Hallo Jungs!
Danke für die bashfreien Beiträge. Finde ich eine super Sache. Ist leider echt so, dass mir die Sache zu schaffen macht, und mit wem sollte ich schon drüber reden können. Hehe, ich muss aber zugeben, meine Freundin hat tatsächlich anteil an meinem Schmerz genommen.
Klar, das hat schon was. Nur - je schwerere Image-Geschütze man auffährt, umso mehr muss man sich halt auch anstrengen ihnen gerecht zu werden.
Ist ähnlich wie beim Wrestling - du musst schon so tuen als ob das alles Ernst ist, ansonsten funktioniert es nicht.
So habe ich das auch immer gesehen. Ich hatte auch nie was dagegen, wenn sich eine Band auch als kleines "Unternehmen" sieht und ihr Image für professionelles Marketing verwendet. Das ist einfach nötig. Musiker müssen auch von was leben. Da hab ich mir nie Illusionen gemacht.
Ich dachte halt immer, dass mein ein Image nicht VÖLLIG aus dem Blauen heraus aufgreifen sollte, sondern schon vorhandenes verwendet und das dann amplified. Z.B. wenn sich David Bowie immer als Außenseiter gefühlt hat, und daraus sein "Außerirdischen"-Image gemacht hat. Oder Die Ärzte einfach ironische Typen sind, und dann bewusst ein Spaßband-Image aufbauen.
Und bei Manowar dachte ich halt immer, okay, die sind von sich überzeugte, kompromisslose,
loyale Typen und das haben sie dann halt verzehnfacht und daraus das Warrior-Image entstehen lassen. Zwar berechnet, aber eben basierend auf tatsächlichen "Qualitäten".
So habe ich mir auch immer die DeMaio Entgleisungen der letzten langen Jahre zurechtgelegt. Dass er halt einfach beim Image aufrechterhalten über das Ziel hinausschießt. Was zwar schade und ein Fehler ist, aber halt ein Fehler, der einfach auf falscher Einschätzung der Situation beruht. Wer weiß, vielleicht dachte Joey ja:
"Ok, die europäischen Fans haben unser Image mittlerweile verstanden. Damit wir den amerikanischen Markt erobern können, müssen wir das Warrior-Image noch einiges krasser machen, damit selbst die blicken, wofür wir stehen."
Das wurde zwar zusehendst lächerlicher und peinlicher, und ich habe auch darüber geschmunzelt, aber das hat mir ihr Image im Kern nicht kaputtgemacht. Es war halt einfach zu viel auf einmal. Was soll's.
Dass sie aber ihre Fans belügen, wie jetzt herauskommt, das macht für mich das Image von den Wurzeln aus kaputt und das ist das Traurige.
Tja ich hab das Manowar Image immer so betrachtet:
Gehst du zu einem Manowar Konzert dann siehst du auf der Bühne und vor der Bühne einen Haufen erwachsener Männer, die sich benehmen wie 10 Jährige und dabei einfach ne Menge Spaß haben.
Ich muss doch sehr bitten! Wie kannst du nur sagen, dass sie sich wie zehnjährige benehmen!!! Es ist doch offensichtlich, dass sich Manowar mit ihren Mitte 50 nicht wie zehnjährige, sondern bitte wie pubertierende fünfzehnjährige benehmen. So eine üble Nachrede lasse ich nicht gelten. Ich denke da ist vielleicht sogar eine kleine Entschuldigung fällig.

Haha, das war natürlich als Gag gemeint. Aber deine Aussage trifft es halt gut. Der Kern für mich ist dabei der letzte teil: ",
und dabei Spaß haben!". Das heilt für mich eigentlich alles. Für mich ist eigentlich das wichtigste an einem Konzert, dass man Spaß hat. Und wenn das ein Bühnenoutfit mit Ledertangas einschließt, nun gut. Dann soll es halt so sein.
Entscheidend für mich ist aber, dass Manowar tatsächlich zwei Seiten haben. Die eine die du beschreibst, ist den meisten bekannt.
Das sind die Manowar, die man von Konzerten kennt oder aus der Metaldisco, wo man mit betrunken mit Kumpels fröhlich und unbeschwert "Kings of Metal" mitgröhlt und sich totlacht, wenn man "Other bands play, MANOWAR KILL!" gröhlt. Tolle Sache!
Das Ding ist halt, dass es auch eine andere Seite von Manowar gibt. Und das sind die Songs, die Steelwizard beschreibt. Die mit der Message: "Kämpf für deine Ziele bis du sie erreicht hast."
Meine Manowar Entdeckungs- und Rund-um-die-Uhr Hörungsphase war zu einer Zeit (lange her) als ich schwer krank war, Kampfsport wegen Gelenkproblemen aufgeben musste, und wegen chronischer Kopfschmerzen zur Schmerztherapie gehen musste. Dazu noch eine Portion Teenage Angst, Stress im anstrengenden und blöden Nebenjob und ein für mich schwieriges letztes Abiturjahr.
