Gitarristen so konservativ wie Autokäufer (bzgl. Farbe) ?

  • Ersteller Gast252951
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ich habe letztens bei YT einen Beitrag aus dem Gretsch Custom Shop gesehen.
Nahezu alle Gitarren die dort fertiggestellt wurden hatten eine sehr coole Flake-Lackierung, d.h. der Bedarf - zumindest bei Gretsch, die ja auch für einen gewissen Retro Flair stehen - ist da. Ich gehe deswegen davon aus, dass solche Lackierungen auch bei den Standardmodellen ihre Abnehmer hätten.

Allerdings hätten dann viele keine Notwendigkeit mehr, im CS zu bestellen - was ja auch weniger Business bedeutet ...
 
Ich glaube das das ganze nicht bei den Farben halt macht. Ich habe das immer Zeitlich gesehen. Das viele Farben dem jeweiligen Trend der Autofarben angeglichen wurden wird wohl stimmen. Der große Erfolg der Stratocaster wird wohl der selbe sein wie bei den Jeans. Zeitloses Design. Schaut man sich die Beschläge wie Bigsby und Co. einmal an, dann kommen wir schnell zum beginnenden Jet Zeitalter. Flugzeuge mit polierter Aussenhaut. Alukarossen bei Sportwagen usw. Die ersten US Muscle Cars mit Rallystreifen auf der Haube. Musste auch auf einige Gitarrenmodelle. Glitter gab es ja auch bei den Klamotten. Sparkle ! "Gary Glitter" ! Früher war nicht alles besser. Es war aber nicht so "Unisex" und angepasst Langweilig wie heute. Man wollte sich von der breiten Masse abheben. Dick Dale hatte eine goldene Strat. Das war noch mal was ganz anderes. Hey schaut mal alle her der Typ mit der Goldenen Strat spielt heute Abend im Club. Viele US Cars hatten Bob-Bon Farben in den 1960 ger Jahren. Dann kam Glitter. Candy Apple. Da war bei uns in Ost und West noch alles bieder und Grau. Der Benz ( falls Geld vorhanden ) war Schwarz, Weiß oder Blau. Rot war schon mal gewagt und schwer zu verkaufen. In den 70 gern gab es zumindest dann schon mal Metallic. Die Amis waren da schon bei "House of Flames". Mein altes Bike z.B hat eine Ami Standart Lackierung. Sowas will hier niemand. Brombeer/Schwarz/Chrom. Die wollen hier alle Schwarz. Viele kaufen doch heute nicht mehr "gewagt", sondern haben den Wiederverkaufswert schon beim Einkauf im Fokus. Deshalb wird auch bei der Gitarre erst mal etwas "gedecktes" genommen. Dem "Mainstream" angepasst. Wie bei den Autos. Zwar ne andere Marke, sieht aber auf 100m alles gleich aus.

Gruß
Hatfield
 

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Da war bei uns in Ost und West noch alles bieder und Grau. Der Benz ( falls Geld vorhanden ) war Schwarz, Weiß oder Blau. Rot war schon mal gewagt und schwer zu verkaufen.

klar, hat auch etwas mit Zeitgeist zu tun ... obwohl viele Mercedes ( Strich/8) auch gerne mal in gewagten Farben wie Förstergrün oder Eierschale rumfuhren :igitt:

In den 70 gern gab es zumindest dann schon mal Metallic.

Gruß
Hatfield

Auch hier eine Parallele ... die 70er waren sowieso bunt. Quietschgelb, grassgrün oder besonders Orange waren beliebt. Sowohl bei Autos, Küchen oder Tapeten ... wobei - orange Gitarren sind mir von damals gar nicht so in Erinnerung - obwohl ich die Farbe für Strats oder Teles eigentlich ganz cool fände
 
... wobei - orange Gitarren sind mir von damals gar nicht so in Erinnerung - obwohl ich die Farbe für Strats oder Teles eigentlich ganz cool fände

Orangetöne gibt es bei Fender einige, ich weiß gar nicht wie das bei meinem heißt:
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Orangetöne gibt es bei Fender einige, ich weiß gar nicht wie das bei meinem heißt:
Anhang anzeigen 689766
Auch schön ... Candy Apple Orange :) Etwas knalliger finde ich aber auch sehr nett - so wie hier bei der Duo Sonic:


Fender Duo-Sonic MN CO

oder noch etwas dunkler ( schöner, finde ich ):

Fender Squier Affinity Tele Orange IL


Aber da sieht man, dass es teilweise schon andere Farben als schwarz,weiß und rot gibt. Beim Blick auf den Gebrauchtmarkt, findet man diese Farben allerdings so gut wie nie, was 2 Schlüsse zulässt:

- die Besitzer von Gitarren in bunten Farben sind so zufrieden, dass sie das Instrument nicht verkaufen
- diese Farben werden selten gekauft ... was schade ist​
 
Apropos Schwarz-weiß:
Fun fact: "Gibson also introduced the TV version (a kind of yellow, also known as TV Yellow) for professional musicians, who would be featured playing the guitar on television; the yellow would look white on black and white television, without the glare of an actual white finish."
 
Apropos Schwarz-weiß:
Fun fact: "Gibson also introduced the TV version (a kind of yellow, also known as TV Yellow) for professional musicians, who would be featured playing the guitar on television; the yellow would look white on black and white television, without the glare of an actual white finish."

Das Thema ist so lustig, wenn du in alte Gibson Kataloge schaust.
Dort taucht als Farbe für die LP Special Modelle "limed mahogany shading" auf.
Lime heisst u.a. Kalk, Lindenholz oder (wahrscheinlich bzgl. der Farbe passender: ) Limone/Limette. Jene Farbe soll auch eine beliebte Farbe bei TV-Geräten gewesen sein, ob das stimmt, wage ich nicht zu beurteilen.
Ein "TV Yellow" gab's damals gar nicht. Sehr wohl aber die Junior in "limed oak" bzw. "natural finish",
später auch mit "limed mahogany", die als "Les Paul TV Model" verkauft wurde, nicht zu verwechseln mit der baugleichen Junior mit "Sunburst mahogany" Finish.
Von bekannteren Musikern, die im TV auftraten, spielte praktisch keiner Solidbodies von Gibson, die billigen Modelle (Special oder Junior) schon gar nicht, damit ist die Frage nach einer speziellen TV Farbe eigentlich schon erledigt.

Diese Spielereien von Gibson versteht man erst richtig, wenn man sich die Fender Modellpalette anschaut und die Verkauszahlen im Hinterkopf hat.
Gibson hatte mit den Standard Les Pauls kaum Erfolg auf dem Markt, schielte daher auf die typischen Esquier, Telecaster ((butterscotch) blonde/white blond etc.) und Stratocasterfarben (Sunburst) als sie ihre günstigen Juniors und Specials diese Farben gaben, ebenso natürlich auf die Fendernamen (Broad- und später Telecaster), wenn sie ein Modell plötzlich mit dem Wort TV bewarben. Das TV Model war praktisch das Gibson-Gegenpart zur Esquier, die Les Paul Special zur Telecaster.
Anfang der 60s bekam das "SG TV Model" übrigens den Farbnamen "cream finish", in dem es dann auch die Special gab.

Woher kommt also das TV Yellow als Farbbezeichnung?
Vermutlich aus späterer Ahnungslosigkeit darüber, dass Juniors mit der Farbe als "TV Model" (und nicht als Junior) verkauft wurden und ebenso wie Specials nie eine "TV Yellow" Lackierung hatten.
Richtiger wäre es, die Farbe "TV-Yellow" auf diese "Les Paul TV Model"-Farbe zu beziehen, aber das ist eben keine so tolle Story wie die Fernsehauftrittnummer...
 
sssssssssssssssssss
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FENDER STRATOCASTER HOT RODDED TEXAS SPECIAL STRAT SEAFOAM METALLIC
 

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(...) Beitrag aus dem Gretsch Custom Shop gesehen. Nahezu alle Gitarren die dort fertiggestellt wurden hatten eine sehr coole Flake-Lackierung, d.h. der Bedarf - zumindest bei Gretsch, die ja auch für einen gewissen Retro Flair stehen - ist da. Ich gehe deswegen davon aus, dass solche Lackierungen auch bei den Standardmodellen ihre Abnehmer hätten.
Hm, empfinde ich anders, denn wie Du selbst sagst: Zu den Assoziationen, die viele mit einer Gretsch haben (Brian Setzer, Rockabilly etc.) passen solche Metallic/Sparkle-Lackierungen gut. Dazu hat eine Gretsch (und deren Artverwandte wie die Duesenbergs) ohnehin schon einen gewissen "Bling-Bling"-Faktor mit dem ganzen Chrom und Geschnörkel. Da passt das für mein Empfinden auch zusammen ...

