Hallo Altmusiker,
hier steht schon mal n bissl was über Golina/Goletta drin:
https://www.musiker-board.de/threads/golina-goletta-die-kleine-gola-wer-weiß-was-drüber.436535/
Für die Goletta hab ich mich angefangen zu interessieren, nachdem ich erfahren habe, dass eines meiner Instrumente ursprünglich in der Abteilung von Gola bei Hohner gebaut wurde um in Italien als Baumustervorlage für die Goletta zu dienen (Detaillierte Baupläne hat man damals von Akkordeons üblicherweise nicht angefertigt).
Als definitiv sicher kann man jedoch sagen, dass die Golina/Goletta unter der Gola einzustufen ist.
Als Stimmzungen wurde für die Golina "Tipo a mano" also "Handarbeitsklasse II" Stimmplatten verwendet - in der Gola wurde grundsätzlich a Mano Stimmplatten verbaut und zwar stets die besten, die zu der jeweiligen Zeit auf dem Markt zu haben waren. Und die wurden dann noch bevor sie eingebaut wurden von Hand egalisiert, also bezüglich Ansprache aufeinander abgeglichen.
Auch bezüglich der mechanischen Ausführung wurde bei der Gola sehr viel mehr Augenmerk gelegt als bei der Golina. Das merkt man spätestens wenn man die Instrumente im direkten Vegleich spielt.
Bei der Golina gab es allerdings 5-chörige Ausführungen (im Diskant) mit 41 Tasten, was es so bei der Gola nicht gab (jedenfalls nicht mit 41 Tasten). Das ist das einzige Argument, das man dem Musikhaus durchgehen lassen könnte, worin die Golina der Gola "über " war. (5-Chörig gabs bei der Gola i.a. nur mit 45 Tasten).
Insgesamt war jedoch die Gola stets das deutlich bessere Instrument ... auch preislich war da stets ein deutlicher Sprung nach oben von der Golina zur Gola.
Beim Bass war die Golina 5 chörig, die Gola typischerweise 6-chörig.
Innenansichten vom Bass:

von links nach rechts: Morino VS, GolinaII, Gola414
Und Casotto im Diskant haben beide...

Diskant einer Golina II von der Innenseite aus gesehen

Diskant einer Gola 414
Man kann gut den Casottoschacht (das Aluteil) und die zugehörigen querliegenden Stimmtsöcke sehen.
Ebenso hatten beide typischerweise eine Jalousie - allerdings vom Design und vom Aufbau her deutlich unterschiedlich. Die Gola hatte eine Jalousie aus relativ dünnem Alu Blech und die Golina aus ca. 3 bis 4 mm starkem Sperrholz. Wirken tun beide, wobei die Jalousie der Gola die Lautstärke nicht so stark bedämpft und nur den Ton gedeckter werden lässt, während bei der Golina der Ton schon auch merklich leiser wird, wenn die Jalousie geschlossen wird. Durch die Jalousie unterscheidet sich die Golina auch sehr markant von der Morino. Auch wenn der innere Aufbau sehr ähnlich zur Morino der N und S Serien war - durch die Jalousie kam der Klang wieder markant in Richtung Gola.

links: GolinaII , rechts: Gola 414
Wegen eines Namensstreits musste die Goletta in Golina umbenannt werden - baulich aber ohne Unterschied.
Alles in allem kann man feststellen, dass die Goletta baulich wesentlich näher an der Morino liegt, als an der Gola. Das konnten wir mal bei einem Treffen feststellen, als gleichzeitig eine Morino VS , eine Golina II und eine Gola 414 vor Ort waren. Unabhängig davon ist die Golina trotzdem ein feines Instrument. Vom mechanischen Aufbau eher wie die Morino, aber mit dem typischen Klang ähnlich der Gola, nur halt nicht ganz so fein steuerbar.
War das eigentlich ein "allgemeines" Musikhaus, oder ein spezielles Akkordeon Geschäft?
...Egal wie - zu sagen, die Goletta stehe über der Gola werte ich definitiv als groben Schnitzer. Einem allgemeinen Musikhaus würde ich noch zugute halten, dass die ja sehr breitbandig aufgestellt sind, was Instrumente angeht und da dann beim Akkordeon (speziell bei welchen, die schon länger nicht mehr gebaut werden) nicht so fachlich kompetent sind - bei einem Akkordeon Fachgeschäft sollte so was nicht vorkommen!