Tanzmucker

  • Ersteller Orgelmensch
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Lieber Manned, mein erster Beitrag hier, Jahre später, weil ich eben erst dazugestoßen bin. Einfach genial Dein Beitrag, dafür kann man Dir die Füße küssen. Du hast ja so recht! So läuft das auf diesen "Veranstaltungen". Ich erinnere mich an ein Schützenzelt im Umland von Köln, wir hatten eine tolle 6köpfige Band (ich war der Keyboarder). 5 Stunden hatten wir schon gepowert, da kommt son Typ mit Gamsbart am Hut, vielen Streifen am Ärmel und unübersichtlicher Menge von Metallansteckern an die Bühne und brüllt, als käme er frisch vom Nürnberger Parteitag (!): So, Jungs, un jetz ma was Flottes-mein kleiner grüner Kaktus oder wii aa se zämpiens...Am Wochenende fahre ich nach Treuchtlingen zu meiner Mama. Das ist meine 2. Heimat (bin aus Flensburg). Freue mich schon, wenn der Günnddä sagt: INGÄÄ, wo is mei Äsn, aber ersti Subbm. Grüße an die Franken

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Lieber Manned, mein erster Beitrag hier, Jahre später, weil ich eben erst dazugestoßen bin. Einfach genial Dein Beitrag, dafür kann man Dir die Füße küssen. Du hast ja so recht! So läuft das auf diesen "Veranstaltungen". Ich erinnere mich an ein Schützenzelt im Umland von Köln, wir hatten eine tolle 6köpfige Band (ich war der Keyboarder). 5 Stunden hatten wir schon gepowert, da kommt son Typ mit Gamsbart am Hut, vielen Streifen am Ärmel und unübersichtlicher Menge von Metallansteckern an die Bühne und brüllt, als käme er frisch vom Nürnberger Parteitag (!): So, Jungs, un jetz ma was Flottes-mein kleiner grüner Kaktus oder wii aa se zämpiens...Am Wochenende fahre ich nach Treuchtlingen zu meiner Mama. Das ist meine 2. Heimat (bin aus Flensburg). Freue mich schon, wenn der Günnddä sagt: INGÄÄ, wo is mei Äsn, aber ersti Subbm. Grüße an die Franken

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Lieber Manned, mein erster Beitrag hier, Jahre später, weil ich eben erst dazugestoßen bin. Einfach genial Dein Beitrag, dafür kann man Dir die Füße küssen. Du hast ja so recht! So läuft das auf diesen "Veranstaltungen". Ich erinnere mich an ein Schützenzelt im Umland von Köln, wir hatten eine tolle 6köpfige Band (ich war der Keyboarder). 5 Stunden hatten wir schon gepowert, da kommt son Typ mit Gamsbart am Hut, vielen Streifen am Ärmel und unübersichtlicher Menge von Metallansteckern an die Bühne und brüllt, als käme er frisch vom Nürnberger Parteitag (!): So, Jungs, un jetz ma was Flottes-mein kleiner grüner Kaktus oder wii aa se zämpiens...Am Wochenende fahre ich nach Treuchtlingen zu meiner Mama. Das ist meine 2. Heimat (bin aus Flensburg). Freue mich schon, wenn der Günnddä sagt: INGÄÄ, wo is mei Äsn, aber ersti Subbm. Grüße an die Franken
 
hallo , zusammen - wirklich interessant , dieser alte und wieder aufgewärmte Thread . Auch von mir dazu ein kleiner Beitrag :

ich mache seit meinem 15.LJ Musik in den verschiedensten Bands und Musikrichtungen . Anfangs regional und auch national die sog. Beat-Musik,
danach schöpferische (Studium,Beruf) Pause und vor knapp 20Jahren wieder mit den alten Jungs ( und auch den alten Fans !! )losgelegt .
Inzwischen bin ich wieder bei meiner alten Liebe , dem Swing und dem Dixie angelangt , spiele in einem Dixietrio den Kontrabass und habe ein kleines
Swing/Jazz-Duo mit einer Sängerin und mir am Piano ( www.biromotion.de ).

