Gibson Les Paul - Eine unglaubliche Fehlkonstruktion?

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Hi und frohe Weihnachten an alle!

Ich habe vor ein paar Tagen nach genau 20-Gitarrenjahren meine erste Les Paul erstanden. Es ist eine schöne gebrauchte Standard aus dem Jahr 2014 in einem super Zustand, die von einem äußerst freundlichen und erfrischend unterhaltsamen Verkäufer auf Ebay-Kleinanzeigen erstanden habe. $_57.jpg Als sie bei mir ankam war die Spannung natürlich groß. Sie sah in ihrem Koffer wunderschön und großartig aus. Beim ersten Rausnehmen dann das Gefühl, welches ich schon früher in Gitarrenläden hatte und ich bereits wieder verdrängt hatte. Ich dachte mir: Was für eine unglaubliche Fehlkonstruktion:
- Die Potis sind total kontraintuitiv genauso wie der Toggle-Switch Rythm/Treble. Von den Neuerungen man ganz angesehen(Phasen/Coils/Special-Bridge)
- Der Verlauf der Saiten über den Sattel mit in 2 Ebenen umgelenkten Verlauf -- > Stimmungsprobleme.
- Ein massiver Hals und ein unglaubliches Gesamtgewicht der Gitarre.
- Eine gewinkelte Kopfplatte ohne Kompensationsmechanismen für die Stabilität wie Scarf-Joint oder Ähnliches.
- Zu kurze Mensur; meine gewohnten 10er Saiten fühlen sich sehr flapsig an. Normales Anschlagen der tiefen E-Saite führt schon zu einem Tonhöhenanstieg. Ibanez-like flache Saitenlage ist nicht möglich ohne Fret-Buzz......

Aber es geht noch weiter....
Die Klänge allerdings, welche aus dieser Gitarre kommen sind dann doch beachtlich. Tatsächlich bekomme ich jetzt von meinem Bogner Amp genau den Sound, den ich immer von ihm erwartet habe. Diese Gitarre mag eine Fehlkontruktion sein und sich ulkig spielen(für sehr technisches Zeug praktisch ungeeignet) aber ich bin überrascht davon wie anders diese Gitarre im Vergleich zu meiner Gitarrensammlung klingt. Dazu gehören sicher 15 Doppelhumbucker Gitarren, allesamt Superstrats aber keine klingt am XTC so geil wie die LP. Was genau meine ich mit geilem Klang? Mir gefallen trockene tighte tiefe Saiten und satte/schreiende höhere Saiten. Der Bogner hat eine Tendenz einen Effekt wie ein AutoWah zu erzeugen wenn es um die dünnen Saiten geht. Das klingt jetzt mit der LP wirklich astrein. Mit div. Music Man Petrucci Modellen oder auch Ibanez Superstrats ist das nicht so hinzukriegen gewesen.
Also auch, wenn die meisten von Euch es sowieso schon wussten: Die Les Pauls mögen eigenartige Gitarren sein aber sie haben trotz ihrer Konstruktionsfehler oder gerade deswegen ihre absolute Daseinsberechtigung. Diese 60 Jahre alte Konstruktion erfüllt mein Gitarrenohr jedenfalls mit Freunde. Da werde ich wohl nicht der Einzige sein. Ich also werde diese Gitarre behalten und hüten.

Frohe Weihnachten an alle!

Beste Grüße J
 
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Jetzt wissen wir also offiziell, dass Les Pauls eine Daseinsberechtigung haben! Vielen Dank für diese Erleuchtung! :hat:

Aber natürlich lassen sich gewisse Eigenheiten, (die ich gar nicht als Schwächen bezeichnen möchte, weil das individuell wohl sehr unterschiedlich gesehen wird) nicht abstreiten.

Wenn mich etwas stört, dass eine gewisse Popolastigkeit und bei manchen das Problem mit der G Saite. Letztere lässt sich durch Feintuning und den richtigen Sattel absolut beheben und ersteres ist in einem Bereich, der für mich erträglich ist.
Eine Stratocaster liegt besser am Körper und ist besser balanciert, aber ich könnte nicht sagen, welcher der beiden ich lieber hätte, Drum sicherheitshalber beide und am besten mehrere von beiden!

