Das Buch von Martin Koch ist wirklich gut und informativ, aber hat einen gravierenden Nachteil: Es geht davon aus, daß man bereits eine komplette Tischlerwerkstatt hat. Im Vorwort heisst es noch, daß es "im Prinzip möglich ist, eine Gitarre nur mit Handwerkzeugen zu bauen", im Verlauf der Beschreibung stellt sich allerdings heraus, daß ohne Dinge wie Abrichthobelmaschine oder Bandsäge eigentlich nichts geht. Außerdem wird viel Vorwissen vorausgesetzt: zum Beispiel wird mit keinem Wort darauf eingegangen, wie eine Oberfräse zu handhaben ist, obwohl sie "das wichtigste und vielseitigste Werkzeug im E-Gitarrenbau" sei und im Text überall verwendet wird.
Das Buch von Melvyn Hiscock ist da ganz anders: Es geht von einem wesentlich niedrigeren Kenntnisstand und Werkzeugbestand aus, ist also eher für "Anfänger", aber dafür geht es bei weitem nicht so ins Detail. Sobald es etwas komplizierter wird, läßt der Autor die Beschreibung des betreffenden Arbeitsschrittes einfach aus, so findet sich in dem Buch kein Wort darüber, wie man einen Korpus oder ein Griffbrett genau gerade und eben bekommt (hobeln, schleifen?! das weiss ich bis heute nicht), was aber notwendig ist.
Ich bin selber gerade zum ersten Mal dabei, eine E-Gitarre zu bauen, und habe das Problem, daß ich zwar (behaupte ich jetzt mal) recht viel Ahnung von E-Gitarren habe, aber wenig über Holzbearbeitung und Werkzeuge weiß. Leider lassen mich beide Bücher da oft im Stich und ich muß viel improvisieren. Allerdings habe ich trotz intensiver Suche noch keine besseren Bücher gefunden.
Fazit: Gitarrenbau ist für den Laien eine äußerst schwierige Angelegenheit! Und zwar auch dann, wenn die Motivation da ist.