Hier meine ersten Eindrücke vom Nordstage 2-88 nach einem stressigen  Wochenende. Wirklich viel Zeit hatte ich leider nicht, konnte leider  bisher nur die Presets durchsteppen und bißchen was anklimpern, aber  soviel vorweg: Verschlimmbessert (wie bei manchem Fernost-Produkt) wurde  aber definitiv nichts. Es wirkt auf mich haptisch und optisch insgesamt  noch etwas besser und durchdachter als zuvor... und beim EX war's schon  sehr gut. 
 Am besten wäre es, man könnte NS EX und NS 2 mal direkt nebeneinander  stellen und vergleichen. Mein EX ist leider schon seit Dezember weg,  daher sind alle geschilderten Eindrücke rein subjektiv. Ohne direkten  Vergleich mit dem EX läßt sich bei den 3 Kategorien  Piano, E Piano & Orgel nur schwer sagen, was verändert oder  verbessert wurde. 
 Wenn hier also ein "Noch"-EX-Besitzer aus dem näheren Umkreis stammt  (RLP, Nähe Grenze Luxemburg), einfach melden und vorbeikommen. Dann  vergleichen wir mal 1 zu 1. 
 Bei der gewichteten Tastatur kann ich keinen merklichen Unterschied zum  EX feststellen. Für mich bleibt sie die einzig geeignete am Markt, um  wirklich ALLE Instrumenten-Kategorien adäquat interpretieren zu können.  Bei einem MOTIF ES8 und vor allem bei einem Fantom X8 hatte ich aufgrund  der schwereren Gewichtung, des Druckpunkts und des  After Touchs damit  manchesmal meine Probleme (beim Fantom war der AT ohne massiven Einsatz  des eigenen Körpergewichts kaum nutzbar).
 Zu den Kategorien:
 Die Pianosamples sind ja bereits bekannt. Nur das Boesendorfer ist neu.  Es klingt etwas schärfer (höhenlastiger?) als das Steinway, welches mir  persönlich aber besser gefällt aufgrund des warmen Klangs bei leisem  Spiel und der Brillianz beim "kräftigen" Einsatz. Könnte aber sein, daß  das Bösendorfer Imperial live besser durchkommt, aber noch ist das nur  Spekulatius. [Nur mal nebenbei: Frage mich angesichts dessen, was Clavia  aus 50 bis 190 MB Piano-Samples an Authentizität herausholt, ob z.B.  ein KORG Kronos Grand Piano von 4,7 GB da wirklich noch einen hörbaren  "Qualitäts-Unterschied" draufsetzen kann.]
 Die E-Piano Presets im NS2 wirken auf mich z.T. auch noch  besser/brauchbarer als früher. Ob hier neue Samples am Start sind oder  nur etwas an alten Presets geschraubt wurde, weiß ich nicht, aber es  macht irgendwie noch mehr Spaß, sie zu spielen. Das Rhodes z.B. macht in  den tieferen Lagen mehr Druck und wirkt damit noch authentischer. 
 Die B3-Orgel "beisst" nach meinem Dafürhalten nun auch etwas mehr.  Distortion/Drive, Vibrato und Percussion scheinen in der neuen Version  früher bzw. stärker zuzupacken und sollten etwas dezenter eingesetzt  werden. Mir war's z.B. mit Drive in Mittelstellung + einem C-Vibrato +  Percussion schon zuviel des guten. Aber das kann jeder pegeln, wie er es  mag.
 
 Die Clavinets sind (wie gehabt) recht authentisch, interessieren mich aber mangels Einsatzgelegenheiten eher weniger.
 Die neue Samplesektion ist in Sachen Strings, Pads auf alle Fälle eine  Bereicherung und ebenso wie einige Brass Sounds oder akustische Gitarren  durchaus brauchbar, kommen aber an die Multi-Velocity-Layer eines MOTIF  XS oder ROLAND Fantom in Sachen Realismus und spielerischem Ausdruck  nicht heran.  Aufgrund des breiter gefächerten Soundangebotes ist man  aber nun in der Lage, einen Gig (z.B. top40) auch mal nur mit dem Nord  Stage ohne den zweiten Synthie bzw. ohne ein externes Soundmodul zu  gestalten.
 Chöre, Tape, Bass und Mellotrons gibt es in verschiedenen Ausführungen,  interessieren mich aber aus gleichem Grund wie die Clavinets nicht  besonders. 
 Werde daher bald mal im NORD-Sample-Content stöbern und wohl einige in  meinen Augen "sinnfreien" Werksounds gegen nützlichere austauschen.
 
 Die Synth-Sektion find ich nun wirklich interessant, weil um einiges  vielseitiger und etwas "erwachsener" als zuvor. Denke, es lohnt sich nun  mehr als zuvor, selbst Sounddesigner zu spielen  und hinter die vielfältigen Möglichkeiten dieser Sektion zu steigen. Was  den Arpeggiator angeht, so deutet sich bereits bei einigen Presets  an, was damit für nette Spielereien in Echtzeit möglich sind. Freu mich  jedenfalls aufs "Rummachen" wie seit der Teeniezeit nicht mehr

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 Ein erstes Fazit: Nicht alles ist neu, aber es wurde sinnvoll  verbessert.  Alles in allem finde ich, es ist ein gelungenes Update. Da  das Niveau beim EX bereits Referenzklasse war, sind die Verbesserungen  beim NS2 nicht so plakativ, sondern eher von feinerer Struktur. Man muß  schon genau hinhören oder wahrscheinlich sogar einen A/B-Vergleich  machen. 
 Bereits aufgrund seiner jetzigen Möglichkeiten und den bei NORD üblichen  regelmäßigen Updates und Gimmicks wird man an dem NS2 noch sehr lange  seine helle Freude haben, egal ob zuhause, im Studio oder live- die  Soundqualität und das Bedienkonzept waren schon erstklassig und sind  jetzt nochmal in einigen Bereichen verbessert.  
 
 Wer allerdings hauptsächlich Piano, Orgel, Pad und 2x Lead braucht,  dagegen Arp/Synthie und die Sample-Sektion nur "als zweite Garde" sieht,  der ist mit dem EX bereits sehr gut aufgestellt. Der Umstieg lohnt sich  logischerweise nur dann, wenn man sich durch die bisherige  Spezialisierung des EX schon immer etwas eingeschränkt gefühlt hat und  die neue Vielseitigkeit nun wirklich ausnutzen möchte.
 Nach wie vor gilt: selbst ausprobieren und dann entscheiden.
Hoffe, mein Bericht hat einigen etwas für ihre Entscheidung gebracht oder zumindest den Frühentschlossenen die quälend lange Wartezeit etwas versüßt. Denke, in ein bis zwei Wochen kann ich noch mehr berichten.
So für heut reicht's, alle Mann zurück an die Arbeit.