Haben heute die Gitarristen mehr drauf?

  • Ersteller TR Metal
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Nen guten Gitarristen findest du doch heute an jeder Ecke. Aber der Großteil der Leute beschränkt sich nur aufs Nachspielen und Kopieren genau dieser alten Helden.
 
Nettes Erlebnis auf meinem letzten Konzert:

Gitarrist einer Lokalband (wir haben am gleichem Abend ebenfalls gespielt) war technisch wirklich richtig gut, hat jeden Song mit extrem guten Solo gewürzt. Diese waren gut aufgebaut, hatten Dramaturgie, gute Ideen und waren wirklich sauber.

Beim dritten Song kam der erste Ausruf aus dem Publikum: Hör auf zu düdeln, wir wollen Musik!

So leid es mir um den Typen an sich tat, auch mir ging das tierisch auf den Senkel. So gut die Soli auch waren, es war nervig.
Die Zeit in der auch Nicht-Gitarristen noch Gitarrengötter anbeten - die ist vorbei. Es geht um Musik, die 80er sind vorbei. Ein guter Gitarrist definiert sich für mich als guten Musiker der brauchbar Gitarre spielt. Gute Musiker wird es wohl genau so geben wir früher.
Das die Spieltechnik sehr viel besser geworden ist lässt sich kaum abstreiten, aber die Bedeutung für die Musikszene ist eher gering.
 
Genau da liegt der Denkfehler, die Spieltechnik ist eben NICHT besser geworden. Hör dir einige der bekannteren Klassikstücke an, einen jenseits Haufen abgefahrenen Zeug wie Paco DeLucia hat es bereits im vorletzten Jahrhundert gegeben. Im hispanischen Sprachraum vor allem. Schon so was simples wie "Rückkehr nach Alhambra" würde fast jeden modernen Rockgitarristen in die Verzweiflung treiben, oder nimm Hummelflug als Beispiel einer wahnsinnigen Virtuosität (man hat es schon vor Rock'n'roll von Geige auf Balalaika und auf Gitarre umgesetzt).

Nur das Equipment und die Klangmöglichkeiten sind besser geworden. Gibt zwar einen Haufen neue Stile, aber da kann man von keinem qualitativen Vergleich reden.
 
Nettes Erlebnis auf meinem letzten Konzert:

Gitarrist einer Lokalband (wir haben am gleichem Abend ebenfalls gespielt) war technisch wirklich richtig gut, hat jeden Song mit extrem guten Solo gewürzt. Diese waren gut aufgebaut, hatten Dramaturgie, gute Ideen und waren wirklich sauber.

So leid es mir um den Typen an sich tat, auch mir ging das tierisch auf den Senkel. So gut die Soli auch waren, es war nervig

Irgendwie verstehe ich das nicht... wenn die Soli gut waren, einen tollen Spannungsbogen hatten, gute Melodien, was nervt dann daran? Nur weil er nebenbei auch noch spielen konnte?

Belangloses Gedudel nervt mich auch, aber das war ja offenbar hier nicht der Fall. Sondern ein guter Musiker, der gute Ideen mit einer guten Technik darbieten konnte

:confused:
 
Ich verstehe nicht warum technisch versierte Gitaristen immer direkt auf "nur-schnell" und hirnlos/gefühllos reduziert werden.

hi kev,

das genau habe ich ja versucht zu sagen:

hirnlose speedshredderei ist überhaupt nicht gleichzusetzen mit guter technik (und schon garnicht mit guter musik).

auch nicht jeder gitarrist, der schnell spielt, ist deswegen ein hirnloser shredder, wie alle meine oben angeführten gitarristen zeigen (ausser vielleicht "slowhand" clapton, und da sollte man mal von "derek and the dominos" das 70/71er live album hören, wo er höllisch schnell spielt).

wenn mc laughlin über die ballade "round about midnight" improvisiert kracht es im gebälk, aber mit welcher delikatesse!!!

wenn pat martino über einen jazzstandard in tempo 160 bpm in lässigen sechzehnteln improvisiert, macht bei einer analyse JEDER EINZELNE TON SINN !

