Ist Folk noch angesagt?

  • Ersteller ibkoeppen
  • Erstellt am
Ich glaube, mit dem Folk geht es immer wieder mal auf und ab. Auch in Zeiten, wo es als Musiker oder Band unmöglich ist, von der Musik zu leben, hat Folk für seine Anhängerschaft noch eine immense Bedeutung. Wir haben aber hier eher eine Szenerie, wo eben fast jeder Fan gleichzeitig auch Künstler ist, und das unterscheidet uns eben von den subkulturellen Strömungen, wo klar unterschieden wird zwischen Konsument und Aufführendem.
So ist das halt mit dem Folk...
 
Die Folk-Szene in UK ist immer noch sehr präsent. Ich war gerade auf drei Festivals und der Besucherandrang war groß. Die Veranstalter sagten auch, dass die Besucherzahlen steigen in den letzten Jahren. Musikalisch ging es quer durch den Gemüsegarten. Der gemeinsame Nenner war eigentlich nur "Hauptsache akustisch!" Das Publikum war altersmäßig bunt gemischt aber mit Schwerpunkt 40-50. Gerade die jungen Bands die sich sehen konnte waren sehr experimentell und ich hätte diese eigentlich auch eher in anderen Genres gepackt (Weltmusik etc.). Das könnte/sollte junges Publikum ziehen können in der Zukunft. Aber Folk ist halt vielleicht auch eher eine Einstellung als eine Musikrichtung :gruebel:

Andererseits: der Reiz von Folk-Konzerten liegt für mich gerade darin, dass diese eher kleiner und familiär sind. Folk als Massen-Event würde die Atmosphäre nur kaputtmachen... Ansonsten kann ich mich Uschaurischuum nur anschließen.
 
Also ich bin jetzt 24 und drauf und dran, mich in der Richtung zu spezialisieren bzw. mich drauf zu konzentrieren. Ich spiele jetzt 4 Jahre Gitarre und hab in der Zeit vieles ausprobiert. Seit ich Gesang lerne, merke ich aber, dass meine Inspiration zum Songschreiben extrem gestiegen ist ... und meinen Bekannten gefallen meine Songs und Texte sehr gut.

Ein riesiger Vorteil ist, dass man nicht zwangsweise eine Band braucht ... zwar habe ich so zwei Mitstreiter, aber die bringen kaum Inspiration rein. Da frag ich mich halt zunehmend, ob ich es nicht einfach "allein" machen soll, weil meine Songs dadurch wenig verlieren und man eher noch authentischer rüber kommt.

Den meisten in meiner Altersgruppe scheint sowas auch zu gefallen. Sieht man ja auch an Stars wie z.B. Jason Mraz oder John Mayer, die sogar sehr bekannt sind.

Wichtig ist, denke ich, dass man auf dem Instrument ein wenig was reinbringt - man hat ja nur das eine. Wenn es nach Pfadfindergeschrammel klingt, ist spätestens das dritte Lied langweilig.
 
Was ich auf Open-Stage-Veranstaltungen immer wieder beobachte ist, das Irish Folk sehr gut ankommt. Das scheinen die Leute in Deutschland zu lieben. Da wird mitgeklatscht und mitgesungen. Muss noch nicht mal ne Session im Irish Pub sein.

Das ist wirklich ein (kleines) Phänomen. Irish Folk kommt bei vielen an, die ansonsten vielleicht gar nicht so einen ausgeprägten Musikgeschmack haben, bzw. nicht (nur) für Musik in den Pub gehen oder ansonsten der Folkmusik nahestehen.
 
ich weiß nicht ob das in die folk ecke gehört, aber die band mumford and sons (http://www.mumfordandsons.com/) produziert recht feines zeug aus der richtung und ist glaubich grade richtig im kommen..reinhören!
 
