Hallo M&M,
in Deiner Anfrage meintest Du sicherlich nicht "
A Dur" sondern "
A Moll", als Du von
gleichen Akkorden wie bei C Dur sprachst.
Die Vorzeichen der Tonarten C Dur und A Moll sind identisch. Beide Tonarten haben dieselben bzw. keine Vorzeichen. Das Ausgangstonmaterial ist somit kongruent. Der Grund, ob ein Stück in Dur- oder der entsprechenden parallelen Molltonart steht, muss folglich woanders gesucht werden.
Abgesehen davon, dass innerhalb eines Stückes die Tonart gewechselt werden kann (siehe Modulation ->
https://www.musiker-board.de/vb/showthread.php?t=70649&) steht ein tonales Stück überwiegend in einer Haupt-Tonart die am Anfang des Stückes durch Vorzeichen gekennzeichnet wird.
Es kann also z.B. durchaus vorkommen dass ein Stück in G Moll vorübergehend nach Bb Dur führt und danach zurück nach G Moll.
Wie weiß ich nun ob das Stück in Bb Dur oder in G Moll steht?
Beispiel1 (Autumn Leaves):
| C-7 | F7 | Bbmaj7 | Ebmaj7 |
| A-7b5 | D7b9 | G- | G- |
Die ersten 4 Takte für sich alleine betrachtet stehen in Bb Dur und die zweiten 4 Takte in G Moll.
Das gesamte Stück steht allerdings in G Moll. Warum? Der Hauptgrund dafür ist, dass es auf dem Akkord G- im zweitletzten Takt endet.
Das bestimmende Moment dabei ist die Gewichtung der einzelnen Takte.
Für die Bestimmung der Gewichtung gilt prinzipiell folgendes Schema:
4-taktiges Beispiel:
| stabil | instabil | (weniger) stabil | instabil |
Dieses 4-taktige Schema kann zeitlich durch Augmentation oder Diminution verändert werden.
2-taktiges Beispiel (Diminution):
| stabil instabil | (weniger) stabil instabil |
Acht-taktiges Beispiel (Augmentation):
| stabil | stabil | instabil | instabil |
| (weniger) stabil | (weniger) stabil | instabil | instabil |
Welches Schema angewandt wird hängt jeweils von der zeitlichen Dichte der Akkorde innerhalb eines Stückes ab.
Im Falle von Autumn Leaves würde das 4-taktige Schema zutreffen.
Der Schlussakkord fällt meistens auf einen relativ stabilen Takt(-Teil) vor Ende des Stückes, was schlussendlich ausschlaggebend für die Schlusswirkung und Tonartbestimmung ist.
Nun zurück zum Beispiel1 (Autumn Leaves)
Würde man nun die ersten 4 Takte des Beispiel1 mit den zweiten 4 Takten vertauschen, stünde das gesamte Stück in Bb Dur.
Beispiel2:
| A-7b5 | D7b9 | G- | G- |
| C-7 | F7 | Bbmaj7 | Ebmaj7 |
Im 4. Takt könnte optional C7 anstelle von G- stehen und das Ebmaj7 im 8. Takt könnte durch Bbmaj7 ersetzt werden. So wäre es noch eindeutiger. Aber auch ohne diese Modifikationen wird man das Beispiel2 auf jeden Fall der Tonart Bb Dur zuordnen.
Es ist also das Zusammenspiel der zeitlichen Platzierung der Akkorde (Harmonischer Rhythmus) mit der Gewichtung der Takte was ausschlaggebend ist für die Bestimmung der Tonart.
Oft wird auch vereinfacht gesagt:
"entscheidend ist mit welchem Akkord ein Stück endet und nicht mit welchem es anfängt."
Bei dieser Vereinfachung sollte man aber immer gewahr haben, dass im letzten oder auch den letzten Takten eines Stückes oft eine harmonische Rückführung (Kadenz) zum Anfangsakkord des Stückes gespielt wird.
(siehe dazu auch Beispiel2. Der Akkord Ebmaj7 im 8. Takt gilt als harmonische Rückführung zum Anfangsakkord A-7b5.)
Dann wäre der so genannte letzte Akkord nicht der Tonartgeber sondern er wäre z.B. die Dominante oder sonst ein zum Anfangakkordes des Stückes kadenzierender Akkord.
In diesem Falle stünde der Tonart bestimmende Akkorde dann unmittelbar vor dieser Rückführung, d.h. wie oben erklärt, auf einem relativ stabilen Takt(-Teil) gegen Ende des Stückes.
CIAO
CUDO