steve vai empfinde ich bei allem respekt als grenzwertig:

mal abgesehen davon, dass mir seine musik ìnsgesamt wenig sagt (im gegensatz zu satriani), habe ich auch schon äusserst bescheidene dinge von ihm geshen und gehört.

z.b. seine band mit 4 gitarristen auf claptons antigua crossroadsfestival (humorloser kindergarten-affenzirkus) oder sein erbärmlicher versuch , hendrix redhouse zu verunstalten. inzwischen hat er ja eingesehen, dass es im blues doch komplizierter ist,
drei (oder mehr) akkorden mit 5 (oder mehr) tönen leben einzuhauchen.

mit freundlichem groove hanno
 
Die Zeit in der auch Nicht-Gitarristen noch Gitarrengötter anbeten - die ist vorbei. Es geht um Musik, die 80er sind vorbei.

Mhm, nein, eher geht es nicht um die Musik, sondern viel mehr um Style, Bekanntheitsgrad, Medien und Mode etc. Leider ist das so. Auf jeden Fall in der Mehrheit der Gesellschaft. Es geht also weniger um die Musik. Das ist ein Riesenproblem der heutigen Generation. Leute, die nichts auf dem Kasten haben - kein Talent, kein Fingerspitzengefühl, aber nunmal bekannt und angesagt sind, werden angebetet und Leute, die jahrelang sau viel Zeit, Geduld und Arbeit in ihre Fähigkeiten stecken und gute Ergebnisse liefern werden als Angeber abgestempelt und beleidigt. Leider ist das auch in vielen anderen Gebieten, nicht nur dem Gitarrenspielen, so.

Aber ich komme wohl vom Thema ab.

Naja, ich habe meine Meinung ja schon geschrieben, nur das musste ich jetzt mal sagen.


Ich bin der Meinung, dass die Leute von heute, die auch Unterricht bei einem erfahrenen Lehrer haben, besser sind, als die meisten Gitarristen von früher. Die Spieltechnik der E-Gitarre hat sich ja erst in den letzten 80 Jahren entwickelt. Früher haben auch z.B. sehr viele Gitarristen ohne den vierten Finger gespielt, wo sich später herrausstellte, dass es mit viertem Finger auch geht - und schlussendlich viel besser - wenn man genug übt.
Ganz anders bei der A-Gitarre. Da würde ich sagen, dass die heutigen Gitarristen nicht besser werden als die von früher. Die Spieltechnik der A-Gitarre wurde ja schon über hunderte Jahre immer weiter verfeinert und erreichte mit Sicherheit schon vor langer Zeit den Grad der Perfektion.
 
Ok.. um nochmal meinen Standpunkt zu festigen: Ich rede nicht von besseren Musikern, ich weine schon fast den alten Helden hinterher, da heute einfach nicht mehr so geniale Musik geschrieben wird, meiner Meinung nach.

Aaaaaaaber: nimmt man nur das technische Können, ist das für mich eine bisschen andere Sache ... ein kleines Beispiel:

Man höre sich das Solo von Led Zeppelin's "Heartbreaker" an. Dann, ab zu Youtube, "Heartbreaker - Solo" eingeben und schon findet man unter den etlichen Versionen bestimmt den ein oder anderen, der es schlichtweg SAUBERER spielt als Jimmy Page.
Klar, er hat das Solo geschrieben und er war ein GENIALER Musiker. Aber darum geht es MIR - JETZT nicht. ;)
 
ich vertrete ja auch die these, dass es heutzutage einfach viel mehr gitarristen gibt und dementsprechend auch mehr "gute". es gibt ja auch viel mehr musik insgesamt.
zudem durch das internet die möglichkeit viel gezielter extreme dinge zu finden.
die informationen sind alle da.
nicht wie früher wo man sich die sachen alle aus dem radio holen musste, oder den plattenladen durchhören oder sonstwie.
heutzutage ist man in so nem komischen musikerforum und wird täglich mit irgendwelchen überraschenden und krassen sachen zugebombt.