Moin!
In Moers findet regelmäßig in einem Jugendzentrum eine Session statt. Wenn ich kann, fahre ich da hin. Da treffe ich Grufties, Metaller, Punker und Leute, die auch mal in die Disco gehen. Und ich spiel da Folk, Folkrock, Country und sogar Volkslieder. Und die Kids bedanken sich bei mir und sagen: "Schön, daß Du mal wieder hier bist." und "Können wir was zusammen spielen?" und sie fragen mich manchmal um Rat.
Und als ich auf meiner "open Stage" mal sagte: "Wir haben uns unsere Lieder erst von den Nazis und dann vom Musikantenstadl wegnehmen lassen. Wird Zeit sich die zurück zu holen!", da sind Schüler und Studenten johlend, pfeifend und klatschend auf die Tische gesprungen.
Der Mainstream, die Kommerzschiene geht unter. Folk gehört zu den Musikrichtungern, die niemals sterben werden.
Gruß, Peter
 
wenn ich die webseite schon seh krieg ich ehrlich gesagt das kotzen^^
bei mir is folk woody guthrie, tom morello?!?
 
a) welche Webseite? :nix:

b) wolltest du sicher ausdrücken, dass die Seite bzw. die Musik nicht deinem Geschmack entspricht - ich finde solche Ausdrücke über Musik nämlich zum ... :(
 
Warum? Hast du denn mal in die Musik reingehört? Die Frau hat außerdem schon zig Platten rausgebracht, die sehr unterschiedlich sind. Das alte Zeug auf YouTube ist nicht mehr unbedingt repräsentativ.
 
Und wie Folk noch lebt. Dudelsack und Drehleier Bauer in Deutschland haben genug Aufträge und es kommen jährlich neue Bauer dazu ;)

Und auch mit traditionellen Instrumenten kann man abgrooven

http://www.youtube.com/watch?v=jpgwoZhU2lU
 
Also, so wie sich das hier in den Vereinigten Staaten darstellt, gefällt Folk noch immer denen, denen es auch in ihrer Jugend in den 60er und 70er Jahren gefallen hat, d.h. also den Baby-Boomers und übriggebliebenen Hippies.
Wenn man ein jüngeres Publikum ansprechen will, muß man sich nach Lokalitäten umschauen, in denen sich 'alternativ' gesinnte Studenten treffen.
Dürfte auch regional verschieden sein, Folk kommt wahrscheinlich in Nordkalifornien, dem Pazifischen Nordwesten, Boston und vielleicht New York besser an wie sonstwo.
 
Also der Bal-Folk hält sich wacker und scheint wieder etwas zu wachsen:
http://www.wdr5.de/sendungen/neugiergenuegt/feature/taenze-spass-100.html
http://www.wdr3.de/musik/musikkulturenbeiwdr3/musikkulturenvorlage182.html

Eine Niesche wird es zwischen dem ganzen Mainstreamkrempel wohl bleiben, aber solange genug Leute zum Spielen und Tanzen da sind, ist man schon froh.

Freut mich als Drehleierspieler und Folktänzer natürlich.
Wer hier in Berlin entsprechende Veranstaltungen sucht:
http://folkstanz.in-berlin.de/
https://folkstammtischberlin.wordpress.com/

Für außerhalb:
http://www.balhaus.de/regiolinks.htm

Hab am Wochenende insgesamt wieder ca. 5 Stunden Bourrées, Scottishes, Mazurkas, Chapeloises, Ciercle Circassienne, Valses etc... getanzt, war sehr schön,
kann ich aber nicht zu Musik aus der Konserve, die nötige Energie von den Musikern kommt nur live richtig rüber und so Sachen wie Schlagzeug und elektrische Geschichten machen es schnell kaputt.
Immerhin bewegen sich viele wieder mehr vom Standardinstrumentarium weg und sorgen mit entsprechenden Instrumenten aus Einzelanfertigung wieder für mehr Vielfalt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Folk lebt, beweisen eigentlich die vielen kleinen Folkfestivals, die es überall gibt. Folk bzw. Volksmusik (hat nix mit Volkstümelei zu tun) spiegelt auch immer die gesellschaftlichen Bedingungen wieder, unter denen wir leben.

