das Solo normalerweise an der Stelle sicher noch nicht zu Ende wäre. Weil ich mich aber wegen Länge und Dateigröße auf zwei Chorusse beschränkt habe, habe ich es mehr oder weniger an der Stelle einfach abgebrochen.


@MisterZ

Find ich auch sehr nett - und stilistisch komplett anders als die bisher gehörten Beispiele. Ich muss unbedingt einmal lernen, einen Walking Bass zu spielen - das schöne ist, dass dann sehr viel Bewegung in die Sache kommt.

Spielst du eigentlich relativ viel Boogie Woogie? Würde mich interessieren.

Verbessern könntest du vor allem den Improvisationsteil. Es wirkt da rhytmisch ein bisschen unsicher und schwankt auch ein bisschen im Tempo.
 
Ich finds echt verdammt cool was ihr da macht :) Wie lange spielt ihr denn so? Macht mords was her :)

Aber nochmal zur Gema Diskussion:
In den Sax-Foren wo ich aktiv bin ist es nicht gestattet und es hat teils auch schon abmahnungen gegeben... also lieber obacht geben :)


Grüße

Chris
 
cordesavide schrieb:
Ich glaube schon, dass man auch Jazz teilweise so spielen kann aber vielleicht ist es ein bisschen problematisch, eher romantische Passagen mit einer sonst recht trockenen, bluesigen Spielweise zu mischen. Würde mich auch interessieren, was da Andere darüber denken.
Das bringt meinen Gedankengang genau auf den Punkt. Die Mischung ist ungewöhnlich. Pedal geht natürlich, keine Frage. Aber ums mal zu verdeutlichen, worauf ich hinaus will: Bei 0:57 spielst du eine suuuper bluesige, groovige Phrase, und drei Sekunden später wechselst du absolut schlagartig in einen aalglatten Dreiklang. Also, diese Problematik darf gern noch genauer dsikutiert werden. ;)

Du hättest übrigens auch gern über drei oder mehr Chorusse improvisieren dürfen, wenn dir zwei zu knapp sind. Die zwei von mir waren keine Vorgabe, mein Solo war halt nur grad so lang. Ich hatte schon überlegt, nur einen zu nehmen, das war mir dann aber etwas zu kurz.

kryz schrieb:
Ich finds echt verdammt cool was ihr da macht :) Wie lange spielt ihr denn so? Macht mords was her :)
Ich finds auch cool, dass hier soviel und vor allem so schnell Resonanz da ist. :great: Ach ja, ich spiel jetzt gut 3 Jahre. :D
 
Namd!

Erst mal thx an Jay für den Thread. :) Wenn ich bald irgendwo eine Aufnahmemöglichkeit finde, werd ich auch ein Solo beisteuern.

Zu der von Jay angesprochenen Problematik: Ich glaube, Jay meinte an den benannten Stellen weniger die Spielweise, als vielmehr die Harmonik, die an den Stellen recht konventionell-dreiklangig anmutete. Ich fand's aber nicht weiter auffallend. Ansonsten ist das Solo sehr cool.

Allgemein zu Klassikeinflüssen im Jazz: gerne! :) Für Pianisten unterscheiden sich Klassik und Jazz zwar von der Spielweise, Technik und Artikulation enorm (mal abgesehen von Balladen und Rubati), doch beide verbinden sich durch hohe Komplexität und Ausdrucksstärke. Harmonisch gesehen hat der moderne Jazz sehr viel vom atmosphärischen, vielschichtigen Impressionismus eines Debussy und Ravel. Klassische Einflüsse machen meiner Meinung nach den Jazz interessant, stimmungsvoll und abwechslungsreich.
 

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