Die emotionale Bindung an Euer Instrument, oder "Finger weg, sonst brech ich sie Dir"

  • Ersteller Rockin'Daddy
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Ich bin auch einer von der Sorte, die dem Instrumentenschänder am liebsten ein paar Betonstiefel verpasst hätte und mit ihm im Wannsee schwimmen gegangen. Wobei das als Saxophonspieler das ja auch irgendwie nochn Zacken schärfer ist. Die Vorstellung das Jemand mit seiner keimigen Sabber an mein Schatz geht ist für mich unerträglich und ich hatte auch eine ziemliche Gänsehaut bei der Erzählung. Und die Geschichte mit der Nase und dem Conn ist meiner Meinung nach wohlverdient.
 
Woah, wenn irgendwelche fremde Leute sich ungefragt meine Instrumente krallen und dadrauf ungeschickt rumdudeln, würde ich auch kochen und unerträglich werden. Das A-Wort hätte ich wahrscheinlich nicht gesagt, aber ich wär zu dem mutiert, wofür ich einen Spitznamen bekommen habe, wenn ich eklig werde: Kung Fu Katze *fauch und Augen auskratz* :D
Besondere Bindung habe ich zu meiner Geige. Nicht nur, weil sie ordentlich was gekostet hat, ein Einzelstück und zerbrechlich ist, sondern auch weil sie mich seit meiner Kindheit, also auch Werdegang als Musikerin begleitet hat. Das klingt jetzt vielleicht albern, aber sie hat auch einen Namen, beruhend auf einer Anekdote und bei jeder Schramme stellen sich mir die Nackenhaare auf. Da ist es klar, dass niemand sie ungefragt in die Hand nehmen darf. Wenn ich sie mit dem Koffer bei kleinen Locations hinlegen muss, wo auch viele Leute wuseln, klebe ich auch mal einen Zettel drauf mit "Finger weg, sonst Finger ab! Don't touch or you'll die!" und tatsächlich traut sich dann niemand in die Nähe des Koffers :D Wenn jemand mit meiner Erlaubnis drauf spielt und unabsichtlich nen Kratzer reinhaut, wär ich dann eher sauer auf mich und bleib locker. Bei reparaturpflichtigen Sachen wär ich aber selbstverständlich weniger locker, klar.
Was mein Mikro angeht, bin ich nicht sehr glücklich, wenn andere darüber singen, insbesondere aus hygienischen Gründen. Aber sonst juckt mich das wenig. Vielleicht weil das Mikro nicht das eigentliche Instrument ist und auch, weil ich es noch nicht so lange habe.
Auf meinem Klavier darf jeder spielen, der zu mir nach Hause kommt. Aber es steht eben auch bei mir zu Hause, dafür muss man sich gegenseitig kennen und man geht dann automatisch vorsichtig um. Aber wenn derjenige meint, den Deckel runterkrachen zu lassen oder Sachen drauf abstellt wie auf einem Möbelstück, wird der mahnende Finger gezückt. Aber ich denke nicht, dass ich da so wütend sein würde wie bei meiner Geige.
Meinen Bass habe ich nur kurz gehabt und nun seit langem nicht mehr, aber das war ein billiges Teil und habe dran bluten müssen ;) und dementsprechend keine Bindung gehabt, ja noch nicht mal aufgebaut. Auf dem könnt jeder drauf dudeln. Ich konnte es auch nicht besser :D
 
Du wolltest Meinungen zu der Situation haben...

Was der Typ sich geleistet hat: ich glaub in deiner Situation wär ich erst mal sprach- und fassungslos dagestanden...sie lag bereits im Koffer und er hat sie wieder rausgenommen? Absolute Unverschämtheit.

