Mehrere Gitarristen in einer Band - Aus Gitarristensicht: Fluch oder Segen?

Nach einer (zu recht^^) unbedeutend gebliebenen Schülerband kam ich erst während der Wehrpflicht mit 18 als Jüngster zu einer gefestigten Band, die richtige Auftritte hatte.
Der andere schon deutlich erfahrenere Gitarrist unterstützte mich von Beginn an richtig gut. Er war mir technisch deutlich voraus, ließ das aber nicht heraus hängen. Es war nur natürlich, dass er die schwierigeren Parts und auch die meisten Soli übernahm.
Als wir einen Gig in der Siedlung, in der ich aufgewachsen war, bekamen, schlug er mir vor, dass ich dort auch einen Teil seiner Soloparts übernehmen könne. War für einen 18jährigen natürlich toll, vor seinen eigenen Bekannten mehr Anteile zu bekommen.
Seither habe ich immer wieder festgestellt, dass 2 Gitarristen überhaupt kein Problem sind, wenn sie charakterlich in Ordnung sind.
Sobald aber einer der Gitarristen zu Charakterfehlern (etwa Egoismus, Uneinsichtigkeit/Sturheit oder Selbstüberschätzung) neigt, kann es auf Sicht nicht gutgehen.
Mehrere Gitarristen müssen aus meiner Sicht miteinander und nicht gegeneinander spielen.
Das sehe ich nicht so, weil ich Streits aus dem Wege gehen würde (ich verdiene mein Geld mit Rechtsstreiten), sondern weil ich überzeugt davon bin, dass nur dann Dinge entstehen können, die die Songs verbessern.
 
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ich bin mal über eine Platte gestolpert, die hieß "Charley Daniel's Volunteer Jam VII" (*), viel Südstaaten Rock vom Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre.
Und da gab es einen Track da spielet Molly Hatchet (drei Gitarristen) zusammen mit Ted Nugent (noch bevor er zum kompletten Idioten mutierte). Bemerkenswert daran ist dass der eine (Ted) den Sound der ganzen Band verändert hat.
Hörst Du:

View: https://www.youtube.com/watch?v=H9WFdwv43M4

und vergleiche das z.B mit

View: https://www.youtube.com/watch?v=893KDHvSLOA

Übrigens ist Molly Hatchet ein gutes Beispiel wie es mit mehreren Gitarren ganz gut funktionieren kann.

Auch die Live Platte von Crosby, Stills, Nash & Young kann man sich mal rein ziehen. Auf der zweiten Platte war "elektrisch" angesagt und die haben sich schön beim Spiel angelöst.

Ich habe eigentlich fast immer in reinen Gitarren Bands gespielt und da waren auch meist zwei, manchmal sogar drei Gitarren am Start. Sobald die Gitarristen sich über die einzelnen Rollen je Stück ausgetauscht haben, hat das immer gut getan. Meist war es dann halt so, dass sich die Gitarren schon mal vom Sound her etwas absetzten, und dann auch mal der eine mal der andere Lead gespielt hat, während der, bzw die, anderen sich eher ums Begleiten kümmerten. Ich finde auch die Kombi Akustik und E-Gitarre (z.B bei John Hiatt oder Tom Petty) recht ansprechend.

Sobald aber einer der Gitarristen zu Charakterfehlern (etwa Egoismus, Uneinsichtigkeit/Sturheit oder Selbstüberschätzung) neigt, kann es auf Sicht nicht gutgehen.
ich würde das allgemeiner sehen, wenn mehrere ausgeprägte Alphatiere am Start sind, wird es irgendwann ordentlich krachen. Dann hängt es davon ab, wie gut die Band in der Konfliktbewältigung ist um das Problem aufzulösen.

(*) man beachte auch das Cover der Platte. Da waren doch ein paar mehr Gitarristen auf der Bühne. Und die werden sich auch irgendwie organisiert haben.
 
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ich würde das allgemeiner sehen, wenn mehrere ausgeprägte Alphatiere am Start sind, wird es irgendwann ordentlich krachen. Dann hängt es davon ab, wie gut die Band in der Konfliktbewältigung ist um das Problem aufzulösen.
Da hast Du Recht - aber bei zwei Gitarristen ist der Punkt ggf. schneller erreicht. Oder anders gesagt: Ritchie Blackmore hätte es mit Yngwie Malmsteen vermutlich nicht so lange in einer Band ausgehalten wie er es mit Jon Lord getan hat ;-)

Bei dem Thema denke ich aber Immer auch an Sachen wie das "Concert for George" - bei solchen Gelegenheiten stehen gerne mal viele Gitarristen zusammen auf der Bühne, und obwohl das häufig begnadete Gitarristen sind, das Zusammenspiel/sich aus dem Weg gehen mit drei oder mehr anderen Gitarristen ist nicht unbedingt das was sie in ihrer bisherigen Laufbahn gelernt haben/lernen mussten. Da frage ich mich immer ob die das einfach so drauf haben, oder ob ganz ketzerisch gesagt die Mute-Buttons an den FoH- und Recording-Mischpulten verstärkt zum Einsatz kommen.....
 
