Dieses Thema ist nun wirklich sowas von abgenudelt, daß es weh tut.
Wenn ich jetzt zum zitieren anfange, dann sitze ich noch um 22:00 rum, deswegen gehe ich auf ein paar Themen ein und spar mir die Quotes:
"The Heritage" als Alternative zu Gibson
An diese Firma habe ich lange geglaubt, lange gedacht, daß es sich um eine wirkliche Alternative zur Gibson handelt.
Hört sich ja schon fast wie ein Mythos an:
ehemalige Gibson-Mitarbeiter gründen eine Firma, die in der alten Fabrik in Kalamazoo in Handarbeit Gibson Interpretationen bauen.
Dazu folgendes: der Mythos ist für mich böse geplatzt, als ich das erste Mal ein paar in Händen hielt:
die Gitarren sind teilweise sauschwer. Da bist Du mal locker mit 4,5 kg dabei. Dabei weiß man jetzt nicht 100%ig, ob die irgendwie Gewichtsreduzierungen haben. Die neuen, etwas leichteren sind definitiv gekammert.
Die Verarbeitung ist wirklich nicht schlecht. Die Ahorndecken sehen meiner Meinung nach etwas steril und künstlich aus. Kann aber wohl variieren.
Klanglcih finde ich gar, daß sie nicht so wirklich wie eine Les Paul klingen mögen. Eine LP klingt erdiger und ungeschliffener, die Heritages klingen spritziger und glatter.
Die Optik ist auch etwas weg vom Original. Fällt auch leicht an der Kopfplatte auf, die ich für absolut misslungen halte.
Sorry, aber irgendwie verhält es sich doch mit Gitarren für uns Gitarristen wie mit den Frauen. Man hat sich an ein gewisses Referenzbild/Idealbild gewohnt. Soll heißen, wenn bei z.B. Angelina Jolie, die wir ja alle optisch kennen, die Augen auf einmal nur 0,5 cm weiter auseinanderliegen würden, würde das auf Photos sofort jedem auffallen, auch wenn es sich nur um ein Detail handelt, daß auf die Gesichtsfläche umgerechnet nur minimal eine Rolle spielen würde.
Dieses Formbild hat sich bei Fender ( z.B. Strat ) und Gibson ( LP ) eben auch bei uns Gitarristen eingebrannt. Man sieht optisch sofort den Unterschied zu abweichenden Kopien und das wirkt meistens sofort störend auf uns.
Hier ein Gibson-interner Unterschied einer ES-336 und einer CS-336.
Ganz ehrlich, welche wirkt harmonischer?
Für mich wirkt die CS-336 mit der typischen Kopfplatte angenehmer, nicht, weil es Gibson-typisch ist, sondern weil ich diese Form als die gewohnte und vertraute empfinde. Hier kann man auch nicht von Markenwahn sprechen, da beide Gitarren vom gleichen Hersteller sind.
Der Lack und der Einfluss auf den Klang und das Spielgefühl
Für mich ist Nitrolack das Non-Plus-Ultra.
Warum?
Ich begründe es jetzt nicht mit dem Klang.
Das wäre für mich schwierig zu erläutern, warum der Klang als Komponente einen Einfluss hat. Hat er für mich schon, beweisen kann ich es nicht. Ein eingebrochener Lack ermöglicht dem, was darunter ist, mehr Bewegungsfreiheit. Dabei belasse ich es jetzt mal.
Dazu ist schon sehr viel gesagt worden. Es besteht die Möglichkeit, mal die famosen Highway One Strats anzuspielen bzw. die Std faded von Gibson.
Klar, Hölzer sind unterschiedlich, diese Gitarren sind aber günstiger, klingen aber oftmals besser als die teureren Gitarren der höheren Serien. Beim Testen von einem Modell mit einem Modell der höheren Serie kann man natürlich dazu wenig aussagekräftiges sagen.
Wenn es aber öfters der Fall ist, dann kommt man schon ins Grübeln.