Deine Reaktion: :bad: Der Typ hat sich ne Frechheit erlaubt - ich nehm mal an ohne böse Absicht oder wollte er dir damit eins auswischen? Schaden is auch (noch) keiner entstanden. Bevor jetzt jemand meckert - eine bodenlose Unverschämtheit bleibts natürlich trotzdem, ich hätte dem Typen auch erstmal die Meinung gegeigt. Aber du reagierst mit Beschimpfungen und Gewaltandrohung? Nach jugendlichem Halbstarken klingt dein Nick eigentlich nicht :gruebel:
 
Ich kann die Reaktion zumindest nachvollziehen. Allerdings finde ich Beleidigungen und Beschimpfungen in dem Maße weit übertrieben. Auch wenn ich die emotionale Bindung absolut verstehen kann. Ich hätte vielleicht erstmal abgewartet, wie er damit umgeht, und dementsprechend gehandelt.

An meine JM kommt ungefragt ein einziger Mensch, und das ist meine Freundin. Weil ich weiß, dass sie damit vorsichtig umgeht. Alle anderen kommen nicht einmal gefragt ran. Auch wenn es alles Kumpels und Musikerkollegen sind leider alle Saitenschrubber im - ich sag mal vorsichtig - Nirvanastil, also "schroten" was das Zeug hält. Und leider hat sie in der Vergangenheit dadurch diverse Defekte erleiden müssen, da sind Lackplatzer und Saitenrisse nicht ungewöhnlich gewesen. Zumal die JM / Jags nicht einfach zu handhaben sind, wenn man nur Paulas und andere Komprimisslose Gitarren bisher gespielt hat.

Ich verleihe meine Süße und meinen Amp nur, wenn Not am Mann ist, und sich keine andere Möglichkeit bietet, zB. der anderen Band, die mich fragt, eine Gitarre soeben geklaut wurde, oder beim Transport ein Amp zu Bruch gegangen ist. Ansonsten ist alles Tabu.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also das mit den Beschimpfungen ist mE eine Frage des Temperaments und des Stils, ich finde aber nicht, dass es bei einer Standpauke einen großen Unterschied macht, ob jemand solche Ausdrücke verwendet oder den angeschnauzten dabei siezt. Der Ton macht schon eher einen Unterschied, auf die Bühne stürmen und die ganze Veranstaltung zusammenbrüllen wäre schlimmer gewesen, ob mit oder ohne Kraftausdrücke...
 
Ich hätte mich wahrscheinlich anders ausgedrückt, kann deine Reaktion aber verstehen.

An meine Geige lasse ich nur Leute von denen ich weiß, dass sie Ahnung haben. Betrunkene gehören da definitiv nicht dazu und ungefragt geht auch nix. Allerdings fände ich es, bei manchen Personen, durchaus ekelig, wenn sie mein Instrument spielen würden.
 
Außer meinen Bandleuten, meiner besten Freundin oder ein Freund der Band der schon öfters geholfen hat abzubauen, fasst niemand mein Set an.
Ansonsten geht mein Launepegal schlagartig von grün auf rot.
Wenn jemand mein Set anfasst ohne vorher zu fragen würde ich ihm während des Spielens von meinem Set entfernen. Selbst wenn ich an einem Abend meine Drums stelle und sich einer der Schlagzeuger ungefragt ransetzt kriegt er von mir was zu hören, auch wenn er vllt weiß oder denkt es zu wissen wie das Teil zu handhaben is.
Mein Schätzchen hat mich ne Stange Geld gekostet und wenn jemand da nen Schaden anrichtet is Achterbahn..
 
Die Story ist schon krass. Macht der Typ den Koffer auf, holt die Klampfe raus, schließt sie an und spielt drauflos... das ist schon echt unverschämt und höchstens durch den Pegel teilweise zu entschuldigen. :eek:

Ich hätte mit Sicherheit auch irgendwie reagiert. Aber ich hätte wohl das Ende des Songs abgewartet, und ich hätte versucht, mich nicht auf das gleiche Niveau runter zu begeben. Schon gar nicht wenn Alk im Spiel ist. Das lässt die Situation nur eskalieren; damit ist keinem gedient - und es nützt auch gar nix: Davon, dass du irgendwem Prügel androhst, wird derjenige keinen Deut schlauer. Er wird sich höchstens jetzt plötzlich als (fast) unschuldiges Opfer fühlen können, dem "bloß wegen einer Kleinigkeit" gleich einer eine polieren will. Im Gegensatz dazu gibst du ihm mit einer klaren, sachlichen und friedlichen Ansage eine faire Gelegenheit, sich zu entschuldigen. Und dann Schadensbegrenzung: Gitarre her, in den Koffer, danke und ab ins Auto damit - und den Amp gleich mit.

