Werksbesuch Gibson, MB User besuchen Gibson in Nashville

  • Ersteller peter55
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In diesem Sinne: Gute Nacht, morgen wieder sehr informatives! :)
Good morning, Sir. How is your head today? Ich war schon frühstücken. ALLEINE!

Zu den Fragen oben:

Bei Kramer kommen ein paar neue "historisch korrekte" Modelle, produziert wird in Korea und Indonesien mit Markenhardware (echtes Floyd Rose, Schaller) und Electronic (Seymour Duncan, EMG), auf keinen Fall in China - da legt man großen Wert drauf :)

Die Transenamps in den Setup- und Teststationen sind nur zum Funktionstest. Es gibt aber in den Konferenzräumen und Büros Röhrenamps.
 
Greetings, german citizens!

Angesichts der äußerst unerwarteten Situation, vor meinem "Wake-Up Call" um 8.30 erwacht zu sein, unterbreite ich folgenden Vorschlag: Ich erzähle ein wenig von gestern.
Davor aber eine Sache: Ich finde es ein wenig schade, wie manche Leute das sich hier vorstellen: Bernard macht sich die Arbeit, und Joey steht blöd daneben und wartet, bis man abends eeendlich ein Bier trinken gehen kann. Nothing could be further away from the truth.

Anyways - wie ihr wisst, stand gestern der Besuch bei Gibson USA an. Ich war gespannt zu sehen, ob die Unterschiede zum Customshop wirklich riesig ausfallen würden (Thorsten hatte uns bewusst nicht darüber aufgeklärt - um möglichst unvoreingenommen an die Sache heran zu gehen). Was mich persönlich sehr überraschte, war die noch immer überwiegende Handarbeit, wie ihr vielleicht teilweise auf den Bildern erkennen könnt. Klar, die Bodies werden CNC gefräst, da die Stückzahlen, die das Werk verlassen, um einiges höher sind als im Customshop in Memphis. Aber Dinge wie Halsshapings und Bindings werden auch bis runter zur Studio LP mit der Hand gefertigt! Toll, sowas! Beweist auch einmal mehr, dass man bei Gibson einen höheren Preis nicht (nur) wegen des Namens bezahlt. Aber was genau macht jetzt den Unterschied zum Custom Shop aus? Zunächst werden wir erst heute den Nashville Customshop sehen - also die Division, die dann auch unsere allseits geliebten Historic LPs fertigt - deshalb kann ich nur vorab schonmal eine Antwort auf diese Frage geben.

Ich fragte Ben, einen Mitarbeiter der unsere Tour leitete, nach dem größten Unterschied. Dieser besteht für ihn darin, dass man einen Customshop für die "Liebhaber" der alten Zeiten hat, für Leute, die Instrumente nach "Vintage Original Specs" haben möchten. Die USA Division sieht man als großen "Gegenpol" - Hier kommen neue Innovationen zum tragen, hier möchte man vorwärts gehen, wie es Gibson seit 1952 getan hat. Man möchte die Firmenhistorie fortsetzen, anstatt im Jahre 1959 stehen zu bleiben. Man will sich außerdem dem modernen Musiker anpassen, etwa mit Dingen wie der neuen 2012er Standard, mit der man wirklich einen riesigen Haufen an Soundmöglichkeiten hat. Selbiges gilt für Dinge wie Firebird X, die selbst-stimmenden Mechaniken, und so weiter. Die USA Division ist gewillt, "mit der Zeit" zu gehen, während sich die CS-Division auf die geliebten "alten Werte" bezieht, weil der Markt für solche Instrumente ebenfalls groß ist. Für Ben sind die etwas niedrigeren Preise in den USA Modellen auch ein Zugeständnis an den "Player" - also den Typen Gitarristen, der für sein Geld ein möglichst gutklingendes Instrument sucht, ohne sich dabei auf historisch korrekte Dinge zu konzentrieren.

Dementsprechend ist das "Factory-Leben" auch ein anderes: Unmengen an Gitarren, Hälsen, Mitarbeitern und Büros findet man hier. Während ich in Memphis noch definitiv das Gefühl hatte, dass sich Mike Voltz eher ein Bein abhacken würde, ehe da eine nicht 110% ES-Gitarre rausgeht, sieht man in der USA Division sehr deutlich eine "andere Art" des QCs. Zwar werden sämtliche Gitarren gestimmt, kurz angespielt, auf Deadspots überprüft und dann erst einkartoniert, allerdings tun das hier "normale" Mitarbeiter, und nicht - wie es in Memphis ist - totale Gitarrenfreaks, die selbst einen Ungenauigkeit von einem Bruchteil eines Inches bemerken. "I'm a pain in the ass when it comes to guitars", sagte mir Voltz mit einem todernsten Blick am Dienstag. Und ich habe es ihm abgenommen. Ihr könnt davon ausgehen, dass eher die Hölle zufriert, bevor er eine fehlerhafte ES durch seine Tore lässt.