In so einer Situation bedeutet es einem wirklich was, wenn in dem Song "Mountains" ein geschrieenes "I HAVE NO FEAR!" erklingt.
Dieses ganze Sich-Durchkämpfen, das Manowar so stark thematisieren, ist sicher für manche total übertrieben und lustig. Das verstehe ich natürlich. Für mich hat es damals halt wie die Faust aufs Auge gepasst.
Mit anderer trauriger und emotionaler Musik, die auch Schmerz und Schwierigkeiten thematisiert, konnte ich nichts anfangen, denn da war immer eine Opferhaltung zu erkennen. Und das war einfach nichts für mich. Bei Manowar nimmt man eben das Gegenteil einer Opferhaltung ein und kann neuen Mut schöpfen.
Sicher kommt das in den allseits bekannten "Warriors of the world", und "Kings of Metal" nicht heraus. Das sind Songs zum Feiern. Aber "Mountains" zum Beispiel ist halt was ganz anderes. Tja, und es war halt nicht einfach der Song alleine, der mir Kraft gegeben hat, sondern da kam noch das Image der unerschütterlichen, starken und loyalen Band dazu, sozusagen als Katalysator, der das ganze noch kraftvoller gemacht hat.
Scott fand ich immer schon am symphatischsten, weil man bei ihm (und Eric) schon eine gewisse Selbstironie rausgehört hat. ich bin gespannt auf sein Soloalbum, da hat er die Chance mal richtig abzugehen. Bei Manowar hat er ja kaum mehr als den Drumcomputer gemacht.
Ja, ich fand Scott auch immer am sympathischsten weil am natürlichsten. Auf dem Bild sieht er meiner Meinung zwar nicht gesünder aus, aber zufriedener. Und so, als wäre er jetzt mehr "er selbst." was ja eigentlich auch gesünder ist.
Wegen der Selbstironie, die du ansprichst hab ich mir schon öfters Gedanken gemacht. Denn Selbstironie ist ja wirklich was tolles. Das scheinen immer mehr Leute zu begreifen und so kommen zum Beispiel auch immer mehr selbstironische Horrorfilme. Man liest doch immer in Filmzeitschriften "erfrischender Horrorfilm, der sich selbst nicht zu ernst nimmt." Oder um bei Bands zu bleiben, das war ja auch immer cool, wie wenig sich Helloween ernst genommen haben.
Auf der anderen Seite hat es aber auch was, wenn man nach drei selbstironischen cleveren Horrorfilmen mal wieder einen richtig düsteren kompromisslosen Horrorfilm schaut.
Und genauso hab ich das bei Manowar gesehen. Es gibt viele tolle Bands die unbeschwert durchs Leben gehen und Selbstironie ausstrahlen. Für mich war eben dieses Sich-Ernst-Nehmen von MAnowar etwas erfrischend Neues. So komisch sich das auch anhört.
Unsere Welt wäre sicher besser, wenn alle Menschen toleranter und kompromissbereiter wären. Ich zum Beispiel war damals halt viel zu stark angepasst, viel zu Kompromissbereit (im Sinne von, hab immer den Schwanz eingezogen) und immer gern über mich selbst gelacht. Das war etwas völlig neues für mich, dass man auch mal die eigenen Interessen in den Vordergrund stellen kann. Oder dass man etwas durchsetzt von dem man selbst überzeugt ist, auch wenn es jemand anderem nicht passt. Oder dass ich mich nicht von kleineren Kids schlagen lasse, weil ich Gewalt verabscheue und mich nicht wehren will.
Das ist eine Lektion gewesen, die wohl die wenigsten Leute brauchen. Die meisten werden ihre Inspiration woanders finden. Vielleicht von einem Kumpel, von einem Herrmann Hesse Buch oder sonst wo her. Bei mir waren es halt die Manowar Songs verstärkt durch ihr Image, das mir Mut gemacht hat, mal andere Wege zu gehen.
Alles andere, was ich gehört habe, war schon tolle Musik, egal ob Deep Purple, Bach, Meat Loaf, Green Day, Ramones, Iron Maiden, Phantom der Oper. Egal was. Aber nur Manowar hatten für mich etwas, das über die reine Musik hinausging.
Nachdem es mir nach Jahren besser ging, wurde auch Manowar für mich einfach zu "nur Musik". Aber ich habe nie vergessen, was mir die Musik damals bedeutet hat. Und da tut es mir halt wirklich weh zu erfahren, dass sie die Fans belogen haben und das Image der loyalen Brothers einfach nur Bullshit ist.
Im Grunde ist "Fan- Sein", sowieso etwas komisches. Dass einen an einer Band außer der Musik überhaupt noch irgendwas interessiert. Dass man sich mit ihrer Geschichte beschäftigt und sich vielleicht gar Poster der Band aufhängt. Aber dieses seltsame Fan- Sein soll tatsächlich weit verbreitet sein, und sogar bei Hörern anderer Bands vorkommen.