Meine Gitarre ist nicht meine Frau. Sie ist bloß ein Gegenstand, wenn auch einer, der mir viel bedeutet. Aber Menschen bedeuten mir mehr als Gegenstände. Diejenigen meiner Freunde, die damit umgehen können, dürfen meine Gitarren jederzeit in die Hand nehmen - auch ungefragt, wenn es situativ so okay ist. Alle anderen müssen nett fragen, und normalerweise sage ich dann nicht nein - allerdings bleibe ich dann meist in der Nähe. Und es kann der Fall eintreten, dass ich jemanden schon nach kurzer Zeit freundlich lächelnd auffordere, sie mir wieder auszuhändigen. Mit meiner Frau ist das anders - die verleihe ich nicht. Und die würde sich auch wehren. ;)

Alex
 
Klar, der materielle Wert ist nicht zu vernachlässigen. Bestimmt bedeuten mir meine Gitarren nicht so viel, weil keine von ihnen 2000 Euro oder mehr gekostet hat. Aber über diesen materiellen Wert hinaus kann ich diese Bindung nicht nachvollziehen. Schon gar nicht, dass man jemandem bei unbefugter Benutzung (Benutzung, nicht Beschädigung) einen körperlichen Schaden androht.

Es kommt nicht nur auf den materiellen Wert an.

Es gibt Gitarren, die sind unbezahlbar!

Nur als berühmtes Beispiel, die White Falcon (Gretsch) von John Frusciante, Jahrgang 55!
Stell dir vor das Ding geht irreperabel kaputt, kriegst nie wieder so ein Ding. Die Leute die sowas noch haben, werden es niemals hergeben, daher kann man es auch nirgends abkaufen (bzw. das passiert sehr sehr sehr sehr selten).

Genauso mit anderen Gitarren die entweder so alt sind und/oder man diese schon Jahrelang gespielt hat oder von mir aus von jemand besonderem geschenkt bekommen (Freundin/Frau/Eltern/Bruder/Whatever)

In jedem Fall, ist das assozial IRGENDETWAS von jemandem in die Hand zu nehmen und damit rumzuspielen (oh man sorry ,dass sich das so dämlich anhört).
Wie würdest du reagieren, wenn jemand dein Auto nehmen und damit mal paar runden um den Block drehen würde?
Wie würdest du reagieren, wenn jemand wildfremdes sich an deinen TEENAGE MUTANT NINJA TURTLES Actionfiguren vergreift, die mit Sound und Angriffsmoves?!?!?! (lol, wie komme ich jetzt darauf, wahrscheinlich weil das mein Lieblingsspielzug als Kind war).

Naja, es sollte jetzt klar sein was gemeint ist. Meine Gitarre kostet auch nicht mehr als 200 Euro, trotzdem gebe ich diese ungern aus der Hand und wenn, dann nur an Familie oder gute Freunde (teilweise selbst Musiker, die zögern letztlich auch nicht mir ihre Babys in die Hand zu geben!)

Mit freundlichen Grüßen, NoName

PS: Ich hätte der "Arschge*ge" dick aufs Maul gehauen ALTER!!! (so drückt man sich doch mittlerweile auf der Straße aus, oder?)
 