ABER sowas gab es auch früher. wie ja schon einige beispiele hier zeigen.
nur war es vllt nicht so verbreitet, und es gab nicht soviele menschen die so excessiv gitarre gespielt haben.

mir persönlich ist es aber im grunde relativ egal wie gut jemand musik machen kann, wenn er/sie mich damit berührt.
ich bin auch immer wieder überrascht, wenn ich ein lied total gut finde, mir die tabs raussuche und feststelle, dass es im grunde sehr simpel gestrickt ist.
so what.. was heißt "mehr drauf haben"? gute technik macht noch kein gutes stück, ebenso macht schlechte technik auch kein gutes stück. gute technik macht es einfacher gute stücke zu schreiben und auch spielerisch rüberzubringen. aber man muss kein ausnahmegitarrist sein um gute stücke zu schreiben..
frei nach Bodo Wartke: "Das ist meine Meinung" ;-)
 
Irgendwie verstehe ich das nicht... wenn die Soli gut waren, einen tollen Spannungsbogen hatten, gute Melodien, was nervt dann daran? Nur weil er nebenbei auch noch spielen konnte?

Belangloses Gedudel nervt mich auch, aber das war ja offenbar hier nicht der Fall. Sondern ein guter Musiker, der gute Ideen mit einer guten Technik darbieten konnte

:confused:

Die Soli waren gut, ich hätte nicht gewusst wie er sie hätte besser machen sollen. Was genervt hatte war, dass er sie ständig gespielt hatte. Das er mal zeigen will wie geil er spielen kann ist ja in Ordnung, das lässt jeder Zuschauer gerne über sich ergehen. Aber alle drei Minuten wieder dran erinnert zu werden macht keinen Spaß beim zuhören.
Die allermeisten gehen auf Konzerte um gute Songs zu hören und eine gute Show zu sehen. Wichsende Gitarristen müssen da nicht sein, außer man geht zu einem Konzert wo genau das Programm ist.

Das ist so wie eine tierisch abgefahrene, superaufwendige Kamerafahrt in einem Kinofilm. Sie kann mal richtig gut passen und man kann die Macher auch dafür bewundern dass sie das hinbekommen haben, aber wenn sie alle drei Minuten kommt wenn man eigentlich gerade eher den für die Story wichtigen Dialog mitbekommen will dann stört das gewaltig - egal wie ideenreich und gut die Kamerafahrt ist.

Gerade weil ich selber nichts lieber tun würde als die ganze Zeit auf der Bühne zu solieren merke ich, wie selten Soli wirklich für den Songs und wie oft sie für das Ego gemacht sind.
Und die Zeit der Gitarrenhelden ist großteils vorbei. (ein paar kleien Ausahmen gibt es ja noch) In den Achtzigern hat ja sogar der Schlagzeuger das Publikum mit 20 - Minutensoli quälen dürfen, heute gibt sich sowas in der Art keiner mehr. Gitarristen werten das im allgemeinen als Abekehr von wahrer Musik, ich sehe das eher so dass man wieder mehr an Songs als an Egos interessiert ist.
 
Dann stell dir mal alle AC/DC Songs ohne Solo vor, einfach schrecklich. Ich bin der Meinung, dass in jedem Rocksong ein fetztendes Gitarrensolo muss. :p
 
Meiner Meinung nach haben mittlerweile, viele Gitarristen mehr möglichkeiten besseres Equipment, bessere Lehrer, ich kenne einige Lehrer die 70 sind das waren zum Teil echt bessere Anfänger.
Könnte Page heute einen Plattenvertrag abstauben, und mit Malmsteen mithalten wohl kaum. Früher waren die Leute weniger gewöhnt, weil kaum einer Gitarre spielen konnte, gar die Möglichkeit hatte eine zu kaufen, damals war der Einäugige König unter den Blinden.
Schaut euch doch Page bei den Yardbirds an, oder Blackmore bei den Outlaws, die haben sich erst im Laufe der Zeit entwickelt.
Ich behaupte nicht das ich so gut bin, aber die Profis und Lehrer die kennengelernt habe waren technisch meist weiter, musikalisch und als Songwriter da ist ein anderes Kapitel.
 
songwriting ist immer noch das ding, technisch muss man die frage des threadstellers klar mit ja beantworten. also nimmt man die gesamtzahl der guten gitarristen. nimmt man die prozentzahl der guten gitarristen von der gesamtzahl AN gitarristen, könnte es auch gleich geblieben sein :)
 
Haben heute die Gitarristen mehr drauf?

