Wie kann man beim Klavier üben am Ball bleiben?

  • Ersteller Shadowgraph
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@Farbenfuchs ...sorry, ich wollte Dich nicht persönlich angehen oder Dir eine Mediensucht unterstellen - das war etwas unglücklich von mir formuliert. Es steht mir auch fern, irgendwelche Ferndiagnosen zu stellen. Insoweit tut es mir leid, wenn ich dort persönlich getroffen habe.

Bei nochmaligem Lesen Deines Startposts verstehe ich die Sache mittlerweile so: Du hast Dir aus welchen Gründen auch immer ein striktes pro Tag zu erfüllendes Übepensum am Klavier gesetzt. Das Prokastrinieren hält Dich aber in einem solchen Maße vom erreichen des Zeitziels ab, dass es Dich selber massiv stört. Als Ablenkung reicht ein Handy aus, dass in der Nähe liegt.

Ich versuche mich nochmal anders in die Situation zu versetzen: Ich kenne Prokastrinieren in erster Linie so, dass man Dinge hinausschiebt, die aus welchen Gründen auch immer sein müssen (z.B. Steuererklärung, im Studium Semester-/Haus-/Diplomarbeiten usw.). Das wiederum wirft für mich die Frage auf, warum Deine selbstverordneten Übungsstunden (wörtlich gemeint) in diese Kategorie fallen - sollte das Üben eines Instruments doch eigentlich intrinsisch motiviert sein und in den allermeisten Fällen auch Spaß machen. Vielleicht wäre es ein Ansatz für Dich, die Motivation zum Üben für Dich zu überdenken und ggf. von strikten Zeitvorgaben abzugehen, da diese die Prokastrination fördern. Ein neues Ziel könnte sein, jede Minute des Übens mit Freude zu erleben und das Üben zu beenden, wenn es mal keinen Spaß mehr macht (ohne schlechtes Gewissen).

Ohne hier erneut in ein Fettfass zu treten, kommt mir auch das "protokollieren" der Übezeit mit einem Handytool etwas aufgezwungen vor - ich empfinde das auch als sehr eindimensional, weil es nur einen Aspekt berücksichtigt - namentlich die Zeitdauer des Übens. Diese sagt jedoch nur relativ wenig über die Effektivität des Übens aus - es kann Tage geben, in denen man in 15 Minuten konzentrierten Übens eine Sternstunde erlebt und etwas lange nicht gekonntes auf einmal beherrscht wird. An anderen Tagen merkt man vielleicht schon nach 10 Minuten, dass das Üben keine rechte Freude bereitet und nichts so richtig gelingt - dann sollte man es m.E. auch lassen für den Tag. Aus eigener Erfahrung an verschiedenen Instrumenten (Schlagzeug und Bass) kann ich auch berichten, dass es manchmal überaus sinnvoll sein kann, eine auch längere Pause am Instrument einzulegen. Manchmal setzt man sich danach wieder an das Instrument und spielt besser als zuvor... und mit voller Freude!

Meine ernstgemeinte Empfehlung an Dich wäre, das Erlernen Deines Instruments nicht mit zwanghaften Zeitvorgaben zu versehen, sondern statt auf Quantität auf Qualität des Übens zu setzen. Ein Lehrer (den Du ja schon hast) kann Dir hier helfen, diesen Aspekt gezielt zu trainieren (effektives Üben).
 
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Mein Generaltipp zur Übungsmotivation::opa:

Vergleiche dich immer mit Deinem Können von gestern oder vergangener Woche.

Schaue zurück und genieße bewusst das Gefühl besser geworden zu sein.
Scheue nicht nach vorne auf das doch noch so weit entfernte Ziel, das demotiviert.
 