Nun aber zum Thema . vergangenen Samstag hatte ich mit meinen beinahe 61 Jahren meinen ersten Solo-Gig als Begleiter eines 50er-Geburtstages
mit über 70 Gästen . Um 18Uhr das Minimalbesteck (Stagepiano/Aktivbox/MP3Player für später) aufgebaut , dann ab 19Uhr lässiges Untermalen des Sekt-Vorglühens , beim Essen noch `ne halbe Stunde gespielt , dann selber Essenfassen , ab 21Uhr wieder eine Stunde gespielt ( u.a. natürlich auch
"Grill vom Unternehmer" , dann noch von 23:30 bis Mitternacht , anschliesend den MP3-Player an der Gastro-Anlage angeschlossen , diskret abgebaut ,
mit den Gästen noch etwas geplaudert und um 1Uhr war ich zu hause ! Entspannt , zufrieden , da ich überwiegend MEINE MUsik gespielt habe und auch
gut angekommen bin . Mein Repertoire bestang aus ca. 30 Songs , angefangen mit den Beatles,etwas Latin natürlich,Abba(!),Sinatra ; und das war vollkommend ausreichend , da ich zwischen den Songs immer ein wenig improvisierte ( phantasierte!! )

Man sieht , es kann auch relaxt ablaufen , vom Verdienst wollen wir aber gar nicht reden .
Wünsche Euch allen Rocker(inne)n/Swingjünger(inne)n/Tanzmuck(innen)er/SingerSongwritern u.v.m einen schönen Abend , orlando
 
Netter Thread. Warum hab ich den nicht schon mal vorher entdeckt? Gehört ja eigentlich auch nicht in die Rubrik Instrumente, sondern in die Rubrik "Musikmachen" und dort "Musik-Praxis".
Wie auch immer. Ich glaub ich hab mich schon des öfteren als Tanzmucker "geoutet" mit mittlerweile auch 30Jahren Erfahrung in diesem Bereich. Ja, die Zeiten haben sich geändert, und ja, man kann darüber Bücher schreiben, einer hat's ja auch schon erfolgreich mit "Fleisch ist mein Gemüse", wie .Jens natürlich schon erwähnt hat - Pflichtlektüre, nicht nur für Tanzmucker, mit vielen Klischees, aber auch vielem was ich exakt so erlebt habe.

Das liebe Geld... Natürlich - Hier kann man als "Amateurmusiker" noch Geld verdienen, im Gegensatz zu den meisten anderen Bereichen. Früher noch mehr als heute. Bis vor ca. 15 Jahren war es für uns kein Problem, im Jahr 100-150 Gigs zu spielen, und da hab ich bis vor 15 Jahren auch gut von leben können. Nachdem ich dann einen "ordentlichen" Job angefangen hab, wurde die Anzahl dann deutlich heruntergefahren. Mittlerweile sind es vielleicht noch 20 pro Jahr. Wir bekommen zwar heute das gleiche in Euro,w as wir früher in DM bekommen haben, aber selbst bei der gleichen Anzahl Gigs wie früher wäre es schwierig, davon zu leben, vor allem, wenn man alle Sozialversicherungen und Rentenvorsorgen davon abdrücken müsste, was mich früher nicht interessiert hat.
Das Zwischenspiel mit der Braut habe ich auch erlebt, nur dass es nicht der Keyboarder, sondern der Drummer war. Auch viele andere Damengeschichten gehörten zum Programm, was mittlerweile schon lange nicht mehr der Fall ist.
Die Situation mit dem fliegenden Mikro hab ich übrigens auch erlebt :)

Tanzmusik ist Dienstleistung. Wie einige auch schon erwähnt haben, muss man viel mehr in Kauf nehmen, was man normal nicht tun würde, wie völlig ungeeignete Bühne, Improvisation, was Strom angeht usw.
Was bei uns nie ein Problem war, ist die Sache mit der Verpflegung. Wir bekommen immer unser Essen und unsere freien Getränke, übertreiben hier aber auch nicht unnötig.
Flexibilität ist Pflicht. Und hier sind wir an einem Punkt, wo ich meine, dass sich genau da gute Tanzmucker von anderen Musikern abheben. Ich kann mich sofort spontan auf das Publikum einstellen, wenn plötzlich ein bestimmtes Lied benötigt wird, etwas begleitet werden muss ... "Wir haben da mal was vorbereitet, ein par eigene Texte zu bekannten Liedern. Könnt Ihr die begleiten?" Klar können wir, selbst wenn wir die Lieder gar nicht kennen. Ein bis zwei Drahtlosmikros und bei Bedraf auch noch das vom Gitarrist oder Bassist sind immer verfügbar, weil wir wissen, das sowas oft benötigt wird.
Routine ist das, was am meisten bei diesem Job bekommt. Wenn's um neue Songs geht, sag ich immer: In's Ohr rein, aus den Händen raus. Ich brauch meistens nicht länger als eine Viertelstunde, um mir einen neuen Song reinzuziehen, incl. Erstellen von Leadsheets und Setups. Akkorde schreib ich mittlerweile meistens blind beim Anhören eines Songs mit.
Auch beim Equipment machen wir vielen anderen Musikern was vor. Mein Equipment ist immer super in Schuss, ordentlich organisiert, alleine schon um den Aufwand beim Ein- und Ausladen und natürlich beim Auf- und Abbau zu minimieren.