... das heißt aber eben noch nicht automatisch, dass solche Lackierungen auch bei "konzeptionell schlichten" Modellen wie (klassische) Tele, Strat oder schlichte Gibson Studio/Junior von einer nennenswert großen Käuferschicht als attraktiv/stimmig empfunden werden.

Ich gehe davon aus, dass die Hersteller schon ein Ohr am Kunden haben, bzgl. deren Vorlieben und sich hier tatsächlich das Angebot an der Nachfrage ausrichtet und nicht umgekehrt.

Gibson ist doch eigentlich auch ein schönes Beispiel, wie man mit technischen wie optischen "Innovationen" am Kunden vorbeirauschen kann. Wenn man sich die aktuelle Neuausrichtung anschaut, die ja nichts anderes ist als eine Rückbesinnung auf klassische Modellvarianten, spricht das ja eigentlich für sich.
 
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Hm, empfinde ich anders, denn wie Du selbst sagst: Zu den Assoziationen, die viele mit einer Gretsch haben (Brian Setzer, Rockabilly etc.) passen solche Metallic/Sparkle-Lackierungen gut. Dazu hat eine Gretsch (und deren Artverwandte wie die Duesenbergs) ohnehin schon einen gewissen "Bling-Bling"-Faktor mit dem ganzen Chrom und Geschnörkel. Da passt das für mein Empfinden auch zusammen ...
da bin ich bei dir ... das beispiel mit den Flake Lackierungen waren daher explizit auf Gretsch bezogen

... das heißt aber eben noch nicht automatisch, dass solche Lackierungen auch bei "konzeptionell schlichten" Modellen wie (klassische) Tele, Strat oder schlichte Gibson Studio/Junior von einer nennenswert großen Käuferschicht als attraktiv/stimmig empfunden werden.
siehe oben - aber es gibt ja noch andere Farben für Strats oder Teles als die genannten Flakes, die bei diesen Modellen zwar auch nice sein können, aber zu den genannten Gretschs doch besser passen ( mein Geschmack )


Gibson ist doch eigentlich auch ein schönes Beispiel, wie man mit technischen wie optischen "Innovationen" am Kunden vorbeirauschen kann. Wenn man sich die aktuelle Neuausrichtung anschaut, die ja nichts anderes ist als eine Rückbesinnung auf klassische Modellvarianten, spricht das ja eigentlich für sich.

Bei Gibson waren es aber eher die Specs oder das Tuning System und nicht unbedingt die Farben, die für Unmut sorgten.
Und da auch viel mehr, dass zB. der Null-Bund Sattel von schlechter Qualität war und das Tuning System auch nicht so optimal war. Zudem der Punkt, dass man Kunden so etwas nicht als Option anbietet sondern generell verbaut hat
 
... warum immer nur schwarz, weiß oder rot ?

Weil (Amateur-)Musiker, an sich ein sehr angenehmes und sympathisches Völkchen, im Großen und Ganzen eher erzkonservative und linientreue Menschen sind, die stark einem Herdentrieb folgen und ihren Großmeistern (= die usual suspects aus den 70ern und 80ern) huldigen und bis zu Frank Zappa's Zigarettenmarke detailgetreu ein Wachsfigurenkabinett der Vergangenheit darstellen, in dem eben nunmal der Kanon des Erlaubten recht klein ist. Lange Haare, Lemmybärte und ähnliche Revoluzzerdesignmerkmale sind mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft angekommen, man lebt vegan, Hotelzimmer werden nicht mehr zertrümmert, Groupies mit dem nötigen Respekt ("Diversity & Inclusion") behandelt.

Gotteslästerung wäre es da, statt Candy Apple Red ein fröhliches Ralph-Lauren-Pink zu lackieren. Letztendlich sehen die Produktpaletten von Fender und Gibson aus wie eine Zeitreise in die gute Nachkriegszeit. Diese, kombiniert mit einer entgifteten Zeitgeistportion 1970er, ist die derzeitige Komfortzone der Gitarreros.

Zum Glück überwunden ist die kurze, orientierungslose Zeit der 80er - Headless, Graphit, gar Gitarrensythesizer.
 

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