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Mir geht es bei vielen Sachen ähnlich, und bei mir liegt es daran, dass ich neue Sachen sehr schnell erfasse, egal ob die ersten 6-12 Monate bei einem neuen Sport, einem neuen Instrument oder einer neuen Programmiersprache. Ab einem gewissen Punkt wird der weitere Fortschritt dann deutlich zeitaufwendiger. Irgendwann ist es dann verlockend, in der Zeit, in der man bei der einen Sache ein kleines Stückchen weiter kommt stattdessen in der gleichen Zeit bei etwas anderem einen Riesensatz zu machen. Anders ausgedrückt: man kann in 10 Jahren ein Instrument ziemlich gut lernen oder 5 Instrumente passabel. Wenn ich nach irgendwas süchtig bin, dann das Fortschritts- oder Erfolgsgefühl, und das wird mit dem besser werden immer aufwendiger zu erreichen.

Was mir hilft, ist mir selbst keine Vorwürfe zu machen, nur wenn ich mal nicht übe, oder nicht dran bleibe. Selbst wenn man jeden Tag nur 10 oder 20 min übt kommt man weiter. Außerdem versuche ich mir die kleinen Etappen möglichst angenehm zu machen, indem ich Stücke lerne, auf die ich richtig Lust habe. Und wenn statt Tasten lernen mal eine Zeit lang etwas anderes interessanter ist, dann ist das halt so. Ist ja auch ok, solange es nicht nur doom scrolling auf Twitter ist ;)
 
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@Farbenfuchs ...sorry, ich wollte Dich nicht persönlich angehen oder Dir eine Mediensucht unterstellen - das war etwas unglücklich von mir formuliert. Es steht mir auch fern, irgendwelche Ferndiagnosen zu stellen. Insoweit tut es mir leid, wenn ich dort persönlich getroffen habe.

Bei nochmaligem Lesen Deines Startposts verstehe ich die Sache mittlerweile so: Du hast Dir aus welchen Gründen auch immer ein striktes pro Tag zu erfüllendes Übepensum am Klavier gesetzt. Das Prokastrinieren hält Dich aber in einem solchen Maße vom erreichen des Zeitziels ab, dass es Dich selber massiv stört. Als Ablenkung reicht ein Handy aus, dass in der Nähe liegt.

Ich versuche mich nochmal anders in die Situation zu versetzen: Ich kenne Prokastrinieren in erster Linie so, dass man Dinge hinausschiebt, die aus welchen Gründen auch immer sein müssen (z.B. Steuererklärung, im Studium Semester-/Haus-/Diplomarbeiten usw.). Das wiederum wirft für mich die Frage auf, warum Deine selbstverordneten Übungsstunden (wörtlich gemeint) in diese Kategorie fallen - sollte das Üben eines Instruments doch eigentlich intrinsisch motiviert sein und in den allermeisten Fällen auch Spaß machen. Vielleicht wäre es ein Ansatz für Dich, die Motivation zum Üben für Dich zu überdenken und ggf. von strikten Zeitvorgaben abzugehen, da diese die Prokastrination fördern. Ein neues Ziel könnte sein, jede Minute des Übens mit Freude zu erleben und das Üben zu beenden, wenn es mal keinen Spaß mehr macht (ohne schlechtes Gewissen).

Ohne hier erneut in ein Fettfass zu treten, kommt mir auch das "protokollieren" der Übezeit mit einem Handytool etwas aufgezwungen vor - ich empfinde das auch als sehr eindimensional, weil es nur einen Aspekt berücksichtigt - namentlich die Zeitdauer des Übens. Diese sagt jedoch nur relativ wenig über die Effektivität des Übens aus - es kann Tage geben, in denen man in 15 Minuten konzentrierten Übens eine Sternstunde erlebt und etwas lange nicht gekonntes auf einmal beherrscht wird. An anderen Tagen merkt man vielleicht schon nach 10 Minuten, dass das Üben keine rechte Freude bereitet und nichts so richtig gelingt - dann sollte man es m.E. auch lassen für den Tag. Aus eigener Erfahrung an verschiedenen Instrumenten (Schlagzeug und Bass) kann ich auch berichten, dass es manchmal überaus sinnvoll sein kann, eine auch längere Pause am Instrument einzulegen. Manchmal setzt man sich danach wieder an das Instrument und spielt besser als zuvor... und mit voller Freude!