Ich finde nein. Um mal stark zu generalisieren: Entweder Gitarristen riffen und raffen die ganze Zeit den selben Scheiß rauf und runter und ich möchte nach 10 sekunden schon kotzen. Oder sie spielen absolut nur nach Lehrbuch und langweilen mich weil sie genau wie 5 Millionen andere Gitarristen klingen. Oder sie spielen einfach zu technisch und ohne viel Freiheit, so dass kein Gefühl aufkommt. Die meisten Leute die ich so spielen höre passen mindestens in eine dieser 3 Kategorien. Ausnahmen gibt es zum Glück immer :).

Ich höre z.B. lieber wie John Lee Hooker immer den gleichen Akkord umspielt(unterstrichen, falls das irgendeiner wieder überliest) als irgendeinen Malmsteen der 3 Trillionen Anschläge pro Sekunde schafft um zu zeigen wie dominant seine linke Gehirnhälfte ist :D
 
Liebe Generation iPod,


Die Spieltechnik der E-Gitarre hat sich ja erst in den letzten 80 Jahren entwickelt. Früher haben auch z.B. sehr viele Gitarristen ohne den vierten Finger gespielt, wo sich später herrausstellte, dass es mit viertem Finger auch geht - und schlussendlich viel besser - wenn man genug übt.

Kauf Dir mal ein Video von Jimi play Monterey, und dann unterhalten wir uns über den vierten und fünften Finger. Alle Gitaristen, die hier genannt wurden, sind technisch zehntausendmal besser, als wir alle zusammen jemals werden. Und zähle mal Black Dog aus. Was Du behauptest, hat schlicht und ergreifend nichts mit der Realität zu tun.


Könnte Page heute einen Plattenvertrag abstauben, und mit Malmsteen mithalten wohl kaum. Früher waren die Leute weniger gewöhnt, weil kaum einer Gitarre spielen konnte, gar die Möglichkeit hatte eine zu kaufen, damals war der Einäugige König unter den Blinden.
Schaut euch doch Page bei den Yardbirds an, oder Blackmore bei den Outlaws, die haben sich erst im Laufe der Zeit entwickelt.
Ich behaupte nicht das ich so gut bin, aber die Profis und Lehrer die kennengelernt habe waren technisch meist weiter, musikalisch und als Songwriter da ist ein anderes Kapitel.

Das ist ganz grober Unfug. Jimmy Page war einer der renommiertesten Studiomusiker der 60er Jahre. Und einäugig war der nicht, nur nicht auf MTV, deswegen kennst Du ihn nicht wirklich. Zu behaupten, dass irgendein Provinzgitarrist weiter wäre als der Leadgitarrist einer der bedeutensten Rockbands überhaupt, die endverfrickelten Kram gespielt haben (Led Zeppelin 4!!! The Song Remains The Same!!!) ist schon vom Allerfeinsten. Rhythmisch ist die Musik von Led Zeppelin zwei Universen komplizierter als die 4/4-Stampfer von Malmsteen.

Ok.. um nochmal meinen Standpunkt zu festigen: Ich rede nicht von besseren Musikern, ich weine schon fast den alten Helden hinterher, da heute einfach nicht mehr so geniale Musik geschrieben wird, meiner Meinung nach.

