Völlige Zustimmung
Ich habe keine ausgeprägte emotionale Bindung zu meinen Keyboards, aber ich erwarte Respekt, weil es MEINE Keyboards sind.
So wie man auch nicht ungefragt einfach mein Auto nehmen darf, oder meine DSLR ...
Ich bin da eher Pragmatiker, aber grundsätzlich geht's mir ähnlich. Ohne meine Zustimmung und Überwachung darf niemand Bandfremdes an mein Equipment. Ich meine, das ginge ja noch, wenn ich z. B. nur ein Keyboard hätte, das jeweils nur einen von einer Handvoll Sounds spielt. Da ist dann z. B. mal schnell Klavier eingestellt und genauso hurtig wieder der Zustand hergestellt, den ich in der Band brauche. Jetzt hab ich aber vier Synthesizer, zwei davon mit Tasten, in einem ziemlich komplizierten Setup, in dem praktisch alles mit allem per MIDI verschaltet ist. Alle Synths, die das können, laufen permanent im Multimode, und Soundwechsel werden an allen vier Synths ferngesteuert. Wenn man das nicht durchblickt, ist das Setup hoffnungslos kompliziert und ganz und gar nicht handhabbar, und ich durchblicke es auch nur, weil ich alles selbst eingerichtet hab. Im Bandkontext und unter meinen Händen funktioniert das Ganze wie eine hervorragend geölte Maschine, aber mal eben auf einen einzelnen Klaviersound umzuschalten, das ist nicht drin, jedenfalls nicht immer. Wenn da jetzt jemand beigeht und einfach mal Klavier spielen will, wird derjenige entweder komplett ratlos sein oder schlimmstenfalls sich selbst auf die Suche machen und Sachen vermurksen, von denen ich gar nichts weiß. Mitten im Gig hab ich dann bestimmt keine Zeit, mich lange auf Fehlersuche zu machen, und wenn der Fehler erst mitten im laufenden Set auftritt, dann hab ich wirklich ein Problem.
Aber es ist nicht nur das Verstellen. Oder gar das spontane Rausrupfen von MIDI-Steckern oder was weiß ich was. Was ist, wenn etwas kaputtgeht? Gitarristen und auch Pianisten haben es da grundsätzlich einfacher, die können spontan mit relativ geringen bis gar keinen Einschränkungen auf ein völlig anderes Instrument umsteigen, solange es derselbe Instrumententypus ist. Das könnte ich nicht. Wenn jemand unbefugterweise an meine XP-80 tritt, darauf rumrockt, als wenn's ein mechanisches Klavier oder ein ohnehin schon ausgelutschtes Rhodes wär, und sie dabei beschädigt oder sie auf andere Weise kaputtmacht, kann sie nicht durch irgendein Stagepiano ersetzt werden. Dann muß dasselbe Modell mit denselben Erweiterungskarten, denselben Grundeinstellungen und denselben gespeicherten Patches und Performances her. Wie gesagt, bei mir ist so viel vorprogrammiert, daß es da keinen Spielraum gibt. Gut, die Karten könnte man umstecken, meine Daten hab ich alle auf Floppy gesichert, aber man versuche mal, spontan eine Roland XP-80 aufzutreiben, die seit 2002 nicht mehr hergestellt wird und nie einen datenkompatiblen Nachfolger hatte. Ich habe eine zweite, aber die ist selbst schon ein Fall für die Werft, und die Reparatur würde eine Weile dauern und mich wahrscheinlich deutlich über 500 kosten, und ich wohne so weit ab vom Schuß, daß die auch nicht innerhalb von 10 Minuten am Start ist. Überhaupt ist sie das einzige Gerät, das ich zweimal habe; vom Kurzweil habe ich statt eines zweiten Rackmoduls nur ein Keyboard, das auch nicht einsatzfähig ist, und alles andere habe ich nur einmal das würde auch schwer ins Geld gehen, dieses Setup zu doppeln.
Und wie schon gesagt, erschwerend kommt dann ja auch noch hinzu, daß die meisten technischen Geräte in meinem Setup schon seit Jahren nicht mehr hergestellt werden. Die Chance, bei irgendeinem Händler spontan Ersatz kriegen zu können, geht also gegen 0. Und sogar Nachfolgemodelle kommen als Ersatz nicht in Frage.
Natürlich kann immer mal was kaputtgehen (so wie jetzt gerade mein Mischpult langsam den Geist aufgibt), aber man muß ja nicht das Schicksal herausfordern.
Martman