Meine ernstgemeinte Empfehlung an Dich wäre, das Erlernen Deines Instruments nicht mit zwanghaften Zeitvorgaben zu versehen, sondern statt auf Quantität auf Qualität des Übens zu setzen. Ein Lehrer (den Du ja schon hast) kann Dir hier helfen, diesen Aspekt gezielt zu trainieren (effektives Üben).

Erstmal vielen Dank, dass du dich entschuldigt hast. Ich habe darin jetzt auch nicht unbedingt eine böse Absicht gesehen, fand es aber aufgrund meiner Vergangenheit sehr schwierig, darauf ruhig zu reagieren.
Das ist auch der Grund, warum ich mich, nachdem ich diesen Post hier geschrieben habe, erstmal etwas aus der Onlinewelt zurückziehen werde, bis ich mich etwas stabiler fühle. Ich habe keine Ahnung, warum ich gerade beim Klavierspielen so emotional reagiere, aber mir bedeutet das Ganze irgendwie ziemlich viel.

Deswegen kann ich auch nicht aufhören, diese Zeit einzuhalten, weil ich anders gar nicht in der Lage bin die Aufgaben meines Lehrers zu bewältigen und ich erlaube mir selber nicht weniger zu leisten.
Oftmals rutschen die Stücke erst in den letzten Tagen halbwegs. Aber ja, vielleicht hast du durchaus recht, dass es eindimensional ist, aber aktuell hilft es mir durchaus stark daran zu arbeiten & schon in 2 Monaten, laut meinem Lehrer, kann ich das erste Stueck anfangen, welches ICH spielen möchte.

Auch so Dinge wie das Lob von meinem Lehrer, der schnelle Fortschritt und Schnelligkeit mit der ich mich mittlerweile in Stücke einarbeiten kann, zeigen mir schon, dass es sich gelohnt hat. Das fühlt sich einfach super an und bringt mich natürlich meinem Ziel näher. Aber ich werde mich mit meinem Lehrer noch einmal über meine Problematik und mein Übeverhalten unterhalten, da hast du sicher gar nicht Unrecht.


verstehe ich das richtig, dass du minutengenau darauf achtest, auf deine zwei Stunden Übezeit täglich zu kommen? Ich meine, Ehrgeiz und Disziplin schön und gut, aber wenn du diese "letzten Minuten" morgens um 5 "runterklimperst", dann kannst du auf sie auch verzichten.
Denn 1. ist "runterklimpern" kein gezieltes Üben, 2. Nachtschlaf mehr oder weniger regelmäßig (also wenn es öfter vorkommt als nur alle paar Monate mal) auf sehr wenige Stunden reduzieren nicht gesund für Körper und Geist und dadurch einem Lernfortschritt auch nicht zuträglich und 3. finde ich minutengenaues Üben übertrieben. Ja, nach 5 Minuten schon aufhören, weil es "nicht läuft", ist auch nicht zielführend, aber es gibt nun mal Tage, da quälst du dich durch dein Übeprogramm und nichts wird was. Wenn du dann nach "nur" einer Stunde aufhörst - was ist dann dabei? Wenn an einem anderen Tag alles läuft und du durch dein Üben durchschwebst - hörst du dann auf, wenn der Wecker klingelt und deine zwei Stunden Üben um sind oder machst du dann weiter, evtl. einfach nur um zu genießen, was durch deine Hände aus deinem Instrument kommt? Das gleicht die Stunde weniger an einem anderen Tag dann doch wieder aus ...
Ja, wenn du ein gestecktes Ziel erreichen möchtest, kommst du ohne Übedisziplin nicht hin. Aber es wäre wahrscheinlich dem Ergebnis zuträglicher, wenn du dich abends um 8 (z.B.) dazu zwingst und nicht erst morgens um 5 ... (das schreibe ich als jemand, die Prokrastination sehr gut kann ...).
Was sagt denn dein Lehrer zu deiner Übepraxis und auch zum gesteckten Ziel?
Nicht minutengenau, aber ja, richtig. Und warum ich nicht nur eine Stunde mache... gute Frage. Damit hat es angefangen, aber irgendwann habe ich gemerkt, dass mein Leistungslimit 2 Stunden sind & da habe ich mein neues Minimum gesetzt.

