Ich nehme das Fazit mal vorweg:
Der Satz "als SĂ€nger muss man sich immer gut(!) verkaufen" ist zwar einerseits wahr, aber dennoch im Prinzip nutzloser Bullshit, da diese Eigenschaft nicht kalkulier- oder rekonstruierbar ist, auch wenn viele Personality-Coaches uns das weismachen wollen.
Nur meine Frage: Wie verkauft man sich denn gut als SĂ€nger bzw. was meinen die Leute damit?
Du findest in den Medien etliche Beispiele. Ein sehr direktes Paradebeispiel sind zB Castingshows - dort gehört die Selbstvermarktung mehr zum Konzept der Sendung als der Gesang und die Stimme selbst. Ein dummer Spruch vor der Kamera und es steht am nĂ€chsten Tag in der BILD. Und macht sich sofort beim Publikumsvoting bemerkbar. Mal positiv, mal negativ â das hĂ€ngt dann wiederum von der Berichterstattung und deinem Image ab. Jemand, der von vorherein als kleiner Provokateur aufgetreten ist, darf sich eher eine kleine Frechheit erlauben als jemand, der die Rolle des "netten Nachbarn von nebenan" verkaufen will.
Aber natĂŒrlich gibt es auch im Big Business viele Beispiele.
Nehmen wir Lady Gaga. Ihr Stimme und ihre Songs mögen eher mittelmĂ€Ăig sein - aber sie inszeniert sich als Gesamt-Popkunstwerk. Sie ist nicht die Erste, bei der das gut klappt. Madonna oder auch der frĂŒhe David Bowie haben nicht nur ihre Musik, sondern auch ihre (vermeintliche) Persönlichkeit zum Verkaufsargument gemacht.
Hat man das schon angeboren (so wie ein Talent) oder kann man das lernen?
Mit Talent ist es wie immer einfacher. Wer sich verkaufen will, besonders am Anfang seiner Karriere, muss oft eine Rolle spielen, muss als solche funktionieren - zB die frĂŒhen Schlagerstars der 70erjahre oder auch Volksmusiker: Sie verkaufen Liebe, heile Welt und in der Regel ein sauberes Image. Viele verleugnen sogar jahrelang ihre wahre sexuelle Orientierung, weil sich schwule Schlagerstars einfach nicht gut verkauft haben. Das halten aber die wenigsten ihr Leben lang durch. Nicht selten resultiert dieses "falsche Leben" in Depressionen, Alkohol- und Drogensucht - in EinzelfĂ€llen sogar Suizid (Rex Gildo). Was dann meistens in einem Skandal ausartet (der wiederum wirkt nicht selten verkaufsfördernd

).
Ein Frank Sinatra dagegen oder auch ein Lemmy Kilmister spielten keine Rollen - Ihr Image entsprach irgendwann auch ungefÀhr ihrer tatsÀchlichen Persönlichkeit und ihrem echten Lebenswandel. Womit wir zum nÀchsten Punkt kommen:
Gibt es bestimmt Regeln oder ist das bei jedem Menschen individuell?
Sagen wir so: Ein Image zu pflegen, was der tatsĂ€chlichen Persönlichkeit entspricht oder deinem Selbstbild entgegenkommt, fĂ€llt leichter, ist glaubwĂŒrdiger, gesĂŒnder und dauerhaft natĂŒrlich erfolgreicher.
Heutzutage wird dementsprechend inflationĂ€r der Begriff "AuthentizitĂ€t" als Verkaufsargument fĂŒr PopkĂŒnstler herangezogen. Daher werden junge KĂŒnstler geschult, authentisch zu wirken - was widerum völlig absurd ist.
Also:
- Wie du dich verkaufst, sollte deinem Image entsprechen
- Das Image sollte bestenfalls ungefÀhr deiner wahren Persönlichkeit ensprechen
- Regeln gibt es schon - aber auch, um sie zu brechen.