Wenn ich denen so auf die Finger schaue gibt es welche, die ihre Linien um das herum spielen, was der jeweilige Solist gerade spielt, und sonst werden die Akkore geschrammelt, was dann im Mix so eine größere Fläche gibt, wenn man die einzelnen Gitaren nicht heraushebt.
Aber die guten Spieler können durchaus auch Rücksicht nehmen.
Z.B. so Events mit Knopfler/Clapton. Die lassen sich gegenseitig den Raum. Allerdings haben die es auch nicht nötig, sich in der Situation zu beweisen.
Richtig sympathisch fand ich es mal, als Clapton seiner Backgroundsängerin ein richtig ausgiebiges Solo gelassen hat, bei dem er sicher selber auch hätte glänzen können. Und er hat sie danach nochmals extra angesagt und gewürdigt. So etwas ist wahre Größe (auch wenn ich nicht mit allem einverstanden bin was der Herr in letzter Zeit so von sich gegeben hat).
 
Wenn ich denen so auf die Finger schaue gibt es welche, die ihre Linien um das herum spielen, was der jeweilige Solist gerade spielt, und sonst werden die Akkore geschrammelt, was dann im Mix so eine größere Fläche gibt, wenn man die einzelnen Gitaren nicht heraushebt.
Aber die guten Spieler können durchaus auch Rücksicht nehmen.
Z.B. so Events mit Knopfler/Clapton. Die lassen sich gegenseitig den Raum. Allerdings haben die es auch nicht nötig, sich in der Situation zu beweisen.
Richtig sympathisch fand ich es mal, als Clapton seiner Backgroundsängerin ein richtig ausgiebiges Solo gelassen hat, bei dem er sicher selber auch hätte glänzen können. Und er hat sie danach nochmals extra angesagt und gewürdigt. So etwas ist wahre Größe (auch wenn ich nicht mit allem einverstanden bin was der Herr in letzter Zeit so von sich gegeben hat).
Genau dieses "Raumgeben" meine ich, das sind die ja nicht unbedingt gewohnt sich darauf einzulassen, und Raum-geben mit Nicht-Spielen erfordert erstmal Größe/Reife, ist aber einfach gemacht. Wohingegen mit anderen zusammen SPIELEN und da den Raum für sich zu finden nicht so einfach ist, da bin ich nicht so sicher dass alle guten Spieler das so ohne weiteres können. Gerade wenn man auch sieht dass drei oder vier Gitarristen zeitgleich in den untersten Lagen strummen bin ich da doch skeptisch ob wir wirklich alles hören. Wenn man schon sehen kann "aha, A soliert, B spielt 'Standard-Rhythmusgitarre', C spielt Rhythmus in den höheren Lagen, D spielt kleine Single-Notes-Fills/Lines", dann ist es direkt evident dass die Rücksicht nehmen und sich so verhalten.

Bei Clapton bin ich mit seinen Ansichten auch nicht so einverstanden - aber das geht mir mit manchen Humorgrößen in der Altersklasse ganz genauso, und ich muss ja nicht deren Weltsicht teilen bloß weil mir ihr berufliches Wirken gefällt/gefallen hat. Und ich sehe es auch genauso dass er glänzen lassen kann - oder allgemeiner formuliert "seinen Mitmusikern ihren Spielspaß lassen kann". Dass ihn viele 1A-Musiker teils über Jahrzehnte begleiten (Nathan East, Steve Gadd) hat sich ausschließlich damit zu tun dass der Scheck höher ausfällt als bei anderen Tourmöglichkeiten. Sondern die dürfen in dem Rahmen so spielen dass sie immer noch Bock drauf auf diese Bühne rauszugehen, und die Fähigkeit das so zu gestalten ist in der Tat eine Größe und eine Qualität die nicht allen gegeben ist.
 
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Z.B. so Events mit Knopfler/Clapton.
Keine Ahnung welches Event das war, ich denke Live Aid oder so, jedenfalls waren die Dire Straits gerade noch so eine Newcomer Band (obwohl sie auch schon länger unterwegs waren) und Mark hatte diese Frottee Stirnband und Armband Mode für sich entdeckt. Dann kam halt als Special Guest der "Altmeister" Clapton auf die Bühne. Und der war wohl unüberhörbar eines der Idole vom Mark. Während der Eric eine stoische Ruhe ausströmte hat es den Mark bei der Nummer nur so gerissen vor Aufregung. Beide haben super soliert und zusammen gespielt, aber für den Mark war das wohl damals ein Highlight seiner Karriere. Jahre später, und nach einigen gemeinsamen Auftritten, waren dann beide beim Spielen deutlich entspannter.