Du hast jedenfalls ein sehr hübsches Exemplar ergattert!
 
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Bei Deinem Beitrag musst Du echt aufpassen, dass daraus diese unsäglichen Diskussionen entstehen.
Gott sei Dank ist Dein Fazit gegenläufig. Die Summe aller Mängel führen zum Wohlklang. Dein Beispiel, dass eine LP kein technisches Spiel ermögliche, widerlege ich sehr schnell mit dem Gitarristen Buckethead oder auch Björn Gelotte.
 
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Ibanez-like flache Saitenlage ist nicht möglich ohne Fret-Buzz......
..da stimmt dann aber etwas nicht, und das ist keineswegs konstruktionsbedingt.

ein unglaubliches Gesamtgewicht der Gitarre.

ist einer Sparmaßnahme geschuldet, bei ordentlicher Holzauswahl kriegt man auch bei dieser Bauform um die 3,5kg hin, ohne dass das Klangeinbußen bedeuten oder auchnur andeuten würde :D

Die Potis sind total kontraintuitiv genauso wie der Toggle-Switch Rythm/Treble.

.. das dürfte auch eher an deiner Intuition liegen. Zum einen haben Paula-Spieler vergleichbare Probleme bei Strats ("der switch liegt IMMER im Weg und das Vol-Pot zerschrappt meine Flossen") , zum anderen hängt "intuitive Bedienbarkeit" mit Prägung zusammen, die wiederum mit Erfahrungen (manche sagen: auch mit kollektiven aus dem Kulturrraum).

Ich nehme an, dein Beitrag ist nicht so ernst gemeint, wie der Mangel an Emojies das vermuten ließe. Aber ich denke, so rein sachlich bist du etwas auf dem Holzweg (vermutlich auf dem, auf dem Leo sein Holz bezogen hat ...) :D
Die Summe aller Mängel führen zum Wohlklang.
...ist das nicht eigentlich eher die klassische Begründung für die Qualitäten von Strats? :D
 
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Schöne Paula; genau die hatte ich bei Ebay-Kleinanzeigen auch im Auge. Mich hatte lediglich bei den Bildern irritiert, dass man den Eindruck gewinnen konnte, dass die Gitarre keine Fretnips hat, was auf eine Neubundierung schließen lassen könnte.

Ist das tatsächlich so, dass bei diese Standard das Binding am Hals nicht über die Bundstäbchen geht?
 
@Lightmanager
Das ist eine 120th Anniversary. Die hatten scheinbar keine.
Vgl. Link:
https://freemusictribe.com/gibson-les-paul-standard-plus-120th-anniversary-model-mint

EDIT:
gerade verwirrt:
es gibt scheinbar manche, die haben schon welche
https://reverb.com/item/45091888-gi...9.zQylCjelhY4L-fUo_QeokhkckB7mjeVkV8r8y_EYxlE

und manche, die haben keine:
https://reverb.com/item/47821624-gibson-les-paul-standard-plus-120th-anniversary-2014

kann vielleicht sein, dass die eine eine Traditional ist und die andere eine Standard
 
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Ich habe jahrzehntelang nur Strat gespielt und hatte anfangs Probleme mit der Bedienung der LP, aber diese "Fehlkonstruktion" hat eien dermaßen geilen Sound ...
Momentan spiele ich meine neue "Fehlkonstruktion" (SG) und ich glaube SG bedeutet Sau Geil :m_elvis:
 
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@MAI
Genau das irritiert mich - ich hatte eine 2014er Traditional und die hatte definitiv Fretnips.
 
ich gehöre auch zu den untalentierten gitarren spielern, die auf der strat nach und nach den volume knopf leiser drehen. 😁
 
Die 2014er Modelle hatten soweit ich weiß zu beginn keine Fretnips. Meine Les Paul Peace aus 2014 habe ich neu gekauft und die hat auch keine Nips. Irgendwann hat man die Nips dann aber wieder eingeführt, deshalb gibt es Modelle mit und ohne aus 2014, da muss es keine Neubundierung gwwesen sein.
 