Ansonsten gehöre ich eher zu der Standardausführung des Tanzmuckers, standard-Besetzung: Drums, Gitarre, Keyboard, Bass, alle singen. Den Luxus eines Frontmanns oder Sängerin haben wir uns nie geleistet, genausowenig wie Bläserunterstützung. Dafür haben wir auch nie MIDI Files eingesetzt, das lehne ich heute noch kategorisch ab. Das gehört für mich nicht zur Kategorie "Musiker" egal welches Genres, auch wenn das viele anders sehen.
Ja es geht nicht darum, Musik so originalgetreu wie möglich zu bringen, sondern entscheidend ist die richtige Auswahl der Songs zum richtigen Zeitpunkt. Für mich macht die Qualität eines Tanzmuckers in erster Linie das Feeling für die Stimmungslinie eines Publikums, wie ich mich dort reinfinde, und sie so steuere, dass das Fest auch in Gang kommt. Natürlich gehört eine gewisse musikalische Qualität auch dazu. Erst vor einer Woche im Hafen von Heiligenhafen war da eine Band, die ich nur von hinten erlebt habe, aber das, was ich gehört hab, war eher peinlich. Ich kann zu dem, was ich musikalisch präsentiere, jederzeit stehen - den Anspruch hab ich. Nicht auf Biegen und Brechen jeden Song spielen müssen, wenn man ihn nicht vernünftig hinbekommt, oder die passende Stimme fehlt oder es sich um ein im Studio produziertes Werk handelt, was man live einfach nicht reproduzieren kann.
Wir fahren nur selten weiter als eine Stunde zu einem Gig, d.h. um 17:00 Abfahrt zu Hause, 18:00 Aufbau, 19:00 kurzer Soundcheck, der nur wenige Minuten dauert, Umziehen, Bier trinken, und in aller Ruhe um 20:00 langsam starten. Um 22:00 rollt die Party dann spätestens, um 24:00 geben wir nochmal richtig Gas, ab 2:30 lassen wir es langsam ausklingen, Schlusskreis oder Lagerfeuermusik (bei uns oft gewünscht) um 3:00, Abbau, der nicht länger als 30min dauert und spätestens um 5:00 im Bett. Klar, das waren dann 12h Arbeit zu einem Stundenlohn, der etwa dem eines Handwerkers gleicht.
 
Sehr schön geschrieben, alles spricht mir aus der Seele. Ich zähle mich auch zu den bekennenden Tanzmuckern und das auch seit über 30 Jahren. Was einem "im Alter" immer schwerer fällt, ist die doch lange Zeit die man sich an die Backe schmiert. Wir fahren auch so ab 17:00 Uhr ab Proberaum weg, selten länger als eine Stunde. Ich bin da so gegen 05:00 Uhr früh zu Hause und brauche mittlerweile eigentlich den ganzen Sonntag um wieder in die Gänge zu kommen. Das ist für mich z.B. ein großer Unterschied zu früher. Wobei ich sagen muss, dass ich in den 80ern in der DDR gemuckt habe. Da drängelten sich ab 19:00 Uhr die Leute vorm Eingang wegen Karten und um 0:30 Uhr war pünktlich Schluss. Da waren wir meistens 03:00 Uhr früh im Bett. Meistens war dann Sonntags noch mal 17:00 Uhr Tanz. Die Gagen sind lustigerweise je nach Währung Ostmark, Westmark und Euro vom Betrag her gleich geblieben. Nur die Technik ist bezahlbarer. Wenn ich noch an den Kauf meines DX7 für 23.800 Ostmark un den Poly 800 für 9.000 Ostmark denke, wird mir immer noch schlecht.Es ist aber das schönste Hobby der Welt.

Gruß Matthias
 
Na ja, wir werden alle nicht jünger ;-) Früher hab ich drei Tage hintereinander gemuckt, und das hat mir nichts ausgemacht. Heute vermeide ich Gigs an zwei aufeinanderfolgenden Tagen, alleine schon, weil meine Stimme am zweiten Tag noch nicht wieder 100% da ist.
 
hallo , zusammen !
es ist schon interessant , wie viele von Euch/uns sich doch mit der achso verschrieenen Tanzmucke auskennen . Und das meine ich ich durchaus positiv !
Wenn mir einer vor 30 Jahren prophezeit hätte , ich würde mich als Solomucker mit dem "Girl Of Ipanema" bei einem ausgelassenen 50er treffen (s.o.), hätte
ich denjenigen wohl ausgelacht . Das ist wohl auch das Alter , welches mich aber auch nicht davor schützte , vor ein paar Wochen im Rahmen eines Vertretungsjobs die DeepPurple/Stones/Doors/Hendrix-Sau `rauszulassen und es zu geniessen !
Hauptsache : gute Musik , stimmts ??
orlando
 
B
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Helmut
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