Ich bin leider noch nicht in der Lage das zu spielen, was ich spielen will, aber ich kann mir vorstellen auch durchaus sehr viel länger zu spielen, wenn es nicht nur dem Fortschritt im Unterricht dient und ich z.B. einfach an den Stuecken arbeiten kann, die ich gerne spielen möchte. Aktuell besteht mein Klavierspiel aber nur aus den Stuecken, die mein Lehrer mir aufgibt und davon krieg ich nicht gerade wenige. Aber manchmal improvisiere ich auch, selbst wenn es total simpel ist und kaum Improvisation genannt werden kann.

Laut ihm, uebe ich mehr als seine anderen Schueler und mache auch sehr gute Fortschritte. Manchmal zeigt er mir auch seine anderen Schüler, die bereits das Lied spielen, was ich unbedingt spielen möchte. Er hat ihnen wohl davon erzählt und 1-2 finden das auch total klasse. Er sagt ich müsste gar nicht so viel üben, eine Stunde würde völlig reichen, aber ich will es halt so und ehrlich gesagt schaffe ich sonst auch die Stuecke gar nicht.

Ein paar Empfehlungen und Denkanstöße werde ich auf jeden Fall mitnehmen. Ich werde mich später noch einmal in diesem Forum blicken lassen, wenn ich mich etwas stabiler fühle und vllt die Stücke schon ein wenig spielen kann, welche ich spielen will. Jetzt muss ich aber erstmal an mir arbeiten und meinem Übungsverhalten.

Möchte mich herzlich für die konstruktiven Antworten bedanken und hoffe, dass ich bald an dem Punkt bin, wo ich die Stücke spielen kann, die ich täglich rauf und runterhöre.
 
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warum ich nicht nur eine Stunde mache
Meine Einlassung war nicht, warum du nicht nur eine Stunde machst - es ging darum, warum du dich zwingst, die zwei Stunden vollzumachen, auch wenn du die letzten Minuten (deine Formulierung) morgens um 5 "runterklimpern" musst. Mein Vorschlag war, wenn's gut läuft, auch mal mehr als 2 Stunden (aber zu früherer Zeit), aber wenn's nicht läuft, ruhig auch mal deutlich weniger als 2 Stunden. Und wenn du dich eh überreden musst, das Prokrastinieren zu beenden, dann lieber abends um 8 als morgens um 5.
 
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Diese ideale Zeit zum Üben gibt es eigentlich nicht und gehört eher in die Welt der Mythen. Zwei Stunden am Tag zu üben ist löblich und nicht schädlich, wenn das Üben sinnvoll geschieht. Auf der anderen Seite kann es mehr bringen 15 Minuten voll konzentriert zu üben statt 2 Stunden unmotiviert.

Meine eigene Erfahrung ist dass es zwei verschiedene Dinge sind ob man nun die Technik trainiert oder die Musikalität. Die Technik, also das was auf einem Blatt steht zu spielen ist die eine Sache die eigentlich recht flott geht, aber musikalisch zu werden, also ein Gefühl für die Musik zu bekommen und diese zu fühlen ist der weitaus schwerer Teil der nicht mit zwei Stunden am Tag trainiert werden kann, sondern in vielen Jahren mit entsteht und eigentlich das wichtigste Detail ist. Nimm ein Notenblatt und lasse es von einem Computer spielen und das gleiche Notenblatt einen Musiker spielen. Du wirst zwei unterschiedliche Ergebnisse haben.