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Abgesehen davon halte ich eine Neubundierung keineswegs für einen Mangel, sofern es sich nicht um ein reines Sammlerstück für´s Museum handelt.
 
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Abgesehen davon halte ich eine Neubundierung keineswegs für einen Mangel
sicher nicht, aber wenn die bei einem Modell, das eigentlich das binding über die Bundenden gezogen hatte, ohne diese feature vorgenommen wird, ist das schon ein gewisser Verlust ... (zumal das ja auch ein Gitarrenbauer könnte ... mit binding)
 
Sehr interessant, dass es in 2014 verschiedene Versionen gab. Grundsätzlich finde ich die Nibs nun nicht das Killerfeature. Mir sind sorgfältig verrundete Bünde viel lieber. Bei meiner Traditional waren die Nibs eher gewollt, als gekonnt.

Mist, dann hätte ich bei der Standard doch zuschlagen sollen; das Top finde ich bei dieser echt phänomenal
 
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ALLE meine Strats sind wieder weg weil der Knopf immer im Weg war ...
.. ich sach ja ... ich bin noch nie gegen den gestoßen, dafür schalte ich schon mal versehentlich 'nen Paulaschalter (der, dessen Beschriftung nur das Publikum richtig herum lesen kann, wenn ich nicht sehr merkwürdige Haltungen einnehme beim Spielen, ihr wisst ...) um. Und spielen und gleichzeitig faden mit dem kleinen Finger geht auf einer Paula für mich nur, wenn ich mir operativ ein paar kleine Finger aneinander nähen lasse ... wovon ich bisher aus unerfindlichen Gründen doch Abstand genommen habe ...
 
.... dafür schalte ich schon mal versehentlich 'nen Paulaschalter....
aha, dann gehörst du zu den in hals nähe spielenden? ich spiele eher nahe dem steg pickup. da komme ich nicht in nähe des switches.
meine gitarre hängt recht tief am körper.
und faden tue ich eigentlich nicht und wenn habe ich dazu ein tolles pedal.
 
Lustiger Thread-Titel. Allerdings basiert dieser auf der Annahme, dass die Les Paul (oder andere klassische Gitarrenmodelle, wie die Stratocaster) einen bewussten Konstruktionsprozess im Sinne einer ingenieurmäßigen Funktionssynthese mit mehreren Integrationen für die Verifizierung und Validierung durchlaufen hätte. Das dürfte aber wohl kaum der Fall sein. Vielmehr waren da wohl Tüftler am Werk, die so lange ausprobiert haben, bis etwas brauchbares dabei rauskam. Und da Gitarristen da sehr konservative sind, hat sich das dann als Standard gehalten, und durfte auch nicht mehr wesentlich verändert werden. Dadurch haben wir uns an Klangeigenschaften gewöhnt, die sich als Standard (und "gut") etabliert haben. Nicht weil es nicht "besser" ginge, sondern weil die Eigenheiten der E-Gitarre so wohl ihre Berechtigung gegeben haben. Viele sagen, dass wäre der einzig wäre Klang, aber das ist ja zum Glück relativ...

Es gibt sicher auch "richtig bewusst konstruierte" Gitarren, wie z.B. von Teufel. Wobei auch da einige gewohnte Elemente, wie der Hals, übernommen werden "mussten". Die Gitarre holt klanglich sicher einiges mehr aus dem Konzept heraus, nur leider gefällt das sehr wenigen, da wohl doch "zu viel besser", als der ursprüngliche und erwartete Klang...

Frohe Weihnachten!

Gruß,
glombi
 
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dass die Les Paul (oder andere klassische Gitarrenmodelle, wie die Stratocaster) einen bewussten Konstruktionsprozess im Sinne einer ingenieurmäßigen Funktionssynthese mit mehreren Integrationen für die Verifizierung und Validierung durchlaufen hätte.
Na ja, es ist eben wie immer im Leben: Genialität ist, wenn alles funktioniert und keiner weiss, warum. Problematisch wird's immer dann, wenn trotz eventueller Nichtbeantwortbarkeit eines Phänomens gestartete Erklärungsversuche dann in Voodooismus ausarten :evil:. LG Lenny
 
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