Mit jeder Highway, die mir besser gefällt als eine vergleichbare American Series, schwindet ein Stück der Gegenargumentierung "Tonholz-Qualitätsschwankungen".
Die American, deutlich teurer, müssten sich, bei vermehrten Testgeräten ja statistisch irgendwann absetzen können.
Naja, dazu kann sich jeder selbst ne Meinung bilden.
Hauptargumentationspunkt für Nitrolack ist für mich das Spielgefühl und die Optik. Habe selbst eine PRS mit Polylack (?). Nach vielen Jahren sieht der LAck immer noch gleich aus. Leider gefällt es mir halt heute nicht mehr, wenn ich mir diese Bonbonglasur-artige Lackierung ansehe.
Es sieht einfach künstlich aus und nimmt der Gitarre den Holzcharakter. Die schönen Riegelahorndecken wirken wie unter Glas und regelrecht abstrakt. Es geht etwas der Bezug zur
Holzgitarre verloren.
Das ist bei Nitrolack eben nicht so. Von der Griffigkeit ganz zu schweigen.
Preispolitik von Gibson / Preis-Leistungsverhältnis
Gibt es jenseits der 2000 sowieso nicht mehr. Ich würde sogar wagen, zu sagen, schon jenseits der 1500 nicht mehr.
Was soll eine Gitarre über 1500 noch alles anders machen? Sie kann höchstens alles noch ein bißchen besser machen. Eine AAAA-Decke sieht nicht unbedingt soo viel besser aus wie die AAA-Decke. Manches ist gar Interpretationssache, was schöner ist. Auch muß ein ausgesuchtes Stück Holz muß nicht besser klingen als eines direkt und blind aus dem Regal geholt ( diese "Glücksgriffe" gibt es ).
Da verstehen manche das Wort "Selektion" falsch. Im Custom Shop bedeutet "Selektion" praktisch, daß man dort keine Ausreißer verbaut. Der Aufpreis bringt quasi eine mehr oder weniger sichere Blindkaufgarantie mit sich. Die wird per Aufpreis gekauft, nicht das um Welten bessere Holz. Das gutes Holz verwendet wird ist klar, aber man kann auch sehr gutes Holz in anderen Serienmodellen finden. Da heißt es halt dann, daß man selbst danach suchen muß. Und kann fündig werden.
Einen Spruch ( im Übrigen ein Zitat aus dem Motorsport, des Öfteren auch schon von Hoss rezitiert ) fällt mir immer wieder zu Hochpreisgitarren ein:
"Die letzten 10 % Leistung fressen 90 % des Budgets."
Ein wahrer Spruch der im krassen Gegensatz zum Preis/Leistungsdenken der Stiftung Warentest-Generation steht.
Außerdem:
Wenn jemand schlechte Erfahrungen mit einer Marke macht, dann wird derjenige ja nicht gezwungen, diese Marke weiterhin zu spielen.
Bei dem Beispiel der 1800 Gibson, die so schlecht klang, kann ich nur lachen.
Bei mir wär sie gar nicht ins Haus gekommen bzw. gefällt sie mir nicht mehr, stoße ich sie ab ( weiterer Vorteil Gibson: man bekommt noch vernünftiges Geld dafür ).
Jemanden, der seine schlechte Gibson behält und wegen der Qualität rumheult, kann ich ja dann eh nicht für voll nehmen.
Noch was zum Schluß:
Ab und zu wär es echt nicht schlecht, wenn manche besser Quellen liefern könnten als Sprüche und Einleitungen à la "Ich kenn jemanden, der..."; "Ich hab schon von einigen gehört, daß Marke XY schlecht und überteuert ist" zu liefern.
Solche Aussagen bringen nichts und stärken nicht gerade die Argumente. Damit tut Ihr Euch selbst keinen Gefallen, wenn Ihr wollt, daß Eure Aussagen für voll genommen werden sollen.