Es ist ganz normal das man immer mal wieder frustriert ist und gefühlt auf der Stelle tritt. Es kann sein weil man einfach in diesem Moment nicht so weit ist, aber auch kann es sein, dass man sich selbst überfordert. Außerdem ist man nicht jeden Tag wie eine Maschine leistungsfähig. Jeder hat Tage wo es scheinbar mühelos klappt und andere wo man an den einfachsten Aufgaben scheitert. Meiner Erfahrung nach hat es durchaus Vorteile alle paar Wochen und vor allem dann wenn man fetssteckt mal ein paar Tage Auszeit zu nehmen. Nach diesen Tagen ohne üben klappt es meist wieder und sehr viel besser. Wissen und Fähigkeiten festigen sich in der Zeit zwischen dem üben und pausieren. Wenn du dich überforderst, dann sinken deine Fähigkeiten neues aufzunehmen.

Ach so, setze deine Ansprüche auch nicht zu hoch und erfreue dich selbst an dem was du bereits kannst, auch wenn es vielleicht nicht in die Nähe eines Vollzeitmusikers mit 30 Jahren Praxis heran kommt.
 
Menschen sind extrem unterschiedlich. Jeder muss seinen Weg finden....

Eigentlich sind wir uns sehr ähnlich und lernen alle auf die gleiche Weise - wir haben alle den gleichen Grundaufbau des Gehirns. Wenn wir uns als unterschiedlich sehen, dann nur aus dem Grund, weil wir es gerne wären und oder die anderen Menschen nicht so gut kennen wie uns selber - oder aber auch, dass man sich selbst nicht kennt.

Klar gibt es auch individuelle Vorgehensweisen und Dinge, die wir mögen und ablehnen, aber am Ende kann man die allgemeinen Tipps und Hinweise zum Lernen auch auf sich anwenden. Ob man dann besser Abends oder Morgens lernt ist dann kein extrem.
 
Eigentlich sind wir uns sehr ähnlich und lernen alle auf die gleiche Weise ...
Diese Meinung teile ich nicht.

Wir lernen auf sehr verschiedene Weisen, und die Motivlagen sind auch sehr unterschiedlich.

Zu den Motiven:

- Ehrgeiz
- Anerkennung
- Selbstbestätigung
- Einfache Freude an der Beschäftigung (des Lernens), oder
- Freude an der Anwendung des Gelernten
- usw. usf.

Zu den verschiedenen Arten des Lernens:

- Durch Nachahmung
- Durch Ausprobieren
- Durch das Abarbeiten theoretischer Vorgaben, die man sich davor angeeignet hat, oder die einem beigebracht wurden
- usw. usf.

Thomas
 
...Wir lernen auf sehr verschiedene Weisen, und die Motivlagen sind auch sehr unterschiedlich.
...

Zu den verschiedenen Arten des Lernens:

- Durch Nachahmung
- Durch Ausprobieren
- Durch das Abarbeiten theoretischer Vorgaben, die man sich davor angeeignet hat, oder die einem beigebracht wurden
...

Die Motive sind selbstverständlich individuell, aber das ist nicht die Frage, diese Motive kommen aus der Lebenssituation und führen zum Lernen. Aber das Lernen findet bei uns allen auf die gleiche Weise statt.

Nachahmung und Ausprobieren machen wir doch alle. Es gibt doch keine Gruppe von Menschen, die nur ausprobieren und die anderen ahmen nur nach. Wie alle probieren und ahmen nach. Von daher ist die Aussage völlig korrekt, das wir alle auf die gleiche Art lernen, die Unterschiede sind nuanciert und gering.

Oder meinst du wirklich, deine ersten beiden Spiegelstriche im Abschnitt 'Lernen' wären getrennte Vorgehensweisen, die nur bestimmte Menschen ausführen?
 
Generell halte ich es für schwer, nur Ziele erreichen zu wollen, die noch in sehr weiter Entfernung sind. Das bedeutet nämlich unter Anderem, dass die möglicherweise auf dem Weg dahin erzielten Erfolge nicht als solche wahrgenommen werden.
 