Aaaaaaaber: nimmt man nur das technische Können, ist das für mich eine bisschen andere Sache ... ein kleines Beispiel:

Man höre sich das Solo von Led Zeppelin's "Heartbreaker" an. Dann, ab zu Youtube, "Heartbreaker - Solo" eingeben und schon findet man unter den etlichen Versionen bestimmt den ein oder anderen, der es schlichtweg SAUBERER spielt als Jimmy Page.
Klar, er hat das Solo geschrieben und er war ein GENIALER Musiker. Aber darum geht es MIR - JETZT nicht. ;)

Dieses "Sauberer" nennt man Kompressor, High Gain, Delay, Noise Gate und EQ. Du glaubst, es sei sauberer, es ist aber nur sauberer verstärkt. Wenn die YouTube-Kiddies Jimmy Page auspagen (bekanntlich einer der renommiertesten Studiomusiker), dann frage ich mich, warum die bei YouTube spielen und nicht bei Peter Gabriel. Dein Post offenbart erschreckenderweise, dass Du nicht zwischen Technik (und damit meine ich Verstärkung und Effektprocessing) und Spiel trennen kannst. Jimmy Page hat sehr sauber gespielt.

Die Gitarrenhelden von heute sind keinesfalls schlecht und früher war nicht alles besser. Schlechter war es auch nicht. Die Generation iPod putzt hier alles herunter, was keine 44.1 kHz Abtastrate beim Aufnehmen hatte und mit einer Batterie an Plug-Ins plattkomprimiert wurde. So dominieren Hörgewohnheiten die musikalische Wertschätzung. Armes Musiker-Deutschland.
 
Ich denke, das hier trifft im großen und ganzen den Nagel aufn Kopf:
aber qualitative Vergleiche machen null Sinn.

Ich denk was Schnelligkeit,eineige Techniken etc angeht,wurde die Messlatte einfach nur höher gelegt.Genauso wie es beim Sport mit dem Hochsprung bspw ist.

Was ist eigentlich gut?
Wenn man sich mal die Frage stellt,dann hat man die Antwort doch schon auf der Hand,wa?
ICh mein ich finde bspw Michael Angelo gut. Andere finden Vai gut.
Und wo ist der Unterschied? Na zwischen ihrem ganzen Spiel.Wo sonst?
Einige (ich auch) finden das Highspeedgeschredde vom Angelo gut,andere finden das gefühlvolle Spiel von Vai gut.Andere finden wieder dass Angelo auch gefühlvoll spielt..
Also wenn man mal beide an die Wand stellt und vergleicht was der andere jeweils gut macht,wird man doch klar merken dass alles subjektiv ist..
Und da ist es doch scheißegal ob es nun Angelo und Vai zum Vergleich sind,oder Angelo und jemand der seit 30 Jahren tot ist!


Mantas
 
das ist wie, als würdest du den fussball von heute mit dem aus den 50ern vergleichen ^^
die haben einfach aus dem was gemacht, was da war. Ich wette jimi hendrix hätte heute ein größeres effektbrett als der von RHCP :D *joke*

aber den satz sollte man sich auf der zunge zergehen lassen.
so wahr eben:

Es gibt heute keine besseren Gitarristen als vor 30 Jahren, sondern andere.
 
Was ist eigentlich gut?

danke für diese frage!
es wurde doch schon x-mal angesprochen, dass gut immer etwas mit geschmack zu tun hat, da wir nunmal das als gut beurteilen, was uns selbst gefällt. fragt mal einen hiphopper, ob er glenn tipton oder kirk hammett gut findet. sicherlich nicht, da ihm die musik gar nicht gefällt.

oder: wer miles davis kennt, wird wissen, dass er wohl die gegenkonzeption zu allem schnellen war. trotzdem gilt er als einer der besten jazztrompeter und wohl bei weitem der bekannteste. seine stücke gelten als die standarts schlechthin und sein spiel beeinflusste fast alle nachfolgenden.

zum thema technik: ich würde vielen mal empfehlen, sich ein klassisches gitarrenkonzert anzuhören. ich glaube danach brauchen wir uns über die qualitäten von modernen gitarristen nicht mehr zu unterhalten, denn was dort geboten wird ist aller erste sahne. ebenso kann ich das solo von wes montgomery zu impressions von coltrane empfehlen (zu finden auf einer CD- reihe "jazzclubs/ legends"). auch da dürften die meisten modernen gitarristen erblassen.
und um bei den klassikern der rockgeschichte zu bleiben: hört euch mal wieder child in time, whole lotta rosie, dirty deeds done dirt cheap oder auch black dog etc. etc. etc. an. und dann "moderne" soli. und bis heute habe ich noch keinen gitarristen gefunden, der rhythmus- und solospiel so verbunden hat wie hendrex. entschuldigt meine unbildung diesbezüglich.