Dennoch - mir wurden eine SG und die neue 2012er Standard in der USA Factory zum testen in die Hand gedrückt. (ALS LEFTIES! Who would've thought, ladies and gentlemen..who would've thought.)
Beide Instrumente ließen sich super spielen, auch wenn ich mir selbst ein bisschen Blöd vorkam, die Leute vom QC mit meinen Licks vollzunudeln. Die fandens aber, wie auch schon die Jungs in Memphis, ganz angenehm! (Man freue sich auf mein "upcoming Album"... :) ) Die Instrumente waren gut eingestellt, hervorragend zu spielen, und die neuen Coiltaps und der ganze andere Scheiß, den man mit der neuen Standard treiben kann, ist wirklich super. Ich mag es, wie man hier Zugeständnisse an die Moderne macht. Ironically enough, meine Hauptgitarre ist eine 1958er Historic. Dennoch - super Gitarren, die hier gebaut werden...

Um noch die restlichen Fragen zu beantworten: Die erschlagende Produktvielfalt in der USA Division sind kein "Chaos" oder irgendein "Mehraufwand" für die Jungs hier. Die Templates sind in der CNC gespeichert, 2-3 klicks auf einem Monitor, und fertig. Auch hier sehe ich ein klares Zugeständnis an den "Modern Player" - nicht jeder will die alten Dinge spielen, und nicht jeder hat den selben Geschmack. Man probiert viel neues aus.

Das Chambering der neuen 2012er Standard entspricht laut Ben den Klangeigenschaften des "Chamberings", fühlt sich aber so gewichtig und fett an wie die LPs mit dem Käselöcherbody. Anscheinend, und ich weiß nicht wieso und warum überhaupt, gab es Klagen über das Feedback bei Hi-Gain Sounds, angeblich hervorgerufen durch das 2008er Chambering. Für mich ist das der größte Schwachsinn überhaupt. Ich habe viele Sachen mit meiner 2008er Standard im Hi-Gain gespielt und niemals Probleme gehabt. Anyways, soviel für heute! Prepare for next time!
 
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Zwei Antworten auf Fragen sind mir noch eingefallen:

Manche USA Modelle haben 300K Potis, weil dies ebenfalls ein Zugeständnis an den "modernen Player" ist, die regeln sanfter.

Zum VOS Prozess im Custom Shop: Tatsächlich ist "The Sauce" einfach nur ein Ölfinish (Linseed), dass nachträglich auf den Nitrolack aufgetragen wird.
Kleiner Unterschied in den beiden Custom Shops: In Nashville wird den Gitarrren der letzte Politurprozess erspart und dann "The Sauce" aufgetragen, in Memphis werden die fertig polierten Gitarren noch mal "angeschliffen", bevor die Sauce draufkommt.
Die Hardware wird in Säuredämpfen und Essigbädern gealtert.
 
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seht ihr eigentlich auch was von den Acoustic's oder werden die in einer ganze anderen Gegend produziert?

lg Andi
 
Tatsächlich ist "The Sauce" einfach nur ein Ölfinish (Linseed), dass nachträglich auf den Nitrolack aufgetragen wird.

D.H. der etwas eigentümliche Geruch der den CS Modellen anhaftet ist ordinäres Leinölfirniss? Was wird damit bezweckt? *grübel*
 
seht ihr eigentlich auch was von den Acoustic's oder werden die in einer ganze anderen Gegend produziert?

lg Andi
Die Gibson Acoustis werden in Montana gebaut. Die Jungs müssten also einmal quer durch die USA fahren....

- - - Aktualisiert - - -

@Hoss und Lonestar
Könnt ihr mir bestätigen, dass im Memphis Custom Shop neben den ES-Modellen auch die weiße Les Paul Custom hergestellt wird und alle anderen CS Les Pauls im Custom Shop in Nashville?
Das war mein bisheriger Wissensstand (seit 2006...)...

Grüße!
 
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Danke schon mal für die Berichte bisher. :)

Ich weiß, die Frage kommt etwas spät, aber irgendwie ist die ganze Aktion ein bisschen an mir vorbei gegangen.

Habt ihr (wohl insbesondere Lonestar) auch etwas Näheres zur Produktion von Lefthand Modellen erfahren? Wie groß der Mehraufwand ist, ob sie immer mal wieder eingestreut werden oder größere Chargen produziert werden etc.?
 
Wo das Thema aufgegriffen wird, bringe ich doch auch nocheinmal meine Frage hervor.

Ich klinke mich dann jetzt auch einmal hier ein. Hallo zusammen.
Sehr spannende Erlebnisse schildert ihr beiden da!

Ich frage mich nämlich grade, wie es mit lefties unter den Reissues aussieht. Der R8 läuft man ja häufiger über den Weg. Aber gab/gibt es auch vereinzelt Exemplare aus den anderen Jahrgängen, eine R9 oder 0 ?

Vielleicht kannst du, Lonestar, dazu etwas in Erfahrung bringen?