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Eigentlich sind wir uns sehr ähnlich und lernen alle auf die gleiche Weise - wir haben alle den gleichen Grundaufbau des Gehirns.
Als nicht neurotypischer Mensch möchte ich dir hier widersprechen. Angefangen von Menschen mit Synästhesie (die auch alle ganz unterschiedliche Synästhesie haben) über Menschen mit außerordentlicher Verarbeitungsgeschwindigkeit bis hin zu fotografischem Gedächtnis... All das beeinflusst auch, wie man lernt.
 
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Oder meinst du wirklich, deine ersten beiden Spiegelstriche im Abschnitt 'Lernen' wären getrennte Vorgehensweisen, die nur bestimmte Menschen ausführen?
Ja, das meine ich.
Weil ich selbst genug Menschen kenne, die beim Lernen (eines Instruments) die eine oder andere der Komponenten ausgelassen, bzw. sehr verschieden gewichtet haben.

Thomas
 
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Als nicht neurotypischer Mensch ...

Ja, als nicht typischer Mensch lernt man ggf. auch nichttypisch. :rolleyes:
Synästhesie ist bei ca 4% der Bevölkerung zu finden in mehr oder wenig starker Ausprägung und die anderen Beispiele (Fotograf. Gedächtnis) sind noch seltener.
Obwohl ich auch hier 'Nachahmung' und 'Ausbrobieren' vermuten würde, denn auch ein an manchen Stellen anders arbeitendes Gehirn wird keinen völlig anderen Lernprozess haben.

...
Weil ich selbst genug Menschen kenne, die beim Lernen (eines Instruments) die eine oder andere der Komponenten ausgelassen, bzw. sehr verschieden gewichtet haben.
...

Diese Aussage ist imo zu undifferenziert.
Du wirst a) die Leute nicht zu 100% im Lernprozess begleiten, so dass du lange Lernphasen nicht miterlebst und die volle Gewichtung nicht abschätzen kannst (und bist du Wissenschaftler, der das systematisch machst oder ist das subjektiv?) und b) nachahmen und ausprobieren immer Hand in Hand gehen. Man ahmt den Trainer nach und es wird probiert, bis man das gezeigte schafft. Das kann man nicht trennen.

Zum Thema: der Threadersteller schreibt 'Trotz meiner Ambitionen bin ich ein furchtbarer Prokrastinierer.' und übt trotzdem 2 Stunden am Tag und 'Ich komme richtig gut weiter, was mir auch mein Klavierlehrer bestätigt, ' - wo ist eigentlich das Problem? Es gibt richtig guten Fortschritt, 2 Stunden Übezeit - ich würde denken, dass ist die eigentliche Lösung für viele, aber keine Ausgangslage für ein Problem.
 
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Wenn "Lernen" das Gleiche wäre bei allen Menschen, dann wären fliegen und kriechen auch das Gleiche.

Nichtmal der Lernprozess bei einer Person bleibt unverändert (bin als Gitarrist Piano-Späteinsteiger). Lernen ist dynamisch, fürs Lernen gibt es Zeitfenster. Sind die geschlossen, können die Leute gar nicht mehr lernen. Das Wichtigste ist also die Fähigkeit, seinen eigenen Lernprozess zu reflektieren und zu optimieren.

Wären Hirne gleich verdrahtet, wären die Menschen gleich. Dieser ideologische Traum wäre ein Horror. Aber wir haben nicht das gleiche Schicksal. Menschen brauchen zu jeder Zeit die Didaktik, die sie verlangen.
 
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Stop!
Bitte nicht derart abstrakt argumentieren, sondern konkret und nachvollziehbar zum Lernen des Klavierspielens schreiben.

Claus
 
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Man ahmt den Trainer nach und es wird probiert, bis man das gezeigte schafft. Das kann man nicht trennen.
Oder man kann es eben einfach auf Anhieb. Das ist für mich das "Normale" und ich habe lange Zeit geglaubt, alle Menschen wären so und würden so lernen. Weil ich genauso wie Du von der (falschen) These ausgegangen bin, alle Menschen lernen gleich, nämlich wie ich. Einen anderen Vergleich hat man ja zuerst einmal nicht.