was mir schleierhaft ist: was hat die menge der verwendeten effekte mit der qualität eines gitarristen zu tun?? das der sound beeinflusst wird, ist mir klar, aber sind wir jetzt besser, weil wir besseres equipment verwenden??

gruß
 
Meiner Meinung nach ist es eher umgekehrt. Weil heute gibt es so viele Effekte usw. die alles beschönigen (ich benutz sie ja auch oft^^) und da hat man teils bei schlechterem Spiel nen besseren Sound als die "Oldies". Deshalb übich teilweise auch bewusst öfters auf meiner schlechten Marshall-30W-Anfänger-Combo um mich nicht besser zu machen als ich bin mit Effekten usw. Das sich manche Techniken erst im Laufe der Zeit entwickelten kann man den Oldies ja nicht zur Last legen.
 
Haben heute die Gitarristen mehr drauf?

Ich finde nein. Um mal stark zu generalisieren: Entweder Gitarristen riffen und raffen die ganze Zeit den selben Scheiß rauf und runter und ich möchte nach 10 sekunden schon kotzen. Oder sie spielen absolut nur nach Lehrbuch und langweilen mich weil sie genau wie 5 Millionen andere Gitarristen klingen. Oder sie spielen einfach zu technisch und ohne viel Freiheit, so dass kein Gefühl aufkommt. Die meisten Leute die ich so spielen höre passen mindestens in eine dieser 3 Kategorien. Ausnahmen gibt es zum Glück immer :).

Ich höre z.B. lieber wie John Lee Hooker immer den gleichen Akkord umspielt(unterstrichen, falls das irgendeiner wieder überliest) als irgendeinen Malmsteen der 3 Trillionen Anschläge pro Sekunde schafft um zu zeigen wie dominant seine linke Gehirnhälfte ist :D

Wobei Du natürlich einer dieser Ausnahmen bist, oder?

Ich denke diese Klassifizierung oder die Zwänge wie die Vorbilder zu klingen oder krampfhaft seinen eigenen, noch nie dagewesenen Stil zu finden, sind - auf gut deutsch - ziemlich bescheuert. Wie viele Gitarristen sollen denn einen eigenen, wiedererkennbaren Stil haben? Wie viel neues soll denn spieltechnisch noch gefunden werden?

Ich bin der Meinung, daß man als Gitarrist spielen soll, wie einem die Finger gewachsen sind. Dazu gehören auch egomanische Soli oder eben die Einarbeitung von dem, was man bis dahin gelernt hat. Niemand setzt sich hin und sagt: "Ich schreibe jetzt mal einen Song, der nur Elemente enthält, die bis dato noch nicht dagewesen sind". Solange es dem Hörer und dem Musiker Spaß macht, ist doch alles in Butter. Ich für meinen Teil möchte mit meinem Spiel etwas ausdrücken, darum schreibe ich Songs. Und wenn Dir das nicht gefällt weil ich zu sauber oder unsauber, gefühlvoll oder gefühllos, nicht schnell genug oder zu schnell, nicht eigenständig genug oder zu eigenständig spiele, dann hör's Dir um Gottes willen nicht an, aber das macht meine Musik auch nicht schlechter.

Ob nun die alten oder die neuen Helden "besser" sind ist im Grunde eh vollkommen wumpe:

Sehr geehrter Herr Vai,

erstmal herzlichen Glückwunsch zu Ihrem neuen Geschwindigkeitsrekord in 100 Meter Gitarrensaite, aber die User im Musiker-Board sind nach langwieriger Diskussion zu dem Schluß gekommen, daß Mr. Jimi Hendrix ein besserer Gitarrist war.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit,

mit freundlichen Grüßen,
et cetera pp
 

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