Völlige Zustimmung :great:

Ich habe keine ausgeprägte emotionale Bindung zu meinen Keyboards, aber ich erwarte Respekt, weil es MEINE Keyboards sind.
So wie man auch nicht ungefragt einfach mein Auto nehmen darf, oder meine DSLR ...
Ich bin da eher Pragmatiker, aber grundsätzlich geht's mir ähnlich. Ohne meine Zustimmung und Überwachung darf niemand Bandfremdes an mein Equipment. Ich meine, das ginge ja noch, wenn ich z. B. nur ein Keyboard hätte, das jeweils nur einen von einer Handvoll Sounds spielt. Da ist dann z. B. mal schnell Klavier eingestellt und genauso hurtig wieder der Zustand hergestellt, den ich in der Band brauche. Jetzt hab ich aber vier Synthesizer, zwei davon mit Tasten, in einem ziemlich komplizierten Setup, in dem praktisch alles mit allem per MIDI verschaltet ist. Alle Synths, die das können, laufen permanent im Multimode, und Soundwechsel werden an allen vier Synths ferngesteuert. Wenn man das nicht durchblickt, ist das Setup hoffnungslos kompliziert und ganz und gar nicht handhabbar, und ich durchblicke es auch nur, weil ich alles selbst eingerichtet hab. Im Bandkontext und unter meinen Händen funktioniert das Ganze wie eine hervorragend geölte Maschine, aber mal eben auf einen einzelnen Klaviersound umzuschalten, das ist nicht drin, jedenfalls nicht immer. Wenn da jetzt jemand beigeht und einfach mal Klavier spielen will, wird derjenige entweder komplett ratlos sein – oder schlimmstenfalls sich selbst auf die Suche machen und Sachen vermurksen, von denen ich gar nichts weiß. Mitten im Gig hab ich dann bestimmt keine Zeit, mich lange auf Fehlersuche zu machen, und wenn der Fehler erst mitten im laufenden Set auftritt, dann hab ich wirklich ein Problem.

Aber es ist nicht nur das Verstellen. Oder gar das spontane Rausrupfen von MIDI-Steckern oder was weiß ich was. Was ist, wenn etwas kaputtgeht? Gitarristen und auch Pianisten haben es da grundsätzlich einfacher, die können spontan mit relativ geringen bis gar keinen Einschränkungen auf ein völlig anderes Instrument umsteigen, solange es derselbe Instrumententypus ist. Das könnte ich nicht. Wenn jemand unbefugterweise an meine XP-80 tritt, darauf rumrockt, als wenn's ein mechanisches Klavier oder ein ohnehin schon ausgelutschtes Rhodes wär, und sie dabei beschädigt oder sie auf andere Weise kaputtmacht, kann sie nicht durch irgendein Stagepiano ersetzt werden. Dann muß dasselbe Modell mit denselben Erweiterungskarten, denselben Grundeinstellungen und denselben gespeicherten Patches und Performances her. Wie gesagt, bei mir ist so viel vorprogrammiert, daß es da keinen Spielraum gibt. Gut, die Karten könnte man umstecken, meine Daten hab ich alle auf Floppy gesichert, aber man versuche mal, spontan eine Roland XP-80 aufzutreiben, die seit 2002 nicht mehr hergestellt wird und nie einen datenkompatiblen Nachfolger hatte. Ich habe eine zweite, aber die ist selbst schon ein Fall für die Werft, und die Reparatur würde eine Weile dauern und mich wahrscheinlich deutlich über 500 € kosten, und ich wohne so weit ab vom Schuß, daß die auch nicht innerhalb von 10 Minuten am Start ist. Überhaupt ist sie das einzige Gerät, das ich zweimal habe; vom Kurzweil habe ich statt eines zweiten Rackmoduls nur ein Keyboard, das auch nicht einsatzfähig ist, und alles andere habe ich nur einmal – das würde auch schwer ins Geld gehen, dieses Setup zu doppeln.