Zum Thema Raumgeben. Ich bin ja der Meinung, dass beim Zusammenspiel in einer Band, sei es permanent oder nur per Gastauftritt oder so Benefiz Konzerte usw, wo dann halt irgendwann die Bühne klein wird für die vielen Musiker, es sich herauskristallisiert ob jemand ein wirklicher Musiker oder nur ein gut trainierter Saitenakrobat ist. Erstere werden ihren Platz im Arrangement finden und den anderen genug Raum geben, zweitere spielen halt, was sie wollen, schneller weiter, höher, ohne darauf zu achten was sonst noch so passiert. Und das gilt definitiv nicht nur für die Gitarristen sondern für jegliche Art von Instrumenten. Gute Musiker wollen gemeinsam gute Musik machen. da hörts du dann schnell den unterschied.

Und nein, ich als Tontechniker würde nie in ein Arrangement eingreifen indem ich irgend welche Isntrumente muten würde. Wenn die auf der Bühne gut zusammen spieln, soll man es hören und wenn sie "Acoustic Pollution" produzieren, dann auch. Ich mach da alles nur lauter. Und wenn "Mischen impossible" angesagt ist, dann ist das halt so. ;)
 
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Zum Thema Raumgeben. Ich bin ja der Meinung, dass beim Zusammenspiel in einer Band, sei es permanent oder nur per Gastauftritt oder so Benefiz Konzerte usw, wo dann halt irgendwann die Bühne klein wird für die vielen Musiker, es sich herauskristallisiert ob jemand ein wirklicher Musiker oder nur ein gut trainierter Saitenakrobat ist. Erstere werden ihren Platz im Arrangement finden und den anderen genug Raum geben, zweitere spielen halt, was sie wollen, schneller weiter, höher, ohne darauf zu achten was sonst noch so passiert. Und das gilt definitiv nicht nur für die Gitarristen sondern für jegliche Art von Instrumenten. Gute Musiker wollen gemeinsam gute Musik machen. da hörts du dann schnell den unterschied.
Ist denke ich keine Schwarz-/Weiss-Entscheidung, sondern kommt auch auf Erfahrung und Sozialisation an.
Wenn ein Gitarrist sein Leben lang im Powertrio unterwegs war, und auch im Studio in der Konstellation so am liebsten ohne Overdubs aufgenommen hat, dann ist er auf dieses Raum geben nicht so geschult wie manch andere.

Bei ganz vielen Themen hier im Forum würde ich immer gerne den Verweis zum Podcast AXLMV geben, die diskutieren echt eine enorme Bandbreite an Themen sehr fundiert und sympathisch. Und da denke ich dass ein Markus Vollmer im Raum geben/seinen Raum finden doch geübter ist und ggf. sogar besser wäre als etwa Jimi Hendrix ;-)
 
Ich denke, so ein Live-Jam mit einem Dutzend Gitarren Helden, ist hier kein Indiz dafür dass auch jede Amateur Band mit zig Gitarristen super funktionieren kann/wird.
Beim Concert for Georg waren allesamt Profis auf der Bühne und vor der Kamera. Wenn da einer den Egomanen macht, fällt das extrem negativ auf und das wissen selbst die größten Alphatierchen unter denen. Die Choreografie bestimmt der Musical Director, wer zu hören ist, der Sound Engineer. Alles sehr weit weg von meinem Bandalltag.
 
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Mehrere Gitarristen in einer Band, mehrere Stürmer in der Fußballmannschaft, mehrere AngreiferInnen in der Volleyballfrauschaft, zwei ausgewiesene „Fachleute“ im Team …überall gibt es solche Zwiste.
Wichtig ist da Kommunikation und Respekt. Und alles darf/muss auch mal hinterfragt werden. Auch das vermeintliche „Alpha-Tier“.
 
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Die Diskussion erinnert mich tatsächlich an die "3er- oder 4er-Kette"-Debatte im Fußball.
Da machen einige eine erbitterte, theorielastige Prinzipien-Frage draus. In der Realität brauchst Du einfach die geeigneten Spieler dafür und vor allem: egal, ob in dem einen oder anderen System spielend - ohne eine Einheit zu bilden wird kein System funktionieren. Vergleichbar mit dem Gegner beim Fußball (wo eins der beiden Systeme vorteilhafter ist), könnte man das Genre setzen, wo es zumindest typische Aufstellungen gibt.

Ich habe in unterschiedlichen Bandformationen gespielt - und immer entscheidet die gute Raumaufteilung, die Dynamik und das Umschaltspiel ...

x-Riff
 

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