Den Trainer nachahmen und das Gezeigte ausprobieren, bis man das dann endlich schafft ... Das klingt für mich nach einer äußerst mühsamen Methode, die mich eher davon abgeschreckt hätte, etwas zu lernen. Wenn ich etwas nicht auf Anhieb kapiert habe und konnte, habe ich es gelassen. Mich damit zu beschäftigen, wenn ich es nicht auf Anhieb konnte, das ist mir nie sinnvoll erschienen. Bis ich dann älter wurde und es tun musste. Aber lange Jahre habe ich nicht gedacht, dass man das tun muss. Das normale Lernen sah für mich anders aus, nämlich indem mir die Dinge einfach zugeflogen sind.

Deshalb ist Deine Aussage, alle Menschen lernen gleich, einfach nicht richtig. Es gibt gewisse Gruppen, die auf ähnliche Weise lernen, aber sicher nicht alle Menschen. Denn dann müssten ja alle so lernen wie ich. Was sie ganz sicher nicht tun.

Und der TE beschreibt auch eine gewisse Art des Lernens, die ich sehr gut kenne. Prokrastinieren bei Dingen, die man eigentlich lernen will. Und dann in der letzten Sekunde alles schnell durchspielen, durchlernen oder sonst etwas. Sich vielleicht sogar ganz feste Zeiten setzen wie 2 Stunden am Tag, damit man es überhaupt tut. Weil das eine feste Regel ist, die man einhalten muss. Ich habe auch so einen Zeitgeber, weil ich sonst nicht weiß, was ich am Tag geschafft habe. Ich will die Kontrolle, wie viel ich pro Tag geübt habe. Deshalb nehme ich alles, was ich spiele, selbst wenn es nur ein paar Töne sind, auf, damit ich sehen kann, wie viele Minuten das sind, wie viele Stunden. Die Aufnahmen sammle ich in einem Ordner für jeden Tag, für jede Woche, für jeden Monat. Und wenn da mal ein Datum fehlt für einen Tag, gerate ich manchmal in Panik. Weil ich meine Vorgabe nicht eingehalten habe. Wird allerdings jetzt besser. Ich werde ein bisschen entspannter. Aber am Anfang war das ganz schlimm.

Ich habe in den letzten beiden Nächten vor dem Abitur das Fischer Abiturlexikon durchgearbeitet. Und dann am nächsten Tag das Abitur bestanden. Das ist bestimmt nicht die Art, wie die meisten Leute lernen oder Abitur machen. Davor war ich fast das ganze Jahr nicht zur Schule gegangen. Wegen psychischer Probleme. Weshalb ich den TE sehr gut verstehen kann. Mit psychischen Problemen sieht die Welt einfach anders aus. Und man findet andere Lösungswege, andere Lernwege. Weil man muss und nicht anders kann. Nicht "normal" sein kann wie die anderen und nicht "normal" lernen kann wie die anderen.

Deshalb empfinde ich Deine Aussage, alle lernen gleich, fast als Beleidigung für Menschen wie mich. Auch wenn ich mich dadurch jetzt nicht angegriffen fühle. Aber ich empfinde das als Ignoranz. Nur weil es Leute gibt, die mühsam durch Nachahmung, Ausprobieren und langes Üben lernen, heißt das noch lange nicht, dass das normal ist oder dass das für alle gilt.

Dennoch bleibt die Tatsache bestehen, dass ein Instrument zu lernen selbst für sehr begabte Menschen ein langer Prozess ist. (Wobei lang abweichen kann zwischen Wochen und Jahren. Aber wenn man es gewöhnt ist, dass einem alles zufliegt, kommt es einem sehr lang vor, wenn man sich wochenlang mit der gleichen Sache beschäftigen muss.) Ich konnte viele Sachen gleich zu Anfang vom Blatt spielen, aber z.B. arbeite ich heute noch an Stücken, die ich vor langer Zeit angefangen habe. Natürlich nicht täglich. Und doch kommt immer noch etwas hinzu. Lange Unterbrechungen haben auch nicht dazu beigetragen, dass das Spielen besser wurde. Nach Jahren und Jahrzehnten immer wieder anfangen ist nicht die beste Methode.