Und wie schon gesagt, erschwerend kommt dann ja auch noch hinzu, daß die meisten technischen Geräte in meinem Setup schon seit Jahren nicht mehr hergestellt werden. Die Chance, bei irgendeinem Händler spontan Ersatz kriegen zu können, geht also gegen 0. Und sogar Nachfolgemodelle kommen als Ersatz nicht in Frage.

Natürlich kann immer mal was kaputtgehen (so wie jetzt gerade mein Mischpult langsam den Geist aufgibt), aber man muß ja nicht das Schicksal herausfordern.


Martman
 
Ich hätte der "Arschge*ge" dick aufs Maul gehauen ALTER!!!
Erstens vervielfachst du mit einer Prügelei die Wahrscheinlichkeit, dass der Gitarre dabei was passiert. Zweitens wärest du als derjenige, der die Prügelei angefangen hat, auch noch selbst schuld dran und bekommst sie dann nicht ersetzt. Drittens bekommst du eine Anzeige wegen Körperverletzung und musst zusätzlich noch Schmerzensgeld zahlen. Viertens wird derjenige sich jetzt nicht mehr als Täter, der sich entschuldigen muss, sondern als dein Opfer fühlen - ein Umdenken ist nicht zu erwarten. Fünftens ist nicht gewährleistet, dass du bei der Prügelei nicht selber dick aufs Maul bekommst - du weißt nicht, wer von euch mehr Kumpels dabei hat und wie gut die im Austeilen und Einstecken sind.

Zusammenfassung: Ich halte deine Strategie für nicht zielführend. Ich würde mir eine andere überlegen. :gruebel:

Alex
 
Dass man fragen sollte, ist ja eigentlich selbstverständlich...

Also ich wär mal fast auf meiner eigenen Party verprügelt worden, weil ich ein turtelndes Pärchen von meinem Amp runtergejagt habe (Arschbacken tun Potis auf die Dauer sicher nicht gut) ;)
Bei Instrumenten hab' ich das Problem eigentlich nie (bin Linkshänder-Gitarrist ;)), unterscheide aber (wie bei Amps auch) vor allen Dingen nach Wert und Ersetzbarkeit.

Durch meinen PCL Stagemaster darf jeder nach Herzenslust Krach machen - nahezu unkaputtbar, keine Röhren, robust, etc. Gleiches gilt auch für meine "Arbeitsgitarren" (St. Blues) - die gibt's ja noch, sind in der unter-1000-EUR-Preisklasse und keine Seltenheiten.

Anders sieht's sicherlich bei der Gitarre in meinem Avatar aus - ist zwar "nur" ein Nachbau, aber immerhin eine National Reso-Phonic Style O aus dem Jahr 1992, und die Nummer #087 aus dem ersten vollen Jahr der Produktion... die war damals teuer (knapp $2000 US - und das bei anderem Dollarkurs als heute), ist heute neu noch viel teurer, wird so heute nicht mehr gebaut... und obwohl dieses Teil praktisch unkaputtbar ist, würde ich sie nur mit Skepsis und größten Vorbehalten aus der Hand geben.

Aber: Im Sinne der Professionalität halte ich ein "ich brech dir die Finger du Arschgeige" auch für falsch. Nach (!) einem Stück ruhig (!) auf die Bühne gehen, Amp ausmachen und sein Equipment zurückfordern ist okay (auch wenn's dazu zu einem kleinen Eklat kommt). Im Optimalfall bringt man den Spaßvögeln als Ersatz auch noch die eigene Epiphone-Notfall-Ersatzgitarre mit, das wäre die Optimallösung. Alle happy, Gefahr gebannt.

Hastig auf die Bühne stürmen und den großen Larry machen, "nur" weil jemand mit ungewaschenen Pfötchen auf dem Gitarrenbaby spielt, halte ich hingegen wirklich für übertrieben. Wenn man so drauf ist, dann sollte man auch gefälligst sein geheiligtes Instrument sofort von der Bühne nehmen, in den Koffer verfrachten und diesen wiederum in's Auto. Dann taucht so ein Problem nämlich gar nicht auf.
 