Dazu hier mal ein Zitat vom Plattencover der LP "Hannes Wader Volkssänger", das meine Vorstellung vi:redface:n Folk, Volksmusik ziemlich gut trifft:

Volkslieder sind Lieder, die im Volk entstanden sind und die vom Volk gesungen werden. Volkslieder beschreiben in der Sprache des Volkes die jeweils bestehenden Verhältnisse. Sie nennen die Ursachen, die zu diesen Verhältnissen führen, üben also offen oder versteckt Kritik an den Herrschenden. Volkslieder beziehen oft Stellung gegen Not und Unterdrückung und beschreiben die Bedürfnisse und Zukunftsvorstellungen des Volkes.
 
Volkslieder sind Lieder, die im Volk entstanden sind und die vom Volk gesungen werden. Volkslieder beschreiben in der Sprache des Volkes die jeweils bestehenden Verhältnisse. Sie nennen die Ursachen, die zu diesen Verhältnissen führen, üben also offen oder versteckt Kritik an den Herrschenden. Volkslieder beziehen oft Stellung gegen Not und Unterdrückung und beschreiben die Bedürfnisse und Zukunftsvorstellungen des Volkes.

Diese Aussage ist teilweise durchaus richtig, allerdings ist ein sehr großer Teil der Volksmusik instrumentale Tanzmusik, wenngleich diese in Deutschland mit der Zeit etwas untergegangen ist, vor allem, da die urtümliche Hausmusik und Volkstanzveranstaltungen hier in den meisten Gegenden ausgestorben sind.
Erst durch Festivals wie das Klangrauschtreffen, Pipenbock, Trossin (jetzt im Kulturgut Radis), die Bordunalen, das South-Folk-Festival etc... hat sich dies nun zumindest teilweise wieder geändert.
Volksmusik auf Klassikinstrumenten finde ich meist ganz grauenvoll, da die gleichschwebende Stimmung und die auf Lautstärke ausgelegten Instrumente klanglich oft überhaupt nicht passen.
 
Wenn ich mir die Besucherzahlen in Rudolstadt so Jahr für Jahr ansehe... Dann ist Folk auf jeden Fall angesagt.
 
Also, ich spiele Volksmusik und habe meine bescheidene aber treue, regionale Anhängerschaft!:great:

Das, was Wader sagt, trifft eigentlich heute auf das Rap zu. Jugendarbeitslosigkeit, Verarmung ganzer Gesellschaftsschichten und Regionen usw. fasst man heute nicht mehr in populäre Balladen, die jeder mitsingen kann. Wozu auch? Es gibt ja das iPod!
Weshalb ich trotzdem alte Lieder singe - aus den Britischen Inseln, wo ich herkomme und aus Deutschland, wo ich lebe - hat mit historischer Perspektive zu tun. Das Volkslied im Sinne von Hannes Wader führt uns vor Augen, dass der einfache Mensch immer schon mit Liebe und Hass, Krieg und Frieden, Leben und Tod, Armut und Reichtum und der Willkür der Mächtigen zu tun hatte. Dessen teils leidenschaftliche, teils humorvolle Auseinandersetzung damit kann uns eine Inspiration sein. Unsere Rapper sind nicht die ersten, die das alles ansprechen - und ich gehe davon aus, dass sie auch nicht die letzten sein werden.

In diesem Sinne sehe ich das Volks-Liedgut als wichtiger an, als die Volks-Tanzmusik. Tanzmusik macht keine Aussage. Auch wenn sie genauso schön klingt, wie eine gesungene Ballade oder ein Scherzlied: sie lullt ein, eher als dass sie zum Nachdenken anregt. Wie Techno auch.

Volkslieder sind eigentlich eine gesungene Literatur - und wir lesen auch klassische Autoren wie Tolstoi, Dickens, Goethe und co. um aus deren Einsichten in das menschliche Leben zu lernen.

Cheers,
Jed
 

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