Aber ich bin trotzdem froh, dass ich jetzt kontinuierlich dranbleibe und mich auch nicht mehr bei der Beschäftigung mit immer derselben Sache langweile. Was auch dazu führen kann, dass man prokrastiniert. Selbst bei Sachen, die man eigentlich liebt. Ein Widerspruch in sich, aber so ist es.
 
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Oder man kann es eben einfach auf Anhieb. ...

Du bringst mich zum lachen, das ist schön.

Du kannst also auf Anhieb die Techniken, Skalen, Tonfolgen, den Handgelenkskreis, die korrekten Fingertechniken, Cantabile, Rhythmus und Groove und was es sonst so schönes am Klavier gibt. Du ahmst den Lehrer nie nach, du kannst es auf Anhieb.

...
Deshalb empfinde ich Deine Aussage, alle lernen gleich, fast als Beleidigung für Menschen wie mich. Auch wenn ich mich dadurch jetzt nicht angegriffen fühle. Aber ich empfinde das als Ignoranz. Nur weil es Leute gibt, die mühsam durch Nachahmung, Ausprobieren und langes Üben lernen, heißt das noch lange nicht, dass das normal ist oder dass das für alle gilt.
....

Doch, es ist der normale Weg durch Nachahmung zu lernen, sich die Techniken draufzuschaffen ist jahrelanges Training und mühsam. Du spielst also die 9 Stufe des Henle Schwierigkeitsgrades auf Anhieb, wofür andere Jahre und tausende Stunden brauchen? Willst du uns jetzt beleidigen?

Auch du lernst durch Nachahmung und langes üben, was anderes brauchst du nicht zu behaupten.
 
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Du bringst mich zum lachen, das ist schön.

[...] wofür andere Jahre und tausende Stunden brauchen? Willst du uns jetzt beleidigen?

Auch du lernst durch Nachahmung und langes üben, was anderes brauchst du nicht zu behaupten.
Du machst mich gerade sehr wütend, und ich muss mich sehr beherrschen, denn der einzige, der hier beleidigend ist, bist du. Dazu noch der lächerliche Versuch sich mit "uns" hier zu solidarisieren, um die eigene Position zu stärken.

Asterixa hat dir sehr ausführlich beschrieben, wie es einem anders beim Lernen gehen kann. Wenn deine begrenzte Vorstellungskraft nicht ausreicht, um das nachzuvollziehen, ist das nicht ihre Schuld. Manche Menschen lernen anders als du. Das ist einfach so. Ich habe auch oft in meinem Leben Dinge ein einziges Mal angeschaut oder nachgelesen und sie dann gekonnt. Ich habe für mein Abitur fast nichts gelernt, es hat gereicht, da in der Schule mal nebenbei zuzuhören. Für viele Menschen ist das angesichts des Aufwands, den sie betreiben müssten unfassbar. Ist aber halt so. Manche reagieren dann so beleidigend, wie du, aber zum Glück sind das nur wenige, die so unverschämt sind.

Du kommst mir gerade wie ein mittelalterlicher Bauer vor, der bei etwas, das ihm mit seinem begrenzten Horizont unfassbar erscheint, reflexartig "Sie ist eine Hexe, verbrennt sie! Sie ist keine von uns!" ruft.
 
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Bitte kehrt doch zu einem sachlichen Diskussionsstil zurück, als langjährige Mitglieder des Forums kennt Ihr doch die Regeln.
Zitat:
3. Jeder User hat Anspruch auf respektvollen Umgang
  • Natürlich gibt es in einem Diskussionsforum Meinungsverschiedenheiten und diese dürfen selbstverständlich ausgetragen werden. Wichtig ist, dass dies respektvoll geschieht.
  • Die allgemeinen Regeln der Netiquette sind einzuhalten, persönliche Angriffe und Benutzung von Fäkalsprache müssen unterbleiben.
https://www.musiker-board.de/threads/board-regeln.1/
 
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