Erstens vervielfachst du mit einer Prügelei die Wahrscheinlichkeit, dass der Gitarre dabei was passiert. Zweitens wärest du als derjenige, der die Prügelei angefangen hat, auch noch selbst schuld dran und bekommst sie dann nicht ersetzt. Drittens bekommst du eine Anzeige wegen Körperverletzung und musst zusätzlich noch Schmerzensgeld zahlen. Viertens wird derjenige sich jetzt nicht mehr als Täter, der sich entschuldigen muss, sondern als dein Opfer fühlen - ein Umdenken ist nicht zu erwarten. Fünftens ist nicht gewährleistet, dass du bei der Prügelei nicht selber dick aufs Maul bekommst - du weißt nicht, wer von euch mehr Kumpels dabei hat und wie gut die im Austeilen und Einstecken sind.

Zusammenfassung: Ich halte deine Strategie für nicht zielführend. Ich würde mir eine andere überlegen. :gruebel:

Alex

Als ob ich jetzt jemanden die Fresse polieren würde, ich dachte das nimmt keiner ernst, darum war es auch im "Jugendslang" verfasst. :ugly:

Also zumindestens für das anfassen meiner Gitarre würde ich mich nicht prügeln. Aber es würde stark darauf ankommen, wie sich die Person verhalten würde, nachdem ich sie auffordere das Ding wegzulegen.
Gerade hier in Frankfurt sind viele streitsüchtig, vorallem im alkoholisierten Zustand.

In jedem Fall sollte man doch, gerade für die teureren Gitarren, eine Versicherung abschließen. Stell dir vor deine Wohnung fackelt ab, oder der Proberaum oder du hast einen Unfall mit dem Auto, während die Gitarre im Kofferraum/Rücksitz liegt und jemand fährt dir so rein, dass das Ding nurnoch Schrott ist. Oder oder oder.
Dann ist man auch nicht so empfindlich wenn es um die eigenen Teile geht (Ausnahme: nicht oder kaum ersetzbare Gitarren, deren Wert nicht nur materiell ist!)

Obwohl ich mir hier auch wiederrum nicht sicher bin, ob die Versicherung für einen Schaden im anfangs vom Threadersteller genannten Fall zahlen würde. Letzten Endes hat er sein Zeug nach dem Gig stehenlassen d.h. leichtfertiger Umgang.
Trotzdem wäre eigentlich eine Versicherung, für alle anderen Fälle zumindestens, zu empfehlen.

Ich bin immernoch der Meinung, dass das Verhalten der vom Themenersteller beschriebenen Person assozial war. Jedoch auch ein Stück weit seine eigene Schuld, zumindestens vom rechtlichen Aspekt her.

Hier nochmal ein Link dazu: http://www.erpam.com/licht-ton-versicherung/musik-instrumente-versicherung.php
falls es jemanden interessieren sollte.

Mit freundlichen Grüßen, NoName
 
Ich spiele live eigentlich kaum Gitarren zu denen ich irgendeinen Bezug habe. Meine alte Gibson Les Paul war live wegen ihrer lausigen Stimmstabilität eh kaum im Einsatz und was ich dann da so an billigen SGs mitnahm war mir egal. Ich habe überhaupt kein Problem damit, dass jemand in meiner Wohnung auf meinen Gitarren spielt, auch ungefragt, dass sind für mich Werkzeuge und sonst nix. Ich habe da weder "Schätzchen" noch "Lieblinge", die sind alle gleich kacke und und wenn ich mich zum hundertsten Mal verspiele bekommen die als eigentlich Schuldige auch mal Schläge...

Wenn Musiker anderen Musikern auf der Bühne bei deren Konzert an die Show "gehen" ist das eine Unverschämtheit und ich die Reaktion des Threadstartes gut nachvollziehen. Ich habe in ähnlichen Situationen bei irgendwelchen "Jams" von selbsternannten Künstlern auch schon ähnlich reagiert.
 
