Wenn es die ausschließlich um den musikalischen Blickwinkel geht, dann stellt sich für mich die Frage: Was ist, musikalisch betrachtet, Punk? Punk als Musik kann man wohl nur historisch über die üblichen Vertreter definieren. D.h. Pistols, Ramones, The Clash und so weiter. Der musikalische Nenner ist hier wohl die absichtliche Einfachheit der Musik selbst, Schmutzigkeit im Sound, das Treibende aus der Rockmusik.
Demnach hätte jede anspruchvollere Band darüber hinaus den Punk als Idealtyp schon überschritten, DÄ und DTH auf jeden Fall. Aber Punk ist mehr als Musik. Punk ist vielleicht eine Einstellung, oder aber eine historische Bewegung. Die Hosen und die Ärzte kommen teilweise aus diesem Umfeld und berufen sich darauf, ohne sich die Schranken des konventionellen historischen Pistols-Punk aufzuerlegen. Sie sind Punk durch die selbstbehauptete Verbundenheit zum Punk, und machen ihren eigenen Punk daraus. "Alles was du tun musst, Punk zu sein, ist zu sagen Punk zu sein." So ähnlich hat es Campino mal formuliert. Man muss keine Aufnahmeprüfung ablegen oder so. Der Begriff Punk kann, wenn man ihn nicht historisch definiert, in allem möglichen seine Ausprägung finden, wenn es sich - ob von anderen anerkannt oder nicht - dem Geist des Punk verbunden fühlt.
Punk ist ausserdem Subkultur und also nicht nur auf Musik festgelegt, sondern meint auch die Punks auf der Straße. Muss Punkrock zu denen und ihren Problemen noch eine Beziehung haben, oder kann er nur als Musik existieren?
Ich vermute eine befriedigende Antwort wird es nicht geben. Jede Genrebezeichnung ist historisch, das heißt, entweder auf etwas gewesendes bezogen oder im Werden. Irgendwann gibt es den 70er Punk, den 80er Punk (z.B. Billy Idol) den 90er Punk (z.B. Green Day, Offspring) den Retro Punk (z.B. The Hives) oder den Pop Punk (z.B. Blink 182). Was als nächstes aus dem Punk wird, liegt in eurer Hand.
Die Hosen sind Punk, aber nicht im Rahmen des historisch meist auf die 70er Jahre bezogenen Begriff.