Ich bin dann einmal auf weitere Berichte gespannt!

Einen schönen Abend, Jan :great:
 
@jan: es gibt lefty r9s und r0s, hab schon genügend in den einschlägigen foren gesehen! es war sogar vor einiger zeit eine r9 auf ebay ;)
 
Ach quatsch :redface: Die sind mir leider noch nie über den Weg gelaufen. Aber danke für die Info :great:
 
Uwaaahhh.... :( Mal ganz ehrlich: Das kann zwar nerven, aber wie dramatisch kann das sein? Ich hätte dafür sicherlich eine Lösung gefunden, wenn ich dafür die Gitarre bekommen hätte. Das tut doch weh :(
Ich denke das Problem bei sowas ist dann eher, dass die Gitarre, wenn man sie an Mitarbeiter oder sonst wen rausgeben würde, irgendwann ja doch in den Verkauf käme. Und dann ist am Ende jemand doch nicht so glücklich damit und das ganze fällt auf den Custom Shop zurück. Sowas sollte nicht passieren. Da bin ich dann wirklich absolut froh, dass solche Instrumente erst gar nicht in den Verkauf gelangen.
Guck dir die Erprobungsfahrzeuge von BMW an, die z. B. in Asien getestet werden. Früher wurden die Dinger für einen kleinen Obulus den Testfahrern überlassen, nachdem sie nicht mehr gebraucht wurden, mit der Vorgabe, dass diese Autos eben nicht weiterverkauft werden dürften, sondern dann irgendwann gegebenenfalls an BMW zurückzugeben seien. Naja, was ist passiert? Die Leute haben sie verkauft und wenn's dann Probleme gab und den meist ahnungslosen Käufern in 08/15 Werkstätten nicht geholfen werden konnte, weil zum Teil Technik verbaut war, die nie in Serie kam, war das Geschrei groß. Jetzt werden die Dinger zerstört, das ganze auf Fotos dokumentiert und die Teile mit eingeschlagener Fahrgestellnummer werden zurück nach Deutschland gebracht. Schade drum.

// So, jetzt habe ich diesen Thread auch zu Ende gelesen und möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei Hoss und Lonestar, sowie denen, die das ganze hier erst möglich gemacht haben, bedanken. Tolle Bilder, schöne Einblicke in die Produktion und auch endlich mal ein paar Fakten zu Dingen, die mir bis jetzt immer noch unklar waren. Von wegen Leinöl auf Gibson-V.O.S.-Modellen… und sonstwo wird ein riesen Voodoo um "the sauce" betrieben. :D
Macht weiter so! :)
 
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Hallo mit einer Kurzmeldung: Wir kamen gerade von Gibson retour und haben noch ein kleines Abendprogramm. Später/Morgen gibt es dann viele Fotos und Infos.
 
Greetings!

Heute war also der große Tag im Nashville Custom Shop.
Das Highlight war die Handselektion von ca. 50 Gitarren für Gibson Europa und Thomann, sowie haufenweise schöner Decken.

Joey und ich durften je eine Gitarre "designen", also Decke auswählen und Sonderwünsche äußern. Diese Gitarren sind reine "one-offs" und stehen exklusiv dem deutschen Markt/Thomann zur Verfügung.

Joey hat eine Lefthand 59er Reissue gewählt, ich eine 58er mit auffälligem Grain und in Faded Tobacco. Beide Gitarren werden in Hardware/Elektronik ein paar Besonderheiten abseits der "Standardausstattung" aufweisen. Voraussichtlich sind sie Ende Juni fertig - stay tuned!

http://www.flickr.com/photos/65524869@N05/sets/72157630077641830/detail/

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Das sind dann ja eure ganz persönlichen Custom Shop Gitarren:great:.
 
Greetings!

Heute war also der große Tag im Nashville Custom Shop.
Das Highlight war die Handselektion von ca. 50 Gitarren für Gibson Europa und Thomann, sowie haufenweise schöner Decken.

Joey und ich durften je eine Gitarre "designen", also Decke auswählen und Sonderwünsche äußern. Diese Gitarren sind reine "one-offs" und stehen exklusiv dem deutschen Markt/Thomann zur Verfügung.

Joey hat eine Lefthand 59er Reissue gewählt, ich eine 58er mit auffälligem Grain und in Faded Tobacco. Beide Gitarren werden in Hardware/Elektronik ein paar Besonderheiten abseits der "Standardausstattung" aufweisen. Voraussichtlich sind sie Ende Juni fertig - stay tuned!


Sehr geil - besonders die Maßerung der `59 wäre genau mein Ding. Aber auch die `58 Decke sieht klasse aus. Gute Arbeit :great:

Bleibt die Maßerung des Holzes nach dem Carven und Schleifen der Decke eiegntlich 1:1 erhalten oder ändert sie sich minimal?
 
Die Maserung wird sich durch das carven und schleifen natürlich optisch noch etwas verändern, da ja Material abgetragen wird.;)
 

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