Ich unterscheide da sehr stark nach Objekt und Kontext. Bei einer Bandprobe greif ich mir auch schon mal die 200€-Billigklampfe von jemandem und zupf drauf rum. Schließlich kennt man sich und vertraut sich auch, und es handelt sich nicht um einen Wertgegenstand... Außerdem dürfen meine Bandkollegen auch an meine Instrumente. Is zwar ein etwas seltsames Gefühl, wenn sie auf meinem Marleaux oder meinem Custom-Bass rumzupfen, aber wie gesagt: man kennt sich, und man weiß, dass der andere mit einem Instrument umgehen kann. Bei teureren Instrumenten wärs für mich auch eine Selbstverständlichkeit, erst höflich zu fragen.
Ganz anders siehts bei Fremden aus! Die würd ich möglicherweise, wenn sie nett fragen, an meine billigeren Instrumente lassen. An meine zwei teuren Bässe kommt mir niemand, den ich nicht kenne! Punkt. Der eine kostet 2.400€ und der andere ist ein handgebautes Einzelstück. Sowas ersetzt man im Zweifelsfalle nicht einfach so!
Und wenn irgendwas wirklich absolut GAR NICHT angeht, dann is es, die Gitarre einer fremden Band AUS DEM KOFFER zu nehmen, anzuschließen und mal einfach fröhlich damit auf deren Verstärker rumzumusizieren. :eek: :mad: Wie dreist kann man eigentlich sein?! Ich kann die Reaktion des TE absolut verstehen! Schimpfwörter hin oder her, ich finds völlig verständlich, dass man da kurz rot sieht. Der Bassist einer befreundeten Band hat mal einem Typen, der ungefragt an seinem Mischpult am rumschrauben war, den Head seines Fünfsaiters mit Anlauf ins Gesicht geknallt. DAS war überreagiert. Jemanden eine Sitzfleischvioline zu nennen, finde ich im Eifer des Gefechts nicht weiter schlimm...

grühs
Sick
 
Als ob ich jetzt jemanden die Fresse polieren würde, ich dachte das nimmt keiner ernst, darum war es auch im "Jugendslang" verfasst. :ugly:
Sorry, war für mich nicht als Ironie erkennbar. Bitte um Verzeihung. :redface:

Selbstbewusst, sachlich und deeskalierend kommt man weiter - meist auch dann, wenn der andere Mist baut. :)

Alex
 
Also ich kann die Reaktion der Threaderstellers absolut nachvollziehen.
Das ist einfach nur eine riesen Frechheit, was euch da Widerfahren ist.

Selbst unser Sänger im Proberaum (den ich zu meinen besten Freunden zähle) fragt, bevor er meine Gitarre anfasst und da tut es überhaupt nichts zur Sache ob es die 2.000Eur ESP Horizon oder die 500Eur Epi Paula ist. Es gehört sich einfach.

Und wenn wildfremde...

... Erstens: Ungefragt auf die Bühne gehen (was eigentlich Securities unterbinden sollten)...
... Zweitens: Ungefragt die Instrumente von anderen in die Hand nehmen...
... Und Drittens: Auf diesen auch noch Krach machen (was ein professioneller Veranstalter nicht unangemeldet zulässt)...

... dann gehören diese meiner Meinung nach hochkant rausgeworfen.

Und passiert das nicht, würde ich den veranstalter dafür haftbar machen, dass er nicht dafür gesorgt hat, dass die Bühne für das Publikum nicht zugänglich ist. Weil das Publikum hat auf der Bühne nunmal null komma nullnichts verloren, insofern die Band das nicht ausdrücklich selbst veranlasst.
 
Denke auch, dass es schon ok war. Ne kleine Verbale auseinandersetzung ist ja auch nicht so schlimm ;) Finde es total dreist, Instrumente von Fremden aus ihren Koffern zu holen und mal eben was zu zocken...ich glaub da würden wohl die meisten keine Spaß mehr verstehen.
 
Selbstbewusst, sachlich und deeskalierend kommt man weiter - meist auch dann, wenn der andere Mist baut. :)
Na ja, in so einer Situation muß man erstmal einen kühlen Kopf behalten. Wenn einem gerade die Haßader schwillt, ist es nicht mehr weit her mit der Sachlichkeit.
Es ist eine Sache, besoffen eine fremde Gitarre aus einem Koffer zu nehmen und eventuell nur zu betrachten. Selbst das halte ich schon für ausgesprochen dämlich, wenn vorher nicht um Erlaubnis gefragt wird.
Das Ding als Allgemeingut aber wie selbstverständlich vor den Bierfriedhof zu spannen und erstmal einen improvisierten Suffgig mit seinen Dorfdeppenkumpels hinzulegen, läuft weit entfernt meiner Toleranzgrenze.
Zudem ich trotz des verhurten Zustandes immer noch z.B. darauf achte, meine Gürtelschnalle zur Seite zu drehen um den Boden der Gitte nicht unnötig zu strapazieren. Sowas kommt so einem Deppen nicht in den Sinn (oder eben nur bei der eigenen Gitarre).
Aber was wäre denn in dieser Lage Deiner Meinung nach sachlich und deeskalierend?
"Sorry Du! Ich hab das jetzt nicht soooo gern, wenn ein mir völlig Fremder über mein Gear zockt ohne das vorher mit mir bei einem Brennesseltee auszudiskutieren. Aber macht ruhig erstmal euren Spaßgig zu Ende. Die ganzen Kratzer und Dongs krieg ich schon wieder rauspoliert..."
Klar ist Gewalt keine Lösung, keine Gewalt aber auch nicht.:D

Es ist ja auch nicht so, daß ich ihm per se auf der Bühne Schläge angedroht habe oder mich sogar just in diesem Moment zu Haue hätte hinreissen lassen. Ich habe lediglich meine Aussage bekräftigen wollen. Daß das Mikro offen war, war in diesem Moment überhaupt nicht bewußt und wäre mir in dieser Situation eh egal gewesen. Soll das Publikum ruhig mitkriegen, daß Instrumente auf der Bühne prinzipiell den Musikern gehören und kein Selbstbedienungsshop für profilneurotische Wochenendrocker darstellen.


Greetz,

Oliver
 
Na ja, in so einer Situation muß man erstmal einen kühlen Kopf behalten. Wenn einem gerade die Haßader schwillt, ist es nicht mehr weit her mit der Sachlichkeit.
Dafür hab ich volles Verständnis, ganz ehrlich. Der Typ hat sich ja auch total daneben benommen, da sind wir uns ja alle völlig einig. Aber eine emotional erhitzte Erstreaktion muss nicht zur besten aller Lösungen führen. :)

Aber was wäre denn in dieser Lage Deiner Meinung nach sachlich und deeskalierend?
Vor die Bühne stellen, Arme verschränken und unzufrieden gucken. Warten, bis der Song vorbei ist, auf die Bühne gehen, Hände ausstrecken und sagen: "Ich möchte jetzt bitte meine Gitarre wieder haben". Dann steckst du sie zurück in den Koffer, und sie ist erst mal in Sicherheit. Dann schnappst du dir nochmal den Möchtegernrockstar und erklärst: "Weißt du, die Aktion, die du da eben gebracht hast, war totale Scheiße, und ich bin echt stocksauer auf dich. Du kannst nicht einfach Instrumente, die dir nicht gehören, auspacken und drauf Rockstar spielen. Sowas macht man einfach nicht ohne zu fragen, okay? Mach das nie wieder".

Jetzt kannst du nicht garantieren, dass er das einsieht und sich entschuldigt - aber wenn du ihm eine reinhaust, wird er auch nicht schlauer - bloß du könntest auch noch juristischen Ärger bekommen. Insofern ist die Sache damit beendet.

Nun, das wäre mein Vorschlag. :)

Alex
 

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